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Ein St.-Johannis-Nachts-Traum

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Ein St.-Johannis-Nachts-Traum
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Personen:

Theseus.

Egeus.

Lysander.

Demetrius.

Philostratus.

Hippolita.

Hermia.

Helena.

Squenz.

Schnok.

Zettel.

Flaut.

Schnauz.

Schluker.

Vorredner.

Löwe.

Mondschein.

Pyramus.

Thisbe.

Oberon, König der Feen.

Puk.

Titania, die Königin.

Feen.

Spinneweb.

Senfsaamen.

Die Scene ist in Athen, und einem Wald nicht weit davon.

Erster Aufzug

Erster Auftritt

(Des Herzogs Pallast in Athen.)

(Theseus, Hippolita, Philostratus und Gefolge, treten auf.)

Theseus.

 
Nun nähert sich, Hippolita, die Stunde
Die unser Bündniß knüpft, mit starken Schritten.
Vier frohe Tage bringen einen andern Mond.
Doch o! wie langsam, deucht mich, schwindet
Nicht diese alte Luna! Sie ermüdet
Mein sehnend Herz, gleich einer allzuzähen
Stiefmutter oder Wittwe, die zu lang
An eines jungen Mannes Renten zehrt.
 

Hippolita.

 
Schnell werden sich vier Tag' in Nächte tauchen,
Vier Nächte schnell die Zeit vorüberträumen;
Dann wird der Mond gleich einem Silberbogen
Neu aufgespannt im Himmel, auf die Nacht
Die unsre Liebe krönt, herunter winken.
 

Theseus.

 
Geh, Philostrat, und ruffe durch Athen
Die Jugend auf zu Lustbarkeiten! wecke
Den leichten muntern Geist der Frölichkeit.
Die blasse Schwermuth sey zu Leichen-Zügen,
Wozu sie besser taugt, von unserm Fest verbannt!
Hippolita, ich buhlte mit dem Schwerdt
Um dich, und unterm Lerm der wilden Waffen
Gewann ich deine Gunst; doch froher soll
Mit Pomp, Triumph und mitternächtlichen Spielen
Der Tag, der uns vermählt, begangen werden.
 

(Egeus, Hermia,Lysander und Demetrius treten auf.)

Egeus.

 
Glüklich sey Theseus, unser grosser Fürst.
 

Theseus.

 
Dank, edler Egeus! was bringst du uns Neues?
 

Egeus.

 
Voll Unmuth komm ich, Fürst, mit Klagen über
Mein Kind, mit Klagen über Hermia – tritt
Hervor, Demetrius! – dieser Mann, o Herr,
Hat meinen Beyfall, sie zur Eh zunehmen —
Lysander, steh' hervor! Und dieser Mann
Hat meines Kindes Herz bezaubert. Ja du,
Lysander, du, du gabst ihr Reime,
Und wechseltest verstohlne Liebespfänder
Mit meinem Kinde. Falsche Buhlerlieder
Sangst du beym Mondschein mit verstellter Stimme
Vor ihrem Fenster ab, und hast durch Bänder
Von deinen Haaren, Ringe, Trödelwerke,
Durch Naschereyen, Puppen, Blumensträusse
Den Abdruk ihrer Phantasie gestohlen.
Durch Ränke hast du meiner Tochter Herz
Entwandt und den Gehorsam, welchen sie
Mir schuldig ist, in Widerspenstigkeit
Und schnöden Troz verkehrt. Wofern sie also,
Mein königlicher Herr, nicht hier
Vor Eurer Hoheit sich bequemen will,
Dem Mann, den ich erkohr', die Hand zu geben;
So sprech ich hier der Bürger von Athen
Uraltes Vorrecht, und die Freyheit an,
Mit ihr als meinem Eigenthum zu schalten:
Und diß wird seyn, sie diesem Edelmanne,
Wo nicht, dem Tod zu überliefern, wie
In einem solchen Fall der Buchstab' des Gesezes
Ausdrüklich lautet —
 

Theseus.

 
Was sagt Hermia
Hiezu? bedenke dich, mein schönes Kind!
In deinen Augen soll dein Vater
Ein Gott, der Schöpfer deiner Schönheit, seyn.
Mit ihm verglichen, bist du nichts als eine
Von ihm in Wachs gebildete Figur,
Die er, nachdem es ihm beliebt, erheben
Und wieder tilgen kan. Demetrius ist
Ein würdiger Edelmann.
 

Hermia.

 
Das ist Lysander auch.
 

