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Der Graf von Monte Christo

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»Vier junge Männer von den edelsten und reichsten Familien von Rom begleiteten sie mit der italienischen Freiheit, welche in keinem andern Lande der Welt ihres Gleichen hat; sie waren als Bauern von Albano, Velletri, Civita Castellane und Soxa gekleidet. Es versteht sich, daß diese Trachten der Bauern, wie die der Bäuerinnen, von Gold und Edelsteinen glänzten.

Carmela kam der Gedanke, eine gleichförmige Quadrille zu bilden; es fehlte nur noch an einer weiblichen Teilnehmerin. Carmela schaute umher, keine von den Eingeladenen hatte eine der ihrigen und der ihrer Gefährtinnen entsprechende Tracht. Da zeigte ihr der Graf von San Felice mitten unter den Bäuerinnen Teresa, welche sich auf den Arm von Luigi stützte.

»»Erlauben Sie mir, mein Vater?«« sagte Carmela.

»»Allerdings,«« erwiderte der Graf; »»sind wir nicht im Carneval?«« Carmela neigte sich an das Ohr eines jungen Mannes, der sie plaudernd begleitete, und sagte ihm leise ein paar Worte, wobei sie ihm mit dem Finger Teresa bezeichnete. Der junge Mann folgte mit den Augen der Richtung der schönen Hand welche ihm als Führerin diente, machte eine Gebärde des Gehorsams und lud Teresa ein, an der von der Tochter des Grafen geleiteten Quadrille Teil zu nehmen.

»Teresa fühlte es wie eine Flamme über ihr Gesicht hinziehen. Sie befragte Luigi mit dem Blicke, es war nicht möglich zu widerstreben: Luigi ließ langsam den Arm von Teresa los, den er in dem seinigen hielt, und Teresa entfernte sich, geführt von ihrem zierlichen Cavalier, und nahm zitternd ihren Platz in der aristokratischen Quadrille. Die pünktliche, strenge Tracht von Teresa hätte allerdings in den Augen eines Künstlers einen ganz andern Charakter gehabt, als die von Carmela und ihren Gefährtinnen; aber Teresa war ein eitles, gefallsüchtiges Mädchen, die Stickereien der Mousseline, die Palmen des Gürtels, der Glanz des Kaschemirs blenden sie, die Reflexe der Diamanten und Saphire machten sie toll. Luigi fühlte seiner Seits ein unbekannten Etwas in sich entstehen, es war Anfangs wie ein dumpfer Schmerz, der ihm das Herz durchzuckte, von da bebend durch seine Adern lief und sich seines ganzen Leibes bemächtigte. Er verfolgte mit den Augen die geringsten Bewegungen Von Teresa und ihrem Cavalier. Wenn ihre Hände sich berührten, erfaßte ihn eine Art von Blendung, seine Pulsadern schlugen mit aller Gewalt, und es war, als vibrierte der Klang einer Glocke an seinen Ohren. Zwar hörte Teresa, wenn sie miteinander sprachen, nur schüchtern und mit niedergeschlagenen Augen, aber Luigi, der in den glühenden Blicken den schönen jungen Mannen las, daß seine Reden Lobeserhebungen waren, kam es dennoch vor, als drehte sich, die Erde unter ihm, und als flüsterten ihm alle Stimmen der Hölle Mordgedanken zu. Dann klammerte er sich, aus Furcht, sich von seinem Wahnsinn hinreiße zu lassen, mit einer Hand an der Hagebuche an, bei welcher er stand, und faßte mit der andern mit einer krampfhaften Bewegung den Dolch, der in seinem Gürtel stak, und zog ihn, ohne es gewahr zu werden, zuweilen beinahe ganz aus der Scheide.

