Die Erfüllung aller Wünsche

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Ganz dasselbe ist von den Mädchen zu sagen. Auch sie streben ihren Wünschen, ihren Traumbildern, den Dingen zu, worauf sie ihr Herz gesetzt haben. Ob durch ihre Schwäche oder durch ihre Stärke, sie werden nach der Richtung gezogen, nach der ihre Gedanken gehen, ob diese nun gut sind oder böse.

Ein geistiger Magnet kann nicht die entgegengesetzten Eigenschaften anziehen. Er kann nur anziehen, was ihm selbst ähnlich ist, und es steht bei uns, die Güte unsres Magnets zu bestimmen. Wir können ihn mit Hass, Eifersucht, Neid und Rachsucht erfüllen; wir können in erstaunlich kurzer Zeit den Magnet, der Gutes angezogen hat, ins Gegenteil verkehren, so dass er nun Schlechtes anzieht. Es ist in unsre Hand gegeben zu bestimmen, welcher Art der magnetische Strom sein soll, der von uns ausgeht; aber das Gemüt ist und bleibt jederzeit ein Magnet, der eine Kraft ausströmt und etwas anzieht, und dieses Etwas, das zu uns zurückströmt, entspricht jederzeit dem geistigen Strom, der von uns ausgegangen ist. Kurz gesagt, das, was in diesem Augenblick in deiner Seele wohnt, das lädst du ein, zu dir zu kommen, in dir und mit dir zu leben. Der Argwohn zieht den Argwohn an, die Eifersucht noch mehr Eifersucht, der Hass vermehrten Hass, genau wie der Liebe auch wieder Liebe entgegenkommt, der Freundlichkeit mehr Freundlichkeit, und wie Mitgefühl und Teilnahme für alle Menschen dieselben Eigenschaften andrer dir gegenüber anziehen und deine Beliebtheit und deine anziehende Kraft mehren. Wir bauen, während wir denken; unser Leben folgt unsern Gedanken. Wie wir denken, so sind wir; unsre Persönlichkeit und unsre Welt sind begrenzt durch die Spannweite unsrer Gedanken. Über diese Selbstbeschränkung können wir niemals hinauskommen. Viele Menschen zwängen sich durch ihre trüben Gedanken und Befürchtungen selbst in so enge Schranken ein, dass ihre göttlichen Kräfte und Möglichkeiten vollständig verkrüppeln. Sie wollen nicht glauben, dass ihnen je werde, was ihnen mit Recht zusteht. Immerwährend beklagen sie sich, vergegenwärtigen sich die ärmlichen Bedingungen, unter denen sie leben, ihren Mangel an guten Freunden, an Teilnahme, an Liebe, an günstigen Gelegenheiten, an allem Wünschenswerten. Sie machen sich nicht klar, dass sie ihre eigenen Gefängniswärter sind, dass sie selbst sich in diesen widrigen Umständen festhalten. Sie haben nicht gelernt, sich zu einem Magnet dessen zu machen, was sie sich wünschen. Sie wissen nicht, dass alles, was uns zusteht, auch nach uns sucht und zu uns zu kommen strebt, irdisch Gut, Freunde, Liebe, Glück und jeder andre erlaubte Wunsch, wenn wir das alles nicht durch feindliche entgegengesetzte Gedanken selbst von uns treiben.

Wenn du nicht glaubtest, dass du gehen kannst, dann könntest du auch nicht gehen, denn dann würdest du es gar nicht versuchen. Wenn du nicht an deine Macht glaubst, zu erlangen, was du dir wünschst, dann wirst du es auch nicht erlangen. Wenn du nicht dein Sehnen ermutigst und an deine Kraft, es zu verwirklichen, glaubst, wirst du nie seine Befriedigung erlangen. Du kannst dich niemals über deine jetzigen Lebensumstände erheben, wenn du nicht glaubst, dass du es kannst. Die Grenze deiner Gedanken ist auch die Grenze deiner Möglichkeiten. Das beschränkte Urbild, das du dir von dir selbst gemacht hast, beschränkt auch, was aus dir werden kann. Nie kannst du dich über dein eigenes Urbild und deinen Glauben an dieses Urbild hinaus erheben.

