Читать книгу: «Seewölfe Paket 34», страница 21

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„Wir sollten jetzt von Bord gehen, Capitán“, drängte der Erste erneut. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“

Garcia blieb störrisch. Er lauschte auch weiterhin dem zischenden Geräusch, das rasch anschwoll und lauter wurde. Aber genau genommen waren da mehrere Geräusche, die sich kaum noch voneinander unterscheiden ließen. Das eine war das unheimliche Zischen, das andere das Gurgeln und Brausen von eindringendem Wasser, und das dritte war das Knacken und Krachen, Knistern und Ächzen in den Planken und dem Rumpf der Galeone. Das Zischen begann jedoch, alle anderen Geräusche immer stärker zu überlagern.

Durch die Ritzen in den Planken drang Feuer, das sich in einer gekrümmten Linie von der Kuhl nach achtern fraß. Glühende Schlangen schossen durch das Schiff.

Molina trat an eine Stelle, wo Glut und Feuer das Schanzkleid völlig zerfressen hatten. Er konnte auf die Rüste blicken, auf der es ebenfalls kokelte und qualmte.

„Na los!“ schrie er Garcia an. „Auf was warten Sie noch? Heilige Mutter Maria, wir fliegen gleich in die Luft!“

Bei dem letzten Wort ging achtern auf der Galeone etwas mit urweltlichem Getöse hoch. Planken wölbten sich und flogen splitternd nach oben. Armdicke Holzteile von der Querbalustrade wirbelten durch die Luft. Das ganze Achterdeck schien abzuheben.

Molina sah noch einen grellen Blitz, der ihm in den Augen schmerzte und ihn so blendete, daß er nichts mehr erkennen konnte. Den donnernden Knall hörte er nicht mehr.

Eine Druckwelle fegte ihn außenbords. Er sah das Wasser auf sich zurasen und griff haltsuchend um sich.

Noch während er in die warmen Fluten der Bucht eintauchte, bemerkte er Garcia, der die Arme ausgebreitet hatte, als wollte er das Fliegen lernen. Die Ärmel seiner Uniformjacke sahen wie große Flügel aus, sein Mund war wie zu einem Entsetzensschrei geöffnet. Aber kein Ton drang über seine Lippen.

Dann versank für Molina die Welt für lange Augenblicke. Als er auftauchen wollte, um Luft zu holen, wurde er von einem anderen Körper gleich wieder unter Wasser gedrückt.

Er schlug um sich, schluckte Wasser und befreite sich schließlich von dem Körper. Es war Garcia, den der Explosionsdruck ebenfalls über Bord gefegt hatte.

Der Capitán hatte eine blutige Schramme an der Stirn. Ein Zahn war ihm durch ein Trümmerstück ausgeschlagen worden. Auch seine Lippen bluteten.

„Jetzt – jetzt ist sie erledigt“, stöhnte Garcia, während er neben seinem Ersten Offizier auf die „Ghost“ zuschwamm, die vor der Einmündung der Bucht lag. „Aber wir kriegen diesen englischen Bastard noch, verlassen Sie sich drauf.“

„Zunächst ist einmal wichtig, daß wir uns selbst in Sicherheit bringen“, sagte Molina kühl.

Anfangs hatte er noch Spaß daran gehabt, El Lobo del Mar erbarmungslos zu jagen, doch jetzt war ihm dieser Spaß gründlich vergangen und sein Interesse an der zweifelhaften Jagd so gut wie erloschen.

Es war eine traurige Bilanz, die er zog. Sie hatten die halbe Welt durchquert, um auf die Spur des Seewolfs zu stoßen. Jetzt, da sie glaubten, ihn endlich zu haben, verloren sie ihr Schiff und waren auf die Hilfe eines mehr als fragwürdigen Engländers angewiesen. Molina hatte auch seine gesamten Habseligkeiten verloren, und diese Tatsache vergällte ihm den Spaß auf Rache.

Sie hatten den Kampf verloren und mußten sich damit abfinden. Aber Garcia gab nicht auf, das bewiesen seine Worte. Er war von einem krankhaften Haß erfüllt, einem Haß, der ihn unermüdlich weitertrieb.

„Wir kriegen ihn schon noch, Molina“, keuchte er. „Es ist nur eine Frage der Zeit. Aus dieser Bucht kann er nicht mehr heraus. Ich werde mit Ruthland das weitere Vorgehen besprechen. Notfalls hungern wir die Bastarde aus.“

Der Erste schwamm weiter auf die Karavelle zu. Er gab keine Antwort. Er wußte auch nicht, was er hätte erwidern sollen. Er war nur müde und wollte vorerst seine Ruhe haben.

