Die Abenteuer des Kapitän Hatteras

Текст
Автор:
Из серии: Jules Verne bei Null Papier #15
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Dreizehntes Kapitel – Des Kapitän Hatteras Pläne

Die Er­schei­nung die­ses küh­nen Man­nes mach­te auf die Mann­schaft einen ver­schie­de­nen Ein­druck; die einen schlos­sen sich eng an ihn an, sei’s aus Kühn­heit oder Geld­lie­be; an­de­re er­ga­ben sich drein und be­hiel­ten sich vor, spä­ter zu pro­tes­tie­ren. Üb­ri­gens schi­en es im Au­gen­blick doch schwie­rig, ei­nem sol­chen Man­ne Wi­der­stand zu leis­ten. Also be­gab sich je­der wie­der an sei­nen Pos­ten. Der 20. Mai war Sonn­tag, für die Mann­schaft ein Ru­he­tag.

Beim Ka­pi­tän fand eine Be­ra­tung der Of­fi­zie­re statt: Hat­teras, Shan­don, Well, John­son und der Dok­tor bil­de­ten die Ver­samm­lung.

»Mei­ne Her­ren«, sag­te der Ka­pi­tän in dem zu­gleich sanf­ten und ge­bie­te­ri­schen Ton, wel­cher ihm ei­gen war, »mein Vor­ha­ben, bis zum Pol zu drin­gen, ist Ih­nen be­kannt; ich wünsch­te Ihre An­sicht über die­se Un­ter­neh­mung zu hö­ren. Was hal­ten Sie da­von, Shan­don?«

»Es kommt mir nicht zu, Ka­pi­tän«, er­wi­der­te Shan­don kalt, »dar­über zu den­ken, son­dern zu ge­hor­chen.«

Hat­teras wun­der­te sich nicht über die Ant­wort.

»Richard Shan­don«, ver­setz­te er eben­so kalt, »ich bit­te, sich über un­se­re Aus­sich­ten auf Er­folg aus­zu­spre­chen.«


»Nun, Ka­pi­tän«, er­wi­der­te Shan­don, »die Tat­sa­chen spre­chen an mei­ner Statt; bis jetzt sind alle Ver­su­che der Art ge­schei­tert; ich wün­sche, wir möch­ten bes­se­ren Er­folg ha­ben.«

»Wir wer­den ihn ha­ben. Und Sie, mein Herr, was hal­ten Sie da­von?«

»Ich mei­nes­teils«, sag­te der Dok­tor, »hal­te Ihren Plan für aus­führ­bar, Ka­pi­tän; und da es klar am Tage liegt, dass die See­fah­rer frü­her oder spä­ter ein­mal zum Nord­pol ge­lan­gen wer­den, so sehe ich nicht ein, warum wir nicht so glück­lich sein soll­ten.«

»Und es sind Grün­de vor­han­den zu glau­ben, dass eben uns die­ses Glück zu­teil wird«, er­wi­der­te Hat­teras, »denn wir ha­ben dem­nach un­se­re Maß­re­geln er­grif­fen und wer­den die Er­fah­run­gen un­se­rer Vor­gän­ger be­nut­zen. Und in die­ser Hin­sicht sage ich Ih­nen, Shan­don, mei­nen Dank für die Sorg­falt, wo­mit Sie die Aus­rüs­tung be­trie­ben ha­ben; es sind zwar un­ter der Mann­schaft ei­ni­ge schlim­me Ge­sel­len, ich wer­de sie aber zur Ver­nunft zu brin­gen wis­sen; aber im gan­zen hab’ ich Sie nur da­für zu be­lo­ben.«

Shan­don mach­te eine küh­le Ver­beu­gung. Er war in eine falsche Stel­lung ge­kom­men, da er an Bord des For­ward das Kom­man­do zu füh­ren mein­te. Hat­teras ver­stand ihn und setz­te ihm nicht wei­ter zu.

»Und Sie, mei­ne Her­ren«, sprach er dar­auf zu Wall und John­son, »ich hät­te kei­ne Of­fi­zie­re zur Mit­wir­kung fin­den kön­nen, die mehr wie Sie sich durch Mut und Er­fah­rung aus­zeich­nen.«

»Wahr­haf­tig! Ka­pi­tän, ich bin Ih­nen mit Leib und See­le er­ge­ben«, er­wi­der­te John­son, »und ob­wohl mir Ihre Un­ter­neh­mung et­was kühn vor­kommt, kön­nen Sie doch bis aufs äu­ßers­te auf mich bau­en.«

»Und auf mich eben­falls«, sag­te Ja­mes Wall.

»Ihren Wert, Herr Dok­tor, weiß ich zu schät­zen.«

»So, da wis­sen Sie mehr wie ich«, er­wi­der­te der Dok­tor leb­haft.

»Jetzt, mei­ne Her­ren«, fuhr Hat­teras fort, »sol­len Sie er­fah­ren, auf wel­che un­be­streit­ba­re Tat­sa­chen sich mei­ne Be­haup­tung stützt, dass wir am Pol an­lan­gen wer­den. Im Jah­re 1817 kam der Nep­tun aus Aber­de­en im Nor­den von Spitz­ber­gen bis zum zwei­un­dacht­zigs­ten Gra­de. Im Jah­re 1827 fuhr der be­rühm­te Par­ry nach sei­ner drit­ten Rei­se in die Po­lar­mee­re, eben­falls vom Ende Spitz­ber­gens aus mit Schlit­ten­bar­ken bis hun­dert­und­fünf­zig Mei­len nord­wärts. Im Jah­re 1852 drang der Ka­pi­tän Ingle­field im Smith-Sund bis zu 78° 35' Brei­te. Alle die­se Schif­fe wa­ren eng­li­sche und von Eng­län­dern kom­man­diert.«

Nach ei­ner Pau­se fuhr er fort.

