Die Erfüllung aller Wünsche

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Die Erfüllung aller Wünsche
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Orison Swett Marden

Die Erfüllung aller Wünsche

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

1. Berührung des Innersten im Menschen

2. Die Erfüllung aller Wünsche

3. Glück und Freude

4. Mutlosigkeit eine Krankheit, und wie sie zu heilen ist

5. Die Kraft, die Berge versetzt

6. Glaube und Arzneimittel

7. Wie man sich selbst findet

8. Irdische Güter, und wie sie anzulocken sind

9. Das Denken

10. Eindringliche Selbstermahnungen

11. Gott unser Teilhaber

Danke!

Impressum neobooks

Impressum

Die Erfüllung

aller Wünsche

von

Orison Swett Marden

Einzig berechtigte Übersetzung aus dem

Englischen von Gertrud Bauer



Originaltitel: “How to get what you want”

Erstveröffentlichung: Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn, 1920

Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de sagt Danke!

Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag

2. Auflage, ISBN: 978-3-944432-34-2


1. Berührung des Innersten im Menschen

Das Wertvollste, was sich in einem Menschenleben ereignet, ist die Erfahrung, das Buch, die Predigt, der Mensch, der Zufall, das Ereignis, die Notlage, der Schicksalsschlag, - das Etwas, das die Feder in des Menschen innerster Natur berührt, sodass die Pforte zu diesem großen innersten Innern aufspringt und seine verborgenen Hilfsquellen offenbar werden.

Selma Lagerlöf berichtet in ihrer Erzählung von der Reise des kleinen Nils Holgerson mit den Wildgänsen von einem Elch, der in enger Umzäunung aufgewachsen war. Seine eigene Kraft und das Leben im freien Walde kannte er nicht und war mit sich und seinem Dasein ganz zufrieden. Da verlockt ihn eines Nachts ein Hündchen, über das Gatter zu setzen, und zeigt ihm die Schönheit von Wald, Moor und Heide, und wie die Elche in der Freiheit leben. Noch denkt der Elch gar nicht daran, dass ein solches Leben auch für ihn sein könnte, und er kehrt zu seiner Umzäunung zurück. Aber als er nun davorsteht und diese Enge mit der ihm neu kund gewordenen Weite vergleicht, da schüttelt er sein Geweih, und ungesäumt ergreift er die Freiheit, die sich ihm bietet, und wird das, wozu die Natur ihn bestimmt hatte: ein starkes, stolzes und freies Tier im freien Walde. Er hatte sich und seine Bestimmung erkannt.

Ohne diesen nächtlichen Ausflug wäre vielleicht nie wach geworden, was in ihm schlief, und er hätte sein Leben in der Enge weitergeführt. Nichts war durch diesen Ausflug zu seiner Kraft hinzugefügt worden; nur das war erwacht, was schon in ihm gelegen hatte; er war sich nur seiner Kraft bewusst geworden; und dieser Kraft zu nützen, ein Leben in Freiheit zu führen, das war es, was er von nun an für sich begehrte.

Auch in jedem wahren Menschen steckt solch ein starker, stolzer und freier Riese; er muss nur geweckt werden, irgendetwas muss an unser tiefstes Innerstes rühren und die schlummernden Kräfte aufrütteln, auf die Übersteigbarkeit der Schranken, hinter denen wir uns seither zu leben begnügten, aufmerksam machen.

Wie der Elch, nachdem er einmal das Leben in Freiheit geschmeckt hatte und ein neues Kraftgefühl in ihm erwacht war, sein früheres Dasein in der engen Umzäunung nicht mehr ertragen hätte, so sind wir Menschen nicht mehr zufrieden, das Leben eines niederen irdischen Geschöpfes zu führen, sobald wir einmal erkannt haben, dass wir mehr als Menschen, dass wir göttlichen Geschlechts sind. Da schwellt uns eine neue Kraft, von der wir zuvor keine Ahnung gehabt hatten, und wir können nie mehr sein, wie zuvor, können uns nie mehr mit niedrig gesteckten Zielen, mit billigem Erfolg begnügen. Von da an werden wir immer nach Höherem streben; wir werden nach oben schauen und uns höher und immer höher gesteckten Zielen zuwenden.

