Aus, Äpfel, Amen (2) Ria, de Kloa 1948 bis 1951

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Der Sommer, die Ferien und der Herbst

Die Zeit verfliegt schnell, das Schuljahr geht zu Ende und die Ferien stehen vor der Tür. Im August begeht Mutti ihren 30. Geburtstag. Aber außer Glückwünschen, einem Strauß Wiesenblumen, einem Hefezopf und Lindes Kaffee gibt es nichts. Unsere Freizeit verbringen wir meistens draußen. Das ganze Dorf ist ein Spielplatz. Der Bach ist da, das Gstockets, wir können Häusl- und Strickhüpfen, Schussern, Kreisel und Reifen treiben. Wenn es besonders heiß ist, dürfen wir wieder an den Lukasweiher und dort baden. Auch wenn Mama meint, ich würde dreckiger heimkommen als ich hin bin. Und wenn das Wetter schlecht ist, sind wir beim Hennamo. Langweile kennen wir nicht.

Aber wenn ins Holz gefahren wird, dann müssen Beate und ich mit. Wir werden gar nicht lange gefragt, wir haben einfach mitzukommen und fleißig zu helfen. Wenn wir mal ein Gesicht machen, dann meint Mama: „Ihr wollt eich im Winter ja auch in die warme Stube neihocka, oda vielleicht ned?“ Dagegen kann man nichts sagen. Auch wenn ein „Schwammerlwetter“ ist, muss ich einfach mit. Aber meist werden diese Arbeitstage trotzdem schöne Tage, wenn wir mit dem Wagerl durch Wald und Flur fahren und dabei lachen und singen und wenn wir vor der Heimfahrt in einer Lichtung auf Baumstämmen sitzen und uns an kaltem Kaffee und Marmeladenbroten gütlich tun.

Einmal im Jahr bekommen wir eine größere Holzlieferung. Da fährt der Gockelbauer mit dem Bulldog hinaus und wenn wir Glück haben, dürfen wir darauf mitfahren. Daheim geht es dann weiter. Das Holz muss geschnitten und zerhackt werden. Das machen der Papa und Onkel Hans. Wenn die nicht da sind, wird diese schwere Arbeit von den Frauen erledigt. Die Holzscheitl zu einem schönen Holzstoß aufzuschlichten, das ist wieder unsere Arbeit. Mama überwacht das mit Argusaugen, damit der Stoß einen festen Stand hat und nicht einfällt.

Wenn die Ernte reif ist und gemäht wird, geht es mit dem „Ächern“ weiter. Da ist es oft sehr heiß, der Schweiß rinnt nur so runter, wenn wir barfuß durch die Stoppelfelder gehen und uns nach jeder Ähre bücken.

Trotz der Arbeit sind die Ferien viel zu schnell vorbei.

Ein neues Schuljahr beginnt

Wir haben jetzt ein neues Fräulein, das Fräulein Motzko. Die Lehrerin ist eigentlich eine Opernsängerin, die früher in Prag oder Breslau aufgetreten ist. Ihre Sangeskünste kann man leicht bewundern, denn sie singt in ihrem Zimmer im Lehrerhaus bei offenem Fenster. Das hört man über die Wiesen und den Bach bis zum Kindergarten hinüber. Sie hinkt etwas, weil sie einen kurzen Fuß hat. Sie hat rotbraune Haare, die sie in schönen Locken aufgesteckt trägt. Schon der Haarfarbe wegen mag ich sie.

Die rote Hexenhaarfarbe haben bei den Kindern nicht viele. Bei der großen Zahl von Schulkindern gibt es bei den Buben nur meinen Bruder Ludwig und bei den Mädchen außer mir nur zwei, nämlich die P. Jutta und die Nerb Anni.

Beate und ich sind in diesem Schuljahr wieder zusammen. Gerne gehen wir in die Schule und lernen fleißig.

Das Rosspollenhaus

Im Sommer bin ich mit Mama mal wieder unterwegs. Wir treffen den Herrn Dietz. Was macht er? Er sammelt Rosspollen auf! Mama und ich sind bei ihm immer auf Überraschungen gefasst. Ich schaue recht neugierig, aber ich trau mich nicht zu fragen. Schade, Mama ist nicht so wissbegierig. Hoffentlich fragt sie trotzdem. Ich stoße sie leicht in die Seite. Wirklich, das hilft!

