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Das Leben und der Tod des Königs Lear

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Fünfter Aufzug

Erster Auftritt

(Ein Lager.)

(Edmund, Regan, ein Edelmann und Soldaten.)

Edmund (zum Edelmann.) Erkundiget euch, ob der Herzog bey seinem lezten Entschluß verharret, oder ob er indeß sich durch irgend etwas bewegen lassen, einen andern Weg einzuschlagen? Er ist sehr wankelmüthig und mißbilligt jeden Augenblik was er im vorigen beliebt hatte. Bringt uns seinen standhaften Willen.

(Der Edelmann geht ab.)

Regan. Unsrer Schwester Mann ist ganz gewiß auf dem Wege, sich zu Grunde zu richten.

Edmund.

Es ist möglich, Madame.

Regan. Nun, mein angenehmster Lord; ihr kennet die Gewogenheit die ich für euch habe. Sagt mir aufrichtig, liebet ihr meine Schwester nicht?

Edmund.

Mit einer pflichtmässigen Liebe.

Regan.

Aber habt ihr niemals – 17

Edmund.

Nein, bey meiner Ehre, Madame.

Regan. Ich werde sie nimmermehr leiden können; mein liebster Lord, enthaltet euch aller Vertraulichkeit mit ihr.

Edmund.

Fürchten Sie nichts; sie und der Herzog, ihr Gemahl —

(Der Herzog von Albanien, Gonerill und Soldaten treten auf.)

Gonerill (für sich.)

Lieber wollt' ich die Schlacht verliehren als zugeben, daß diese Schwester mich von ihm trenne.

Albanien. Ich erfreue mich meine liebe Schwester, euch anzutreffen – Sir, der König ist wie ich höre bey seiner Tochter angekommen, mit noch mehr andern, welche die Strenge unsrer Maaßregeln genöthigt hat, eine andre Partey zu nehmen. Wo ich kein ehrlicher Mann seyn kan, bin ich niemals tapfer. Frankreich thut einen Einfall in unser Land, in so ferne ist es billig ihn abzutreiben. Aber er führt die Sache des Königs und andrer, die, wie ich besorge, durch gerechte und höchstwichtige Ursachen wider uns aufgebracht worden —

Edmund.

Mylord, Sie sprechen sehr edel.

Regan.

Was für eine Betrachtung ist das?

Gonerill.

Laßt uns gegen den Feind uns vereinigen; von diesen Familien- und Privat-Händeln ist izt die Rede nicht.

Edmund.

Ich werde Eurer Gnaden sogleich in dero Zelt aufwarten.

Albanien. Wir wollen uns daselbst mit unsern ältesten Kriegsmännern berathen, was zu thun sey.

Regan.

Schwester, ihr geht ja mit uns?

Gonerill.

Nein.

Regan.

Das würde sich nicht wol schiken; ich bitte euch, geht mit uns.

Gonerill.

O ho, ich verstehe das Räzel, ich will gehen.

Zweyter Auftritt

(Indem sie hinausgehen, tritt Edgar verkleidet auf.)

Edgar (zu Albanien.) Wenn Euer Gnaden jemals mit einem so armen Mann gesprochen haben, so hören Sie mich nur ein Wort.

Albanien (zu den übrigen.)

Ich werde euch wieder einholen —

(zu Edgar)

Rede!

(Edmund, Regan, Gonerill und Gefolge gehen ab.)

Edgar. Ehe Sie das Treffen beginnen, eröffnen Sie diesen Brief. Wenn der Sieg auf Ihre Seite fällt, so lassen Sie durch den Schall der Trompeten denjenigen auffodern, der ihn gebracht hat. So armselig ich scheine, so kan ich einen Ritter aufstellen, der beweisen soll, was hier vorgegeben wird. Verliehren Sie, so hat Ihr Geschäfte in der Welt ohnehin ein Ende, und die Anschläge der Übelgesinnten sind zu nichte. Das Glük stehe Ihnen bey!

Albanien.

Verweile nur, bis ich den Brief gelesen habe.

Edgar.

Es ist mir verboten worden. Wenn die Zeit es erfodert, so lassen Sie nur den Herold rufen, und ich werde wieder sichtbar werden.

(Geht ab.)

Albanien.

So lebe wol; ich will das Papier übersehen. (Edmund kommt zurük.)

Edmund. Der Feind läßt sich sehen; lassen Sie Ihre Völker ausrüken, Mylord. Seine eigentliche Stärke ist, aller gebrauchten Sorgfalt ungeachtet, schwer zu entdeken. Aber Ihre Gegenwart, Mylord, ist izt das nöthigste.