Luigi war eifersüchtig, er fühlte, daß Teresa, durch ihre gefallsüchtige stolze Natur fortgerissen, ihm entgehen konnte. Anfangs schüchtern und beinahe erschrocken, hatte sich die junge Bäuerin bald gefaßt. Teresa war, wie gesagt, schön. Das ist noch nicht Alles, Teresa war anmutig, sie besaß jene rohe Anmuth, welche noch viel mächtiger ist, als unsere gezierte, geheuchelte Anmuth. Ihr wurden gleichsam die Ehren der Quadrille zu Teil, und wenn sie die Tochter des Grafen von San Felice beneidete, sei wagen wir nicht zu behaupten, ob Carmela nicht eifersüchtig auf Teresa war. Ihr schöner Cavalier führte sie auch mit vielen Artigkeiten an den Platz, wo er sie geholt hatte, und wo Luigi ihrer harrte. Wiederholt hatte Teresa während des Contretanzes einen Blick auf ihn geworfen, und jedes Mal hatte sie ihn bleich gesehen, jedes Mal waren ihr seine verstörten Züge aufgefallen. Einmal sogar hatte die Klinge seinen halb aus der Scheide gezogenen Dolches ihre Augen wie ein Unheil weissagender Blitz geblendet. So faßte sie beinahe zitternd wieder den Arm ihres Geliebten. Die Quadrille hatte den schönsten Erfolg gehabt, und es war offenbar davon die Rede, eine zweite Ausgabe zu unternehmen. Carmela allein widersetzte sich, aber der Graf von San Felice bat seine Tochter so liebevoll, daß sie endlich einwilligte.

»Sogleich eilte einer der Cavaliere fort, um Teresa einzuladen, ohne welche der Contretanz unmöglich stattfinden konnte; doch das Mädchen war verschwunden. Luigi fühlte in der Tat nicht die Kraft in sich, noch eine zweite Prüfung auszuhalten, und er zog, halb durch Überredung, halb mit Gewalt, Teresa nach einem andern Teile des Gartens. Teresa folgte sehr wider ihren Willen, aber sie sah an dem Verstörten Gesichte des jungen Mannes, sie erkannte an seinem von Nervenzuckungen unterbrochenen Stillschweigen, daß etwas Seltsames in ihm vorging. Sie selbst war nicht frei von einer inneren Bewegung, und ohne daß sie etwas Böses getan hatte, fühlte sie, daß Luigi berechtigt war. ihr Vorwürfe zu machen; worüber? sie wußte es nicht, sie sah aber darum nicht minder ein, daß sie seine Vorwürfe verdient hatte. Doch zum großen Erstaunen von Teresa blieb Luigi stumm, und kein Wort öffnete seine Lippen während des ganzen übrigen Abends. Als aber die Kälte der Nacht die Eingeladenen aus den Gärten Vertrieb und sich die Thüren der Villa für ein inneres Fest Vor ihnen schlossen, führte er sie zurück und sagte zu ihr, da sie eben in ihre Wohnung zu treten im Begriffe war:

»Teresa, woran dachtest Du, als Du der jungen Gräfin von San Felice gegenüber tanztest?»«

»»Ich dachte, »antwortete das Mädchen mit der ganzen Freimüthigkeit seiner Seele, »»ich dachte, ich würde die Hälfte meinen Lebens für eine Kleidung geben, wie sie die Gräfin trug.««

»»Und was sagte Dir Dein Cavalier?««

»»Er sagte mir, es hinge nur von mir ab, eine solche zu haben, und es kostete mich dies nur ein Wort.««

»»Er hatte Recht,«« sprach Luigi. Wünschest Du eine solche Tracht so glühend, als Du sagst?««

»»Ja.««

»»Wohl, Du sollst sie haben.««

»Erstaunt schaute Teresa empor, um ihn zu befragen, aber sein Gesicht war so düster und furchtbar, daß sich das Wort auf ihren Lippen in Eis verwandelte. Überdies entfernte sich Luigi sogleich. Teresa folgte ihm in der Dunkelheit mit den Augen, so lange sie ihn sehen konnte, als er Verschwunden war, trat sie in ihre Wohnung.

