Die natürliche Tochter

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Die natürliche Tochter
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Johann Wolfgang von Goethe



Die natürliche Tochter





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Inhaltsverzeichnis





Titel







Die natürliche Tochter







Personen.







Erster Aufzug







Zweiter Aufzug







Dritter Aufzug







Vierter Aufzug







Fünfter Aufzug







Impressum neobooks







Die natürliche Tochter



Personen.




König




Herzog




Graf




Eugenie




Hofmeisterin




Sekretär




Weltgeistlicher




Gerichtsrat




Gouverneur




Äbtissin




Mönch







Erster Aufzug




Dichter Wald.







Erster Auftritt




König. Herzog.





KÖNIG.



Das flücht'ge Ziel, das Hunde, Roß und Mann,



Auf seine Fährte bannend, nach sich reißt,



Der edle Hirsch, hat über Berg und Tal



So weit uns irr' geführt, daß ich mich selbst,



Obgleich so landeskundig, hier nicht finde.



Wo sind wir, Oheim? Herzog, sage mir,



Zu welchen Hügeln schweiften wir heran?



HERZOG.



Der Bach, der uns umrauscht, mein König, fließt



Durch deines Dieners Fluren, die er deiner



Und deiner Ahnherrn königlicher Gnade,



Als erster Lehnsmann deines Reiches, dankt.



An jenes Felsens andrer Seite liegt



Am grünen Hang ein artig Haus versteckt,



Dich zu bewirten keineswegs gebaut;



Allein bereit, dich huld'gend zu empfangen.



KÖNIG.



Laß dieser Bäume hochgewölbtes Dach



Zum Augenblick des Rastens freundlich schatten.



Laß dieser Lüfte liebliches Geweb'



Uns leis umstricken, daß an Sturm und Streben



Der Jagdlust auch der Ruhe Lust sich füge.



HERZOG.



Wie du auf einmal völlig abgeschieden



Hier hinter diesem Bollwerk der Natur,



Mein König, dich empfindest, fühl' ich mit.



Hier dränget sich der Unzufriednen Stimme,



Der Unverschämten offne Hand nicht nach.



Freiwillig einsam merkest du nicht auf,



Ob undankbare schleichend sich entfernen.



Die ungestüme Welt reicht nicht hierher,



Die immer fordert, nimmer leisten will.



KÖNIG.



Soll ich vergessen, was mich sonst bedrängt,



So muß kein Wort erinnernd mich berühren.



Entfernten Weltgetöses Widerhall



Verklinge, nach und nach, aus meinem Ohr.



Ja, lieber Oheim, wende dein Gespräch



Auf Gegenstände, diesem Ort gemäßer.



Hier sollen Gatten aneinander wandeln,



Ihr Stufenglück in wohlgeratnen Kindern



Entzückt betrachten; hier ein Freund dem Freunde,



Verschloßnen Busen traulich öffnend, nahn.



Und gabst du nicht erst neulich stille Winke,



Du hofftest mir, in ruh'gen Augenblicken,



Verborgenes Verhältnis zu bekennen,



Drangvoller Wünsche holden Inbegriff,



Erfüllung hoffend, heiter zu gestehn?




HERZOG.



Mit größrer Gnade konntest du mich nicht,



O Herr, beglücken, als indem du mir



In diesem Augenblick die Zunge lösest.



Was ich zu sagen habe, könnt' es wohl



Ein andrer besser hören als mein König,



Dem unter allen Schätzen seine Kinder



Am herrlichsten entgegenleuchten, der



Vollkommner Vaterfreuden Hochgenuß



Mit seinem Knechte herzlich teilen wird?



KÖNIG.



Du sprichst von Vaterfreuden! Hast du je



Sie denn gefühlt? Verkümmerte dir nicht



Dein einz'ger Sohn durch rohes, wildes Wesen,



Verworrenheit, Verschwendung, starren Trutz



Dein reiches Leben, dein erwünschtes Alter?



Verändert er auf einmal die Natur?



HERZOG.



Von ihm erwart' ich keine frohen Tage!



Sein trüber Sinn erzeugt nur Wolken, die,



Ach! meinen Horizont so oft verfinstern.