Albanien.

Wir wollen der Zeit entgegen gehen.

(Geht ab.)

Dritter Auftritt

Edmund. Beyden Schwestern habe ich meine Liebe zugeschworen, jede ist auf die andre so eifersüchtig als die Gestochenen über die Schlange. Welche von beyden soll ich nehmen? Beyde? Eine? oder keine von beyden? Keine kan genossen werden, wenn beyde beym Leben bleiben. Nehme ich die Wittwe, so wird Gonerill bis zum Unsinn aufgebracht, und so lange ihr Gemahl lebt, werd ich schwerlich meine Absicht ausführen können. Wohlan dann, wir bedörfen seines Ansehens bey dem Treffen; ist dieses geendiget, so mag diejenige, die seiner los seyn möchte, zusehen wie sie ihm beykommen kan. Was die Gnade betrift, die er gegen Lear und Cordelia im Sinn hat, wofern sie in unsre Gewalt kommen, so sollen sie gewiß nichts davon sehen; denn mein Interesse ist auszuparieren, nicht anzugreiffen.

(Geht ab.)

Vierter Auftritt

(Ein Getümmel und Trompeten-Stoß hinter der Schaubühne.)

(Lear, Cordelia und Soldaten ziehen mit Trummeln und Fahnen über

die Scene, und gehen wieder ab.)

(Edgar und Gloster treten auf.)

Edgar. Hier, Vater, ruhet unter dieses Baumes wirthlichem Schatten aus, und bittet für den Fortgang der gerechten Sache. Ich komme gar nicht wieder zurük, oder ich bringe euch eine tröstliche Zeitung mit.

Gloster.

Gott steh euch bey, Sir.

(Edgar geht ab.)

(Trompeten-Schall, Gefecht und Flucht hinter der Bühne.)

Edgar tritt wieder auf.)

Edgar.

Laß uns fliehen, alter Mann; gieb mir deine Hand, laß uns fliehen.

König Lear hat verlohren, er und seine Tochter sind gefangen; Gieb mir deine Hand, komm!

Gloster. Nicht weiter, Sir; ich kan hier so gut verfaulen als an einem andern Ort.

Edgar. Wie? schon wieder in schwermüthigen Gedanken? Die Menschen müssen bey ihrem Ausgang aus der Welt, wie bey ihrem Eintritt, die natürliche Zeit erwarten; sie müssen zu beyden reif werden; kommet mit.

Gloster.

Ihr habt würklich recht.

(Sie gehen ab.)

Fünfter Auftritt. (Edmund zieht mit Lear, und Cordelia, als Gefangenen im Triumph auf.)

Edmund. Einige Officiers können sie hinweg führen. Bewachet sie genau, bis uns der hohe Wille derjenigen, die über sie zu entscheiden haben, bekannt seyn wird.

Cordelia. Wir sind nicht die ersten, die sich mit der besten Absicht das schlimmste Glük zugezogen haben. Nur um deinetwillen, unterdrükter König, bin ich niedergeschlagen. Träfe unser Unglük mich allein, ich würde ihm Troz bieten – Werden wir diese Töchter, und diese Schwestern nicht zu sehen kriegen?

Lear. Nein, nein, nein, nein! komm, laß uns ins Gefängniß gehen; Wir beyde allein wollen singen wie Vögel im Keficht: Wenn du mich um meinen Segen bittest, will ich niederknien, und dich um deine Verzeihung bitten. So wollen wir leben, und beten und singen, und uns alte Mährchen erzehlen, und über vergüldete Sommer-Fliegen lachen, und armselige Schurken von Hofneuigkeiten reden hören, und dann wollen wir mit ihnen schwazen, wer gewinnt, wer verliehrt, wer drinnen ist, wer draussen, und so zuversichtlich von den geheimen Angelegenheiten reden, als ob wir Gottes Kundschafter wären. Und so wollen wir in einen Kerker eingemaurt, die Banden und Secten der Grossen überleben, die, gleich der Ebbe und Fluth, je nachdem das Glük wächst oder abnimmt, sich zusammendrängen oder zurükfliessen.

Edmund.

Führt sie hinweg.

Lear.

Auf solche Opfer, meine Cordelia, möchten die Götter selbst Weyhrauch herabstreuen.

(Er umarmt sie.)

Hab ich dich in meinen Armen? Der uns trennen will, muß einen Brand vom Himmel bringen, und uns wie Füchse von einander feuern.