Wer einmal erkannt hat, dass das Wirkliche und Wahre in ihm göttlichen Ursprungs, dass er unaufhörlich mit der Allmacht verbunden ist, der fühlt sein ganzes Wesen von göttlicher Kraft durchströmt und kann nie mehr an seiner eigenen Göttlichkeit und an den Möglichkeiten, die in ihm liegen, zweifeln. Nie mehr kann er schüchtern, schwach, zaudernd oder ängstlich sein. Ganz sicher fühlt er sich in seiner nahen Berührung, in seiner Lebensgemeinschaft mit dem Unendlichen. Die Kraft der Allmacht durchflutet ihn und hält ihn, und er weiß, dass sein irdisches Dasein von der Göttlichkeit geplant ist und unter ihrem Schutze steht.

Jede Entdeckung von neuen Gaben und Kräften in uns ist uns ein Antrieb zu neuem Streben, neuem Schaffen. Wer kennt nicht Beispiele, dass irgendein gewöhnlicher Angestellter, anscheinend ohne besonders hervorragende Fähigkeiten, in einem unerwarteten Vorrücken den Antrieb, den Sporn zu neuer Hoffnung auf künftigen Erfolg fand und seine Leistungen verdoppelte und verdreifachte, indem dadurch neue Hilfsquellen, neue und vorher ungeahnte Kräfte in ihm geweckt worden waren. Er war sich dessen, was in ihm ruhte, nur nicht bewusst gewesen, bis die Gelegenheit kam, die diese ungeahnten Hilfsquellen offenbarte und erschloss.

Die Erfahrung vieler Menschen, aus denen ein unendlich viel größerer Mann wurde, als sie je selbst geahnt hätten, sollte uns lehren, dass in jedem Menschen, wie erfolgreich er auch sein möge, doch immer noch riesige unentdeckte Möglichkeiten schlummern.

Der Mensch, der zu sein du fähig bist, nicht der Mensch, der du bist, das ist das Wichtigste für dich. Diesen ungeheuren Schatz ungenützt bis zum Grab mit dir zu schleppen, das kannst du dir nicht leisten. Als Geschäftsmann würde es dir nicht einfallen, ein großes Kapital in der Schublade liegen, es nicht arbeiten, nicht Zinsen tragen zu lassen. Machst du dir denn nicht klar, dass dies genau das ist, was du mit dir selbst tust? Du trägst einen Schatz in dir, der viel kostbarer ist als Geld. „Warum lässt du dein Kapital nicht arbeiten?“ würdest du einen Geschäftsmann fragen, der sich quält in steter Sorge, er könne seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, seine Schulden nicht bezahlen, während er doch ein großes Kapital ungenützt liegen hat. Einen solchen Mann würdest du für sehr töricht halten. Du bist noch viel törichter als er, denn du lässt ein unsterbliches Kapital ungenützt. Warum quälst du dich so armselig durchs Leben, wenn du doch solche Schätze zur Verfügung hast?

So mache doch den Versuch, den möglichen Menschen in dir herauszubringen. Du weißt recht wohl, dass du dies noch niemals bis zu den äußersten Grenzen getan hast. Warum nimmst du dir nicht vor, diesen riesigen Rückhalt, diese mächtige Hilfsquelle, diese gefesselten Fähigkeiten, die du noch niemals freigelassen hast, ins Spiel zu bringen? Du weißt, dass sie da sind, du fühlst sie unbewusst in dir. Du ahnst, deine innere Stimme, dein Ehrgeiz sagen dir, dass ein viel größerer Mensch in dir steckt, als du bisher je hast in Tätigkeit kommen lassen. Warum weckst du ihn nicht, warum rüttelst du ihn nicht auf? Warum steckst du die Lunte nicht an und lässt diese Riesenmine sprengen?

Das Auffinden der größeren Möglichkeiten im Menschen, des Ungenützten, des Unentdeckten, das ist die Aufgabe des „Neuen Denkens“. Vielleicht liegt dieses Ungenützte, Unentdeckte unter allerlei Schutt begraben – Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen, Zaghaftigkeit, Furcht, Sorgen, Unsicherheit, Angst, Hass, Eifersucht, Rachsucht, Neid, Selbstsucht. Aber dies alles wird durch das richtige Denken ausgeglichen und unwirksam gemacht.

