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Ini: Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert

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Jene hatten die Bestimmung, den Feind aus der Ferne, in seiner Zahl und seinen Maasregeln zu erspähen. Da man hoch genug stieg, und die erweitete Optik so wichtige Hülfe leistete, ergiebt sich, daß dieser schon auf zwanzig Meilen ein Gegenstand der Beobachtung wurde. Allein der Feind, welcher seine Plane gerne hehlen wollte, säumte gewöhnlich nicht, ähnliche leichte Fahrzeuge voranzuschicken, welche die diesseitigen zurückzutreiben suchten. Und so ereigneten sich in der Höhe Vortrabgefechte, wie sie, um Jahrhunderte früher, unter Husaren oder Kosaken bestanden.

Gewandt die Adler zu lenken, aus der steilen Entfernung, Gegenden und den Truppenstand aufzunehmen, mittelst der Telegraphie dem Feldherrn davon Meldung zu thun, dies waren die vorzüglichen Obliegenheiten, in welchen diese Leute sich tüchtig zu machen hatten. Daneben mußten sie eben so fertig als das Fußvolk zielen können, um wo möglich ihres Gegenparts Adler zu erlegen, wo dann die Eroberung unstät treibender Nachen ein Spiel ward. Den meisten Ruhm brachte es jedoch bei dieser Truppengattung, wenn man in Nacht und Dunkel über Feindes Heer schlich, mit anbrechendem Tage ihn bei aller Vorsicht erkundete, und unerreicht entfloh. Oder wenn man über dichte Wolken dahin schwebte und sich zu dem nämlichen Zweck in die klare Region niederließ. Dies war indessen schwierig genug, weil dem Feinde die Vorsicht auferlegte, bei Nacht sowohl als bei umzogenem Himmel, oben patrouilliren zu lassen.

Die größeren Gallionen entfernten sich nicht weit und blieben den Gefechten vorbehalten. Sie luden Granaten mit reinem Knallsilber gefüllt und Feuerkränze, lenkten dann über einen Truppenhaufen, und ließen Verderben auf ihn niederfallen. Die Kriegskunst lehrte aber, ihnen sogleich andere entgegen zu senden, auch wurden aus der Tiefe, weitreichende Feldstücke mit glühenden Kugeln, auf sie gerichtet. Hier möglichst auszuweichen, und dort doch der Absicht ein Genüge zu thun, strebte die Lufttaktik. Allerdings langte man nicht immer glücklich mit den Theorien aus, die Fahrzeuge geriethen in Brand, die Adler wurden getödtet, man war gezwungen sich mit dem Fallschirm erdwärts zu wenden, und wenn der Feind sich unten befand, auf Gnade und Ungnade sich zu ergeben.

Die regsten, leichtesten Bursche kamen denn zu diesen, im ächten Sinne des Worts, leichten Truppen.

Andere kamen zu der Reuterei. Diese hatte jetzt Pferde, welche man eben so wohl zum Krieg abgehärtet hatte, als die Menschen. Eingehegte Wildnisse waren der Ort ihrer Erzeugung. Dort liefen sie bis ins fünfte Jahr umher, jeder Witterung blos gegeben, durch keine warme Stallung, kein regelmäßiges Füttern, verwöhnt. Schwer ward es dann sie zu bändigen, doch gelang es endlich durch Güte und Strenge. Im schnellen Laufen übte man sie täglich, dann mußten sie auch verschiedene, vor ihnen in Gestalt von Soldaten zu Fuß und zu Pferde, zur Höhe gerichtete Gegenstände, über den Haufen rennen, in Stickfeuer und Schwefeldunst gehen, von Furcht befreit, vertraut mit Schmerzen. Dabei mußten sie sich auf des Reuters Verlangen schnell zur Erde werfen, denn auch hier war es im Gebrauch, wenn es die Umstände wollten und erlaubten, sich mit Erdaufwürfen zu sichern.

In früheren Zeiten galt es erschöpfende Anstrengung, wenn Reuterei etwa eine Viertelmeile im vollen Rennen zurücklegte. Jetzt hatten die wild aufgewachsenen, durch Uebung immer mehr gekräftigten Kampfrosse, Athem genug, dies mehrere Meilen zu vollbringen, obschon sie sowohl als der Reuter gepanzert waren, und oft noch ein Schütz hinten auf saß, der denn im vollen Laufe, entweder über des Reuters Schultern, oder rechts und links, feuerte.

Auf große Abstände bediente sich diese Waffe schon des Feuerrohrs, Hundert Schritte vom Feind pflegte man eine Wurflanze in seine Reihen zu schleudern, zwei andere Spieße, die ein leichter Mechanismus senkte oder hob, waren an des Reuters Füßen befestigt.

