Iphigenie auf Tauris

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Iphigenie auf Tauris
Iphigenie auf Tauris
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Читает Aischa-Lina Löbbert, Alexander Weikmann, Jean-Paul Baeck, Jonas Baeck, Luca Zamperoni, Tobias Wollschläger
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Iphigenie auf Tauris
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Iphigenie auf Tauris

Ein Schauspiel

Johann Wolfgang von Goethe

Inhaltsverzeichnis

Personen:

Erster Aufzug.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Impressum

Personen:

Iphigenie.

Thoas, König der Taurier.

Orest.

Pylades.

Arkas.

Schauplatz: Hain vor Dianens Tempel

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Iphigenie.

Heraus in eure Schatten, rege Wipfel

Des alten, heil'gen, dichtbelaubten Haines,

Wie in der Göttin stilles Heiligthum

Tret' ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl,

Als wenn ich sie zum erstenmal beträte,

Und es gewöhnt sich nicht mein Geist hierher.

So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen

Ein hoher Wille, dem ich mich ergebe;

Doch immer bin ich, wie im ersten, fremd.

Denn ach mich trennt das Meer von den Geliebten,

Und an dem Ufer steh' ich lange Tage

Das Land der Griechen mit der Seele suchend;

Und gegen meine Seufzer bringt die Welle

Nur dumpfe Töne brausend mir herüber.

Weh dem, der fern von Eltern und Geschwistern

Ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram

Das nächste Glück vor seinen Lippen weg,

Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken

Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne

Zuerst den Himmel vor ihm aufschloss, wo

Sich Mitgeborne spielend fest und fester

Mit sanften Banden an einander knüpften,

Ich rechte mit den Göttern nicht; allein

Der Frauen Zustand ist beklagenswerth.

Zu Haus und in dem Kriege herrscht der Mann

Und in der Fremde weiß er sich zu helfen.

Ihn freuet der Besitz; ihn krönt der Sieg!

Ein ehrenvoller Tod ist ihm bereitet.

Wie eng-gebunden ist des Weibes Glück!

Schon einem rauhen Gatten zu gehorchen,

Ist Pflicht und Trost; wie elend, wenn sie gar

Ein feindlich Schicksal in die Ferne treibt!

So hält mich Thoas hier, ein edler Mann,

In ernsten, heil'gen Sklavenbanden fest.

O wie beschämt gesteh' ich, daß ich dir

Mit stillem Widerwillen diene, Göttin,

Dir meiner Retterin! Mein Leben sollte

Zu freiem Dienste dir gewidmet sein.

Auch hab' ich stets auf dich gehofft und hoffe

Noch jetzt auf dich, Diana, die du mich,

Des größten Königes verstoßne Tochter,

In deinen heil'gen sanften Arm genommen.

Ja, Tochter Zeus, wenn du den hohen Mann,

Den du, die Tochter fordernd, ängstigtest,

Wenn du den göttergleichen Agamemnon,

Der dir sein Liebstes zum Altare brachte,

Von Troja's umgewandten Mauern rühmlich

Nach seinem Vaterland zurück begleitet,

Die Gattin ihm, Elektren und den Sohn,

Die schönen Schätze, wohl erhalten hast;

So gib auch mich den Meinen endlich wieder,

Und rette mich, die du vom Tod errettet,

Auch von dem Leben hier, dem zweiten Tode!

Zweiter Auftritt.

Iphigenie. Arkas.

Arkas.

Der König sendet mich hierher und beut

Der Priesterin Dianens Gruß und Heil.

Dieß ist der Tag, da Tauris seiner Göttin

Für wunderbare neue Siege dankt.

Ich eile vor dem König und dem Heer,

Zu melden, daß er kommt und daß es naht.

Iphigenie.

Wir sind bereit sie würdig zu empfangen,

Und unsre Göttin sieht willkommnem Opfer

Von Thoas Hand mit Gnadenblick entgegen.

Arkas.

O fänd' ich auch den Blick der Priesterin,

Der werthen, vielgeehrten, deinen Blick,

O, heil'ge Jungfrau, heller, leuchtender,

Uns allen gutes Zeichen! Noch bedeckt

Der Gram geheimnisvoll dein Innerstes;

Vergebens harren wir schon Jahre lang

Auf ein vertraulich Wort aus deiner Brust.