Wie oft ist es schon geschehen, dass Leute, die für unbrauchbar, für „Taugenichtse“, gehalten wurden, sich, wie mit einem Zauberstab berührt, plötzlich änderten und Männer von Gewicht, geistige Führer, Helfer der andern wurden. Irgendetwas hatte ihren Geist in raschere Schwingung versetzt und sie aus ihrem Nichts zu wertvollen Stützen der Gesellschaft gemacht. Irgendetwas hatte ihr Innerstes berührt, den Gott in ihnen geweckt, und sie wandten ihr Gesicht von der Finsternis ab zum Licht, von der Niedrigkeit zur Höhe, und vollbrachten Großes. Vielleicht war es ein erweckendes Buch, ein Vortrag oder ein Funke göttlicher Erleuchtung, der ihnen ihr eigenen wahres Selbst zeigte; aber was es auch gewesen sein mag, es führte sie auf den rechten Pfad, weg von der Hässlichkeit zur Schönheit, vom Unrechten zum Rechten, machte sie aus Feinden der menschlichen Gesellschaft zu deren Wohltätern.

 

Die Verwandlung von Saulus, dem Verfolger, in Paulus, den großen Apostel der Heiden, ist eines der gewaltigsten Beispiele von Selbstoffenbarung durch einen Funken göttlicher Erleuchtung.

Welche Umwälzung würde mit dem ganzen Menschengeschlecht vor sich gehen, wenn dieses Etwas, das Saulus auf seinem Weg nach Damaskus berührte, als ihn plötzlich „ein Licht vom Himmel umleuchtete“, alle Menschen, die irre gehen, ergriffe, alle die Nullen, die Untauglichen, die Gescheiterten, die Verzagten, die Verzweifelten, die am Wege Liegengebliebenen! Welch weiten Sprung dem Tausendjährigen Reich entgegen würde das Menschengeschlecht tun, wenn all diese toten Seelen erweckt und erneut werden könnten durch jenes geheimnisvolle Etwas, das den racheschnaubenden Verfolger der Christen zum größten Apostel des Christentums machte. Wenn dieser göttliche Funke, der ein neues Feuer im Menschenherzen entzündet, aus Tieren Menschen und gute Bürger aus Taugenichtsen, Trunkenbolden und Verbrechern macht, in uns allen entzündet werden könnte, dann verschwänden Elend und Verzweiflung mit einem Schlag von der Erde. Wer einmal ein Stück dieses verhüllten göttlichen Vorbildes in sich entdeckt und enthüllt hat, wem der göttliche Entwurf, den seine Natur erkennen lässt, ins richtige Licht gerückt ist, der wird weder ruhen noch rasten, bis das ganze Vorbild enthüllt ist; und enthüllen kann es niemand, der ein gemeines, niedriges, sinnliches Leben führt. Solch ein Leben wirft eine Decke auf die Hochgedanken und verdunkelt das geistige Sehen.

Die Welt hat das Recht, von denen, die, wenn auch nur teilweise, sich selbst gefunden haben, die sich ihrer Göttlichkeit bewusst geworden sind, zu erwarten, dass sie ihr Haupt erheben, dass sie ihr Werk etwas besser machen, dass es ihnen ein wenig ernster ist, dass sie nach höheren Gedanken leben, dass sie ein besseres Beispiel geben als die, die ihre verborgene Kraft noch nicht geschmeckt haben. Die Menschheit braucht Männer, die ihr Begeisterung einzuflößen vermögen, viel notwendiger als große Gesetzeskundige, Ärzte, Priester oder Staatsmänner, einen Sokrates, einen Goethe notwendiger als Eisenbahn- oder Stahlkönige und große Börsenbarone.

Wer einmal die Macht, die in ihm ruht, die riesigen Möglichkeiten, die noch nie in Wirksamkeit gesetzt wurden, über allen Zweifel hinaus erprobt hat, dem wäre es unmöglich, sich je wieder mit dem halben Leben, das er seither geführt hat, zu begnügen, seine ganze neuentdeckte Natur würde sich dagegen sträuben, zu dem niedrigeren Lebensplan zurückzukehren, nach dem sein schwächeres, geringeres Selbst gelebt hatte.

Du bist vielleicht unter Bedingungen aufgewachsen, die dir die Möglichkeiten in dir verhüllten, bis durch irgendetwas ein neues Licht auf deine wahre Natur geworfen wurde. Dabei hast du entdeckt, dass du nicht das zahme, zaghafte Geschöpf bist, wofür du dich gehalten hattest, bis das Eine geschah, das den Löwen in dir erweckte.