„Haben Sie nicht gehört, was ich sagte?“ fauchte Garcia. „Sie tun ja so, als ginge Sie das alles nichts mehr an. Aber noch bin ich der Capitán, auch wenn ich kein Schiff mehr habe. Das entbindet Sie nicht von der Pflicht, mir gegenüber Gehorsam zu zeigen.“

„Es ist alles zwecklos geworden“, sagte Molina ruhig. „Mit der lächerlichen Karavelle werden Sie Killigrew niemals erwischen. Wir haben es ja nicht mal mit einem schwerarmierten Kriegsschiff geschafft.“

„Weil die Kerle mit dem Satan im Bunde stehen!“ schrie Garcia. „Sie haben ihre Seelen gegen unser Schiff verpfändet, und der Böse hat ihnen geholfen. Aber jetzt haben sie nichts mehr zu verpfänden, denn ihre Seelen sind verloren.“

„Wie Sie meinen, Capitán.“ Aus Molinas Worten sprach völlige Gleichgültigkeit. Er hatte die Nase voll.

Vor ihnen wuchs die Karavelle auf und wurde immer größer. Aus den Augenwinkeln sah Garcia drei stumme Gestalten im Wasser der Bucht. Sie trieben mit dem Gesicht nach unten und waren tot.

Eine Jakobsleiter war von der Karavelle außenbords gehängt worden. Oben, an der Pforte des Schanzkleides, stand Ruthland und neben ihm Lefray, der Kerl mit dem fürchterlichen toten Auge. Beide musterten schweigend die Spanier. Es half ihnen auch niemand beim Aufentern.

Tropfnaß, verschmiert und verdreckt enterten sie mit ihren vollgesogenen Klamotten auf, bis sie schnaufend an Deck standen.

Ein paar andere von der „Aguila“ befanden sich ebenfalls an Bord und wirkten ziemlich teilnahmslos und ermattet. Es waren nicht mehr viel. César Garcia konnte sie an den Fingern beider Hände abzählen, einschließlich sich selbst und dem Ersten Offizier.

4.

Garcia wollte lospoltern, brüllen, sich irgendwie Luft verschaffen, doch Ruthland schnitt ihm das Wort ab, noch bevor er loslegen konnte.

„Keine Vorwürfe“, sagte er gallig. „Geben Sie mir nicht die Schuld an dem Desaster. Sie sind genauso betroffen.“

„Sie haben ja nicht mal die Bucht ansteuern können, ohne gleich am Ufer zu landen“, schnaubte Garcia. „Damit war unser geplanter gemeinsamer Zangenangriff von vornherein zum Scheitern verurteilt. Außerdem hatte ich nicht die geringste Ahnung, daß Killigrew mit dem Teufel paktiert, sonst wäre das alles nicht passiert.“

„Ein Pakt mit dem Satan, was?“ höhnte Ruthland. „Haben Sie ihn denn an Bord gesehen?“

„Haben Sie eine andere Erklärung dafür? Plötzlich stand ein riesiger Feuerball über dem Schiff, ohne daß auch nur eine einzige Kanone abgefeuert worden war. Das passierte aus heiterem Himmel. Und da wollen Sie behaupten, hier ginge alles mit rechten Dingen zu?“

„Stimmt, das war unheimlich“, gab Ruthland zu. „Aber Sie haben Ihren Schußwinkel verfehlt, sonst wäre der Bastard auf der Stelle in die Luft geflogen.“

„Aber ich habe wenigstens gefeuert, während Sie offenbar geschlafen haben.“

Der massige Ruthland sah sein tropfnasses Gegenüber kalt an.

„Halten wir doch mal folgendes fest, Spanier: Sie haben Ihr Schiff und den größten Teil Ihrer Mannschaft bei einem ungeschickten Agieren und im Übereifer verloren. Sie haben jetzt nur noch ein nutzloses Wrack, mit dem Sie nichts mehr anfangen können. Zudem sind Sie jetzt Gast an Bord meiner Karavelle. Und als solcher möchte ich Ihnen doch empfehlen, einen anderen Ton anzuschlagen. Ich liebe es nicht, angebrüllt zu werden, damit das klar ist. Und ich lasse mich auch nicht von Ihnen beleidigen. Ich habe mein Schiff nur vorsorglich in Sicherheit gebracht, um nicht ebenfalls diesem tückischen Feuer ausgesetzt zu werden.“

Hugh Lefray musterte die beiden Spanier ebenfalls von oben bis unten. Er grinste hinterhältig, als er sah, daß Garcia knallrot anlief. Während sein linkes Auge belustigt funkelte, blieb das rechte tot und weiß, und nichts bewegte sich darin.