So lang ich dich an dieser Stätte kenne,

Ist dieß der Blick, vor dem ich immer schaudre;

Und wie mit Eisenbanden bleibt die Seele

In's Innerste des Busens dir geschmiedet.

Iphigenie.

Wie's der Vertriebnen, der Verwais'ten ziemt.

Arkas.

Scheinst du dir hier vertrieben und verwais't?

Iphigenie.

Kann uns zum Vaterland die Fremde werden?

Arkas.

Und dir ist fremd das Vaterland geworden.

Iphigenie.

Das ist's, warum mein blutend Herz nicht heilt

In erster Jugend, da sich kaum die Seele

An Vater, Mutter und Geschwister band;

Die neuen Schößlinge, gesellt und lieblich,

Vom Fuß der alten Stämme himmelwärts

Zu dringen strebten; leider faßte da

Ein fremder Fluch mich an und trennte mich

Von den Geliebten, riß das schöne Band

Mit ehrner Faust entzwei. Sie war dahin,

Der Jugend beste Freude, das Gedeihn

Der ersten Jahre. Selbst gerettet, war

Ich nur ein Schatten mir, und frische Lust

Des Lebens blüht in mir nicht wieder auf.

Arkas.

Wenn du dich so unglücklich nennen willst,

So darf ich dich auch wohl undankbar nennen.

Iphigenie.

Dank habt ihr stets.

Arkas.

Doch nicht den reinen Dank,

Um dessentwillen man die Wohlthat thut;

Den frohen Blick, der ein zufriednes Leben

Und ein geneigtes Herz dem Wirthe zeigt.

Als dich ein tief geheimnißvolles Schicksal

Vor so viel Jahren diesem Tempel brachte,

Kam Thoas dir, als einer Gottgegebnen,

Mit Ehrfurcht und mit Neigung zu begegnen,

Und dieses Ufer ward dir hold und freundlich,

Das jedem Fremden sonst voll Grausens war,

Weil niemand unser Reich vor dir betrat,

Der an Dianens heil'gen Stufen nicht,

Nach altem Brauch, ein blutig Opfer, fiel.

Iphigenie.

Frei athmen macht das Leben nicht allein.

Welch Leben ist's das an der heil'gen Stätte,

Gleich einem Schatten um sein eigen Grab,

Ich nur vertrauern muß? Und nenn' ich das

Ein fröhlich selbstbewußtes Leben, wenn

Uns jeder Tag, vergebens hingeträumt,

Zu jenen grauen Tagen vorbereitet,

Die an dem Ufer Lethe's selbstvergessend,

Die Trauerschaar der Abgeschiednen feiert?

Ein unnütz Leben ist ein früher Tod;

Dieß Frauenschicksal ist vor allen meines.

Arkas.

Den edeln Stolz daß du dir selbst nicht g'nügest,

Verzeih' ich dir, so sehr ich dich bedaure;

Er raubet den Genuß des Lebens dir.

Du hast hier nichts gethan seit deiner Ankunft?

Wer hat des König trüben Sinn erheitert?

Wer hat den alten grausamen Gebrauch,

Daß am Altar Dianens jeder Fremde

Sein Leben blutend läßt, von Jahr zu Jahr,

Mit sanfter Überredung aufgehalten,

Und die Gefangnen vom gewissen Tod

In's Vaterland so oft zurückgeschickt?

Hat nicht Diane, statt erzürnt zu sein,

Daß sie der blut'gen alten Opfer mangelt,

Dein sanft Gebet in reichem Maß erhört?

Umschwebt mit frohem Fluge nicht der Sieg

Das Heer? und eilt er nicht sogar voraus?

Und fühlt nicht jeglicher ein besser Loos,

Seitdem der König, der uns weis' und tapfer

So lang geführet, nun sich auch der Milde

In deiner Gegenwart erfreut und uns

Des schweigenden Gehorsams Pflicht erleichtert?

Das nennst du unnütz, wenn von deinem Wesen

Auf Tausende herab ein Balsam träufelt?

Wenn du dem Volke, dem ein Gott dich brachte,

Des neuen Glückes ew'ge Quelle wirst,

Und an dem unwirthbaren Todes-Ufer

Dem Fremden Heil und Rückkehr zubereitest?

Iphigenie.

Das Wenige verschwindet leicht dem Blick,

Der vorwärts sieht, wie viel noch übrig bleibt.