Viele sind niemals imstande zu erklären, wie es ihnen möglich gewesen ist, ihre äußerst bedrängte Lage, die gewaltigen Schwierigkeiten, die sich ihnen beim Beginn ihrer Laufbahn in den Weg stellten, zu überwinden. Aber sie ließen nicht ab zu streben, verloren ihr Urbild, ihren Leitstern niemals aus dem Auge, diesen Engel des Erfolgs, der sie endlich siegreich durch das dunkle Tal der Schwierigkeiten und Widerstände leitete, aus den Sümpfen der Entmutigung hinauf zu den Höhen, wo die Luft rein und die Aussicht weit ist, wo die Vollkommenheit wohnt, aus dem Dunkel hinaus ins Licht, in die Freiheit, zum Erfolg!

Glaube doch nicht, dass dein Urbild erlöschen müsse, weil du dich in irgendeinem dir widerlichen Beruf quälst, weil du niemand hast, der dir hilft, für deine betagten Eltern oder kranken Geschwister zu sorgen. Mühe dich weiter, so gut du kannst, und behaupte vor dir selbst immer wieder deine göttliche Kraft, zu erlangen, was du dir wünschst. Hunderte und Tausende von jungen Leuten und jungen Mädchen haben unter ungünstigeren Verhältnissen Unsterbliches geleistet, weil sie an ihr Urbild und ihre Kraft, es zu verwirklichen, glaubten.

Edison hat durch das unausgesetzte Richten seiner Gedanken auf die Lösung wissenschaftlicher Fragen und seinen Glauben an seine eigene Fähigkeit, sie zu lösen, die Kräfte an sich gezogen, die ihn zum größten der Erfinder gemacht haben. Sein Verstand lief gewissermaßen immer vor ihm her und vergegenwärtigte sich die Erfindungen, die er sich dann bemühte, zur Wirklichkeit zu machen. Immer sah er sich selbst in Gedanken schon weiter gekommen, höher gestiegen, und sein Erfolg hat sein Urbild und seinen Glauben daran nicht betrogen.

Meint ihr, Edison wäre das geworden, was er geworden ist, wenn er den Glauben an sich selbst verloren hätte, wenn er sich durch Hindernisse hätte entmutigen lassen? Wer Vertrauen hat und arbeitet, dem öffnen sich immer die Pforten, bieten sich stets günstige Gelegenheiten. Aber nichts bietet sich den Schwachen, den Zweifelnden und Schwankenden, die an ihre eigene Göttlichkeit, ihre Kraft zu überwinden, nicht glauben.

Wie dunkel und schwierig auch dein Weg sein mag, stelle dir nur immer vor, du tragest eine Laterne in der Hand, die den Weg vor dir beleuchte und dir Licht genug für den nächsten Schritt spende, und ob es auch weiterhin noch so finster und entmutigend aussehen mag, bis du dorthin gelangst, ist auch das Licht in deiner Hand mit dir dort. Mehr Licht als für den nächsten Schritt brauchst du nicht, um gewiss zu sein, dass du auf dem rechten Pfad bist. Der göttliche Plan, nach dem wir geschaffen sind und der uns in den Plan des großen Weltganzen einreiht, wird alles besser machen als wir es könnten, wenn nur wir das Unsrige dazu tun.

Schaut zurück auf euer Leben, ihr durch eigene Kraft emporgekommenen Männer und Frauen! Seht doch, wie wunderbar sich euch die Türen aufgetan haben, wie das Dunkel Licht geworden ist, so dass ihr in das Eden eures Traumes eingehen und die Dinge vollbringen konntet, von denen ihr so lange geträumt hattet.

Gottlieb Daimler war ein Träumer und schaute Gesichte, die ihm den kleinen Motor zeigten, der erst die Automobile, die Luftschiffe und die Unterseeboote möglich machte. Der Graf Zeppelin schaute im Geist das wunderbare Urbild eines lenkbaren Luftschiffes und träumte trotz aller anfänglichen Misserfolge davon weiter, bis es zur Tatsache geworden war. Hätte Elias Howe nicht von einer Nähmaschine geträumt, so wären die Frauen noch heute die Sklavinnen der Nadel. Alle diese Leute, jeder Erfinder, jeder Entdecker, jeder, der das Menschengeschlecht erhoben und gefördert hat, sie alle haben trotz unglaublicher Leiden und Hindernisse ihr Traumbild festgehalten. Nichts konnte sie in ihrem Vorsatz wankend machen oder ihren Glauben an ihre Kraft, ihr Traumbild zur Wirklichkeit werden zu lassen, erschüttern. Und darum haben sie auch ihr Ziel erreicht.