»Hin­zu­fü­gen muss ich, dass im Jah­re 1854 der Ame­ri­ka­ner Kane, Kom­man­dant der Brigg Ad­van­ce, noch hö­her hin­auf­kam, und sein Lieu­ten­ant Mor­ton, durch die Eis­fel­der vor­drin­gend, die Flag­ge der Ve­rei­nig­ten Staa­ten noch über den zwei­un­dacht­zigs­ten Grad flat­tern ließ. Auf dies werd’ ich nicht mehr zu­rück­kom­men. Das aber ist wohl zu mer­ken, dass die Ka­pi­tä­ne des Nep­tun, der En­tre­pri­se, der Isa­bel­le, des Ad­van­ce über­ein­stim­mend be­rich­tet ha­ben, dass von die­sen ho­hen Brei­ten­gra­den an ein ganz eis­frei­es Be­cken des Po­lar­mee­res exis­tie­re.«

»Eis­frei!« rief Shan­don un­ter­bre­chend. »Un­mög­lich!«

»Mer­ken Sie wohl, Shan­don«, fuhr Hat­teras ru­hig fort, »dass ich Ih­nen Tat­sa­chen an­füh­re, ge­stützt auf Na­men. Ich füge wei­ter bei, dass, wäh­rend der Kom­man­dant Par­ry im Jah­re 1851 am Ufer des Wel­ling­ton-Kanals sich auf­hielt, sein Lieu­ten­ant Ste­wart eben­falls ein frei­es Meer an­traf, und dass die­ser be­son­de­re Um­stand im Jah­re 1853, wäh­rend des Win­ter­auf­ent­halts Sir Ed­ward Bel­chers in der Nor­thum­ber­land-Bai un­ter 76° 52' Brei­te und 99° 20' Län­ge be­stä­tigt wur­de. Das sind un­be­streit­ba­re Tat­sa­chen, die man gel­ten las­sen muss, will man nicht un­red­lich sein.«

»Doch, Ka­pi­tän«, fuhr Shan­don fort, »sind die­se Tat­sa­chen so sehr in Wi­der­spruch …«

»Irr­tum, Shan­don, Irr­tum!« rief der Dok­tor Cla­w­bon­ny; »die­se Tat­sa­chen wi­der­spre­chen kei­nem Satz der Wis­sen­schaft. Der Ka­pi­tän wird mir ge­stat­ten, es Ih­nen aus­ein­an­der­zu­set­zen.«

»Tun Sie das, Dok­tor!« er­wi­der­te Hat­teras.

»Nun, so hö­ren Sie, Shan­don. Es er­gibt sich sehr klar aus den geo­gra­fi­schen Tat­sa­chen und dem Stu­di­um der iso­ther­men Li­ni­en, dass der käl­tes­te Punkt der Erde nicht am Pol selbst sich be­fin­det; gleich dem ma­gne­ti­schen Punkt liegt er ei­ni­ge Grad vom Pol ab. So zei­gen die Be­rech­nun­gen Brewsters, Berg­hams und ei­ni­ger Phy­si­ker, dass auf un­se­rer He­mi­sphä­re zwei Käl­te­po­le exis­tie­ren: Der eine läge in Asi­en un­ter 79° 30' nörd­li­cher Brei­te und 120° Län­ge; der an­de­re in Ame­ri­ka un­ter 78° nörd­li­cher Brei­te und 97° west­li­cher Län­ge. Die­ser letz­te­re geht uns an, und Sie se­hen, Shan­don, dass er mehr wie zwölf Grad un­ter­halb des Pols liegt. Nun fra­ge ich Sie, warum soll­te nicht am Pol das Meer eben­so eis­frei sein, als es im Som­mer un­ter 66° Brei­te sein kann, d. h. süd­lich der Baf­fins-Bai?«

»Das hieß vor­treff­lich aus­ein­an­der­ge­setzt«, er­wi­der­te John­son; »Herr Cla­w­bon­ny re­det von die­sen Din­gen als Mann vom Fach.«

»Das scheint mög­lich«, ver­setz­te Ja­mes Wall.

»Hirn­ge­spins­te und Ver­mu­tun­gen! Bloß Hy­po­the­sen!« er­wi­der­te Shan­don hart­nä­ckig.

»Nein, Shan­don«, fuhr Hat­teras fort, »neh­men wir die bei­den Fäl­le in Be­tracht: Ent­we­der das Meer ist eis­frei oder nicht, und mö­gen wir das eine an­neh­men oder das an­de­re, so kann uns nichts hin­dern, zum Pol zu ge­lan­gen. Ist es frei, so wird uns der For­ward leicht hin­brin­gen; ist er von Eis um­ge­ben, so füh­ren wir es auf un­se­ren Schlit­ten aus. Sie wer­den mir zu­ge­ben, dass dies nicht un­aus­führ­bar ist; sind wir ein­mal mit un­se­rer Brigg bis zum drei­un­dacht­zigs­ten Grad ge­drun­gen, so ha­ben wir nur noch sechs­hun­dert Mei­len bis zum Pol zu ma­chen.«

»Und was wol­len sechs­hun­dert Mei­len be­deu­ten«, sag­te der Dok­tor leb­haft, »wenn es man weiß, dass ein Ko­sa­cke, Ale­xis Mar­koff, auf dem Eis­meer längs der Nord­küs­te Russ­lands mit Schlit­ten von Hun­den ge­zo­gen eine Stre­cke von acht­hun­dert Mei­len bin­nen vier­und­zwan­zig Ta­gen zu­rück­ge­legt hat.«

»Hö­ren Sie das, Shan­don«, er­wi­der­te Hat­teras, »und sa­gen Sie mir, ob die Eng­län­der we­ni­ger zu­stan­de brin­gen als ein Ko­sack?«

»Nein, ge­wiss nicht!« rief hit­zig der Dok­tor aus.

