Lebensmutig

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Lebensmutig
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TAMARA HINZ


Stark und gelassen durchs Leben gehen


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96140-080-5

© 2018 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelfoto: fotolia cutelittlethings; fotolia sila5775

Satz: Brendow Web & Print, Moers

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

www.brendow-verlag.de

Wir müssen unsern Lebensmut hüten, es ist unser höchster Schatz. Gut essen, gut schlafen, das Rechte tun, gute Menschen in unser Herz schließen und die Zerstörungslust der andern hindern, das erhält den Mut in uns.

Bjørnstjerne Bjørnson

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Zitat

Lebensmutig

1. Das Leben ist kein Ponyhof – na und?

Lebensmutiger werden und Resilienz trainieren

Dem Leben realistisch begegnen

Nichts ist unlösbar

Duck dich nicht weg

Flexibel bleiben

Lernfähig sein

Gute Selbstfürsorge

2. Bis hierher und nicht weiter!

Lebensmutig Grenzen setzen

Grenzen nach innen setzen

Negativen Gefühlen Grenzen setzen

Schädlichen Bedürfnissen und Handlungen Grenzen setzen

Grenzen nach außen setzen

3. Vorbei und vergessen - wirklich?

Lebensmutig der eigenen Geschichte begegnen

Ungute Prägungen erkennen und verändern

Verletzungen heilen lassen

Schuld bekennen

Ressourcenorientiert leben

4. Angst essen Seele auf!

Lebensmutig der Angst entgegentreten

Angst gehört zum Leben

Die Sprache der Angst verstehen

Diffusen Ängsten begegnen

Ich pack das!

Angst durchschauen und Angst verwandeln

Angst und ihr Gewinn

5. Jetzt mal Klartext!

Lebensmutig kommunizieren

Hase und Bär unterwegs

Ich habe innere Klarheit

Ich bin o.k

Ich für mich und du für dich

Ich bleibe bei mir

… und bin dir dennoch zugewandt

Ich achte dich

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

6. Hilfe, ich muss mich entscheiden!

Lebensmutig Entscheidungen treffen

Die Tyrannei der Wahl

Mit mir selbst im Kontakt bleiben

Kluge Ratgeber

Die Kosten überschlagen und den Rückzug ordnen

Mit Widerstand umgehen

Entscheidung konkret

7. Lebenswert(e)

Lebensmutig durch verlässliche Werte

Auf dem Markt der Möglichkeiten

Ein Geländer für ein gutes Leben

Eigene Werte entwickeln

Trendsetter in Sachen Werte

8. Stark und mutig meine Schritte gehen

Kurzanleitung für Wagemutige

Lebensmutige Bücher

Lebensmutig

„Was ist das denn für ein interessantes Wort?“, fragt meine Bekannte. Interessant pflegt sie immer dann zu sagen, wenn sie Aussagen oder Ansichten von mir äußerst eigenartig oder fragwürdig findet, mir das aber – höflich, wie sie ist – nicht so direkt sagen will. „Lebensmüde kenn ich ja“, so fährt sie erklärend fort, „und todesmutig auch, aber lebensmutig?“

Ich muss an meine Oma denken, die mit ihrem Lebensmut locker noch zwei, drei andere mitversorgte. Zum Beispiel meine Nachbarin, die nach dem Tod ihres Mannes die Freude am Leben total verloren hatte. „Keine Lust zu nix“, fasste meine Oma diesen jämmerlichen Zustand kurz zusammen und beschloss, so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen. Was meine Oma beschlossen hatte, wurde auch in die Tat umgesetzt. Und wen sie dabei unter ihre Fittiche nahm, der konnte nur wieder lebensmutig werden.

Ich denke an eine Bekannte, die mit Mitte vierzig noch ihren Schulabschluss nachholt und danach noch eine Ausbildung machen möchte, um sich einen langersehnten Berufswunsch zu erfüllen.

