Der Zerrissene. Posse mit Gesang in drei Akten

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Der Zerrissene. Posse mit Gesang in drei Akten
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Johann Nestroy

Der Zerrissene

Posse mit Gesang in drei Akten

Musik von Adolf Müller

Nachwort und Anmerkungen von Wolfgang Neuber

Reclam

1959, 2021 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2021

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961913-2

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014074-1

www.reclam.de

Inhalt

  Der Zerrissene

  Zu dieser Ausgabe

  Anmerkungen

  Literaturhinweise

  Nachwort

[5]Der Zerrissene

[6]Personen

HERR VON LIPS, ein Kapitalist

STIFLER

SPORNER seine Freunde

WIXER

MADAME SCHLEYER

GLUTHAMMER, ein Schlosser

KRAUTKOPF, Pächter auf einer Besitzung des Herrn von Lips

KATHI, seine Anverwandte

STAUBMANN, Justitiarius

Bediente bei Herrn von Lips:

ANTON

JOSEF

CHRISTIAN

Knechte bei Krautkopf:

ERSTER

ZWEITER

DRITTER

VIERTER

GÄSTE, BEDIENTE, LANDLEUTE

Die Handlung geht im ersten Akt auf dem Landhause des Herrn von Lips vor. Der zweite und dritte Akt spielt auf Krautkopfs Pachthofe um acht Tage später.

Erstaufführung auf dem Theater an der Wien am 9. April 1844.

[7]Erster Akt

Die Bühne stellt einen eleganten Gartenpavillon vor. Im Prospekte rechts und links Türen, zwischen beiden in der Mitte des Prospektes eine große Glastüre, welche nach einem Balkon führt. Seite links Glastüre, Seite rechts ein Fenster. Durch die Glastür, welche auf den Balkon führt, hat man die Aussicht in eine pittoresk-gigantische Felsengegend. Rechts und links Tische und Stühle. Hinter der Mitteltüre rechts ein Ruhebett.

Erste Szene

Anton, Christian, Josef kommen durch die Türe links aus dem Hintergrunde vor.

ANTON (zu Christian und Josef, welche jeder drei Champagnerbouteillen tragen). So, tragt sie nur hinein, ’s werden nicht die Letzten sein! Wenn die einmal ins Trinken kommen –

JOSEF. Is doch ein guter Herr, was der für seine Gäst alles springen lasst.

CHRISTIAN. Wer sagt denn, dass er nur für die Gäst g’hört? Er trinkt schon selber auch sein honettes Quantum.

JOSEF. Und is doch immer so übel aufg’legt dabei; unbegreiflich bei dem Wein!

ANTON. Das versteht ihr nicht! Er hat ein zerrissenes Gemüt, da rinnt der Wein durch und kann nicht in Kopf steigen. Jetzt kümmerts euch nicht um Sachen, die euch nix angehn, und schauts zum Servieren!

[8]CHRISTIAN (indem er mit Josef abgeht). Ein zerrissnes Gemüt mit dem Geld!

JOSEF. ’s is stark!

(Beide in die Türe nach dem Speisesalon, Mitte rechts, ab.)

Zweite Szene

Anton; dann Gluthammer und ein Bursche, der einen Teil eines eisernen Geländers trägt.

ANTON (nach dem Balkon, Mitte des Hintergrundes, sehend). Wenn s’ nacher herauskommen, die ganze G’sellschaft, und der Herr sieht, dass die Altan’ noch kein G’länder hat, da krieg ich wieder d’ Schuld.

GLUTHAMMER (tritt durch die Mitteltüre links herein und trägt mit Anstrengung ein eisernes Balkongeländer; ein Bursche, der einen Teil des Geländers trägt, kommt mit und geht, nachdem er es auf den Balkon gestellt hat, sogleich ab). Meiner Seel, so ein eisernes G’länder wägt über sieben Lot.

ANTON. Na, endlich! Ich hab schon glaubt, der Herr Gluthammer lasst uns sitzen.

GLUTHAMMER. Von unserm Ort bis da herüber is ’s über a halbe Stund, wenn man leer geht; jetzt, wenn man so ein G’wicht tragt und a paarmal einkehren muss, da is a halber Tag weg, man weiß nicht, wo er hin’kommen is.

ANTON. Ja, das Einkehren, das hat mich auch schon oft in der Arbeit geniert.

GLUTHAMMER. Wir werden gleich fertig sein. (Öffnet die Balkontüre, tritt hinaus und stellt das Geländer auf.)