»In derselben Nacht ereignete sich ein großes Unglück, ohne Zweifel durch die Unvorsichtigkeit eines Bedienten, der die Lichter auszulöschen vergaß: das Feuer brach unmittelbar neben den Gemächern der schönen Carmela aus. Mitten in der Nacht durch den Schein der Flammen aufgeweckt, sprang sie aus dem Bette, hüllte sich in ihr Nachtkleid und suchte zu entfliehen; aber die Hausflur, durch welche sie gehen mußte, war schon vom Feuer ergriffen. Da kehrte sie in ihr Zimmer zurück und rief aus Leibeskräften um Hilfe, als plötzlich ihr zwanzig Fuß über dem Boden liegendes Fenster sich öffnete, ein junger Bauer in das Gemach stürzte, sie in seine Arme nahm und mit übermenschlicher Kraft und Gewandtheit auf den Rasen vor der Villa schleppte, wo sie ohnmächtig niedersank. Als sie wieder zu sich kam, war ihr Vater bei ihr. Alle Diener umgaben sie, um ihr Hilfe zu leisten. Ein ganzer Flügel der Villa war abgebrannt, doch was lag daran, Carmela war unversehrt. Man suchte überall ihren Retters, aber der Retter fand sich nirgends; man fragte bei Jedermann, doch Niemand hatte ihn gesehen. Carmela war so sehr von der Angst ergriffen gewesen, daß sie ihn nicht erkannt hatte. Da der Graf übrigens ungeheuer reich war, so erschien, abgesehen von der Gefahr, welche Carmela gelaufen war, eine Gefahr, die ihm durch die wunderbare Art und Weise wie sie derselben entging, mehr als eine neue Gunst der Vorsehung, denn als ein wirkliches Unglück vorkam, der durch die Flammen verursachte Verlust nur als etwas sehr Geringfügiges.

»Am andern Tage fanden sich die jungen Leute zur gewöhnlichen Stunde am Saume des Waldes ein. Luigi war zuerst gekommen. Er ging dem Mädchen mit großer Heiterkeit entgegen und schien die Szene vom vorhergehenden Abend völlig vergessen zu haben. Teresa war sichtbar nachdenkend, als sie aber Luigi so gestimmt sah, heuchelte sie eine lachende Sorglosigkeit, was den Grund ihres Charakters bildete, wenn ihr Wesen nicht durch irgend eine Leidenschaft gestört wurde. Luigi nahm Teresa beim Arm und führte sie zum Eingang der Grotte. Hier blieb er stehen. Das Mädchen begriff, daß etwas Außerordentliches vorging, und schaute ihn fest an.

»»Teresa,« sprach Luigi. »gestern hast Du mir gesagt, Du würdest Alles in der Welt geben, um eine Kleidung wie die der Tochter des Grafen zu besitzen?««

»»Allerdings,« erwiderte Teresa erstaunt, »aber ich war toll, daß ich einen solchen Wunsch hegte.««

»»Und ich antwortete Dir: Gut, Du sollst sie haben.««

»»Ja.« versetzte das junge Mädchen, dessen Erstaunen bei jedem Worte von Luigi zunahm, »doch Du antwortetest ohne Zweifel so, um mir ein Vergnügen zu machen.««

»»Ich habe Dir nie etwas versprochen, Teresa, ohne es Dir zu geben,« antwortete stolz Luigi: »gehe in die Grotte und kleide Dich an.«

»Bei diesen Worten zog er den Stein heraus und zeigte Teresa die Grotte, welche von zwei Kerzen beleuchtet war, die auf den beiden Seiten eines prachtvollen Spiegels standen, auf dem von Luigi verfertigten rohen Tische waren die Diamantnadeln und das Perlenhalsband ausgebreitet; auf einem Stuhle daneben lag die übrige Kleidung. Teresa stieß einen Freudenschrei, aus und stürzte, ohne zu fragen, woher diese wertvollen Dinge kämen, ohne sich Zeit zu lassen, Luigi zu danken, in die in ein Toilettecabinet verwandelte Grotte. Luigi drückte den Stein wieder hinter ihr hinein, denn er erblickte auf der Höhe eines kleinen Hügels, der ihm, da, wo er stand, die Aussicht nach Palestrina benahm, einen Reisenden zu Pferd, welcher, mit der den Fernen südlicher Länder eigenthümlichen Schärfe sich vom Azurs des Himmels abhebend, einen Augenblick anhielt, als wäre er des Weges unsicher.

 

»Als der Reisende Luigi erblickte, setzte er sein Pferd in Galopp und ritt auf ihn zu. Luigi hatte sich nicht getäuscht, der Reisende, welcher von Palestrina nach Tivoli ritt, war im Zweifel über seinen Weg. Der junge Mann deutete ihm denselben an. Da sich aber die Straße eine Viertelmeile von da in drei Pfade teilte und der Reisende. an diesen drei Pfaden angelangt, sich abermals verirren konnte, so bat er Luigi.ihm als Führer zu dienen. Luigi machte seinen Mantel los und legte ihn auf den Boden, warf seine Flinte über die Schulter und marschierte, so von aller schwerfälligen Kleidung befreit, dem Reisenden mit dem raschen Schritte eines Bergbewohners voran, dem ein Pferd zu folgen Mühe hat.