„Der Captain hat gesprochen“, sagt er hämisch grinsend. „Und wenn es Ihnen hier bei uns an Bord nicht gefällt, sollten Sie bei Killigrew um Gastfreundschaft nachsuchen.“

Garcia zitterte unmerklich. Der Erste stand reglos neben ihm, als ginge ihn das alles nichts an.

„Ich habe mir fast gedacht, daß ich nach dem Untergang meines Schiffes bei Ihnen ein ungern gesehener Gast bin“, sagte er mit mühsamer Beherrschung. „Aber noch haben wir ein gemeinsames Ziel – nämlich El Lobo del Mar. Aus diesem Grund haben wir uns zusammengetan, und ich hoffe doch nicht, daß Sie dieses Ziel aus den Augen verlieren, Engländer.“

„Bisher war ich es, der Killigrew Schaden zugefügt hat“, entgegnete Ruthland überheblich. „Ich habe dafür gesorgt, daß in Surat kein lausiger Hund auch nur noch einen Knochen von ihm nimmt. Er kann sich hier nirgendwo mehr blicken lassen. Dieses Ziel werde ich auch weiter verfolgen, aber sehr vorsichtig, denn durch Schaden wird man bekanntlich klug. Wir werden sehen, war wir unternehmen können.“

„Na gut“, knurrte Garcia verärgert.

Am liebsten hätte er sich auf diesen überheblichen Kerl gestürzt, doch das war unmöglich. In der gegenwärtigen Situation mußte er froh sein, daß er auf der Karavelle Aufnahme fand. Ruthland hätte nach dem großen Mißerfolg einfach weitersegeln können.

„Da schwimmen noch etliche meiner Leute im Wasser“, sagte er. „Viele andere sind blindlings in die Mangroven geflüchtet. Ich schlage vor, wir suchen sie erst mal.“

„Die Leute im Wasser sind tot“, erwiderte Ruthland kalt. „Wer mit dem Gesicht nach unten schwimmt, ist längst abgenippelt. Mit toten Männern können wir nichts anfangen.“

„Aber mit den anderen im Dschungel“, sagte Molina schluckend. „Außerdem haben Sie etliche Schiffbrüchige abgewiesen.“

„Falls das ein Vorwurf sein soll, kann ich nicht mal darüber lachen, Señor. Sie sehen ja, wie beengt es auf der Karavelle zugeht. Ich habe mit Ihnen zusammen zehn Mann mehr an Bord, das sind zehn Mann zuviel. Sie werden daher Verständnis aufbringen, daß ich mich nicht auch noch um die anderen kümmern kann. Sie werden nach Surat finden und sich durchschlagen. Davon bin ich überzeugt. Ich kann Ihnen leider nicht helfen.“

Garcia entgegnete nichts darauf. Er überlegte nur, wie er an Ruthlands Stelle gehandelt hätte. Er war ebenfalls skrupellos, und ein Leben galt ihm nur dann etwas, wenn es Profit brachte. Brachte aber ein Schiffbrüchiger Profit? dachte er zynisch. Nein, er hätte vermutlich ebenso gehandelt und die anderen Kerle ihrem Schicksal überlassen.

Der umherirrende Rest seiner Mannschaft berührte ihn daher auch nicht weiter. Die Kerle waren von Bord desertiert, indem sie einfach vor dem Feuer kapitulierten. Sie waren fahnenflüchtige Halunken, über die er sich nicht länger den Kopf zerbrechen wollte.

Jetzt galt es, sich nicht weiter mit Ruthland anzulegen, denn das brachte nur Ärger ein. Er konnte noch froh sein, daß der Engländer ihn aufgenommen hatte, sonst würde er jetzt auch im Dschungel umherirren und nicht wissen, wie es weitergehen sollte.

Scheinbar versöhnlich streckte er Ruthland die Hand hin, der sie auch etwas erstaunt nahm. Garcia belustigte der Gedanke, daß er Ruthland nach erfolgreichem Gefecht abserviert hätte. Der Teufel sollte den verdammten Engländer holen.

„Vertragen wir uns“, sagte er, wobei er sich zu einem Lächeln zwang. „Wir haben einen gemeinsamen Gegner, den wir erledigen wollen. Wir sollten uns überlegen, wie wir das am besten anpacken können.“

Ruthland war etwas mißtrauisch, weil der Sinneswandel so überraschend schnell erfolgt war.

