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Das Leben und der Tod des Königs Lear

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Das Leben und der Tod des Königs Lear
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William Shakespeare

Das Leben und der Tod des Königs Lear

Personen des Trauerspiels

Lear, König von Brittannien.



König von Frankreich.



Herzog von Burgund.



Herzog von Cornwall.



Herzog von Albanien.



Graf von Gloster.



Graf von Kent.



Edgar, Glosters Sohn.



Edmund, Bastard von Gloster.



Curan, ein Höfling.



Medicus.



Narr.



Oswald, Gonerills Haushofmeister.



Ein Officier.



Ein Edelmann, der Cordelia begleitet.



Ein Herold.



Ein alter Mann von Glosters Unterthanen.



Ein Bedienter von Cornwall.



Zwey Bediente von Gloster.



Gonerill, Regan und Cordelia, Lears Töchter.



Ritter die dem König aufwarten, Officiers, Boten, Soldaten und Bediente etc.



Der Schauplaz ligt in Brittannien.



Erster Aufzug

Erster Auftritt

(Der Königliche Palast.)



(Kent, Gloster, und Edmund der Bastard, treten auf.)



Kent. Ich dachte, der König liebe den Herzog von Albanien mehr als den von Cornwall.



Gloster. So schien es uns allezeit; allein izt, bey der Theilung seiner Königreiche kan man nicht sehen, welchen von beyden er höher schäze; das schärfste Auge könnte nichts entdeken, das einem Theil vor dem andern den Vorzug gäbe; so genau sind sie nach ihren verschiedenen Beschaffenheiten und Vorzügen gegen einander abgewogen.



Kent.



Ist dieses nicht euer Sohn, Mylord?



Gloster. Die Last seiner Erziehung fiel auf mich. Ich habe schon so oft erröthet ihn für meinen Sohn zu erkennen, daß ich nicht mehr erröthen kan.



Kent.



Ich begreiffe euch nicht.



Gloster. Die Mutter dieses jungen Menschen konnt' es; sie bekam davon eine gewisse Geschwulst, und zulezt, Sir, fand sich, daß sie einen Sohn für ihrer Wiege hatte, ehe sie einen Gemahl für ihr Bette hatte. Riechet ihr den Fehler?



Kent. Die Würkung dieses Fehlers ist so schön, daß ich nicht wünschen kan, er möchte unterblieben seyn.



Gloster. Ich habe zwar auch einen gesezmässigen Sohn, der etliche Jahre älter, aber mir nicht werther ist als dieser. Wenn dieser lose Junge gleich ein wenig unverschämt auf die Welt kam, eh man ihn verlangte, so war doch seine Mutter schön; es gieng kurzweilig zu als er gemacht wurde, und der H** Sohn muß erkannt werden. Kennst du diesen Edelmann, Edmund?



Edmund.



Nein, Mylord.



Gloster. Es ist Mylord von Kent. Erinnere dich künftig seiner als meines würdigen Freundes.



Edmund (zu Kent.)



Ew. Gnaden geruhen meine Dienste anzunehmen.



Kent.



Ihr gefallet mir, wir müssen besser mit einander bekannt werden.



Edmund.



Mylord, ich werde mich bestreben euere Gewogenheit zu verdienen.



Gloster.



Er ist neun Jahre ausser Landes gewesen, und soll noch länger seyn.



(Man hört Trompeten, der König kömmt.)



Zweyter Auftritt

(König Lear, Cornwall, Albanien, Gonerill, Regan, Cordelia und Gefolge.)



Lear. Gloster, gehe denen Fürsten von Frankreich und Burgund Gesellschaft zu leisten.



Gloster.



Ich gehe, mein Gebieter.



(Geht ab.)



