Die schönsten Gedichte

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Die schönsten Gedichte
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Rainer Maria Rilke

Die schönsten Gedichte

Inhaltsverzeichnis

Östliches Taglied

Abisag

Advent

Alkestis

Am Strande

Archaischer Torso Apollos

Blaue Hortensie

Buddha

Das Karussell - Jardin du Luxembourg

Der Ölbaumgarten

Der Auszug des verlorenen Sohnes

Der Panther

Der Platz - Furnes

Der Schwan

Der Tod des Dichters

Der letzte Graf von Brederode entzieht sich türkischer Gefangenschaft

Du Dunkelheit, aus der ich stamme

Du musst das Leben nicht verstehen

Eranna an Sappho

Für Wolf Graf von Kalckreuth

Früher Apollo

Gesang der Frauen an den Dichter

Grabmal eines jungen Mädchens

Herbsttag

Josuas Landtag

Leda

Liebeslied

Mädchenklage

Meine Mutter

Menschen bei Nacht

Musik

Mustertitel

Opfer

Pietà

Römische Fontäne (Villa Borghese)

Rosa Hortensie

Sappho an Alkaïos (Fragment)

Sappho an Eranna

Traumgekrönt

Vorfrühling

Impressum

Östliches Taglied

Ist dieses Bette nicht wie eine Küste,

ein Küstenstreifen nur, darauf wir liegen?

Nichts ist gewiß als deine hohen Brüste,

die mein Gefühl in Schwindeln überstiegen.

Denn diese Nacht, in der so vieles schrie,

in der sich Tiere rufen und zerreißen,

ist sie uns nicht entsetzlich fremd? Und wie:

was draußen langsam anhebt, Tag geheißen,

ist das uns denn verständlicher als sie?

Man müßte so sich ineinanderlegen

wie Blütenblätter um die Staubgefäße:

so sehr ist überall das Ungemäße

und häuft sich an und stürzt sich uns entgegen.

Doch während wir uns aneinanderdrücken,

um nicht zu sehen, wie es ringsum naht,

kann es aus dir, kann es aus mir sich zücken:

denn unsre Seelen leben von Verrat.

Abisag

I

Sie lag. Und ihre Kinderarme waren

von Dienern um den Welkenden gebunden,

auf dem sie lag die süßen langen Stunden,

ein wenig bang vor seinen vielen Jahren.

Und manchmal wandte sie in seinem Barte

ihr Angesicht, wenn eine Eule schrie;

und alles, was die Nacht war, kam und scharte

mit Bangen und Verlangen sich um sie.

Die Sterne zitterten wie ihresgleichen,

der Duft ging suchend durch das Schlafgemach,

der Vorhang rührte sich und gab ein Zeichen,

und leise ging ihr Blick dem Zeichen nach.

Aber sie hielt sich an dem dunkeln Alten,

und von der Nacht der Nächte nicht erreicht,

lag sie auf seinem fürstlichen Erkalten

jungfräulich und wie eine Seele leicht.

II

Der König saß und sann den leeren Tag

getaner Taten, ungefühlter Lüste

und seiner Lieblingshündin, der er pflag-,

Aber am Abend wölbte Abisag

sich über ihm. Sein wirres Leben lag

verlassen wie verrufne Meeresküste

unter dem Sternbild ihrer stillen Brüste.

Und manchmal, als ein Kundiger der Frauen,

erkannte er durch seine Augenbrauen

den unbewegten, küsselosen Mund;

und sah: ihres Gefühles grüne Rute

neigte sich nicht herab zu seinem Grund.

Ihn fröstelte. Er horchte wie ein Hund

und suchte sich in seinem letzten Blute.

Advent

Es treibt der Wind im Winterwalde

Die Flockenherde wie ein Hirt,

Und manche Tanne ahnt, wie balde

Sie fromm und lichterheilig wird,

Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen

Streckt sie die Zweige hin - bereit,

Und wehrt dem Wind und wächst entgegen

Der einen Nacht der Herrlichkeit.

Alkestis

Da plötzlich war der Bote unter ihnen,

hineingeworfen in das Überkochen

des Hochzeitsmahles wie ein neuer Zusatz.

Sie fühlten nicht, die Trinkenden, des Gottes

heimlichen Eintritt, welcher seine Gottheit

so an sich hielt wie einen nassen Mantel

und ihrer einer schien, der oder jener,

wie er so durchging. Aber plötzlich sah

mitten im Sprechen einer von den Gästen

den jungen Hausherrn oben an dem Tische

wie in die Höh gerissen, nicht mehr liegend,

und überall und mit dem ganzen Wesen

ein Fremdes spiegelnd, das ihn furchtbar ansprach.

Und gleich darauf, als klärte sich die Mischung,

war Stille; nur mit einem Satz am Boden

von trübem Lärm und einem Niederschlag

fallenden Lallens, schon verdorben riechend

nach dumpfem umgestandenen Gelächter.

Und da erkannten sie den schlanken Gott,

und wie er dastand, innerlich voll Sendung

und unerbittlich, – wußten sie es beinah.

Und doch, als es gesagt war, war es mehr

als alles Wissen, gar nicht zu begreifen.

Admet muß sterben. Wann? In dieser Stunde.

Der aber brach die Schale seines Schreckens

in Stücken ab und streckte seine Hände

heraus aus ihr, um mit dem Gott zu handeln.

Um Jahre, um ein einzig Jahr noch Jugend,

um Monate, um Wochen, um paar Tage,

ach, Tage nicht, um Nächte, nur um Eine,

um Eine Nacht, um diese nur: um die.

Der Gott verneinte, und da schrie er auf

und schrie's hinaus und hielt es nicht und schrie

wie seine Mutter aufschrie beim Gebären.

Und die trat zu ihm, eine alte Frau,

und auch der Vater kam, der alte Vater,

und beide standen, alt, veraltet, ratlos,

beim Schreienden, der plötzlich, wie noch nie

so nah, sie ansah, abbrach, schluckte, sagte:

Vater,

liegt dir denn viel daran an diesem Rest,

an diesem Satz, der dich beim Schlingen hindert?

Geh, gieß ihn weg. Und du, du alte Frau,

Matrone,

was tust du denn noch hier: du hast geboren.

Und beide hielt er sie wie Opfertiere

in Einem Griff. Auf einmal ließ er los

und stieß die Alten fort, voll Einfall, strahlend

und atemholend, rufend: Kreon, Kreon!

Und nichts als das; und nichts als diesen Namen.

Aber in seinem Antlitz stand das Andere,

das er nicht sagte, namenlos erwartend,

wie ers dem jungen Freunde, dem Geliebten,

erglühend hinhielt übern wirren Tisch.

Die Alten (stand da), siehst du, sind kein Loskauf,

sie sind verbraucht und schlecht und beinah wertlos,

du aber, du, in deiner ganzen Schönheit –

Da aber sah er seinen Freund nicht mehr.

Er blieb zurück, und das, was kam, war sie,

ein wenig kleiner fast als er sie kannte

und leicht und traurig in dem bleichen Brautkleid.

Die andern alle sind nur ihre Gasse,

durch die sie kommt und kommt –: (gleich wird sie da sein

 
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