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Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers

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XIX

Der Dämon der Bretter. – Herr Gustave schifft sich auf dem Ursin ein. – Eine Art, dass Wetter wechseln zu machen. —Ein ausgezeichneter Koch. – Genugtuung des Kapitäns. – Enttäuschung. – Der Kapitän hängt das Küchengeräth auf. – Was aneinander stoßend die Becken und die Tortenmöbel sagen. —

Herr Gustave hatte ganz einfach die Quelle des Pactolus wiedergefunden.

Doch was wollt Ihr! diese elenden Künstler. – und darin liegt den anderen Menschen gesunder ihre Inferiorität in der Gegenwart und ihre Superiorität in der Zukunft, – statt daß ihr Geist der Sklave von ihrem Interesse ist, ist beständig ihr Interesse der Sklave von ihrem Geiste.

Herr Gnstave war nun, wie man weiß, von einem Dämon besessen, den das Geld, dieser große Teufelsbanner, nicht aus ihm vertreiben konnte: vom Dämon der Bretter.

Oh! das ist ein furchtbarer Dämon, der Euch wach wie im Schlafe festhält, der mit Hilfe eines Stabes die Salons in Theater, die Candelaber in Lampen, die Kantine in Sousfleurlöcher verwandelt; der Euch in ein Ohr den Cid, ins andere Figaro flüstert; der Euch ewig durch ein entferntes Geräusch von Beifallklatschen und Bravos verfolgt, und Euch, wie Ninon, mitten unter allen möglichen Herrlichkeiten sagen läßt: »Oh! die gute Zeit, wo ich so unglücklich war.«

Nun wohl! Herr Gustave, während er seine Miniaturen malte, die ihm dreißigtausend Franken jährlich eintragen, dachte seufzend an die Zeit, wo man ihm fünfzig Franken monatlich bei Zozo vom Norden versprach und sie ihm bei Seveste gab.

Ist man in einer solchen Lage des Geistes, so hängt die gute oder schlechte Zukunft vom geringsten Umstande ab.

Gustave machte Bekanntschaft mit einem jungen Manne von Rouen, der ihn auf einer vorhergehenden Reise hatte spielen sehen.

»Ah!« sagte er, »Sie malen also in Miniatur?«

»Wie Sie sehen.«

»Warum spielen Sie nicht mehr Komödie?«

»Es ist kein Theater mehr hier.«

»Welch ein Unglück! Sie haben so viel Talent!«

Herr Gustave hätte müssen, den Schweif der Schlange sehen: – er sah ihn nicht oder wollte ihn sehen.

»Was wollen Sie?« erwiederte er; »der Mensch denkt, Gott lenkt!«

»Nun! ich, wenn Sie wollen . . .«

Die Schlange machte ganz sachte ihren Weg.

»Wenn Sie wollen, ich kenne Balter.«

»Was ist das, Balter?«

»Der Director des Theaters von Rouen.«

»Nein.«

»Wie, nein?«

»Ich will nicht mehr in der Provinz spielen.«

»Gut! Rouen ist aus dem Wege vom Havre nach Paris; wenn Sie nach Paris gehen, halten Sie im Havre an: das ist kein Engagement, sondern ein einfacher Halt.«

Ah! Versucher! jeder Andere als ein Sohn Adams hatte dich kommen sehen.

Aber, ach! wir sind Alle Söhne Adams.

»Nun wohl! ja. gewiß,« antwortete Gustave schon halb besiegt, »das ist anlockend; aber soll ich bei ihm ohne Empfehlung oder mit einem einfachen Briefe erscheinen?«

»Oh! ich habe Ihnen etwas Besseres vorzuschlagen: ich reise morgen ab.«

»Sie reisen morgen? Sie sind sehr glücklich!«

»Sehr glücklich? . . . Das ist ein Glück, das Sie sich geben könnten.«

»Oh! ich . . «

»Hören Sie, ich reise morgen ab; reisen Sie in vierzehn Tagen Sie werden Ihr Engagement bereit finden, wenn Sie in Rouen ankommen.«

»Wahrhaftig?«

»Bei meinem-Ehrenworte.«

»Ich bitte Sie um Zeit bis heute Abend, um zu überlegen.«

»Gut, gut! ich will Ihnen keine Gewalt anthun.«

Der Dämon ließ dem Fische den er gefangen, Leine.