Du magst vielleicht die Stimme gehört haben, die auf dein inneres Sehnen Antwort gab beim Lesen eines erhebenden Buches oder beim Lauschen eines Gespräches über das Neue Denken, das dir neue Seiten deiner Natur erschloss.

Einerlei, woher auch dieser Ruf an dich erschallen möge, ob durch einen neuen Gedanken, ob durch ein Gespräch über das Neue Denken oder durch das Lesen eines erhebenden Buches oder in irgendeiner ganz andern Weise, wenn du ihn hörst, wird ein Etwas in dir diesem Rufe antworten, und du wirst erkennen, dass du zu etwas Höherem, Feinerem berufen bist.

Das Neue Denken wendet sich ganz besonders an dieses Unentdeckte, an diese verborgen ruhenden Kräfte in uns, die wir bis jetzt nicht zu fassen vermochten.

Mit andern Worten, sie wendet sich an unsre bis jetzt ungehobenen Schätze, an unser Mehr, unsern Überschuss an Lebenskapital. Man findet etwas in Menschen, die sich den Lehren der Neuen Gedanken geweiht haben und sie verstehen, das man in andern Menschen nicht findet.

Das Neue Denken wirkt wie der Sauerteig in der Natur, gibt dem Einzelnen neues Leben, neue Kraft, neue Bedeutung. Kurz, sie wirkt einen neuen Menschen in dem alten. Sie macht unwirksam, zerstört, was ihn erniedrigen könnte, alles, was gegen sein wahres Bestes ankämpft, und entwickelt neue Kräfte, erschließt neue Hilfsquellen, ihn freier und größer zu machen.

Während der letzten hundert Jahre ist keine einzige neue Eigenschaft und kein neuer Grundgedanke zu den chemischen Gesetzen hinzugefügt worden, kein Tüpfelchen hat sich an den physikalischen Gesetzen geändert, und doch, welche Wunder haben die Gelehrten und Erfinder aus diesen gleichen Eigenschaften und Gesetzen während der letzten hundert Jahre herausgeholt!

Für Newton gab es dieselben Stoffe, dieselben chemischen und physikalischen Gesetze haben ihm zur Verfügung gestanden, mit denen Edison arbeitete, aber Edison hat hunderte von Erfindungen gegen Newtons eine Entdeckung zu setzen.

Die menschliche Natur ist, wie das Naturgesetz, heute dieselbe wie vor Jahrhunderten, aber von welch wunderbarer Entwicklung der menschlichen Kräfte sind wir heute Zeugen! Wie erstaunlich ist die Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten gewesen! Welch wunderbare Fortschritte in Erkenntnis, Leistungsfähigkeit und Erschließung seiner natürlichen Hilfsquellen hat der Mensch gemacht! Wir wundern uns darüber, aber das Neue Denken erschließt dem Menschen ein neues und mächtigeres Gesetz über das Fleisch hinaus und nicht vom Fleische, über den Kristall, über das Atom, über die Elektronen hinaus, ein Gesetz, das die Zukunft jedes kleinsten Teilchens im Weltall bildet, formt, bedingt. Das wurde früher einem noch unbekannten Gesetz zugeschrieben. Vor hundert Jahren wusste man noch nicht, dass ein aufgelöster Kristall stets wieder dieselbe Kristallform annimmt, wenn die Teilchen sich frei zusammenschließen können. Damals wusste man noch nicht, dass alles Streben im Menschen nur die Summe des Strebens in den verschiedenen Elektronen seines Körpers ist, man wusste nicht, dass die Geschichte eines Menschen sehr weitgehend durch diese Elektronen bedingt ist. Aber die Wissenschaft fängt jetzt an zu erkennen, dass hinter allem und jedem im Weltall der große Weltgeist steht, hinter allem, was die Natur spricht, wie hinter jedem Schritt der Menschheit auf ihrem Wandel durch die Jahrhunderte.