So geschah der Einbruch. Zuletzt strömten weite Pistolen noch kleine Kugeln und Raketen, dann wüthete das Schwert.

Doch der Feind traf auch Gegenmaaßnehmungen. Das Fußvolk zog in bewundernswerther Geschwindigkeit Gräben mit Lanzen ausgespickt, über welche die Kampfrosse fielen. Reuterei warf Fußangeln an dünnen Stricken weit hinaus, den Gegner dadurch zu verwirren, sie aber auch gleich wieder aufzunehmen, wenn es Verfolgung galt.

Die jungen Männer, welche hier Anstellung fanden, mußten, neben dem schon vergangenen Lehrjahre, drei andere, bei den Uebungen im Reiten, im Schießen vom Sattel, und dem Fechtkampfe auf Lanze und Schwert, verleben. Mitgebrachte Vorkunde und glückliches Auffassungvermögen minderten gleichwohl diese Zeit.

Weit bewundernswerther als andere Waffen, trat jedoch die Artillerie auf. Wie würden die Männer aus dem achtzehnten und dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts, welche dem großen Geschoß vorstanden, haben staunen müssen, wenn ihnen ein Blick auf ihre späten Nachfolger, von jenseits der Gräber her, wäre vergönnt gewesen. Es wurde schon bei Gelegenheit der Festen gemeldet, welche Kaliber die dermalige Zeit sah, allein auch im Felde leiteten Metallehre, Scheidekunst und Bewegungstheorie, das Geschäft des Verderbens wundersam.

Vervielfältigt waren die Mittel, dem Rücklauf zu begegnen, und so konnte der Konstabel sich leichter Röhre bedienen, wenn sie gleich schwere Ballen fortzutreiben vermochten. Es gab viele derselben auf einem Gestell, die mit Lademaschinen in unglaublich kurzer Zeit nach einander den Tod spieen. Andere wieder, auf so hohen Wagen, daß sie über Fußvolk und Reuterei emporragten und durch diese gedeckt, von hinterwärts ihre Zerstörung aussandten. Es gab feuerfeste Wandelthürme, in vielen Stockwerken mit Kanonen besetzt. Es gab bewegliche Reduten, auf allen ihren Seiten Batterien. Wie schaffte man die fort? ist die Frage. O dergleichen hätte schon um Jahrhunderte früher vorhanden sein können, wenn damals nicht eine so große Geistesträgheit unter den Kriegern zu finden gewesen wäre, wenn nicht manche Völker es vorgezogen hätten, dem Verderben zuzueilen, als das Genie über die Maasregeln ihrer Rettung zu hören. Das war nun freilich späterhin anders. Niemanden traf Verfolgung, weil er klüger war, als der Haufe, der Verstand war kein Monopol sondern Allmende. Pulverkraft schaffte diese Wandelthürme, diese Wandelschanzen fort, und es ist gar so schwer nicht, die Möglichkeit zu ahnen.

Die Artillerie zu Pferde hatte ihre Stücke nicht auf Wagen, sondern bei sich an den Sätteln, in kleine Theile zerlegt, die man in etlichen Sekunden zum Ganzen vereinte. Sie bewegte sich noch schneller als die gewöhnliche Reuterei, indem sie die vorzüglichsten Pferde empfing, und jener im Ansprung voraus eilen mußte, durch einige schnell angebrachte Lagen die Bahnen aufzuhellen.

Das Laboratorium setzte in Erstaunen. Hier wurden unter andern die Feuermaterien gemengt, deren Flammen sich überall vertilgend anhingen. Die Artillerie bewarf zuweilen eine feindliche Reihe so damit, daß ein dichtes Glutmeer über sie hinströmte und der Erfolg ist denkbar. Ueberhaupt geizte die Artillerie nach der Ehre, Schlachten und kleinere Gefechte zu entscheiden, ohne daß andere Massen Theil daran nahmen, was auch oft gelang.

Den Krieg unter der Erde führten die Minirer. Reutereiangriffen, wie sie jetzt angethan waren, dem schnellen Heranbringen mordender Batterien, konnte fast nur eine wirksame Vertheidigung entgegen gestellt werden, wenn der Boden an Stellen, wo sie vorüberkamen, unterhöhlet, und Mine an Mine, mit reinem Knallsilber gefüllt, gereiht wurde. Dann ließen sich Tausende leicht zerreissen, nach den Wolken senden. Selten ward ein Lager bezogen, wo die rüstigen Krieger in der Tiefe, nicht sogleich die ganze Linie mit ihren verborgenen Werken umgürtet hätten. Brachten sie diese nun zum Ausbruch, so schien es, als ob Vulkan neben Vulkan spie, und die flüßigen Feuer strömten, der Lava gleich, weit umher.