Theseus.

 
Er ist es an sich selbst,
Doch da ihm deines Vaters Stimme mangelt,
So ist der andre würdiger anzusehen.
 

Hermia.

 
O! daß mein Vater nicht mit meinen Augen sieht.
 

Theseus.

 
Weit besser wär' es, deine Augen sähen
Mit deines Vaters Klugheit.
 

Hermia.

 
– Eure Hoheit
Vergebe mir. Ich weiß nicht, welche Macht
Mir diese Kühnheit eingehaucht, noch wie
Vor so viel Augen, meine Sittsamkeit
Sich überwinden kan, für meine Neigung
Das Wort zu nehmen. Aber, meldet mir,
Mein Herr, das schlimmste, das mich treffen kan,
Wenn ich mich weig're diesen Mann zu nehmen.
 

Theseus.

 
Den Tod zu sterben, oder Lebenslang
Die männliche Gesellschaft abzuschwören.
Befrage also deine Neigung, Hermia!
Bedenke deine Jugend; Ist dein Blut
So kühl, und hast du, wenn du deines Vaters
Beschloßner Wahl dich nicht ergeben willst,
Auch Muth genug, auf ewig eingeschleyert
In eines öden Klosters trübe Schatten
Verschlossen, eine unfruchtbare Schwester
Dein Leben hinzuleben; traurige Hymnen
Dem kalten Mond entgegenächzend —
Dreymal beglükt, die, ihres Blutes Meister,
Solch' eine keusche Pilgrimschaft bestehen!
Doch irdischer glüklich ist die abgepflükte Rose,
Als die am unvermählten Stoke welkend
In einzelner Glükseligkeit, von niemand
Gesehen, ungenossen, wächßt und blüht und stirbt.
 

Hermia.

 
So will ich wachsen, so verblüh'n und sterben,
Mein Königlicher Herr, eh meine Freyheit
Dem Joch des Manns sich unterwerffen soll,
Deß unerwünschte Herrschaft meine Seele
Nicht über sich erkennt.
 

Theseus.

 
Nimm dir Bedenkzeit,
Und auf den nächsten Neuenmond, den Tag
Der durch Hippolita mich glüklich macht,
Bereite dich, nach deines Vaters Willen
Dich dem Demetrius zu ergeben; oder
Durch deinen Tod des Ungehorsams Frefel
Zu büssen; oder an Dianens Altar
Des Klosterlebens strenge Pflicht zu schwören.
 

Demetrius.

 
Erweiche, Schönste, dich; und du Lysander,
Tritt deinen schwachen Anspruch meinem stärkern Rechte
Freywillig ab —
 

Lysander.

 
Du hast, Demetrius, ihres Vaters Liebe,
Laß du nur Hermias mir; heurathe ihn!
 

Egeus.

 
Ja, hönischer Lysander, es ist wahr,
Er hat sie, meine Liebe; und was mein ist,
Soll meine Lieb' ihm geben; sie ist mein,
Und all mein Recht an sie trett' ich Demetrio ab.
 

Lysander.

 
Ich bin so edel als wie er gebohren;
Ich bin so reich als er, und liebe mehr
Als er; mein Glüke blüht an jedem Zweige,
So schön als seines, um nicht mehr zu sagen;
Und was diß alles dessen er sich rühmet
Allein schon überwiegt, mich liebt die schöne Hermia.
Und sollt ich denn mein Recht nicht durchzusezen suchen?
Demetrius, ins Gesicht behaupt' ichs ihm,
Bewarb sich kürzlich noch um Nedars Tochter
Die schöne Helena, und gewann ihr Herz.
Izt schmachtet sie, die sanfte Seele! schmachtet
Bis zur Abgötterey um diesen falschen
Treulosen Mann —
 

Theseus.

 
Ich muß gestehen
Daß ich davon gehört, und mit Demetrius
Davon geredt zu haben, mich beredet;
Doch eigne Sorgen machten's mir entfallen.
Kommt ihr indeß, Demetrius und Egeus,
Ich hab euch beyden etwas aufzutragen,
Das mich sehr nah' betrift. Du aber, Hermia,
Sieh' zu, soll anders nicht die ganze Strenge
Der Sazung von Athen, die ich nicht schwächen kan,
Dich treffen, daß du deine Schwärmerey
Dem Willen deines Vaters unterwerffest.
Wie steht's, Hippolita?1 Komm, meine Liebe!
Demetrius, und Egeus folget mir!
 

(Sie gehen ab.)