Und der Rouenner entfernte sich und sagte:

»Heute Abend!«

Doch er hatte nicht vier, Schritte außen gemacht, als Herr Gustave die Thüre wieder öffnete und ihm nachrief:

»Oh! es ist nicht nöthig, bis heute Abend zu warten.«

»Sie schlagen es aus?« versetzte der Versucher mit einem satanischen Lächeln, das Mephistopheles hätte verrathen müssen, wäre Mephistopheles seiner Beute nicht sicher gewesen.

»Nein, ich nehme an.«

»Ah!« machte der Rouenner.

Und er verschwand an der Ecke der Straße.

Der Vertrag war unterzeichnet.

Der Rouenner erschien nicht wieder; er hielt die Seele von Herrn Gustave in seiner Gewalt und befürchtete, sie loszulassen.

Vierzehn Tage nachher, auf den Tag, schiffte sich Herr Gustave auf dem Ursin ein.

Die Ueberfahrt kostete vierhundert Franken, die Nahrung mit einbegriffen.

Ohne Zweifel aber war der Kapitän mit dem Meere übereingekommen, um auf dem ganzen Wege Ersparnisse an der Kost der Reisender zu machen.

Kaum war man außerhalb der Rhede, da wurde das Wetter abscheulich.

Der Kapitän hatte übrigens eine Gewohnheit.

Wurde das Wetter zu schlecht, so sagte er:

»Ich werde also einen Schiffsjungen kreuzlahm machen müssen!«

Das war seiner Ansicht nach die Art, wie man eine Veränderung des Wetters bewirkte.

»Junge!« rief er.

Der Schiffsjunge, der den Aberglauben des Kapitäns kannte, kam kaum mit der Nasenspitze zum Vorschein.

»Junge!« wiederholte er mit drei Kreuzen am Schlüssel.

Der Schiffsjunge erschien vollständig.

»Junge, ein Glas Rhum!«

Der Schiffsjunge lief im Galopp weg, um den verlangten Gegenstand zu holen, und kam im kleinen Schritt zurück.

»Hier, Kapitän,« sagte er mit einem sichtbaren Mißtrauen.

»Gib, Vieh!«

Der Schiffsjunge gab und entfloh.

Doch nie rasch genug, um dem Fuße des Kapitäns zu entkommen.

Hatte der Kapitän den Schiffsjungen abgeprügelt, so sagte er:

»Ihr sollt sehen, der Wind dreht sich!«

Das Experiment wiederholte sich so oft, daß selten der Wind sich nicht ein- oder zweimal unter zehn drehte.

Dies genügte, um den Kapitän in seinem Glauben zu erhalten

Mit dieser Gewohnheit verband er eine Manie, die sie vervollständigte.

Er hatte einen Koch an Bord.

Dieser Koch hatte den Kapitän grausam betrogen.

Im Augenblicke seiner Abreise nach den Antillen beauftragte er seinen Lieutenant, ihm einen Koch zu suchen.

Der Lieutenant suchte, erkundigte sich und entdeckte am Ende einen Mann, der sich für einen Küchenmeister ersten Rangs ausgab.

Man war Koch vom Vater auf den Sohn in seiner Familie, sagte er.

Man hatte bei Brillat-Savarin gearbeitet; sein Vater hatte bei Camdacèrds gedient; sein Großvater hatte bei Grimod de la Reynière und sein Urgroßvater beim Marschall von Richelieu gedient.

Dieser Prospectus fing an den Kapitän zu erschrecken, und nur mit Zögern fragte er nach der Summe der Gage, die er zu haben wünschte.

Doch der Koch erwiederte, sein Verlangen, zu reisen und die Küche fremder Länder zu studiren. Würde ihn auch einen mäßigeren Gehalt annehmen lassen.

Der Preis wurde aus fünfhundert Franken jährlich festgestellt.

Nur machte der Koch den Kapitän darauf aufmerksam, er werde wahrscheinlich die zwei oder drei ersten Tage nach der Einschiffung krank sein; sobald aber dieser Tribut der menschlichen Schwäche bezahlt sei, werde Alles gut gehen.

Der Kapitän fügte sich in die fünfhundert Franken und in die drei Tage; nachdem aber die fünfhundert Franken bezahlt und die drei Tage vorüber waren, forderte er von seinem Manne die feinsten Gerichte und besonders das vortrefflichste Backwerk.