Lear. Nunmehr ist es Zeit, unser geheimes Vorhaben zu entdeken – Gebet mir diese Land-Carte – Wisset, wir haben unser Königreich in drey Theile getheilt, und es ist unsre erste Absicht, unser Alter aller Regierungs-Sorgen und Geschäfte zu entladen, und solche jüngern Schultern aufzulegen, indeß daß wir unbelastet dem Tod entgegen kriechen – Unser Sohn von Cornwall, und ihr, nicht minder geliebter Sohn von Albanien, wir haben den standhaften Schluß gefaßt, in dieser Stunde die verschiedenen Morgengaben unsrer Töchter bekannt zu machen, damit allem künftigen Streit darüber vorgebogen werde. Die Fürsten von Frankreich und Burgund, ansehnliche Nebenbuler um die Liebe unsrer jüngern Tochter, haben schon lange ihren verliebten Aufenthalt an unserm Hofe gemacht, und sollen izt ihre Antworten erhalten. Saget mir, meine Töchter, (da wir uns nun der obersten Gewalt, der Landesherrschaft und der Sorge des Staats zu begeben willens sind,) von welcher unter euch sollen wir sagen, daß sie uns am meisten liebe? damit wir unsre freygebigste Huld dahin ergiessen, wo die Natur für das gröste Verdienst Ansprüche macht. Gonerill, unsre Erstgebohrne, rede zuerst.



Gonerill. Sire, ich liebe euch mehr als Augenlicht, Raum und Freyheit; mehr als alles was theuer und selten geschäzt werden mag; nicht minder als Leben, Gesundheit, Schönheit und Ehre; so sehr als jemals ein Kind geliebt, oder ein Vater geliebt zu seyn verdient hat – mit einer Liebe, die den Athem arm, und die Sprache unzulänglich macht, die über allen Ausdruk ist, liebe ich euch.



Cordelia (beyseite.)



Was soll Cordelia thun? Lieben und schweigen.



Lear. Von allen diesen Ländereyen, (von dieser Linie bis zu jener,) mit schattichten Wäldern und offnen Ebnen, mit fruchtbaren Strömen und weit verbreiteten Matten bereichert, machen wir dich zur Beherrscherin. Deiner und Albaniens Nachkommenschaft sollen sie auf ewig eigen seyn! – Was sagt unsre zweyte Tochter, unsre geliebteste Regan, Cornwalls Gemahlin? Rede!



Regan. Ich bin von eben dem Metall gemacht wie meine Schwester, und schäze mein getreues Herz nach dem Werth des ihrigen. Ich finde, daß sie das wahre Wesen meiner Liebe ausgedrükt hat; nur darinn fällt sie zu kurz, daß ich mich selbst eine Feindin aller andern Freuden erkläre, welche die vier

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  Durch diese vier edelsten Sinne sind hier Gesicht, Gehör, Geruch, und Geschmak zu verstehen; denn eine junge Dame konnte mit Anständigkeit nicht zu verstehen geben, daß sie die Vergnügungen des fünften kenne. Warbürton.


  Der Übersetzer überläßt dieses dem Ausspruch der jungen Damen, und wagt nur die Vermuthung, ob es nicht weit natürlicher sey zu denken, Regan nenne eben darum die vier edelsten Sinne, weil sie dem fünften nicht entsagen will.



 edelsten Sinnen uns zu geben vermögend sind, und finde, daß Eurer Majestät Liebe meine einzige Glükseligkeit macht.



Cordelia (beyseite.)



Arme Cordelia! – und doch nicht arm, denn ich bin gewiß, daß meine Liebe gewichtiger ist als ihre Zunge.



Lear. Dir und den Deinigen bleibe zum ewigen Erbtheil dieser ansehnliche Drittheil unsers schönen Königreichs, nicht geringer an Grösse, Werth und Schönheit, als derjenige, den wir an Gonerill übertragen haben – Nun du, unsre Freude, nicht die geringste, obgleich die lezte, deren jugendliche Liebe das weinvolle Frankreich, und das milchtrieffende Burgund zu gewinnen streben, was sagst du, ein drittes noch reicheres Loos zu ziehen als deine Schwestern?



