Бесплатно

Der Graf von Moret

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

VII.
Die Brücke von Giavon

Folgendes trug sich in der Herberge der Schmuggler zu, nachdem der Graf von Moret, Wilhelm und Galaor die Schankstube verlassen hatten.

Die Tür, welche auf die Gebirgsstraße hinausging, öffnete sich und der Kopf des Spaniers, der sich nach der Ermordung des Deutschen geflüchtet hatte, kam zum Vorschein.

In dem Saale war Alles so ruhig, als ob nicht das Geringste vorgefallen wäre.

»He! Ihr Spanier!« rief der Ankömmling.

Darauf zog er sich zurück, denn er fürchtete die Rache der Deutschen.

Die Spanier erhoben sich von ihren Sitzen und gingen hinaus, dem Rufe ihres Landsmanns folgend.

Der Schmuggler, welcher der Freund Wilhelms war, ahnte irgend ein Komplott; er erreichte durch eine andere Türe den Hof und näherte sich dort unbemerkt der Gruppe.

Er hörte, wie der Spanier seinen Gefährten erzählte, dass er durch eine Lücke im Gartenzaun eine Karawane gesehen habe, in welcher sich Damen, anscheinend von hohem Rang, befanden, und dass diese Karawane von Wilhelm Coutet geführt werde.

Es war ein Streich zu vollbringen, welcher einträglich zu sein versprach.

Die Spanier, ihrer zehn, mussten leicht mit drei Männern fertig werden, wovon der Eine fast noch ein Kind und der Zweite ein Führer war, der keine Ursache hatte, sich für ihm fremde Leute tödten zu lassen.

Der Spanier hatte wenig Mühe, seine Landsleute, Galgenvögel, wie er selbst, zu überreden, und nach wenigen Augenblicken trennte sich die Gruppe; Jeder ging, um seine Waffen zu holen.

Darauf nahm der Schmuggler, wie man im Volke zu sagen pflegt, seine Beine in die Hand, und lief auf der Straße dahin, um vor den Spaniern einen Vorsprung gewinnen und die Reisenden rechtzeitig warnen zu können.

In der Tat kam er vor Jenen an; dennoch war keine Zeit zu verlieren; sie konnten nicht mehr weit sein.

Die beiden Männer hielten Rat; so genau sie auch die Gegend ringsumher kannten, fiel ihnen doch nicht gleich ein Versteck ein, wo sich fünf Personen mit eben so vielen Maultieren verbergen konnten; endlich kamen die Worte: »Die Brücke von Giavon,« fast zu gleicher Zeit aus ihrem Munde.

Die Brücke von Giavon war ein großer steinerner Bogen, der sich über einen Fluss spannte, welcher in den Bergen entsprang und dem Po zufloss. Bei dieser Brücke teilte sich der Weg; eine Straße führte von dort nach Venoux, die andere nach Susa.

Auf diesem Punkte angelangt, mussten die Spanier den einen oder den anderen Weg einschlagen; hatte man das Glück, von ihnen nicht bemerkt zu werden, so konnte man dann auf dem Wege Weiterreisen, den Jene nicht einschlugen.

Da die Spanier nicht wissen konnten, dass die Reisenden benachrichtigt worden waren, schöpften sie auch nicht den Verdacht, dass sie sich versteckt hätten.

Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, dass sie sich ohne Misstrauen für den einen oder den anderen Weg entscheiden würden.

Es mussten noch gegen zehn Minuten verstreichen, ehe man die Brücke von Giavon erreichte.

Wilhelm nahm das Maultier Isabella's, sein Gefährte das der Frau von Coëtman beim Zügel, und nun ging es im raschen Trabe über Stock und Stein.

Die Vorsehung kam unseren Reisenden zu Hilfe; ein Heer schwarzer Wolken verhüllte nicht nur die zahllosen Sterne, welche Isabellen einen so poetischen und dem Grafen einen so gelehrten Stoff der Unterhaltung geboten hatten, sondern drohten auch den licht spendenden Mond mit ihrem Schleier zu bedecken. Noch fünf Minuten und die hell beleuchtete Gegend musste in tiefes Dunkel sinken.

Der Schmuggler, welcher das Maultier der Frau von Coëtman am Zügel hielt, ließ denselben los, blieb etwa fünfzig Schritte hinter den Reisenden zurück, legte das Ohr an die Erde und horchte.

