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Abenteuer und Drangsale eines Schauspielers

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XXI

Schlechte Laune von Harel. – Gustave besucht Herrn Merle. – Herr d’Epagny. —Die Unzufriedenen. – Eine Lithographie. – Madamoiselle Georges. —

Am andern Tage war ich bei Harel. wie ich es dem Schützling von Dorval versprochen.

Ich blieb einen Augenblick, ehe ich eintrat, vor dem Theater der Porte Saint-Martin stehen.

Oben auf dem Zettel fanden sich die Worte:

»Letzte Vorstellung vom Thurme von Nesle

Der Thurm von Nesle ist in der That seitdem kaum sechshundertmal gegeben worden.

Bocage verließ die Rolle und sogar die Porte Saint-Martin.

Ich fand Harel in einer abscheulichen Laune.

Er schlug mich mit Verlust zurück bei den ersten Worten, die ich ihm von Herrn Gustave sagte.

Ich hatte wohl meinen Recurs an Georges, doch wenn Harel schlechter Laune war, so war selbst die Georges schlechter Laune.

Ich hatte mich genug mit dem Hause vertraut gemacht, um dies zu wissen, und nahm daher meinen Rückzug beim ersten Rüffelschlag, den ich erhielt.

Am andern Tage sah ich Herrn Gustave wieder.

»Der Wind ist auf Hugo « sagte ich ihm; »in diesem Augenblick ist nichts für mich bei der Porte Saint-Martin zu machen. Es scheint, Hugo schreibt ein Drama.«

»Geben Sie mir eine Zeile für Hugo.«

»Ich kann nicht: wir sind entzweit.«

»Kennen Sie Herrn d’Epagny? Man spielt morgen oder übermorgen ein Stück von ihm.«

»Ja, die Unzufriedenen. Es kommt in dem Stücke, wie es scheint, eine herrliche Dekoration von Séchan vor.«

»Ich fragte Sie, ob Sie Herrn d’Epagny kennen?«

»Wie wir uns Alle kennen: nicht genug, um Sie ihm zu empfehlen . . . Warten Sie aber: kennen Sie Merle, den Mann von Dorval?«

»Ja, seine Frau hat mir einen Brief an ihn gegeben.«

»So besuchen Sie Merle.«

»Ich werde Merle besuchen,« erwiederte Herr Gustave.

»Kennen Sie Herrn d’Epagny?« fragte er Merle.

»Bei Gott! das ist ein Freund von mir.«

»So geben Sie mir einen Brief an ihn.«

»Gern.«

Merle setzte sich an sein Bureau, schrieb mit seiner hübschen, kleinen, feinen, sauberen Schrift einen Brief an seinen Freund d’Epagny und gab ihn Herrn Gustave. —

Es war zwei Uhr Nachmittags.

»Gehen Sie heute nicht zu ihm,« sagte Merle; »Sie würden ihn nicht mehr zu Hause finden: er wird auf einer Probe sein. Gehen Sie morgen.«

»Um welche Stunde?«

»Um zehn Uhr Morgens.«

Am andern Tage auf den Schlag zehn klingelte Herr Gustave bei d’Epagny.

Ein Frau von mittlerem Alter öffnete die Thüre.

Es war die Haushälterin vom Verfasser von: Dominique oder der Besessene, einem reizenden kleinen Stücke, das bewunderungswürdig im Théâtre-Francais von Monrose Vater gespielt wurde.

»Ist Herr d’Epagny zu Hause?«

»Was wollen Sie von ihm?«

»Ich habe ihm einen Brief zu übergeben.«

»Von wem?«

»Von einem seiner Freunde,«

Die Haushälterin hatte große Lust, nach dem Namen des Freundes zu fragen, ohne Zweifel wagte sie es aber nicht.

Sie öffnete die Thüre vom Cabinet ihres Herrn und sagte:

»Hier ist ein junger Mann, der Ihnen einen Brief von einem Ihrer Freunde übergeben will.«

»Wo ist er?« fragte Herr d’Epagny, die Nase erhebend.