An Freunde, die es irgendwie möglich gemacht haben, sich ein Jahr Auszeit vom Beruf zu nehmen, um die freie Zeit zum Reisen zu nutzen. Dabei wollen sie andere Kulturen und andere Lebensmodelle kennenlernen und ihren Horizont erweitern.

An eine junge, alleinerziehende Mutter, die sich trotz ihres anstrengenden Alltags die Zeit nimmt, ihren Kindern vorzulesen, mit ihnen den Spielplatz zu besuchen und Spielfreunde ihrer Kinder einzuladen. Dabei wäre es so viel einfacher, dem Trend der Zeit zu folgen und die Kinder vor einem der technischen Erziehungshelferlein zu parken.

An eine Freundin, die von ihrem Chef aufgrund ihrer freundlichen Nachgiebigkeit immer ausgenutzt wurde, die aber ihre Ängste überwunden hat, heute klare Grenzen setzt und nun deutlich besser für sich sorgt.

An Bekannte, die mit Hilfskonvois in innereuropäische Flüchtlingslager reisen, um vor Ort bei der Versorgung der Schutzsuchenden zu helfen.

Und an eine befreundete Flüchtlingsfamilie, die zu uns nach Deutschland gekommen ist und ihr Leben nun noch einmal ganz neu erfinden muss. Trotz erschwerter Bedingungen tut sie das mit großer Gelassenheit, viel Freude und Fleiß.

Und ich denke an den Vater eines schwerbehinderten Kindes, der mich anstrahlt und sagt: „Was ist unsere Tochter doch für eine Bereicherung für unser Leben!“

Aber da gibt’s natürlich auch die anderen: eben besagte Nachbarin meiner Oma.

Oder den Bekannten, der nun schon im vierten Jahr arbeitslos ist und zum Verrecken nichts Neues, zu ihm Passendes, findet. „Lebensmutig?“, so fragt er mich. „Wie soll das denn gehen?“

 

Und da gibt es mich selbst und Zeiten in meinem Leben, in denen ich mir morgens nach dem Aufwachen lieber die Decke über den Kopf gezogen hätte, als mich mutig dem Leben zu stellen.

Von all diesen Menschen erzähle ich auch meiner Bekannten. Und davon, dass ich der Überzeugung bin, dass wir heute, in dieser chaotischen Welt, die immer mehr aus den Fugen gerät, mehr denn je Lebensmut brauchen. Weil wir ohne diesen tatsächlich irgendwann lebensmüde werden. Ich erzähle ihr auch von meiner Überzeugung, dass man sich diesen Lebensmut ein Stück weit aneignen kann. „Der Lebensmut, die heitere Lebensfreude und das Glücklichsein kann – Schritt für Schritt – erlernt werden, genau wie das Tanzen“, meinte der Schweizer Autor Alfred Selacher. Stimmt das? Kann man wieder lebensmutig werden, auch wenn man’s im Moment nicht ist? Kann man grundsätzlich lebensmutiger werden, auch wenn man von seinem Naturell her eher der „Das-Glas-ist-eh-schon-fast-leer“-Typ ist? Kann man das tatsächlich ein wenig einüben? Ich behaupte: ja!

Und deswegen finde ich die Formulierung lebensmutig sein auch so gut und weitaus besser, als davon zu sprechen, dass jemand Lebensmut hat. Letzteres klingt so nach: „Der eine hat’s, der andere nicht.“ Derjenige, der zufälligerweise Lebensmut mitbekommen hat, der hat im Leben gut lachen, und die anderen … eben nicht. Aber lebensmutig sein hat nichts mit „haben“ zu tun, sondern damit, dass wir uns durch mutige Schritte, kluge Entscheidungen und unsere aktive Mitarbeit etwas aneignen und in unser Sein integrieren.