»Nein, ge­wiss nicht!« stimm­te der Rüst­meis­ter ein.

»Nun, Shan­don?« frag­te der Ka­pi­tän.

»Ka­pi­tän«, er­wi­der­te Shan­don kalt, »ich kann nur wie­der­ho­len, was ich vor­hin ge­sagt habe: Ich wer­de Ge­hor­sam leis­ten.«

»Gut. Jetzt«, fuhr Hat­teras fort, »den­ken wir an un­se­re ge­gen­wär­ti­ge Lage. Wir ste­cken im Eise fest, und es scheint mir un­mög­lich, dass wir noch die­ses Jahr bis zum Smith-Sund drin­gen kön­nen. Se­hen Sie nun, was am bes­ten zu tun ist.«

Hat­teras brei­te­te auf dem Ti­sche eine der treff­li­chen Kar­ten aus, wel­che im Jah­re 1859 auf Be­fehl der Ad­mi­ra­li­tät her­aus­ge­ge­ben wur­den.

»Wol­len Sie mir freund­li­cher­wei­se fol­gen. Wenn uns der Smith-Sund ver­sperrt ist, so ist es an der West­sei­te des Baf­fins-Mee­res mit dem Lan­cas­ter-Sund nicht eben­so; mei­ner An­sicht nach müs­sen wir die­sen bis zur Bar­row-Stra­ße hin­auf­fah­ren, und von da bis zur In­sel Bee­chey; Se­gel­schif­fe ha­ben die­sen Weg hun­dert­mal ge­macht; mit ei­ner Schrau­ben­brigg wer­den wir kei­ne Schwie­rig­kei­ten ha­ben. Sind wir ein­mal bei der Bee­chey-In­sel, so fah­ren wir den Wel­ling­ton-Kanal so weit als mög­lich hin­auf nord­wärts bis zum Aus­fluss des Fahr­was­sers, wel­ches die Ver­bin­dung des Wel­ling­ton-Kanals mit dem Kanal der Kö­ni­gin bil­det, an eben der Stel­le, wo man das freie Meer ge­wahr­te. Nun sind wir jetzt erst am 20. Mai; in ei­nem Mo­nat, wenn es gut geht, wer­den wir die­sen Punkt er­reicht ha­ben, und von da aus drin­gen wir wei­ter nach dem Pol zu. Was hal­ten Sie da­von, mei­ne Her­ren?«

»Of­fen­bar«, er­wi­der­te John­son, »ist dies der ein­zi­ge Weg, den wir zu neh­men ha­ben.«

»Nun, so wol­len wir ihn ein­schla­gen, und gleich mor­gen. Die­ser Sonn­tag sei der Ruhe ge­wid­met; Sie wer­den da­für sor­gen, Shan­don, dass der Got­tes­dienst re­gel­mä­ßig statt­fin­det; die Re­li­gi­on wirkt wohl­tä­tig auf den Geist, ein See­mann darf das Ver­trau­en auf Gott nicht ver­lie­ren.«

 

»Sie ha­ben recht, Ka­pi­tän«, er­wi­der­te Shan­don und ging mit dem Lieu­ten­ant und dem Rüst­meis­ter hin­aus.

»Dok­tor«, sag­te John Hat­teras, und wies auf Shan­don, »das ist ein ge­drück­ter Mann, den der Hoch­mut ver­dor­ben hat; ich kann nicht mehr auf ihn rech­nen.«

Am fol­gen­den Mor­gen ließ der Ka­pi­tän in al­ler Frü­he das Boot ins Meer brin­gen und un­ter­such­te die Eis­ber­ge des Be­ckens, wel­che nicht über zwei­hun­dert Yard dick wa­ren. Er nahm so­gar wahr, dass in­fol­ge ei­nes all­mäh­li­chen Druckes der Eis­blö­cke das Be­cken en­ger zu wer­den droh­te; es wur­de da­her drin­gend nö­tig, eine Bre­sche zu schaf­fen, da­mit das Schiff nicht zwi­schen die­sen Ber­gen wie in ei­nem Schraub­stock zer­trüm­mert wer­de. Aus den von John Hat­teras an­ge­wen­de­ten Mit­teln sah man wohl, dass es ein ener­gi­scher Mann war.


Er ließ fürs ers­te Stu­fen in die Eis­wand hau­en und er­stieg auf den­sel­ben den Gip­fel ei­nes Eis­bergs; von da aus er­kann­te er, dass nach Süd­wes­ten leicht ein Aus­gang zu bah­nen sein wür­de. Auf sei­nen Be­fehl wur­de fast in der Mit­te des Ber­ges eine Spreng­gru­be ge­macht, eine Ar­beit, die rasch vor­ge­nom­men, im Ver­lauf des Mon­tags fer­tig wur­de.