Cordelia.



Nichts, Milord!



Lear.



Nichts?



Cordelia.



Nichts!



Lear.



Aus Nichts kan nichts entspringen. Rede noch einmal.



Cordelia.



Ich Unglükliche, daß ich mein Herz nicht bis in meinen Mund hinauf bringen kan! Ich liebe Eu. Majestät so viel als meine Schuldigkeit ist, nicht mehr und nicht weniger.



Lear. Wie? wie, Cordelia? Verbeßre deine Rede ein wenig, oder du möchtest dein Glük verschlimmern.



Cordelia. Mein theurer Lord, ihr habet mich gezeugt, erzogen, und geliebt. Ich erstatte diese Wohlthaten wie es meine Pflicht erheischet, ich gehorche euch, ich liebe und verehre euch. Wofür haben meine Schwestern Männer, wenn sie sagen, sie lieben euch allein? Wenn ich mich vermählen sollte, so wird der Mann dem ich meine Hand gebe, auch die Helfte meiner Liebe und Ergebenheit mit sich nehmen. Wahrhaftig, ich will nimmermehr heurathen wie meine Schwestern, um allein meinen Vater zu lieben.



Lear.



Sprichst du aus deinem Herzen?



Cordelia.



Ja, mein theurer Lord.



Lear.



So jung, und so unzärtlich?



Cordelia.



So jung, Mylord, und so aufrichtig.



Lear. So laß denn deine Aufrichtigkeit deine Mitgift seyn. Denn bey den heiligen Stralen der Sonne, bey den Geheimnissen der Hecate und der Nacht, bey allen Würkungen der himmlischen Kreise, durch welche wir entstehen und aufhören zu seyn – entsage ich hier aller väterlichen Sorge und Blutsverwandschaft, und erkläre dich von diesem Augenblik an auf immer für einen Fremdling zu meinem Herzen, und mir. Der barbarische Scythe, oder der mit dem Fleische seiner eignen Kinder seinen unmenschlichen Hunger stillt, sollen meinem Herzen so nahe ligen, und so viel Mitleiden und Hülfe von mir zu erwarten haben als du, einst meine Tochter.



Kent.



Mein theurer Oberherr!



Lear.



Zurük, Kent! Wage dich nicht zwischen den Drachen und seinen Grimm.



Ich liebte sie höchlich, und gedachte den Rest meines Eigenthums ihren holden Abkömmlingen zu vermachen – Hinweg aus meinem Gesicht!



(zu Cordelia)



– So sey mein Grab meine Ruhe, als ich sie hier aus ihres Vaters Herzen verstosse. – Ruffet die Fürsten von Frankreich und Burgund! – Cornwall und Albanien, zu meiner beyden Töchter Mitgift, theilet auch die dritte unter euch. Der Stolz den sie Aufrichtigkeit nennt, mag sie versorgen. Euch belehne ich beyderseits mit meiner Oberherrlichkeit, und allen den hohen Gerechtsamen und reichen Vortheilen, welche die Majestät begleiten. Wir selbst werden mit Vorbehalt von hundert Edelknechten, die ihr unterhalten sollet, unsern monatlichen Aufenthalt wechselsweise bey euch nehmen; dieses und der königliche Titel mit seinem Zugehör ist alles was wir uns ausbedingen; die Regierung, die vollziehende Gewalt, und die Einkünfte, geliebte Söhne, sollen euer seyn. Zu dessen Bekräftigung theilet diese Crone unter euch.

 



(Er giebt die Crone hin.)



Kent.



Königlicher Lear, du, den ich allezeit als meinen König geehrt, als meinen Vater geliebt, als meinen Meister begleitet, und als meinen Schuz-Engel in meinen Gebeten angeruffen habe —



Lear.



Der Bogen ist gespannt und angezogen, geh dem Pfeil aus dem Wege.