Wische deine Augen; ehe soll der Aussaz ihnen das Fleisch von den Knochen nagen, eh sie uns weinen machen sollen. Wir wollen sie eher verhungern sehen.

(Lear und Cordelia werden abgeführt.)

Edmund. Tritt näher, Hauptmann, und höre. Nimm dieses Papier; geh, folge ihnen ins Gefängniß. Ich habe dich erst um eine Stuffe befördert; wenn du thust, was dich dieses anweißt, so machst du deinen Weg zu einem glänzenden Glük. Wisse, daß die Menschen sind wie die Zeit ist; ein zärtliches Herz schikt sich nicht zu einem Degen an der Seite – der wichtige Auftrag der dir gemacht wird, leidet keine Einwürfe; versprich entweder, daß du es thun willt, oder suche dein Glük auf einem anderen Wege.

Hauptmann.

Ich will es thun, Mylord.

Edmund. So beschleunige dich, und schreibe mir in dem Augenblik da du es gethan hast. Merke daß ich sage, im gleichen Augenblik, und führe die Sache aus, wie ich's aufgesezt habe.

(Der Hauptmann geht ab.)

Sechster Auftritt

(Trompeten – Der Herzog von Albanien.)

(Gonerill, Regan und Soldaten treten auf.)

Albanien. Sir, ihr habt an diesem Tage eure angestammte Tapferkeit bewiesen, und das Glük hat euch wol geführt. Ihr habt die Gefangenen, die in dem Streit dieses Tages unsre Gegner waren; wir fodern sie von euch zurük, um so mit ihnen zu verfahren, wie beydes ihr Verdienst und unsre Sicherheit von uns erheischen wird.

 

Edmund. Sir, ich hielt es für rathsam, den alten elenden König unter guter Aufsicht, irgends in Verwahrung zu bringen, da sein hohes Alter, und noch mehr sein Titel eine Zauberkraft in sich hat, die Herzen des Volks auf seine Seiten zu ziehen, und unsre eingelegte Lanzen in unsre eigne Augen zu stossen. Ich schikte die Königin mit ihm; meine Ursache ist eben dieselbe; sie sind aber bereit, morgen oder zu einer andern Zeit, wenn ihr euer Gericht halten werdet, zu erscheinen. Izo schwizen und bluten wir; der Freund hat seinen Freund verlohren, und die besten Händel werden in der ersten Hize von denen verflucht, die ihre Schärfe fühlen. Das Verhör der Cordelia und ihres Vaters erfordert bessere Gelegenheit.

Albanien. Sir, mit eurer Erlaubniß, ich hielt euch in diesem Krieg nur für einen Unterthanen, nicht für einen Bruder.

Regan. Und das ist die Ehre die wir ihm zugedacht haben. Mich dünkt, ihr hättet uns gar wol um unsre Gedanken fragen mögen, eh ihr euch so weit herausgelassen hättet. Er führte unsre Völker an, er war mit dem Ansehen meines Plazes und meiner Person bekleidet, und diese unmittelbare Vorstellung ist wol berechtiget aufzustehen und sich euern Bruder zu nennen.

Gonerill. Nicht so hizig; seine persönlichen Verdienste erhöhen ihn mehr als eure Beförderung.

Regan. In dem Recht womit ich ihn bekleidet, kan er die Besten seines gleichen nennen.

Albanien.

Das wäre nicht weniger, als wenn er euch heurathen würde.

Regan.

Spötter werden oft Propheten.

Gonerill.

Holla, holla! Das Auge das euch so berichtete, schielte ein wenig.

Regan. Lady, ich befinde mich nicht wohl, sonst wollte ich euch aus überfliessendem Herzen antworten. Feldherr, nimm du meine Kriegsleute, meine Gefangene, mein Erbgut, und mich selbst; schalte damit nach deinem belieben! Die ganze Welt sey Zeuge, daß ich dich hier zu meinem Herrn und Meister ernenne.

Gonerill.

Bildet ihr euch ein, daß ihr ihn besizen werdet?

Albanien.

Die gröste Hinderniß ligt nicht in euerm guten Willen.

Edmund.

Noch in deinem, Lord.

Albanien.

Allerdings, du nichtswürdiger Bube.

Regan. So laßt die Trummel schlagen, und beweisen, daß mein Recht das deinige ist.

Albanien.