»Hier,« mein Herr,« erwiederte Gustave, indem er vortrat und so angenehm, als es ihm nur immer möglich, lächelte.

»Sie bringen mir einen Brief von einem meiner Freunde?«

»Ja, mein Herr.«

»Der Name dieses Freundes?«

»Den Merle.«

»Herr Merle ist nicht mein Freund,« entgegnete d’Epagny die Augen verdrehend.

»Herr Merle ist nicht Ihr Freund?« stammelte Gustave.

»Nein! und zum Beweise lesen Sie den Artikel, den er mir in seiner Quotidienne in Betreff meiner ersten Vorstellung der Unzufriedenen zugeschleudert hat.«

Und er störte in seinen Papieren, um die Quotidienne zu suchen. die er nach einer Viertelstunde endlich entdeckte.

»Lesen Sie!« sprach er.

»Oh!« machte Gustave.

»Nun! was sagen Sie?«

»Ich sage, er muß einen besonderen Grund haben, gegen die Porte Saint-Martin aufgebracht zu sein, um so von einem so schönen Werke zu sprechen.«

»Sie haben es gesehen?«

»Das Werk? Seit drei Tagen gehe ich dahin.«

D’Epagny schaute Herrn Gustave ins Gesicht.

»Ei!’« sagte er, »Sie haben ein hübsches Aussehen.«

»Desto besser.«

»Geben Sie mir immerhin Ihren Brief . . Ah! Sie sind ein Maler? . . . Gut!«

»Wie, gut?«

»Ich weiß, was ich meine.«

»Ich verstehe nicht recht . . .«

»Kennen Sie Harel?«

»Ich habe nicht die Ehre.«

»Stelle ich Sie als Schauspieler vor, so wird er nichts von Ihnen wollen.«

»Ah! Ah!«

»Während er, wenn ich Sie als Maler vorstelle bedauern wird, dass Sie nicht Komödie spielen.«

»So ist also Herr Harel?«

»Oh! ich kenne ihn, er hat Geist; doch wir werden mehr haben.«

»Sprechen Sie für sich.«

»Wartet! Sie doch . . . war . . . ten . . . Sie!«

D’Epagny überlegte.

»Ich habe ein Mittel gefunden.«

»Welches?«

»Können Sie lithographiren?«

»Ich kann von Allem Etwas.«

»Dann frühstücken Sie mit mir.«

»Ich habe gefrühstückt.«

»Was haben Sie gegessen?«

»Ein Ei und eine Cotelette.«

»Nun, das wird zwei Eier und zwei Cotelettes machen; man hat in Ihrem Alter Appetit.«

»Ja! man hat oft zu viel; und es gibt Umstände, wo das beschwerlich ist.«

»Ah: ah! es scheint, wir hatten von der wüthenden Kuh gegessen?«

»Hätten mir Kuhfleisch gehabt, so würden wir uns nicht beklagt haben . . . selbst wenn die Kuh wüthend gewesen wäre.12

D’Epagny klingelte.

»Vier Eier, vier Cotelettes.«

»Ich habe aber die Ehre gehabt, Ihnen zu sagen . . .«

»Stille!«

»Oh! wofern Sie mir Aufnahme beim Theater der Porte Saint-Martin verschaffen, werde ich Alles thun. was Sie wollen.«

Man brachte die vier Eier und die vier Cotelettes.

Herr Gustave schickte sich an, sein Ei aufzutunken.

»Was machen Sie denn!« rief d’Epagny.

»Ich! nichts . . . Sie sehen, ich esse mein Ei,« erwiederte Herr Gustave ganz erschrocken.

»Ist man so die Eier?«

»Entschuldigen Sie mich . . . verzeihen Sie . . . ich glaubte . . .«

»Geben Sie mir Ihr Ei.«

Herr Gustave reichte sein Ei d’Epagny.

»Sehen Sie, so wird das zubereitet.«

D’Epagny that in gleichen Maßen in das Ei von Herrn Gustave ein Stückchen Butter, etwas Salz, etwas Pfeffer, drehte die Mischung mit seinem Messer um und um, und gab das Ei seinem Gaste zurück.

