Tarzan – Band 1 – Tarzan und die weiße Frau

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Из серии: Tarzan bei Null Papier #1
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Leben und Tod

Der Mor­gen fand die bei­den nur we­nig er­frischt, ob­wohl sie dem Ta­ges­grau­en mit ei­nem Ge­fühl der Er­leich­te­rung ent­ge­gensa­hen.

So­bald sie ihr Früh­stück, be­ste­hend aus ge­sal­ze­nem Schwei­ne­fleisch, Kaf­fee und Schiffs­zwie­back, ein­ge­nom­men hat­ten, be­gann Clay­ton mit dem Bau des Hau­ses, denn er sah ein, dass sie auf kei­ne Si­cher­heit und kei­ne Ruhe in der Nacht rech­nen konn­ten, so­lan­ge nicht vier star­ke Wän­de das Le­ben des Dschun­gels von ih­nen ab­schloss.

Die Auf­ga­be war schwie­rig und er­for­der­te den größ­ten Teil ei­nes Mo­nats, ob­schon es sich nur um einen klei­nen Raum han­del­te. Clay­ton bau­te die Hüt­te aus schma­len Baum­stäm­men von etwa sechs Zoll im Durch­mes­ser. Die Rit­zen ver­schmier­te er mit Lehm, den er ei­ni­ge Fuß tief in der Erde fand.

An ei­nem Ende leg­te er eine Feu­er­stel­le aus klei­nen Stei­nen vom Stran­de an. Die­se wur­den eben­falls mit Lehm ver­schmiert. Als das Haus fer­tig war, be­warf er die gan­ze Au­ßen­sei­te mit ei­ner vier Zoll di­cken Lehm­schicht.

In die Fens­ter­öff­nung brach­te er waa­ge­rech­te und senk­rech­te Äste von etwa ei­nem Zoll im Durch­mes­ser an, die so ver­floch­ten wa­ren, dass sie ein fes­tes Git­ter bil­de­ten, das auch ei­nem kräf­ti­gen Tier wi­der­ste­hen konn­te.

So er­hiel­ten sie die nö­ti­ge Luft, ohne be­fürch­ten zu müs­sen, die Si­cher­heit ih­rer Hüt­te zu ver­min­dern.

Das nach zwei Sei­ten steil ab­fal­len­de Dach war aus schma­len, dicht an­ein­an­der­ge­füg­ten Äs­ten ge­bil­det, die mit lan­gem Dschun­gel­gras und Palm­we­deln be­deckt wa­ren, über die noch eine Lehm­schicht kam.

Die Tür fer­tig­te er aus Bret­tern der Kis­ten an; er na­gel­te ein Brett auf das an­de­re und dann an­de­re quer dar­über, bis er eine so so­li­de Tür zu­sam­men­ge­na­gelt hat­te, dass sie bei­de dar­über ver­gnügt wa­ren, als sie das fer­ti­ge Werk be­gut­ach­te­ten.

Jetzt stand Clay­ton aber vor der größ­ten Schwie­rig­keit, denn er hat­te nichts, um die mas­si­ve Tür ein­zu­hän­gen. Nach zwei­tä­gi­ger Ar­beit ge­lang es ihm aber, zwei Schar­nie­re aus Hart­holz an­zu­fer­ti­gen, und mit die­sen häng­te er die Tür ein, so­dass sie sich leicht öff­nen und schlie­ßen ließ.

Das Ver­put­zen und die üb­ri­gen letz­ten Ar­bei­ten nahm er erst vor, als sie schon ein­ge­zo­gen wa­ren. So­bald näm­lich das Dach an­ge­bracht war, hat­ten sie schon ihr Heim be­zo­gen. So­lan­ge die Tür sich nicht ver­schlie­ßen ließ, stell­ten sie ihre Kof­fer da­ge­gen, und so hat­ten sie eine ver­hält­nis­mä­ßig si­che­re und ge­müt­li­che Woh­nung.