Kent. Laß ihn vielmehr fallen, wenn gleich seine Spize mein Herz durchbohren sollte. Kent mag unhöflich seyn, wenn Lear wahnwizig ist! Was willt du thun, alter Mann? Denkst du, die Pflicht soll sich scheuen zu reden, wenn sich die Gewalt vor der Schmeicheley bükt? Die Ehre ist zu Aufrichtigkeit verbunden, wenn die Majestät zu Thorheit herabsinkt. Behalt deinen Staat, hemme durch reifferes Urtheil diese entsezliche Übereilung. Mit meinem Leben stehe ich davor, deine jüngste Tochter liebt dich nicht am wenigsten. Meynest du, ihr Herz sey weniger voll, weil es einen schwächern Klang von sich giebt, als diejenigen, deren hohler Ton ihre Leerheit wiederhallt?



Lear.



Bey deinem Leben, Kent, nicht weiter!



Kent. Mein Leben hielt ich nie für etwas anders als ein Pfand, das dir meine Treue gegen deine Feinde versichern sollte; und ich fürchte nicht es zu verliehren, wenn deine Sicherheit der Beweggrund ist.



Lear.



Aus meinem Gesicht!



Kent. Sieh' besser, Lear, und laß mich immer deinen wahren Augapfel bleiben.



Lear.



Nun, beim Apollo!



Kent.



Nun, beym Apollo, König, du entehrest deine Götter mit vergeblichen Schwüren.



Lear.



Treuloser Vasall.



(Er legt seine Hand an sein Schwerdt.)



Albanien. Cornwall.



Theurer Sir, haltet ein!



Kent.



Tödte deinen Arzt, und nähre deinen Schaden – Wiederruffe deinen Urtheilspruch, oder so lang ich einen Ton aus meiner Gurgel athmen kan, will ich dir sagen, du thust übel.



Lear. Höre mich, Abtrünniger! Weil du uns hast bereden wollen, unsern Eyd zu brechen, den wir nimmer brechen dürfen, und dich erfrechet hast, mit übermüthigem Stolz zwischen unsern Ausspruch und dessen Vollziehung zu treten, welches weder unsre Gemüthsart noch unsre Würde gestatten, und selbst unsre Macht nicht gut machen kan; so empfange deinen Lohn. Fünf Tage vergönnen wir dir, dich mit Mitteln gegen die Unfälle der Welt zu versehen; am sechsten aber kehre unserm Reich deinen verhaßten Rüken; denn wenn von izt am zehnten Tage dein verbannter Rumpf in unsern Herrschaften noch gefunden wird, so ist der Augenblik dein Tod. Hinweg beym Jupiter! diß soll nicht wiederruffen werden.



Kent. Lebe wohl, König! Seit dem du dich in dieser Gestalt zeigest, lebt die Freyheit anderwärts, und die Verbannung ist hier – Die Götter schüzen dich, Mädchen, die du richtig denkst und sehr richtig gesprochen hast. Ihr aber, mögen eure Thaten eure vielversprechenden Reden bewähren! Und hiemit, ihr Fürsten, sagt Kent euch allen, lebewohl, und geht, seinen Lauf in einem fremden Lande zu vollenden.



(Geht ab.)



(Gloster mit den Fürsten von Frankreich und Burgund, und ihrem



Gefolge, tritt auf.)



Gloster.



Hier ist Frankreich und Burgund, mein edler Lord!



Lear. Mylord von Burgund, wir wenden uns zuerst an euch, die ihr neben diesem Könige um meine Tochter euch beworben habet. Nennet das wenigste, was ihr zur Morgengabe mit ihr verlangt, oder stehet von euerm verliebten Gesuch ab.



Burgund. Königlicher Herr! Ich fordre nicht mehr als Eure Majestät sich erboten hat, und weniger werdet ihr nicht geben.



