Бесплатно

Gedichte in Prosa

Текст
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена
Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Die Tagelöhner und der Weißhändige

Ein Gespräch

Tagelöhner

Was drängst du dich zu uns? Was willst du? Du gehörst nicht zu uns … Mach, daß du weiterkommst!

Der Weißhändige

Ich gehöre zu euch, Brüder!

Tagelöhner

Das wäre doch! Zu uns! Was fällt dir denn ein? Schau mal auf meine Hände. Siehst du, wie schmutzig die sind? Nach Dünger riechen sie und nach Teer, – deine Hände aber sind weiß. Wonach riechen die denn?

Der Weißhändige (seine Hände hinhaltend)

So rieche doch!

Tagelöhner (sie beriechend)

Was ist denn das? Gerade als röchen sie nach Eisen.

Der Weißhändige

Nach Eisen, so ist es. Volle sechs Jahre trug ich sie in Ketten.

Tagelöhner

Warum denn das?

Der Weißhändige

Darum, weil ich für euer Wohl gearbeitet habe, weil ich euch befreien wollte, euch geplagte, stumpfe Menschen; weil ich auftrat gegen eure Bedrücker, revoltierte … Da haben sie mich denn gefangengesetzt.

Tagelöhner

Gefangengesetzt? Ja, wer hieß dich denn auch revoltieren?!

– Zwei Jahre später –

Einer derselben Tagelöhner (zum anderen)

Hör mal, Peter … Du weißt doch noch, wie im vorvorigen Jahr so ’n weißhändiger Kerl mit dir schwatzte?

Zweiter Tagelöhner

Freilich … na, und?

Erster Tagelöhner

Nun, hängen werden sie ihn heute; so ’n Befehl ist gekommen.

Zweiter Tagelöhner

Hat er denn wieder revoltiert?

Erster Tagelöhner

Wieder revoltiert!

Zweiter Tagelöhner

Na … Weißt du was, Bruder Dmitry: laß uns zusehen, daß wir den Strick kriegen, mit dem er gehängt wird; so was soll doch ’n mächtiges Glück ins Haus bringen!

Erster Tagelöhner

Hast recht. Wollen doch zusehen, Bruder Peter.

Die Rose

Es war in den letzten Tagen des August … Der Herbst hatte bereits seinen Einzug gehalten.

Die Sonne ging unter. In plötzlichen, heftigen Güssen, doch ohne Donner und Blitz, war eben ein starker Regenschauer über unsere weite Ebene hinweggezogen. Der Garten vor dem Hause glühte und dampfte, ganz überflutet vom flammenden Abendrot und dem Naß des Regens.

Sie saß am Tisch im Wohnzimmer und blickte in starrem Nachdenken durch die halboffene Tür in den Garten hinaus.

Ich wußte, was damals in ihrer Seele vorging; wußte, daß sie nach einem kurzen, aber schmerzlichen Ringen sich in diesem Augenblick einem Gefühle ergab, das sie nicht länger zu bemeistern imstande war.

Plötzlich erhob sie sich, ging schnell in den Garten hinaus und verschwand.

Es verging eine Stunde … und noch eine Stunde: sie kam nicht wieder.

Da stand ich auf, trat aus dem Hause und wandte mich nach der Allee, durch welche – wie ich bestimmt voraussetzte – auch sie gegangen war.

Rings war alles in Dunkel gehüllt; die Nacht war schon hereingebrochen. Trotzdem war auf dem feuchten Kieswege, selbst durch den dichten Schleier der Finsternis hindurch noch rötlich schimmernd, ein rundlicher Gegenstand erkennbar.

Ich beugte mich herab. Es war eine junge, kaum aufgeblühte Rose. Noch vor zwei Stunden hatte ich dieselbe Rose an ihrem Busen gesehen.

Behutsam hob ich die in den Schmutz gefallene Blume auf, kehrte zum Wohnzimmer zurück und legte sie vor ihren Stuhl auf den Tisch.