Hat­teras konn­te von sei­nen Spreng­zy­lin­dern zu acht und zehn Pfund Pul­ver kei­nen Ge­brauch ma­chen, weil bei sol­chen Mas­sen ihre Wir­kung un­be­deu­tend ge­we­sen wäre; sie wa­ren nur zum Zer­spren­gen der Eis­fel­der taug­lich. Er ließ da­her tau­send Pfund Pul­ver in die Gru­be schaf­fen und die Rich­tung der Ex­plo­si­on sorg­fäl­tig be­rech­nen. Eine lan­ge, mit Gut­ta­per­cha um­ge­be­ne Lun­te führ­te aus die­ser Mine nach au­ßen. Der zu der Gru­be füh­ren­de Gang wur­de mit Schnee und Eis­stücken aus­ge­füllt, wel­che in der fol­gen­den Nacht so hart wie Gra­nit zu­sam­men­fro­ren. In der Tat sank die Tem­pe­ra­tur un­ter Ein­wir­kung des Ost­winds auf zwölf Grad (-11° hun­dert­tei­lig).

Am fol­gen­den Mor­gen um sie­ben Uhr hielt sich der For­ward mit ge­heiz­ter Ma­schi­ne be­reit, den ge­rings­ten Aus­weg zu be­nut­zen. John­son er­hielt den Auf­trag, die Mine an­zu­zün­den; die Lun­te war so be­rech­net, dass sie eine hal­be Stun­de zu bren­nen hat­te, be­vor das Feu­er zum Pul­ver ge­lang­te. John­son hat­te da­her hin­rei­chend Zeit, wie­der an Bord zu kom­men, und er war auch schon zehn Mi­nu­ten nach Aus­füh­rung sei­nes Auf­trags wie­der an sei­nem Pos­ten.

Die Mann­schaft be­fand sich auf dem Ver­deck; das Wet­ter war, nach­dem es auf­ge­hört hat­te zu schnei­en, tro­cken und ziem­lich hell; Hat­teras stand mit Shan­don auf der Kam­pa­nie, und der Dok­tor zähl­te die Mi­nu­ten auf sei­nem Chro­no­me­ter.


Um acht Uhr fünf­und­drei­ßig Mi­nu­ten hör­te man eine dump­fe Ex­plo­si­on, die weit we­ni­ger laut war, als man vor­aus­ge­setzt hat­te. Die äu­ße­re Ge­stalt der Ber­ge än­der­te sich wie bei ei­nem Erd­be­ben plötz­lich; di­cker, wei­ßer Rauch drang in be­trächt­li­cher Höhe in die Lüf­te; die Sei­ten des Eis­bergs zer­spal­te­ten sich in lan­gen Ris­sen, und sein obe­rer Teil wur­de weit fort­ge­schleu­dert, so­dass sei­ne Trüm­mer um den For­ward um­her nie­der­fie­len.

Aber der Weg war noch nicht frei; un­ge­heu­re Eis­stücke blie­ben auf die be­nach­bar­ten Ber­ge ge­la­gert in der Luft schwe­ben und lie­ßen be­fürch­ten, sie möch­ten her­ab­fal­lend die Öff­nung wie­der schlie­ßen.

Hat­teras er­kann­te mit ei­nem Blick was not tat.

»Wol­s­ten!« rief er.

Der Waf­fen­schmied er­schi­en.

»Ka­pi­tän!«

»La­den Sie das Ge­schütz auf dem Vor­der­teil drei­fach«, sag­te Hat­teras, »und sto­ßen Sie die La­dung mög­lichst stark.«

»Also wol­len wir das Ge­bir­ge mit Ka­no­nen­ku­geln an­grei­fen«, frag­te der Dok­tor.

»Nein«, er­wi­der­te Hat­teras, »das ist un­nö­tig. Kei­ne Ku­gel, Wol­s­ten, son­dern drei­fa­che La­dung Pul­ver. Aber rasch!«

Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten war die La­dung voll­zo­gen.

»Was will er ohne Ku­geln aus­rich­ten?« brumm­te Shan­don.

»Das wird sich zei­gen«, er­wi­der­te der Dok­tor.

»Wir sind fer­tig, Ka­pi­tän«, rief Wol­s­ten.

»Gut«, er­wi­der­te Hat­teras. »Br­un­ton!« rief er dem Ma­schi­nis­ten zu. »Ach­tung! Ei­ni­ge Schrit­te vor­an.«

Br­un­ton öff­ne­te die Schie­ber, und die Schrau­be setz­te sich in Be­we­gung; der For­ward fuhr nahe zu dem ge­spreng­ten Berg her­an.

»Rich­ten Sie wohl auf den Fahr­pass!« rief der Ka­pi­tän zum Waf­fen­schmied.

Der­sel­be ge­horch­te; als die Brigg nur noch eine hal­be Ka­bel­län­ge ent­fernt war, rief Hat­teras:

»Feu­er!«

Es er­folg­te ein furcht­ba­rer Knall, und durch die Luft­be­we­gung er­schüt­tert, wur­den die Blö­cke mit ei­nem Mal ins Meer ge­stürzt. Die leb­haf­te Er­re­gung der Luft­schich­ten war schon hin­rei­chend ge­we­sen.

»Jetzt mit vol­lem Dampf, Br­un­ton!« rief Hat­teras. »Gera­de in den Fahr­pass hin­ein, John­son!«

John­son hielt das Steu­er; die Brigg, vom Dampf ge­trie­ben, drang mit­ten durch die nun of­fe­ne Bahn. Es war hohe Zeit. Kaum war der For­ward hin­durch­ge­fah­ren, so schloss sich die Öff­nung wie­der.