„Einverstanden“, sagte er. „Es ist auch besser so. Allerdings sehe ich vorerst keine Möglichkeit, den Seewolf anzugreifen. Durch die Bresche geht die Karavelle nicht, und ich habe auch nicht die Absicht, mich ihm offen im Kampf zu stellen, sonst ergeht es mir wie Ihnen.“

„Wir haben andere Möglichkeiten, ihm zu schaden“, sagte Garcia eifrig. „Wir könnten ihm beispielsweise die Miliz von Surat auf den Hals hetzen, indem wir seinen Liegeplatz verraten. Der Padischah hat noch eine Rechnung mit ihm offen und würde sich freuen, die Kerle hängen oder köpfen zu lassen, wie er es vorhatte.“

„Das wäre eine Idee“, erwiderte Ruthland nachdenklich. „Die Bastarde sind ja ausgekniffen und haben alles durcheinandergebracht. Was haben Sie noch für Vorschläge?“

„Wir könnten ihn aushungern“, schlug der Spanier vor. „Nach der Reparatur muß er die Bucht verlassen, und das wird sehr schwierig. Ich habe die Galeone so auf Grund gesetzt, daß er praktisch nicht mehr heraus kann. Beim Verlassen können wir ihn angreifen.“

Der schwergebaute Mann schüttelte abweisend den Kopf. „Das halte ich für keine gute Idee. Wir würden ihm dann wieder gegenüberstehen, und er ist stärker als die ‚Ghost‘. Für ihn wäre es leicht, uns zusammenzuschießen. Möglicherweise läßt er auch dieses höllische Feuer über uns abregnen. Was ist das überhaupt für ein Zeug?“

„Ich weiß es nicht. Es muß mit dem Teufel …“

„Hören Sie doch mit dem Teufel auf!“ fuhr Ruthland ihn an. „Dahinter steckt etwas ganz anderes. Ich beobachtete, daß Ihre Männer versuchten, die überall aufflackernden Brände zu löschen, sofern sie es nicht vorzogen, von Bord zu verschwinden. Aber niemand schaffte es, das Feuer zu löschen. Ist das nicht merkwürdig? Lefray hat behauptet, es müsse sich um eine Art Griechisches Feuer handeln, das sogar auf dem Wasser brennt.“

„Ich weiß nicht, was es ist. Es scheint sich um Schwefel zu handeln. Es frißt sich blitzschnell ins Holz und ist tatsächlich nicht mehr zu löschen.“

Garcia drückte mit den Händen seine nassen Klamotten aus und fuhr sich auch über das Gesicht. Aber davon wurde er nur noch schwärzer und schmieriger. Er bemerkte auch, daß ihm keiner von Ruthlands Kerlen mit Respekt oder Achtung begegnete. Wahrscheinlich lag es an seinem völlig verdreckten Aufzug.

Daß sich die Halunken insgeheim über ihn amüsierten, entging ihm. Sie nahmen ihn einfach nicht so wichtig wie er sich selbst. Außerdem hatte er eine verheerende Niederlage erlitten. Ausgerechnet er, der vorher noch so groß herumgetönt und alles besser gewußt hatte. Jetzt war er in ihren Augen bis auf die Knochen blamiert, und keiner nahm ihn ernst.

Ruthland ließ das Thema mit dem Griechischen Feuer fallen und überdachte Garcias Vorschlag, die Seewölfe dem Padischah, auszuliefern. Vielleicht war das die eleganteste Lösung.

Andererseits war der Padischah ein unberechenbarer und zum Jähzorn neigender Mann, der es nicht gern sah, wenn Fremde sich in etwas einmischten, was sie gar nichts anging. Es würde endlose Fragereien geben, und gerade das wollte Ruthland vermeiden. Er hatte in Surat Kontakte geknüpft, die er sich nicht verderben wollte.

Garcia trat näher ans Schanzkleid und blickte durch die Bresche im Dschungel. Zwischen den Mangrovenwurzeln war die Schebecke in der Nähe einer Landzunge zu erkennen. Sie lag mit dem Heck dicht an einem sandigen Uferstreifen. Auch zwei Jollen waren zu erkennen.

Die Kerle taten so, als ginge sie das Geschehen in der anderen Bucht nichts mehr an. Sie beschäftigten sich mit der Reparatur ihres Schiffes und glaubten sich in Sicherheit.

