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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.

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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16.
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Funfzehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie

Zusammenkunft des Parlaments. – Rücktritt Halifax’

Während die Convention auf der einen Seite von Old Palace Yard debattirte, debattirte das Parlament auf der andren Seite noch heftiger. Die beiden Häuser hatten sich, nachdem sie am 20. August auseinandergegangen, am 19. October wieder versammelt. Am Tage des Zusammentritts fiel Jedermann eine wichtige Veränderung auf: Halifax saß nicht mehr auf dem Wollsack. Er hatte Grund zu erwarten, daß die Verfolgung, der er während der vorigen Session mit genauer Noth entgangen war, jetzt erneuert werden würde. Die während der Ferien eingetretenen Ereignisse und ganz besonders der unglückliche Verlauf des Feldzugs in Irland hatte seinen Verfolgern neue Mittel in die Hand gegeben, ihm zu schaden. Seine Verwaltung war nicht glücklich gewesen, und wenn dies auch zum Theil Ursachen zugeschrieben werden mußte, gegen welche keine menschliche Einsicht hätte ankämpfen können, so war es doch theilweis auch den Eigenthümlichkeiten seines Characters und seines Geistes zuzuschreiben. Daß eine zahlreiche Partei im Hause der Gemeinen versuchen würde, ihn zu beseitigen, war ausgemacht, und auf den Schutz seines Gebieters konnte er sich nicht mehr verlassen. Es war sehr natürlich, daß ein Prinz, der durch und durch ein Mann der That war, eines Ministers überdrüssig wurde, der ein Mann der Spekulation war. Karl, der in den Staatsrath ging, wie er ins Theater ging, lediglich zu seiner Unterhaltung, war ganz entzückt über einen Rathgeber, der über jede Frage nach beiden Seiten hin hundert angenehme und geistreiche Dinge zu sagen wußte. Wilhelm aber war kein Freund von philosophischen Untersuchungen und Disputationen, mochten sie auch noch so lebhaft und scharfsinnig geführt werden, weil sie viel Zeit kosteten und zu nichts führten. Man erzählte sich und es klingt nicht unwahrscheinlich, daß er einmal sich nicht habe enthalten können, am Rathstische seinen Unwillen über das was er eine krankhafte, gewohnheitsmäßige Unentschiedenheit nannte, in scharfen Worten zu äußern.1 Aergerlich über sein Mißgeschick im öffentlichen Leben, durch häusliche Schicksalsschläge gebeugt, durch die Furcht vor einer Anklage beunruhigt und nicht mehr durch die königliche Gunst gehalten, wurde Halifax des öffentlichen Lebens müde und begann sich nach der Stille und Einsamkeit seines Landsitzes in Nottinghamshire zu sehnen, einer alten, in Wäldern tiefvergrabenen Cistercienserabtei. Anfangs October wurde es bekannt, daß er nicht länger im Oberhause präsidiren wolle; zu gleicher Seit raunte man sich als ein großes Geheimniß zu, daß er sich gänzlich von den Geschäften zurückzuziehen gedenke und daß er das Geheimsiegel nur bis zur erfolgten Ernennung eines Nachfolgers noch behalte. Der erste Baron Atkyns ward zum Sprecher der Lords erwählt.2

Geldbewilligungen

Ueber einige wichtige Punkte schien in der gesetzgebenden Versammlung keine Meinungsverschiedenheit zu herrschen. Die Gemeinen beschlossen einstimmig, den König in dem Werke der Wiedereroberung Irland’s kräftig zu unterstützen und ihn in den Stand zu setzen, den Krieg gegen Frankreich mit Energie fortzuführen.3 Mit der nämlichen Einhelligkeit votirten sie eine außerordentliche Verwilligung von zwei Millionen.4 Es wurde beschlossen, daß der größere Theil dieser Summe durch eine Besteuerung des Grundeigenthums aufgebracht werden solle. Der Rest sollte theils durch eine Kopfsteuer, theils durch neue Abgaben auf Thee, Kaffee und Chokolade gedeckt werden. Es wurde auch vorgeschlagen, hunderttausend Pfund von den Juden zu erheben, und das Haus nahm diesen Vorschlag anfangs günstig auf; dann aber tauchten Schwierigkeiten auf. Die Juden reichten eine Petition ein, worin sie erklärten, daß sie außer Stande seien eine solche Summe zu bezahlen und daß sie lieber das Königreich verlassen als darin zu Grunde gehen würden. Einsichtsvollen Politikern konnte es nicht entgehen, daß eine specielle Besteuerung einer nicht zahlreichen Klasse, welche zufällig reich, unpopulär und wehrlos ist, in Wirklichkeit Confiscation genannt werden und schließlich den Staat eher ärmer als reicher machen muß. Nach einiger Discussion wurde die Judensteuer aufgegeben.5