Es war ein ängst­li­cher Mo­ment, und es be­fand sich an Bord nur ein ein­zi­ges ru­hi­ges und fes­tes Herz – der Ka­pi­tän. Da­rum brach auch die Mann­schaft, in freu­di­gem Stau­nen über das Ge­lin­gen, in den ein­stim­mi­gen Ruf aus:

»Hur­ra für John Hat­teras!«

Vierzehntes Kapitel – Zur Auffindung Franklins

Mitt­woch, den 23. Mai, setz­te der For­ward sei­ne aben­teu­er­li­che Fahrt fort, in­dem er mit­ten zwi­schen den Eis­blö­cken und Eis­ber­gen ge­schickt la­vrier­te, dank der füg­sa­men Dampf­kraft, wel­che so vie­len Po­lar­meer­fah­rern ab­ging; es schi­en für ihn ein Spiel in­mit­ten der schwim­men­den Klip­pen; es war, als er­ken­ne er die Hand des er­fah­re­nen Herrn, und gleich ei­nem Ross un­ter ei­nem ge­schick­ten Rei­ter, war er dem Ge­dan­ken sei­nes Ka­pi­täns dienst­bar.


Die Tem­pe­ra­tur war wie­der im Stei­gen. Das Ther­mo­me­ter zeig­te um sechs Uhr früh sechs­und­zwan­zig Grad (-3° hun­dert­tei­lig), um sechs Uhr abends neun­und­zwan­zig (-2° hun­dert­tei­lig) und um Mit­ter­nacht fünf­und­zwan­zig (-4° hun­dert­tei­lig); es weh­te ein leich­ter Süd­west.

Don­ners­tags um drei Uhr mor­gens kam der For­ward ge­gen­über der Bai Pos­ses­si­on an der Küs­te Ame­ri­kas beim An­fang des Lan­cas­ter-Sunds; bald sah man Kap Bur­ney. Es fuh­ren ei­ni­ge Es­ki­mos auf das Schiff zu, aber Hat­teras nahm sich nicht die Zeit, auf sie zu war­ten.

Die das Kap Li­ver­pool be­herr­schen­den Spit­zen Byam-Mar­tin, wel­che man links ließ, ver­lo­ren sich im Abend­ne­bel; die­ser hin­der­te auch das Kap Hay auf­zu­neh­men, des­sen üb­ri­gens sehr nied­ri­ge Spit­ze sich un­ter den Eis­blö­cken der Küs­te ver­lor, ein Um­stand, wel­cher die hy­dro­gra­fi­sche1 Be­stim­mung der Po­lar­mee­re oft sehr schwie­rig macht.

Die Sturm­vö­gel, En­ten, wei­ßen Mö­wen zeig­ten sich in sehr großer Zahl. Die Brei­te be­trug 74° 01', die Län­ge 77° 15'.

Die bei­den Ber­ge Ka­tha­ri­ne und Eli­sa­beth rag­ten mit ih­ren Schnee­kap­pen über dem Ge­wölk em­por.

Frei­tags um sechs Uhr fuhr man Kap Wa­ren­der auf der rech­ten Küs­te der Meeren­ge vor­über, auf der lin­ken vor Ad­mi­ral­ty-In­let, ei­ner von den See­fah­rern, die west­wärts eil­ten, noch we­nig un­ter­such­ten Bai. Das Meer wog­te stark, so­dass oft das Ver­deck der Brigg von den Wel­len be­spült und mit Eis­stücken be­sprengt wur­de. Das Land der Nord­küs­te bot den Bli­cken merk­wür­di­ge An­sich­ten dar mit fast waa­ge­rech­ten Hoch­flä­chen, wel­che die Son­nen­strah­len zu­rück­war­fen.


Hat­teras wäre gern längs der Nord-Län­der ge­fah­ren, um de­sto eher zur Bee­chey-In­sel und der Ein­fahrt des Wel­ling­ton-Kanals zu ge­lan­gen; aber eine zu­sam­men­hän­gen­de Eis­de­cke nö­tig­te ihn, zu großem Be­dau­ern, sich süd­li­cher zu hal­ten.

Aus die­sem Grun­de be­fand sich am 26. Mai, mit­ten im Ne­bel mit Schnee­ge­stö­ber, der For­ward dem Kap York ge­gen­über; ein großes und stei­les Ge­bir­ge mach­te es kennt­lich, da das Wet­ter ein we­nig hel­ler ge­wor­den; es zeig­te sich ge­gen Mit­tag eine Wei­le die Son­ne, so­dass man ziem­lich gute Beo­b­ach­tung an­stel­len konn­te: 74° 4' Brei­te und 84° 3' Län­ge. Der For­ward be­fand sich dem­nach am Ende des Lan­cas­ter-Sun­des.

Hat­teras zeig­te dem Dok­tor auf den Kar­ten den Weg, wel­chen er ein­schlug und ver­fol­gen woll­te. Die Lage der Brigg war in dem Au­gen­blick in­ter­essant.

»Es wäre mir lie­ber«, sag­te er, »wir be­fän­den uns wei­ter nörd­lich; aber nach dem Un­mög­li­chen muss man nicht stre­ben. Se­hen Sie ge­nau un­se­re Lage.« Es war nicht weit vom Kap York.