In dem Spanier wallte der Zorn wieder hoch, als er das sah. Nur ein paar hundert Yards entfernt lag sein Todfeind, und er konnte absolut nichts gegen ihn ausrichten.

„Meine Vorschläge scheinen Ihnen nicht zu gefallen“, sagte er unmutig. „Warum nicht?“

„Der Vorschlag mit dem Aushungern gefällt mir überhaupt nicht“, erwiderte Ruthland achselzuckend. „Er verspricht keinen Erfolg.“

„Ich hatte noch einen anderen unterbreitet.“

„Der hört sich nicht schlecht an, behagt mir aber ebenfalls nicht so richtig. Mit dem Padischah halte ich geschäftliche Kontakte, und er könnte mir übelnehmen, wenn ich mich in Dinge einmische, die er lieber selbst in die Hand nimmt. Er ist ein sehr launischer Mann.“

„Aber er wollte die Kerle doch hinrichten lassen. Er war schließlich ganz versessen darauf, und jetzt kriegt er sie praktisch serviert.“

„Das verstehen Sie nicht“, sagte Ruthland. „Es wird ohnehin Ärger geben, wenn er erfährt, was hier vorgefallen ist. Wir brauchen zu allem seine Einwilligung. Ich möchte es nicht mit ihm verderben, die Handelsbeziehungen haben sich zu gut angelassen. Wir sollten hier besser verschwinden.“

„Und wohin?“

„Was bleibt Killigrew noch anderes übrig, als nach Bombay zu segeln, nachdem er hier nichts mehr zu suchen hat? Dorthin wird ihn sein nächster Weg führen. Wenn wir nach Bombay segeln, können wir dort eine Kampagne gegen ihn betreiben, die den gleichen Erfolg hat wie jene in Surat. Ich habe bereits Erfahrungen darin.“

„Was sollte er in Bombay?“

„Er hat den Auftrag, Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Nachdem ihm das hier mißlungen ist, wird er es weiter südlich versuchen, und da bleibt nur Bombay. In Goa kann er nichts erreichen, da sitzen die Portugiesen mit ihrer Monopolstellung. Dort könnten wir ihn ganz überraschend stellen, denn er muß nach erfolgter Reparatur hier so schnell wie möglich verschwinden. Er kann sich in Surat nicht mal mit Proviant eindecken, ohne Gefahr zu laufen, sofort gefangengenommen zu werden.“

„Sie sind sich Ihrer Sache ziemlich sicher, wie?“

„Ganz sicher. Sie mögen sich im Kriegswesen auskennen, ich bin mehr für den kommerziellen Bereich zuständig. Wenn wir den Boden in Bombay gründlich vorbereiten, ist er erledigt.“

Garcia mußte anerkennen, daß ihm Ruthland, was Abgefeimtheit und Heimtücke betraf, überlegen war. Der Engländer war ein hinterhältiger Intrigant, der es hervorragend verstand, andere anzuschwärzen und zu beschuldigen.

„Wenn wir jetzt verschwinden, dann lacht sich der Bastard ins Fäustchen“, sagte Garcia, dem ein kampfloser Rückzug nicht gefiel. „Wir sollten ihm zumindest noch einmal Stärke zum Abschied demonstrieren.“

„In welcher Form?“

Der Spanier lächelte verkniffen und bösartig. „Indem wir ihn von hier aus beschießen. Sie brauchen Ihr Schiff nur an meiner Galeone zu vertäuen und können dann durch die Bresche im Urwald feuern. So, wie er jetzt an Land liegt, kann er das Feuer nicht erwidern. Es ist also risikolos, aber es wird seine Arbeiten verzögern und ihm weiteren Schaden zufügen. Ein paar Treffer könnten wir schon anbringen. Überzeugen Sie sich selbst.“

Ruthland brauchte sich nicht zu überzeugen, er hatte es längst bemerkt, und diese Idee gefiel ihm wesentlich besser. Sie konnten von hier aus feuern und den Seewolf nerven. Sie würden sozusagen aus dem Hinterhalt feuern, und das war etwas, was Ruthland bevorzugte – einen Gegner zu beschießen, der sich nicht wehren konnte.