Die Menschen haben gerade so weit Erfolg, als sie ihr Traumbild und ihre Vorsätze unerschütterlich festhalten. Hast du einmal den Punkt gefunden, wo ein Mensch nachlässt, wo er sich selbst aufgibt, wo er kehrt macht, dann vermagst du ihn und seinen Erfolg leicht zu bemessen.

Wer stetig, unablässig, unentwegt seinem Ziel entgegengeht, ob ihm dieses Ziel immer erreichbar ist oder nicht, wer sich durch keine Hindernisse, keine Schwierigkeiten abhalten und entmutigen lässt, das ist der Mann, der den Sieg gewinnt. Immer schreitet er weiter voran, gerade wie Kolumbus, der einen Tag wie den andern in sein Schiffsbuch schrieb, ob auch seine Matrosen meuterten und drohten, ihn in Ketten zu legen und über Bord zu werfen: „Heute hielten wir den Kurs nach Westen, denn das ist unser Ziel.“ Das war sein täglicher Bericht, denn er hatte keine andere Aufgabe, als nach Westen zu segeln. Ein Mann von so unerschütterlichem Vorsatz wie Kolumbus wäre nicht umgekehrt, und wenn auch sein Schiffsvolk jeden Tag gemeutert hätte, darum war er auch unbesiegbar. Nur der Tod hätte ihn abhalten können, seine Bahn weiter zu verfolgen.

Steuere, mutiger Segler! Es mag der Witz dich verhöhnen,

Und der Schiffer am Steu’r senken die lässige Hand.

Immer, immer nach West! Dort muss die Küste sich zeigen,

Liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand.

Traue dem leitenden Gott und folge dem schweigenden Weltmeer;

Wär‘ sie noch nicht, sie stieg‘ jetzt aus den Fluten empor.

Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde:

Was der eine verspricht, leistet die andre gewiss.

Schiller.

Die Naturgeschichte sagt uns, dass sich die Flügel des Adlers im Verhältnis zu seinem wachsenden Trieb zu fliegen, sich in die Lüfte zu erheben, entwickeln. Dein Sehnen und Verlangen nach etwas Höherem und Größerem, deine Bestrebungen, unterstützt durch einen unerschütterlichen Vorsatz, werden dir Flügel verleihen, werden die in dir schlummernden Kräfte wecken, so dass du dich über deine mittelmäßige Umgebung bis zum vollen Maße deiner Möglichkeiten zu erheben vermagst.

Die Grenze deines Glaubens an dein Urbild und an dich selbst ist die Grenze deines Erfolges. Der Glaube ist die größte magnetische Kraft, die wir kennen, um die Dinge, die unser eigen sind, anzuziehen.

Wo das Selbstvertrauen schwach ist, da ist auch der Wille schwach. Die meisten Menschen strengen ihren Willen, Hindernisse zu überwinden, nicht wirklich bis aufs Äußerste an, weil ihre Vorsätze nur schwach und unklar sind. Sie sind von ihrem Urbild nicht völlig eingenommen, und darum kommt ihnen der kräftige Entschluss, der feste Wille, die treibende Kraft, die trotz aller Hindernisse den Sieg gewinnen, nicht zu Hilfe. Hinter ihnen steht nicht der sieghafte Wille, der hochgespannte Wunsch, ihr Urbild zur Wirklichkeit zu machen, die zu steter Arbeit und jedem Opfer stacheln und treiben.

 

Ein Wunsch, ein Verlangen steckt hinter jedem Erfolg; sie sind die bildende und treibende Kraft bei jedem Fortschritt der Welt. Unsre Städte stellen die Wünsche, das Verlangen derer dar, die sie gebaut haben. Jede Eisenbahn ist ein Bündel von Wünschen und Verlangen, von Entdeckungen der Erfinder, von Wünschen und Verlangen der Ingenieure. Unsre Bibliotheken bestehen aus nichts als aus einer Menge von Wünschen der Schriftsteller, die die Bücher geschrieben haben. Unsre Schulen, unsre Gymnasien, unsre Hochschulen sind nichts als erfüllte Wünsche, zur Wirklichkeit gewordene Träume derer, die sie gegründet haben. Alles Gesetz und alle Ordnung gründen sich auf Wünsche. Unser ganzes Leben, unser Heim, unsre Freunde sind zur Wirklichkeit gewordenes Verlangen.