Die Rechtsbill angenommen

Die Rechtsbill, die man in der vorigen Session, nachdem sie viel Streit zwischen den beiden Häusern verursacht, hatte fallen lassen, wurde aufs neue eingebracht und rasch angenommen. Die Peers bestanden jetzt nicht mehr darauf, daß ein Nachfolger auf dem Throne mit Namen bezeichnet werden müsse, wenn Marie, Anna und Wilhelm alle Drei ohne Nachkommenschaft sterben sollten. Elf Jahre lang hörte man nichts mehr von den Ansprüchen des Hauses Braunschweig.

Die Rechtsbill enthielt einige Bestimmungen, welche besondere Erwähnung verdienen. Die Convocation hatte erklärt, daß es dem Interesse des Königreichs zuwider sei, von einem Papisten regiert zu werden, hatte aber keine Maßregel vorgeschrieben, durch welche ermittelt werden konnte, ob ein Fürst ein Papist war oder nicht. Diese Lücke wurde jetzt ausgefüllt durch die Verordnung, daß jeder englische Souverain in vollem Parlament und bei der Krönung die Erklärung gegen die Transsubstantiation wiederholen und unterschreiben solle.

Außerdem wurde verordnet, daß Niemand, der einen Papisten oder eine Papistin heirathete, fähig sein sollte, in England zu regieren und daß, wenn der Souverain oder die Souverainin eine Papistin oder einen Papisten heirathete, der Unterthan seines Treuschwures entbunden sein sollte. Burnet rühmte sich, daß dieser Theil der Rechtsbill sein Werk sei. Doch hatte er wenig Ursache, stolz darauf zu sein, denn ein erbärmlicheres Stück legislativer Arbeit wird es so leicht nicht geben. Erstens ist keine Prüfungsmaßregel vorgeschrieben. Ob der Gemahl einer Souverainin oder die Gemahlin eines Souverains den Suprematseid geleistet, die Erklärung gegen die Transsubstantiation unterschrieben, nach dem Ritual der englischen Kirche communicirt hat, sind sehr einfache factische Fragepunkte. Ob aber der Gemahl einer Souverainin oder die Gemahlin eines Souverains Papist ist oder nicht, ist eine Frage, über welche die Leute ewig streiten können. Was ist ein Papist. Das Wort hat weder juristisch noch theologisch eine definitive Bedeutung. Es ist nichts weiter als ein gebräuchlicher Spottname und hat im Munde verschiedener Leute einen ganz verschiedenen Sinn. Ist jeder ein Papist, der dem Bischof von Rom unter den christlichen Prälaten ein Primat zugesteht? Wenn das ist, so waren Jakob I., Karl I., Laud und Heylyn Papisten.6 Oder beschränkt sich die Benennung nur auf Personen, welche den ultramontanen Doctrinen bezüglich der Autorität des heiligen Stuhles huldigen? Wenn das ist, so war weder Bossuet noch Pascal ein Papist.

 

Was ist ferner der legale Sinn der Worte, welche den Unterthan eines Unterthaneneides entbinden? Ist damit gemeint, daß ein des Hochverraths Angeklagter als Zeuge auftreten könne, um zu beweisen, daß der Souverain eine papistische Person geheirathet habe? Würde zum Beispiel Whistlewood ein Recht auf Freisprechung gehabt haben, wenn er hätte beweisen können, daß König Georg IV. mit Mrs. Fitzherbert vermählt und daß Mrs. Fitzherbert eine Papistin war? Es ist schwer zu glauben, daß irgend ein Gerichtshof sich auf eine solche Frage eingelassen haben würde. Wozu aber dann verordnen, daß der Unterthan in einem gewissen Falle seines Unterthaneneides entbunden sein solle, wenn das Tribunal, vor das er wegen Verletzung seines Unterthaneneides gestellt wird, gar nicht auf die Frage eingeht, ob jener Fall stattgefunden hat?

