Der Glücksschmied

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Der Glücksschmied
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Der Glücksschmied

Ein Märchen für die Weihnachtsfeiertage

Viktor Strauss

Inhaltsverzeichnis

Über den Autoren

Der Glücksschmied

Impressum

Über den Autoren

Friedrich Viktor Strauß, ab 1852 von Strauß, ab 1872 von Strauß und Torney war fürstlich schaumburg-lippescher Minister, Kirchenlieddichter und Ehrenbürger der Stadt Dresden.

Der Glücksschmied

In einem Dorfe lebte ein Grobschmied mit seiner Frau und den drei Söhnen, die er zu seinem Handwerk aufgezogen hatte. Die beiden ältesten waren anstellig, aufgeweckt und fleißig und bereits eben so geschickte Schmiede, als ihr Vater. Der jüngste Sohn hatte auch wohl guten Willen, aber es hatte ihm niemals gelingen wollen. Er griff alles verkehrt an, versank oft, wenn er so in das rothe Feuer blickte, ganze Zeiten lang in Versonnenheit und Träumerei und versäumte darüber die Arbeit, und wenn er ; dann mit um so hastigerem Eifer das Versäumte nachholen wollte, zerschlug er oft, ohne es zu beabsichtigen, bei seiner gewaltigen Armeskraft die besten halbfertigen Arbeiten sammt Amboß und Schmiedegeräth. Darüber empfing er manche scharfe Züchtigung von seinem Vater, die er aber geduldig hinnahm, auch wenn sie einmal unverdient war, was bei dem harten und heftigen Sinne des alten Grobschmieds nicht selten vorkam. Die Mutter aber hatte diesen Sohn insgeheim lieber, als die beiden andern , denn es erbarmte ihr, daß er bei so schönem Aussehen und so großer Stärke so ungeschickt und thöricht und dabei so geduldig und gutwillig war.

Eines Tages rief der alte Schmied seine drei Söhne zusammen und sprach zu ihnen: »Ihr seid nun alt genug und habt lange genug bei mir gelernt, um Euch jetzt in der Welt versuchen zu können. Hier hat jeder von Euch einen Gulden und ein Messer, von altem Hauseisen geschmiedet, und ein Felleisen , darein ihr eure Kleidung packen könnt. Damit geht auf die Wanderschaft , suchet euch gute und berühmte Meister, lernet noch weiter und verdienet Euch was. Nach drei Jahren sollt Ihr wiederkommen , und wer von Euch durch Geschicklichkeit und Fleiß in unserm Handwerk dann am meisten erworben hat, dem will ich meine Schmiede geben; wer aber nichts dadurch verdient hat, für den soll die Hasel eine Frucht getragen haben , die ihm nicht süß schmecken wird.«

Da das die drei Söhne hörten, nahm jeder seinen Gulden, sein Messer und sein Felleisen, ging und packte seine Kleidungsstücke. Die Mutter aber , die dabei gestanden, fing an zu weinen und trocknete sich die Augen mit der Schürze. Das sah der alte Schmied , schalt und sagte: »Du thörichtes Weib , ich weiß wohl, warum Du weinst! Es ist nicht um unsre beiden ältesten Söhne, die es verdienen, sondern um den , der es nicht verdient. Aber jene werden wohl durch die Welt kommen und mit gutem Erwerbniß zurückkehren , während der große ungeschickte Faule sich wird durchbetteln müssen und mit Schlägen wird empfangen werden.« —- Da sagte das Weib: »Ja, Du redest recht; und muß mir darum über seinen Abschied das Herz nicht weher thun, als über die beiden andern ?« — » Schweig still und mache mich nicht zornig!« antwortete der Mann. »Weiß ich es nicht, daß Du den unnützen einfältigen Burschen lieber hast, als die beiden andern zusammengenommen? Aber so sind die Weiber ! «

Damit ging er grimmig an seine Schmiedearbeit. Die Mutter aber begab sich zu ihrem jüngsten Sohn und half ihm einpacken, denn sie meinte, er würde es allein nicht recht machen. Beide weinten , viel gegen einander, und wiewohl eins das andere zu trösten suchte, so ward doch keins getröstet.

Am andern Morgen nahmen alle drei Brüder ihre Felleisen auf den Rücken , gaben dem Vater und der Mutter die Hand zum Abschied und wanderten, während der Vater ihnen nachrief: » Vergeßt nicht, was ich Euch versprochen!« und während die Mutter weinte und im Herzen für ihren Jüngsten betete, auf dem Wege zwischen den grünen Kornfeldern in die weite Welt hinaus.