Der Koch schien entzückt; nur bemerkte er, wenn der Kapitän alle diese Raffinements der Feinschmeckerei verlange, so brauche er besonders in der Abtheilung der Tortenpfannen und der Feldbacköfen eine wesentliche Ergänzung der Küchenbatterie.

Der Kapitän fand die Forderung ganz billig und ermächtigte den Koch, Oefen, Terrinen und Tortenpfannen bis zum Betrage von hundert Thalern zu kaufen.

Am andern Tag kam der Koch auf das Schiff zurück, bedeckt mit einem wahren Panzer von Backgeräthe.

Der Kapitän betrachtete mit Bewunderung alle diese Gegenstände, deren Namen er nicht einmal wußte, und da er mehr noch für sich als für die Passagiere eine comfortable Kost zu haben wünschte, so strich er zum Voraus mit der Zunge über die Lippen beim Gedanken an unbekannte Gerichte, die er kosten sollte.

Man reiste ab.

Eines der Verführungsmittel des Kapitäns bei seinen Passagieren war besonderes eine Tafel gewesen, wie man keine auf dem Festlande finden würde.

Er hatte zugleich die Passagiere darauf aufmerksam gemacht, sie müssen die auf die Abfahrt folgenden paar Tage Geduld haben, diese Reise sei die erste, die der treffliche Koch auf einem Schiffe mache, und alle Menschen, selbst die Könige der Küche, seien gleich vor der Seekrankheit.

Die Passagiere sahen dies um so mehr ein, als sie der Mehrzahl nach, wie Dido zu Aeneas, sagen konnten:

 
»Selbst unglücklich, habe ich das Unglück beklagen gelernt.«
 

Die drei ersten Tage vergingen, ohne daß der Kapitän sich beklagte und ohne das es irgend Jemand einfiel, sich zu beklagen.

Doch da am Ende des dritten Tags der Kapitän dem Koch hatte sagen lassen, es sei am andern Tage sein Geburtstag, und er wünsche ein großes Diner an Bord zu veranstalten, so war der Koch genöthigt, aus seiner Koje herauszugehen und ein Lebenszeichen von sich zu geben.

Das Lebenszeichen, das er gab, wäre beinahe das Todeszeichen des Kapitäns und seiner Passagiere gewesen.

Jedes Gericht. das man auftrug, von der Suppe bis zu den Torten und den Soufflés, schien eine Wette zu sein.

Er hatte Alles verdorben, außer den Aepfeln; und auch diese, die er gebraten und in irgend eine Brühe gelegt hatte, waren nicht eßbar.

Zwischen dem Kaffee und den Liqueurs ließ der Kapiteln den unglücklichen Koch kommen, um ein Beispiel gerade vor den Augen der Passagiere zu geben.

Der arme Koch vergaß nicht, daß aus seinem Schiffe ein Kapitän das Recht über Leben und Tod hat.

Er warf sich dem Herrn zu Füßen und gestand in Demuth, da er im Alter von fünfundreißig Jahren obne Mittel und ohne Gewerbe gewesen, so habe er das eines Kochs zu ergreifen beschlossen;

 

Da er ferner gewußt, daß man bei jedem Handwerke eine Lehre brauche, so habe er beschlossen, die seine auf einem Schiffe zu machen, dessen Kapitän durch seine Sanftmuth berühmt sei;

Der Beweis, wie sehr er zu lernen begehre, liege in der großen Ausgabe, die er den Kapitän für die Küchenbatterie habe machen lassen;

Diese Küchenbatterie werde er, mit Gottes Hilfe, eines Tags auf eine ihrer und des vortrefflichen Kapitäns, in dessen Dienst getreten zu sein er die Ehre habe, würdige Weise benützen.

Alle diese Raisonnements waren mehr rührend als überzeugend.

Der Koch bekam auch fünf und zwanzig Seisinghiebe und ward in Ketten gelegt.

Worauf der Ruderbesteurer der ein wenig von der Küche verstand, beauftragt wurde, ihn eine Hammelskeule braten und Eier hart sieden zu lehren.

Man begreift also, dass in den Tagen des Sturms oder unter dem Einflusse der in der Atmosphäre verbreiteten Elektricität die nervöse Reizbarkeit des Kapitäns sich noch vermehrte; die Erinnerungen an die schlechten Mahle, die er seine Passagiere hatte machen lassen, an die Küchenbatterie, für die er vergebens hundert Thaler gutes Geld geopfert, boten sich seinem Geiste und trieben ihn zu Rachegedanken an.