[9]ANTON. Nicht wahr, das is völlig schauerlich, wenn man über die Altan’ ins Wasser hinunterschaut?

GLUTHAMMER. ’s Wasser is halt immer ein schauerlicher Anblick.

ANTON. Und was ’s da draußt für ein’ Zug hat!

GLUTHAMMER. Mir scheint, von dem Zug hat der Fluss so ’s Reißen kriegt, das Ding schießt als wie a Wasserfall!

ANTON. Ich hätt eher das Fenster, was da war, zumauern lassen, unser Herr aber lasst’s zu einer Tür ausbrechen und eine Altan’ baun, wegen der Aussicht! Lauter so verruckte Gusto!

GLUTHAMMER. So, jetzt werden wir gleich – (fängt an tüchtig draufloszuhämmern).

ANTON. Aber, Freund, was fallt Ihm denn ein, so einen Lärm zu machen! Da drin is Tafel!

GLUTHAMMER. Ja, glaubt denn der Mussi Anton, ein eisernes Geländer pickt man mit Heftpflaster an?

ANTON. Da darf jetzt durchaus nicht klopft werd’n!

GLUTHAMMER. Na, so lassen wir’s halt derweil stehen, bis später. (Lässt das unbefestigte Geländer auf dem Balkon stehen und verlässt denselben.)

(Man hört im Speisesalon, Mitte rechts, den Toast ausbringen: »Der Herr vom Hause lebe hoch!«)

GLUTHAMMER. Da geht’s zu! Ihr müssts einen recht fidelen Herrn haben.

ANTON. Seine Gäst sein fidel, aber er – keine Spur! Ich muss jetzt nachschaun, ob s’ kein’ frischen Champagner brauchen. (Geht in den Speisesalon, Mitte rechts, ab.)

[10]Dritte Szene

Gluthammer; dann Kathi.

GLUTHAMMER (allein). Die reichen Leut haben halt doch ein göttliches Leben. Einen Teil vertrinken s’, den andern Teil verschnabulieren s’, a paar Teil verschlafen s’, den größten Teil verunterhalten s’! – Schad, ich hätt zum Reichtum viel Anlag g’habt; wenn sich so ein Millionär meiner ang’nommen hätt, hätt mich ausg’bild’t und hätt mir mit der Zeit ’s G’schäft übergeben – aus mir hätt was werden können.

KATHI (tritt zur Mitte links ein). Da werd ich den gnädigen Herrn finden, haben s’ g’sagt. (Gluthammer bemerkend.) Das is ja – is’s möglich!? – Meister Gluthammer –!?

GLUTHAMMER (Kathi betrachtend und seine Ideen sammelnd). Geduld – ich hab noch nicht den rechten Schlüssel zum Schloss der Erinnerung.

KATHI. Ich bin’s – die Krautkopfische Kathi!

GLUTHAMMER. Richtig – die Kathi! Na, was macht denn mein alter Freund Krautkopf?

KATHI. Was wird er machen? Bös is er auf ’n Meister Gluthammer, dass er sich seit anderthalb Jahren nicht bei ihm sehen lasst, und da hat er recht! Pichelsdorf is doch nur vier Stund’ weit von der Stadt.

GLUTHAMMER. Ich bin ja nicht mehr in der Stadt. Aber wie kommt denn die Jungfer Kathi da her? G’wiss das Pachtgeld vom Freund Krautkopf dem gnädigen Herrn überbringen?

KATHI. Muss denn ich nur Gäng für ’n Herrn Vettern machen, kann denn ich nicht meine eignen Angelegenheiten haben?

[11]GLUTHAMMER. Freilich! Ich kenn der Jungfer Kathi ihre Angelegenheiten nicht.

KATHI. Um eine Zahlung handelt sich’s aber doch, das hat der Meister erraten. Der gute gnädige Herr von Lips – er hat mich aus der Tauf gehoben –

GLUTHAMMER. Das kann so schwer nicht g’wesen sein –

KATHI. Meine Mutter hat einmal gedient im Haus, wie noch der alte Lips, der Fabrikant, g’lebt hat. Wie dann der junge Herr die vielen Häuser und Landgüter gekauft hat – das Pachtgut vom Vetter Krautkopf war auch dabei – da haben ich und meine Mutter uns gar nicht mehr in seine Nähe getraut als noblen Herrn, aber – (traurig) vor drei Jahren – wie’s uns gar so schlecht gangen is, die Weißnähterei wird zu schlecht bezahlt –

GLUTHAMMER. Wie überhaupt die weiblichen Arbeiten; wenn man selbst Marchandmode war, kann man das am besten beurteil’n.