Herr Gnstave aß sein Ei so ernsthaft als er konnte.

Nach dem Frühstück klingelte d’Epagny.

»Was verlangt der Herr,« fragte die Haushälterin ganz erstaunt.

»Meinen Rock.«

»Wozu?«

»Ich gehe aus.-«

»Der Herr geht aus?«

»Allerdings gehe ich aus.«

»Der Herr hat aber keine Probe?«

»Ich habe zu thun.«

»Zu thun?«

»Stille! Ich will ausgehen.«

»Das ist etwas Anderes.«

Ganz verdutzt, daß Herr d’Epagny eine Angelegenheit hatte, die sie nicht kannte. brachte die arme Haushälterin den Rock und zog ihn traurig ihren Herrn an.

D’Epagny ist ein vortrefflicher Mann, ganz Herz und ganz Flamme, trotz seiner fünf und sechzig oder sechs und sechzig Jahre, – er muß wohl so alt sein; doch vor zwanzig Jahren zählte er erst fünf und vierzig, und er war noch mehr als heute bereit, sich zu entflammen und Dienste zu leisten.

Und wer weiß? mit dem Alter wird der Gute noch besser.

Er faßte Herrn Gustave unter dem Arm und führte ihn nach der Passage du Cairo.

Dort druckte man sein Stück.

Er nahm ein Blatt und faltete es zusammen.

»Dies ist das Format meiner Brochure,« sprach er.

»Gut!«

»Sie haben mein Stück gesehen?«

»Dreimal, wie ich Ihnen sagte.«

»Es ist wahr. Nun! so machen Sie mir eine Lithographie von Mademoiselle Georges in ihrer großen Scene und bekümmern Sie sich nichts um das Uebrige.«

In Wahrheit hatte Herr Gustave weder Mademoiselle Georges, noch das Stück gesehen.

Doch er ging am Abend ins Theater und machte von seinem Sperrsitze ein Croquis von Mademoiselle Georges in ihrer großen Scene.

Drei Tage lang blieb er mit der Nase auf dem Steine; als er am dritten Tage sein Meisterwerk vollendet glaubte, ließ er eine Probe abziehen und brachte sie d’Epagny.

–»Das ist es, bei Gott! das ist es! . . . Therese! . . . Ah! Sie— sind vortrefflich in der Lithographie, junger Mann . . . Therese!«

»Hier bin ich, Herr.«

Nahe mir diese Lithographie vorne in meine Brochure.«

»Ja, Herr . . . Ah! das ist Mademoiselle Georges.«

»Sie sehen, daß ich sie nicht veranlasse, dies zu sagen . . . Ja, es ist Mademoiselle Georges. Glaubst Du, sie werde zufrieden sein, Therese?«

»Ich glaube wohl.«

»Ah! es wird Alles wie auf Rädchen gehen, junger Mann. Seien Sie heute Abend um acht Uhr in der Rue de Bondy, beim Eingange der Künstler.«

»Man wird dort sein.«

«Gehen Sie nun.«

»Heute Abend, Herr d’Epagny.«

»Heute Abend!«

Gustave entfernte sich das Herz voll Hoffnung.

Am Abend, zur bezeichneten Stunde, war er auf seinem Posten.

Fünf Minuten nachher erkannte er d’Epagny in der Dunkelheit und eilte ihm entgegen.

 

»Nun?«

»Hier bin ich! Gehen wir hinauf.«

Beide gingen hinauf.

»Begeben Sie sich auf die Bühne; ich will Mademoiselle Georges an der Thüre ihrer Loge erwarten.«

Herr Gustave war von einem Wachse und von einem Aeußeren, um nicht unbemerkt in den Coulissen eines Theaters zu bleiben.

Fünf Minuten nach seinem Eintritt entstand ein Aufruhr.

»Wer ist dieser? . . . Woher kommt er? . . . Wohin geht er . . . Was will er?«

»Ein schöner Junge!« sagten die Frauen.