Die Karawane hielt an, damit das durch sie hervorgebrachte Geräusch den Lauscher nicht täusche.

Nachdem er einen Augenblick aufmerksam gehorcht hatte, lief er herbei.

»Man kann sie schon hören,« sagte er, »aber sie sind noch etwa 600 Schritte von uns entfernt; glücklicherweise wird binnen einer Minute der Mond verschwunden sein, doch dürfen wir keine Zeit verlieren.«

Man setzte sich wieder in Bewegung; die Wolken jagten am Himmel daher; das Licht des Mondes verschwand.

Bei den letzten Strahlen, welche der Mond ihnen spendete, konnten die Reisenden den Bogen der Brücke bemerken, der sich ihnen gegenüber spannte, und zu gleicher Zeit das Brausen des Waldstromes hören, der unter derselben dahin stürzte.

Wilhelm lenkte das erste Maultier, welches er am Zügel führte, links von dem bisher verfolgten Wege ab, und leitete es auf einem kaum sichtbaren, dem Anscheine nach in den Felsen gesprengten Pfade dahin.

Dieser Steg, wenn man den schmalen Pfad so nennen konnte, war in der Tat durch die Maultiere ausgetreten worden, welche in heißen Tagen zum Fluss hinabgingen, um zu saufen.

So steil dieser Weg auch war, wurde er ohne den geringsten Unfall zurückgelegt.

Der Schmuggler war auf der Höhe des Felsens geblieben; er lauerte am Boden und horchte.

»Sie kommen näher,«rief er hinab; »ich entferne mich, um sie von der rechten Spur abzubringen; verhindert nur die Maultiere am Wiehern und kümmert Euch nicht weiter um mich.«

Wilhelm führte die Reisenden unter den Bogen der Brücke und umwand die Köpfe der Tiere mit Tüchern, wahrend sein Gefährte sich auf dem Wege nach Venoux entfernte.

Bald konnte man die Tritte der spanischen Banditen vernehmen; die Reisenden waren, sowohl durch die Dunkelheit als durch den sie verdeckenden Brückenbogen unsichtbar gemacht, in vollkommener Sicherheit; wenn nicht ein verdächtiges Geräusch oder sonst ein Zufall sie verriet, konnten sie unmöglich entdeckt werden.

Die Spanier hielten auf der Brücke selbst still und berieten, welchen der beiden Wege sie einschlagen sollten, den nach Susa oder den, welcher gegen Venoux führte. Ihre Beratung war sehr lebhaft, und die von den Reisenden, welche das Spanische verstanden, konnten die einzelnen Gründe vernehmen, welche Jeder für seine Ansicht vorbrachte.

Plötzlich ertönte ein Lied, von einer Männerstimme gesungen. Der Mann, welcher dieses Lied sang, kam von Giavon.

Wilhelm presste krampfhaft die Hand des Grafen von Moret, und legte die Finger an seine Lippen; er hatte die Stimme seines Gefährten erkannt.

Diese Stimme unterbrach augenblicklich das Gespräch der Banditen.

»Gut!« sagte Einer von ihnen nach einer Pause; »wir werden jetzt Aufschlüsse erhalten.«

Vier der Banditen gingen dem Sänger entgegen.

»He, Mann!« fragten sie ihn in italienischer Sprache, »bist Du auf Deinem Wege Reisenden begegnet?«

»Wollt Ihr etwa von zwei Männern und eben so vielen Frauen sprechen, welche von Wilhelm Coutet, dem Krämer aus Graviere, geführt werden?« fragte der Angeredete zurück.

»Richtig; von eben diesen!«

»Nun, die sind nicht ganz fünfhundert Schritte von hier entfernt; wenn Ihr Geschäfte mit ihnen habt, so verlängert ein wenig Eure Schritte und Ihr werdet sie auf der Hälfte des Weges von hier nach Giavon einholen.«

Diese Auskunft hob die Unschlüssigkeit der Banditen und sie schlugen sofort den Weg ein, der nach Venoux führte.

Die Reisenden, welche kaum zu atmen wagten, sahen sie mit einer Eile abziehen, die, wenn sie wirklich auf der rechten Spur gewesen wären, sie bald mit den Opfern ihrer Habgier hätte zusammenführen müssen.

Der Schmuggler setzte seinen Weg nach Susa fort, den Reisenden die Richtung anzeigend, nach welcher sie zu gehen hätten.