»Wir be­fin­den uns mit­ten in dem nach al­len Rich­tun­gen hin of­fe­nen Kreu­zungs­punkt, wel­cher durch die Mün­dun­gen des Lan­cas­ter-Sunds, der Bar­row-Stra­ße, des Wel­ling­ton-Kanals und der Re­gen­ten-Durch­fahrt ge­bil­det wird. An die­sen Punkt müs­sen not­wen­dig alle Be­fah­rer die­ser Mee­re kom­men.«

»Nun«, er­wi­der­te der Dok­tor, »da muss­ten sie aber in Ver­le­gen­heit kom­men; denn es ist wirk­lich ein Kreuz­punkt, wie Sie sa­gen, wo vier Haupt­stra­ßen zu­sam­men­lau­fen, und es sind da kei­ne Weg­wei­ser! Wie ha­ben es da Par­ry, Ross und Fran­klin ge­macht?«

»Sie ha­ben gar nichts ge­macht, Dok­tor, sie ha­ben ge­wäh­ren las­sen; sie hat­ten si­cher­lich kei­ne Wahl; bald ver­schloss sich dem einen die Bar­row-Stra­ße, wel­che im fol­gen­den Jahr ei­nem an­de­ren of­fen war; bald wur­de das Schiff un­aus­weich­lich in die Re­gen­ten-Durch­fahrt hin­ge­führt. Aus al­le­dem er­gab sich durch die Ge­walt der Din­ge zu­letzt eine ge­naue­re Kennt­nis der hier so ver­wi­ckel­ten Mee­re.«

»Was für ein son­der­ba­res Land«, sag­te der Dok­tor mit ei­nem Blick auf die Kar­te. »Wie ist da al­les aus­ge­zackt, zer­ris­sen, zer­fetzt, ohne alle Ord­nung und Ge­dan­ken­ein­heit. Es hat den An­schein, als sei­en die Län­der in der Nähe des Nord­pols nur des­halb so zer­stückelt, um die An­nä­he­rung schwie­ri­ger zu ma­chen, wäh­rend auf der an­de­ren He­mi­sphä­re sie in mil­den und glat­ten Spit­zen aus­lau­fen, wie das Kap Horn, das der Gu­ten Hoff­nung und der In­di­schen Halb­in­sel! Liegt der Grund die­ser Ge­stal­tun­gen etwa in der ra­schen Ro­ta­ti­ons­be­we­gung un­term Äqua­tor, wäh­rend das Land in der Um­ge­bung der Pole, als es in der Ure­po­che noch flüs­sig war, sich nicht so ver­dich­ten, an­ein­an­der an­schich­ten konn­te, we­gen ge­rin­ge­rer Ro­ta­ti­ons­kraft?«

»Das muss wohl der Grund sein, denn al­les in der Welt hat sei­ne ge­setz­mä­ßi­ge Re­gel, und es ist nichts ohne hin­rei­chen­de Grün­de ent­stan­den, wel­che Gott bis­wei­len den Ge­lehr­ten zu er­for­schen ge­stat­tet. Also, Dok­tor, ma­chen Sie Ge­brauch von die­ser Ge­wäh­rung.«

»Ich wer­de lei­der dar­in be­schei­den sein, Ka­pi­tän. Aber was herrscht für ein ent­setz­li­cher Wind in die­ser Stra­ße?« füg­te der Dok­tor bei, in­dem er sich so viel als mög­lich ein­wi­ckel­te.

»Ja, der Nord­wind tobt da zu­meist und treibt uns aus un­se­rer Bahn.«

»Er soll­te je­doch zwar die Eis­blö­cke süd­wärts trei­ben, aber sonst nicht die Bahn stö­ren.«

»Er soll­te wohl, Dok­tor, aber der Wind tut nicht im­mer sei­ne Schul­dig­keit. Se­hen Sie! Die­se Eis­de­cke scheint un­durch­dring­lich. Kurz, wir wol­len ver­su­chen, bis zur In­sel Grif­fith zu kom­men, dann um die In­sel Corn­wal­lis zu fah­ren, um den Kanal der Kö­ni­gin zu er­rei­chen, ohne durch den Wel­ling­ton-Kanal zu fah­ren. Und in­zwi­schen will ich durch­aus an der In­sel Bee­chey lan­den, um mei­nen Koh­len­vor­rat zu er­gän­zen.«

 

»Wie­so?« er­wi­der­te der Dok­tor er­staunt.

»Al­ler­dings, auf Be­fehl der Ad­mi­ra­li­tät sind dort große Vor­rä­te ge­la­gert, um künf­ti­ge Ex­pe­di­tio­nen da­mit zu ver­se­hen, und ob­wohl der Ka­pi­tän Mac Clintock im Au­gust 1859 da­von mit­ge­nom­men hat, so ver­si­che­re ich Sie, dass noch wel­che für uns vor­han­den sind.«

Weiße Füchse mit gezeichneten Halsbändern als Sendboten

»In der Tat«, sag­te der Dok­tor, »sind die­se Ge­gen­den wäh­rend fünf­zehn Jah­ren un­ter­sucht wor­den, und bis zu dem Tag, wo man den un­zwei­deu­ti­gen Be­weis vom Un­ter­gang Fran­klins er­hielt, hat die Ad­mi­ra­li­tät stets fünf bis sechs Schif­fe in die­sen Mee­ren un­ter­hal­ten. Irre ich nicht, so ist selbst die In­sel Grif­fith, wel­che ich da auf der Kar­te sehe, fast mit­ten auf der Kreu­zung, zu ei­nem all­ge­mei­nen Ren­dez­vous der See­fah­rer ge­wor­den.«

»So ist es in Wahr­heit, Dok­tor, und die un­glück­li­che Ex­pe­di­ti­on Fran­klins hat­te zum Re­sul­tat, dass wir mit die­sen fer­nen Ge­gen­den nä­her be­kannt wur­den.«