Die Her­stel­lung des Bet­tes, der Stüh­le, ei­nes Ti­sches und der Re­ga­le war ver­hält­nis­mä­ßig leicht, so­dass sie am Ende des zwei­ten Mo­nats gut ein­ge­rich­tet und, ab­ge­se­hen von der ste­ten Angst vor den wil­den Tie­ren und der im­mer fühl­ba­rer wer­den­den Ein­sam­keit, nicht ge­ra­de un­glück­lich wa­ren. Nachts knurr­ten und brüll­ten große Tie­re um ihre Hüt­te her­um, aber man ge­wöhnt sich all­mäh­lich an im­mer wie­der­keh­ren­de Geräusche, und so be­ach­te­ten sie sie nur noch we­nig und schlie­fen fast die gan­ze Nacht hin­durch.

Drei­mal hat­ten sie flüch­tig eine manns­große Ge­stalt er­blickt, aber sie hat­ten nie un­ter­schei­den kön­nen, ob es sich um die ei­nes Men­schen oder ei­nes wil­den Tie­res han­del­te.

Die präch­ti­gen Vö­gel und die klei­nen Af­fen hat­ten sich bald an ihre neu­en Be­kann­ten ge­wöhnt, und da sie of­fen­bar nie­mals mensch­li­che We­sen ge­se­hen hat­ten, ka­men sie, so­bald sie die ers­te Furcht ab­ge­legt hat­ten, im­mer nä­her, an­ge­trie­ben durch die ei­gen­ar­ti­ge Neu­gier, die die wil­den Ge­schöp­fe des Wal­des und des Dschun­gels be­herrscht. In­ner­halb ei­nes Mo­nats hat­ten meh­re­re Vö­gel ihre Scheu so­weit ab­ge­legt, dass sie Fut­ter­bis­sen aus den freund­li­chen Hän­den der Clay­tons ent­ge­gen­nah­men.

Ei­nes Nach­mit­tags, als Clay­ton an sei­ner Hüt­te ar­bei­te­te, denn er hat­te die Ab­sicht, meh­re­re Räu­me an­zu­bau­en, kam eine An­zahl der drol­li­gen klei­nen Freun­de schrei­end und kei­fend aus der Rich­tung des na­hen Hü­gels. Auf ih­rer Flucht war­fen sie ängst­li­che Bli­cke nach rück­wärts, um schließ­lich in Clay­tons Nähe auf­ge­regt zu ihm hin­zu­schnat­tern, als ob sie ihn vor ei­ner her­an­na­hen­den Ge­fahr war­nen woll­ten. End­lich er­kann­te er, was die klei­nen Af­fen so fürch­te­ten, es war das manns­große Tier, das er und sei­ne Frau be­reits bei frü­he­ren Ge­le­gen­hei­ten flüch­tig er­blickt hat­ten.

Es nä­her­te sich aus dem Dschun­gel in ei­ner halb auf­ge­rich­te­ten Stel­lung, in­dem es zu­wei­len die ge­schlos­se­nen Fäus­te auf den Bo­den setz­te, — es war ein großer Men­schen­af­fe. Beim Vor­rücken gab er tie­fe Kehl­lau­te und ge­le­gent­lich bel­len­de Töne von sich.

Clay­ton war et­was ent­fernt von der Hüt­te, da er da­bei war, einen schö­nen Baum, der sich ge­ra­de für sei­ne Bau­zwe­cke be­son­ders eig­ne­te, zu fäl­len. Er war sorg­los ge­wor­den, da er und sei­ne Frau mo­na­te­lang in den Ta­ge­s­stun­den kein ge­fähr­li­ches Tier ge­se­hen hat­ten. So hat­te er denn auch sei­ne Büch­sen und Re­vol­ver in der Hüt­te ge­las­sen, und als er nun den großen Af­fen durch das Un­ter­holz di­rekt auf sich zu­kom­men sah, und zwar in ei­ner Rich­tung, die ihm prak­tisch ein Ent­kom­men un­mög­lich mach­te, fühl­te er doch einen Schau­der den Rücken ent­lang rie­seln.