Die Angelegenheit des Dispensationsrechts wurde ganz anders behandelt, reiflich erwogen und schließlich auf die einzige Art erledigt, auf die sie erledigt werden konnte. Die Rechtserklärung war nicht weiter gegangen, als daß sie das Dispensationsrecht so wie es unlängst ausgeübt worden, für ungesetzlich erklärte. Daß der Krone eine gewisse Dispensationsbefugniß zustand, war eine Behauptung, welche durch Autoritäten und Präcedenzfälle sanctionirt war, von denen selbst whiggistische Juristen nicht ohne Achtung sprechen konnten; über die Ausdehnung dieser Befugniß aber waren nicht zwei Juristen gleicher Meinung, und jeder Versuch eine bestimmte Definition festzustellen, war gescheitert. Durch die Rechtsbill endlich wurde die anomale Prärogative, welche so viel heftigen Streit verursacht hatte, unbedingt und für immer aufgehoben.7

Untersuchung der Uebelstände bei der Marineverwaltung

Im Hause der Gemeinen fand, wie dies kaum anders zu erwarten war, eine Reihe scharfer Debatten über das Mißgeschick des Herbstes statt. Die Nachlässigkeit oder Bestechlichkeit der Marinebeamten, die Betrügereien der Lieferanten, die Habgier der königlichen Schiffskapitains, die Verluste der londoner Kaufleute, waren Themata für viele heftige Reden. Grund zu Unwillen war in der That vorhanden. Eine strenge Untersuchung, von Wilhelm persönlich im Schatzamte geleitet, hatte so eben die Thatsache constatirt, daß ein großer Theil des Salzes, mit welchem das der Flotte gelieferte Fleisch eingepökelt worden, zufällig mit Gallus, wie er zur Tintenfabrikation gebraucht wird, vermischt gewesen war. Die Lieferanten schoben die Schuld auf die Ratten und behaupteten, daß die so gewürzten Speisen allerdings unangenehm schmeckten, der Gesundheit aber nicht nachtheilig seien.8 Die Gemeinen waren jedoch nicht in der Stimmung, um solche Entschuldigungen gelten zu lassen. Mehrere Personen, welche an dem gegen die Regierung verübten Betruge und an dem Vergiften der Seeleute Theil genommen, wurden durch den Sergeanten ins Gefängniß abgeführt.9 Dem Hauptsünder Torrington aber wurde ein Tadelsvotum zuerkannt, und es scheint nicht, daß nur eine einzige Stimme sich gegen ihn erhob. Er hatte unter beiden Parteien Freunde, besaß viele populäre Eigenschaften, und selbst seine Fehler waren keine solchen, welche öffentlichen Haß erwecken. Das Volk verzieh es einem tapferen und treuherzigen Seemanne gern, daß er seine Flasche, seine Zechgenossen und seine Maitressen zu sehr liebte, und bedachte nicht hinreichend, wie groß die Gefahren eines Landes sein mußten, dessen Wohl und Wehe von einem in sorglose Trägheit versunkenen, durch den Wein abgestumpften, durch Ausschweifungen entnervten, durch Verschwendung ruinirten und durch Schmarotzer und Buhlerinnen beherrschten Manne abhing.