Es besteht ein großer Unterschied zwischen körperlichem Sehnen, der Wirkung von körperlichen Wünschen und Begierden und dem Sehnen und Verlangen der Seele. In dem Sehnen unsrer Seele spricht wirklich der Gott in uns, es ist der Ausdruck der Göttlichkeit unsres Innern, des Weltgeistes. Es öffnet die Fenster unsres Geistes und gewährt uns einen Ausblick auf die Wirklichkeiten, die von Anbeginn der Welt für uns bereitet waren. Dieses Sehnen gibt nicht leere Vorstellungen, sondern das Wesentliche und Wirkliche gehoffter und ungesehener Dinge; es ist der Vorverkündiger der Dinge selbst.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,

Erzeugt im Gehirne des Toren.

Im Herzen kündet es laut sich an:

Zu was Besserem sind wir geboren,

Und was die innere Stimme spricht,

Das täuscht die hoffende Seele nicht.

Schiller.

Wir sind sehr geneigt zu denken, was wir in dieser Welt tun und wirken, unsre Lebensarbeit, das sei eine rein persönliche Sache. Aber wer es ernst nimmt, der fühlt ein Etwas in sich, das ihn zu dem hindrängt, was sein eigentlicher Beruf ist, zu den Dingen, die zu vollbringen er geschaffen ist. Ein junger Mensch meldet sich auf eine Anzeige in der Zeitung hin und bekommt so eine Stelle, für die er durchaus nicht passt. Nun lässt ihn aber dieser göttliche Trieb nicht in Ruhe, bis er die Stelle wechselt. Immer und immer wieder kann es geschehen, dass er der eckige Pflock in einem runden Loch ist, aber dieser innere Trieb – man heiße ihn Ehrgeiz, Streben, göttliche Führung, wie man will – lässt ihm keine Ruhe, bis er das ihm Entsprechende, den Platz für den er passt, gefunden hat.

In jedem Menschen ist dieser göttliche Trieb tätig. Jedem Menschen ist schon bei der Geburt ein göttlicher Bote zugeordnet, der ihn durchs Leben begleitet. Dieser göttliche Bote dient als Führer, deutet immer auf die rechte Straße und warnt vor der falschen. Wer dieser göttlichen Mahnung folgt, der kommt schließlich in sein Eigentum. Die geheimnisvolle Rastlosigkeit unsres Innern, die uns immer mahnt und treibt, ist der Ausdruck des göttlichen Gesetzes, das in jedem Atom, in jedem Elektron des Weltalls wirksam ist. Es ist der göttliche Antrieb, der alles zu immer größerer Höhe emporhebt. Alles im Weltall ist auf dem Weg zur Vollkommenheit, auf dem Weg zu seinem Gott.

Wir sind in die Welt gestellt, um die Menschheit zu immer größerer Höhe zu erheben, indem wir unser Traumbild zur Wirklichkeit zu machen streben, indem wir unser Allerbestes tun.

Im Evangelium Johannis steht: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll.“ Die meisten Menschen denken offenbar nicht daran, dass auch sie zu einem bestimmten Zweck in die Welt gekommen sind, oder dass sie die Verpflichtung haben, „die Wahrheit zu zeugen“. Sie machen sich augenscheinlich nicht klar, dass es ihre Aufgabe ist, die Botschaft, die ihnen bei ihrer Geburt anvertraut wurde, weiterzutragen, das Urbild, das ihnen ihre erhabensten Augenblicke zeigen, zu verwirklichen. Viele handeln so, als ob es ihre Aufgabe wäre, alles, was irgend möglich ist, für sich selbst zu erlisten und zu erraffen; sie meinen, sie hätten nur Verpflichtungen gegen sich selbst und ihre eigene Familie.

Diese Menschen betrachten die Welt, in der sie ihre Augen aufschlagen, als einen Jagdgrund für die Befriedigung ihrer persönlichen Wünsche, und als ihnen mit Recht gehörig alles, was sie sich ohne Kosten anzueignen vermögen. Sie denken nicht im Schlaf daran, dass durch die vielen Millionen Menschen, die vor ihnen gelebt haben, die Welt für sie bereitet worden ist, dass sie die Erben derer sind, die vor ihnen waren, und dass es ihre Ehrenpflicht ist, für die, die nach ihnen kommen, das Erbe zu mehren. Wir Menschen unserer Zeit haben die Früchte von andrer Leute Arbeit geerntet, die Früchte von ihren Erfindungen und Entdeckungen, die sie mit harter Arbeit, mit Leiden und Kämpfen aller Art bezahlt haben. Unsre Aufgabe ist es, ihr Werk fortzusetzen und die Gesichte, die wir in den Augenblicken unsrer göttlichsten Begeisterung schauen, zur Wirklichkeit zu machen.