Anfangs zielten diese Ideen, die in ihrer Anwendung hauptsächlich an den Schiffsjungen geübt wurden, auf einen allgemeinen Nutzen ab, da sie eine Aenderung des Windes herbeiführen sollten.

Sodann aber wandten sie sich mit einem, beim Menschen leider zu natürlichen, Egoismus der Befriedigung der persönlichen Rache zu.

War das schlimme Wetter nur ganz vorübergehend, – eine Wolke, die der Wind, der sie gebracht hat, selbst wieder zerstreut, – so beschränkte sich der Kapitän, froh, den Himmel sich auftheilen und den Wind wechseln zu sehen, auf seinen oder seine Fußtritte auf den Hintern.

Blieb aber der Wind beharrlich und neigte sich zum Sturme, da war es etwas Anderes: alle Beschwerden, sehr gerechte Beschwerden, wie man zugestehen wird, die der Kapitän gegen seinen Koch hatte, kamen ihm wieder in den Kopf.

Dann regte er sich selbst auf, wie der Löwe . Der seine Seiten mit seinem Schweife peitscht, um seinen Zorn anzustacheln.

»Junge!.« rief er.

Der Schiffsjunge, der an der Betonung erkannte, daß nicht mehr ihn der Sturm bedrohte, und daß der Blitz über seinem Haupte hinzog, um in höhere Punkte einzuschlagen: der Schiffszunge lief ohne Mißtrauen und beinahe freudig herbei.

»Hier bin ich, Kapitän, Was sieht zu Ihren Diensten?«

»Meinen Kauschukmantel, Bürschchen!«

Der Schiffsjunge verschwand, um beinahe auf der Stelle, mit dem verlangten Gegenstande in der Hand wiederzuerscheinen.

»Hier, mein Kapitän.«

Der Kapitän brummelte ein gut! und schickte den Schiffsjungen wieder weg.

Der Schiffsjunge, der immer eine Reminiscenz des Kapitäns fürchtete, entfernte sich, wie man es vor Majestäten thut, rückwärts gehend, indem er seine beiden Hände auf seinem Rücken oder sogar noch niedriger gekreuzt hielt.

Fünf Minuten nachher rief der Kapitän

»Junge!«

»Kapitän?«

»Meinen Wachstuchhut.«

Der Schiffsjunge brachte einen Hut, der die Form von den Hüten der Starken der Halle hatte, das heißt gerundet bis mitten auf.den Rücken niederfiel, damit das Wasser darauf abglitt, wie auf der Schaale einer Schildkröte.

Der Kapitän setzte den Wachstuchhut auf, was ihm ein furchtbares Ansehen verlieh.

Der Schiffsjunge ging ab.

Kaum war er verschwunden, da rief der Kapitän

»Junge.«

Der Schiffsjunge erschien wieder.

»Kapitän?«

»Meine große Stiefel!«

Der Schiffsjunge brachte Stiefel, welche die Siebenmeilenstiefel des Wehrwolfs zu sein schienen.

Der Kapitän zog seine Stiefel an, während er einen schlimmen Blick auf den rauchenden Kamin der Küche warf, und murmelte:

»Dieser Schuft von einem Koch! wird ihm nicht eine Welle früher oder später seine Baracke wegreißen und ihn mit ihr fortnehmen?«

Als die Stiefel angezogen waren, erhob er sich um drei Zoll größer.

»Junge!«

»Kapitän?«

»Komm hierher.«

»Hier bin ich, Kapitän.«

»Sage dem Koch von mir, er sei ein Elender!«

»Ja, Kapitän.«

Der Schiffsjunge ging ab, um seinen Auftrag zu vollziehen, vollzog ihn, oder vollzog ihn nicht.

»Was hat er gesagt?«

»Er hat gesagt, es sei gut.«

»Es sei gut! es sei gut! Gut für ihn, aber sicherlich nicht gut für mich! . . . Junge!«

»Kapitän?«

»Sage dem Koch von mir, er sei eine Canaille.«

»Ja, Kapitän.«

Dasselbe Spiel wiederholte sich.

»Was hat er gesagt«

»Er hat gesagt, es sei gut, Kapitän.«

»Gut! der Schuft! in jedem Falle war sein gestriges Mittagessen nicht gut! . . . Junge!«

»Kapitän?r«

»Sage ihm von mir, hörst Du, von mir, er sei ein erbärmlicher Hund!«

»Ja, Kapitän,« erwiederte der Schiffsjunge mit derselben Unempfindlichkeit.