Bei so erschwertem Zugang, hatte nun der Angreifer zu sinnen, wie er seinen Kohorten, vor ihrem Sturme, den Boden sicherte. Dies konnte nicht anders als unter seinem Rande geschehen. Daher mußten die disseitigen Minirer zeitig ihren Weg antreten. Große Erdbohrer, durch Maschinen in Bewegung gesetzt, dienten zu diesem Zwecke. Man beeilte sich, die höllischen Anlagen aufzufinden und durch eine frühere Brandstiftung sie unschädlich zu machen.

Grausenvoller Krieg, schauderhafte Anwendung entsetzlicher Naturkräfte! Doch dies fürchterliche Verfahren war nothwendig geworden, man durfte sich nicht ungestraft an Mordkunst überbieten lassen. Und die Möglichkeit solcher Allvertilgung, mahnte desto lauter an, den Frieden zur ersten Tugend der Menschheit zu erheben. Noch hörten aber nicht alle Völker darauf.

Wer nun von den jungen Soldaten in eine der kunstreichen Truppenarten aufgenommen worden, und den Unterricht dreier neuen Lehrjahre empfangen hatte, konnte nach Belieben wieder austreten, denn es war nützlich, unter den Bürgern im Staate, auch eine Zahl so angelehrter zu wissen. Es war nun eine Befreiung von gewissen Gaben und ein Ehrenzeichen ihr Lohn.

Wer aber noch länger zu weilen Lust zeigte, trat ins große Heer, wo sein Dienst zehn Jahre währte. Nach dieser Zeit ging er zu den Veteranen, welche entweder die Besatzung der Festen bildeten, oder der Uebung junger Rekruten oblagen. Denn es galt der Grundsatz: kein Krieger im offenen Felde dürfe mehr als dreißig Jahre zählen. Man kannte den leichten, die Gefahr höhnenden Sinn, welcher allein mit der Jugendkraft verbunden ist. Nothfällen blieben Ausnahmen vorbehalten.

Die Beförderung zu höheren Stellen bestimmte die Dienstzeit. Im Frieden ward dies durchaus nicht abgeändert, eine Auszeichnung war da selten, weil alle ebenmäßig gebildet wurden. Im Kriege galten Großthaten Pflicht, und die Voraussetzung, Niemand werde ihrer ermangeln, wenn ihm die Gelegenheit winkte. Es ist schlimm, sagte man, von Verdienst zu reden. Die Abwesenheit desselben bei Vielen, wird stillschweigend eingestanden, wenn des Einzelnen Lob darum ertönt.

 

Doch Anführer großer Heerhaufen wurden nach Maaßgabe des höheren Genies ausgewählt, das sie beurkundeten. Sie mußten in den Kriegsübungen, während vieler Jahre, keinen Tadel verwirkt haben. Sie mußten aus den Schulen ihrer Theorien, welche sich bei den Heeren befanden, vortheilhafte Zeugnisse mitbringen. Sie mußten dann eine Zeitlang dort selbst den Lehrstuhl besteigen, denn man wußte gar wohl, wie auch der beste Kopf lehrend am meisten lernt. Sie mußten in gehaltvollen Schriften beweisen, daß sie die Kriegskunst nicht nur ihrem Umfange, und ihren einzelnen Abtheilungen nach, ergründend verständen, sondern daß sie sie auch mit neueren Ansichten zu bereichern wüßten. Gute Erfindungen, durch welche das Heer einen wahrhaften Vortheil über die der Nachbaren errang, gaben endlich den Ausschlag, der Zahl derer beigesellt zu werden, aus welcher man Heerführer wählte.

Dies geschah aber von Seiten des Heeres selbst. Die meisten Stimmen, im Geheim ertheilt, entschieden. So konnten keine unreine Mittel angewandt werden, ein solches Amt zu erlangen. Auch war es nicht ausführlich, Hunderttausend Mann zu bestechen. Nur ächte, keine Scheingenialität, konnte wohl mit ihrem Rufe so weit dringen, daß die Mehrheit einer solchen Zahl in ihren Wünschen gewonnen ward. Dann sandte der aus den Aeltesten zusammengesetzte Rath des Heeres, die Wahl nach Rom, wo das Strategion, eine Körperschaft alter Feldherrn und Kriegsgelehrten, ihre Gründe untersuchte und danach abwog, ob sie dem Kaiser zur Bestätigung vorgelegt werden sollte, oder nicht. Diesem blieb zuletzt sein souveraines Ja oder Nein.