Unsrer Eingebung, dem Sehnen unsrer Seele zu folgen, das ist der Weg zu diesem Ziel. Jedermann strebt unwillkürlich dem Urbild seiner Seele zu und wird in keiner andern Richtung große Fortschritte machen als in der, wohin sein alles beherrschender Gedanke geht, sein sehnlichster Wunsch, sein kräftigster Trieb. Die Kraft der Vergegenwärtigung ist eines der großen Geheimnisse der Charakterbildung und des Erfolges.

Wir wachsen mit dem Urbild unsres Innern. Jede Erhebung, jeder Fortschritt ist zuerst geistig und auf den Glauben an ein verwirklichtes Urbild gegründet. Mit einem Urbild fängt alles an und der Erfolg entspricht jederzeit der Natur dieses Urbildes und unsrem Glauben daran.

Jedermann wird das, was sein Urbild ist, er ist die Verwirklichung des Urbildes, das sein Leben beherrscht und dem er unausgesetzt nachstrebt.

3. Glück und Freude

Nicht kämpf‘ ich meinen Kampf,

Ich singe laut mein Lied.

Das Leben sollte ein heller Freudengesang sein, statt des Trauerliedes, das es bei so vielen Menschen ist, ein Freudenfest und nicht Mühsal und Sorge.

Hast du je einen Augenblick erlebt, zu dem du hättest sagen mögen: „Verweile doch, du bist so schön!“ Ich glaube, die Zeit wird kommen, wo du in deinem alltäglichen Zustand mehr Glück und Befriedigung empfindest, als dir dein frohester, glücklichster Augenblick bis jetzt jemals gewährt hat.

Ein Operierter schildert in einem Aufsatz, dem er die Überschrift „Zwanzig Minuten der Wirklichkeit“ gegeben hat, ein Erlebnis während seiner Genesung.

Es war an einem grauen Märztag mit wolkigem Himmel und nirgends etwas besonders Erregendes oder Erheiterndes in des Kranken nächster Umgebung. Da hatte er plötzlich das Gefühl, als ob er in eine neue Welt des Lichts, des Glücks und der Freude versetzt wäre.

„Ich vermag die geheimnisvolle Wandlung, die mit mir vorgegangen war, nicht zu schildern“, sagte er. „Ich sah keine neuen Dinge, aber ich sah alle bekannten Gegenstände in einem wunderbaren neuen Lichte – ich glaube in ihrem wahren Lichte. Zum ersten Mal sah ich, wie voll hinreißender Schönheit und einer Freudigkeit über alle Beschreibung das ganze Leben ist. Jeder Mensch, der durch die Pforte eintrat, jeder Sperling, der vorüberflog, jedes Zweiglein, das im Winde wehte, war eingehüllt, war ein Teil dieses Übermaßes an Schönheit, an Freudigkeit, an hoher Bedeutung, an begeisterter Trunkenheit, an Leben ... In diesen erhabenen Augenblicken war ich von heißer Liebe für alles Lebendige um mich her erfüllt – für die Bäume, die im Winde schaukelten, die Vögel, die vorüberflogen, die Wärterinnen, die Einwohner des Hauses, die Fremden, die kamen und gingen. Nichts Lebendiges, das mir nicht ein hohes Wunder gewesen wäre! Zu leben, war an sich schon ein Wunder. Meine Seele entströmte mir in höchster Freude.“

Wenn es so möglich ist, einmal zwanzig Minuten lang in einer Welt der Schönheit und des Glücks zu leben, sollte es dann nicht auch möglich sein, diese Zeit zu verlängern – immer in einer solchen Welt zu sein? Wir alle suchen beständig nach dieser Zauberwelt, aber immer ist es etwas in der Ferne, das uns lockt und ruft. Glanz und Schönheit des Lebens befinden sich für unsre unzufriedenen, sehnenden Augen immer wo anders, an einem andern Ort, zu einer andern Zeit, als wo wir sind und worin wir leben. Später einmal, aber nicht heute, hoffen wir, die Wohnung des Glücks zu betreten. In der Zukunft, durch irgendeine Zauberei, durch Geld oder was sich mit Geld erkaufen lässt, erwarten wir, das Glück zu finden, aber noch kein menschliches Wesen hat die schöne Luftspiegelung, die ihm aus der Ferne lockt und winkt, zu erfassen vermocht.