Zweyter Auftritt

(Lysander und Hermia bleiben.)

Lysander.

 
Wie? meine Liebe? wie ist deine Wange
So blaß? warum verwelken ihre Rosen?
 

Hermia.

 
Vielleicht weil sie des Regens mangeln,
Woraus ich aus den Wolken meiner Augen
Sie reichlich überthauen könnte.
 

Lysander.

 
Hermia; so viel ich in Geschichten las,
Und aus Erzählung hörte, floß der Strom
Der wahren Liebe niemals sanft dahin.
Entweder hemmte ihn des Standes, oder
Der Jahre Abstand, oder Widerwille
Der Anverwandten; und wenn ja die Wahl
Der Liebenden durch ihre Sympathie
Beglükt zu seyn versprach, so stellte sich
Krieg, Krankheit oder Tod dazwischen
Und macht' ihr Glük vergänglich wie der Schall,
Flüchtig wie Schatten, kurz als wie ein Traum,
Vorüberfahrend wie der helle Bliz
In einer schwarzen Nacht, der Erd und Himmel
In einem Wink enthüllt, und eh noch einer Zeit hat
Zu sagen: Sieh! schon von dem offnen Schlunde
Der Finsterniß verschlungen ist.
So eitel sind die Dinge, die am schönsten glänzen!
 

Hermia.

 
 
Wenn denn getreue Liebe jederzeit
Durch Wiederwärtigkeit geprüfet wurde,
Und diß der feste Schluß des Schiksals ist;
So laß uns unsre Prüfung mit Geduld
Besteh'n, weil Widerwärtigkeit und Leiden
Ein eben so gewöhnlichs Zugehör
Der Liebe ist, als Staunen, Träume, Seufzer,
Wünsche und Thränen, das gewöhnliche
Gefolg der liebeskranken Phantasie.
 

Lysander.

 
Ein guter Glaube! Höre mich dann, Hermia.
Nur sieben Stadien von Athen entfernt
Wohnt eine meiner Basen, reich, verwittwet,
Und kinderlos. Sie hält und liebet mich
Wie ihren eignen Sohn. Dort, schönste Hermia,
Dort kan ein ewig Bündniß uns vereinen,
Und bis dorthin kan auch Athens Gesez
Uns nicht verfolgen. Liebest du mich also,
So schleiche morgen Nachts aus deines Vaters Hause
Dich weg, in jenen Wald, nah' bey Athen,
Wo ich dich einst mit Helena gefunden,
Als ihr des ersten Maytags Ankunft feyrtet.
 

Hermia.

 
Ach! mein Lysander!
 

Lysander.

 
Zaudert Hermia? —
 

Hermia.

 
Nein!
Bey Amors stärkstem Bogen schwör ich dir,2
Beym schärfsten seiner goldgespizten Pfeile,
Lysander, bey der unschuldvollen Einfalt
Der Dauben, die der Venus Wagen ziehen,
Beym Feuer das Carthagos Königin
Verzehrte, da sie mit geblähten Seegeln
Den ungetreuen Troyer fliehen sah;
Bey dem was Seelen an einander küttet,
Bey jedem Schwur, den je ein Mann gebrochen,
Bey mehr als Mädchen jemals ausgesprochen;
An jenem Plaz, im Schatten jener Linden,
Sollt du mich zur bestimmten Stunde finden.
 

Lysander.

 
Vergiß nicht dein Versprechen, holde Liebe.
Schau, hier kömmt Helena.
 

Dritter Auftritt

Hermia.

 
Wie eilig, schöne Helena, wohin?
 

Helena.

 
Mich nennst du schön? O! nimm diß Schön zurük.
Demetrius liebet dich! du bist ihm schön
Glüksel'ge Schöne! Deine Augen sind
Die Sterne, die ihn leiten; süsser tönt
Ihm deine Stimme, als der Lerche Lied
Dem Ohr des Hirten, wenn die Wiesen grünen,
Und junge Knospen um den Hagdorn blinken!
Krankheit ist erblich! O! wär's auch die Kunst
Die uns gefallen macht: Wie wollt ich, eh ich gehe,
Die deine haschen! Meine Blike sollten
Die Zauberkraft von deinem Blik, mein Mund
Den süssen Wohlklang deiner Lippe haschen.
Wär' mein die Welt, und blieb Demetrius mir,
Wie gerne ließ ich alles andre dir!
O lehre mich, wie blikest du ihn an?
Mit was für Künsten, schöne Freundin, sprich,
Beherrschest du die Triebe seines Herzens?
 