»Sie ha­ben recht, Ka­pi­tän, denn seit 1845 ha­ben zahl­rei­che Un­ter­neh­mun­gen statt­ge­fun­den. Seit 1848 ward man über das Ver­schwin­den des Ere­bus und Ter­ror, der bei­den Schif­fe Fran­klins, un­ru­hig. Man sah da­mals den al­ten Freund des Ad­mi­rals, Dok­tor Richard­son, der schon im sieb­zigs­ten Jah­re stand, nach Ka­na­da ei­len und dem Kup­fer­mi­nen­fluss ent­lang bis zum Po­lar­meer drin­gen. So­dann ist Ja­mes Ross, Kom­man­dant der En­tre­pri­se und der In­ves­ti­ga­tor, im Jah­re 1848 zu Up­per­na­wik un­ter Se­gel ge­gan­gen und bis zum Kap York, wo wir uns eben be­fin­den, ge­kom­men. Er warf tag­täg­lich eine Ton­ne mit Pa­pie­ren ins Meer, wel­che den Zweck hat­ten, sei­nen Auf­ent­halt be­kannt­zu­ge­ben; wäh­rend des Ne­bels lös­te er Ka­no­nen; bei der Nacht ließ er Ra­ke­ten wer­fen und ben­ga­li­sche Feu­er an­zün­den und fuhr da­bei im­mer mit we­nig Se­geln; zu­letzt über­win­ter­te er 1848 auf 1849 im Ha­fen Leo­pold; hier ließ er eine große Zahl wei­ßer Füch­se ein­fan­gen und ih­nen kup­fer­ne Hals­bän­der an­schmie­den, wor­auf die An­ga­be vom Auf­ent­halts­ort der Schif­fe und der Nie­der­la­ge von Le­bens­mit­teln ein­ge­gra­ben war, – und ließ die­se Füch­se nach al­len Rich­tun­gen lau­fen. Nach­her im Früh­ling fing er an, die Küs­te von North-Som­mer­set auf Schlit­ten zu un­ter­su­chen, in­mit­ten von Ge­fah­ren und Ent­beh­run­gen, wo­durch fast sei­ne ge­sam­te Mann­schaft krank oder ver­stüm­melt wur­de, er­rich­te­te klei­ne Stein­py­ra­mi­den, worin er kup­fer­ne Röh­ren barg mit den er­for­der­li­chen No­ti­zen, um die Leu­te der ver­lo­re­nen Ex­pe­di­ti­on wie­der zu sam­meln; wäh­rend sei­ner Ab­we­sen­heit durch­forsch­te sein Lieu­ten­ant Mac Clu­re er­folg­los die Nord­küs­ten der Bar­row-Stra­ße. Be­mer­kens­wert ist, Ka­pi­tän, dass Ja­mes Ross un­ter sei­nem Be­fehl zwei Of­fi­zie­re hat­te, wel­chen spä­ter be­rühmt zu wer­den be­schie­den war, Mac Clu­re, wel­cher die nord­west­li­che Durch­fahrt ent­deck­te, und Mac Clintock, wel­cher die Res­te Fran­klins auf­fand.«

»Jetzt zwei tüch­ti­ge, wa­cke­re Ka­pi­tä­ne, zwei bra­ve Eng­län­der. Ver­fol­gen Sie wei­ter, Dok­tor, die Ent­de­ckungs­ge­schich­te die­ser Mee­re, worin Sie so be­wan­dert sind; man kann bei der Er­zäh­lung die­ser küh­nen Un­ter­neh­mun­gen stets et­was ler­nen.«

»Also, um mit Ja­mes Ross fer­tig zu wer­den, habe ich noch hin­zu­zu­fü­gen, dass er noch wei­ter west­lich die In­sel Mel­ville zu er­rei­chen trach­te­te; aber er war nahe dar­an, sei­ne Schif­fe zu ver­lie­ren, blieb zwi­schen den Eis­blö­cken ste­cken und wur­de wi­der Wil­len ins Baf­fins-Meer ge­trie­ben.«

»Zu­rück­ge­trie­ben«, sag­te Hat­teras mit Stirn­run­zeln, »wi­der Wil­len zu­rück­ge­trie­ben!«

»Er hat­te nichts auf­ge­fun­den«, fuhr der Dok­tor fort. »Seit die­sem Jahr 1850 wur­den jene Mee­re un­abläs­sig von eng­li­schen Schif­fen be­fah­ren, und es wur­de eine Prä­mie von zwan­zig­tau­send Pfund ei­nem je­den zu­ge­sagt, wel­cher die Mann­schaf­ten des Ere­bus und Ter­ror auf­fän­de. Be­reits im Jah­re 1848 ver­such­ten die Ka­pi­tä­ne Kel­let und Moo­re, Kom­man­dan­ten des He­rald und Plover, durch die Beh­rings-Stra­ße zu drin­gen. Ich habe wei­ter bei­zu­fü­gen, dass der Ka­pi­tän Aus­tin wäh­rend 1850 bis 1851 auf der In­sel Corn­wal­lis über­win­ter­te, der Ka­pi­tän Pen­ny auf der As­si­stan­ce und Re­so­lu­te den Wel­ling­ton-Kanal er­forsch­te, der alte John Ross, der Held des ma­gne­ti­schen Pols, auf sei­ner Yacht Fe­lix noch­mals zur Auf­fin­dung sei­nes Freun­des aus­fuhr, die Brigg Prinz Al­bert eine ers­te Fahrt auf Kos­ten der Lady Fran­klin mach­te, und end­lich zwei von Grin­nel aus­ge­rüs­te­te ame­ri­ka­ni­sche Schif­fe un­ter dem Ka­pi­tän Ha­ven, aus dem Wel­ling­ton-Kanal her­aus in den Lan­cas­ter-Sund zu­rück­ge­wor­fen wur­den. Wäh­rend die­ses Jah­res drang Mac Clintock, da­mals Aus­tins Lieu­ten­ant, bis zur In­sel Mel­ville und dem Kap Dun­das, je­ner äu­ßers­ten von Par­ry im Jah­re 1819 er­reich­ten Punk­te vor, und fand auf der In­sel Bee­chey Spu­ren der Über­win­te­rung Fran­klins im Jah­re 1845.«