„Was machen Sie denn mit diesen Pollen? Brauchen Sie die für Ihre Gartenbeete?“ Mama weiß, dass die Familie draußen in den „Flüchtlingsgärten“ einige Beete hat.

„Nein, ich brauche die Pferdeäpfel (ich muss schon wieder kichern) für unsere neuen Wohnungen, für meinen Schwager Spieß und uns.“

Mama kommt nicht mit. „Wie? Was? Für die Wohnungen?“

Mit Geduld erklärt Herr Dietz, dass er zusammen mit seinem Schwager zwei Eisenbahnwaggons gekauft hat. Die Gemeinde hat ihnen ein Stück Grund direkt am Steinbruch gegeben. Dort werden sie die Waggons aufstellen, um- und ausbauen. Das geht, weil die beiden Männer sehr fleißig sind und der Herr Spieß ein tüchtiger Handwerker ist. Für die Isolation sammelt er die Pferdeäpfel. Normalerweise müssen die Buben vom Spieß, der Heiner und der Adolf, helfen, aber die haben gerade Schule.


In meinem Kopf türmen sich Fragen über Fragen! Wie können Eisenbahnwagen ohne Schienen und ohne Lokomotive fahren? Was machen sie mit dem Geruch der Rosspollen? Schlafen die dann auf den Bänken, die im Waggon sind? Aber einen Abort gibt es in den Waggons immer, das weiß ich. Ich komme einfach nicht mit. Mama wahrscheinlich auch nicht.

Wir wenden uns zum Gehen. Herr Dietz meint dann noch ganz freundlich, wenn alles fertig sei, werde er uns einladen, damit wir alles sehen könnten. Glaubt er wirklich, dass ich in seine stinkerte Rosspollenbehausung gehen werde? Abgesehen davon wird das Ganze ja doch nichts werden!

Doch dann, kurz vor Weihnachten, werden wir wirklich eingeladen! Mama, die sonst eigentlich nirgends hingeht, nimmt die Einladung an. Mit Tante und Beate machen wir uns auf den Weg. Schon unten vom Seebach aus sehen wir vor dem Hintergrund des Steinbruchs ein langes, niedriges, hell verputztes Doppelhaus. Doppelhaus ist vielleicht ein wenig zu anspruchsvoll gesagt. Vor der Haustüre stehen zwei Eisenbahnbänke, die im Sommer bestimmt zur gemütlichen Rast einladen. Die rauchenden Kamine kündigen Wärme an. An den Fenstern sind helle Gardinen angebracht.

Als wir oben ankommen, öffnen die Hausherren schon die Haustüre und fordern uns freundlich zum Eintreten auf. Die Frauen stehen hinter ihnen. Sie begrüßen uns sehr herzlich.

Erst mal ziehe ich schnuppernd meine Nase hinauf. Nein, es stinkt nicht! Angenehme Wärme strömt uns entgegen. Vom gemeinsamen Hauseingang in der Mitte kann man in die zwei umgebauten Waggons gehen. Einen bewohnt die Familie Dietz, den anderen die Familie Spieß. Die heimeligen Wohnungen lassen ihre ursprüngliche Nutzung nicht mehr erkennen.


Im kleinen Eingang ziehen wir die Schuhe aus, damit wir die schönen Fleckerlteppiche nicht versauen. Wir bekommen Kaffee und Kuchen angeboten. Tante kennt Maria, die Tochter vom Herrn Spieß, sehr gut. Mir gefällt das Mariechen besonders. Sie hat hellblonde, ganz dicke Zöpfe, die bis zum Hintern gehen. Sie wird überall bewundert. Auch zwei von den Buben kenne ich. Die gehen mit Robert in eine Klasse. Insgesamt gehören fünf Kinder zur Familie. Die Familie Dietz hat zwei Töchter, die schon älter sind. Es wird ein schöner, unterhaltsamer Nachmittag. Eigentlich würde ich gerne hier wohnen.

Hoffentlich laden uns die Familien bald wieder in ihr Rosspollenhaus ein!

Das Krippenspiel

Unser Fräulein Motzko, die Sängerin, hat eine schöne Idee. Sie will mit uns das kleine Sing-Krippenspiel „Die Herbergsuche“ einstudieren und aufführen. Sie geht die Reihen der Kinder durch, um die geeigneten auszuwählen. Die Schleicher Marille soll den Josef machen. Und ich? Was ist mit mir? Wo doch Mama immer meint, Gottes Mutter hätte rötliches Haar gehabt. Wirklich, es ist nicht zu glauben, ich werde vom Fräulein für die Rolle der Mutter Gottes auserwählt! Endlich wird mal erkannt, wie gut ich bin!