Untersuchung wegen der Führung des irländischen Kriegs

Die Leiden der Armee in Irland riefen laute Aeußerungen der Theilnahme und des Unwillens hervor. Die Gemeinen ließen der Energie und Umsicht, womit Schomberg den schwierigsten aller Feldzüge geleitet hatte, Gerechtigkeit widerfahren. Daß er nicht mehr erreicht, wurde hauptsächlich den Schurkereien des Kriegscommissariats Schuld gegeben. Die Epidemie, sagte man, würde kein großes Unglück gewesen sein, wenn sie nicht durch die Schlechtigkeit der Menschen verschlimmert worden wäre. Die Krankheit habe in der Regel Diejenigen verschont, welche mit warmer Kleidung und Betten versehen gewesen, habe aber Die, welche leicht gekleidet gewesen und auf dem feuchten Erdboden geschlafen, zu Tausenden hingerafft. Ungeheure Summen seien aus dem Schatze gezogen worden und doch sei der Sold der Truppen in Rückstand. Der Staat habe Hunderte von Pferden, viele Tausend Paar Schuhe angeschafft, und doch sei die Bagage wegen Mangel an Zugvieh zurückgelassen worden und die Soldaten seien barfuß durch den Schlamm gewatet. Siebzehnhundert Pfund Sterling seien der Regierung für Arzeneien angerechnet, und doch habe es in dem mit Kranken angefüllten Lager an den einfachsten Medicamenten gefehlt, die jede Apotheke in dem kleinsten Marktflecken führe. Drohende Stimmen erhoben sich gegen Shale. Es wurde dem Throne eine Adresse überreicht, welche verlangte, daß er nach England geschickt und seine Rechnungen und Papiere mit Beschlag belegt werden sollten. Der König sagte dies bereitwilligst zu, die whiggistische Majorität aber war nicht zufriedengestellt. Von wem war Shales für einen so wichtigen Posten wie der des Generalcommissars empfohlen worden? Er war in den schlimmsten Zeiten ein Günstling des Hofes und ein eifriger Vertheidiger der Indulgenzerklärung gewesen. Warum hatte man dieser Creatur Jakob’s die Verproviantirung der Armee Wilhelm’s anvertraut? Einige von Denen, welche gern alle Tories und Trimmers aus dem Staatsdienste vertreiben wollten, schlugen vor, Se. Majestät zu fragen, auf wessen Rath ein das Vertrauen des Königs so wenig verdienender Mann angestellt worden sei. Die gemäßigteren und einsichtsvolleren Whigs wiesen darauf hin, wie taktlos und unhöflich es sein würde, den König zu befragen und ihn in die Nothwendigkeit zu versetzen, entweder seine Minister anzuklagen oder sich mit den Vertretern seines Volks zu veruneinigen. „Rathen Sie Se. Majestät, wenn Sie wollen,” sagte Somers, „daß er Denen, welche ihm diese unglückliche Wahl empfohlen, sein Vertrauen entziehe. Wird dieser Rath so gegeben, wie wir ihn wahrscheinlich geben würden, das heißt einstimmig, so muß derselbe großes Gewicht bei ihm haben. Aber legen Sie ihm nicht eine Frage vor, die kein Privatmann gern beantworten würde, zwingen Sie ihn nicht, zur Wahrung seines persönlichen Ansehens die Männer in Schutz zu nehmen, die Sie beseitigt zu sehen wünschen.” Nach einem zweitägigen harten Kampfe und mehreren Abstimmungen wurde die Adresse mit hundertfünfundneunzig Stimmen gegen hundertsechsundvierzig angenommen.10 Wie vorauszusehen war, weigerte sich der König, zum Angeber zu werden und das Haus drang nicht weiter in ihn.11 Auf eine andre Adresse, welche darum ansuchte, daß eine Commission abgesandt werden möchte, um die Lage der Dinge in Irland zu untersuchen, gab Wilhelm hingegen eine sehr gnädige Antwort und bat die Gemeinen, selbst die Mitglieder der Commission zu ernennen. Um dem Könige an Artigkeit nicht nachzustehen, lehnten die Gemeinen dies ab und stellten es der Weisheit Sr. Majestät anheim, die geeignetsten Personen auszuwählen.12

Walker’s Empfang in England

Inmitten der heftigen Debatten über den irländischen Krieg erregte ein erfreulicher Zwischenfall auf einen Augenblick gute Laune und Einmüthigkeit. Walker war in London angekommen und daselbst mit grenzenloser Begeisterung empfangen worden. Sein Portrait prangte in jedem Bilderladen, Neuigkeitsbriefe, in denen seine Persönlichkeit und seine Haltung beschrieben waren, wurden in jeden Winkel des Reichs gesandt, Flugblätter, die ihn in Prosa und in Versen priesen, wurden in jeder Straße ausgeboten. Die Gilden London’s veranstalteten ihm zu Ehren glänzende Festmähler in ihren Hallen, das Volk drängte sich danach ihn zu sehen wo er sich blicken ließ, und erdrückte ihn fast mit unsanften Liebkosungen. Beide Universitäten verliehen ihm den Grad eines Doctors der Theologie. Einige von seinen Bewunderern riethen ihm, sich in der Uniform im Palaste vorzustellen, in welcher er die mehrmaligen Ausfälle seiner Mitbürger commandirt hatte. Doch mit richtigerem Takt als er zuweilen an den Tag gelegt, erschien er in Hampton Court in dem friedlichen Kleide seines Standes, wurde sehr gut aufgenommen und mit einer Anweisung auf fünftausend Pfund beschenkt. „Und glauben Sie nicht, Herr Doctor,” sagte Wilhelm mit liebenswürdiger Freundlichkeit zu ihm, „daß diese Summe eine Bezahlung für Ihre Dienste sein soll. Ich versichere Ihnen, daß ich Ihre Ansprüche an mich keineswegs als im geringsten vermindert betrachte.”13