Ein anderes Gestirn, ein andres Licht



Erheitert mich. Und wie in dunklen Grüften,



Das Märchen sagt's, Karfunkelsteine leuchten,



Mit herrlich mildem Schein der öden Nacht



Geheimnisvolle Schauer hold beleben,



So ward auch mir ein Wundergut beschert,



Mir Glücklichem! das ich mit Sorgfalt, mehr



Als den Besitz ererbt errungner Güter,



Als meiner Augen, meines Lebens Licht,



Mit Freud' und Furcht, mit Lust und Sorge pflege.



KÖNIG.



Sprich vom Geheimnis nicht geheimnisvoll.



HERZOG.



Wer spräche vor der Majestät getrost



Von seinen Fehlern, wenn sie nicht allein



Den Fehl in Recht und Glück verwandeln könnte.



KÖNIG.



Der wonnevoll geheim verwahrte Schatz?



HERZOG.



Ist eine Tochter.



KÖNIG.



Eine Tochter? Wie?



Und suchte, Fabelgöttern gleich, mein Oheim,



Zum niedern Kreis verstohlen hingewandt,



Sich Liebesglück und väterlich Entzücken?



HERZOG.



Das Große wie das Niedre nötigt uns,



Geheimnisvoll zu handeln und zu wirken.



Nur allzu hoch stand jene heimlich mir



Durch wundersam Geschick verbundne Frau,



Um welche noch dein Hof in Trauer wandelt



Und meiner Brust geheime Schmerzen teilt.




KÖNIG.



Die Fürstin? Die verehrte, nah verwandte,



Nur erst verstorbne?



HERZOG.



War die Mutter! Laß,



O laß mich nur von diesem Kinde reden,



Das, seiner Eltern wert und immer werter,



Mit edlem Sinne sich des Lebens freut.



Begraben sei das übrige mit ihr,



Der hochbegabten, hochgesinnten Frauen.



Ihr Tod eröffnet mir den Mund, ich darf



Vor meinem König meine Tochter nennen,



Ich darf ihn bitten: sie zu mir herauf,



Zu sich herauf zu heben, ihr das Recht



Der fürstlichen Geburt vor seinem Hofe,



Vor seinem Reiche, vor der ganzen Welt



Aus seiner Gnadenfülle zu bewähren.



KÖNIG.



Vereint in sich die Nichte, die du mir,



So ganz erwachsen, zuzuführen denkst,



Des Vaters und der Mutter Tugenden:



So muß der Hof, das königliche Haus,



Indem uns ein Gestirn entzogen wird,



Den Aufgang eines neuen Sterns bewundern.



HERZOG.



O kenne sie, eh' du zu ihrem Vorteil



Dich ganz entscheidest. Laß ein Vaterwort



Dich nicht bestechen! Manches hat Natur



Für sie getan, das ich entzückt betrachte,



Und alles, was in meinem Kreise webt,



Hab' ich um ihre Kindheit hergelagert.



Schon ihren ersten Weg geleiteten



Ein ausgebildet Weib, ein weiser Mann.



Mit welcher Leichtigkeit, mit welchem Sinn



Erfreut sie sich des Gegenwärtigen,



Indes ihr Phantasie das künft'ge Glück



Mit schmeichelhaften Dichterfarben malt.



An ihrem Vater hängt ihr frommes Herz,



Und wenn ihr Geist den Lehren edler Männer,



Sich stufenweis entwickelnd, friedlich horcht:



So mangelt Übung ritterlicher Tugend



Dem wohlgebauten, festen Körper nicht.



Du selbst, mein König, hast sie unbekannt



Im wilden Drang der Jagd um dich gesehn.



Ja, heute noch! die Amazonentochter,



Die in den Floß dem Hirsche sich zuerst



Auf raschem Pferde flüchtig nachgestürzt.




KÖNIG.



Wir sorgten alle für das edle Kind!



Ich freue mich, sie mir verwandt zu hören.



HERZOG.



Und nicht zum erstenmal empfand ich heute,



Wie Stolz und Sorge, Vaterglück und Angst



Zu übermenschlichem Gefühl sich mischen.



KÖNIG.



Gewaltsam und behende riß das Pferd



Sich und die Reiterin auf jenes Ufer,



In dichtbewachsner Hügel Dunkelheit.



Und so verschwand sie mir.



HERZOG.



Noch einmal hat



Mein Auge sie gesehen, eh' ich sie



Im Labyrinth der hast'gen Jagd verlor.



Wer weiß, welch ferne Gegend sie durchstreift,



Verdroßnen Muts, am Ziel sich nicht zu finden,

 



Wo, ihrem angebeteten Monarchen sich



In ehrerbietiger Entfernung anzunähern,



Allein ihr jetzt erlaubt ist, bis er sie



Als Blüte seines hochbejahrten Stammes



Mit königlicher Huld zu grüßen würdigt.



