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Hamlet und Don Quichotte

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Polonius.
Gnädiger Herr, die Königin wünscht Euch zu sprechen, und das sogleich.
 
 
Hamlet.
Seht Ihr die Wolke dort, beinah in Gestalt eines Kamels?
 
 
Polonius.
Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel.
 
 
Hamlet.
Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel.
 
 
Polonius.
Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel.
 
 
Hamlet.
Ober wie ein Walfisch!
 
 
Polonius.
Ganz wie ein Walfisch!
 
 
Hamlet.
Nun, so will ich zu meiner Mutter kommen, im Augenblick. —
 

Ist es nicht klar. daß in dieser Scene Polonius zu gleicher Zeit ein Höfling ist, der dem Prinzen nachgiebt, und ein Erwachsenen der einem kranken, störrrischen Knaben nicht widersprechen will? Polonius traut Hamlet nicht auf ein Haar, und er hat Recht. Bei dem bornirten Selbstvertrauen, das ihm eigen ist, schreibt er den Eigensinn Hamlets der Liebe zu Ophelien zu, und darin täuscht er sich selbstverständlich; aber er täuscht sich nicht bei der Schätzung des Charakters des Prinzen. Solche Menschen wie Hantlet sind in Wahrheit für die Masse ohne Nutzen; sie geben ihr Nichts, sie können sie nirgends führen, weil sie sich selbst nicht vom Flecke rühren. Und wie soll man führen, wenn man sich selbst nicht sicher ist, ob der Boden unter den Füßen fest steht? Dabei verachten solche Hamlete die Masse. Wer sich selbst nicht achtet – von uns, was könnte er achten? . . . Und ist die Masse werth, daß man sich mit ihr abgiebt? Sie ist so grob und schmutzig! Hamlet aber ist Aristokrat, nicht nur der Geburt nach.

Ein ganz anderes Bild als Polonius bietet uns Sancho Pansa dar. Er spottet im Gegentheil über Don Quichotte, weiß nur zu gut, daß er ein Verrückter ist, verläßt aber dennoch dreimal hintereinander seine Heimath, sein Haus, seine Frau und seine Tochter, um diesem Verrückten zu folgen, geht ihm überall nach, setzt sich allerhand Unaanehmlichkeiten aus, ist ihm in den Tod ergeben, glaubt ihm, stolzirt mit ihm und weint bitterlich, vor denr armseligen Lager knieend, auf welchem sein früherer Herr im Sterben liegt. Etwaige Aussichten auf Gewinn oder sonstige persönliche Vortheile – hiermit wäre diese Ergebenheit nicht zu erklären. Sancho Pansa besitzt zu viel Mutterwitz: er weiß nur zu gut, daß er außer Schlägen als der Waffenträger eines herumwandernden Ritters fat nichts zu erwarten hat. Der Grund seiner Hingebung ist tiefer zu suchen: sie wurzelt, wenn man sich so ausdrücken darf, in der vielleicht besten Eigenschaft der Masse – in der Veranlassung zu einer glücklichmachenden und ehrlichen Verblendung (leider sind ihr auch andere Verblendungen eigen!) in der Fähigkeit des uneigennützigen Enthusiasmus, der Geringschätzung aller direkten Persönlichen Vortheile, was beim armen Manne gleichbedeutend ist mit der Gleichgültigkeit gegen das tägliche Brot. Eine große, weltgeschichtlich bedeutende Eigenschaft! Die Masse hört gewöhnlich damit auf, daß sie von einem blinden Glauben beseelt, denselben Männern folgt, die sie selbst früher verspottete, die sie sogar verdammte und verfolgte; die aber, ohne sich von ihren Verfolgungen, von ihrem Fluchen, von ihrem Hohne abschrecken zu lassen, standhaft vorwärts gehen, ihren geistigen Blick nach den nur von ihnen gesehenen Ziele gerichtet – die suchen, fallen, sich aufheben und endlich finden . . . und mit Recht finden: nur derjenige findet, der von seinem Herzen geleitet wird. »Les grandes pensées viennent da coeur,« sagt Vauvenargue. Hamlete – finden Nichts und hinterlassen keine Spur außer der ihrer eigenen Person – hinterlassen keine That. Sie lieben nicht und glauben nicht – was sollten sie denn finden? Schon in der Chemie (nicht zu reden von der organischen lebendigen Natur) ist es nothwendig, zur Darstellung eines dritten Körpers zwei andere zu verbinden. Hamlete aber sind nur mit sich beschäftigt: sie sind einsam und deshalb auch unfruchtbar.