Die meisten Menschen, die ich kenne, machen mir den Eindruck, als ob sie vom Leben sehr enttäuscht wären. Es hat ihnen nicht gebracht, was sie erwartet haben. Haben sie die Jahre erreicht, die sie sich in ihrer Jugend als Erfüllung ihres Strebens, als frei von Sorge gemalt hatten, so erscheint ihnen ihr Leben sehr gewöhnlich, alltäglich, zahm und durchaus nicht glücklich. Das Zauberbild, das ihnen in der Ferne so schön und lockend erschien, war vor ihnen zurückgewichen und winkt und lockt wieder aus immer gleicher Ferne. „Es ist das Niedagewesene, das ewig Künftige“, sagt Isolde Kurz.

Die Hauptursache unsrer Unzufriedenheit und unsres Unglücks liegt darin, dass niemand sich mit dem begnügen will, was er hat. Die kleinen, einfachen Dinge zählen nicht bei uns. Immer schauen wir nach großen Dingen aus, die uns glücklich machen sollen, - ein Vermögen, irgendeine großartige günstige Gelegenheit, irgendein unbestimmter Glückszufall, den wir nicht näher zu beschreiben vermögen – und wir alle denken augenscheinlich, was uns allein wirklich glücklich machen könnte, das sei immer irgendetwas in der verhüllten Zukunft.

Manche Menschen wissen nicht einmal, wohin ihr Streben und Sehnen geht. Wie viele von den Unzufriedenen, die man trifft, können einen vernünftigen Grund für ihre Unzufriedenheit angeben? Sie wissen nichts weiter, als dass sie unbefriedigt, unglücklich sind. Manche durchsuchen die ganze Welt nach etwas, das gar nicht gefunden werden kann, etwas, das nur der Nebengewinn einer edlen Tat ist. Und dieser Nebengewinn kann nicht eingeheimst werden, ohne die edle Tat.

Wir schieben und stoßen uns durchs Leben und machen die wütendsten Anstrengungen, um die Dinge zu erlangen, von denen wir annehmen, dass sie uns glücklich machen würden – und siehe, sobald wir sie in Händen halten, verschwindet der Reiz, den ihnen unsre Einbildungskraft verliehen hatte.

Das Ding, woran wir unser Herz gehängt hatten und das gestern in unsern Besitz gelangt ist, das ist heute nicht mehr dasselbe Ding. Es verschafft uns das Vergnügen nicht, das wir uns davon versprochen haben, und wir fühlen uns der Befriedigung nicht näher denn zuvor. Aber unsre Aufmerksamkeit ist sofort von etwas anderem gefesselt, das uns, wie wir überzeugt sind, für unsre Enttäuschung entschädigen wird, und wir greifen begierig danach – nur um erneut dieselbe Erfahrung zu machen. Auch dieses Neue füllt die Leere in unserm Herzen nicht aus, immer bleibt ein unbefriedigtes Sehnen zurück, das wir vergebens zu stillen versuchen.

Einerlei, was wir auch an greifbaren Dingen erlangen, und ob sie uns auch ein gewissen Maß von Behagen und Vergnügen zu gewähren vermögen, den Hunger unsrer Seele stillen sie doch nicht. Sie gleichen den verschiedenen Getränken, die wir an einem heißen Tag statt reinen kalten Wassers zu uns nehmen, um unsern Durst zu löschen. Wir meinen, wenn wir nur Sodawasser, oder Fruchteis, oder geeisten Tee oder Kaffee bekommen könnten, dann wäre unser Sehnen gestillt, aber es ist nicht der Fall. Nichts als reines Wasser kann unsern Durst wirklich löschen. Allen Ersätzen für dieses einfachste und im Überfluss vorhandene Getränk fehlt etwas; sie alle lassen uns unbefriedigt mit einer bleibenden Sehnsucht nach noch etwas anderem.

Das Glück gleicht dem Wasser: es ist durch nichts andres zu ersetzen.

Zu den sonderbarsten Dingen im Leben gehören die überall herrschenden falschen Gedanken über die Natur des Glücks. Die allgemeine Ansicht scheint zu sein, dass es auf Dingen beruhe, die für Geld gekauft werden können. Je mehr Geld, umso mehr Dinge, und je mehr Dinge, umso mehr Vergnügen, umso größer das Glück.

 

Aber mit Geld ist noch niemals Glück gekauft worden. Noch niemand hat das Glück erhascht, und wenn er ihm auch über die ganze Erde nachjagte.