Ich platze fast vor Stolz und verkünde zu Hause meinen Erfolg. Ja, Mama hat auch schon einen Vorschlag, was ich in dieser Rolle tragen könnte. Sie hat für das Regal einen dünnen, taubenblauen Baumwollvorhang. Der wird frisch gewaschen und gebügelt. Richtig drapiert schaue ich wirklich aus wie die Maria auf den Heiligenbildern. Also, dieses Problem ist gelöst.

Schon beginnen die Proben.

„Wer klopfet an?“

„Oh, zwei gar arme Leut.“

„Was wollt denn ihr?“

„Oh, gebt uns Herberg heut!“

Natürlich kann ich den Text ganz schnell auswendig. Ich soll ihn in der ersten Stimme und Marille den Josef in der zweiten Stimme singen. Da beginnt das Problem! Marille singt sicher und gut. Aber ich? Ich kann die Stimme nicht halten! Wir können noch so oft proben, ich kann das nicht!

Das Fräulein ist am Verzweifeln! Es spricht sogar die Mama darauf an: „Ach, Frau Weber, ich habe die Maria genommen, weil sie so eine reine, glockenhelle Stimme hat, aber sie kann die Stimme nicht halten.“

Alle in der Familie können gut in verschiedenen Stimmlagen singen. Sogar Beate ist eine gute Sängerin. Niemand versteht, warum ich das nicht kann. Zur Umbesetzung der Rolle ist es zu spät.

Leider werde ich in meiner Rolle kein großer Erfolg. Es ist das erste und das letzte Mal, dass ich zu irgendetwas in dieser Art herangezogen werde. Auch in keiner anderen Art bin ich erfolgreich. Ich kann nicht mal, außer in der Familie, ein Gedicht aufsagen. Ich kann zwar den Text von A bis Z, aber ich zittere immer so, dass man mich nicht mehr in Erwägung zieht.

Ich trau mich nichts! Ich kann nichts! Ich bin nicht schön!

Ich kann der Mama keine Freude machen. Nur mit Lernen, guten Noten und mit fleißiger Arbeit kann ich es ein wenig ausgleichen!

 

Schwierige Verhältnisse

Nun, das Krippenspiel ist kein Erfolg für mich. Ich bin zu nichts und für nichts geeignet. Ich finde mich mit mir selbst nicht mehr zurecht. Manchmal werden mir Fragen gestellt und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.

So geschieht es nach den Ferien. In der Pause stehe ich mit anderen Mädchen zusammen, wir lachen und kudern. Da kommt die Jutta, diese eingebildete, siebengescheite, gschnappige, rote Hexe, die noch dazu nicht mal aus Lenting ist, auf mich zu. Sie richtet einen kalten Blick aus ihren blauen Porzellankugelaugen auf mich. „Ich muss dich was fragen!“, sagt sie laut. Ihr Blick durchbohrt mich! Ich stehe da und schau sie neugierig an. „Bist du ein uneheliches Kind?“

Auf diese Frage bin ich nicht vorbereitet. Sie trifft mich wie ein Hammerschlag. Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.

„Nun?“ Sie schaut mich erwartungsvoll an.

Ich senke den Blick, schaue auf den Boden und leise und zögerlich kommt von mir: „Ja.“

„Dann hat meine Mutter also doch recht.“ Sie dreht sich um und geht weg. Die anderen Mädchen schauen dumm. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, was das bedeutet. Ich weiß es! Aber die meisten kennen sich in unseren verzwickten Familienverhältnissen sowieso nicht aus. Es ist auch wirklich nicht einfach bei uns. Bei Mamas Eltern, meinen Urgroßeltern, war auch noch alles in Ordnung. Der Vater Rettinger, die Mutter Rettinger, zwölf Kinder, alle Rettinger.