So weise verfuhr dies Zeitalter bei der gewichtigen Frage: wer seinen trefflichen Heeren gebieten sollte?

Wie trefflich diese Heere aber auch sein mochten, so kosteten sie dem Staate nichts. Gewissermaaßen nichts.

Denn jener zehnjährige Dienst nach den Lehrjahren, er mochte bei den künstlerischen Truppenarten oder nur bei dem einfacheren Fußvolke Statt haben, (wo auch Viele blieben, die jene zu schwierig für sich fanden,) ward nicht allein mit Kriegsübung hingebracht. Dies hätte man unnöthig, überflüssig gefunden. Die großen Heere tummelten sich drei Monate im Jahr. Und dabei wählte man nach einander Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Dies schien hinlänglich, das Handwerk fortgesetzt in seiner Gewalt zu haben, und der Strenge jeder Witterung Trotz bieten zu können. Zudem hatten diese Uebungen so viel Praktik als immer thunlich blieb. Zwei Heere bildeten sich und verfuhren als Feinde gegen einander, auf alle Weise die Wirklichkeit darstellend, nur daß freilich die Röhre nicht mit Kugeln versehen waren. Gleichwohl ging es dabei nicht ohne Gefahr ab, worauf es auch bei Menschen, deren ganzes Wesen die Gefahr geringschätzen soll, nicht ankommen muß. In der Hitze des Streits blieb hie und da ein Krieger, und ward dann, als ob Ernst bestanden hätte, an den Ehrensäulen genannt, welche der Nachwelt die Namen derer übergaben, die im Kampfe mit des Vaterlands Feinden gefallen waren.

Nun hatte aber der Staat seit lange den Heeren Ländereien übergeben. In den Provinzen, Polen, Moskau, Schweden, manchen Gegenden der vormaligen Türkei von Europa, gab es überflüssige Waldungen, unbewohnte Steppen, Moräste, die einer Austrocknung fähig waren, in Menge. Auch fanden sich hie und da Bergwerke, zeither ungenützt und ergiebig. In den neun Monaten, wo nun die Soldaten sich nicht mit den Waffen beschäftigten, war ihr Beruf, zu urbaren, zu bauen, zu säen, zu pflanzen, zu ärnten. Dies war im Laufe der Zeit schon weit gediehen, und die Krieger hatten ungemein wohlgepflegte Besitzungen.

Nach den Lehrjahren wirklicher Soldat, empfing auch Jeder seinen Antheil, den er für sich bearbeitete, doch auch die Obliegenheit, einer nebenliegenden Hufe seine Sorge zuzuwenden. Diese war Vermögen der Gesammtheit, welche, durch die Menge derselben, sich eines hohen Reichthums erfreute. Aus den Einkünften davon, konnte nicht allein der Sold für die Rekruten und Veteranen, bestritten werden, sondern sie waren auch die Quellen, aus denen man zum Behuf der anderweitigen Heeresnothwendigkeiten schöpfte.

Das Heer ließ seine Magazine mit Korn füllen, und häufte hier immer Vorräthe für mehrere mögliche Kriegsjahre auf. Es zog seine Pferde in den wilden Stutereien. Es ließ seine Kupferminen, seine Eisen- und Schwefelbergwerke bearbeiten, erzeugte Salpeter, Ammoniak und andere Gegenstände für seine Waffenfabriken und chemische Laboratorien in Ueberfluß. Auf Kunststraßen, welche es bauen half, schafte es mittelst ihm zugehöriger Prahmwagen sie leicht an die Orte, wo diese Fabriken angelegt waren. Die Wolle seiner Schäfereien, die Linnen seiner Flachsschollen, kleideten die Soldaten. Die Veteranen, nach dem dreißigsten Jahre keinesweges veraltet, trieben auch den Festungbau. Lobenswerthe Einrichtungen in früheren Zeiten, wo man den Müßigang der Krieger willig duldete und sie dadurch vielseitig verdarb, nie ins Dasein gerufen.

Gelino machte nun dem Zögling bekannt, wie er, als europäischer Bürger, sich nun werde gefallen lassen, hier sein Waffenjahr anzutreten. Guido hörte das mit innigem Vergnügen, von jeher hatte das Kriegshandwerk für seine lebhafte Einbildung unsägliche Reitze gehabt, und immer hoffte er einst Ruhm darin zu finden, wenn schon eben keine Aussicht zu ernstlichen Kämpfen bestand.