Lear. Sehr edler Lord, als sie uns werth war, hielten wir sie so; aber nun ist ihr Preiß gefallen. Sir, hier steht sie. Wenn irgend etwas an diesem kleinen Scheinding, oder alles zusammen genommen, mit unsrer Ungnade beschwert, Eu. Gnaden anständig ist, so ist sie hier und ist Euer.



Burgund.



Ich weiß keine Antwort hierauf.



Lear. Wollt ihr sie, mit allen diesen Gebrechen, welche alles sind was sie hat, freundlos, zu unserm Haß adoptiert, mit unserm Fluch ausgesteurt, und durch unsern Eyd für eine Fremde erklärt, wollt ihr sie nehmen oder verlassen?



Burgund.



Vergebung, Königlicher Herr! Auf solche Bedingungen findet keine Wahl Plaz.



Lear. So verlasset sie dann, Sir, dann bey der Macht, die mich erschaffen hat, ich sagte euch ihren ganzen Reichthum. Was euch betrift, grosser König, so schäze ich eure Liebe höher, als daß ich euch mit derjenigen vermählen wollte, die ich hasse. Ich bitte euch also, wendet eure Neigung auf einen würdigern Gegenstand als eine Unglükselige, welche die Natur selbst beschämt ist, für die ihrige zu erkennen.



Frankreich. Diß ist sehr seltsam, daß Sie, die bisher der Liebling euers Herzens, der Inhalt euers Lobes, und die Erquikung euers Alters war, in etlichen Augenbliken eine That begangen haben soll, die vermögend sey, sie einer so vielfältigen Gunst zu berauben. Denn nur irgend ein unnatürliches ungeheures Verbrechen kan eine solche Würkung thun. Dieses aber von Ihr zu denken, erfodert einen Glauben, zu dem sich meine Vernunft ohne Wunderwerk nicht fähig findet.



Cordelia. Ich bitte Euer Majestät, (weil mein Verbrechen ist, daß ich diese glatte schlüpfrige Kunst nicht besize, etwas zu reden, was ich nicht meyne; denn was meine wahre Meynung ist, das gebe ich früher durch Thaten als Worte zu erkennen;) bekannt zu machen, daß keine lasterhafte Tüke, Mord oder Verrätherey, noch eine unkeusche That, oder sonst ein entehrender Schritt mich Eurer Gnade beraubt hat, sondern bloß ein Mangel der mich reicher macht, der Mangel eines immer bettelnden Auges, und solch einer Zunge, dergleichen ich nicht zu haben, mich freue; obgleich sie nicht zu haben, mir den Verlust Eurer Zuneigung gebracht hat.



Lear. Besser wär' es, du wärest nie gebohren worden, als daß du mir nicht besser gefallen hast.



Frankreich. Ist es nur diß? Eine Langsamkeit des Temperaments, die manchmal nicht ausdrüken kan, was sie im Sinne hat? Mylord von Burgund, was sagt ihr zu der Lady? Liebe ist nicht Liebe, wenn sie mit Absichten vermengt ist, die neben dem wahren Ziel vorbey gehen. Redet, wollt ihr sie haben? Sie selbst ist das gröste Heurathgut.



Burgund.



Königlicher Herr! Gebet Ihr nur das Erbtheil, das Ihr willens waret, so nehme ich hier Cordelias Hand, und erkläre sie zur Herzogin von Burgund.



Lear.



Nichts! – ich habe geschworen.



Burgund. So bedaure ich denn, daß ihr einen Vater so verlohren habet, daß ihr auch einen Gemahl verlieren müßt.



Cordelia. Friede sey mit Burgund! weil Absichten auf Vermögen seine Liebe sind, so werde ich nicht sein Weib werden.