Davon und wie dieses „Aneignen“ in den unterschiedlichsten Lebenssituationen aussehen kann, handelt dieses Buch. Die einzelnen Kapitel sind in sich abgeschlossen, sodass Sie diese, wie einzelne Bausteine, ganz nach Ihren persönlichen Bedürfnissen zusammensetzen können. So ist es kein Problem, sich ein Thema, das gerade für das eigene Leben relevant ist, herauszusuchen, damit zu arbeiten und zu einem späteren Zeitpunkt ein anderes Thema in Angriff zu nehmen. Die Themen ermutigen dazu, das eigene Leben und sich selbst aufmerksam zu beobachten und daraus Schlüsse für einen lebensmutigen Umgang mit dem eigenen Dasein zu ziehen.

Darüber hinaus wird dieses Buch an manchen Stellen auch von Gott handeln und von dem, was uns in der Bibel an Hilfen zu einem lebensmutigen Umgang mit unserem Dasein mitgegeben ist. Meiner Überzeugung nach stehen in der Bibel unglaublich kluge Dinge. Lebensweisheiten, die unserem Lebensmut gewaltig auf die Sprünge helfen. Außerdem glaube ich: Wenn wir nur im Klein-Klein unserer Alltäglichkeiten, im Hier und Jetzt, verhaftet sind und unser Leben nicht tiefer verwurzeln, dann kann uns angesichts des Zustands unserer persönlichen und globalen Welt die Lebensmüdigkeit tatsächlich schon mal gewaltig packen. Gott in unser Denken und Leben mit hineinzunehmen gibt uns dagegen die Möglichkeit, uns weit über unser kleines Leben hinaus zu verorten und dadurch auch unseren Alltag lebensmutig anzutreten.

Meiner Bekannten, die in Sachen Spiritualität äußerst skeptisch ist, nötigt das wieder ein höfliches „Das ist ja interessant“ ab. Was im Klartext heißt: Sie findet es eigentlich überflüssig, auch Bibelworte und Gott mit in dieses Thema einzubeziehen. „Macht ja nichts“, sage ich. „Kannst dich ja mal darauf einlassen. Und was dir nicht gefällt, legst du erst mal zur Seite. Manches braucht man später im Leben noch mal, und dann ist es gut, wenn man schon einmal etwas davon gehört hat und weiß, wo man suchen muss …“

„Na, da bin ich ja mal gespannt“, sagt meine Bekannte. Ich glaube, sie ist es nun wirklich. Und ich? Ich bin es auch!

Das Leben ist kein Ponyhof – na und?

Lebensmutiger werden und Resilienz trainieren

1969 lief in den Kinos der erste Pippi-Langstrumpf-Film. Die Hauptrolle wurde von Inger Nilsson gespielt, die für mich und viele andere bis heute die Pippi Langstrumpf schlechthin verkörpert. Damals war ich knapp sieben Jahre alt und besuchte mit meinen Eltern und Geschwistern zum ersten Mal ein Kino. Vorher hatte ich bereits alle Pippi-Langstrumpf-Bücher verschlungen – oder sie waren mir vorgelesen worden. Wie ich diese Pippi, ihren unerschütterlichen Frohsinn und unendlichen Ideenreichtum liebte! Und es bis heute tue!

Ein resigniertes „Geht nicht“ gibt es im Leben von Pippi nicht. Für alles findet sie eine Lösung. Sie ist liebenswürdig, hat aber auch ein unglaublich freches Mundwerk, das so manch einen Erwachsenen in den Wahnsinn treibt. Pippi hat den Kopf voll mit ungewöhnlichen Ideen, die sie gegen die Widerstände der Umwelt in die Tat umsetzt. Was andere über sie denken, ist für sie absolut zweitrangig. Sie tut eben … was ihr gefällt! Pippi kennt keine Langeweile und hat immer eine Idee, was sie aus ihrem Leben machen kann. „Was ihr machen wollt, weiß ich nicht“, sagte Pippi. „Ich werde jedenfalls nicht auf der faulen Haut liegen. Ich bin nämlich ein Sachensucher, und da hat man niemals eine freie Stunde.“

Pippi ist souverän und lässt sich nicht unterkriegen. Ihr fallen immer wieder neue Dinge ein. Sie glaubt an sich. Sie geht auf die Welt zu und kann etwas bewirken. Sie ist aktiv und voll dabei, schlagfertig und mutig. Nie ist sie hilflos oder verzweifelt, weil sie ihre Energie in die Entwicklung lebensförderlicher Bewältigungsstrategien statt in sinnlose Grübelei steckt.