Drittes Büchlein

Guido im Heere

Der Lehrer führte ihn einige Meilen von Moskau weg, wo eben die große Uebung des Heeres Statt fand. Wie begeisterte den Jüngling der strahlende Waffenglanz, der laute Donner so vieler Feuerröhre, deren Rauchwolken den ganzen silbernen Himmel dunkel umzogen und wieder mit tausendfachem Blitz erhellten. Am fernen Boden schlängelten sich der Minen Lavabäche, wenn ihre Erdberge emporstiegen.

Nachdem die Truppen die heutige Uebung geendet hatten, begab sich Gelino mit seinem jungen Freund, zum Anführer. Er stellte ihm Guido vor und übergab dabei ein Schreiben. Der Feldherr blickte den Jüngling wohlgefällig an, und brach darauf das Siegel. Nachdem er gelesen hatte, sagte er: Wohl scheinst du es werth, Jüngling, daß der Kaiser dich selbst empfielt. Er muß dich vortheilhaft kennen gelernt haben, große Wärme spricht in seinem Briefe, und deine Miene betrügt auch wohl kein Vertrauen. Doch verlangt deines Beschützers Weisheit unfehlbar nicht, daß ich dir unverdienten Vorzug einräume. Zeige jedoch Willen und Kraft, so kann die Ehre im Heere geachtet zu werden, dir nicht entstehn.

Guido ward verlegen, da er von dem Briefe des Kaisers nichts wußte. Doch antwortete er mit bescheidenem Selbstgefühl: er achte sich zu sehr, eine Auszeichnung zu verlangen.

Er hatte nun die Prüfung zu bestehn. Seine seltne Gewandheit in Leibesübungen erregte Staunen, er war so keck, die Behendesten im Laufen, die Stärksten im Ringen, die Rüstigsten im Schwimmen, zum Wettkampf einzuladen, und trug den Sieg davon. Eine Probe seiner geometrischen Uebersicht abzulegen, schwang er sich an einen Luftball empor, und entwarf binnen einer Stunde eine höchst genaue Charte des sichtbaren Landhorizonts. Auch anderweitig bestand er, nicht nur zur Zufriedenheit, sondern zur Bewunderung der Anwesenden, was dem Lehrer Gelino süß schmeichelte.

Er empfing seine Waffen und begann die Uebungen froh. An Ini schrieb er: Ich trage nun das Kriegerkleid. Neue Kraftübungen werden meine Formen entfalten, der hohe Gedanke an Heldenthum, verbunden mit dem entzückenden, verklärenden an dich, werden mir endlich die Gestalt vollenden, welche deiner allein werth sein kann.

Sie antwortete: Gehe nicht leicht hin über das Schwere. Sorge und wache. Liebe stärke dich!

Der Seegen einer Geliebten hat immer wunderbare Einwirkungen. Jedes Geschäft geht leichter von dannen, der Genius erwacht, trägt bald auf den Gipfel des Vorhandenen und läßt höhere Vollkommenheit umfassen.

Guidos nervigte Arme lernten die Kunstgriffe mit dem scharfen Spaten bald, und führten Lanze und Schwert mit Geschicklichkeit, sein geübtes Auge brauchte in wenigen Wochen das Feuerrohr so fertig, daß er nie sein Ziel fehlte.

Was sollen wir dich lehren, fragten die Veteranen, dir ist schon alles bekannt, was der Fußsoldat wissen muß, um zu seinem Haufen zu gehen.

Guido beruhigte sich aber dabei nicht. Er hatte nachgedacht, ob man nicht über den Erdwurf feuern könne, ohne das Haupt dem feindlichen Geschoß zum Ziel darzubieten. In der Optik fand er ein Mittel zu diesem Zweck. Er ließ sich ein hakenförmiges Sehrohr fertigen, das die Lichtstrahlen in einen Winkel brach, und sein Feuerrohr mit einem gebogenen Kolben versehn. Nun blieb er ganz hinter der Erdwehr liegen, und sah durch sein Instrument dennoch darüber hin. Der Schuß erfolgte da bei aller eignen Sicherheit. Er zeigte den Veteranen, was er ersonnen hatte. Diese gaben ihm großen Beifall zu erkennen, und sandten sein Feuerrohr an die Rathsversammlung des Heeres, welche neue Erfindungen zu untersuchen hatte. Sie war von dem wichtigen Nutzen der vorliegenden zur Stelle überzeugt, und schickte sie wieder durch einen Eilboten dem Strategion zu Rom. Dieses antwortete bald: Man hätte sogleich alle Feuerröhre der Fußsoldaten auf die vorgeschlagene Weise umzuändern.