»Puh!« erwiederten die Männer. «

Mittlerweile fiel der Vorhang, und die Georges kehrte in ihre Loge zurück.

»Mademoiselle Georges!«

»Ah! es ist Herr d’Epagny,« sagte die Künstlerin mit der etwas gedehnten Betonung, die einen so großen Zauber einer Stimme verlieh, welche durch die schönsten Zähne und die schönsten Lippen der Welt kam.

»Ja, ich bin es. Ich komme, um Ihnen dies zu bringen.«

»Was ist dies?«

»Nun! es ist unsere Brochure.«

»Ah! ich danke!«

Die Georges streckte nachlässig ihren Arm aus, um die Brochure auf ihr Canapé fallen zu lassen.

»Sie schauen die Lithographie nicht an?«

»Ah! es ist eine Lithographie dabei?«

»Sehen Sie.«

»Was stellt sie vor?«

»Sie in Ihrer großen Scene.«

»Ah! wahrhaftig?«

Die Georges öffnete die Brochure.

»Oh! wie hübsch ist das!« rief sie.

»Sie finden?«

»Ich glaube wohl! . . . Wer hat das gemacht?«

»Einer meiner Freunde, ein junger Maler.«

»Wo ist er?«

»In den Coulissen.«

»Was macht er in den Coulissen?«

»Ei! Sie begreifen. es ist das erste Mal, daß er Gelegenheit hat, den Fuß auf die Bühne zu setzen, und er benützt dies.«

»Holen Sie mir ihn.«

XXII

Die Angel ist beködert. – Kriegslist des Protectors von Herrn Gustave. – Die Gelegenheit bei den Haaren erfaßt. – Eine Scenenprobe vom Thurme von Nesle. – Herr Gustave spielt Buridan auf dem Theater der Porte Saint-Martin unter seinem wahren Namen. —

Nach fünf Minuten kam d’Epagny zurück: er führte Herrn Gustave, der wie eine Braut erröthete, an der Hand.

»Ob! mein Herr,« sagte die Georges mit ihrem bezauberndsten Tone, »kommen Sie doch! Das ist ja bewunderungswürdig! das ist ja äußerst ähnlich! Das ist . . .«

In diesem Augenblicke hörte man einen Schlüssel sich im Schlosse des Cabinets von Harel drehen, das von der Loge der Georges nur durch eine Scheidewand getrennt war.

»Ah!« sagte die Georges, «Harel ist da. . . Harel! Harel!«

»Was?« fragte Harel durch die Scheidewand

»Komm hierher.«

»Sogleich.«

Bald trat Harel, sich nach seiner Gewohnheit die Hände reibend, ein.

»So sieh doch.«

Harel lief herbei

Die Georges zeigte ihm die Lithographie.

»Was sagst Du hierüber?«

Harel, der gewöhnlich wartete. daß Georges eine Meinung aussprach, um es zu wagen, auch eine zu haben, zog seine Tabatière aus der Tasche, während er die Lithographie anschaute, stopfte seine Nase mit Tabak voll und erwiederte:

.Hierüber? . . . Hm! hat! das ist eine Lithographie.«

»Ja, allerdings, Einfaltspinsel; doch was sagst Du von dieser Lithographie?«

»Ham . . . bunt . . . hum!«

»Sie ist reizend.«

»Reizend!« wiederholte Harel.

»Anbetungdwürdig!«

»Anbetungswürdig!« wiederholte Harel.

»Entzückend!«

»Entzückend!« wiederholte Harel.

Herr Gustave trank sein Lob mit vollen Zügen.

Als die Scene lange genug gedauert hatte, gab d’Epagny Herrn Gustave einen Stoß mit dem Ellenbogen.

Herr Gustave, der seine Leute kannte, verbeugte sich und ging ab.

Die Georges folgte ihm mit den Augen.

.Nun! wohin geht denn Ihr junger Mann?« fragte sie.