Auch in der heutigen Zeit gibt es so etwas noch. Wenn ich da an die Hennamo-Familie denke. Da gibt es den alten Hennamo-Vater, die Hennamo-Eltern und elf Kinder. Und alle heißen Kipfelsberger! Ein Großvater, ein Vater, eine Mutter, elf Kinder! Alle wohnen in einem Haus, alle wissen, woher sie kommen und wohin sie gehören. Als der Hennamo jung war, hat er beim Kirchweihtanz die saubere, rassige Berta aus Aigelsbach in der Hallertau kennengelernt. Es hat nicht lange gedauert, sie kommt nach Lenting, es wird geheiratet, ein Kind nach dem anderen kommt. Alles ist in Ordnung!

Beate hat es zwar nicht gut, aber doch viel besser als ich. Ihr Papa heißt Ablinger, ihre Mutter ebenfalls und sie auch. Sie weiß, dass ihr Papa im Krieg gefallen ist. Sie ist ein Halbweisenkind, die Tante bekommt für sie eine Halbwaisenrente.

Und was ist bei mir? Ich habe keinen richtigen Opa, keine richtige Oma, denn die ist ja meine Mama. Ich habe eine Mutti, bei der ich aber nicht wohne. Ich habe zwei Halbbrüder, jeder heißt anders. Meinen richtigen Papa kenne ich nicht. Er hat nur in den ersten Monaten meiner Kindheit etwas von sich hören lassen, dann nichts mehr. Mein Papa hier ist eigentlich mein Stiefgroßvater; meinen Stiefvater nenne ich Onkel.

Außerdem kommt niemand für mich auf!! Mama und Papa schleppen mich so mit durch. Natürlich mag ich beide sehr gern. Mama ist zwar immer recht streng, aber der Papa nicht.

Nochmals Papa

Wenn Mama und Papa von mir reden, dann bin ich meist „de Kloa“ oder auch die Mia oder die Ria.

Mama schaut sehr darauf, dass der Papa immer sauber zur Arbeit geht. Meine Arbeit ist, Papas Arbeitsstiefel jeden Tag auf Hochglanz zu putzen. Am Samstag badet der Papa immer. Mama holt die große Wanne ins Zimmer, macht im Kessel Wasser heiß und richtet alles zum Anziehen her. Ich habe da nichts im Zimmer zu suchen. Wenn ich reindarf, hat er mindestens eine lange Unterhose an. Aber wenn er ohne Oberhemd im Zimmer vor dem Spiegel steht und sich rasiert, sitze ich auf dem Bett, schaue zu, wie er den Seifenschaum schlägt, diesen mit dem Rasierpinsel im Gesicht verteilt und anschließend mit dem Rasierapparat die Bartstoppeln zügig entfernt. Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Da geht er auf mich zu und schmiert mir mit dem Rasierpinsel Schaum auf die Nasenspitze. Dazu lacht er und ich lache auch.

Wenn er fertig angezogen ist, kommt noch sein russisches Birkenhaarwasser in seinen etwas spärlichen Haarbestand. Der Duft zieht durch die Wohnung. Jetzt ist er zum „Fortfahren“ fertig. Mama macht ein unglückliches Gesicht. Sie ermahnt ihn, er solle nicht so viel trinken. Aber da ist er schon draußen und schwingt sich elegant auf sein Fahrrad. Dabei hebt er das rechte Bein ganz gerade nach hinten über den Sattel. Ich schaue ihm nach, er drückt noch auf die Fahrradklingel und ist entschwunden. Mama erledigt noch Hausarbeiten und trifft Vorbereitungen für den Sonntag.

Der Papa ist immer nett zu mir. Seit kurzer Zeit hat er ein neues Fahrrad. Er geht mit mir sogar auf die Straße und bringt mir auf seinem neuen Rad das Fahren bei. Das ist gar nicht so einfach, weil die Stange hinderlich ist. Recht gut lerne ich das Fahren da nicht. Manchmal darf ich mich auch auf die Fahrradstange setzen und er fährt mit mir ein Stück durch das Dorf. Dabei lässt er dem Fahrrad freien Lauf, weicht geschickt den Steinen aus und rumpelt mit mir den Pfarrbuckl hinunter. Wir haben den größten Spaß dabei.

Einmal findet er draußen einen kranken Vogel. Diesen bringt er zu mir herein und richtet mit mir ein Nestchen her. Doch der Vogel stirbt; ich weine. Da tröstet er mich, macht im Hof ein kleines Grab und da beerdigen wir das Vögelchen. Auch wenn die Hasen Junge bekommen, zeigt er mir diese und erklärt mir alles genau. Hasenfutter zu bringen, gehört auch zu meinen Aufgaben. Dabei hilft er mir nicht. Aber das macht ja nichts!