Arkas.

Doch lobst du den, der was er thut nicht schätzt?

Iphigenie.

Man tadelt den, der seine Thaten wägt.

Arkas.

Auch den, der wahren Werth zu stolz nicht achtet,

Wie den, der falschen Werth zu eitel hebt.

Glaub' mir und hör' auf eines Mannes Wort,

Der Treu und redlich dir ergeben ist:

Wenn heut der König mit dir redet, so

Erleichtr' ihm was er dir zu sagen denkt.

Iphigenie.

Du ängstest mich mit jedem guten Worte;

Oft wich ich seinem Antrag mühsam aus.

Arkas.

Bedenke was du thust und was dir nützt.

Seitdem der König seinen Sohn verloren,

Vertraut er wenigen der Seinen mehr,

Und diesen wenigen nicht mehr wie sonst.

Mißgünstig sieht er jedes Edeln Sohn

Als seines Reiches Folger an, er fürchtet

Ein einsam hülflos Alter, ja vielleicht

Verwegnen Aufstand und frühzeit'gen Tod.

Der Scythe setzt in's Reden keinen Vorzug,

Am wenigsten der König. Er, der nur

Gewohnt ist zu befehlen und zu thun,

Kennt nicht die Kunst, von weitem ein Gespräch

Nach seiner Absicht langsam fein zu lenken.

Erschwer's ihm nicht durch ein rückhaltend Weigern,

Durch ein vorsetzlich Mißverstehen. Geh

Gefällig ihm den halben Weg entgegen.

Iphigenie.

Soll ich beschleunigen was mich bedroht?

Arkas.

 

Willst du sein Werben eine Drohung nennen?

Iphigenie.

Es ist die schrecklichste von allen mir.

Arkas.

Gib ihm für seine Neigung nur Vertraun.

Iphigenie.

Wenn er von Furcht erst meine Seele lös't.

Arkas.

Warum verschweigst du deine Herkunft ihm?

Iphigenie.

Weil einer Priesterin Geheimniß ziemt.

Arkas.

Dem König sollte nichts Geheimniß sein;

Und ob er's gleich nicht fordert, fühlt er's doch

Und fühlt es tief in seiner großen Seele,

Daß du sorgfältig dich vor ihm verwahrst.

Iphigenie.

Nährt er Verdruß und Unmuth gegen mich?

Arkas.

So scheint es fast. Zwar schweigt er auch von dir;

Doch haben hingeworfne Worte mich

Belehrt, daß seine Seele fest den Wunsch

Ergriffen hat dich zu besitzen. Laß,

O überlaß ihn nicht sich selbst! damit

In seinem Busen nicht der Unmuth reife

Und dir Entsetzen bringe, du zu spät

An meinen treuen Rath mit Reue denkest.

Iphigenie.

Wie? Sinnt der König, was kein edler Mann,

Der seinen Namen liebt und dem Verehrung

Der Himmlischen den Busen Bändiget,

Je denken sollte? Sinnt er vom Altar

Mich in sein Bette mit Gewalt zu ziehn?

So ruf' ich alle Götter und vor allen

Dianen, die entschloss'ne Göttin, an,

Die ihren Schutz der Priesterin gewiß

Und Jungfrau einer Jungfrau gern gewährt.

Arkas.

Sei ruhig! Ein gewaltsam neues Blut

Treibt nicht den König, solche Jünglingsthat

Verwegen auszuüben. Wie er sinnt,

Befürcht' ich andern harten Schluß von ihm,

Den unaufhaltbar er vollenden wird:

Denn seine Seel' ist fest und unbeweglich.

Drum bitt' ich dich, vertrau' ihm, sei ihm dankbar,

Wenn du ihm weiter nichts gewähren kannst.

Iphigenie.

O sage was dir weiter noch bekannt ist.

Arkas.

Erfahr's von ihm. Ich seh' den König kommen;

Du ehrst ihn, und dich heißt dein eigen Herz,

Ihm freundlich und vertraulich zu begegnen.

Ein edler Mann wird durch ein gutes Wort

Der Frauen weit geführt.

Iphigenie (allein).

Zwar seh' ich nicht,

Wie ich dem Rath des Treuen folgen soll;

Doch folg' ich gern der Pflicht, dem Könige

Für seine Wohlthat gutes Wort zu geben,

Und wünsche mir, daß ich dem Mächtigen,

Was ihm gefällt, mit Wahrheit sagen möge.