Das Neue Denken wendet sich ganz besonders an diesen unbekannten Teil von uns, der noch darauf wartet, entdeckt zu werden, den Teil, der noch fest im Raum unsres Innern verschlossen ist. Sie ist ein Kolumbus, der neue Weltteile in uns entdeckt, von denen wir seither nichts gewusst haben. Eine ehrliche Unzufriedenheit mit dem, was wir erreicht haben, bedeutet, dass noch nicht alle unsre inneren Hilfsquellen erschlossen sind, dass, so lange wir nicht ein gewisses Maß von Befriedigung erlangt haben, immer noch mehr in uns zu entdecken ist. Wir ahnen, dass eine erhabene Schönheit im Leben zu finden sein muss, zu der wir noch niemals gelangt sind, denn wir sind noch niemals völlig befriedigt gewesen. Wir haben die ahnende Empfindung, dieses Etwas werde unser innerstes Sehnen stillen, den Durst der Seele löschen.

Wenn du suchst und tastest, um etwas zu finden, das dir dauernde Befriedigung gewährt, das den Hunger deiner Seele stillt, wenn dir die Stimme noch nicht erschlossen ist, die dem unausgesetzten Rufen deines innersten Wesen Antwort gibt, wenn dir das lebendige Wasser noch nicht sprudelt, das den Durst deiner Seele löscht, dann komm und trinke aus dem Quell der „Neuen Weisheit“.

Das größere, erhabenere, herrlichere Wesen, das wir, wie wir wissen und ahnend fühlen, sein sollten, rührt sich so gewaltig und unablässig in dem zwergenhaften Wesen, das wir sind, dass wir es befreien und nützen müssen. Kein menschliches Wesen kann sich zufrieden geben, so lange es sich verfolgt fühlt von diesem zweiten Teil des göttlichen Musters, dem Teil, der ihm gezeigt wurde in seinen erhabensten Augenblicken. Der Teil von uns selbst, den wir schon entdeckt haben, verkündet uns ein unendlich viel größeres und herrlicheres Ganzes, das wir noch finden müssen. Das ist der große Zweck unseres Daseins. Wir sind hier auf der Erde, um den noch fehlenden Rest des Gottmenschen zu finden.

Persönlich haben wir einen Schimmer des größeren möglichen Menschen wahrgenommen, und wir müssen ihn herausbringen. Wir haben einen Teil gesehen, der ein mögliches Ganzes vorherverkündigt, und damit wir uns nicht entmutigen lassen und das Streben danach aufgeben, beschert uns die Natur einen Sokrates, einen Kant, einen Goethe, augenscheinlich um uns zu zeigen, welche Möglichkeiten im Menschen liegen und uns in unsern Anstrengungen, den Gottmenschen in uns zu entwickeln, zu stärken.

Die Neue Weisheit ist der christliche Gedanke, wie er durch die Jahrhunderte hindurch in der Menschheit gewirkt hat in ihren Anstrengungen, den Übermenschen hervorzubringen, nicht den selbstsüchtigen, habgierigen, geizigen Menschen, sondern den meisterlichen, selbstlosen, unpersönlichen Menschen, den Christus ähnlichen Menschen mit dem Bewusstsein seiner Göttlichkeit, den Menschen der sich klar macht, dass er ein Teil der Menschheit ist, dass er von Gott ausgegangen ist und wieder zu Gott zurückkehrt.


2. Die Erfüllung aller Wünsche

Du bist für den Sieg geschaffen; du bist dazu geboren zu überwinden, eine hervorragende Rolle in dem großen Spiel des Lebens zu spielen. Aber du kannst nichts Großes oder Erhabenes vollbringen, solange du nicht selbst von dir und deinen Fähigkeiten fest überzeugt bist.

Durch unsre Wünsche stellen wir Beziehungen zu den Gegenständen unsrer Wünsche her, zu dem, was uns am meisten erfüllt, wonach wir uns mit aller Glut unsres Herzens sehnen, und die Erfüllung unsrer Wünsche steht im Verhältnis zu der Stärke und Beharrlichkeit unsres Sehnens und unsrer verständigen Anstrengungen, dieses Sehnen zu verwirklichen.

Ein Magnet zieht nur an, was von Eisenerz gemacht ist; er zeigt keinerlei innere Verwandtschaft für Holz, Kupfer, Gummi oder irgendeinen andern Stoff, der kein Eisen enthält. Auch die Menschen sind Magnete, und gerade wie der Stahlmagnet nur die Gegenstände anzieht, für die er eine innere Verwandtschaft hat, so ziehen auch wir an uns und stellen Beziehungen her zu den Dingen und Menschen, die unsern Gedanken und Sehnsuchtsbildern entsprechen.