Es ist das Glück ein flüchtig Ding,

Und war’s zu allen Tagen.

Und jagtest du um der Erde Ring,

Du möchtest es nicht erjagen.

Geibel.

Das Glück findet sich nicht in unsrem Essen und nicht in unsrem Trinken, nicht in unsern Kleidern und nicht in unsern irdischen Gütern, es findet sich nicht in Aufregungen und Vergnügungen. Das Glück wird geboren aus rechtem Leben. Es ist das Kind des rechten Denkens, des rechten Handelns, der Hilfsbereitschaft. Ein selbstsüchtiges Leben bietet niemals wahres Glück; Geiz und Neid erlangen es nie. Die Hälfte allen Unglücks in der Welt rührt daher, dass die Menschen den Segen verlieren, den sie aus dem ziehen könnten, was sie besitzen, weil sie andre beneiden und haben möchten, was ihnen gehört. „Die Hälfte der Menschheit ist auf falscher Fährte bei ihrer Jagd nach dem Glück“, sagt Henry Drumond. „Wir meinen, es bestehe im Haben und Erhalten und im bedient werden von andern. Aber es besteht im Geben und darin, andern zu dienen.“

Das Glück ist etwas, das durch unsre Taten, durch unsre Gedanken entbunden, freigemacht wird. Hier ein bisschen und dort ein bisschen wird freigemacht durch unsre guten Taten, unser selbstloses Dienen, unsre rechten Handlungen und edlen Gedanken. Ein wenig wird freigemacht, so oft wir einer andern Menschenseele beistehen und sie ermutigen, so oft wir denen, die unter ihrer Last zusammengebrochen sind, eine helfende Hand reichen. Ein wenig wird freigemacht durch die Opfer, die wir andern bringen. Wir sammeln das Glück ein, wie die Biene den Honig. Sie findet ihn nicht fertig vor, sie muss hart darum arbeiten und erhält nur ein winziges Tröpfchen von jeder Blume, die sie besucht. Auch wir finden das Glück nicht fertig vor. Wir saugen es aus den Blumen des Lebens, und wie die Biene müssen wir hier ein Tröpfchen Glückshonig erhaschen und dort ein Tröpfchen bei unserm Wandel durch den Garten des Lebens. Wer die meisten Taten tut, durch die das Glück entbunden und freigemacht wird, hat auch das meiste Glück zu genießen.

Jede edle Tat, jede selbstlose Handlung, jede Hilfeleistung, jeder der Menschlichkeit geleistete Dienst, jedes hohe Streben und jeder hilfreiche Gedanke, jede harte Arbeit, mit Liebe vollbracht, bringt unbedingt ein Maß von Glück mit sich, das der Selbstlosigkeit und dem guten Willen bei der einzelnen Tat genau entspricht.

Das Glück ist nicht ein Sonderrecht; niemand kann es für sich allein mit Beschlag belegen. Es ist auf dem Markt des Lebens feil für jedermann, der willig ist, den Preis dafür zu bezahlen, und das ist ein Preis, den jeder bezahlen kann.

Die Dinge, die das Leben wirklich lebenswert machen, sind ganz allgemein und jedermann zugänglich. Wie oft hören wir die Armen über die Reichen schelten, die sie beneiden, und das grausame Schicksal bejammern, das ihnen alles, das zu haben der Mühe wert ist, vorenthalte. Aber wenn wir die Dinge im Leben zusammenrechnen, die wirklich wertvoll, die am höchsten zu schätzen sind, dann stehen wir alle so ziemlich gleich.

Der große Chemiker selbst hat die Luft so gemischt, dass sie allen Menschen gleichmäßig Kraft und Gesundheit für Körper und Geist und frohes Lebensgefühl zu spenden vermag. Das Sonnenlicht mit seiner wunderbaren Chemie tut jeden Augenblick Millionen von Wundern an Wurzeln und Würzelchen, Pflanzen, Blumen und Bäumen, an tierischem und menschlichem Leben und malt daneben Bilder der großartigsten Farbengebung, Blumenstücke und Landschaften. Es wirkt begeisternd und hat einen wohltätigen Einfluss auf alles Lebendige. Es spendet Freude der ganzen Natur und erwärmt die Seele des Menschen. Und diese herrliche Sonne ist allen Menschen geschenkt.

Herz, was willst du weiter?

Ist die Luft nicht heiter

Und der Himmel blau,

Frühlingsgrün die Au?