Pippi hat übermenschliche Kräfte, kann Pferde hochheben und ist jedem Erwachsenen im Kampf überlegen. Sie hat einen Koffer voller Gold, ein großes Haus und einen Garten, der jede Menge Möglichkeiten für abenteuerliche Spiele bietet. Sie hat zwei Freunde, mehrere Tiere, ein Pferd und ein Äffchen, den Herrn Nilsson. Pippi hat neben diesen äußeren aber auch jede Menge innere Ressourcen: Ideenreichtum, Lebenslust, Humor, Durchhaltevermögen, Spaß und Kreativität. Und die helfen ihr, mit den Widrigkeiten des Lebens klarzukommen. Denn solche gibt es, bei genauerem Hinsehen, auch im Leben von Pippi mehr als genug. Pippi hat keine Eltern, denn die Mutter ist tot und der Vater auf See. Die Elternrolle musste sie schon früh für sich selbst übernehmen.

Darüber hinaus hat Pippi auch Feinde: eine Fürsorgerin, die sie immer wieder ins Heim stecken will, und Polizisten, die ihr ständig nachjagen. Aber selbst von denen lässt sie sich nicht kleinkriegen: „Oh“, sagt sie, „ich muss heute wieder einen Glückstag haben. Polizisten sind das Beste, was ich kenne – gleich nach Rhabarbergrütze!“

Pippi ist das, was man heute mit „resilient“ umschreiben würde. Resilienz meint die psychische Widerstandskraft, die jemand mit ins Leben bringt oder die sich bei ihm im Laufe seines Lebens entwickelt hat. Dieses gutentwickelte seelische Immunsystem hilft, an den Widrigkeiten und Härten des Lebens nicht zu zerbrechen, sondern (eventuell) sogar noch gestärkt daraus hervorzugehen. „Jemand ist hart im Nehmen“, so würden wir vielleicht umgangssprachlich sagen. Oder: „Der/die ist nicht kleinzukriegen. Ein richtiges Stehaufmännchen!“

Das Wort „Resilienz“ leitet sich von dem lateinischen Wort resilire ab, was so viel bedeutet wie: zurückspringen oder abprallen. Die Geschosse, die das Leben manchmal auf uns abfeuert, dringen bei resilienten Menschen nicht wirklich ein und bewirken auch keine nachhaltigen Verwundungen. Das heißt nun nicht, dass resiliente Menschen eine seelische Teflonschicht um sich haben, aber es gelingt ihnen besser, sich von Verletzungen zu erholen, dazugehörige schmerzhafte Gefühle unter die Füße zu bekommen und sich dem Leben wieder zuzuwenden.

Diese Resilienz entsteht schon früh. Gut, wem dazugehörige Eigenschaften und Fähigkeiten mitgegeben wurden bzw. in wessen Persönlichkeit sie hineinvererbt und -verankert wurden. Dazu gehören eine zupackende Art, ein fröhliches Temperament, Aufmerksamkeit, Anpassungsfähigkeit, Selbstvertrauen, Neugier, Intelligenz, Bindungsfähigkeit, eine realistische Selbsteinschätzung sowie Einsatzbereitschaft und Fleiß.

Es gibt inzwischen zahlreiche Studien und Untersuchungen, die das sehr komplexe Wechselspiel zwischen vererbter bzw. in der Persönlichkeit verankerter Widerstandskraft, erlernter Widerstandskraft und den beteiligten Umwelteinflüssen untersucht haben. Ein sehr fundiertes Buch zu diesem Thema ist „Resilienz: Das Geheimnis psychischer Widerstandskraft“ von Christina Berndt (siehe Buchtipps im Anhang).