Man wird und einwenden: »Und Ophelia? wird sie denn nicht von Hamlet geliebt?

Wollen wir auch ihr ein Wort widmen, gleichzeitig aber auch von Dulcinea sprechen. Die Beziehungen unserer beiden Typen, des Hamlet und des Don Quichotte, zum Weibe sind sehr bezeichnend.

Don Quichotte liebt Dulcinea, ein Weib, das nicht existirt, und ist bereit für sie zu sterben. (Erinnern Sie sich seiner Worte, als er, besiegt und zu Boden geschleudert, seinem Besieger, der bereite die Lanze gegen ihn erhoben, sagt: »Durchbohret mich, Ritter! Meine Schwäche aber möge nicht Anlaß geben, den Ruhm der Dulcinea zu schmälern: ich behaupte trotz Allem, daß sie die vollkommenste Schönheit auf der Welt ist«). Seine Liebe ist eine ideale, reine Liebe, so sehr ideal, daß er sogar nicht die Nicht-Existenz des Gegenstandes seiner Leidenschaft bemerkt, so sehr rein, daß, als Dulcinea vor ihm in Gestalt einer gewöhnlichen und schmutzigen Bäuerin erscheint, er dem Zeugnisse seiner Augen nicht traut und sie für eine Verzauberte ansieht, die ein böser Zauberer im Bann hält. Ich selbst habe es schon auf meinen Wanderungen erlebt, daß Menschen auch für eine ebensowenig existirende Dulcinea starben, oder sich für ein gemeines und oftmals schmutziges Etwas opfern wollten, in welchem sie die Verwirklichung ihres Ideales sahen und dessen Verwandlung sie ebenfalls dem Einflusse böser – bald hätte ich gesagt: Zauberei – böser Zufälle oder Menschen zuschrieben. Ich habe sie gesehen, und wenn solche Menschen nicht mehr vorkommen sollten, dann möge sich das Buch der Geschichte für immer verschließen! in diesem Buche wird dann Nichts mehr zu lesen sein! Von Sinnlichkeit ist bei Don Quichotte keine Spur zu finden; alle seine Phantasieen sind keusch und sündlos, in der Tiefe seines Herzens ist sicherlich keine Hoffnung auf eine jemalige Vereinigung mit Dulcinea vorhanden – eine Vereinigung, vor der er sicherlich sogar zurückschrecken würde.

Und Hamlet: liebt er wirklich? Wäre es möglich, daß sein ironievoller Schöpfer selbst, Shakespeare, dieser tiefste Kenner des menschlichen Herzens, sich hätte entschließen können, einem Egoisten, einem Skeptiker, der von dem Gifte der Analyse durchdrungen ist – einem solchen ein liebendes, ergebenes Herz zu verleihen? Shakespeare ist in diesen Widerspruch nicht gerathen: dem aufmerksamen Leser kostet es nicht viel Mühe sich zu überzeugen, daß Hamlet ein sinnlicher, und im Stillen sogar wollüstiger Mensch ist (der Höfling Rosenkranz schmunzelt nicht umsonst – ohne dabei Worte zu gebrauchen – als Hamlet in seiner Gegenwart sich äußert, daß die Frauen ihm zuwider geworden seien), daß Hamlet, mit einem Worte, nicht liebt und sich nur anstellt – und dies sogar nachlässig! – als ob er liebe. Wir besitzen hierfür eine Bestätigung von Shakespeare selbst.

In der 1. Scene des III. Aufzuges sagt Hamlet zu Ophelia:

 
Ich liebte Euch einst.
 
 
Ophelia.
In der That, mein Prinz. Ihr machtet mich‘s glauben.
 
 
Hamlet.
Ihr hättet mir nicht glauben sollen . . . Ich liebte Euch nicht.
 