Nach zehn Minuten waren Luigi und der Reisende an dem von dem jungen Hirten bezeichneten Kreuzweg. Hier streckte er mit einer Gebärde, so majestätisch wie die eines Kaisers, die Hand nach demjenigen von den drei Wegen, aus welchem der Reisende folgen sollte.

»»Hier ist Ihr Weg, Exzellenz,«« sagte er, »»Sie können nun nicht mehr fehlen.««

»»Und hier ist Deine Belohnung, sprach der Reisende und bot dem jungen Hirten einige Stücke kleine Münze.

»»Ich danke,«« versetzte Luigi, seine Hand zurückziehend, »»ich leiste Dienste, ich verkaufe sie nicht.««

»»Wohl, entgegnete der Reisende, der indessen an diese Verschiedenheit zwischen dem knechtischen Benehmen der Menschen aus den Städten und dem Stolze eines Landmanns gewöhnt zu sein schien, »wenn Du eine Belohnung ausschlägst, so nimmst Du wenigstens ein Geschenk an.«

»»Oh! ja« das ist etwas Anderes.«

»»So nimm diese zwei venetianischen Zechinen und gib sie Deiner Braut, die sich ein Paar Ohrringe dafür kaufen soll.««

»»Und Sie, nehmen Sie diesen Dolch,«« sprach der junge Hirte. »Sie finden von Albano bis Civita Castellana keinen, dessen Griff besser geschnitzt wäre.««

»»Ich nehme ihn an, »sprach der Reisende; »»aber dann bin ich Dir verpflichtet, denn dieser Dolch ist mehr als zwei Zechinen wert.««

»»Für einen Kaufmann vielleicht, doch für mich, der ich ihn selbst geschnitzt habe, ist er höchstens zwei Piaster wert.««

»»Wie heißest Du?«« »fragte der Reisende.

»»Luigi Vampa,«« antwortete der Hirte mit derselben Miene, als hätte er geantwortet: »»Alexander, König von Macedonien.««

»»Und Sie?««

»»Ich heiße Simbad der Seefahrer.««

Franz d’Epinay stieß einen Schrei des Erstaunens aus.

»Simbad der Seefahrer!« wiederholte er.

»Ja,« fuhr der Erzähler fort, »dies ist der Name, den der Reisende Vampa als den seinigen angab.«

»Was haben Sie gegen diesen Namen einzuwenden?« fragte Albert, »es ist ein sehr schöner Name, und die Abenteuer des Patrons dieses Herrn haben mich in meiner Jugend ungemein belustigt.«

Franz antwortete seinem Freunde nicht. Der Name Simbad der Seefahrer hatte bei ihm eine ganze Welt von Erinnerungen erweckt, wie dies als Tage vorher bei dem des Grafen von Monte Christo der Fall gewesen war.

»Fahren Sie fort,« sagte er.

»Vampa steckte verächtlich die zwei Zechinen in die Tasche und schlug langsam den Weg wieder ein, aus dem er gekommen war. Auf zwei bis drei hundert Schritte zur Grotte gelangt, glaubte er einen Schrei zu hören. Er blieb stehen und horchte, von welcher Seite der Lärmen käme. Nach Verlauf einer Sekunde hörte er seinen Namen deutlich aussprechen; der Ruf kam von der Grotte.

»Er sprang wie eine Gemse, spannte den Hahn seiner Flinte im Laufe, und gelangte in weniger als einer Minute an die Spitze des kleinen Hügels dem gegenüber, wo er den Reisenden erblickt hatte. Hier hörte er das Geschrei: »Zu Hilfe!« noch viel deutlicher. Er schaute auf dem Raume umher, den er mit seinen Blicken beherrschte: ein Mann schleppte Teresa fort, wie der Centaur Nessus die Deianira. Dieser Mann, welcher sich nach dem Gehölze wandte, hatte schon drei Vierteile des Weges von der Grotte nach dem Walde zurückgelegt. Vampa maß den Zwischenraum: der Unbekannte war wenigstens zwei hundert Schritte vor Ihm voraus, und er hatte keine Hoffnung, ihn einzuholen, ehe er das Gehölze erreicht haben würde. Der Junge Hirte blieb stille stehen, als hätten seine Füße Wurzel gefaßt. Er stützte den Schaft seiner Flinte an seine Schulter, hob sachte das Rohr in der Richtung des Räubers, folgte ihm einen Augenblick in seinem Laufe und gab Feuer.