Diese ritten nun, von Wilhelm geführt, im Bette des Flusses gegen fünfhundert Schritte fort, und vereinigten sich erst dann mit dem Schmuggler, welcher nicht wagte, in die Herberge zurückzukehren, da er mit Recht die Rache der Banditen wegen der ihnen gemachten falschen Angabe fürchtete und deshalb um die Erlaubnis bat, die Reisenden begleiten zu dürfen. Sie wurde ihm bereitwillig erteilt, und sogar das Versprechen dazu gegeben, dass er eine Belohnung erholten sollte, wenn man die piemontesische Grenze erreicht haben würde.

Man setzte den Weg eilig fort, was der besser gewordene Weg auch erlaubte, und näherte sich dem Passe von Susa. In dem Maße, als man näher kam. empfahlen die Führer größere Vorsicht. Jedoch war der Fußsteig, dem die kleine Karawane folgte, so unbedeutend und so wenig gekannt, dass man diesen schmalen Weg verfolgte, bis man auf die Wälle gelangte; diese selbst waren verlassen, da die Stadt durch die Festungswerke, welche in dem Passe aufgeführt wurden, hinreichend verteidigt schien.

Nachdem der Weg einige Zeit auf dem Walle selbst dahin geführt hatte, entfernte er sich plötzlich von demselben und nahm die Richtung nach Malavet, wo man übernachtete.

Am anderen Tage hielt man eine Beratung.

Man konnte in die Ebene hinabsteigen und über Rivarolo den Lago Maggiore gewinnen; aber da hätte man eine größere Gefahr laufen und in die Hände der Spanier fallen können.

Es ist wahr, dass der Graf von Moret, der mit einem Briefe des Don Gonzales von Cordova an die Königin Anna nach Frankreich gekommen war, direkt zu ihm, dem Gouverneur von Mailand, hätte gehen und ihm sagen können, er sei mit irgend einer Botschaft der beiden Königinnen nach Rom oder Venedig betraut; aber das wäre eine Lüge gewesen und jede Verstellung widerstrebte dem aufrichtigen Herzen dieses würdigen Sohnes Heinrichs IV.

Übrigens hätte dieses einfache Auskunftsmittel die Reise bedeutend verkürzt, und der Wunsch Antons von Bourbon war, dass sie so lange als möglich dauern sollte.

Sein Entschluss ging also dahin, einen großen Umweg über Aosta und Sonoria nach Verona zu machen, wo man in Sicherheit sein würde. In Verona konnte man sich zwei oder drei Tage erholen, und darauf nach Mantua, dem Ziele der Reise, abgehen.

In Ivrica verließ der Schmuggler, welcher der kleinen Karawane Nachricht von der sie bedrohenden Gefahr gegeben hatte, die Reisenden, und wurde mit einer Belohnung entlassen, deren Größe Wilhelm Coutet mehr als alles Andere überzeugte, dass er die Ehre habe, irgend einem hohen Herrn als Führer zu dienen.

 

Wir müssen ihm jedoch die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass es nicht diese Überzeugung, sondern wahre Dankbarkeit war, die ihn darauf bestehen ließ, den Grafen bis au das Ziel der Reise zu begleiten. Er erhielt diese Erlaubnis leicht, denn wenn er in seinem Herzen die Dankbarkeit für seine Lebensretter bewahrte, so hegte der Graf für ihn jene Zuneigung, welche wir stets für ein Wesen empfinden, das uns das Leben verdankt.

Nach verschiedenen Zufällen, welche jedoch nicht die Bedeutung derer hatten, die wir erzählten, nach siebenundzwanzig mühevollen Tagen, kamen endlich der Graf von Moret und seine Schutzbefohlenen in Mantua an.

VIII.
Der Schwur der Treue

Kein Brief, kein Courier, keine sonstige Botschaft hatte dem Baron von Lautrec die Ankunft seiner Tochter angezeigt. Selbstverständlich waren daher, obwohl der Baron nicht in dem Rufe eines besonders zärtlichen Vaters stand, die ersten Augenblicke des Wiedersehens ganz dem Austausche väterlicher und kindlicher Liebe geweiht.

Erst nach einiger Zeit kam der Baron dazu, die Reisegefährten seiner Tochter zu betrachten, und den Brief, den Richelieu an ihn geschrieben hatte, zu lesen.