Endlich kam auch sie zurück – durchmaß mit leichten Schritten das Zimmer und setzte sich an den Tisch. Ihr Antlitz war jetzt blasser, aber auch belebter; unstet, mit einem Anfluge lächelnder Befangenheit, irrten ihre gesenkten, scheinbar verkleinerten Augen umher. Da bemerkte sie die Rose, ergriff sie, betrachtete ihre zerdrückten, beschmutzten Blätter, blickte dann auf mich – und nun, plötzlich innehaltend, erglänzten ihre Augen in Tränen.

»Warum weinen Sie?« fragte ich.

»Um diese Rose da. Sehen Sie doch, was aus ihr geworden ist.«

Da versuchte ich es mit einer leisen Anspielung. »Ihre Tränen werden diese Flecken abwaschen,« bemerkte ich mit vielsagender Betonung.

»Tränen waschen nicht ab, Tränen versengen,« entgegnete sie, wandte sich zum Kamin und warf die Blume in die ersterbende Flamme.

»Feuer versengt noch besser als Tränen,« rief sie mit einer gewissen Entschlossenheit, – und ihre schönen Augen, in denen die Tränen noch schimmerten, strahlten in mutvollem und beglücktem Lächeln.

Da wußte ich, daß auch sie versengt war.

Letztes Wiedersehen

Wir waren einst Freunde, enge, treue Freunde … Doch es kam ein verhängnisvoller Augenblick – und wir entfremdeten uns, wurden Feinde.

Viele Jahre vergingen … Da kam ich eines Tages auf der Durchreise in die Stadt, in der er wohnte, und erfuhr, daß er hoffnungslos darniederliege und mich wiederzusehen wünsche.

Ich ging zu ihm, trat in sein Zimmer … unsere Blicke begegneten sich.

Kaum erkannte ich ihn wieder. Gott! Wie hatte das Leiden ihn entstellt!

Gelb, vertrocknet, mit vollständig kahlem Kopf und dünnem, ergrautem Bart, saß er in bloßem, eigens für ihn gefertigten Hemde da … Er vermochte den Druck selbst des leichtesten Gewandes nicht mehr zu ertragen. Hastig streckte er mir seine erschreckend hagere, gleichsam abgenagte Hand entgegen und brachte mühsam einige unverständliche Worte hervor – ob es ein Gruß, ob es ein Vorwurf war – wer mag es wissen? Seine entkräftete Brust geriet in krampfhafte Bewegung – und über die verengerten Pupillen seiner entzündeten Augen glitten zwei kümmerliche, leidensschwere Tränenperlen.

Mir blutete das Herz … Ich setzte mich neben ihn auf einen Stuhl und reichte ihm, während ich unwillkürlich den Blick vor dieser furchtbaren Entstellung senken mußte, auch meinerseits die Hand.

Allein mich überkam das Gefühl, als wäre das nicht seine Hand, die die meine umschlossen hielt.

Mir war, als säße zwischen uns ein hohes, stilles, bleiches Weib. Ein langer Schleier hüllt sie von Kopf bis zu Füßen ein. Ihre tiefliegenden, matten Augen schauen ins Leere, stumm sind ihre bleichen, strengen Lippen.

Dieses Weib schloß unsere Hände zusammen … Sie versöhnte uns auf immer.

Ja … der Tod hatte uns versöhnt …

Ein Besuch

Ich saß am offenen Fenster … morgens, frühmorgens am ersten Mai.

Noch war die Morgenröte nicht erschienen; aber die dunkle, laue Nacht war schon einer kühleren Dämmerung gewichen.

Noch war kein Nebel aufgestiegen, kein Lüftchen regte sich, alles lag noch in einfarbigem, stummem Schweigen … aber schon kündete sich das nahe Erwachen an, und in der morgenfrischen Luft schwamm feuchter, stärkender Taugeruch.

Plötzlich flog durch das offene Fenster mit leisem Schwirren und Rauschen ein großer Vogel zu mir ins Zimmer herein.

Ich fuhr zusammen und blickte empor … Es war kein Vogel, es war eine geflügelte, kleine, weibliche Gestalt, in einem schließenden, langen, schillernden Gewande.