»Der Räuber hielt an; seine Knie bogen sich. Und er fiel, Teresa mit sich zur Erde ziehend. Teresa er hob sich sogleich wieder; aber der Flüchtige blieb, sich im Todeskampfe zerarbeitend, am Boden liegen. Vampa eilte auf Teresa zu, denn zehn Schritte von dem Sterbenden hatten ihr die Füße ebenfalls den Dienst versagt; sie war aus die Knie gesunken, und den jungen Mann hatte die furchtbare Angst erfaßt, die Kugel, welche seinen Feind niedergeschmettert, , könnte zu gleicher Zeit seine Braut verwundet haben. Glücklicher Weise war dem nicht so: der Schrecken allein hatte die Kräfte von Teresa gelähmt. Als Luigi sich überzeugt, daß sie unversehrt war, wandte er sich gegen den Verwundeten um; die Fäuste geballt, den Mund von Schmerz zusammengezogen, war er so eben verschieden, seine Augen waren jedoch offen und drohend geblieben.

Vampa näherte sieh dem Leichnam und erkannte Cucumetto. Der Bandit hatte sich an dem Morgen, wo ihn die jungen Leute retteten, in Teresa verliebt und geschworen, das Mädchen sollte ihm gehören. Seit jenem Morgen spähte er nach ihr, und im Augenblick, wo Luigi Teresa allein ließ, nur dem Reisenden den Weg zu zeigen, packte er sie und betrachtete sie bereits als seine Beute, als die Kugel von Vampa geleitet durch das unfehlbare Auge des jungen Hirten, ihm das Herz durchdrang. Vampa schaute ihn an, ohne daß die geringste Bewegung aus seinem Gesichte hervortrat, während im Gegenteil Teresa, noch ganz zitternd, sich dem toten Banditen nur mit kleinen Schritten zu nähern wagte, und zögernd über die Schulter ihres Geliebten einen Blick auf den Leichnam warf. Nach ein paar Sekunden wandte sich Vampa zu dem Mädchen um und rief:

»»Ah! ah! das ist gut, Du bist angekleidet: nun muß ich mich ebenfalls putzen.«« Teresa erschien in der Tat von Kopf bis zu den Füßen in der Tracht der Tochter des Grafen Von Sau Felice. Vampa nahm den Leichnam von Cucumetto in, seine Arme und trug ihn in die Grotte, während Teresa ihrer Seits außen blieb.

»Wäre ein zweiter Reisender vorübergegangen, er hätte etwas Seltsames gesehen: eine Schäferin, welche ihre Lämmer mit einem Kaschemirkleide, mit Ohrenringen und Halsband von Perlen, mit Diamantnadeln und Knöpfen von Saphire, Smaragden und Rubinen hütete. Ohne Zweifel würde er sich in die Zeit von Florian versetzt geglaubt und bei seiner Rückkehr nach Paris versichert haben, er hätte die Schäferin der Alpen am Fuße des Sabinergebirges sitzen sehen.

»Nach einer Viertelstunde kam Vampa ebenfalls aus der Grotte heraus. Seine Tracht war in ihrer Art nicht minder zierlich, als die von Teresa. Er hatte ein Wamms von granatfarbigem Sammet mit ziselierten goldenen Knöpfen, eine mit Stickereien bedeckte seidene Weste, eine um den Hals geknüpfte römische Schärpe, eine mit Gold und rot und grüner Seide gesteppte Patrontasche, Hosen von himmelblauem Sammet, welche über dem Knie mit Diamantschnallen befestigt waren, buntscheckig mit tausend Arabesken verzierte Gamaschen von Damhirschleder und einen Hut, woran Bänder von allen Farben flatterten; zwei Uhren hingen an seinem Gürtel und ein prachtvoller Dolch stak in seinem Patronenleder.