»Ich sagte Ihnen, er wisse nicht, was ein Theater ist; der Gedanke, einen Abend in den Coulissen zuzubringen, entzückt ihn, und er will keine Minute verlieren.«

Er trat sodann an die Thüre, als wollte er sehen, ob Herr Gustave sich entfernt habe, und fügte, sich an die Georges und an Harel wendend, bei:

»Welch ein Unglück, daß dieser Junge nicht Komödie spielt!«

»Es ist in der That ein Unglück! versetzte die Georges.

»Ein sehr großes Unglück!« rief Harel.

»Bitte schöne Stimme!«

»Seht schön!« sagte die Georges.

«,Herrlich!« rief Harel.

»Eine schöne Gestalt für einen Heldenspieler! . . . Adieu, Harel! Adieu, Mademoiselle Georges! Ich will zu ihm in die Coulissen gehen; ich habe ihm gesagt, er soll sich bei der Lyra aufhalten, doch ich befürchte sehr, er weiß nicht, was die Lyra ist, und stürzt am Ende umherirrend durch eine Fallthüre.

»Gehen Sie.«

D’Epagny entfernte sich.

»Nun?« fragte Herr Gustave.

»Die Angel ist beködert, seien Sie unbesorgt. bei der ersten Gelegenheit wird der Fisch anbeißen.«

»Sie glauben?«

»Ich bin dessen sicher. Mittlerweile seien Sie alle Abende von acht Uhr bis halb neun Uhr beim Eingange des Theaters.«

»Ja.«

»Sie hören?«

»Sehr gern; ich habe nichts zu thun.«

Und alle Abende während der sechzig ersten Vorstellungen der Unzufriedenen fand man sich vor dem Theater.

Sobald sie beisammen waren, gingen der Dichter und der Maler hinauf und traten in die Coulissen ein.

Es war das immer in einem Zwischenact.

D’Epagny lief gerade auf das Loch am Vorhang zu.

Sah er eine Menge von Zuschauern, so sagte er:

»Schön! besuchen wir die Georges! Harel wird guter Laune sein.«

Fanden sich Leeren im Saale, so sagte er:

»Es ist heute nichts zu machen! Bleiben Sie, wenn Sie das belustigt; ich, ich gehe.«

Und er ging in der That.

Herrn Gustave schenkte Niemand mehr die geringste Aufmerksamkeit: es war ein Maler.

Die Tage folgten indessen auf die Tage. Herr Gustave hatte seine Dublonen erschöpft und schon seine Garderobe angegriffen.

Das Erste, was er verkaufte, war eine Generalsuniform. Die Achselschnüre, die Epauletten, die silbernen Schnallen, der goldgestickte Rock gingen an einen Händler des Börsenplatzes über.

Und so defilirte allmälig die Garderobe, und so mehr sie defilirte, desto dringlicher wurde Herr Gustave, und desto nachdrücklicher sprach d’Epagny:

»Welch ein Unglück, daß, statt Maler zu sein, mein Maler nicht Schauspieler ist!«

Und wenn d’Epagny weggegangen war, sagte die Georges zu Harel:

»Aber was hat denn d’Epagny, daß er immer dieselbe Phrase wiederholt?«

»Welche Phrase?« fragte Harel.

»Wie, welche Phrase?«

»Ja, ich frage Dich, welche Phrase?«

»Du hörst ihn also nicht?«

»Höre ich, was d’Epagny sags?«

»Er sagt: »»Welch ein Unglück, daß mein Maler nicht Schauspieler ist.««

»Das ist eine angenommene Gewohnheit.«

»Möglich!« erwiederte die Georges.

Und sie kehrte in Scene zurück, grüßte Herrn Gustave. den sie auf ihrem Wege fand, und wiederholte wie d’Epagny:

»Es ist in der That ein Unglück, daß Herr Gustave nicht Schauspieler ist. Welch ein schöner Mann für Helden und Charakterrollen wäre er!«

Eines Tags oder eines Abends nahm Harel den Thurm von Nesle wieder auf.

Der Saal war gedrängt voll.

Delaistre sollte den Buridan spielen.

D’Epagny und Herr Gustave kamen wie gewöhnlich.

Man spielte Jeaune Baubernier vor dem großen Stücke.