Rückert.

Ebenso ist es mit der Zeit. Das ärmste, das bescheidenste Menschenkind hat dieselbe Menge kostbarer Zeit wie der stolzeste Herrscher oder der reichste Börsenbaron. Carnegie hat gesagt, er würde zehn Millionen dafür geben, wenn er sein Leben um zehn Jahre verlängern könnte; aber mit all seinem Geld kann er sich nicht einen einzigen Augenblick erkaufen. Und die besten Güter des Lebens, Liebe, Freundschaft, Teilnahme, lassen sich niemals durch Geld erlangen. Die köstlichsten, wünschenswertesten Dinge, die wir kennen, sind nur durch Mühe zu bekommen, durch richtiges Handeln, richtiges Denken, richtiges Streben. „Die Menschen sind genau so glücklich, als sie es sein wollen“, sagt Lincoln, und die Erfahrung vieler Menschen lehrt, dass das Glück nicht an den Dingen und ihrem Besitz hängt, dass das Glück nicht außer uns ist, sondern in uns.

Überall sehen wir Menschen die Welt durchjagen nach dem, was tatsächlich in ihnen selbst liegt, denn alles wird gefärbt, verändert, umgeformt durch unsern Seelenzustand, durch unsre Denkart, die wir dazu mitbringen. Bringen wir Schönheit mit, so finden wir die Dinge schön; bringen wir einen hässlichen Gemütszustand mit, dann finden wir sie hässlich und abstoßend. Die Quelle allen Glücks ist im Innern jedes Einzelnen. Die Schönheit, die wir in der Natur sehen, und die Harmonie, die wir in der Musik fühlen, sind in unserm eigenen Innern. Wir alle wissen, wie die ganze Natur, die Landschaft um uns her uns anlacht, wenn wir fröhlich sind, sich mit unsrer Freude zu freuen scheint, und die Sonne und die Blumen sind die Spiegel unsrer Lust.

Die Welt ist eine Flüstergalerie, in der wir das Echo unsrer eigenen Stimme vernehmen. Sie ist ein Spiegel, der das hineinschauende Gesicht zurückwirft. Wenn wir lachen, so lacht es auch, runzeln wir die Stirn, so schaut es uns finster an. Das Glück ist die Folge unsres geistigen Zustandes und unsrer Handlungen andern gegenüber. Was von diesen auf uns zurückgeworfen wird, das macht uns glücklich oder elend. Die Tür zwischen uns und dem Himmel, das heißt dem Glück, kann nicht offen sein, wenn die Tür zwischen uns und unsern Nebenmenschen geschlossen ist.

Richtiges Denken heißt auch richtiges Handeln. Wenn wir nur jeden Tag die richtigen Gedanken hätten, die aufbauenden Gedanken, die glücklichen Gedanken, die freudvollen Gedanken, die hilfreichen, die selbstlosen Gedanken, dann wären wir bald alle grenzenlos glücklich, denn das Glück ist im Grunde nichts als ein Gemütszustand. Das Maß deines heutigen Glückes oder Elends ist nur die Folge deiner Gedanken. Wenn nicht ein großer Teil unsrer Tage, uns selbst vielleicht nur halb bewusst, mit zwiespältigen Gedanken, mit Gedanken der Sorge, der Furcht, des Neides, der Eifersucht, des Hasses erfüllt wären, würden wir glücklich und nicht unglücklich sein.

Die Sorgen am Morgen,

Die Plage am Tage,

Die nächtlichen Zweifel,

Jag alle zum Teufel!

„Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Übrige alles zufallen.“ Wenn wir das Reich Gottes oder den Himmel verwirklichen, dass heißt, das Reich des Einklangs, dann sind wir in einer Lage, alles andre, was wünschenswert ist, an uns zu ziehen. Man sollte meinen, nach diesem schon Jahrhunderte währenden Suchen nach dem Glück müssten es die meisten Menschen längst gefunden haben, allein wie wenige haben es wirklich gefunden! Und warum nicht? Weil wir die volle Wahrheit von Christi Wort nicht begriffen haben: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Der Mensch hat durch seine ganze Geschichte hindurch das Reich Gottes außer sich selbst zu erjagen gesucht. Unendlich viele haben gemeint, Reichtum sei der Schlüssel zu diesem Reich, in dem all ihre Wünsche Befriedigung fänden. Überall haben sie nach diesem herrlichen Paradies gesucht, nur nicht am richtigen Ort – in ihrem eigenen Innern.

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