 

KATHI. Das wohl, aber ein Schlossermeister wird da nicht viel davon verstehn.

GLUTHAMMER (seufzend). Oh, ich war auch Marchandmode!

KATHI. Hörn S’ auf mit die G’spaß!

GLUTHAMMER. Nein, ’s is furchtbarer Ernst, ich war Marchandmode, im Verlauf der Begebenheiten wird dir das alles klar werden.

KATHI. Da bin ich neugierig drauf.

GLUTHAMMER. Erzähl nur erst deine G’schicht aus.

KATHI. Die is schon so viel als aus. Wie’s uns so schlecht gangen is und d’ Mutter war krank, da bin ich zu meinem gnädigen Herrn Göden und hab hundert Gulden z’ leihen g’nommen; er hat mir’s an der Stell geben und hat [12]g’lacht, wie ich vom Z’ruckzahlen g’red’t hab! Meiner Frau Mutter hab ich aber noch auf ’n Tot’nbett versprechen müssen, recht fleißig und sparsam zu sein und auf die Schuld ja nicht zu vergessen; und das hab ich auch g’halten. Ich bin nach der Frau Mutter ihr’n Tod zum Vetter Krautkopf kommen, da hab ich gearbeitet und gearbeitet und gespart und gespart, und nach dritthalb Jahren waren die hundert Gulden erübrigt! Jetzt bin ich da, beim Herrn Göden Schulden zahl’n.

GLUTHAMMER. Schulden zahl’n –?! An so was denk ich gar nicht mehr.

KATHI. Wie kann der Meister so reden als ordentlicher Handwerksmann und Meister?

GLUTHAMMER. Meister? Ich bin seit fünf Monaten wieder G’sell und nur mit Krebsaugen blick ich auf meine Meisterschaft zuruck.

KATHI (erstaunt und mitleidsvoll). Is’s möglich!

GLUTHAMMER. Wenn man Marchandmode war, is alles möglich.

KATHI. Das is aber das Unbegreifliche –

GLUTHAMMER. Im Verlauf der Begebenheiten wird alles klar. Ich hab mich verliebt – jetzt wird’s bald zwei Jahr, in eine Putzerin, in eine reine, schneeblühweißgewaschne Seele.

KATHI (mit gutmütiger Ironie). Und aufs Waschen scheint der Herr große Stück zu halten.

GLUTHAMMER. Hab es noch keinen Samstag unterlassen. Dass ich also weiter sag: sie hat mich ang’red’t, ich soll ihr d’ Marchandmoderei lernen lassen. Ich hab sie also gleich in die Lehr geb’n, und in kurzer Zeit hat sie alles in klein’ Finger g’habt – was man nur von einer Mamsell [13]wünschen kann – und so war sie Mamsell. Da stirbt die alte Marchandmode, s’ Heirat’n is uns von Anfang schon in Kopf g’steckt – so hat sie mir zug’red’t, ich soll ihr das G’schäft von der toten Madame kaufen. Um viertausend Gulden war’s z’ hab’n, d’ Hälfte hab ich gleich bar aus’zahlt, und so war die Meinige Madame, nur ’s Heiraten hat noch g’fehlt zur vollständigen Glückseligkeit. Da – (seufzt).

KATHI. Sie wird doch nicht g’storben sein?

GLUTHAMMER. Im Verlauf der Begebenheiten wird das alles klar. Die Hochzeit war bestimmt, ’s Brautkleid war fertig, mein blauer Frack g’wend’t, (mit Schluchzen) die Anginene begelt, d’ Gäst eing’laden – Person à zwei Gulden – (beinahe in Tränen ausbrechend) ohne Wein –

KATHI (tröstend). Na, g’scheit, Herr Gluthammer!

GLUTHAMMER. Den Tag vor der Hochzeit geh ich zu ihr, sie war aber nicht z’ Haus.

KATHI. War sie eine Freundin vom Spazierngehn?

GLUTHAMMER. Im Verlauf der Begebenheiten wird das alles klar. Sie is von der Stund an nicht mehr nach Haus kommen, ich hab s’ g’sucht, ich hab s’ g’meld’t, ich hab s’ woll’n austrommeln lassen, aber ’s derf nur a Feuerwerk aus’trommelt wer’n in der Stadt – mit ein’ Wort, es war alles umsonst, ich war Strohwitiber, bin Strohwitiber geblieben, und das Stroh bring ich auf der Welt nicht mehr aus ’n Kopf.