Durch diesen Brief erfuhr er den erhabenen Namen des jungen Mannes, dem die Sorge für seine Tochter während der langen Reise anvertraut worden war, und ersah auch aus demselben das lebhafte Interesse, welches der Kardinal an Isabella nahm.

Das war ein Grund für ihn, unverzüglich den neuen Herzog von Mantua, Carl von Gonzaga, von der Ankunft seiner Tochter zu benachrichtigen, und ihm dabei mitzuteilen, welcher vornehme Gast mit ihr zugleich die Schwelle seines Hauses überschritten hatte. Man schickte sofort in das Schloss Fé, welches der Herzog bewohnte, um ihm diese Neuigkeit mitzuteilen, welche für ihn um so mehr Interesse haben musste, als er hoffen konnte, durch den Grafen von Moret, d. h. durch den Bruder Ludwigs XIII., die besten Auskünfte über die Absichten des Königs und des Kardinals zu erhalten.

Auf die Nachricht des Barons stieg der Herzog sogleich zu Pferde und besuchte den Mann, den er mit Recht für einen seiner treuesten Diener hielt.

Er traf hier den Grafen von Moret, den er als Sohn Heinrichs IV. behandelte, indem er es ausschlug, sich in seiner Gegenwart zu bedecken oder niederzusetzen.

Übrigens hatte der Herzog durch den Gesandten unmittelbare Nachrichten aus Paris erhalten.

Am 4. Januar 1629, d. h. vier Tage nach der Abreise des Grafen und Isabellas, hatte der Kardinal, stark durch das Versprechen, welches ihm der König gegeben, ihn fortan auf seiner Höhe zu erhalten, Ludwig XIII. buchstäblich entführt, indem er nicht duldete, dass Jemand Sr. Majestät begleite, weder ein Höfling, der ihn hätte umstimmen, noch irgend ein Ratsherr, der ihn hätte von dem Wege abbringen können, auf dem der Kardinal vorzugehen wünschte.

Man wusste, dass Donnerstag den 15. Januar der König in Moulins gespeist und in Varennes geschlafen hatte.

Seit dem 15. Januar wusste man nichts von Sr. Majestät und man hatte bereits 5. Februar.

Was man aber wusste, war, dass die Pest in Italien wüte, schon über die Gebirge hereingebrochen und bis Lyon vorgedrungen sei.

Würde der König den Mut haben, trotz der tödtlichen Epidemie und der herrschenden schrecklichen Kälte seinen Weg fortzusetzen, der Pest in Lyon und dem Froste in den Bergen zu trotzen?

Wer den wandelbaren und schwankenden König kannte, mochte fürchten, wer aber mit dem unbeugsamen Sinne des Kardinals vertraut war, konnte nur hoffen.

Der Graf von Moret vermochte dem Herzog nur zu wiederholen, was ihm der Kardinal bei seinem Abschiede versichert hatte, nämlich, dass man den Feldzug mit der Entsetzung Casale's beginnen und dann sofort eilen würde, Mantua zu Hilfe zu kommen.

Es war auch keine Zeit zu verlieren; Carl von Nevers wusste aus sicherer Quelle, dass Monsieur sich in dem ersten Zorn über die ihm widerfahrene Zurücksetzung mit Wallenstein in Verbindung gesetzt hatte. Ohne Scham und Gewissensbisse zog er die Horden eines neuen Attila gegen Frankreich, ohne zu wissen, ob es in Chalons einen Aëtius gab, sie zu vernichten; Altringer und Gallas, erfahrene Feldherren und Anführer beutegieriger Rotten, hatten sich nach und nach schon bis Worms und Frankfurt vorgeschoben und hielten Schwaben besetzt.

Der arme Herzog von Mantua sah sie bereits im Geiste auf den Spitzen der Alpen erscheinen, schrecklicher noch als die Cimbern und Teutonen, welche sich ehemals längs der Schneewände hinabgleiten ließen und auf ihren Schilden über die Flüsse setzten.

Alles dies machte dem Grafen von Moret einen langen Aufenthalt in Mantua unmöglich. Er hatte dem Kardinal versprochen, unverzüglich zurückzukehren und Teil an dem Feldzuge zu nehmen; andererseits drängte ihn der Herzog, bald abzureisen und dem Könige seine Lage zu schildern; eine Lage, so schwierig, dass der Baron von Lautrec fast bedauerte, seine Tochter nun bei sich zu haben.