Doch inmitten des allgemeinen Beifalls ließ sich auch die Stimme der Verleumdung hören. Die Vertheidiger Londonderry’s waren Leute von zwei verschiedenen Nationen und Religionen gewesen. Während der Belagerung hatte der Haß gegen die Irländer alle Sachsen und der Haß gegen den Papismus alle Protestanten zusammengehalten. Als aber die Gefahr vorüber war, begannen Engländer und Schotten, Episkopalen und Presbyterianer über die Vertheilung des Lobes und der Belohnungen zu mäkeln. Die Dissentergeistlichen, welche Walker in der Stunde der Gefahr kräftig unterstützt hatten, beklagten sich darüber, daß er in den von ihm veröffentlichten Bericht über die Belagerung zwar anerkannt, daß sie gute Dienste geleistet, aber unterlassen habe, ihre Namen zu nennen. Die Klage war begründet und würde auch wahrscheinlich einen merklichen Eindruck auf die öffentliche Meinung gemacht haben, wäre sie in einer Sprache erhoben worden, wie sie sich für Christen und Gentlemen ziemte. Aber Walker’s Ankläger setzten in ihrem Grolle Wahrheitsliebe und Schicklichkeit aus den Augen, bedienten sich unanständiger Ausdrücke, brachten verleumderische Beschuldigungen vor, welche siegreich widerlegt wurden, und verscherzten sich so den Vortheil wieder, den sie gehabt hatten. Walker vertheidigte sich mit Mäßigung und Freimüthigkeit. Seine Freunde stritten tapfer für ihn und übten nachdrückliche Wiedervergeltung gegen seine Angreifer. In Edinburg mag die öffentliche Meinung gegen ihn gewesen sein; in London aber scheint der Streit seinen Ruf nur gehoben zu haben. Er wurde als ein anglikanischer Geistlicher von großen Verdiensten betrachtet, der, nachdem er seine Religion gegen ein Heer papistischer Rapparees heldenmüthig vertheidigt, von einem Haufen schottischer Covenanters gemißhandelt wurde.14

 

Er überreichte den Gemeinen eine Petition, welche die traurige Lage schilderte, in der sich die Wittwen und Waisen einiger während der Belagerung gefallenen tapferen Männer jetzt befanden. Die Gemeinen erkannten ihm auf der Stelle ein Dankvotum zu und beschlossen eine Adresse an den König, worin er ersucht wurde, zehntausend Pfund unter die Familien vertheilen zu lassen, deren Leiden so ergreifend geschildert waren. Am folgenden Tage verbreitete sich unter der Versammlung das Gerücht, Walker sei im Vorzimmer. Er ward hereingerufen und der Sprecher theilte ihm mit großer Würde und Freundlichkeit mit, daß das Haus sich beeilt habe, seinem Gesuche zu willfahren, belobte ihn in den schmeichelhaftesten Ausdrücken, daß er es auf sich genommen habe, eine von ihren eigenen Behörden und Vertheidigern verlassene Stadt zu verwalten und zu vertheidigen, und trug ihm auf, Denen, welche unter ihm gefochten, zu sagen, daß ihre Treue und Tapferkeit den Gemeinen England’s stets in dankbarer Erinnerung bleiben werde.15