»Nun?«

»Er hat gesagt, es sei vortrefflich, Kapitän.«

»Vortrefflich, der Giftmischer! Ah! er hat gesagt, es sei vortrefflich? . . . Junge!«

»Kapitän?«

»Hole mir einen Hammer, Nägel, Bindfaden und die ganze Küchenbatterie dieses Schuftes!«

Nach fünf Minuten kam der Schiffsjunge mit den verlangten Gegenständen.

»Hier, Kapitän! Soll ich Ihnen helfen?«

»Gib mir den Hammer und die Nagel und mache mir von diesem Bindfaden zwei Schleifen an alle diese Utensilien . . . Hundert Thaler fürs Kupfergeschirr, alle Teufel! Wenn ich daran denke! hundert Thaler! mehr als ich an sechs Passagieren verdiene!«

Und er nahm die Nägel in seinen Mund, seinen Hammer mit der rechten Hand, die Schanzverkleidung des Schiffes mit der Linken, und kletterte auf die Gefahr, von einer Welle fortgerissen zu werden. wie die Hühnerkäfiche, welche schon lange gegen das Cap der guten Hoffnung schwammen, zur Cantine, schlug seine Nägel in die äußeren Wände, winkte dem Schiffsjungen, ihm die Kessel, die Tortenmodel zu bringen, hing sie mit den Schleifen an die Nägel, die er eingeschlagen hatte, und weidete sich an dem entsetzlichen Lärmen, den bei jedem Schwanken des Schiffes, bei jedem Windstoße, an einander schlagend, diese grotesken Aeolsharfen machten, welche mit jedem Geklapper, nach der Behauptung des Kapitäns, dem unglücklichen Koch zuriefen: »Du kannst nicht kochen! Du kannst nicht kochen! Du kannst nicht kochen!«

XX

Herr Gustav auf dem Theater von Rouen. – Die Statue von Corneille. – Succeß von Gustav. – Der Besuch des Vaters. – Sein Abschied. – Ein guter Rath von Madame Dorval. – Die Statue in der Lotterie. – Abreise nach Paris. —

So fortrollend und schwankend, kam man nach einer Fahrt von zwei Monaten im Havre an.

Herr Gustave hatte Mittel gefunden, sich zum Freunde des Kapitäns zu machen; Herr Gustave war sehr schlau, wenn er die Seekrankheit hatte: in seinen Augenblicken der Ruhe malte er das Portrait des Kapitäns; dieser Wolf der zwei Meere betete seine Mutter an, und der Gedanke, er könnte ihr mit Hilfe von Herrn Gustave sein Portrait schicken, machte, daß er von allen seinen Schiffsgewohnheiten abging.

Jeder liegende Passagier war streng der Diät unterworfen.

Herr Gustave allein hatte das Recht, in seinem Bette zu essen.

Trotz aller kleinen Privilegien, die er an Bord genoß, hatte ihm jedoch eine Fahrt von zwei Monaten sehr lang geschienen.

Höchst erfreut über seine Ankunft, fing auch Herr Gustave, obgleich noch in Quarantaine, damit an, daß er alle seine Pfeile, alle seine Bogen, alle seine Mordkeulen, karg sein ganzes caraibisches Arsenal den Künstlern des Theaters vom Havre schenkte.

Sobald er hernach den Fuß aus Land gesetzt hatte, feierte ein großes Bankett, dessen Kosten die Doublonen von Guadeloupe und Martinique zu tragen hatten, die Rückkehr des Künstlers nach dem Mutterlande.

Am anderen Tage reiste Herr Gustave nach Rouen ab.

Der Rouenner hatte ihm Wort gehalten.

Er war zum Voraus für zweitausend Franken jährlich engagirt; er sollte alle Rollen spielen, weiche ihm zuzutheilen der Direktion belieben würde, und sich alle Costumes selbst anschaffen.

Diese letzte Bedingung war Herrn Gustave gleichgültig: er hatte sich dort eine prächtige Garderobe gemacht und brachte in seinem Koffer fünfzehn bis achtzehnhundert Franken mit, das heißt, ein Vermögen für einen Künstler, dessen letzter Rummel es gewesen war, Frösche zu fangen, und das letzte Hilfsmittel, ein Stück Brod vor der Thüre einer armen Hütte zu fordern.