An dem Tage nach ihrer Ankunft hatte Isabella eine längere Unterredung mit ihrem Vater. Dieser machte sie mit den Verpflichtungen bekannt, die er gegenüber dem Baron von Pontis eingegangen war; Isabella aber sprach offen von ihrer Liebe zu dem Grafen von Moret und von den Versprechungen, die zwischen ihm und ihr getauscht worden waren. Von so guter Geburt auch Herr von Pontis sein mochte, so trug in dieser Beziehung Anton von Bourbon nicht nur über ihn, sondern auch über alle Edelleute den Sieg davon, die nicht von königlicher Abstammung waren. Der Baron begnügte sich daher, den Grafen in sein Kabinet zu rufen und ihn über seine Absichten zu befragen, welche ihm dieser mit seiner gewöhnlichen Offenheit darlegte, indem er ihm noch überdies versprach, der Kardinal würde ihm beistehen, sein Wort mit Ehren zurücknehmen zu können.

Doch sagte der Baron dem Grafen, dass er, im Falle dieser getödtet würde oder andere Verbindungen einginge, seine Autorität über seine Tochter geltend machen würde, eine Autorität, auf die er nur zu Gunsten des Kardinals verzichte, und dass er dann von Seite Isabella's seinen Widerstand dulden würde.

Am Abend nach dieser doppelten Erklärung gingen die beiden Liebenden Arm in Arm an dem Ufer des Flusses, den Virgil besingt, spazieren, und erzählten einander die Unterredungen, die sie mit dem Baron gehabt hatten, mit den kleinsten Nebenumständen. Isabella hoffte nicht sehr, aber da ihr der Graf das Versprechen gab, sich nicht tödten zu lassen, auch keine andere Gattin zu wählen, so gab sie sich endlich zufrieden.

Wir haben uns absichtlich des Wortes Gattin bedient, weil wir annehmen, dass, so sehr Anton von Bourbon der Sohn des geraden Monarchen Heinrich IV. war, sich diesmal in seine Rede eine jener Spitzfindigkeiten eingeschlichen hatte, von welcher Heuchler einen so guten Gebrauch zu machen wissen. In der Verbindlichkeit, die er einging, sich nicht tödten zu lassen, war gewiss kein Hintergedanke; wir wagen jedoch zu behaupten, dass er bei dem Versprechen, nie eine andere Gattin zu haben, die Worte wohl erwogen hatte. Man wird in unserer Erzählung nämlich bald sehen, dass sich dieses Versprechen nicht auch auf Geliebte bezog und in den Augenblicken, wo der Teufel ihn versuchte – und die treuesten Liebenden haben solche Augenblicke, auch wenn sie nicht Söhne des Ketzers Heinrich IV. waren, – dass also in Augenblicken, wo der Teufel ihn versuchte, der junge Baske Jacquelino in einer Feuerwolke seine üppige, begehrliche Cousine Marina an sich vorüber schweben sah, welche sich wie ein Salamander im Feuer behaglich zu befinden schien und ihm aus ihren Feueraugen zwei Strahlen zuwarf, deren einer sein Herz verbrannte, während der andere seine Sinne verwirrte.

Und hatte er nicht auch einst im Vorzimmer Maria's von Gonzaga jener Herzensverbrennerin ein Versprechen gegeben, gleich jenen, welche man dem Satan zu geben pflegt, und welche sich nur auf dem Grunde der Hölle lösen lassen?

Wir wagen nicht zu behaupten, dass in dem Augenblicke, wo der Graf Isabellen das keusche Gelübde ablegte, die profanen Worte jener Venus Astarte in seinen Ohren tönten; was wir aber wissen, ist, dass der Graf den heidnischen Fluss, den man den Mincio nennt, als Zeugen für ungenügend erachtete; dass er zur Befestigung dieses Gelübdes die feierliche Beleuchtung durch die Lampen eines Gotteshauses und nicht durch die mythologischen Sternbilder des Himmels begehrte. Er bat also Isabella, den Eid in einem christlichen Tempel und in Gegenwart Gottes zu erneuern. Die Erinnerung daran sollte zugleich noch lebhafter durch einen Ring erhalten werden, welchem der Tag eingegraben war, an dem sie einander den Schwur leisteten.