Der große Fehler bei allen, die mit traurigen, unglücklichen Lebensumständen zu kämpfen haben, ist der, dass sie sich in irgendeiner Weise von dem großen magnetischen Mittelpunkt der Schöpfung entfernt haben. Sie denken nicht richtig und ziehen darum auch nicht die richtigen Dinge an sich.

„Du musst das denken, was du haben willst.“ In diesen wenigen Worten liegt die tiefste Weltweisheit verschlossen. Denke die Dinge, die du dir wünschst, klar, beharrlich, richte die ganze Kraft deines Gemütes darauf und strebe danach mit all deiner Tatkraft. Auf diese Weise machst du dich zu einem Magnet für die Dinge, die du dir wünschst. Aber sobald du anfängst zu zweifeln, zu sorgen, zu fürchten, da hast du dich entmagnetisiert, und die Dinge, die du dir wünschst, weichen von dir zurück. Du treibst sie durch den Zustand deines Gemütes von dir weg. Sie können sich dir nicht nähern, denn du entfernst dich ja selbst vorsätzlich von ihnen. Du gehst in einer Richtung, und die Dinge, die du dir wünschst, gehen in der entgegengesetzten.

Wie entmutigend auch jetzt deine Aussichten sein mögen, wie düster deine Zukunft zu sein scheint, halte fest an deinen Wünschen, und du wirst ihre Erfüllung erlangen. Mal dir die vollkommensten Lebensbedingungen aus, vergegenwärtige dir den Erfolg, den du gerne erzielen möchtest, denke dir, du habest die Stellung bereits erreicht, nach der dein Ehrgeiz strebt. Erkenne keine Schranke an, dulde keine andre Vorstellung in deinem Innern als den Erfolg, den du ersehnst, die Lebensbedingungen, die du erstrebst. Stelle dir deine Wünsche als bereits erreicht vor und halte mit aller Zähigkeit, deren du fähig bist, an dieser Vorstellung fest. Das ist der Weg, auf dem du die Schwierigkeiten, die vor dir sind, überwinden kannst, die Art, wie sich die Tür aufstoßen lässt zu der höheren Stellung, zu den besseren und glänzenderen Lebensbedingungen.

Ein Grund, warum so viele unter uns ein enges und gedrücktes Dasein führen, ist der, dass wir uns fürchten, unsern Wünschen, unserm Streben freie Bahn zu lassen, sie uns voll zu vergegenwärtigen. So sehr sind wir daran gewöhnt, unser Vertrauen nur in Dinge zu setzen, die wir mit den Sinnen erfassen können, dass es uns sehr schwierig ist, uns klar zu machen, wo unsre Hauptkraft, die wirkt und vollbringt, eigentlich ihren Sitz hat, nämlich in unserm Innern. Statt uns in dem Besitz der Dinge zu glauben, die wir wünschen, glauben wir nur an unsre Grenzen und Schranken. Wir entmagnetisieren uns durch unrichtiges Denken und durch Mangel an Glauben. Wir sehen nur die Hindernisse auf unsrem Pfad und vergessen, dass der Mensch, der mit Gott zusammen arbeitet, größer ist als jedes Hindernis, das sich seinem Willen in den Weg stellen könnte.

 

Benjamin Disraeli wusste das wohl, als er sagte: „Der Mensch ist nicht das Geschöpf der Umstände, die Umstände sind die Geschöpfe des Menschen“, und sein eigenes Leben hat die Wahrheit dieses Spruches bewiesen. Trotz anderer Nationalität und anderem Glauben und noch andern Umständen, die ihm zu Beginn entschieden hindernd im Weg standen, hat der junge entschlossene Jude doch alle Hindernisse überwunden und sein Ziel erreicht. Er ist Erster Minister von England geworden, und die Königin Viktoria hat ihn zum Earl of Beaconsfield ernannt. Wie oft wird von einem Menschen gesagt, „ihm gelingt alles“, oder „was er berührt, wird zu Gold“. Warum? Weil sich der Mann unausgesetzt den Erfolg seines Unternehmens vor Augen hält und dieses Traumbild durch seine Anstrengungen zu verwirklichen strebt. Durch dieses zähe Festhalten, diese unverrückbare Entschlossenheit macht er sich zu einem kräftigen Magnet, der an sich zieht, was er wünscht. Bewusst oder unbewusst nützt er die Götterkraft, durch die jeder Mensch sich und seine Umgebung nach dem Vorbild in seinem Innern erschaffen kann.