„Das hört sich nicht schlecht an“, meinte er. „Was hältst du davon, Hugh?“

Lefray grinste hinterhältig. „Wirklich nicht schlecht. Wir verpassen ihm ein paar Dinger und verschwinden dann. Das wird die Kerle aus der Ruhe bringen und ihnen gehörig zusetzen.“

„Kann ich meine Sachen wechseln?“ fragte Garcia. „Wir sehen ziemlich verdreckt aus.“

„Tun Sie das, Spanier. Wir werden inzwischen die Karavelle an Ihr Wrack verholen. Ich suche nur noch eine günstige Schußposition.“

Garcia ließ sich von seinen Leuten Wasser pützen und wusch sich. Immer wenn sein Blick auf den Trümmerhaufen fiel, der vor kurzem noch eine stolze Kriegsgaleone gewesen war, mußte er hart schlucken. Und wenn er dann noch Ruthland und seine Rabauken sah, wurde ihm übel.

5.

Den Arwenacks entging nicht, was draußen in der Bucht passierte. Die Galeone saß unverrückbar fest wie ein schwarzverbranntes Ungeheuer und versperrte die Ausfahrt.

Garcias Männer waren im Dschungel verschwunden oder trieben tot im Wasser. Nur ein paar von ihnen befanden sich an Bord der „Ghost“, die noch in der Bucht herumtrieb.

Das Wrack qualmte vor sich hin. Die lodernden Flammen waren durch starke Wassereinbrüche zwar erloschen, doch winzige Flammen zuckten immer wieder an vielen Stellen auf, bis der Monsunregen auch sie langsam erstickte. Qualm und Rauch hatten sich über die gesamte Bucht verteilt.

Hasard und Don bemerkten auch, wie Garcia und Molina an Bord der Karavelle aufenterten. Beide sahen wie rußgeschwärzte Teufel aus und schienen nicht gerade erfreut aufgenommen zu werden.

„Bin gespannt, was die aushecken“, sagte der Seewolf. „Zunächst mal scheinen sie sich zu streiten, wie ich das nicht anders erwartet habe. Einer wird den anderen jetzt mit Vorwürfen überhäufen. Was würdest du an ihrer Stelle tun, Juan?“

„Abhauen“, erwiderte Juan lakonisch. „Ich würde verschwinden, weil ich kein Bein mehr auf die Planken kriege. Aber sie werden es nicht tun, dazu sind sie viel zu sehr vom Haß zerfressen, und Haß läßt einen blind gegen Gefahr werden.“

Hasard nickte bedächtig. „Da hast du ein wahres Wort gesprochen. Sie werden noch einmal versuchen, uns zu schaden, und da gibt es mehrere Möglichkeiten, die wir ja besprochen haben.“

„Was tun wir denn, wenn die Reparatur beendet ist?“ fragte Juan.

„Auch abhauen“, sagte Hasard, „und zwar so schnell wie möglich. Wir segeln den Tapti abwärts und verschwinden, um uns keinen weiteren Ärger einzuhandeln.“

„Vor das Verschwinden haben die Götter das Wrack gesetzt“, sagte der Spanier spöttisch. „Aber angenommen, wir gelangen aus der Bucht wieder hinaus?“

„Ich habe schon mit Ben darüber gesprochen. Wir segeln nach Bombay, um dort unsere königliche Mission zu erfüllen. Irgendwo in Indien werden wir ja wohl Kontakte anknüpfen können.“

„In Bombay waren schon Donegal und deine Söhne, aber uns kennt dort noch niemand, und Ruthlands Intrigen haben wir da ebenfalls nicht zu fürchten.“

In der Bucht schien jetzt grell die Sonne. Etliche ihrer hellen Strahlen durchbrachen das Dschungeldickicht und beschienen auch das qualmende Wrack, das wie ein gestrandeter Wal aussah und dunklen Rauch verströmte.

„Sie legen an dem Wrack an“, sagte Juan nach einer Weile.

Die meisten Arwenacks blickten hinüber.

Die „Ghost“ wurde mit langen Bootshaken vorsichtig an das Wrack heranmanövriert. Es ging recht umständlich zu. Ruthlands Kerle tasteten sich buchstäblich an das qualmende Ungeheuer heran. Sie hatten Angst, selbst Feuer zu fangen, denn hin und wieder stoben kleine rote Funken explosionsartig aus zerplatzendem Holz nach oben.

„Sie werden noch etwas abbergen wollen“, meinte Dan O’Flynn. „In dem Wrack sind schließlich ihre ganzen Habseligkeiten geblieben.“

„Das Zeug dürfte völlig durchnäßt und verschmiert sein“, sagte Hasard. „Das Schiff ist ja bis fast an die Decks auf Grund gegangen. Da ist nicht mehr viel zu holen.“

„Was bezwecken sie sonst?“

„Abwarten. Die Kerle haben etwas vor.“

An dem Wrack wurden zwei Leinen befestigt, etwas später noch eine dritte. Etliche Männer waren damit beschäftigt, Wasser auf die Planken der Karavelle zu pützen, damit die Decks naß blieben. Die Arbeit war überflüssig, denn auf dem Schiff glänzte alles vor Nässe durch den ständigen Regen, der jetzt allerdings schwächer wurde. Aber Ruthland hatte große Angst um sein Schiff, was ihm nicht zu verdenken war.