»Ah! Sie da, Harel,« sagt d’Epagny.

»Guten Abend,« antwortet Harel mit barschem Tone.

D’Epagny wendet sich um und sieht hinter sich das schöne, ernste Gesicht von Georges.

»Mein junger Mann . . .« spricht er zu Georges.

«Lassen Sie mich in Frieden mit Ihrem jungen Manne,« ruft Harel. »Kann er mir heute Abend Buridan spielen?«

»Wie, Ihnen Buridan spielen?«

»Ja, mir Buridan spielen. Herr Delaistre läßt mir so eben sagen, er sei krank. Nicht wahr, Ihr junger Mann kann mir Buridan nicht spielen?«

»Ei! doch wohl, er kann ihn spielen,« erwiedert d’Epagny, der die Gelegenheit bei den Haaren erfasst.

»Er kann ihn mir spielen?« ruft Harel, indem er d’Epagny beim Kragen packt.

»Ja, er kann es.«

»Wie so?«

»Er ist ein Schauspieler.«

»Wie, er ist ein Schauspieler?«

»Ja, er ist ein Schauspieler.«

»Sie haben mir gesagt, er sei ein Maler!«

»Nun! was dann? Er ist ein Schauspieler-Maler oder ein Maler-Schauspieler, wie Sie wollen.«

»Wo ist er?«

»Dort bei der Lyra.«

»Holen Sie mir ihn.«

D’Epagny stürzte fort, um Herrn Gustave aufzusuchen.

Er fand ihn hinter einer Coulisse.

»He! geschwinde,« sagte er. »Das wird warm, das flammt, das brennt! Kommen Sie, kommen Sie.«

»Wo denn?«

»In der Loge der Georges.«

Man ging in die Lege der Georges.

Harel ließ Herrn Gustave nicht Zeit, einzutreten.

»Sind Sie im Stande, mir Buridan zu spielen?« rief er ihm zu, sobald er ihn erblickte. .

«Gewiß.«

»Sie können die Rolle!«

»Ich habe sie zwanzigmal gespielt.«

»Doch heute Abend . . .«

»Ich spiele sie in zehn Minuten.«

»Wie, ohne Probe?«

»Gut! ich werde eine kleine Scenenprobe halten. Und dann im Ganzen . . .«

»Was, im Ganzen . . .«

»Sie werden die Gefälligkeit haben, eine Ankündigung zu machen.«

»Man wird sie machen. Gehen Sie ins Magazin hinauf, um die Costumes anzuprobiren.«

»Unnöthig, ich habe die meinigen.«

»Sind sie anständig?«

»Oh! seien Sie unbesorgt; ich habe sie selbst gemalt: das ist weniger kostspielig und schöner. In zehn Minuten bin ich hier.«

»Geben Sie, junger Mann! gehen Sie!«

Herr Gustave stürzte aus der Loge.

Harel wandte sich gegen die Georges um.

»Hast Du gehört, was er gesagt hat?«

»Er werde die Rolle von Buridan spielen.«

»Oh! nein, das ist abgemacht.«

»Was hat er denn gesagt?«

»Er hat gesagt, die gemalten Costumes seien minder kostspielig und schöner.«

»Nun?«

»Wenn wir in sein Engagement setzen würden, er habe uns die Costumes zu malen?«

»Willst Du schweigen, Knauser!« rief die Georges, indem sie Harel ein Kissen an den Kopf warf.

»Ah! Du verstehst nichts von der Verwaltung.«

Nach fünf Minuten war Herr Gustave zurück.

Ziemlich häßlich von nahe, wie eine Decoration, war das Costume von Herrn Gustave von der Entfernung gesehen in der That herrlich. Herr Gustave hatte es aus Calicot nach einer byzantinischen Zeichnung gemalt; sodann hatte er nach einer Andeutung von mir, statt den Degen an einer die Taille umspannenden Kuppel zu tragen, sein Wehrgehenk an seine Jacke nähen lassen, was seinem Costume den scharfen Charakter des dreizehnten Jahrhunderts verlieh.