»Ja«, er­wi­der­te Hat­teras, »drei sei­ner Ma­tro­sen wa­ren dort be­er­digt wor­den, und die­se drei Mann wa­ren glück­li­cher dran als die an­de­ren!«

»Von 1851-1852«, fuhr der Dok­tor, der Be­mer­kung des Ka­pi­tän Hat­teras zu­stim­mend, fort, »se­hen wir den ›Prinz Al­ber­t‹ eine zwei­te Fahrt mit dem fran­zö­si­schen Lieu­ten­ant Bel­lot vor­neh­men; er über­win­ter­te in der Bat­ty-Bai in der Prinz-Re­gen­ten-Stra­ße, er­forsch­te den Süd­wes­ten von Som­mer­set und un­ter­such­te ihre Küs­te bis zum Kap Wal­ker. Wäh­rend­des­sen wur­de die En­tre­pri­se und der In­ves­ti­ga­tor, als sie nach Eng­land zu­rück­ka­men, un­ter den Be­fehl Col­lin­sons und Mac Clu­res ge­stellt und ver­ei­nig­ten sich mit Kel­let und Moo­re in der Beh­rings-Stra­ße. Col­lin­son kehr­te zur Über­win­te­rung nach Hong­kong zu­rück, in­des Mac Clu­re vor­wärts­drang und nach drei­ma­li­gem Win­ter­auf­ent­halt, 1850-1851, 1851-1852 und 1852 bis 1853 die nord­west­li­che Durch­fahrt ent­deck­te, ohne über Fran­klins Schick­sal et­was er­fah­ren zu kön­nen. Von 1852-1853 wur­de eine neue Ex­pe­di­ti­on aus drei Se­gel­schif­fen, As­si­stan­ce, Re­so­lu­te und North-Star nebst zwei Dampf­bo­ten, Pion­nier und In­tre­pi­de be­ste­hend, un­ter dem Ober­kom­man­dan­ten Sir Ed­ward Bel­cher und dem Ka­pi­tän Kel­let als Un­ter­be­fehls­ha­ber aus­ge­sen­det; Sir Ed­ward be­such­te den Wel­ling­ton-Kanal, über­win­ter­te in der Bai Nor­thum­ber­land und be­fuhr die Küs­te, wäh­rend Kel­let, bis Brid­port auf der In­sel Mel­ville wei­ter­drin­gend, die­sen Teil der Nord­län­der ohne Er­folg durch­forsch­te. Da­mals aber ver­brei­te­te sich in Eng­land das Gerücht, es sei­en zwei, mit­ten zwi­schen den Eis­blö­cken ver­las­se­ne Schif­fe un­weit der Küs­ten Neu-Schott­lands ge­se­hen wor­den. So­gleich rüs­te­te Lady Fran­klin den klei­nen Schrau­ben­damp­fer Isa­bel­le aus, und der Ka­pi­tän Ingle­field fuhr die Baf­fins-Bai hin­auf bis zur Spit­ze Vic­to­ria un­term acht­zigs­ten Brei­ten­grad und kam ohne wei­te­ren Er­folg zur In­sel Bee­chey zu­rück. Zu An­fang 1855 wen­de­te der Ame­ri­ka­ner Grin­nel die Kos­ten für eine neue Ex­pe­di­ti­on auf, und der Dok­tor Kane such­te bis zum Pol vor­zu­drin­gen …«

»Aber er hat es nicht da­hin ge­bracht«, rief Hat­teras hef­tig, »und Gott Lob! Was er nicht fer­tig brach­te, wer­den wir zu­stan­de brin­gen!«

»Ich weiß es, Ka­pi­tän, und ich rede nur des­halb von die­ser Ex­pe­di­ti­on, weil sie not­wen­dig an die Be­stre­bun­gen, Fran­klin auf­zu­su­chen, sich an­schließt. Üb­ri­gens führ­te sie auch zu kei­nem Re­sul­tat. Ich hät­te bei­na­he ver­ges­sen an­zu­füh­ren, dass die Ad­mi­ra­li­tät, in­dem sie die In­sel Bee­chey als die all­ge­mei­ne Ver­samm­lungs­stät­te der Ex­pe­di­tio­nen an­sah, im Jah­re 1853 den Damp­fer Phö­nix, Ka­pi­tän Ingle­field, be­auf­trag­te, Vor­rä­te da­hin zu schaf­fen; die­ser See­mann be­gab sich nebst dem Lieu­ten­ant Bel­lot da­hin und ver­lor die­sen wa­cke­ren Of­fi­zier, wel­cher zum zwei­ten Mal Eng­land sei­ne eif­ri­gen Diens­te wid­me­te; wir kön­nen über die­se Ka­ta­stro­phe umso ge­nau­er die Um­stän­de er­fah­ren, als un­ser Rüst­meis­ter John­son Zeu­ge die­ses Un­glücks war.«

Бесплатный фрагмент закончился. Хотите читать дальше?
Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»