Hermia.

 
Die Stirne rümpf ich ihm, doch liebt er mich.
 

Helena.

 
O möchten deiner Stirne Falten
Mein Lächeln solche Wirkung lehren.
 

Hermia.

 
Verwünschung geb ich ihm, doch giebt er stets mir Liebe.
 

Helena.

 
O! wäre mein Gebett von solcher Kraft!
 

Hermia.

 
Je mehr ich hasse, folgt er mir.
 

Helena.

 
Je mehr ich liebe, haßt er mich.
 

Hermia.

 
Sey guten Muths! er soll mich nicht mehr sehen.
Lysander und ich selbst verlassen diese Gegend.
Eh ich Lysandern sah, schien mir Athen
Elysium. O! welch ein Reiz muß dann
In meiner Liebe seyn, da sie den Ort
Der einst ein Himmel war, zur Hölle macht.
 

Lysander.

 
Laß uns, o Freundin, unsre Seelen dir
Vertraut enthüllen. Morgen Mitternachts,
Wenn Phöbe in der Wellen feuchtem Spiegel
Ihr silbern Angesicht beschaut, und dekt
Den grünen Wasen mit zerfloßnen Perlen,
Zur Zeit, die oft der Liebe Flucht verheelte,
Sind wir entschlossen, Helena, uns durch
Die Thore von Athen hinweg zu stehlen.
 

Hermia.

 
Und in dem Hayn, wo oftmals du und ich
Auf Frühlings-Blumen hingegossen lagen,
Und unsre von jungfräulichen Gedanken
Geschwellte Busen ihrer Last entleerten;
Dort werden wir, Lysander und ich selbst,
Uns finden, und dann von Athen die Augen wenden,
Um neue Freunde unter neuen Himmeln
Zu suchen. Lebe wohl, anmuthige Gespielin!
Und wie du für uns betest, gebe dir
Ein günstig Glük den Jüngling den du liebest!
Lysander halte Wort! – Nun müssen unsre Augen
Bis morgen Nachts der Liebe Kost entbehren.
 

Lysander.

 
Ich will, meine Hermia! – Lebe wohl, Helena,
Demetrius liebe dich, wie du ihn liebest!
 

(Lysander und Hermia gehen ab.)

Helena (allein.)

 
Wie manche doch vor manchen glüklich sind!
Durch ganz Athen werd ich so schön geachtet
Als Sie – Was hilft es mir? Demetrius nur
Denkt anders! Er für den ich es allein
Zu seyn verlange, kan nicht, will nicht sehen,
Was Aller Augen ausser ihm gestehen.
Der gleiche Irrthum, der nach Hermias Bliken
Ihn schmachten macht, bethört mein Herz für ihn.
Den unscheinbarsten blödsten Dingen kan
Die Liebe Glanz, Gestalt und Würde geben.
Die Liebe siehet durch die Phantasie,
Nicht durch die Augen, und deßwegen wird
Der goldbeschwingte Amor blind gemahlt.
Geflügelt ohne Augen deutet er
Der Liebe Hastigkeit im Wählen an;
Und weil sie leicht verläßt was sie erkohr,
So stellt man ihn als einen Knaben vor;
Wie Knaben oft beym Spiel meineydig werden,
So scherzt des Knaben Amors Leichtsinn auch
Mit seinen Schwüren. Eh Demetrius
Auf Hermias Augen sahe, hagelt er
Eydschwüre ewig mein zu seyn, herab;
Allein es fühlte dieser Hagel kaum
Die Glut von ihrem Blik, so schmolz er hin.
Izt will ich geh'n und Hermias Flucht ihm melden.
Dann wird er morgen Nachts sie in den Hayn
Verfolgen, und wenn anders die Entdekung
Mir Dank gewinnt, so wird er theur erkauft.
Doch wird mir dieses meine Pein versüssen,
Wenn ich es sehe3 wie er sie zu finden,
Der Ungetreue! hie und dort und da
Umsonst in zitternder Verwirrung läuft;
Und mein verschmähtes Auge durch den Anblik
Der eiteln Wuth ergözt, womit er wieder kehrt.
 

(Geht ab.)

Vierter Auftritt

(Squenz, Schnok, Zettel, Flaut, Schnauz und Schluker treten auf.)

Squenz.

 
Ist die Companie beysammen?
 

Zettel. Es wär' am besten, ihr rieffet sie alle Mann für Mann auf, wie es der Rodel giebt.