Die Ergebnisse all dieser Studien haben eines gemein (und das ist eine sehr gute Nachricht!): Resilienz ist erlernbar! Sicher, Menschen, denen Resilienz mit in die Wiege gelegt wurde, haben an dieser Stelle einen deutlichen Vorsprung. Aber niemand muss sagen: „Tja, da hab ich dann ja wohl Pech gehabt!“ Nein, wie auch immer unsere Ausgangsposition in Sachen Resilienz ist: Psychische Widerstandskraft lässt sich wie ein Muskel trainieren und erwerben.

Lebensmutige Menschen haben irgendwann einmal, bewusst oder unbewusst, den Entschluss gefasst, im Leben nach vorne zu gehen, statt zurückzuweichen, zu wachsen, statt zu stagnieren, und Verantwortung für das Gelingen ihres Lebens zu übernehmen, statt in einer sich selbst bemitleidenden Opferhaltung zu verharren. Auch für sie ist das Leben kein Ponyhof, und in schweren Zeiten, Krisen oder nach erlittenen Schicksalsschlägen erleben sie das gleiche Gefühlsauf und -ab wie andere Menschen. Sie haben aber Ressourcen entwickelt, auf die sie nun zurückgreifen können und die ihnen Stabilität geben. So gelingt es ihnen schneller, ihre Gefühle wieder in lebensförderliche und stabile Bahnen zu lenken. Sie erwarten, dass das Leben sich auch für sie wieder von seiner schönen Seite zeigen wird. Damit diese Erwartung Realität wird, arbeiten sie aktiv mit und sind auch bereit, neue Wege zu gehen, statt stur in alten Verhaltensmustern zu verharren. Lernbereit, flexibel und ausbalanciert dem Leben begegnen – das ist ihr Lebensmotto.

Was kann uns helfen, unsere Resilienz zu trainieren und damit lebensmutiger zu werden?

Dem Leben realistisch begegnen

„Ich gar nicht ein feine weiße Prinzessin bin“, sagte Pippi in gebrochener Taka-Tuka-Sprache. „Ich einfach bin bloß Pippi Langstrumpf, und ich pfeifen auf das Thronsitzen.“

„Ich bin, die ich bin, und lebe mein Leben. Das reicht, und damit bin ich zufrieden“ – so könnte man es auch formulieren. An meiner Pinnwand hängt eine Karte mit der Aufschrift: „Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was, sondern bei So isses!“ So manche Enttäuschung im Leben ist hausgemacht und vorprogrammiert, weil wir völlig unrealistische Erwartungen an uns selbst und das Leben haben, die Latte viel zu hoch hängen und nicht bereit sind, die Realität zu akzeptieren, wie sie nun einmal ist. Auch nicht uns selbst. Aber umso größer die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, umso schlechter unser Lebensgefühl.

Resilienz zu trainieren bedeutet an dieser Stelle, unseren Realitätssinn zu trainieren. Dieser bezieht sich auf persönliche Eigenarten oder auf Lebensumstände, die wir, egal, wie wir’s drehen und wenden, nicht verändern können. Oder zumindest nicht jetzt oder in absehbarer Zeit ändern können. Wer hier gelernt hat, „Ja“ zu sagen und die Realität zu akzeptieren und anzunehmen, der setzt viel lebensmutige Energien frei.

Dabei geht es nicht darum, unsere unerfüllbaren Wünsche und Bedürfnisse zu verleugnen oder zu verdrängen. Nein, es geht darum, diese zu formulieren, sie dann aber loszulassen und ganz bewusst anzunehmen, dass sie (zumindest im Moment) nicht in Erfüllung gehen.