Man sprach beim ganzen Heere von diesem Ereigniß. Durchaus war es neu, daß ein Jüngling, nur einige Wochen unter den Waffen, schon eine Abänderung beim Heere veranlaßt hatte. Man untersuchte zwar alles willig, munterte liebevoll auf, doch selten erfolgte die wirkliche Anwendung. Wenn es diesmal auf einmüthigen Beifall geschah, so lagen auch vor Jedermann die Beweise der Trefflichkeit jener Erfindung.

Man sprach ihn auch zugleich von der Obliegenheit los, ein Lehrjahr bei den Fußsoldaten zu weilen. Es ward ihm frei gestellt, in eine andere Waffe zu treten, und er wählte die Reuterei.

Grade waren Pferde aus der eingehegten Wildniß angelangt, und der Führer des Zuges klagte über die Unbändigkeit des einen darunter, rathend, es als unbrauchbar zu tödten. Guido bat um die Gunst, es versuchen zu dürfen. Man wollte sie lange nicht zugestehn, einwendend, schon die bewährtesten Reuter hätten Unfälle mit diesem Thiere gehabt. Jener ließ aber nicht nach, zäumte und sattelte das Roß, bei allem Widerstreben, und schwang sich darauf. Es bäumte sich hoch, Guido drückte ihm mit starkem Arm den Kopf nieder. Es ging, dem Zügel nicht mehr gehorchend, athemlos ins Weite. Guido riß ihm den Kopf herum und brachte es zum Stehn. Endlich, die Kraft seines Meisters gewahrend, bequemte sich die üppige Wildheit zum Nachgeben. Gelehrig folgte das Pferd, wohin Guido wollte. Er ritt es vor aller Augen an einen Bombenmörser, und ließ ihn neben sich losbrennen. Ein gewaltiger Sprung zur Höhe folgte, der Jüngling saß fest und hielt sein Thier auch zugleich wieder an, es kühn mit dem Sporn für die Unart strafend. Es schnaubte Wuth, wagte aber, bei einem zweiten Schuß, nicht mehr, von der Stelle zu gehn. Endlich legte Guido das Feuerrohr zwischen seine Ohren, erlegte tausend Schritte davon einen Habicht, der eben durch die Luft flog, und sein Pferd rührte sich nicht.

Alle Reuter jauchzten ihm Lobsprüche, und er dachte geheim: Hätte mich doch Ini jetzt gesehn!

Eine freundliche Aufnahme in die Reihen war sein Lohn, und das Verlangen, dies Pferd für den Dienst behalten zu dürfen, fand Bewilligung.

Er bewies sich bald so tüchtig als Reuter, daß die Veteranen urtheilten, es bedürfe hier durchaus keiner Lehrzeit mehr. Deshalb bat er aber, zu dem großen Heere gesandt zu werden, und das aus folgendem Grunde:

Der Cäsar von Neu-Persien hatte Asien im Besitz, mit Ausnahme von Japan und China. Diese alten Reiche hatten in vorigen Kriegen immer glücklichen Widerstand geleistet, jenes durch seine abgesonderte, meerumflossene und durch Felsenküsten sichere Lage, dieses mittelst seiner ungeheuren Bevölkerung, und indem es, aufgeweckt durch die nähere Gefahr, das Volksgenie auch geweckt und in den Kriegskünsten neuer Zeit mitgestrebt hatte. Grade war aber eine neue Fehde ausgebrochen, und bei dieser Gelegenheit ein Trupp chinesischer Tatarn versprengt worden, der, Unfug und Verheerung übend, den Gränzen von Europa nahte.

Man sandte eine Heerabtheilung, meistens Reuterei, entgegen, im Fall sie sich nicht entblöden würden, das diesseitige Gebiet zu betreten, und da Guido sehnlich wünschte, dem etwanigen Feldzuge beizuwohnen, drang er so lebhaft darauf, zum Heer gesandt zu werden, was auch geschah.

Der Ruf war ihm zuvor gegangen, neugierig sammelte sich die Menge, den Jüngling zu sehn, der eine genievolle Erfindung gemacht hatte und für den kräftigsten Rossebändiger galt. Die Art, wie er unter den neuen Kameraden auftrat, erwarb ihm auch gleich Vertrauen und Gewogenheit.

Es ging zur Gränze, wo eilig das Gerücht einlief, schon wären mehrere Dörfer geplündert und verwüstet worden. Der Anführer nahm seinen Marsch in die Gegend, welche, die noch unkultivirteste in Europa, dichte Waldungen durchschnitten.