Frankreich. Schönste Cordelia; desto reicher, weil du arm bist, desto wählenswürdiger, weil du vergessen, und desto geliebter, weil du verschmähet wirst. Hier bemächtige ich mich deiner und deiner Tugenden, wenn es anders erlaubt ist zu nehmen, was andre verworffen haben. Ihr Götter! wie seltsam, daß die kälteste Gleichgültigkeit meine Liebe zu flammender Ehrfurcht anfachen soll! Deine enterbte Tochter, König, von dir verworffen, und meiner Willkuhr überlassen, ist Königin von Mir, von Frankreich, und von allem was mein ist. Alle Herzoge des wasserreichen Burgunds können dieses ungeschäzte theure Mädchen nicht von mir erkauffen. Gieb ihnen das lezte Lebewohl, Cordelia, so ungütig sie sind; du verlierst hier, anderswo etwas bessers zu finden.



Lear. Du hast sie, Frankreich! Laß sie dein seyn, denn wir haben keine solche Tochter, noch werden wir dieses ihr Gesicht jemals wieder sehen. Gehet also, ohne unsre Gnade, unsre Liebe, und unsern Segen. Komm, edler Burgund!



(Lear und Burgund gehen ab.)



Frankreich.



Beurlaubet euch von euern Schwestern.



Cordelia. Ihr Kleinode euers Vaters, mit gebadeten Augen verläßt euch Cordelia; ich weiß wer ihr seyd, und bin als eine Schwester gar nicht geneigt, eure Fehler mit ihrem eignen Namen zu nennen. Liebet unsern Vater in der That. Euerm Liebe-athmenden Busen empfehle ich ihn! Und doch, stünde ich in seiner Gnade, ich wollte ihm einen bessern Plaz anweisen. So lebet wol!



Regan.



Ihr habt nicht nöthig, uns unsre Pflicht vorzuschreiben.



Gonerill.



Laßt ihr eure Sorge seyn, euerm Gemahl zu gefallen, der euch vom Allmosen des Glüks aufgenommen; ihr habt durch Mangel an Gehorsam den Mangel wol verdienet, auf den ihr noch stolz zu seyn scheint.



Cordelia. Die Zeit wird enthüllen, was die gefaltete List verbirgt. Wol mög' es gehen!



Frankreich.



Komm, meine schöne Cordelia.



(Frankreich und Cordelia gehen ab.)



{ed. – In Wielands Übersetzung blieben dritter und vierter Auftritt ohne Überschrift.}

Fünfter Auftritt

Gonerill. Schwester, es ist nicht wenig, was ich über Dinge, die uns beyde angehen, zu sagen habe. Ich denke, unser Vater wird diese Nacht von hier abgehen.



Regan.



Das ist gewiß, und mit Euch; den künftigen Monath zu Uns.



Gonerill. Ihr sehet, wie veränderlich ihn sein Alter macht; die Gelegenheit die wir hatten, diese Beobachtung zu machen, war nicht gering. Er liebte unsre Schwester immer vorzüglich, und aus was für einem armseligen Grund er sie izt weggeworffen, ist nur allzu offenbar.



Regan. Es ist die Schwachheit seines Alters; und doch hat er sich selbst allezeit nur obenhin gekannt.



Gonerill. Das Beste und Gesundeste was er in seiner Zeit that, war übereilt; was können wir also anders erwarten, als nicht nur alle Fehler einer lang eingewurzelten Gewohnheit; sondern überall diese unlenksame Wunderlichkeit, die ein schwaches und cholerisches Alter mit sich bringt.



Regan. Wir werden noch manche solche unverständige Grillen von ihm erfahren, wie Kents Verbannung war.



Gonerill.



Der Abschied zwischen ihm und Frankreich ist noch ein solches Beyspiel. Ich bitte euch, laßt uns gemeinschaftlich zu Werke gehen.



Wenn unser Vater das königliche Ansehen mit einer solchen Gemüths-



Beschaffenheit beybehält, so ist seine lezte Abdankung vielmehr etwas beleidigendes.



Regan.



Wir wollen weiter über diese Sache denken.



Gonerill.