Ja-Sagen konkret

„Ich hätte so gerne mehr Geld, damit ich häufiger reisen kann. Aber zurzeit ist dieses Geld nicht da, weil ich noch arbeitslos bin (oder weil ich meine Ausbildung erst noch zu Ende bringen muss, weil das Haus noch nicht abbezahlt ist usw.). Das ist jetzt so, und das akzeptiere ich als meine Lebenswirklichkeit!“

„Was würde ich drum geben, (wieder) in einer Partnerschaft zu leben, aber zurzeit tut sich in dieser Sache gar nichts. Das ist im Moment so, und das nehme ich an!“

„Wenn ich doch nur mehr Zeit hätte für mich! Aber im Moment sind unsere Kinder noch klein und brauchen mich fast rund um die Uhr. Daran lässt sich aber jetzt nichts ändern, und deswegen akzeptiere ich diese Situation.“

„Ich wäre so gerne noch so jung und dynamisch wie meine Freundin (und hätte dazu auch noch gerne ihre tolle Figur!), aber ich bin zehn Jahre älter. Das sehe und spüre ich in jeder Faser meines Körpers. Aber das kann ich nicht ändern, und deswegen höre ich auf, ständig damit zu hadern, und sage Ja!“

 

„Ich würde so gerne meine Karriere vorantreiben. Aber jetzt sind meine Eltern plötzlich krank geworden und brauchen mich. In diese unerwartete Wendung, die mein Leben genommen hat, willige ich ein und bejahe sie.“

„Wenn ich doch nur so musikalisch, so redegewandt, so hübsch, so talentiert, so leistungsstark, so temperamentvoll, so erfolgreich, so belastbar, so beliebt, so gesund wäre … ABER ICH BIN ES NICHT!

Und genau das fange ich jetzt besser mal an zu akzeptieren!“

Warum ist dieses Ja-Sagen für die Entwicklung unserer Resilienz so wichtig? Weil wir durch Annahme unserer Lebenswirklichkeit Kraft sparen, die wir ansonsten bei der Jagd nach unerreichbaren Dingen vergeuden. Weil wir erst dann, wenn wir uns von unseren (im Moment) unrealistischen Erwartungen verabschieden und Ja sagen zu dem, was ist, in der Lage sind, diesen Ist-Zustand lebensmutig zu gestalten. Denn vermutlich werden wir erst jetzt das Gute und Positive in unserem Leben entdecken und dankbar all die Kompetenzen wahrnehmen, die uns mitgegeben wurden. Dankbarkeit ist der Schlüssel zu Resilienz und Lebensmut. Nicht umsonst fordert ein Beter in der Bibel sich selbst auf: „Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und das Gute nicht vergessen, das er für mich tut“ (Psalm 103, Vers 2)! Und dann folgt eine ganze Litanei von guten Dingen, die Gott ihm geschenkt hat. Trainieren wir in gleicher Weise unsere Dankbarkeit, dann konzentrieren wir uns auf das Gute in unserem Leben. Und über diese veränderte Wahrnehmung entdecken wir, dass unsere Realität viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet und durchaus auch ihre schönen Seiten hat.

Dankbarkeit macht zufrieden! Wer dagegen immer unerreichbaren Idealen hinterherjagt oder sich mit anderen und ihren Lebensumständen vergleicht, ist ständig mit sich selbst und dem Leben unzufrieden. Diese permanente Unzufriedenheit schwächt unser seelisches (übrigens auch unsere körperliches!) Immunsystem enorm. Denn wir kämpfen und strampeln ständig gegen das Leben an, so, wie es uns zugemutet ist, und verbrauchen dabei eine Menge Kräfte. Sagen Sie doch lieber „Ja“, und setzen Sie Ihre Kräfte zur konstruktiven Gestaltung Ihres Lebens ein!

Das hier beschriebene Ja-Sagen hat allerdings nichts gemein mit der frustrierten Resignation eines hilflosen Opfers. Nein, es ist eine bewusste und aktive Entscheidung, ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche. Ist … lebensmutig!

Wenn Sie das nächste Mal mit sich selbst oder unerreichbaren Zielen hadern, dann machen Sie’s doch einfach wie Pippi: „Ich einfach bin bloß Pippi Langstrumpf, und ich pfeifen auf das Thronsitzen.“

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