Im Sommer treiben Kinder die Gänse und Enten zum Bach runter. Wenn die Kinder am Bach spielen, können die nebenbei im Bach schwimmen. Am Abend laufen sie schnatternd mit den Kindern wieder heim.

Mir gefällt das, aber wir haben keine Gänse und auch keine Enten.

Mein Gänschen

Da kommt die Wuni-Mutter und bringt ein kleines, gerade geschlüpftes Gänschen mit, das sich einen Fuß gebrochen hat. Mama nimmt das Gänschen auf. Der Papa macht ihm eine kleine Schiene an den Fuß. Ich gebe ihm den Namen „Gretl“.

Die Gretl überlebt. Sie hinkt zwar immer, aber ich mag sie. Papa richtet in der kleinen Ecke hinter dem Hoftürl einen kleinen Stall für sie ein. Stolz führe ich meine Gretl jeden Tag zum Bach. Damit beweise ich, dass ich auch was habe. Die Gretl läuft mir nach und hört auf ihren Namen. Sie wächst und wird schwer.

Ja, was sollen wir im Winter mit ihr machen? Ich will, dass sie im Zimmer überwintert. Das lehnt Mama ab. Als es schon Spätherbst ist, ist eines Tages die Gretl weg. Ich fange zu weinen an. Da erzählt mir Papa, er habe die Gretl nach Stammham zu den Stockingers (Hausname) gebracht, damit sie dort mit den anderen Gänsen überwintern könne. Im Frühjahr werde er sie wiederholen.

Was wirklich aus der Gretl geworden ist, erfahre ich nicht, aber ich habe sie nie mehr gesehen.

Der Pfarrbuckl

Den Pfarrbuckl mag ich auch. Im Frühjahr findet man dort schon früh Veilchen. Ostern wächst der Kren fast direkt vor dem Häuschen. Die zwei großen Lindenbäume auf der einen Seite spenden im Sommer kühlen Schatten. Da können wir schön spielen, auch wenn es ziemlich abschüssig ist.

Auf der anderen Seite scheint die Sonne fast den ganzen Tag auf den Buckl. Die Hennen scharren herum und suchen sich Futter. Sie kratzen die warme, weiche Erde auf und setzen sich hinein. Weil es hier so schön warm ist, freuen sie sich. Aus Dankbarkeit legen sie öfters ein Ei hinein, bestimmt extra für mich. Niemand achtet darauf, aber ich finde das heraus. Es ist mein Geheimnis. Jeden Tag schaue ich nach und Mama freut sich über die frischen Gaggerl. Nur die Nachbarinnen jammern manchmal, dass die Hennen in der letzten Zeit schlechter legen.

Beate und ich springen den Buckel gern rauf und runter. Auch heute mal wieder. Beate hat eine schöne, frisch gewaschene und gebügelte Trägerschürze an. Ich bin wie immer mit einer meiner unbeliebten Rüschenschürzen ausgestattet. Tante sitzt mit der Mama im Zimmer, beide unterhalten sich. Wir zwei wollen hinaus, daher fragen wir. Tante mahnt die Beate extra noch: „Pass ja auf! Du bist ganz frisch angezogen und hast dein schönes Schürzerl an!“ Natürlich passen wir auf! Wir wollen nur mal wieder ein bisschen schauen.

Aber ich will der Beate zeigen, wie gut ich den Berg runterspringen kann. Ich bin wirklich gut und mal schneller als sie. Das kann Beate nicht einfach hinnehmen. Wir stehen oben und ich mache ihr vor, wie sie springen soll. Ihr Ehrgeiz ist geweckt. Sie ist besser! Das wär doch gelacht! Sie wird noch besser hüpfen. Schon startet sie mit großen Sprüngen. Der Sieg scheint ihr sicher. Doch da stolpert sie über eine Wurzel, fällt und rutscht den Rest des Berges auf dem Bauch hinunter.

Oh Gott! Wie sie ausschaut! Sie fängt zu weinen an, denn sie fürchtet die Watschen ihrer Mutti. Wir gehen zum Bach hinunter und versuchen, den Dreck aus der Schürze zu waschen. Es hilft nichts! Da schleichen wir uns heim. Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich Beate zu der Springerei überredet habe.

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