KÖNIG.



Welch ein Getümmel seh' ich dort entstehn?



Welch einen Zulauf nach den Felsenwänden?




Er winkt nach der Szene.






Zweiter Auftritt




Die Vorigen. Graf.





KÖNIG.



Warum versammelt sich die Menge dort?



GRAF.



Die kühne Reiterin ist eben jetzt



Von jener Felsenwand herabgestürzt.



HERZOG.



Gott!



KÖNIG.



Ist sie sehr beschädigt?



GRAF.



Eilig hat



Man deinen Wundarzt, Herr, dahingerufen.



HERZOG.



Was zaudr' ich? Ist sie tot, so bleibt mir nichts,



Was mich im Leben länger halten kann.






Dritter Auftritt




König. Graf.





KÖNIG.



Kennst du den Anlaß der Begebenheit?



GRAF.



Vor meinen Augen hat sie sich ereignet.



Ein starker Trupp von Reitern, welcher sich



Durch Zufall von der Jagd getrennt gesehn,



Geführt von dieser Schönen, zeigte sich



Auf jener Klippen waldbewachsner Höhe.



Sie hören, sehen unten in dem Tal



Den Jagdgebrauch vollendet. Sehn den Hirsch



Als Beute liegen seiner kläffenden



Verfolger. Schnell zerstreuet sich die Schar,



Und jeder sucht sich einzeln seinen Pfad,



Hier oder dort, mehr oder weniger



Durch einen Umweg. Sie allein besinnt



Sich keinen Augenblick und nötiget



Ihr Pferd von Klipp' zu Klippe, grad herein.



Des Frevels Glück betrachten wir erstaunt;



Denn ihr gelingt es eine Weile, doch



Am untern steilen Abhang gehn dem Pferde



Die letzten, schmalen Klippenstufen aus,



Es stürzt herunter, sie mit ihm. So viel



Konnt' ich bemerken, eh' der Menge Drang



Sie mir verdeckte. Doch ich hörte bald



Nach deinem Arzte rufen. So erschein' ich nun



Auf deinen Wink, den Vorfall zu berichten.



KÖNIG.



O möge sie ihm bleiben! Fürchterlich



Ist einer, der nichts zu verlieren hat.



GRAF.



So hat ihm dieser Schrecken das Geheimnis



Auf einmal abgezwungen, das er sonst



Mit so viel Klugheit zu verbergen strebte?



KÖNIG.



Er hatte schon sich völlig mir vertraut.



GRAF.



Die Lippen öffnet ihm der Fürstin Tod,



Nun zu bekennen, was für Hof und Stadt



Ein offenbar Geheimnis lange war.



Es ist ein eigner, grillenhafter Zug,



Daß wir durch Schweigen das Geschehene



Für uns und andre zu vernichten glauben.



KÖNIG.



O laß dem Menschen diesen edlen Stolz.



Gar vieles kann, gar vieles muß geschehn,



Was man mit Worten nicht bekennen darf.



GRAF.



Man bringt sie, fürcht' ich, ohne Leben her!



KÖNIG.



Welch unerwartet, schreckliches Ereignis!






Vierter Auftritt




Die Vorigen. Eugenie, auf zusammengeflochtenen Ästen für tot hereingetragen. Herzog. Wundarzt. Gefolge.





HERZOG zum Wundarzt.



Wenn deine Kunst nur irgend was vermag,



Erfahrner Mann, dem unsers Königs Leben,



Das unschätzbare Gut, vertraut ist, laß



Ihr helles Auge sich noch einmal öffnen,



Daß Hoffnung mir in diesem Blick erscheine!



Daß aus der Tiefe meines Jammers ich



Nur Augenblicke noch gerettet werde!



Vermagst du dann nichts weiter, kannst du sie



Nur wenige Minuten mir erhalten:



So laßt mich eilen, vor ihr hinzusterben,



Daß ich im Augenblick des Todes noch



Getröstet rufe: Meine Tochter lebt!



KÖNIG.



Entferne dich, mein Oheim! daß ich hier



Die Vaterpflichten treulich übernehme.



Nichts unversucht läßt dieser wackre Mann.



Gewissenhaft, als läg' ich selber hier,



Wird er um deine Tochter sich bemühen.



HERZOG.