Sie holten die Karavelle so weit herum, bis die Breitseite an Steuerbord gut zu erkennen war.

Diese Breitseite war jetzt nach ein paar weiteren langwierigen Manövern genau auf die Bresche im Dschungel ausgerichtet.

Wieder wurde drüben diskutiert. Allerdings ging kein einziger der Kerle auf das Wrack, wie Dan O’Flynn angenommen hatte. Sie gossen lediglich noch ein paar Pützen Wasser hinüber. Der Erfolg war der, daß pechschwarze Rußwolken zum Himmel stiegen, wo das Wasser schwallartig auftraf. Hasard glaubte das Zischen bis hierher zu hören.

„Die nehmen uns wahrhaftig unter Feuer“, sagte der Seewolf fassungslos. „Sie haben offenbar immer noch nichts gelernt.“

Etliche Männer waren an den Kanonen zu sehen, wo sie eifrig hantierten und herumwerkten.

Es waren nur kleine Kanonen, die die Karavelle an Bord hatte, aber die Arwenacks befanden sich in der unglücklichen Lage, sich nicht zur Wehr setzen zu können. Sie konnten jetzt – halb auf dem sandigen Uferstreifen liegend – ihre Siebzehnpfünder nicht einsetzen. Sie waren so wehrlos, wie sie es zuvor mit dem beschäftigten Ruder schon gewesen waren.

„Das sieht den Halunken ähnlich, aus dem Hinterhalt zu feuern, wenn sie selbst nichts zu befürchten haben“, sagte Al Conroy empört. „Sie können uns mit etwas Glück sogar treffen. Daran hätten wir denken sollen, Sir.“

Hasard glaubte, einen leichten Vorwurf in der Stimme des dunkelhaarigen Stückmeisters herauszuhören.

„Es sind mehr als dreihundert Yards Entfernung, Al. Da muß es schon wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn sie uns treffen. Außerdem liegen wir mit dem größten Teil der Schebecke hinter der Landzunge. Ruthland will wohl bloß einen kleinen Nervenkrieg anzetteln, um uns von der Arbeit abzuhalten.“

„Wenn wir wenigstens zurückfeuern könnten, Sir. Aber der Winkel unserer Culverinen ist so schlecht, daß es absolut ausgeschlossen ist.“

„Wir werden uns von dieser Laus im Pelz nicht lange beeindrucken lassen, Al“, versprach der Seewolf. „Du kannst ja noch mal das Abschußgestell für die Brandsätze einrichten. Wir jagen ihm einen Brandsatz hinüber, und dann sind wir ihn los.“

„Das wird wohl das beste für uns sein, damit wir endlich Ruhe haben“, murmelte Al. „Im offenen Kampf trauen sich die Halunken ja nicht an uns heran, und schließlich müssen wir uns zur Wehr setzen.“

„Wir könnten auch ein Kommando zusammenstellen“, schlug Carberry vor, „das auf der linken Seite durch den Dschungel pirscht. Vom Land aus könnten wir sie mit Musketen unter Feuer nehmen.“

Hasard überlegte und schüttelte dann den Kopf.

„Das würde uns zu lange aufhalten, Ed, und bedeuten, daß wir weitere Männer abstellen müßten. Auf diese Weise werden wir mit den Arbeiten überhaupt nicht mehr fertig.“

Auf der Karavelle hatten sich jetzt etliche bärtige Typen um die kleinen Kanonen geschart. Ihre Absicht war unverkennbar. Sie wollten durch die Bresche in den Mangroven feuern, in der Hoffnung, ein paar Treffer zu erzielen.

Hasard ließ das ziemlich kalt. Wenn die Burschen zu lästig wurden oder womöglich doch einen Treffer anbrachten, würden sie einen Brandsatz zurückfeuern. Ruthland würde sich dann gut überlegen, ob er seine feigen Angriffe aus dem Hinterhalt fortsetzte.

Al Conroy, dem über die Hinterhältigkeit der Engländer die Empörung im Gesicht geschrieben stand, war schon dabei, das Abschußgestell neu einzurichten. Währenddessen arbeiteten etliche andere Arwenacks an dem Ruder und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Der Treffer im Schanzkleid war nicht so wichtig. Ein Teil war zwar durchschlagen worden, doch das beeinträchtigte die Seetüchtigkeit der Schebecke nicht. Tucker hatte die Beschädigung ohnehin als ein „etwas groß geratenes Speigatt“ bezeichnet.