KATHI. Mein Gott, man muss sich gar viel aus ’n Kopf schlagen.

GLUTHAMMER. Oh, so was bleibt! Und dann die Folgen: ’s G’schäft war einmal kauft, zweitausend Gulden war ich drauf schuldig – denk ich mir, zu was brauch ich zwei [14]G’werber, es is das G’scheiteste, ich verkauf eins. Da hab ich mein Schlosserg’werb verkauft und bin Marchandmode blieben.

KATHI. Das war aber auch ein Gedanken –

GLUTHAMMER. Wär kein schlechter Gedanken g’wesen, aber man war ungerecht gegen mich. Die Kundschaften haben g’sagt, ich hätt keinen Geschmack, weil ich alles in Schwarz und Hochrot hab arbeiten lassen. Nach vier Monat war ich nix als eine zugrund’gegangene Marchandmode, und um meinen Gläubigern aus ’n G’sicht zu kommen, hab ich müssen aufs Land als Schlosserg’sell gehn. Das is der vollständige Verlauf der Begebenheiten, wie sie sich nacheinander verloffen haben. Oh, meine Mathilde –!

KATHI. Die Person war eine Undankbare, is gar nicht wert, dass sich der Herr Gluthammer kränkt um sie.

GLUTHAMMER. Was!? Sie liebt mich! Sie is offenbar mit Gewalt fortgeschleppt worden, wird wo als Gefangene festgehalten und hat keinen andern Gedanken, als nur in meine Arme zurückzukehren.

KATHI. Da g’hört sich ein starker Glauben dazu.

GLUTHAMMER. O Gott! Wenn ich alles so g’wiss wüsst –! Wenn ich den Räuber so g’wiss ausfindig z’machen wüsst – Jungfer Kathi – (nimmt sie bei der Hand) dem ging’s schlecht! – (Ihre Hand heftig schüttelnd.) Der wurd auf schlosserisch in die Arbeit g’nommen –

KATHI. Na, na –! Denk der Herr nur, dass ich kein Rauber bin.

GLUTHAMMER. Nehmen Sie’s nicht übel, aber wenn ein Schlosser in die Aufwallung kommt –

[15]Vierte Szene

Anton; die Vorigen.

ANTON (aus der Mitte rechts des Speisesalons kommend; die Tür bleibt offen). Leuteln, machts, dass ’s fortkommts, der Herr kommt gleich mit die Gäst heraus.

KATHI. Das is g’scheit, ich kann also da sprechen mit ’n gnädigen Herrn?

ANTON. Beileib nicht! Das wär jetzt höchst ungelegen!

KATHI. So werd ich halt draußen warten.

ANTON. Geh d’ Jungfer in Garten spazieren!

GLUTHAMMER. Meine Arbeit mach ich halt später.

ANTON. Freilich!

GLUTHAMMER. Komm die Kathi! Die Mathilde is verloren – (nimmt sie beim Arm) aber ihn werd ich finden, den Mathildenschnipfer – (grimmig) und dann werden wir was erleben von einer nagelneuen Zermalmungsmethod –

KATHI (aufschreiend). Ah, probierts die Methode, wo Ihr wollt, aber nicht an mein’ Arm!

GLUTHAMMER. Nehmen Sie’s nicht übel, aber es gibt Momente, wo der ganze Schlosser in mir erwacht, und da merkt man keine Spur, dass ich jemals Marchandmode g’wesen bin. (Geht mit Kathi durch die Glastüre links ab.)

ANTON (nach dem Speisesalon sehend, dessen Türe offen geblieben). Da kommt der Herr – und das G’sicht, was er macht – ich geh! (Geht ebenfalls durch die Glastüre links ab.)

[16]Fünfte Szene

Lips, allein.

LIPS (tritt zur Mitte rechts während dem Ritornell des folgenden Liedes aus der Türe des Speisesalons auf).

Lied

1.

Ich hab vierzehn Anzüg, teils licht und teils dunkel,

Die Frack’ und die Pantalon, alles von Gunkel.

Wer mich anschaut, dem kommet das g’wiss nicht in Sinn,

Dass ich trotz der Garderob ein Zerrissener bin.