Und indem Hamlet dieses letzte Wort ausspricht, ist er der Wahrheit näher, als er selbst vermuthet. Seine Gefühle zu Ophelia, einem unschuldigen und bis zur Heiligkeit klaren Wesen, sind entweder cynsch (erinnern Sie sich seiner Worte seiner zweideutingen Anspielungen, als er, in der Scene der Theatervorstellung sie um die Erlaubniß angeht, zu liegen . . . in ihrem Schooße zu liegen). oder phrasenhaft (lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Scene zwischen ihm und Laertes, als er in das Grab Opheliens hineinspringt und in einer Sprache redet, die eines Bramarbas oder eines Fähnrichs Pistol würdig wäre: »Ich liebe Ophelien. Vierzigtausend Brüder mit ihrem ganzen Maß von Liebe hatten nicht meine Summe erreicht! . . . Und schwatzest du von Bergen, laß auf uns Millionen Hufen werfen, bis der Boden« u. s. w.). Sein ganzes Verhältniß zu Ophelia ist aber nichts Anderes, als das Sichbeschäftigen mit sich selbst, und in seinem Ausrufe: »O Nymphe! Schließ in Dein Gebet all meine Sünden ein!« sehen wir nichts Anderes, als das tiefe Bewußtsein der eigenen, krankhaften Ohnmacht – der Ohnmacht, zu lieben, welche sich abergläubisch vor dem »Heiligthum der Reinheit« beugt.

Es sei aber nunmehr genug der Betrachtungen dieser dunkeln Seiten des Hamletschen Typus, jener Seiten die eben deshalb uns mehr ärgern, weil sie uns näher und verständlicher sind. Wir wollen uns bemühen, auch dasjenige zu würdigen, was an ihm gesetzlich und deshalb an ihm ewig ist. Er verkörpert in sich das Element der Negation, jenes Element, weiches ein anderer großer Dichter uns in der Figur des Mephisto vorgeführt hat – indem er ihn von allein Rein-Menschlichen absondert. Hamlet ist der nämliche Mephisto, aber ein Mephisto, der in den lebendigen Kreis der menschlichen Natur eingeschlossen ist. Deshalb ist seine Negation nichts Böses – sie ist sogar gegen das Böse gerichtet. Die Negation im Hanrlet bezweifelt das Gute, aber das Böse bezweifelt sie nicht und tritt mit ihm in einen erbitterten Kampf ein. Das Gute bezweifelt sie, d. h., sie verdächtigt dessen Wahrheit und Aufrichtigkeit, und tritt gegen dasselbe auf, nicht als gegen das Gute, sondern als gegen das verfälschte Gute, hinter dessen Maske sich das Böse und die Lüge, seine Feinde von jeher verbergen. Hamlet lacht nicht dämonisch, mit dem theilnahmslosen Lachen des Mephisto; selbst sein bitteres Lächeln schon birgt eine Traurigkeit in sich, weiche von seinen Leiden spricht und uns deshalb auch mit ihm versöhnt. Der Skepticismus Hamlets ist auch nicht Indifferentismus, und eben darin besteht seine Bedeutung und sein Werth. Das Gute und das Böse, das Wahre und Falsche, Schöne und Häßliche fließen nicht bei ihm zusammen zu einem zufälligen, stummen und stumpfen Etwas. Der Skepticismus Hamlets äußert, indem er, so zu sagen, an die aktuelle Verwirklichung des Wahren nicht glaubt, dennoch ein unversöhniiches Widerstreben gegen das Falsche und wird somit zu einem Hauptkämpfer für dieselbe Wahrheit an welche er selbst nicht vollkommen glauben kann. In der Negation aber ist, ebenso wie im Feuer, eine vernichtende Kraft verhandelt – und wie gelangt man dazu, diese Kraft in den entsprechenden Grenzen zu erhalten, wo soll ihr der Haltepunkt angewiesen werden, wenn Dasjenige, was sie vernichten und was sie erhalten soll, oft unzertrennlich miteinander verschmolzen und verbunden erscheint? Da ist es eben, worin sich die oft schon hervorgehobene, tragische Seite des menschlichen Lebens darstellt: zur That gehört der Wille, zur That braucht man den Gedanken. Der Gedanke und der Wille sind aber von einander geschieden und entfernen sich mit jedem Tage mehr voneinander.

 
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