Hasard sah einen grellen Funken an Deck der Karavelle.

„Achtung! Sie feuern!“ rief er.

Es gab eine lange Stichflamme, ein Rauchwölkchen und eine Sekunde nach dem Aufblitzen einen dumpfen Knall.

Ein Dreipfünder heulte durch die Luft. Die Kerle beugten sich vor, um den Einschlag der Kugel besser erkennen zu können.

Der Dreipfünder raste durch die Bresche, riß eine Stelzwurzel von einer Mangrove und wurde dadurch abgelenkt. Rauchend klatschte er ins Wasser neben der schmalen Durchfahrt. Eine kleine Säule sprang hoch.

„Fliegendreck“, knurrte Carberry verächtlich. „Die müssen sich erst noch einschießen, diese Banausen.“

Der zweite Dreipfünder wurde auf der „Ghost“ gezündet. Lautlos blitzte es auf, gleichzeitig erschien das Qualmwölkchen, und einen Lidschlag später war erst der Knall zu hören. Fast gleichzeitig mit dem Knall klatschte die Kugel etwa sechzig Yards vor der Schebecke ins Wasser der Bucht und wirbelte es auf.

Drüben war Gebrüll zu hören, als hätten die Kerle einen großen Sieg errungen. Einige rissen die Arme hoch.

Die abgefeuerten Stücke wurden nachgeladen. Ein Mann beugte sich über das Rohr und peilte darüber hinweg. Dann korrigierte er das Geschütz mit Geschrei und gestenreichen Bewegungen.

Der dritte Schuß war ein Fünfpfünder. Der Mann, der die Kanone ausrichtete, mußte einen schlechten Tag erwischt haben. Die Kugel fuhr in den Wedel einer großen Palme und rauschte danach weiter in den Dschungel, wo sie eine kleine Bresche schlug. Ein paar unreife Kokosnüsse fielen herab, begleitet von ein paar Wedeln.

Diesmal riß keiner die Arme hoch. Nach dem Knall war es sehr ruhig geworden. Diese Stille wurde von Old O’Flynns schadenfrohem Gelächter durchbrochen. Wenn Old Donegal dieses höllische Gelächter ausstieß, hörte es sich an wie das Meckern eines Ziegenbocks.

Den Kerlen drüben mußte ein Schauer über die Rücken laufen. Aber das meckernde Gelächter versetzte sie in Wut.

Als es verebbte, wurde wieder gefeuert. Ein erneuter Fehlschuß, überhastet abgefeuert, ließ Old Donegal wieder laut losbrüllen.

„Mehr Steuerbord!“ brüllte der Profos hinüber. „Und gleichzeitig etwas weiter voraus, sonst trefft ihr nie!“

Bis auf etwa dreißig Yards schoß sich Ruthland ein. Keine seiner Kugeln erreichte die Schebecke. Er zauberte lediglich ein paar Säulen aus dem Wasser.

Danach schwiegen die Rohre für eine Viertelstunde. Drüben berieten sie jetzt, wie sie ein paar Treffer anbringen konnten. Sie kamen jedoch an dem Wrack nicht vorbei und konnten sich nicht weiter der engen Durchfahrt nähern. Das Wrack gestattete keine Bewegungsmöglichkeit.

Als die Viertelstunde um war, wurde aus dem ersten Rohr wieder ein Dreipfünder abgefeuert. Sie hatten das Geschütz unterkeilt und schossen jetzt in einem steilen Winkel.

Von der Schebecke aus konnte man die Kugel sehen, wie sie in den Himmel stieg, ihre Gipfelhöhe erreichte und dann nach unten sauste.

Vor der Landzunge fiel sie in den Ufersand und riß ein Loch in den Boden. Die Entfernung bis zur Schebecke betrug diesmal knapp zwanzig Yards.

Hasard ließ noch zwei weitere Schüsse über sich ergehen. Eine Kugel flog gefährlich dicht am Bug vorbei.

Der Seewolf hatte jetzt genug. Er drehte sich auf dem Achterdeck um und legte die Hände trichterförmig an den Mund. Sie hörten ihn drüben überdeutlich, denn wenn er brüllte, war das noch lauter, als wenn der Profos losböllerte. Und der hatte immerhin eine gewaltige Stentorstimme.

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9783966881081
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