Das Uebrige des Costume war im Atelier von Saint-Evre, nach einem Herrn vor seinem Bilde Ines von Portugal nach ihrem Tode gekrönt, gezeichnet worden.

Eine Viertelstunde nachher ging an den Coulissen ein Buridan auf und ab, der das Aussehen einer aus einem Tapetenwerk herabgestiegenen Person hatte.

Die Georges gab einen Schrei von sich. als sie ihn erblickte.

»Ah! er ist herrlich! . . . Schau doch, Harel, welch ein schönes Costume!«

»Du findest?«

»Wie, Du findest nicht?«

»Doch, herrlich, prächtig!«

Er fügte sodann leise bei:

»Gleichviel, das meinige war mir lieber . . . Auf, meine Kinder zur Scenenprobe

Man ging in den Hintergrund der Bühne und probirte einzelne Scenen.

Während dies geschah, fiel der Vorhang nach dem Ende des dritten Akles der Komödie.

»Die Ankündigung?« fragte Herr Gustave.

»Ganz richtig,« erwiederte Harel.

Und er rief:

»Moëssard! Moëssard! Moëssard!«

»Hier bin ich, Herr Harel, hier bin ich,« sagte Moëssard, indem er sich vor Harel so tief blickte, als es ihm sein dicker Bauch erlaubte.

»Geschwinde, Moëssard, eine Ankündigung!«

»In welchen Ausdrücken, Herr Harel?«

»In welchen Sie wollen, bei Gott!«

»Verzeihen Sie, Herr Harel, ich spreche die Ankündigungen, doch ich verfasse sie nicht; verfassen Sie die Ankündigung, Herr Harel, und ich werde sie sprechen.«

»Eh! Nun, das ist ganz einfach: »Herr Delaistre ist plötzlich unpäßiich geworden; Herr So und so, ein von Rouen ankommender Künstler, der sich zufällig in den Coulissen befindet, hat sich erboten, die Rolle von Buridan zu spielen. Er bittet das Publikum um Nachsicht.«

»Aber Herr So und so ist kein Name,« versetzte Moëssard.

»Es ist wahr,« sagte Harel; »wie heißen Sie?«

»Gustave.«

»Das ist ein Provinzname, der in Paris nichts gilt. Suchen Sie geschwinde einen andern Namen.«

»Ich brauche keinen zu suchen: ich habe den meinigen.«

 

»Ganz richtig . . . Und Ihr Name ist?«

»Mélingue

»Ein guter Name, bravo! ein guter Name!

»Moëssard, Sie hören! »»Herr Delaistre ist plötzlich unpäßlich geworden; Herr Mélingue, ein von Rouen ankommender Künstler, der zufällig in den Coulissen des Theaters der Porte Saint-Martin anwesend ist, erbietet sich, die Rolle des Buridan zu spielen.««

»Gut, Herr Harel . . . Geben Sie das Zeichen.«

»Fügen Sie bei, Moëssard . . .«

»Herr Harel?«

»Fügen Sie bei, die Costumes gehören ihm.«

»Ja, Herr Harel.«

»Herr Mélingue, hören Sie wohl? Herr Mélingue.«

»Ja, Herr Harel.«

Das ist die wahrhafte Geschichte der Abenteuer und Drangsale von Herrn »Etienne Marie Mélingue, dem ehemaligen Unglücksgefährten von Herrn Hippolyte (Tisserand), vom Tage seiner Geburt bis zum Tage, wo er in der Rolle von Buridan auf dem Theater der Porte Saint-Martin auftrat.

Und in den zwanzig darauf folgenden Jahren hat die Pariser Welt seine weitere Laufbahn mit so ungeschwächtem, so ungetheiltem Beifall verfolgt, daß aus dem Abenteurer ein Mann der Geschichte der dramatischen Kunst geworden ist.

– Ende -
12Man sagt sprichwörtlich in Frankreich: manger de la vache enragée, was bedeuten Kummer und Noth leiden, Beschwerden und Elend erleben, wegen der Erwiederung von Herrn Gustave mußten wir aber dem Worte des Originals getreu bleiben.
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