 

So leicht der europäische Stolz diesen Krieg gewürdigt hatte, so furchtbar-schwer war er zu führen. Die Waldungen deckten den Feind. Man konnte sich nicht über seine Zahl oder Stellung erkundigen, weil die leichten Truppen, für dies Geschäft dem Heere zugetheilt, nicht von oben herab durch die Kronen der Bäume zu blicken vermogten. Die Tatarn verbargen sich geschickt, drangen dann unvermuthet in wilden Haufen hervor, fielen mit Ungestüm an, und entfernten sich mit einer Schnelligkeit, die den Vortheil auf ihre Seite brachte. Denn ihre Pferde, welche Klugheit bei Zucht und Anlehrung der europäischen auch thätig war, hatten den Vorzug.

Die berittene Artillerie ließ sich in den Gehölzen nicht brauchen, wider die kleineren Röhre bedienten sich die Feinde eines Schildes, mit einem in China erfundenen Lack überzogen, der bei großer Leichtigkeit Reuter und Pferd deckte, im Anrennen vorn, im Weichen hinterwärts Gebrauch fand. Schlimmer wie alles das, konnte man ihre Pfeile ansehn, womit sie überaus geschickt trafen, und den gepanzerten Mann entweder im Gesicht oder an den Händen verwundeten. Diese Pfeile waren in ein Pestgift getaucht, das nicht allein den Getroffenen hinraffte, sondern auch sich epidemisch mittheilte. Sie dagegen, war mit Recht anzunehmen, mußten mit einem schirmenden Gegenmittel versehen sein, da man von keinen Krankheiten unter ihnen hörte.

Groß war, bei allem anerzogenen tapfern Sinn, die Bestürzung, als der Tod in den europäischen Reihen wüthete. Die Aerzte wußten keinen Rath, fanden selbst ihr Grab. Der Anführer wagte einen verwegenen Streich, wurde aber mit seinem Vortrab umzingelt und niedergehauen.

Die Truppen wählten einen neuen Gebieter, der einstweilen sein Amt übernahm, bis die Bestätigung darin eingelaufen sein konnte. Es war der Sohn eines vornehmen Fürsten, welcher demungeachtet der erforderlichen Eigenschaften nicht ermangelte. Er hielt den Truppen eine kräftige Anrede, worin er die Nothwendigkeit bewies, die Räuber zu vertilgen, wenn dem ganzen Lande nicht Untergang durch die Pest drohen sollte; mahnte jeden an, den Sinn der Aufopferung in sich zu wecken, und zu denken, auf welchen Wegen sich der entsetzlichen Gefahr begegnen ließ. Der Feuerwille, im Kampf dem Tode zu trotzen, ließ sich auch überall wahrnehmen, doch die natürliche Furcht vor der Pest bleichte jedes Antlitz, und im ganzen Lager tönte Wehklage, da keine Minute verging, wo nicht ein Freund dem Freunde starb.

Guido schrieb an seinen Lehrer, der nun in Moskau geblieben war: Komme ich um, so sage Ini, mein Leben sei mit ihrem Namen den Lippen entflohn, vielleicht aber gelingt es mir, ruhmgekrönt wiederzukehren, denn ein Wagstück ist mir beigefallen, das uns retten kann.

Er ging zu dem Heerführer, bat sich einen Luftnachen und einige muthbewährte Männer aus. Du bist ja Reuter, was willst du unter den Spähtruppen? fragte jener. Vertraue mir um was ich bitte, hieß die Antwort, ich will mein Leben daran setzen, den Tod vom Lager zu fernen.

Wohlan! Und möge das Glück dich geleiten.

Guido stieg hoch in die Lüfte auf, begab sich über den Feind und blickte mit einem treflichen Fernrohre nieder, das ihm der Feldherr auf sein Ansuchen noch mitgegeben hatte. Nach langer vergeblicher Mühe entdeckte er in der Waldung einen kleinen offnen Raum, wo ein prächtig Gezelt stand. Hier ist ohne Zweifel der tatarische Feldherr, sagte er zu seinen Begleitern, dies wollte ich erkunden.

Jetzt schwebt er zurück über das eigne Lager, und ließ einen Brief niederfallen, in welchem er den disseitigen Heerführer bat, einen Angriff, wenn auch nur scheinbar, zu machen. Er sah nach einer halben Stunde, daß seine Bitte Gehör gefunden hatte, die Schlachttrompete klang, die Glieder rückten aus.