Sie regt sich!



KÖNIG.



Ist es wahr?



GRAF.



Sie regt sich!



HERZOG.



Starr



Blickt sie zum Himmel, blickt verirrt umher.



Sie lebt! sie lebt!



KÖNIG ein wenig zurücktretend.



Verdoppelt eure Sorge!



HERZOG.



Sie lebt! sie lebt! Sie hat dem Tage wieder



Ihr Aug' eröffnet. Ja! sie wird nun bald



Auch ihren Vater, ihre Freunde kennen.



Nicht so umher, mein liebes Kind, verschwende



Die Blicke staunend, ungewiß; auf mich,



Auf deinen Vater wende sie zuerst.



Erkenne mich, laß meine Stimme dir



Zuerst das Ohr berühren, da du uns



Aus jener stummen Nacht zurückekehrst.



EUGENIE die indes nach und nach zu sich gekommen ist und sich aufgerichtet hat.



Was ist aus uns geworden?



HERZOG.



Kenne mich



Nur erst! – Erkennst du mich?



EUGENIE.



Mein Vater!



HERZOG.



Ja!



Dein Vater, den mit diesen holden Tönen



Du aus den Armen der Verzweiflung rettest.



EUGENIE.



Wer bracht' uns unter diese Bäume?



HERZOG dem der Wundarzt ein weißes Tuch gegeben.



Bleib



Gelassen, meine Tochter! Diese Stärkung,



Nimm sie mit Ruhe, mit Vertrauen an!




EUGENIE sie nimmt dem Vater das Tuch ab, das er ihr vorgehalten und verbirgt ihr Gesicht darin. Dann steht sie schnell auf, indem sie das Tuch vom Gesicht nimmt.



Da bin ich wieder! – Ja, nun weiß ich alles.



Dort oben hielt ich, dort vermaß ich mich



Herab zu reiten, grad herab. Verzeih!



Nicht wahr, ich bin gestürzt? Vergibst du mir's?



Für tot hob man mich auf? Mein guter Vater!



Und wirst du die Verwegne lieben können,



Die solche bittre Schmerzen dir gebracht?



HERZOG.



Zu wissen glaubt' ich, welch ein edler Schatz



In dir, o Tochter, mir beschieden ist;



Nun steigert mir gefürchteter Verlust



Des Glücks Empfindung ins Unendliche.



KÖNIG der sich bisher im Grunde mit dem Wundarzt und dem Grafen unterhalten, zu dem letzten.



Entferne jedermann! ich will sie sprechen.






Fünfter Auftritt




König. Herzog. Eugenie.





KÖNIG näher tretend.



Hat sich die wackre Reiterin erholt?



Hat sie sich nicht beschädigt?



HERZOG.



Nein, mein König!



Und was noch übrig ist von Schreck und Weh,



Nimmst du, o Herr, durch deinen milden Blick,



Durch deiner Worte sanften Ton hinweg.



KÖNIG.



Und wem gehört es an, das liebe Kind?



HERZOG nach einer Pause.



Da du mich fragst, so darf ich dir bekennen;



Da du gebietest, darf ich sie vor dich



Als meine Tochter stellen.



KÖNIG.



Deine Tochter?



So hat für dich das Glück, mein lieber Oheim,



Unendlich mehr als das Gesetz getan.



EUGENIE.



Wohl muß ich fragen: ob ich wirklich denn



Aus jener tödlichen Betäubung mich



Ins Leben wieder aufgerafft? und ob,



Was mir begegnet, nicht ein Traumbild sei?



Mein Vater nennt vor seinem Könige



Mich seine Tochter. O, so bin ich's auch!



Der Oheim eines Königes bekennt



Mich für sein Kind, so bin ich denn die Nichte



Des großen Königs. O verzeihe mir



Die Majestät! wenn aus geheimnisvollem,



Verborgnem Zustand ich, ans Licht auf einmal



Hervorgerissen und geblendet, mich,



Unsicher, schwankend, nicht zu fassen weiß.




Sie wirft sich vor dem König nieder.




KÖNIG.



Mag diese Stellung die Ergebenheit



In dein Geschick, von Jugend auf, bezeichnen,



Die Demut, deren unbequeme Pflicht



Du, deiner höheren Geburt bewußt,



So manches Jahr im stillen ausgeübt!



Doch sei auch nun, wenn ich von meinen Füßen



Zu meinem Herzen dich herauf gehoben,




Er hebt sie auf und drückt sie sanft an sich.