Edmund Ludlow

Um die nämliche Zeit brachte eine andre merkwürdige und interessante Episode, welche, wie die erstere, aus den Ereignissen des irischen Kriegs entsprang, eine kleine Diversion in den parlamentarischen Geschäftsgang. Im vergangenen Frühjahr, als jeder Bote aus Irland schlimme Nachrichten brachte und als Jakob’s Autorität in allen Theilen des Königreichs anerkannt war, ausgenommen hinter den Wällen von Londonderry und an den Ufern des Ernesee’s, war es natürlich, daß die Engländer sich erinnerten, mit welcher furchtbaren Energie die großen puritanischen Krieger der vorigen Generation den Aufstand des celtischen Stammes niedergeworfen hatten. Die Namen Cromwell’s, Ireton’s und der anderen Heerführer der siegreichen Armee waren in aller Munde. Einer von diesen Heerführern, Edmund Ludlow, war noch am Leben. Mit zweiundzwanzig Jahren war er als Freiwilliger in die Parlamentsarmee eingetreten und in seinem dreißigsten Lebensjahre war er zum Generalleutnant befördert worden. Jetzt war er alt, seine geistige Kraft aber war noch ungeschwächt. Sein Muth war vom besten Schlage, sein Verstand scharf, aber beschränkt. Was er sah, das sah er klar, aber er sah nicht viel auf einen Blick. Zu einer Zeit der Treulosigkeit und Unbeständigkeit hatte er trotz mannichfacher Versuchungen und Gefahren fest an den Grundsätzen seiner Jugend gehalten. Selbst seine Feinde konnten nicht in Abrede stellen, daß sein Leben consequent gewesen und daß er mit dem nämlichen Muthe, mit dem er gegen die Stuarts aufgetreten, auch gegen die Cromwells aufgetreten war. Nur ein Flecken haftete auf seinem Ruhme, und dieser Flecken war in den Augen der großen Mehrheit seiner Landsleute einer von denen, welche kein Verdienst aufwiegen und keine Zeit verwischen konnte. Sein Name und sein Siegel standen unter dem Todesurtheile Karl’s I.

Nach der Restauration fand Ludlow ein Asyl an den Ufern des Genfer Sees, wohin ihn ein andres Mitglied des hohen Gerichtshofes, Johann Lisle, der Gatte jener Alice Lisle, deren Tod einen unauslöschlichen Schandfleck auf das Gedächtniß Jakob’s II. geworfen, begleitete. Doch selbst in der Schweiz waren die beiden Königsmörder nicht sicher. Es wurde ein hoher Preis auf ihre Köpfe gesetzt, und eine Reihe irischer Abenteurer, durch nationalen und religiösen Haß entflammt, versuchte es, den Blutpreis zu verdienen. Lisle fiel von der Hand eines dieser Mörder, Ludlow aber entrann glücklich allen Machinationen seiner Feinde. Ein kleines Häuflein heftiger und entschlossener Whigs zollte ihm eine Verehrung, die sich mit den Jahren steigerte, und ließ ihn als den fast einzigen, sicherlich als den berühmtesten Ueberlebenden eines mächtigen Stammes von Männern, den Siegern in einem furchtbaren Bürgerkriege, den Richtern eines Königs und Gründern einer Republik, zurück. Mehr als einmal war er von den Feinden des Hauses Stuart eingeladen worden, sein Asyl zu verlassen, ihr Feldherr zu werden und das Signal zum Aufstande zu geben, er aber hatte es weislich abgelehnt, sich an den verzweifelten Unternehmungen zu betheiligen, über welche die Wildman und Ferguson unablässig brüteten.16