Dritter Auftritt.

Iphigenie. Thoas.

Iphigenie.

Mit königlichen Gütern segne dich

Die Göttin! Sie gewähre Sieg und Ruhm

Und Reichthum und das Wohl der Deinigen

Und jedes frommen Wunsches Fülle dir!

Daß, der du über viele sorgend herrschest,

Du auch vor vielen seltnes Glück genießest.

Thoas.

Zufrieden wär' ich wenn mein Volk mich rühmte:

Was ich erwarb, genießen andre mehr

Als ich. Der ist am glücklichsten, er sei

Ein König oder ein Geringer, dem

In seinem Hause Wohl bereitet ist.

Du nahmest Theil an meinen tiefen Schmerzen,

Als mir das Schwert der Feinde meinen Sohn,

Den letzten, besten, von der Seite riß.

So lang die Rache meinen Geist besaß,

Empfand ich nicht die Öde meiner Wohnung;

Doch jetzt, da ich befriedigt wiederkehre,

Ihr Reich zerstört, mein Sohn gerochen ist,

Bleibt mir zu Hause nichts das mich ergetze.

Der fröhliche Gehorsam, den ich sonst

Aus einem jeden Auge blicken sah,

Ist nun von Sorg' und Unmuth still gedämpft.

Ein jeder sinnt was künftig werden wird,

Und folgt dem Kinderlosen, weil er muß.

Nun komm' ich heut in diesen Tempel, den

Ich oft betrat, um Sieg zu bitten und

Für Sieg zu danken. Einen alten Wunsch

Trag' ich im Busen, der auch dir nicht fremd

Noch unerwartet ist: ich hoffe, dich,

Zum Segen meines Volks und mir zum Segen,

Als Braut in meine Wohnung einzuführen.

Iphigenie.

Der Unbekannten bietest du zu viel,

O König, an. Es steht die Flüchtige

Beschämt vor dir, die nichts an diesem Ufer

Als Schutz und Ruhe sucht, die du ihr gabst.

Thoas.

Daß du in das Geheimniß deiner Ankunft

Vor mir wie vor dem Letzten stets dich hüllest,

Wär' unter keinem Volke recht und gut.

Dieß Ufer schreckt die Fremden: das Gesetz

Gebietet's und die Noth. Allein von dir,

Die jedes frommen Rechts genießt, ein wohl

Von uns empfangner Gast, nach eignem Sinn

Und Willen ihres Tages sich erfreut,

Von dir hofft' ich Vertrauen, das der Wirth

Für seine Treue wohl erwarten darf.

Iphigenie.

Verbarg ich meiner Eltern Namen und

Mein Haus, o König, war's Verlegenheit,

Nicht Mißtraun. Den vielleicht, ach wüßtest du

Wer vor dir steht, und welch verwünschtes Haupt

Du nährst und schützest, ein Entsetzen faßte

Dein großes Herz mit seltnem Schauer an,

Und statt die Seite deines Thrones mir

Zu bieten, triebest du mich vor der Zeit

Aus deinem Reiche; stießest mich vielleicht,

Eh' zu den Meinen frohe Rückkehr mir

Und meiner Wandrung Ende zugedacht ist,

Dem Elend zu, das jeden Schweifenden,

Von seinem Haus Vertriebnen überall

Mit kalter fremder Schreckenshand erwartet.

Thoas.

Was auch der Rath der Götter mit dir sei,

Und was sie deinem Haus und dir gedenken;

So fehlt es doch, seitdem du bei uns wohnst

Und eines frommen Gastes Recht genießest,

An Segen nicht, der mir von oben kommt.

Ich möchte schwer zu überreden sein,

Daß ich an dir ein schuldvoll Haupt beschütze.

Iphigenie.

Dir bringt die Wohlthat Segen, nicht der Gast.

Thoas.

Was man Verruchten thut wird nicht gesegnet.

Drum endige dein Schweigen und dein Weigern;

Es fordert dieß kein ungerechter Mann.

Die Göttin übergab dich meinen Händen;

Wie du ihr heilig warst, so warst du's mir.

Auch sei ihr Wink noch künftig mein Gesetz:

Wenn du nach Hause Rückkehr hoffen kannst,

So sprech' ich dich von aller Fordrung los.