Haltet noch und höret: Edmund, ich bemächtige mich deiner Person wegen Hochverraths, und zugleich mit dir, dieser vergoldeten Schlange. Was euern Anspruch betrift, schöne Schwester, so parire ich ihn zu Gunsten meiner Gemahlin, die mit diesem Herrn bereits in Tractaten begriffen ist. Als ihr Ehmann widerspreche ich euerm Ausruf; wenn ihr heurathen wollt, so bewerbet euch um mich, meine Gemahlin ist schon bestellt.

Gonerill.

Ein Zwischenspiel —

Albanien. Du bist bewafnet, Gloster; laß die Trompete blasen; wenn niemand erscheint, deine schändliche, offenbare und manchfaltige Verrätherey an deiner Person zu erweisen, so ist hier mein Handschuh; auf dein Herz will ich beweisen, und eher keinen Bissen Brodt zu mir nehmen, daß du nichts weniger bist, als wovor ich dich hier ausgeruffen habe.

Regan.

O! wie übel wird mir —

Gonerill (für sich.)

Wenn es nicht so wäre, so wollt' ich keinem Gift mehr trauen.

Edmund. Hier ist mein Gegenpfand; wer der auch in der Welt ist, der mich einen Verräther nennt, der lügt es wie ein Nichtswürdiger: Laßt die Trompete schallen. Erscheine, wer es wagen will; an ihm, an euch, an einem jeden, will ich meine Ehre und Treue standhaft behaupten.

Albanien.

Einen Herold, he! (Ein Herold kömmt.)

Albanien (zu Edmund.) Du hast nichts worauf du dich verlassen kanst, als deine eigne Tapferkeit; denn deine Soldaten, die alle in meinem Namen aufgeboten worden, haben auch in meinem Namen ihre Entlassung erhalten.

Regan.

Es wird mir immer schlimmer —

Albanien.

Sie ist nicht wohl, führet sie in ihr Zelt.

(Regan geht ab.)

Siebender Auftritt

Albanien (zum Herold.)

Hieher, Herold, laß die Trompete schallen, und ließ dieses ab.

(Ein Trompeten-Stoß. Der Herold ließt.)

Herold.

Wenn irgend ein Mann von Ritterlichem Stand und Würde unter diesem Heer gegen Edmund anmaßlichen Grafen von Gloster behaupten will, daß er ein vielfacher Verräther ist, der erscheine bey dem dritten Trompeten-Stoß; er steht fertig, sich zu vertheidigen. (1.

Trompeter.)

Herold.

Abermal! (2. Trompeter.)

Herold.

Zum drittenmal. (3. Trompeter.)

(Eine Trompete antwortet von innen.)

Edgar, tritt bewafnet auf.)

Albanien. Frag ihn sein Vorhaben, warum er auf diesen Ruf der Trompete erscheint?

Herold. Wer bist du? Was ist dein Name und dein Stand? Und warum antwortest du auf diese Ausforderung?

Edgar.

Wisse, meinen Namen habe ich durch den giftigen Zahn der Verrätherey verlohren; dennoch bin ich so edel als der Gegner, mit dem ich es aufnehmen will.

Albanien.

Wer ist dieser Gegner?

Edgar.

Wer ist der, der für Edmund Grafen von Gloster das Wort führt?

Edmund.

Er selbst; was hast du ihm zu sagen?

Edgar. Zieh deinen Degen, damit wenn meine Rede ein edles Herz beleidigt, dein Arm dir Recht verschaffen könne. Hier ist der meine. Ich thue, was mein ritterlicher Stand, mein Eyd und mein Beruf von mir fordern. Deiner Stärke, Ehren-Stelle, Jugend und Würde ungeachtet, troz deinem siegreichen Schwerdt und deinem nagelneuen Glük, behaupte ich daß du ein Verräther bist, treuloß gegen die Götter, deinen Vater und deinen Bruder, verschworen wider diesen hohen ruhmwürdigen Fürsten, und von dem äussersten Wirbel deines Hauptes bis zu dem Staub an deiner Fußsole, durchaus ein Kröten-flekichter Verräther. Sagst du, nein, so ist dieses Schwerdt und dieser Arm gezükt, und meine besten Lebensgeister gesammelt, es auf dein Herz, zu dem ich rede, zu beweisen, daß du lügst.

Edmund. Die Klugheit erforderte nach deinem Namen zu fragen; jedoch, da dein Ansehen so schön und ritterlich ist, und in deiner Sprache ein Ton von Erziehung athmet, so verachte ich die Bedenklichkeiten, wodurch ich nach den Gesezen der Ritterschaft deine Ausforderung ablehnen könnte. Ich schleudre also alle diese Verräthereyen auf dein Haupt zurük, und überwälze mit denen hölle-verhaßten Lügen dein Herz, durch welches ihnen dieses mein Schwerdt einen Weg machen soll, wo du auf ewig ruhen sollst.18 Trompeten, redet!