Da er nur mit ei­ner Axt be­waff­net war, wuss­te er, dass sei­ne Aus­sich­ten in ei­nem Kamp­fe mit dem wil­den Tie­re sehr ge­ring wa­ren, — und Ali­ce? O Gott, sag­te er sich, was wird aus Ali­ce wer­den?

Es war kaum dar­an zu den­ken, die Hüt­te zu er­rei­chen. Er wand­te sich aber dort­hin und rann­te dar­auf los, in­dem er sei­nem Wei­be laut zu­rief, hin­ein­zu­ei­len und die Tür zu schlie­ßen, falls der Affe ihm den Weg ab­schnitt.

Lady Grey­sto­ke saß in ei­ni­ger Ent­fer­nung vor der Hüt­te und als sie sein Schrei­en hör­te, schau­te sie auf und sah, wie der Affe mit ei­ner für ein so schwe­res und un­ge­len­kes Tier fast un­glaub­li­chen Schnel­lig­keit vor­wärts sprang, um Clay­ton zu über­ho­len.

Mit ei­nem lau­ten Schrei stürz­te sie zur Hüt­te, und wäh­rend sie hin­ein­eil­te, warf sie nach rück­wärts einen Blick, der ihre See­le mit Schre­cken er­füll­te, denn das Tier hat­te ih­rem Gat­ten den Rück­weg ab­ge­schnit­ten, und er stand nun vor dem Brau­nen, die Axt mit bei­den Hän­den fas­send, be­reit, sie ge­gen das wü­ten­de Tier zu schwin­gen, so­bald es sei­nen En­d­an­griff mach­te.

Schließ die Tür und ver­rie­gle sie, Ali­ce! rief Clay­ton. Ich kann den Kerl mit mei­ner Axt er­le­di­gen.

Er wuss­te aber, dass er von ei­nem schreck­li­chen Tod be­droht war, und auch sie wuss­te es.

Der Affe war ein schwe­res Tier, das Wohl drei Zent­ner wie­gen moch­te. Sei­ne düs­te­ren, nahe bei­ein­an­der­ste­hen­den Au­gen leuch­te­ten vor Hass un­ter den bu­schi­gen Brau­en, und sei­ne großen Fang­zäh­ne wur­den sicht­bar wäh­rend ei­nes furcht­ba­ren Knur­rens, das er aus­stieß, in­des er einen Au­gen­blick vor sei­nem Op­fer still­hielt.

Clay­ton sah den Ein­gang sei­ner Hüt­te nicht zwan­zig Schrit­te ent­fernt, und ein furcht­ba­rer Schre­cken er­fass­te ihn, als er sein Weib dar­in auf­tau­chen sah, be­waff­net mit ei­nem Ge­wehr. Sie hat­te im­mer Angst vor ei­ner Feu­er­waf­fe ge­habt und hat­te nie eine be­rüh­ren wol­len, aber jetzt stürz­te sie auf den Af­fen los mit dem Mut ei­ner Lö­win, die ihr Jun­ges ver­tei­digt.

Zu­rück, Ali­ce! rief Clay­ton, um Him­mels­wil­len, geh‹ zu­rück!

Sie woll­te aber nicht dar­auf hö­ren, und da ge­ra­de im sel­ben Au­gen­blick der Affe zum An­griff über­ging, konn­te Clay­ton wei­ter nichts mehr sa­gen.

Mit ge­wal­ti­ger Kraft schwang Clay­ton sei­ne Axt, aber das mäch­ti­ge Tier er­fass­te sie mit sei­nen schreck­li­chen Hän­den, riss sie ihm aus der Hand und schleu­der­te sie weit zur Sei­te. Knur­rend kam es nä­her an sein schutz­lo­ses Op­fer her­an, aber ehe es ihn noch um­fas­sen konn­te, hat­te Frau Clay­ton einen Schuss ab­ge­feu­ert. Die Ku­gel drang dem Af­fen zwi­schen den Schul­tern in den Rücken.