Wenn ich des Oheims heil'gen Vaterkuß



Auf dieser Stirne schönen Raum gedrückt,



So sei dies auch ein Zeichen, sei ein Siegel:



Dich, die Verwandte, hab' ich anerkannt



Und werde bald, was hier geheim geschah,



Vor meines Hofes Augen wiederholen.




HERZOG.



So große Gabe fordert ungeteilten



Und unbegrenzten Dank des ganzen Lebens.



EUGENIE.



Von edlen Männern hab' ich viel gelernt,



Auch manches lehrte mich mein eigen Herz;



Doch meinen König anzureden, bin



Ich nicht entfernterweise vorbereitet.



Doch wenn ich schon das ganz Gehörige



Dir nicht zu sagen weiß, so möcht' ich doch



Vor dir, o Herr, nicht ungeschickt verstummen.



Was fehlte dir? was wäre dir zu bringen?



Die Fülle selber, die zu dir sich drängt,



Fließt, nur für andre strömend, wieder fort.



Hier stehen Tausende, dich zu beschützen,



Hier wirken Tausende nach deinem Wink;



Und wenn der einzelne dir Herz und Geist



Und Arm und Leben fröhlich opfern wollte:



In solcher großen Menge zählt er nicht,



Er muß vor dir und vor sich selbst verschwinden.



KÖNIG.



Wenn dir die Menge, gutes, edles Kind,



Bedeutend scheinen mag, so tadl' ich's nicht;



Sie ist bedeutend, mehr noch aber sind's



Die wenigen, geschaffen, dieser Menge



Durch Wirken, Bilden, Herrschen vorzustehn.



Berief hiezu den König die Geburt,



So sind ihm seine nächsten Anverwandten



Geborne Räte, die, mit ihm vereint,



Das Reich beschützen und beglücken sollten.



O träte doch in diese Regionen,



Zum Rate dieser hohen Wächter, nie



Vermummte Zwietracht, leise wirkend, ein!



Dir, edle Nichte, geb' ich einen Vater



Durch allgewalt'gen, königlichen Spruch;



Erhalte mir nun auch, gewinne mir



Des nahverwandten Mannes Herz und Stimme!



Gar viele Widersacher hat ein Fürst:



O laß ihn jene Seite nicht verstärken!



HERZOG.



Mit welchem Vorwurf kränkest du mein Herz!



EUGENIE.



Wie unverständlich sind mir diese Worte!



KÖNIG.



O lerne sie nicht allzu früh verstehn!



Die Pforten unsers königlichen Hauses



Eröffn' ich dir mit eigner Hand; ich führe



Auf glatten Marmorboden dich hinein.



Noch staunst du dich, noch staunst du alles an,



Und in den innern Tiefen ahnest du



Nur sichre Würde mit Zufriedenheit.



Du wirst es anders finden! Ja, du bist



In eine Zeit gekommen, wo dein König



Dich nicht zum heitren, frohen Feste ruft,



Wenn er den Tag, der ihm das Leben gab,



In kurzem feiern wird; doch soll der Tag



Um deinetwillen mir willkommen sein:



Dort werd' ich dich im offnen Kreise sehn,



Und aller Augen werden auf dir haften.



Die schönste Zierde gab dir die Natur;



Und daß der Schmuck der Fürstin würdig sei,



Die Sorge laß dem Vater, laß dem König.




EUGENIE.



Der freud'gen Überraschung laut Geschrei,



Bedeutender Gebärde dringend Streben,



Vermöchten sie die Wonne zu bezeugen,



Die du dem Herzen schaffend aufgeregt?

 



Zu deinen Füßen, Herr, laß mich verstummen.




Sie will knieen.




KÖNIG hält sie ab.



Du sollst nicht knieen.



EUGENIE.



Laß, o laß mich hier



Der völligsten Ergebung Glück genießen.



Wenn wir in raschen, mutigen Momenten



Auf unsern Füßen stehen, strack und kühn,



Als eigner Stütze froh uns selbst vertraun,



Dann scheint uns Welt und Himmel zu gehören.



Doch was in Augenblicken der Entzückung



Die Kniee beugt, ist auch ein süß Gefühl.



Und was wir unserm Vater, König, Gott



Von Wonnedank, von ungemeßner Liebe



Zum reinsten Opfer bringen möchten, drückt



In dieser Stellung sich am besten aus.




Sie fällt vor ihm nieder.



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