(Die Trompeten erschallen. Sie fechten.)

Gonerill. O rettet ihn, rettet ihn; diß ist ein angestelltes Spiel, Gloster: Nach den Gesezen des Zweykampfs warst du nicht verbunden einem unbekannten Gegner zu antworten; du bist nicht überwunden, sondern betrogen.

Albanien.

Schließt euern Mund, Dame, oder ich will ihn mit diesem Papier stopfen – Du ärgstes unter allen Dingen, ließ deine eigne Schande —

Es nüzt nichts, es zu zerreissen, Lady; ich merke ihr kennt es.

Gonerill. Sag, ob ich es kenne; die Geseze sind mein, nicht dein; wer kan mich dafür zu Rede stellen?

Albanien.

Ungeheuer, kennst du dieses Papier?

Gonerill.

Fragt mich nicht, was ich kenne —

(Gonerill geht ab.)

Albanien (zu einem Hofbedienten.)

Geht ihr nach sie ist in Verzweiflung, habt Acht auf sie.

Achter Auftritt

Edmund. Alles, wessen ihr mich bezüchtiget habt, das hab ich gethan, und noch weit mehr, das die Zeit ans Licht bringen wird. Es ist nun vorbey, und ich auch. Aber wer bist du, dem das Glük diesen Vortheil über mich gegeben hat? Wenn du edel bist, so vergeb ich dir.

Edgar. Diese Gesinnung verdient erwiedert zu werden. Ich bin von Geburt nicht weniger als du bist, Edmund, und wenn ich mehr bin, so ist das Unrecht desto grösser, das du mir gethan hast. Mein Name ist Edgar und deines Vaters Sohn. Die Götter sind gerecht, und machen aus unsern wollüstigen Verbrechen Werkzeuge uns damit zu peitschen. Der finstre und unzüchtige Plaz, wo er dich zeugte, hat ihm seine Augen gekostet.

Edmund. Du hast recht gesprochen; es ist wahr, das Rad ist ganz umgelauffen, und ich bin hier.

Albanien (zu Edgar.) Mich däuchte, dein Ansehen weissage einen königlichen Adel. Laß dich umarmen – Kummer möge mein Herz zersplittern, wenn ich jemals dich oder deinen Vater gehasset habe.

Edgar.

Würdiger Prinz, ich weiß es.

Albanien. Wo habt ihr euch dann verborgen gehalten, und woher erfuhret ihr den elenden Zustand euers Vaters?

Edgar. Indem ich ihn nährte, Mylord. Höret einer kurzen Erzählung zu, und wenn sie erzählt ist, o daß dann mein Herz bersten möchte! – Der blutige Ausruf, der so nah auf meine Flucht folgte, lehrte mich (wie süß ist das Leben, daß wir lieber stündlich die Pein des Todes ertragen, als einmal sterben wollen!) lehrte mich in die Lumpen eines wahnwizigen Bettlers mich zu verkleiden, die Ähnlichkeit eines verschmähten Hundes anzunehmen; und in dieser Gestalt begegnete ich meinem Vater mit seinen blutenden Augen-Ringen, die nur erst ihre kostbaren Brillianten verlohren hatten; ich wurde sein Führer, leitete ihn, bettelte für ihn, rettete ihn vor der Verzweiflung, und entdekte ihm niemalen (o daß ich es gethan hätte!) wer ich sey, bis ungefehr vor einer halben Stunde da ich mich bewafnet hatte, und zwar in Hoffnung dieses glüklichen Ausgangs, doch nicht ohne Zweifel, um seinen Segen bat, und ihm meine Pilgramschaft von Anfang bis zu End erzählte. Aber ach! sein verwundetes Herz, zu schwach den Kampf entgegengesezter Leidenschaften auszuhalten, brach lächelnd zwischen Freude und Schmerz.

Edmund.

Diese eure Rede hat mich gerührt, und wird vielleicht eine gute Würkung haben; aber fahret fort, ihr sehet aus, als ob ihr noch mehr zu sagen hättet.

Albanien. Wenn es noch traurigere Sachen sind, so haltet ein; denn das was ihr erzählt habt, ist schon bereit mein Herz aufzulösen.