Wü­tend warf das Un­ge­tüm Clay­ton zu Bo­den und rück­te nun ge­gen sei­nen neu­en Feind los. Vor ihm stand die angst­er­füll­te Frau. Sie ver­such­te dem Tier noch­mals eine Ku­gel in den Leib zu ja­gen, aber sie ver­stand den Mecha­nis­mus der Waf­fe nicht, und der Schutz ver­sag­te.

Schrei­end vor Schmerz stürz­te der Affe auf die Frau los, und vor Schre­cken fiel sie ohn­mäch­tig nie­der.

Im sel­ben Au­gen­blick sprang Clay­ton wie­der auf und eil­te auf den Af­fen zu, ohne zu be­den­ken, dass er mit blo­ßen Hän­den nichts ge­gen ihn aus­rich­ten kön­ne. Aber er woll­te das Letz­te ver­su­chen, um sein ge­lieb­tes Weib zu ret­ten.

Kaum hat­te er die Hand an das mäch­ti­ge Tier ge­legt, als es leb­los vor ihm auf den Ra­sen roll­te. Der Affe war tot! Die Ku­gel hat­te ihn töd­lich ge­trof­fen.

Als Clay­ton sah, dass die Ge­fahr be­sei­tigt war, wand­te er sich so­fort sei­ner Frau zu. Zum Glück war sie nicht ver­letzt, aber sie war noch im­mer be­wusst­los.

Vor­sich­tig hob er sie auf und trug sie in ihre Hüt­te, wo er sie sanft aufs Bett leg­te.

Es ver­gin­gen aber zwei Stun­den, bis sie die Be­sin­nung wie­der er­lang­te. Ver­wun­dert schau­te sie in der Hüt­te um­her, und dann sag­te sie seuf­zend:

O John, es ist doch gut, dass wir wirk­lich zu Hau­se sind! Ich hat­te einen fürch­ter­li­chen Traum. Es war mir, als ob wir nicht mehr in Lon­don, son­dern an ei­nem schreck­li­chen Ort wä­ren, wo wir von wil­den Tie­ren an­ge­fal­len wur­den.

 

Be­ru­hi­ge dich, Ali­ce, sag­te er, in­dem er ihre Stir­ne strei­chel­te, ver­su­che wie­der zu schla­fen, und den­ke nicht mehr an den bö­sen Traum.

Noch in der­sel­ben Nacht wur­de in der Hüt­te am Ur­wald ein Sohn ge­bo­ren, wäh­rend ein Leo­pard vor der Tür schrie und aus der Fer­ne das Brül­len ei­nes Lö­wen er­klang. - - - Lady Grey­sto­ke er­hol­te sich aber nie wie­der von der Ner­ve­n­er­schüt­te­rung, die sie bei dem Über­fall durch den Af­fen er­lit­ten hat­te. Ob­schon sie nach der Ge­burt ih­res Soh­nes noch ein Jahr lang leb­te, ver­ließ sie die Hüt­te nicht mehr, und es kam ihr nie mehr ganz zum Be­wusst­sein, dass sie nicht in Eng­land war.

Manch­mal woll­te sie Clay­ton über die merk­wür­di­gen nächt­li­chen Geräusche be­fra­gen, über die rohe und kunst­lo­se Ein­rich­tung ih­res Hei­mes, in dem sie ihre Be­dien­ten und ihre Freun­de ver­miss­te, und ob­schon er kei­nen Ver­such mach­te, sie zu täu­schen, so konn­te sie doch den Zu­sam­men­hang des Gan­zen nicht er­fas­sen.

Im Üb­ri­gen war sie ganz ver­nünf­tig. Sie war glück­lich, einen klei­nen Sohn zu ha­ben, und sie freu­te sich, dass ihr Gat­te ihr be­stän­dig so viel Auf­merk­sam­keit er­wies.

So war je­nes Jahr trotz­dem für sie ein glück­li­ches, ja das glück­lichs­te ih­res jun­gen Le­bens.