»Teresa stieß einen Schrei aus; Vampa glich unter diesem Gewande einem Bilde von Leopold Robert oder Schnetz. Er hatte die ganze Kleidung von Cucumetto angelegt. Der junge Mann bemerkte die Wirkung, die er auf seine Braut hervorbrachte, und ein Lächeln des Stolzes umspielte seinen Mund.

»»Bist Du nun bereit, mein Schicksal zu teilen, wie es auch sein mag?«« sagte er zu Teresa.

»»Oh ja!«« rief das Mädchen voll Begeisterung.

»»Mir zu folgen, wohin ich gehen werde?««

»»Bis an das Ende der Welt.««

»»So nimm meinen Arm und vorwärts, denn wir haben keine Zeit zu verlieren.««

»Teresa schlang ihren Arm durch den ihres Geliebten, ohne ihn nur zu fragen, wohin er sie führte; denn in diesem Augenblick kam er ihr schön, stolz und mächtig vor, wie ein Gott. Und Beide schritten nachdem Walde zu, dessen Saum sie nach ein paar Minuten hinter sich hatten.

»Vampa kannte, wie es sich von selbst versteht, alle Pfade des Gebirges; er wanderte daher, ohne zu zögern, in dem Walde fort, obgleich er keine freie Bahn hatte, sondern den Weg, den er verfolgen mußte, nur an den Bäumen und Gebüschen zu erkennen vermochte; so gingen sie ungefähr anderthalb Stunden. Nach Verlauf dieser Zeit hatten sie den dichtesten Teil des Gehölzes erreicht. Ein Bach, dessen Bett gerade trocken war, führte in eine tiefe Schlucht. Vampa schlug diesen seltsamen Weg ein, der, zwischen zwei Ufer eingezwängt und durch den Schatten der Fichten verdüstert, der Pfad des Avernus zu sein schien, von dem Virgil spricht. Teresa, welche bei dem Anblick dieses düstern, wilden Ortes wieder furchtsam wurde, presste sich an ihren Führer an, ohne ein Wort zu sprechen: da sie ihn aber stets mit gleichem Schritte fortwandern sah, da eine tiefe Ruhe auf seinem Antlitz strahlte, so besaß sie auch die Kraft, ihre Bewegung zu verbergen.

Plötzlich schien, zehn Schritte von ihnen, ein Mann sich von einem Baume loszumachen, hinter welchem er verborgen war, und auf Vampa anschlagend, rief derselbe:

»»Keinen Schritt weiter, oder Du bist tot!««

»»Ruhig!«« sprach Vampa, die Hand mit einer Gebärde der Verachtung aufhebend, während Teresa, welche ihren Schrecken nicht zu verbergen vermochte, sich an ihn andrängte; »zerreißen sich die Wölfe unter einander?««

»»Wer bist Du?«« fragte die Wache.

»»Ich bin Luigi Vampa, der Hirte auf dem Gute San Felice.««

»»Was willst Du?««

»»Ich will mit Deinen Genossen sprechen, welche auf der Lichtung Rocca Bianca versammelt sind.««

»»So folge mir,«« sprach die Wache, »»oder gehe vielmehr voraus, da Du weißt, wo es ist.««

»»Vampa lächelte verächtlich über diese Vorsichtsmaßregel, ging mit Teresa voran und setzte seinen Weg mit gleichmäßig festen, ruhigen Schritten fort.

»Nach fünf Minuten hieß sie der Bandit durch ein Zeichen stille stehen; die jungen Leute gehorchten. Der Bandit ahmte dreimal das Krächzen des Raben nach: ein ähnliches Geschrei beantwortete diesen dreimaligen Ruf.

»»Gut,«« sagte der Bandit. »»Du kannst nun weitergehen.«« Luigi und Teresa machten sich wieder auf den Weg, doch je mehr sie vorrückten, desto fester preßte sich die zitternde Teresa an ihren Geliebten an: man sah wirklich durch die Bäume Menschen erscheinen und Flintenläufe funkeln. Die Lichtung von Rocca Bianca lag oben auf einem kleinen Berge, der früher wohl ein Vulkan gewesen, aber erloschen war, ehe Romulus und Remus Alba verließen, um Rom zu bauen. Teresa und Luigi erreichten die Anhöhe und befanden sich in demselben Augenblick zwanzig Banditen gegenüber.