Die Revolution eröffnete ihm eine neue Aussicht. Das Recht des Volks, sich der Tyrannei zu widersetzen, ein Recht, das viele Jahre hindurch Niemand geltend machen konnte, ohne sich kirchlichen Anathemen und bürgerlichen Strafen auszusetzen, war von den Ständen des Reichs feierlich anerkannt und durch Herolde auf der nämlichen Stelle proklamirt worden, wo man vierzig Jahre früher das denkwürdige Schaffot errichtet. Jakob war zwar nicht, wie Karl, den Tod des Verräthers gestorben, doch schien die Strafe des Sohnes sich mehr dem Grade als dem Prinzipe nach von der des Vaters zu unterscheiden. Die, welche kürzlich Krieg gegen einen Tyrannen geführt, ihn aus seinem Palaste vertrieben, ihn aus seinem Lande verstoßen, ihn seiner Krone beraubt hatten, meinten wahrscheinlich, daß das Verbrechen, noch einen Schritt weiter gegangen zu sein, durch eine dreißigjährige Verbannung hinlänglich gesühnt sei. Ludlow’s Verehrer, von denen einige sehr hohe öffentliche Stellungen bekleideten, versicherten ihm, daß er es getrost wagen könne, über den Kanal zu kommen, daß er sogar erwarten dürfe, mit einem hohen Commando nach Irland geschickt zu werden, wo sein Name bei seinen Soldaten und deren Kindern noch immer in liebevollem Andenken stehe.17 Er kam, und zu Anfang Septembers erfuhr man, daß er in London war.18 Allein es zeigte sich bald, daß er und seine Freunde sich in der Stimmung des englischen Volks geirrt hatten. Alle, mit Ausnahme einer kleinen extremen Section der Whigpartei, betrachteten den Act, in welchem er eine unvergeßliche Rolle gespielt hatte, nicht nur mit der einer groben Verletzung des Gesetzes und der Gerechtigkeit gebührenden Mißbilligung, sondern mit einem Abscheu, wie ihn selbst die Pulververschwörung nicht erregt hatte. Das alberne und fast gottlose Gebet, das noch heute am 30. Januar in unseren Kirchen verlesen wird, hatte in den Gemüthern des großen Haufens eine wunderliche Ideenverbindung hervorgerufen. Die Leiden Karl’s wurden den Leiden des Erlösers der Menschheit gleichgestellt, und jeder Königsmörder war ein Judas, ein Kaiphas oder ein Herodes. Allerdings war Ludlow, als er in dem Tribunal zu Westminster Hall saß, ein heißblütiger Enthusiast von achtundzwanzig Jahren, und jetzt kehrte er als ein siebzigjähriger Greis aus dem Exil zurück. Hätte er sich demnach damit begnügt, in strenger Zurückgezogenheit zu leben und die Oeffentlichkeit zu meiden, so würden vielleicht selbst eifrige Royalisten dem alten Republikaner ein Grab in seinem heimathlichen Boden nicht mißgönnt haben. Allein er dachte gar nicht daran, sich zu verbergen. Man erzählte sich bald, daß einer von den Mördern, welche auf England eine Schuld gebracht hätten, wegen der es alljährlich im Bußgewande Gott bitte, daß er darüber nicht mit ihm richten möge, in den Straßen seiner Hauptstadt einherstolzire und sich rühme, daß er über kurz oder lang seine Armee commandiren werde, seine Wohnung sollte angeblich das Hauptquartier der angesehensten Feinde der Monarchie und des Episkopats sein.19 Die Sache kam vor das Haus der Gemeinen. Die toryistischen Mitglieder forderten laut, daß an dem Verräther Gerechtigkeit geübt werde, und keiner der Whigs wagte es, ein Wort zu seiner Vertheidigung zu sagen. Einige wenige äußerten zwar schüchtern Zweifel, ob die Thatsache seiner Zurückkunft durch solche Zeugen bewiesen sei, die ein parlamentarisches Verfahren rechtfertigen; aber der Einwand wurde nicht beachtet und ohne Abstimmung beschlossen, daß der König ersucht werden solle, einen Fahndungsbefehl gegen Ludlow zu erlassen. Seymour überreichte die Adresse und der König versprach, dem Verlangen zu willfahren. Es vergingen jedoch einige Tage, ehe die Bekanntmachung erschien.20 Ludlow hatte Zeit, zu entkommen und er verbarg sich wieder in seinem Alpenschlupfwinkel, um nie wieder hervorzukommen. Englische Reisende besuchen noch heute sein dicht am See gelegenes Haus und sein Grab in einer Kirche zwischen den Weingärten, welche die kleine Stadt Vevay umgeben. An dem Hause war früher eine Inschrift zu lesen, welche besagte, daß Demjenigen, der Gott zum Vater habe, jedes Land ein Vaterland sei,21 und das Epitaph auf dem Grabe bezeugt noch die Gefühle, mit denen der strenge alte Puritaner das irische Volk und das Haus Stuart betrachtete.