Dass es nur von Angst und Sor­gen er­füllt ge­we­sen wäre, wenn sie noch ihre vol­len geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten be­ses­sen hät­te, wuss­te Clay­ton sehr wohl. Ob­schon er ent­setz­lich dar­un­ter litt, sie in die­sem Zu­stand zu se­hen, so war es ih­ret­we­gen doch ein Trost für ihn, dass sie ihre Lage nicht mehr er­kann­te. Schon lan­ge hat­te er die Hoff­nung auf Hil­fe auf­ge­ge­ben. Er wuss­te sehr wohl, dass sie ihm nur noch durch einen güns­ti­gen Zu­fall zu­teil­wer­den könn­te.

In­zwi­schen hat­te er mit un­er­müd­li­chem Ei­fer an der Ver­schö­ne­rung sei­nes Heims ge­ar­bei­tet.

Lö­wen, und Pan­ther­fel­le be­deck­ten den Bo­den. Schrän­ke und Bü­cher­re­ga­le stan­den an den Wän­den. Merk­wür­di­ge Va­sen, die er mit ei­ge­ner Hand aus Lehm ge­formt hat­te, wa­ren mit präch­ti­gen tro­pi­schen Blu­men ge­füllt, Vor­hän­ge aus Gras und Bam­bus be­deck­ten die Fens­ter, und — was be­son­ders schwie­rig ge­we­sen — er hat­te mit sei­nen ein­fa­chen Werk­zeu­gen Holz­leis­ten an­ge­fer­tigt, um die Rit­zen in den Wän­den und der De­cke zu ver­schlie­ßen, und er hat­te so­gar einen glat­ten Fuß­bo­den in der Hüt­te ge­legt.

Er selbst wun­der­te sich dar­über, dass er im­stan­de war, sol­cher un­ge­wohn­ter Ar­bei­ten Herr zu wer­den.

Aber er lieb­te die Be­schäf­ti­gung, weil sie dazu bei­trug, sein Heim wohn­li­cher zu ma­chen. Da­bei dach­te er nicht bloß an sei­ne Frau, son­dern auch an ih­ren klei­nen Sohn, über den er sich so sehr freu­te, ob­schon die Ge­burt die­ses Welt­bür­gers sei­ne Verant­wort­lich­keit und die Schre­cken sei­ner Lage noch hun­dert­fach ver­mehrt hat­te.

Im Lau­fe des Jah­res ward Clay­ton mehr­mals von großen Af­fen an­ge­fal­len. Die­se schie­nen jetzt fort­ge­setzt die Nähe der Hüt­te auf­zu­su­chen. Da er sich aber nie wie­der ohne Ge­wehr und Re­vol­ver hin­aus­wag­te, brauch­te er sich vor den rie­si­gen Tie­ren nicht mehr so zu fürch­ten.

Da er be­stän­dig für Nah­rung sor­gen muss­te, ging er häu­fig auf die Jagd und auf die Su­che nach Früch­ten. Da­mit nun nicht ein Tier in sei­ne Hüt­te ein­bre­chen könn­te, brach­te er an der Tür einen Holz­ver­schluss an und ver­stärk­te auch den Schutz an den Fens­tern.

An­fangs konn­te er viel Wild von sei­nem Fens­ter aus schie­ßen, aber all­mäh­lich wur­den die Tie­re scheu und ka­men nicht mehr so häu­fig in die Nähe sei­ner Hüt­te.

In sei­nen Mu­ße­stun­den las Clay­ton sei­ner Frau oft aus den Bü­chern vor, die er mit­ge­bracht hat­te. Es wa­ren dar­un­ter auch Bü­cher für klei­ne Kin­der, Bil­der­bü­cher, Abc-Bü­cher und Le­se­bü­cher, denn, da er da­mit ge­rech­net hat­te, dass er erst nach ei­ner Rei­he von Jah­ren nach Eng­land zu­rück­keh­ren kön­ne, hat­te er schon dies­be­züg­lich vor­ge­sorgt.

Zu­wei­len schrieb Clay­ton an sei­nem Ta­ge­buch, das er in fran­zö­si­scher Spra­che führ­te und in das er alle Ein­zel­hei­ten sei­nes selt­sa­men Le­bens ein­trug. Die­ses Buch be­wahr­te er sorg­fäl­tig in ei­nem Me­tall­käst­chen auf.