»»Dieser junge Mann sucht Euch und will Euch sprechen.«« sagte die Wache.

»»Und was will er uns sagen?«« fragte derjenige, welcher in Abwesenheit des Anführers die Stelle des Kapitäns vertrat.

»»Ich will Euch sagen, daß ich es überdrüssig bin, das Gewerbe eines Schäfers zu treiben,«« antwortete Vampa.

»»Ah! ich begreife, »sprach der Andere, »»und Du kommst um uns um Aufnahme in unsere Reihen zu bitten?««

»»Er sei willkommen!«« riefen mehre Banditen von Ferrusino, Pampinara und Anagui, welche Luigi Vampa erkannten.

»»Ja, nur will ich Euch um etwas Anderes bitten, als um die Gunst, Euer Gefährte zu sein.««

»»Was verlangst Du von uns?«« fragten die Banditen erstaunt.

»»Ich will Euer Kapiteln werden.««

»Die Banditen brachen in ein Gelächter aus.

»»Was berechtigt Dich, auf diese Ehre Anspruch zu machen?«« fragte der Lieutenant

»Ich habe Euren Anführer Cucumetto getötet, dessen Nachlaß Ihr hier seht, und Feuer an die Villa San Felice gelegt, um meiner Braut ein Hochzeitkleid zu schenken.««

»Eine Stunde nachher war Luigi Vampa an der Stelle von Cucumetto zum Kapitän erwählt.«

»Nun, mein lieber Albert,« sagte Franz, sich an seinen Freund wendend, »was denken Sie von dem Bürger Luigi Vampa?«

»Ich sage, es ist eine Mythe, und er hat gar nicht existiert.«

»Was ist das, eine Mythe?« fragte Castrini.

»Es wäre zu lang, Ihnen diese zu erklären, mein lieber Wirth,« antwortete Franz. »Und Sie sagen, Meister Vampa treibe sein Gewerbe in diesem Augenblick in der Gegend von Rom?«

 

»Ja, und zwar mit einer Kühnheit, von der nie ein Bandit vor ihm ein Beispiel gegeben hat.«

»Die Polizei hat es also vergebens versucht, seiner habhaft zu werden?«

»Was wollen Sie? er ist zugleich mit den Hirten der Ebene, mit den Fischern der Tiber und den Schmugglern an der Küste im Einverständniß. Sucht man ihn auf dem Gebirge, so ist er auf dem Fluß; verfolgt man ihn auf dem Fluß, so erreicht er die offene See, und wenn man ihn auf die Isola del Giglio, del Gnanuti oder auf Monte Christo geflüchtet glaubt, sieht man ihn plötzlich in Albano, in Tivoli oder la Riccia wiedererscheinen.«

»Und wie verfährt er gegen die Reisenden?«

»Oh, mein Gott! Das ist ganz einfach. Je nach der Entfernung, in der man sich von der Stadt befindet, gibt er in ihnen acht Stunden, zwölf Stunden, einen Tag, um das Lösegeld zu bezahlen; ist diese Zeit abgelaufen, so gewährt er denselben noch eine Stunde Gnadenfrist. Hat er in der sechzigsten Minute dieser Zeit das Geld noch nicht, so schießt er dem Gefangenen eine Kugel vor den Kopf, oder er stößt ihm seinen Dolch in das Herz, und Allen ist abgemacht.«

»Nun, Albert,« fragte Franz seinen Gefährten, »sind Sie immer noch geneigt, über die äußeren Boulevards nach dem Colisseum zu fahren?«

»Allerdings, wenn der Weg malerisch ist.«

In diesem Augenblick schlug es neun Uhr, die Thüre ging auf, und der Kutscher erschien.

»Exzellenz,« sagte er, »der Wagen erwartet Sie.«

»Wohl!« rief Franz, »also in das Colisseum.«

»Durch die Porta del popolo, Exzellenz, oder durch die Straßen?«

»Durch die Straßen, bei Gott!« erwiderte Franz.

»Ah! mein Lieber,« versetzte Albert, ebenfalls aufstehend und eine dritte Cigarre anzündend, »ich hielt Sie in der Tat für mutiger.«

Hiernach gingen die jungen Leute die Treppe hinab und stiegen in den Wagen.

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