Edgar. Für menschliche Gemüther möchte dieses zum äussersten Grad des Elends genug seyn; aber diejenigen, die ein Vergnügen an grausamen Schauspielen haben, möchten gern immer mehr dazu thun, und nur ein Jammer der sich nicht grösser denken läßt, kan ihr Mitleiden rege machen. Während daß ich vor Schmerz laut winselte, kam ein Mann, der mich in meinem schlimmern Zustand gesehen und meine verabscheute Gesellschaft geflohen hatte; izt aber, da er fand wer es war, der so viel erlidten hatte, heftete er seine starken Arme um meinen Hals, und schrie, so laut als ob er den Himmel zerspalten wollte; warf sich auf meinen Vater, erzählete die Geschichte von Lear und ihm, die kläglichste, die je ein Ohr gehört hat; und machte durch diese Vorstellung seinen Schmerz von neuem so heftig, daß die Stränge des Lebens zu reissen anfiengen – Indeß erklang die Trompete zum zweiten mal, und ich verließ ihn ohne Gefühl seiner selbst.

Albanien.

Wer war dann dieser?

Edgar.

Mylord, es war Kent, der verbannete Kent, der in unkenntlicher Verkleidung seinem König folgte, und ihm Dienste that, die eines Sclaven unwürdig gewesen wären.

Neunter Auftritt

(Ein Edelmann zu den Vorigen.)

Edelmann.

Hülfe! Hülfe!

Edgar.

Was für Hülfe?

Albanien.

Rede.

Edgar.

Was will dieses blutige Messer?

Edelmann. Es ist heiß, es raucht; es kommt eben aus dem Herzen – O! sie ist todt!

Albanien.

Wer ist todt? Rede, Mann.

Edelmann. Eure Gemahlin, Mylord, eure Gemahlin, und ihre Schwester ist von ihr vergiftet worden; sie bekennt es.

Edmund. Ich war mit beyden versprochen; bald werden wir alle drey zusammen kommen.

Edgar.

Hier kommt Kent.

(Kent tritt auf.)

Albanien.

 

Bringt die Leichname herbey, todt oder lebend.

(Gonerills und Regans Leichen werden auf die Bühne gebracht.)

Dieses Gericht des Himmels macht uns zittern, ohne unser Mitleid zu erregen —

(indem er Kent ansichtig wird)

O! er ists! Vergebet, Mylord. Die Umstände worinn wir sind, erlauben nicht an die Beobachtung der Höflichkeit zu denken.

Kent.

Ich bin gekommen, meinem König und Herrn das lezte Lebwohl zu sagen.

Ist er nicht hier?

Albanien.

Wir haben das Wichtigste vergessen. Sprich, Edmund, wo ist der König? Wo ist Cordelia? Siehst du dieses Schauspiel, Kent?

Kent.

Himmel! was ist das?

Edmund. So wurde Edmund geliebt; Die eine vergiftete die andre um meinetwillen, und ermordete sich sodann selbst.

Albanien.

So ist es; verhüllet ihre Gesichter.

Edmund. Ich schnappe nach Leben, um troz meiner eignen Natur, noch etwas Gutes zu thun. Sendet eilends in das Schloß, ich habe einen Befehl gegen das Leben Lears und Cordelias ausgestellt; schiket, eh es zu spät ist.

Albanien.

Rennet, rennet, O! rennet —

Edgar.

Zu wem, Mylord? Wer hat die Aufsicht im Schlosse? Schike ihm ein Merkmal, woraus er deinen geänderten Willen erkennen kan.

Edmund.

Du hast wohl hieran gedacht; nimm meinen Degen, gieb ihn dem Hauptmann —

Edgar.

Eile, so lieb dir dein Leben ist.

(Der Bote geht ab.)

Edmund. Er hatte von eurer Gemahlin und mir Befehl, Cordelia im Gefängniß zu erhängen, und die Schuld ihrer eignen Verzweiflung beyzumessen.

Albanien.

Die Götter beschüzen sie! – Traget ihn indessen hinweg.

(Edmund wird fortgetragen.)

17Das Original ist hier kühner als die Übersetzung. Shakespeare läßt Regan fragen: (have you never found my brothers way to the fore-fended place?)
18Dieses Nonsensicalische Gewäsche hat man beynahe so verworren, als es im Original ist, zu einer Probe stehen lassen wollen, von einer dem Shakespeare sehr gewöhnlichen Untugend, seine Gedanken nur halb auszudrüken, übel-passende Metaphern durcheinander zu werffen, und sich von allen Regeln der Grammatik zu dispensieren.
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