Mein Gemüt is zerrissen, da is alles zerstückt,

Und ein z’rissnes Gemüt wird ein’ nirgends geflickt.

Und doch – müsst i erklärn wem den Grund von mein Schmerz,

So stundet ich da als wie ’s Mandl beim Sterz;

Meiner Seel, ’s is a fürchterlichs G’fühl,

Wenn man selber nicht weiß, was man will!

2.

Bald möcht ich die Welt durchflieg’n, ohne zu rasten,

Bald is mir der Weg z’ weit vom Bett bis zum Kasten;

Bald lad ich mir Gäst a paar Dutzend ins Haus,

Und wie s’ da sein, so werfet ich s’ gern alle h’naus.

Bald ekelt mich ’s Leben an, nur ’s Grab find ich gut,

Gleich drauf möcht ich so alt wer’n als der ewige Jud;

[17]Bald hab ich die Weiber alle bis daher satt,

Gleich drauf möcht ich ein Türk sein, der s’ hundertweis hat;

Meiner Seel, ’s is a fürchterlichs G’fühl,

Wenn man selber nicht weiß, was man will!

Armut is ohne Zweifel das Schrecklichste. Mir dürft einer zehn Millionen herlegen und sagen, ich soll arm sein dafür, ich nehmet s’ nicht. Und was schaut anderseits beim Reichtum heraus? Auch wieder ein ödes, abgeschmacktes Leben. Langweile heißt die enorm horrible Göttin, die gerade die Reichen zu ihrem Priestertum verdammt, Palais heißt ihr Tempel, Salon ihr Opferaltar, das laute Gamezen und das unterdrückte Gähnen ganzer Gesellschaften ist der Choral und die stille Andacht, mit der man sie verehrt. – Wenn einem kleinen Buben nix fehlt und er is grantig, so gibt man ihm a paar Braker, und ’s is gut. Vielleicht helfet das bei mir auch, aber bei einem Bub’n in meinem Alter müssten die Schläg vom Schicksal ausgehn, und von da hab ich nix zu riskiern; meine Gelder liegen sicher, meine Häuser sind assekuriert, meine Realitäten sind nicht zum Stehlen – ich bin der Einzige in meiner Familie, folglich kann mir kein teurer Angehöriger sterben, außer ich selber, und um mich werd ich mir auch die Haar’ nicht ausreißen, wenn ich einmal weg bin – für mich is also keine Hoffnung auf Aufrieglung, auf Impuls. – Jetzt hab ich Tafel g’habt – wenn ich nur wüsst, wie ich bis zu der nächsten Tafel die Zeit verbring! – Mit Liebesabenteuer? – Mit Spiel –? Das Spielen is nix für einen Reichen; wem ’s Verliern nicht mehr wehtut, dem macht ’s Gewinnen auch ka Freud! – [18]Abenteuer –? Da muss ich lachen! Für einen Reichen existieren keine Liebesabenteuer. Können wir wo einsteigen? Nein, sie machen uns so überall Tür und Tor auf! – Werden wir über a Stieg’n g’worfen? Nein, Stubenmädl und Bediente leuchten uns respektvoll hinab. Werden auf uns Sulteln gehetzt? Wird was hinabg’schütt’t auf uns? Nein, Papa und Mama bitten uns, dass wir ihr Haus bald wieder beehren. – Und selbst die Eh’männer – sind auch meistens gute Leut. Wie selten kommt eine Spanische-Rohr-Rache ins Spiel? Die korsische Blutrache liegt gar ganz in Talon. Wann hört man denn, dass ein Eh’mann einen Kugelstutzen nimmt und unsereinem nachschießt? Ja, anreden tun s’ ein’, dass man ihnen was vorschießt. (Deutet Geldgeben.) Das is die ganze Rache! Wo sollen da die Abenteuer herkommen? Man is und bleibt schon auf fade Alletagsgenüsse reduziert, die man mit Hilfe der Freundschaft hinunterwürgt. Das is noch das Schönste, über Mangel an Freunden darf sich der Reiche nicht beklagen. Freunde hab ich und das, was für Freunde! Den warmen Anteil, den sie nehmen, wenn s’ bei mir essen, das heiße Mitgefühl, wenn s’ mit mir z’gleich einen Punschdusel kriegen, und die treue Anhänglichkeit! Ob einer zum Losbringen wär! – Keine Möglichkeit! Ich bin wirklich ein beneidenswerter Kerl, nur schad, dass ich mich selber gar nicht beneid! –

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