Wir müssen irgend etwas thun, und das in der ersten Hize.



(Sie gehen ab.)



Sechster Auftritt

(Die Scene verändert sich in ein Schloß des Grafen von Gloster.)



Edmund (mit einem Briefe.) Du, Natur, bist meine Göttin! Deinem Gesez allein will ich dienstbar seyn. Warum sollte ich mich selbst in den Cirkel der Gewohnheit bannen, warum die ungerechte Gewohnheit der Völker, mich des Rechts das du mir giebst, entsezen lassen? Bloß darum, weil ich zwölf oder vierzehn Mondscheine vor einem Bruder kam? Warum Bastard? Warum unedel? Wenn ich eben so wol gemacht, von Geist so edel, von Gestalt so ächt bin als die Geburt der ehrlichen Madam. Warum brandmahlen sie uns so mit Namen von böser Ahnung? Unächt, ehrlos, Bastard? Wie? Ich unächt? Ich,

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  Diese feinen Zeilen sind ein Beyspiel von unsers Autors bewundernswürdiger Kunst, seinen Charaktern gehörige Gesinnungen zu geben. Des Bastards seiner ist der Charakter eines völligen Gottesläugners; und daß er als ein Spötter über die Judicial-Astrologie vorgestellt wird, ist nach der Absicht des Poeten, ein Zeichen eines solchen. Denn zu seiner Zeit wurde diese gottlose Taschenspielerey mit einer religiösen Ehrfurcht angesehen; und daher erkennen die besten Charakter in diesem Stüke die Macht des Einflusses der Gestirne. Wie Charaktermässig aber die folgenden Zeilen sind, kan aus dem ungeheuren Wunsch des Italiänischen Atheisten (Vanini), in seinem Tractat, (de admirandis Naturæ & c.) welcher zu Paris 1616. in eben dem Jahr, da unser Poet gestorben, heraus gekommen, ersehen werden. (O utinam) (sind die Worte des (Vanini) extra legitimum & connubialem thorum essem procreatus! Ita enim progenitores mei in Venerem incaluissent ardentius, ac cumulatim affatimque generosa semina contulissent, è quibus ego formæ blanditiam & elegantiam, robustas corporis vires mentemque innubilam consequutus fuissem. At quia conjugatorum sum soboles, his orbatus sum bonis.) Wäre dieses Buch früher heraus gekommen, wer würde nicht geglaubt haben, das Shakespeareauf diese Stelle anspiele? So aber sagte ihm die prophetische Kraft seines Genius vorher, was ein solcher Atheist wie (Vanini) über diese Materie sagen würde. Warbürton.



 der in der verstohlnen Lust der üppigen Natur mehr Stoff und Feuer erhielt, als jener der in einem abgeschmakten, schaalen, langweiligen Ehebette, bestimmt eine ganze Zucht von Dumköpfen auszuheken, zwischen Schlaf und Wachen gezeugt ward? – Wohl dann, mein ächter Edgar! Mir fehlt nichts als deine Güter. Unsers Vaters Liebe ist zu dem Bastard Edmund was zu dem ächten Sohn – ein feines Wort – ächt! Nun wohl, mein ächter Herr, laß nur diesen Brief und meinen Anschlag glüken, so wird Bastard Edmund der ächte seyn. – Ich wachse, ich gedeyhe! Wohlan, ihr Götter, haltet fest auf der Parthey der Bastarde! Ihr habt es wol Ursache.

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  Warum dieses? Das sagt er uns nicht; aber der Poet deutet auf die Ausschweiffungen der heidnischen Götter, die aus allen ihren Bastarden Helden machten. Warbürton.



 



Siebender Auftritt

(Gloster. Edmund.)



Gloster. Kent verbannt! und Frankreich im Zorn entlassen! und der König bey Nacht abgereist! Seine Gewalt abgetreten! Sein Unterhalt sogar fremder Willkuhr überlassen! – Alles geht unter über sich – Edmund? – Wie steht's? Was Neues?