Der Elephant Kiouni war in Rouen angekommen.

Man kündigte die Debuts von Mademoiselle Kiouni und Herrn Gustave in einem Stücke betitelt: Der Elephant des Königs von Siam an.

Beide hatten einen großen Succeß.

Dann gab Herr Gustave alle große Rollen des modernen Dramas: den Herzog von Guise in Heinrich III., Karl den Fünften in Hernani, Raphael Bazas in Clotilde, Buridan in Thurme von Resle.

Herr Gnstave, den die Arbeit arbeiten macht, und der träge ist, wie ein Reapolikaner. wenn ihm die Proben nicht das Fieber geben, lernte mitten unter Allem dem, um noch eine andere Sehne an seinem Bogen zu haben, wie man in der guten Gesellschaft sagt, oder um noch einen Rummel mehr zu haben, wie man bei der hohen und der niedern Bank sagt, Herr Gustave lernte die Aetzkunst bei Brevières, dem großen Künstler, der Paul und Virginie, den Napoleon illustrirt und in der Geschichte der Maler das Blatt: die Sabinerinnen von David gestochen hat.

Da fing Herr Gustave in seinen verlorenen Augenblicken an, die Revue de Caen zu illustriren.

Eines Tages suchte ihn Balter auf.

Balter war der Director, ein guter armer Bursche, den ich wohl gekannt, und der mir die ersten tragischen Verse, die ich gemacht, recitirt hat.

Balter trat in das Zimmer seines Bühnenmitglieds in dem Augenblick ein, wo Herr Gustave eine Lage Firnis; auf einer Kupferplatte ausbreitete.

»Ah! das ist nicht Alles,« sagte er.

Herr Gustave schaute empor und fragte:

»Was gibt es denn, mein lieber Herr Director?«

»Ja einem Monat ist der Geburtstag von Pierre Corneille.«

»Gut! und Sie wollen, daß ich Verse spreche?«

»Ah! ja wohl.«

»Was wollen Sie denn?«

»Man bekränzt gewöhnlich eine Büste.«

»Sodann?«

»Das Theater von Rouen muß sich in diesem Jahre auszeichnen.«

»Wodurch?«

»Dadurch, daß es eine Statue bekränzt.«

»Ah! ja, und diese Statue, nicht wahr, ich soll sie . . .?«

»Sie sollen sie machen.«

»Das werde ich gern thun-«

»Eure colossale Statue!«

»Ich kann sie nicht höher als sechs und einen halben Fuß machen.«

»Warum?«

»Ei! weil mein Zimmer nur sieben hoch ist.«

»Ah! ich begreife, das ist ein Grund . . . Nun wohl, so machen wir sie sechs und einen halben Fuß hoch.«

»Gut, wir werden sie sechs und einen halben Fuß hoch machen

Da keine Zeit zu verlieren war, in Betracht, daß man nur einen Monat vor sich hatte, so brachte man noch an demselben Tage den ersten Karren Thon herauf.

Herr Gustave wohnte im sechsten Stocke.

Beim zwanzigsten Karren trachte das Haus.

»Teufel!« sagte Balter, »man muß Acht geben.«

»Man wird sich mit zwanzig Karren zu behelfen suchen,« erwiederte Herr Gustave.

Und er ging an die Arbeit.

Zwanzig Karten genügten, und die Statue war gemacht und in Gyps gegossen für den Geburtstag.

Die Ausführung war nicht leicht gewesen.

Um an den Füßen zu arbeiten, hatte sich Herr Gustave, wie um den Vater Verteuil zu rasiren, auf den Bauch legen müssen.

Am Abend der Vorstellung für den Geburtstag wurde die Statue unter dem Beifallsgeschrei eines gedrängt vollen Saales bekränzt.

An diesem Abend war der Name von Gustave in Aller Mund.

An dem darauffolgenden Tage wurde die Statue nach dem Rathhause gebracht, und die ganze Stadt defilirte vor ihr.

Alle Journale gaben Berichte über die Feierlichkeit und erhoben Herrn Gustave in den Himmel.

Der junge Mann sammelte alle Journale, die von ihm sprachen, und schickte sie Vater Jean.

Drei Tage nachher hörte Gustave, noch schlafend an seine Thüre klopfen; er erwachte, sprang aus seinem Bette, lief an die Thüre und rief:

»Es ist Papa!«

Er öffnete die Thüre.