Squenz. Hier ist die Liste von jedermanns Namen, der in ganz Athen für tüchtig gehalten wird, in unserm Zwischenspiel vor dem Herzog und der Herzogin zu spielen, an seinem Hochzeittag zu Nacht.

Zettel. Vor allen Dingen, guter Peter Squenz, sagt uns, wovon das Stük handelt; dann leset die Namen von den Agenten, und so eins nach dem andern.

Squenz. Sapperment! es ist die höchstklägliche Comödie, und der jämmerliche Tod von Pyramus und Thisbe.

Zettel.

 
Ein recht gutes Stük Arbeit, ich kan's euch sagen; und lustig! Izt,
wakrer Peter Squenz, ruft euere Agenten nach dem Rodel auf – ihr
Herren! macht euch fertig!
 

Squenz.

 
Antwortet wie ich euch ruffe. Claus Zettel, der Weber!
 

Zettel.

 
Hier! Nennet meinen Part, und weiter!
 

Squenz.

 
Ihr, Claus Zettel, seyd für den Pyramus hingesezt.
 

Zettel.

 
Was ist Pyramus? Ein Liebhaber oder ein Tyrann?
 

Squenz.

 
Ein Liebhaber, der sich selber nur auf eine recht galante Art aus
Liebe ersticht.
 

Zettel. Das wird einige Zähren erfodern, wofern es recht gemacht werden soll. Wenn ich es mache, dann mögen die Zuschauer zu ihren Augen sehen! Ich will Stürme erregen, ich will condolieren, daß es eine Art haben soll! weiter! – Aber meine gröste Declination ist zu einem Tyrannen. Ich wollte einen Herkles spielen, etwas rares! Oder einen Part, wo ich ein Vorgebürg einreissen müßte, daß alles zersplitterte – "Der Felsen Schooß und toller Stoß zerbricht das Schloß der Kerkerthür, und Febbus Karr'n, Kommt angefahr'n, und macht erstarr'n, des stolzen Schiksals Zier!" – Das gieng hoch! – Namset izt die übrigen Agenten – Das war Herklessens Ader! Eine Tyrannen-Ader! Ein Liebhaber geht schon gravitätischer.

Squenz.

 
Franz Flaut, der Blasbalg-Fliker.
 

Flaut.

 
Hier, Peter Squenz.
 

Squenz.

 
Ihr müßt Thisbe über euch nehmen.
 

Flaut.

 
Was ist Thisbe? Ein irrender Ritter?
 

Squenz.

 
Es ist die Princessin, in die Pyramus verliebt ist.
 

Flaut. Nein, mein Six! gebt mir keinen Weiber-Part, ich fange schon an einen Bart zu bekommen.

Squenz. Das ist all eins! Ihr müßt in einer Maske spielen; und ihr könnt so zart reden, als ihr wollt.

Zettel. Wenn ich mein Gesicht verbergen darf, so gebt mir Thisbe auch; ich will mit einer monstrosen zarten Stimme reden – "Thisne, Thisne, ach! Pyrimus, mein Liebster werth, dein' Thisbe zart, dein Liebchen zart" —

 

Squenz. Nein, nein, ihr müßt beym Pyramus bleiben, und Flaut muß Thisbe seyn.

Zettel.

 
Gut! fortgefahren!
 

Squenz.

 
Max Schluker, der Schneider.
 

Schluker.

 
Hier, Peter Squenz.
 

Squenz.

 
Max Schluker, ihr müßt Thisbes Mutter seyn. Hans Schnauz, der
Keßler!
 

Schnauz.

 
Hier, Peter Squenz.
 

Squenz.

 
Ihr, des Pyramus Vater, ich selbst Thisbes Vater. Schnok, der
Schreiner, ihr macht des Löwen Part. Ich hoffe, nun ist unsre
Comödie in der Ordnung.
 

Schnok. Habt ihr des Löwen Part geschrieben? Wenn es ist, so seyd so gut und gebt ihn mir; denn ich bin nicht gar fix zum Studieren.

Squenz. Ihr könnt ihn ex tempore machen; denn es ist weiter nichts zu thun, als zu brüllen.

Zettel. Gebt ihr mir den Löwen noch dazu; ich will brüllen, daß es den Leuten im Herzen wohl thun soll; ich will brüllen, daß der Herzog sagen soll: Laßt ihn noch einmal brüllen, laßt ihn noch einmal brüllen!

Squenz.

 
Wenn ihr es gar zu gut machtet, so könntet ihr die Herzogin und die
Damen so erschreken, daß sie zu schreyen anfiengen, und das wäre
genug, uns alle an den Galgen zu bringen.
 