Edmund.



Mit Euer Gnaden Erlaubniß, nichts.



Gloster.



Warum eilt ihr so eifrig, diesen Brief einzusteken?



Edmund.



Ich weiß nichts neues, Mylord.



Gloster.



Was für ein Papier laset ihr da?



Edmund.



Nichts, Mylord.



Gloster. Wozu war es denn vonnöthen, mit einer so entsezlichen Eilfertigkeit in eure Tasche damit zu fahren? Laßt es sehen! – Kommt, wenn es nichts ist, so werde ich keine Brille dazu brauchen.



Edmund. Ich bitte Euer Gnaden um Vergebung, es ist ein Brief von meinem Bruder, den ich noch nicht ganz überlesen habe; und so viel als ich davon gelesen, finde ich ihn nicht so beschaffen, daß Ihr ihn sehen dürftet.



Gloster.



Gebt mir den Brief, Sir.



Edmund. Ich vergehe mich, wenn ich ihn zurük behalte, und wenn ich ihn gebe; der Inhalt, so viel ich zum theil davon verstehe, ist zu tadeln.



Gloster.



Laß sehen, laß sehen.



Edmund. Ich hoffe zu meines Bruders Rechtfertigung, er schreibe ihn nur, meine Tugend auf die Probe zu stellen.



Gloster (ließt.) "Diese durch die Geseze eingeführte Ehrfurcht vor dem Alter macht die Welt für unsre besten Jahre unbrauchbar, und enthält uns unser Vermögen vor, bis wir es nimmer geniessen können. Ich fange an, eine alberne und allzu gutherzige Sclaverey in der Unterwerffung unter bejahrte Tyranney zu finden, welche nicht herrschet, weil sie Gewalt hat, sondern weil sie geduldet wird. Wenn unser Vater so lange schliefe bis ich ihn wekte, so solltet ihr auf immer die Helfte seiner Einkünfte geniessen, und der Liebling euers Bruders Edgar seyn." – Hum! – Verrätherey! – schlieffe, bis ich ihn wekte – solltet ihr die Helfte seiner Einkünfte geniessen – Mein Sohn Edgar! Hat er eine Hand diß zu schreiben? Ein Herz und ein Gehirn, diß auszubrüten? Wenn kam euch diß zu? Wer bracht es euch?



Edmund. Es wurde mir nicht gebracht, Mylord; das ist die List davon. Ich fand es durch ein Fenster in mein Cabinet geworffen.



Gloster.



Kennet ihr die Hand, daß sie euers Bruders ist?



Edmund. Wenn der Inhalt gut wäre, Mylord, so wollte ich schwören, es wäre die seinige; aber so wie er ist, möchte ich gerne denken, es wäre nicht so.



Gloster.



Es ist seine Hand.



Edmund. Seine Hand ist es, Mylord, aber ich hoffe sein Herz ist nicht in dem Inhalt.



Gloster.



Hat er euch vorher niemals über diesen Punct ausgeforschet?



Edmund. Niemals, Mylord. Doch hab ich ihn oft behaupten gehört, es wäre am schiklichsten, wenn Söhne bey reiffen Jahren, und Väter auf der Neige seyen, daß der Vater unter der Vormundschaft des Sohnes stehen, und dieser das Vermögen verwalten sollte.



Gloster.



O! Bösewicht! Bösewicht! Eben das ist die Meynung seines Briefes.



Abscheulicher Bösewicht! Unnatürlicher, entsezlicher, viehischer Bösewicht! Geh', suche ihn, ich will ihn fest machen lassen. —



Schändlicher Bube! wo ist er?



Edmund. Ich weiß es nicht eigentlich, Mylord. Wenn es Euer Gnaden belieben möchte, Euern Unwillen über meinen Bruder noch zurük zu halten, bis Ihr ein gewisseres Zeugniß von seinen Ab

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