Warum nützt du deine Göttlichkeit nicht, dich zu dem zu machen, was du sein möchtest? Warum hältst du nicht fest an dem Urbild deiner selbst, wie du es in deinen erhabensten Augenblicken vor dir siehst, und bist entschlossen, dieses Urbild zur Wirklichkeit zu machen? Es ist einzig und allein die Sache des richtigen Denkens. So oft wir uns das Ding, das wir ersehnen, vergegenwärtigen, so oft wir uns in Gedanken in der Stellung sehen, die wir erstreben, bilden wir eine Gewohnheit, die dazu führen wird, diese unsre erhabensten Augenblicke dauernd, unser Urbild zur Wirklichkeit zu machen.

Die Ausnützung unserer Kraft, Urbilder zu erschaffen und diese in die Wirklichkeit zu überführen, ist dazu bestimmt, die ganze Welt umzuwälzen, denn wir bauen unser Leben durch unsre Vorstellungen. Diese Fähigkeit, im Geist zu bauen, ist der Weg zum Erfolg, die Straße, die zum Tausendjährigen Reich führt. Wir können nichts erreichen, nichts tun, nichts hervorbringen außer durch eine Vorstellung, ein Urbild.

Die Gedankenlosen, die Unwissenden, die Gleichgültigen, die nur die augenfällige Wirkung der Dinge und nicht die Dinge selbst sehen, reden von Zufallserfolg und Glücksfällen. Sehen wir zu, wie ein Mann reich wird, so sagen sie: „Was der Glück hat!“ Fängt einer an, sich auf geistigem Gebiet auszuzeichnen, so sagen sie: „Er ist hochbegabt!“ Und wenn sie die Güte des Charakters und den bedeutenden Einfluss eines Dritten beobachten, machen sie die Bemerkung: „Der Zufall kommt ihm überall zu Hilfe.“ Die Mühen und Anstrengungen und Misserfolge, die diese Männer auf sich genommen haben, die sehen sie nicht, sie ahnen nichts von ihren Opfern, ihrem nimmermüden Streben, ihrem unverrückten Glauben, das anscheinend Unüberwindliche überwinden, ihr Urbild verwirklichen zu können.

Der Grund, warum es so vielen nicht gelingt, ihr Urbild zu verwirklichen, ist der, dass sie das Ihrige nicht dazu tun mögen. Man darf nicht vergessen, dass die Sehnsucht, der Wunsch nach einem bestimmten Ding erst den Samen sät. Wer sich damit begnügt, kann auf keine größere Ernte hoffen als der Landmann, der den Samen in den Boden legt, ohne den Boden erst zubereitet und gedüngt zu haben und ohne das Unkraut niederzuhalten.

Du musst den Wünschen deines Herzens eine Stütze und einen Halt geben durch den festen und unerschütterlichen Vorsatz, dein Bestes zu tun, sie zur Wirklichkeit zu machen. Der Wunsch allein, wie zäh er auch festgehalten sein mag, verwirklicht sich nicht von selbst. Du musst nicht nur den Samen des Wünschens und Sehnens säen, du musst auch das Graben und Düngen, Begießen und Unkrautjäten ernsten Strebens besorgen, sonst wirst du nur Disteln ernten. Ein fortgesetztes Nähren und Pflegen unsrer Herzenswünsche durch unausgesetzte tätige Bemühungen ist der einzige Weg, sie zur Wirklichkeit zu machen.

Wenn es der Ehrgeiz eines Menschen ist, ein Wirtshaus zu besitzen und Schnaps zu verkaufen oder eine Spielhölle sein zu nennen, und er arbeitet daran mit allen Kräften seines Geistes und seines Körpers, so wird es ihm gelingen, genau so, wie dem Mann, der in gleicher Weise daran arbeitet, Lehrer oder Missionar zu werden. Dasselbe Sichversenken, Sichsammeln auf einen Punkt, dasselbe Denken und Träumen und Streben wird in jedem Beruf, dem des Richters, des Arztes, des Ingenieurs, des Gelehrten, des Landmannes denselben Erfolg zeitigen. Der Grundgedanke ist der, dass das unausgesetzte Träumen und Streben, das rasche Wahrnehmen jeder günstigen Gelegenheit, das beständige Sichvergegenwärtigen des ersehnten Dinges unbedingt den gewünschten Erfolg hervorbringe. Das Gesetz ist das gleiche und an sich weder moralisch noch unmoralisch; der Gegenstand, auf den sich die Wünsche sammeln, hat keinen Einfluss auf die Wirksamkeit dieses Gesetzes. Ob es das edle Traumbild einer Jungfrau von Orleans oder eines Savonarola ist oder ein ganz selbstsüchtiger und unwürdiger Zweck, die anziehenden, aufbauenden Kräfte werden genau dasselbe zu seiner Verwirklichung tun.