Doch ist der Weg auf ewig dir versperrt,

Und ist dein Stamm vertrieben, oder durch

Ein ungeheures Unheil ausgelöscht,

So bist du mein durch mehr als Ein Gesetz.

Sprich offen! und du weißt, ich halte Wort.

Iphigenie.

Vom alten Bande löset ungern sich

Die Zunge los, ein lang verschwiegenes

Geheimniß endlich zu entdecken; denn

Einmal vertraut, verläßt es ohne Rückkehr

Des tiefen Herzens sichre Wohnung, schadet,

Wie es die Götter wollen, oder nützt.

Vernimm! ich bin aus Tantalus Geschlecht.

Thoas.

Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.

Nennst du Den deinen Ahnherrn, den die Welt

Als einen ehmals Hochbegnadigten

Der Götter kennt? Ist's jener Tantalus,

Den Jupiter zu Rath und Tafel zog,

An dessen alterfahrnen, vielen Sinn

Verknüpfenden Gesprächen Götter selbst,

Wie an Orakelsprüchen, sich ergetzten?

Iphigenie.

Er ist es; aber Götter sollten nicht

Mit Menschen, wie mit ihres Gleichen, wandeln;

Das sterbliche Geschlecht ist viel zu schwach

In ungewohnter Höhe nicht zu schwindeln.

Unedel war er nicht und kein Verräther;

Allein zum Knecht zu groß, und zum Gesellen

Des großen Donnrers nur ein Mensch. So war

Auch sein Vergehen menschlich; ihr Gericht

War streng, und Dichter singen: Übermuth

Und Untreu' stürzten ihn von Jovis Tisch

Zur Schmach des alten Tartarus hinab.

Ach und sein ganz Geschlecht trug ihren Haß!

Thoas.

Trug es die Schuld des Ahnherrn oder eigne?

Iphigenie.

Zwar die gewalt'ge Brust und der Titanen

Kraftvolles Mark war seiner Söhn' und Enkel

Gewisses Erbtheil; doch es schmiedete

Der Gott um ihre Stirn ein ehern Band.

Rath, Mäßigung und Weisheit und Geduld

Verbarg er ihrem scheuen düstern Blick;

Zur Wuth ward ihnen jegliche Begier,

Und gränzenlos drang ihre Wuth umher.

Schon Pelops, der Gewaltig-wollende,

Des Tantalus geliebter Sohn, erwarb

Sich durch Verrath und Mord das schönste Weib,

Önomaus Erzeugte, Hippodamien.

Sie bringt den Wünschen des Gemahls zwei Söhne,

Thyest und Atreus. Neidisch sehen sie

Des Vaters Liebe zu dem ersten Sohn

Aus einem andern Bette wachsend an.

Der Haß verbindet sie, und heimlich wagt

Das Paar im Brudermord die erste That.

Der Vater wähnet Hippodamien

Die Mörderin, und grimmig fordert er

Von ihr den Sohn zurück, und sie entleibt

Sich selbst—

Thoas.

Du schweigest? Fahre fort zu reden!

Laß dein Vertraun dich nicht gereuen! Sprich!

Iphigenie.

Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt,

Der froh von ihren Thaten, ihrer Größe

Den Hörer unterhält, und still sich freuend

An's Ende dieser schönen Reihe sich

Geschlossen sieht! Denn es erzeugt nicht gleich

Ein Haus den Halbgott noch das Ungeheuer;

Erst eine Reihe Böser oder Guter

Bringt endlich das Entsetzen, bringt die Freude

Der Welt hervor.—Nach ihres Vaters Tode

Gebieten Atreus und Thyest der Stadt,

Gemeinsam-herrschend. Lange konnte nicht

Die Eintracht dauern. Bald entehrt Thyest

Des Bruders Bette. Rächend treibet Atreus

Ihn aus dem Reiche. Tückisch hatte schon

Thyest, auf schwere Thaten sinnend, lange

Dem Bruder einen Sohn entwandt und heimlich

Ihn als den seinen schmeichelnd auferzogen.

Dem füllet er die Brust mit Wuth und Rache

Und sendet ihn zur Königsstadt, daß er

Im Oheim seinen eignen Vater morde.

Des Jünglings Vorsatz wird entdeckt: der König

Straft grausam den gesandten Mörder, wähnend,

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