Alle.

 
Ja, das würde uns jeden Mutter-Sohn hängen.
 

Zettel. Sapperment! Das glaub ich wol, wenn wir sie erst aus ihren fünf Sinnen schrekten, so würden sie nicht mehr Secretion haben, als uns aufzuhängen. Aber ich will meine Stimme schon aggraviren, ich will euch so artig brüllen wie irgend eine junge Daube, ich will euch brüllen, als ob es eine Nachtigall wäre.

Squenz. Ihr könnet keinen andern Part machen als den Pyramus; denn Pyramus ist ein Mann mit einem Weibergesichtchen, ein sauberer Mann als man irgend an einem Sommers-Tag sehen mag, gar ein hübscher Junker- mässiger Mann; und also müßt ihr nothwendig den Pyramus machen.

Zettel. Gut, ich will ihn auf mich nehmen. Mit was für einem Bart wollt ihr, daß ich spielen soll?

Squenz.

 
Wie? Was für einen ihr wollt!
 

Zettel. Mir gilt es auch gleich; ich will ihn entweder in euerm strohfarbnen Bart machen, oder in euerm orangebraunen Bart, oder in euerm carmesin-rothen Bart, oder in euerm französisch-kron-farbnen Bart, in euerm hochgelben!

Squenz. Etliche von unsern französischen Kronen haben gar kein Haar mehr, und das liesse als ob ihr gar mit einem kahlen Gesicht spieltet. Aber, ihr Herren, hier sind eure Pärte, und ich bitte, ermahne und ersuche euch, sie bis morgen Nachts auswendig zu lernen, und in den Schloßwald, eine halbe Stunde von der Stadt, wieder zu mir zu kommen, damit wir dort beym Mondschein probieren; denn wenn wir in der Stadt zusammen kämen, so würden wir Zuhörer kriegen, und die Sache käme aus. Unterdessen will ich einen Aufsaz von den Zurüstungen machen, die wir zu unserm Spiele nöthig haben. Ich bitte, bleibt mir nicht aus.

Zettel. Wir wollen kommen! Der Einfall ist gut; wir können im Wald obscener und herzhafter probieren.

Squenz.

 
Bey des Herzogs Eiche wollen wir einander antreffen.
 

Zettel.

 
Genug, die Stränge mögen halten oder brechen! —
 

(Sie gehen alle ab.)

1{ed. – * Hippolita hatte diese ganze Zeit über nicht ein einziges Wort gesprochen. Hätte ein neuerer Poet das Amt gehabt, ihr ihre Rolle anzuweisen, so würden wir sie geschäftiger als alle andre gefunden, und zweifelsohne möchten auch die Liebhaber ein gelinderes Urtheil von ihr erwartet haben: Allein Shakespearewußte besser was er zu thun hatte, und beobachtete das Decorum. Warbürton.}
2{ed. – * Der Dr. Warbürton fand, daß Hermia sich zu schnell, und was das schlimmste ist, auf den ersten Antrag, durch eine Reihe von Eyden verbinde, mit dem Lysander davon zu lauffen. Er glaubt, daß Shakespearenicht fähig gewesen einen solchen Fehler zu machen, und schreibt also allen alten und neuen Ausgaben unsers Dichters zuwider, diese schöne Rede: (Bey Amors stärkstem Bogen,) u.s.w. dem Lysander, und nur die zween lezten Verse der Hermia zu. Meine Empfindung widerspricht hier den Vernunftschlüssen des Kunstrichters. Ich finde eine solche Weiblichkeit in dieser Rede, daß sie mit Anständigkeit nur von Hermia gesagt werden kan. Empfindende Leserinnen mögen den Ausspruch thun. Damit aber doch das von Warbürton in dem Text vermißte Decorum gerettet werde, habe ich nach seinem Beyspiel die Freyheit gebraucht, auf die Worte Hermias, (my good Lysander), den Lysander sagen zu lassen: Zaudert Hermia? welches er im Englischen nicht sagt. Worauf dann Hermia, als ob sie sich recolligire, erwiedert: Nein! bey Amors u.s.w.}
3{ed. – * Der Übersezer hat sich hier eine Freyheit erlaubt, die er selten zu nehmen gedenkt, nemlich einen etwas dunkeln Vers durch fünf andre zu paraphrasieren. Ob er aber den Sinn des Poeten getroffen, wird dem Ausspruch der Kunstrichter überlassen.}
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