Alles war grau an ihr, mit perlmutterartigem Schimmer; bloß die Innenseite ihrer Flügelchen zeigte den zarten roten Hauch einer erblühenden Rose; ein Kranz von Maiglöckchen umschloß die flatternden Locken ihres rundlichen Köpfchens, und gleich Fühlern eines Schmetterlings wiegten sich zwei Pfauenfedern anmutig auf ihrer lieblichen gewölbten Stirn. Sie flatterte einige Male an der Zimmerdecke umher; ihr winziges Antlitz lächelte; es lächelten auch ihre großen, schwarzen, glänzenden Augen.

Die mutwillige Lebhaftigkeit ihres launenhaften Fluges machte sie funkeln und blitzen gleich Diamanten. In der Hand hielt sie eine langgestielte Steppenblume: »Kaiserzepter« nennt sie das russische Volk, – auch ähnelt sie wirklich einem Zepter.

Und rasch über mich hinfliegend, berührte sie mit dieser Blume mein Haupt.

Ich haschte nach ihr … Doch schon war sie zum Fenster hinausgeflattert – und fort war sie …

Im Garten, aus dem Verdeck eines dichten Fliederbusches, rief ihr eine Turteltaube girrend den ersten Frühgruß zu – und in der Ferne, wo sie verschwand, begann der milchweiße Himmel sich langsam zu röten.

Ich erkannte dich, Göttin der Phantasie! Ein Zufall führte dich zu mir – du flogst davon zu den jungen Dichtern.

O Poesie! Jugend! Frauen- und Mädchenschönheit! Nur noch auf Augenblicke erscheint ihr in all eurem Glanze vor meiner Seele – frühmorgens bei Frühlings Erwachen!

Necessitas – Vis – Libertas

Ein Basrelief

Eine lange, knöchrige Greisin mit eisenhartem Antlitz und unbeweglich-stumpfem Blick kommt mit großen Schritten und stößt mit ihrer stockdürren Hand ein anderes Weib vor sich her.

Dies Weib ist von mächtigem Wuchs, kräftig, voll, mit Muskeln gleich einem Herkules, aber einem winzigen Köpfchen auf einem Stiernacken, – ist blind – und stößt ihrerseits ein kleines, schmächtiges Mädchen vor sich hin.

Dies Mädchen allein hat sehende Augen; sie sträubt sich, versucht sich umzuwenden, hebt ihre zarten, schönen Hände empor; ihr lebensvolles Antlitz hat den Ausdruck der Ungeduld und Entschlossenheit … Sie möchte nicht willenlos gehorchen, nicht dahin gehen, wohin sie gestoßen wird … und dennoch muß sie sich unterwerfen und gehen.

Necessitas – Vis – Libertas.

Wer Lust hat – mag es übersetzen.

Das Almosen

In der Nähe einer großen Stadt, auf dem breiten Fahrwege, ging ein alter, kranker Mann.

Schwankend war sein Schritt; unsicher, schleppend und stolpernd tappten seine abgemagerten Füße nur schwerfällig und matt vorwärts, als ob sie einem fremden Willen gehorchten. Sein Gewand hing in Lumpen um seinen Leib, sein bloßes Haupt fiel auf die Brust herab … Ihn verließen die Kräfte.

Er setzte sich auf einen Stein am Wege, neigte sich vornüber, stützte sich auf die Ellenbogen, bedeckte mit beiden Händen sein Antlitz, und zwischen seinen gekrümmten Fingern hervor quollen Tränen und tropften in den trockenen grauen Staub.

 

Er dachte vergangener Zeiten …

Er erinnerte sich, wie auch er einst gesund und reich gewesen – und wie er dann seine Gesundheit verlor – und seinen Reichtum an andere verschwendete, an gute und schlechte Freunde … Und nun, nun hatte er nicht einmal ein Stückchen Brot – alle hatten ihn verlassen, die Freunde noch früher als die Feinde … Sollte er sich nun wirklich so weit erniedrigen müssen, um Almosen zu betteln? Und Bitterkeit zog in sein Herz, und Scham. Seine Tränen aber rannen und rannen und tropften in den grauen Staub.

Mit einem Male hörte er, wie ihn jemand beim Namen rief: er richtete sein müdes Haupt empor – und erblickte vor sich einen Unbekannten.