Isabella versprach Alles, was ihr Geliebter von ihr begehrte. Wie ihre Landsmännin Julia, deren Grab sie berühren konnte, wenn sie die Hand danach ausstreckte, hatte sie nur einen Wunsch, den, die Wünsche des geliebten Mannes zu erfüllen.

Am anderen Tage um dieselbe Stunde, d. h. um neun Uhr Abends, glitten zwei Schatten, von denen einer dem anderen um mehrere Schritte voranging, durch eine Seitentür in die St. Andreaskirche, und bei dem Scheine der Lampen, die zum Andenken an die von verschiedenen Heiligen verübten Wunder stets vor den Motivaltären brennen, gingen sie zu dem Hauptaltare von unserer lieben Frau der Engel, ein reizender Name, der auf den noch lieblicheren Namen unserer lieben Frau der Liebe folgte, unter dem die heilige Jungfrau zuerst um ihren Beistand angefleht worden war, bis, ein halbes Jahrhundert zuvor, ein Bischof daran Anstoß genommen hatte.

Das junge Mädchen langte zuerst bei den Stufen an, und kniete nieder.

Der junge Mann folgte ihr und ließ sich ihr zur Rechten auf die Knie.

Es war ein herrliches Bild, diese Beiden, strahlend von Jugend und Schönheit, bei dem zitternden Lichte der ewigen Lampen zu sehen, wie sie feuchten Blickes ihr Köpfchen zu Boden senkte, und er sein Haupt hoch erhoben trug, während das Glück aus seinen glänzenden Augen strahlte.

Beide verrichteten ein stilles Gebet; wenn wir sagen: Beide, so verbürgen wir dies wenigstens in Beziehung auf Isabella von Lautrec. Ohne Zweifel bildeten sich bei ihr die aus dem Herzen strömenden Worte auf ihren Lippen zu einem inbrünstigen Gebete an die Mutter Gottes. Der Mann aber kann nur im Unglück beten; für das Glück hat er nichts als stammelnde Wünsche und heiße Seufzer.

Als diese erste Aufregung ihrer Herzen sich gelegt hatte, suchten sich ihre Hände, und zitternd legten sie sich in einander.

Isabella stieß einen Seufzer aus, in welchem Freude und Wehmut bebten; dann sprach sie, ohne zu bedenken, an welchem Orte sie sich befand:

»Ach, mein Freund, wie sehr, wie sehr liebe ich Dich!«

Der Graf blickte die Madonna an.

»O,« rief er, »die Madonna hat gelächelt; auch ich liebe Dich, meine angebetete Isabella!«

Die Köpfe Beider senkten sich unter der Last ihres Glückes.

Der Graf hielt erst die Hand Isabella's gegen seine Brust gepresst, dann führte er sie an seine Lippen; darauf zog er einen Ring von seinem kleinen Finger und steckte ihn an ihre Hand, indem er sagte:

»Heilige Mutter Gottes, Beschützerin menschlicher und göttlicher Liebe, die Du den reinen Neigungen zulächelst, wie Du der unsrigen zugelächelt hast, sei Zeuge, dass ich mich mit einem Schwure verpflichte, nie eine Andere als Isabella von Lautrec zur Gattin zu nehmen. Wenn ich meinen Eid breche, so strafe mich!«

»O nein, heilige Jungfrau, strafe ihn nicht!« bat Isabella.

»Isabella!« rief der Graf in leidenschaftlicher Erregung und wollte sie in seine Arme schließen.

Aber sie entwand sich im Bewusstsein des heiligen Ortes seiner Umarmung.

»Hochgeehrte und mächtige Madonna,« sagte sie, »höre den Schwur, den ich meinerseits vor Dir ablege; ich schwöre hier zu Deinen Füßen, die ich küsse, dass ich von heute an mit Leib und Seele dem Manne angehöre, der soeben diesen Ring an meinen Finger gesteckt hat, und dass ich, wenn ersterben, oder, was schlimmer wäre, seinen Schwur vergessen sollte, keines Mannes Gattin, sondern die Braut Deines himmlischen Sohnes werde.«

Ein Kuß erstickte diese letzten Worte auf den Lippen Isabellas.

Und die Madonna lächelte über den Kuß des Grafen, wie sie über den Ausruf Isabella's gelächelt hatte, denn sie erinnerte sich daran, dass sie unsere liebe Frau der Liebe geheißen hatte, ehe sie unsere liebe Frau der Engel genannt wurde.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»