Jetzt mußten ihn die Adler wieder über jenen lichten Raum bringen, hoch genug, daß, bei ohnehin trüber Luft, er nicht mit bloßen Augen zu entdecken war. Sein gutes Fernrohr zeigte ihm aber bald, wie auf den Schlachtlärm ein vornehmer Tatar aus dem Gezelte trat, zahlreich begleitet sich aufs Kampfroß schwang und vorwärts eilte. Nur wenige Einzelne umzingelten in einiger Entfernung wachend das Hauptquartier.

Sogleich ließ sich Guido, durch stille Luft und einbrechende Abenddämmerung begünstigt, am Fallschirm nieder. Nicht weit von dem Hauptgezelt blieb er an einer Eiche hangen, und kletterte von da zur Erde. Eine Wache entdeckte ihn, doch ehe der unbesorgt gewesene Tatar zum Bogen greifen konnte, hatte er Guidos Dolch in der Brust. Dieser legte nun seine Kleidung an, verdachtloser weiter handeln zu können. Er ging einigen Anderen vorüber, die, seiner Kleidung halber, nicht Acht auf ihn gaben und gelangte glücklich in das Zelt. Hier standen viele große Flaschen mit der tatarischen Ueberschrift: Gegengift. Dies war was Guido gewollt hatte. Er nahm eine davon, und schlich weit rückwärts in den Wald, indem die Nacht dunkler wurde. Endlich, niemand mehr gewahrend, zündete er ein kleines Feuer an, was seinen Kameraden im Luftnachen zum Zeichen diente, sich niederzusenken.

Dies geschah. Guido bestieg mit seiner Beute den Nachen, und man eilte durch die Luft dem eignen Lager zu, wo man gegen Morgen erst anlangte, denn das Gefecht hatte eine unglückliche Wendung genommen, die Europäer waren weit zurück gedrängt worden.

Er fand unglaubliche Verwirrung, auch der Feldherr war geblieben. Getrost, rief er, ich bringe vorerst eine Hülfe, das Weitere wird sich finden.

Die Aerzte wurden berufen. Man untersuchte die Flasche, mittelte die Bestandtheile aus, und traf sogleich Anstalt, das Mittel in großer Menge zu fertigen. Zugleich ward es an den Pestkranken, die in großer Zahl schmachteten, versucht, und alle sahen sich nach wenigen Stunden hergestellt. Die Art des Gebrauchs enthüllte sich schon aus der Natur dieser Arzenei. Sie wurde auch schnell nach den rückwärts liegenden Ortschaften gesandt, wohin sich das Uebel auch schon verbreitet hatte.

Hoher Freudejubel! Neuerwachter Muth im Heere, da keine Pestpfeile mehr zu fürchten standen. Guidos Lob klang in aller Krieger Munde. Kein Neid trübte einen so rein verdienten Dank.

Die Aeltesten ordneten eine neue Heerführerwahl. Jeder im Heerhaufen nährte denselben Gedanken. Mag der Jüngling selbst nicht das erste Lehrjahr bestanden haben, sein Geist, seine Thaten erheben ihn zum Würdigsten. Man zog die Namen aus dem Helm, der unter allen Kriegern umhergegangen war. Guido stand auf jedem Papier.

Er war beschämt, verlegen – doch klopfte sein Busen von nicht geringer Freude. „Was wird Ini sagen, wenn sie davon hört!“ dachte er, dann – gab er Befehle.

Eine weite Umzingelung des Feindes schien ihm in diesen Waldungen das Dienlichste. Jeder Krieger empfing eine kleine Viole von dem Gegengift, um nun bei einer Wunde sogleich einige Tropfen davon anwenden zu können. In der folgenden Nacht traten die Flügel ihren Weg an, um sich in den Rücken des Feindes zu begeben. Zeitmesser und Kompaß dienten, sich genau an den Stellen einzufinden, wo es der Plan verlangte. Ein Morast, durch den die Tatarn nicht dringen konnten, begünstigte an einer Seite den Entwurf, an der andern ließ Guido schnell eine Meile lang die Bäume mit Knallsilber umwerfen, daß auch dort der Ausweg gesperrt wäre.

Dann begann der Angriff von zwei Seiten in der nämlichen Minute. Die Tatarn erschraken, da sie die alte Furcht vor ihren Giftpfeilen nicht mehr inne wurden. Ja, Bestürzung verbreitete sich unter ihnen, als einige gewahrten, die Verwundeten der Europäer bedienten sich eines Gegenmittels. Die nehmliche Entdeckung hatte auch den Neu-Persern eine Ueberlegenheit über diese Truppen gegeben und sie in die Nothwendigkeit gesetzt nach dem Norden zu fliehn.

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