Es war ein ernstes, würdevolles, aber nicht strenges Antlitz; die Augen nicht strahlend, aber klar; der Blick durchdringend, aber ohne Falsch.

»Du hast deinen Reichtum verschenkt,« ließ sich eine sanfte Stimme vernehmen … »Gereut es dich nicht, wohltätig gewesen zu sein?«

»Es gereut mich nicht,« antwortete der Greis mit einem Seufzer, »wenn ich auch jetzt freilich Hungers sterbe.«

»Wenn es nun auf der Welt keine Bettler gegeben hätte, welche dir ihre Hände hinstreckten,« fuhr der Unbekannte fort, »wenn niemand der Wohltaten bedürftig gewesen wäre, hättest du dann überhaupt wohltätig sein können?«

Der Greis gab keine Antwort – und verfiel in Nachdenken.

»So sei denn auch du jetzt nicht zu stolz, armer Bettler,« hub der Unbekannte wieder an, »mach dich auf, strecke deine Hand aus, gib auch du jetzt anderen guten Menschen Gelegenheit, durch die Tat zu beweisen, daß sie gut sind.«

Der Greis fuhr auf und blickte umher … doch der Unbekannte war schon verschwunden; – in der Ferne aber erschien auf dem Wege ein Wandrer.

Der Greis trat auf ihn zu – und streckte seine Hand aus. – Dieser Wandrer aber wandte sich mit mürrischem Blicke ab und gab ihm nichts.

Nach ihm kam aber ein zweiter – und der gab dem Greis ein kleines Almosen.

Und der Greis kaufte sich Brot für den erhaltenen Groschen – und süß schmeckte ihm der erbettelte Bissen – und keine Scham quälte mehr sein Herz – im Gegenteil: eine stille Freudigkeit war über ihn gekommen.

Das Insekt

Mir träumte, wir säßen unserer zwanzig in einem großen Zimmer mit offenen Fenstern.

Unter uns waren Frauen, Kinder und Greise …

Wir alle unterhielten uns über ganz alltägliche Dinge und sprachen laut durcheinander.

Plötzlich flog ein großes Insekt von etwa zwei Zoll Länge mit scharfem Summen ins Zimmer … flog herein, zog im Kreise umher und setzte sich dann an die Wand.

Es glich einer Fliege oder Wespe. – Der Leib war von schmutzigbrauner Farbe, ebenso die flachen harten Flügel; die gespreizten Füßchen borstig und der Kopf eckig und groß wie bei einer Libelle; und dieser Kopf und diese Füßchen – waren leuchtend rot wie Blut.

Dieses seltsame Insekt drehte fortwährend den Kopf, nach unten und oben, nach rechts und links, bewegte die Füßchen … dann plötzlich flog es von der Wand ab, flog summend durchs Zimmer – setzte sich von neuem und machte wieder seine häßlichen, widerwärtigen Bewegungen, ohne sich von der Stelle zu rühren.

In uns allen erregte es Abscheu, Schrecken, ja sogar Furcht … Niemand von uns hatte bisher etwas Ähnliches gesehen, alle schrien: »Jagt doch dies Ungeziefer hinaus!« – alle schwenkten von weitem ihre Taschentücher … aber keiner wagte heranzukommen … und sooft das Insekt aufflog, wich alles unwillkürlich zurück.

Nur einer aus dem Kreise, ein noch junger, blaß aussehender Mann, blickte auf uns übrige mit unverhohlenem Erstaunen. – Er zuckte die Achseln, lächelte und konnte durchaus nicht begreifen, was mit uns vorging und weshalb wir so aufgeregt seien. Er selbst konnte überhaupt kein Insekt wahrnehmen – hörte nicht das unheimliche Schwirren seiner Flügel.

Plötzlich richtete sich das Insekt gerade auf ihn hin, flog auf, preßte sich an seinen Kopf und stach ihn dicht über den Augen in die Stirn … Der junge Mann stieß einen schwachen Schrei aus – und brach tot zusammen.

Die entsetzliche Fliege flog unmittelbar darauf hinaus … Da erst errieten wir, was dies für ein Gast gewesen war.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»