1„Halifax a eu une reprimande sévère publiquement dans le conseil par le Prince d’Orange pour avoir trop balancé.” – Avaux an De Croissy, Dublin, 16. (26.) Juni 1689. „Sein quecksilberartiger Geist,” sagt Burnet, II. 4., „vertrug sich nicht gut mit dem Phlegma des Königs.”
2Clarendon’s Diary, Oct. 10. 1689; Lords’ Journals, Oct. 19. 1689.
3Commons’ Journals, Oct. 24. 1689.
4Commons’ Journals, Nov. 2. 1689.
5Commons’ Journals Nov. 7. 19., Dec. 30. 1689. Es war damals Regel des Hauses, daß keine Petition gegen die Auflegung einer Steuer angenommen werden durfte. Diese Regel wurde nach einem sehr harten Kampf im Jahre 1842 aufgehoben. Die Petition der Juden wurde nicht angenommen und ist in den Protokollen nicht erwähnt. Etwas aber erfährt man darüber in N. Luttrell’s Diary und in Grey’s Debates unterm 19. Nov. 1689.
6Jakob sagt in der nämlichen Schrift, in der er zu beweisen versuchte, daß der Papst der Antichrist sei: „Ich für meine Person würde, wenn dies jetzt noch ein fraglicher Punkt wäre, von ganzem Herzen darein willigen, daß der Bischof von Rom den ersten Sitz habe.” Jakob schrieb einen interessanten Brief über diesen Gegenstand an Karl und Buckingham, als sie in Spanien waren. Heylyn sagt, als er von Laud’s Unterhandlung mit Rom spricht: „So daß also der Papst sich bei uns in England mit einer Priorität anstatt einer Superiorität über die Bischöfe, und mit einem Primat anstatt einem Supremat in denjenigen Theilen des Christenthums begnügen sollte, welche meiner Ansicht nach kein Mann von Bildung und Mäßigung ihm zuzugestehen sich gesträubt haben würde.”
7Stat. 1 W. & M. sess. 2. c. 2.
8Treasury Minute Book, Nov. 3. 1689.
9Commons’ Journals und Grey’s Debates, Nov. 13. 14. 18. 19. 23. 28. 1689.
10Commons’ Journals und Grey’s Debates, Nov. 26. 27. 1689.
11Commons’ Journals, Nov. 28., Dec. 2. 1689.
12Commons’ Journals und Grey’s Debates, Nov. 30., Dec. 2. 1689.
13London Gazette, Sept. 2. 1689.; Observations upon Mr. Walker’s Account of the Siege of Londonderry, licensed Oct. 4. 1689; Narcissus Luttrell’s Diary; Mr. J. Mackenzie’s Narrative a False Libel, a Defence of Mr. G. Walker written by his Friend in his Absence, 1690.
14Walker’s True Account, 1689; An Apology for the Failures charged on the True Account, 1689; Reflections on the Apology, 1689; A Vindication of the True Account by Walker, 1689; Mackenzie’s Narrative, 1690; Mr. Mackenzie’s Narrative a False Libel, 1690; Dr. Walker’s Invisible Champion foyled by Mackenzie, 1690; Welwood’s Mercurius Reformatus, Dec. 4. 11. 1689. Der oxforder Herausgeber von Burnet’s Geschichte äußert sein Erstaunen über das Stillschweigen, das der Bischof in Bezug auf Walker beobachtet. In dem Burnet’schen Manuscript, Harl. 6584. befindet sich eine warme Lobrede auf Walker. Warum diese nicht in der Geschichte vorkommt, vermag ich nicht zu sagen.
15Commons’ Journals Nov. 18. 19. 1689 und Grey’s Debates.
16Wade’s Confession, Harl. MS. 6845.
17Siehe die Vorrede zur ersten Ausgabe seiner Memoiren, Vevay, 1698.
18„Oberst Ludlow, ein alter Oliverianer und einer von den Richtern Karl’s I., ist kürzlich aus der Schweiz in diesem Königreiche angelangt.” Narcissus Luttrell’s Diary, Septbr. 1689.
19Third Caveat against the Whigs, 1702.
20Commons’ Journals Nov. 6. 8. 1689.; Grey’s Debates; London Gazette, Nov. 18.
21„Omnia solum forti patria, quia patris.” Siehe Addison’s Travels. Es ist ein bemerkenswerther Umstand, daß Addison, obgleich ein Whig, von Ludlow in einem Tone spricht, der sich besser für einen Tory geziemt haben würde, und über die Inschrift als scheinheiliges Geschwätz spottet.
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