Das, woran wir am häufigsten denken, das webt sich unausgesetzt in das Gewebe unsres Lebenslaufes hinein, wird ein Teil unsrer selbst und steigert die Kraft unsres geistigen Magnets, die Dinge anzuziehen, die wir am glühendsten wünschen.

Wenn ein Baumeister den Plan des Gebäudes, das er errichten will, betrachtet, dann sieht er nicht diesen Plan allein. Er sieht das ganze, noch unsichtbare Gebäude; das Geschöpf seiner Vorstellungskraft, seines Geistes sieht er. Was der gezeichnete Plan seinen Augen zeigt, ist keineswegs die Wirklichkeit. Er sieht im Geist das Gebäude in allen seinen Einzelheiten vor sich. Wenn er es nicht jetzt schon so schaute, könnte es niemals zur Wirklichkeit werden. Wenn er nichts sehen könnte, als den gezeichneten Plan, wäre er kein Baumeister.

Das Zimmerwerk deines Lebensgebäudes ist unsichtbar. Es steht auf einem geistigen Plan gezeichnet. Du legst den Grund deiner Zukunft, steckst ihre Grenzen ab durch die Erwartungen, die du dir innerlich vergegenwärtigst. Du kannst nichts Größeres tun als das, was du in deinem Innern geplant hast. Der geistige Plan kommt stets zuerst. Das Gebäude deiner Zukunft wird nur die Ausführung im Einzelnen von dem sein, was du dir heute vorstellst. Die Zukunft ist nur eine Erweiterung der Gegenwart. Eben jetzt erschaffst du dir durch deine Art zu denken, durch deinen vorherrschenden geistigen Zustand deinen Platz im Leben. Du weist dir selbst deinen Platz an, du selbst bestimmst, was du sein wirst. Mit andern Worten, jetzt eben entscheidest du über deine Zukunft, stellst fest, was deine Stellung in der Welt sein wird. Und dein Platz in der Welt wird breiter werden und sich ausdehnen, oder enger, gedrängter und rauher werden, je nachdem dein geistiger Plan beschaffen ist, das Urbild, das du in dir siehst.

Die einzige Welt, von der du je etwas wissen wirst, die einzige in diesem Augenblick für dich wahre Welt ist die, die du in deinem Geist erschaffst, die, deren du dir bewusst bist. Die Umgebung, die du dir aus deinen Gedanken, deinem Glauben, deinen Träumen und Vorstellungen, deiner Weltanschauung bildest, ist die einzige, in der du je leben wirst.

Wonach du dich sehnst, in der Richtung gehst du, und der Gedanke, der dich beherrscht, der Beweggrund, der bei dir an erster Stelle steht, sie ziehen das ihnen Verwandte an. Ein junger Mensch zum Beispiel, der vom Lande in die Stadt kommt, um sein Glück zu machen, strebt den Dingen zu, die in seinem Geist vorherrschen. Vielleicht kennt er keine einzige Menschenseele in der ganzen Stadt, aber in kurzer Zeit findet er sich in der Gesellschaft Gleichgesinnter, unter Menschen, deren Geschmack, deren Wünsche, deren Neigungen mit den seinen übereinstimmen. Er hat das ihm Verwandte an sich gezogen.

Der eine junge Mensch denkt nur ans Vergnügen, er strebt dem Wirtshaus, dem Tanzboden, dem Spieltisch zu. Ein andrer hat keinen höheren Wunsch als den, sich zu bilden, er strebt den verschiedenen Bildungsstätten, vielleicht auch der Kirche zu. Er besucht die Abendschulen, die Bibliotheken, hört Vorträge, sucht sich in jeder Weise zu unterrichten und ein so weitschauender, so gebildeter Mann zu werden, als es irgend möglich ist.

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