In damaligen Zeiten standen noch keine Wegweiser an den Straßen, auch wohnten noch wenige Leute im Lande , und weil die Brüder niemandem begegneten, den sie nach dem nächsten Orte hätten fragen können, so folgten sie immer demselben Wege, der sie aber nach einiger Zeit in einen großen , dichten Wald führte, der immer wilder und düsterer wurde und gar kein Ende zu nehmen schien. Einige Male setzten sie sich neben der Straße ins Moos nieder und stillten den Hunger von dem , was ihnen die Mutter mitgegeben , und tranken dazu aus dem klaren Waldbächlein. Dann standen sie wieder auf und verfolgten ihren Weg, der sie in immer wildere Gegenden brachte. Dabei war es sonderlich , daß das wilde Waldgethier, das beim Eintritt in den Wald scheu vor ihnen geflohen war , je tiefer sie hineingeriethen, immer dreister ward. Bald blickte da und dort ein Reh mit braunen klugen Augen , ein Hirsch mit zackigem Geweih, ein borstiger Eber neugierig aus den Büschen und zog den Kopf nur langsam zurück, wenn sie vorüberkamen. Weiterhin traten die Thiere mit ganzem Leibe heraus , näherten sich vertraulich den drei Wandergesellen, betrachteten , beschnuffelten sie und trabten wohl auch eine Strecke neben ihnen her. Der jüngste Bruder hatte daran seine Freude, begann mit den Hirschen und Ebern zu spielen und lachte über sie, wollte auch nicht , daß die andern , die sich gern ein Stück Wild erlegt und gebraten hätten , den harmlosen Thieren ein Leid zufügen sollten. »Wenn wir klug wären,« sagte der älteste, »so sollten wir von diesen Hirschen und Rehen so viele tödten , als wir erlangen können, ihnen die Häute abziehen und diese in der nächsten Stadt verkaufen; das würde uns einen guten Groschen Geld abwerfen.« Der zweite aber sprach: »Lieben Brüder! Ihr solltet doch aufmerken und innewerden , daß diese Vertraulichkeit der wilden Thiere gar ein bedenkliches Zeichen für uns ist, denn wir können daraus abnehmen, daß so tief in diesen Wald noch niemals Menschen gekommen sind , die doch gewiß das Wild schon gejagt und scheu gemacht hätten, und ist wohl kein Zweifel, je weiter wir vorwärts gehen, desto tiefer gerathen wir in die menschenleere Wildniß, wo wir am Ende elendiglich umkommen können. Daher ist mein Rath , daß wir nicht weiter diese Straße verfolgen, sondern den ersten gangbaren Weg, der zur Rechten oder Linken von ihr abführt, einschlagen , ob wir aus demselben wieder hinkommen , wo Menschen wohnen. Denn zurück nach Haus dürfen wir ja nicht wieder , ehe nicht die drei Jahre vorüber sind; der Vater würde sonst sehr zornig werden. Auch müssen wir’s noch zu etwas bringen in der Welt.

Während er noch so sprach, kamen sie an einen großen dicken Lindenbaum, der mitten auf einem Kreuzwege stand. Da wichen auch die Thiere vor ihnen in den Wald zurück, und es fanden sich Spuren von Roßhufen aus dem Querwege , die von der Rechten zur Linken gekommen waren. Der zweite Bruder betrachtete die Spuren genau , wo sie sich in den thonichten Boden abgedrückt hatten , und sagte dann: »Nun merket auf, was ich Euch sagen will! Das sind Hufspuren von Schlachtrossen, die erst alle frisch beschlagen sind und nicht viel über eine Tagereise unterwegs gewesen sein können. Wo die herkommen , da müssen auch tapfere Ritter sein , und bei denen , müssen sich geschickte Waffenschmiede finden und hoch kommen. Dahin lasset uns gehen.« —- »Dazu müßten wir mehr gelernt haben, als wir verstehen,« versetzte der älteste. »Auch sollen die vornehmen Kriegsleute nicht immer gute Zahler sein.« —- » Ein gescheidter Schmied muß alles lernen können,« erwiderte der zweite, »und wenn die kühnen Ritter auch nicht immer zahlen können , so zahlen sie doch desto mehr, wenn sie es können. Ich gehe dorthin zur Rechten.« — » Nun, sagte der älteste, »so gehe ich zur Linken. Denn die Reitersleute sind gewiß nach einer guten reichen Stadt geritten , warum zögen sie sonst so weit? und dort findet ein fleißiger Schmiedegesell immer guten Verdienst und redliche Zahlung.«

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