Es war in der That der Vater.

Der Vater lachte nicht, – Sie wissen, daß er das Lachen verlernt hatte, – doch er weinte.

Es gibt Scenen, die man nicht einmal zu erzählen versucht.

Jeder Mensch, selbst der schlimmste, hat in Einem Herzen irgend eine Erinnerung an eine solche Scene. Er mag sich zu ihr zurückversetzen: sein Gedächtniß wird ihm mehr darüber sagen, als unsere Feder.

 

Der Vater blieb drei Tage in Rouen und sah seinen Sohn drei verschiedene Rollen spielen.

Es brauchte bei ihm nicht weniger, als das Beifallklatschen eines ganzen Saales, dreimal wiederholt, um dem jungen Manne zu verzeihen, daß er Corneille im Theater von Rouen machte, statt Capitäler in der Madeleine-Kirche zu machen.

In der Nacht, welche der Abreise des Vaters vorherging, legte sich Gustave zuerst zu Bette; der Vater zündete seine Pfeife, an und blieb an der Ecke des Kamins, – nachdenkend, die Augen verloren in den Rauchwolken, in die er sich mit Wonne hüllte.

Plötzlich stand er auf, setzte sich sodann zum Bette seines Sohnes, reichte ihm die Hand und sprach:

»Höre, Etienne.. (Man begreift, daß für den Vater Jean Etienne Etienne geblieben war und nicht Gustave werden konnte.) Höre. Etienne, ich reife morgen ab, wir werden uns vielleicht nie wiedersehen.«

»Wie! und warum dies?« fragte der junge Mann ganz erstaunt.

»Ei mein Gott! wer weiß?«

Etienne blieb stammt der Vater pfiff ein paar Takte von der Marsellaise.

»Nun,« sagte er, »gleichviel!«

»Wie, gleichviel?« rief Etienne.

»Ja, gleichviel, ob die Alten gehen, wenn nur die Jungen bleiben.«

»Aber, Vater, warum bist Du denn so?«

»Ich habe einen Gedanken: morgen werde ich Dir auf immer Lebewohl sagen.«

»Dann mußt Du nicht gehen, Papa.«

»Und die Douane?«

»Oh! Vater, wenn es nur das wäre . . . man hat dort mit dem Portraitiren Geld verdient . . .«

»Stille!«

»Ich schweige, Vater.«

»Wenn Du eines Morgens sagen hörtest: »Der Pater Jean ist todt . . .«

»Ah!« was für eine Idee ist denn das?«

»Wenn ich Dir sage: Stille!«

»Ich gehorche.«

»Wenn Du eines Morgens sagen hörtest: »»Der Vater Jean ist todt,«« so würdest Du auf der Stelle nach Caen abreisen; bei Deinem Eintritt würdest Du gerade auf dem nußbäumenen Schrank zu gehen, und in der Schublade, wo mein Zopf war, würdest Du zwölfhundert Franken in meiner Polizeimütze finden.«

»Oh! wie können Sie mir solche Dinge sagen. Papa!« rief Etienne schluchzend.

Der Vater lächelte schwermüthig und fuhr fort:

»Dann würdest Du nach Paris alle Mobilien kommen wissen, welche von Deiner Mutter herrühren . . . Sieht Du, es ist gut, Familienandenken zu bewahren.«

Etienne weinte fortwährend.

»Du versprichst es mir?« sagte der Vater.

»Ich verspreche es, Papa.«

»Nun, das ist Alles, was ich Dir zu sagen hatte . . . Gute Nachts ich will mich auch schlafen legen.«

Und der Vater ging an sein Bett, ohne ein Wort mehr zu sagen, kleidete sich aus und legte sich nieder, nach zehn Minuten war er eingeschlafen.

Nicht dasselbe war bei Gustave der Fall; er schlief schlecht in dieser Nacht. Am andern Morgen war der Vater, nach seiner Gewohnheit, um fünf Uhr auf den Beinen.

Die Diligence ging um sieben Uhr ab.

Gustave begleitete natürlich seinen Vater.

Dieser war nicht trauriger als gewöhnlich, doch er schien Gustave trauriger, weil er liebevoller war.

Ehe er in die Diligence stieg, umarmte der Vater seinen Sohn mehrere Male.

In dem Augenblick, wo die Diligence abging, beugte er sodann sein weißes Haupt aus dem Schlage und sandte ihm einen letzten Kuß mit der Hand zu.

An der Ecke der Straße verschwand der Wagen.

Wir haben gesagt einen letzten Kuß.

Es war in der That der letzte.

Gustave ging mit gebrochenem Herzen nach Hause.

Fredérick Lemaitre war in Rouen angekommen, um dort Vorstellungen zu geben.

Fréderick war in der ganzen Kraft seines Talentes.

Er spielte in Rouen in Richard Darlington, im Thurm von Nesle, im Spieler.

Herr Gustave ging natürlich von den ersten Rollen zu den zweiten und sogar zu den dritten über.

Im Prolog von Richard spielte er den Arzt; im Thurm von Nesle den Taugenichts, der die Scene mit dem Rufe eröffnet: »Ho! Meister Orsini! Teufelswirth!« . . . im Spieler gab er endlich den Freund des Spieles.

Er trat sodann mit Potier auf, der nach Rouen kam, mit Arnal und endlich mit der Dorval.

Als er eines Abends in die Loge der großen Künstlerin gegangen war, um ihr Complimente zu machen, sagte sie zu ihm, nachdem sie ihn eine Zeit lang mit ihren schönen, sanften, klaren Augen angeschaut hatte:

»Gustave.«

»Madame?«

»Soll ich Ihnen einen Rath geben?«

»Ich glaube wohl.«

»Werden Sie ihn befolgen?«

»Ich werde mich bemühen.«

»Glauben Sie mir, gehen Sie-nach Paris.«

»Das würde ich sehr gern thun.«

»In der Provinz wird man in ein Rollenfach eingesetzt; ist man einmal in dieses Rollenfach gesetzt, kommt man nicht mehr heraus.«

»Ich bemerke es wohl.«

»Sie spielen die zärtlichen Väter.«

»Das ist nicht mein Beruf, glauben Sie mir.«

»Ihr Rollenfach sind die großen ersten Rollen. Sie müssen Helden- und Charakterspieler werden.«

»Das ist auch meine Meinung, aber . . .«

»Man muß aber Jemand kennen, wollen Sie sagen?«

»Ja.«

»Und Sie kennen Niemand?«

»Ich kenne Mademoiselle Duchesnois.«

»Nun?«

»Sie hat mich zu Soumet geschickt.«

»Und Soumet?«

»Ha! mich zu Seveste geschickt.«

»Und Seveste?«

»Hat mir die tiefen Tenore und die edlen Väter zugewiesen.«

»Sie kennen Dumas nicht?«

»Nein.«

»Das ist Ihr Mann.«

»Da ich ihn aber nicht kenne? . . .«

»Ich kenne ihn.«

»Ah!«

»Und ich will Ihnen eine Zeile an ihn geben.«

»Ich bin noch auf sechs Monate engagirt.«

»Gut! Sie werden das mit Balter abmachen.«

»Und wenn er nicht will?«

»Haben Sie nie dem Director einen Streich gespielt!«

Lachend erwiederte Gustave:

»Das ist eine meiner besten Rollen.«

»Dann ist es gut . . . Holen Sie Ihren Brief morgen bei mir.«

Am andern Tage holte Herr Gustave seinen Brief.

Zwei Tage später reiste er nach Paris ab, nachdem er seine Statue von Corneille der Lotterie übergeben hatte.

Die Statue gewann ein Schneider, der sie vor sein Haus stellte und als Schild: Zum großen Corneille, annahm. Sie blieb zehn Jahre vor, der Thüre des Schneiders und verlor am Ende ihre Form unter dem Regen, dem Winde und dem Schnee.

Am Tage seiner Ankunft in Paris begab sich Herr Gustave zu mir.

Man hat seinen Eintritt gesehen, man hat die Erzählung, die er mir machte gehört.

Diese Erzählung brachte eines gewisses Eindruck auf mich hervor, wie man sieht, da ich sie nach zwanzig Jahren dem Leser vor Augen lege.

Ich schaute diesen hübschen Burschen von fünfundzwanzig Jahren an, der schon ein so hartes Leben geführt hatte.

»Nun, und dann?« sagte ich.

»Sie werden mir irgendwo Eingang verschaffen.«

»Wo wollen Sie am Liebsten eintreten?«

»Ei! bei der Porte Saint-Martin.«

»Gut! wir wollen unser Möglichstes thun. Besuchen Sie mich übermorgen wieder, – ich werde mir Harel gesprochen haben.«

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