Ein Jahr nach der Ge­burt ih­res Soh­nes starb Lady Ali­ce. Sie schied so fried­lich hin­über, dass Stun­den ver­gin­gen, ehe Clay­ton es fas­sen konn­te, dass sei­ne Frau tot war.

Sei­ne schreck­li­che Lage kam ihm erst lang­sam zum Be­wusst­sein, und es ist zwei­fel­haft, ob er die gan­ze Grö­ße sei­ner Sor­gen und die schreck­li­che Verant­wor­tung, die ihm jetzt für den klei­nen Sohn zu­fiel, voll er­kann­te.

Die letz­te Ein­tra­gung in sein Ta­ge­buch mach­te er am Mor­gen nach dem Tode sei­ner Frau. Er er­zählt dar­in die trau­ri­gen Tat­sa­chen in ei­nem so schlich­ten Tone, dass da­durch de­ren Wir­kung nur noch er­höht wird. Es liegt dar­über eine müde Stumpf­heit, er­zeugt durch lan­ge Sor­ge und Hoff­nungs­lo­sig­keit, und selbst der letz­te schmerz­li­che Schlag konn­te kaum sein Leid ver­grö­ßern.

[Brief]

Mein klei­ner Sohn weint vor Hun­ger. — O Ali­ce, Ali­ce, was soll ich an­fan­gen?

[/Brief]

Als Clay­ton die­se letz­ten Wor­te ge­schrie­ben hat­te, soll­te sei­ne Hand nie wie­der die Fe­der er­grei­fen.

Er leg­te sein mü­des Haupt auf sei­ne aus­ge­streck­ten Arme auf den Tisch, den er für sie an­ge­fer­tigt, die jetzt still und kalt im Bet­te ne­ben ihm lag.

Im Dschun­gel herrsch­te eine Gra­bes­s­til­le, und sie wur­de nur durch das Wim­mern des klei­nen Kna­ben un­ter­bro­chen …

Die Affen

Im Wal­de des Ta­fel­lan­des, eine Mei­le vom Ozean, tob­te der alte Affe Ker­schak vol­ler Wut un­ter sei­nem Vol­ke. Die jün­ge­ren und leich­teren Mit­glie­der sei­nes Stam­mes klet­ter­ten auf die hö­he­ren Äste der großen Bäu­me hin­auf, um sei­nem Grimm zu ent­flie­hen. Sie setz­ten lie­ber ihr Le­ben aufs Spiel, in­dem sie sich den schwa­chen Äs­ten an­ver­trau­ten, als dass sie im Be­reich des zor­ni­gen al­ten Ker­schak ge­blie­ben wä­ren.

Die an­de­ren Männ­chen sto­ben nach al­len Rich­tun­gen aus­ein­an­der, wenn das wut­schäu­men­de Tier ei­nem von ih­nen das Rück­grat zwi­schen sei­nen Zäh­nen zer­bro­chen hat­te.

Ein un­glück­li­ches jun­ges Weib­chen glitt von dem un­si­che­ren Halt ei­nes ho­hen As­tes her­un­ter und fiel ge­ra­de vor Ker­schaks Füße.

Mit ei­nem wil­den Schrei stürz­te der Alte sich dar­auf, riss ihm mit sei­nem ge­wal­ti­gen Ge­biss ein großes Stück aus der Sei­te und schlug das arme We­sen mit ei­nem zer­bro­che­nen Ast nie­der.

Und dann er­späh­te er Kala, die mit ih­rem Säug­ling von der Fut­ter­su­che kam. Sie wuss­te nicht von der Wut des ge­wal­ti­gen Männ­chens, bis sie schließ­lich durch die schril­len Rufe ih­rer Ka­me­ra­den ge­warnt wur­de und nun auch ihr Heil in wahn­sin­ni­ger Flucht such­te.

Aber Ker­schak war ihr so nahe auf den Fer­sen, dass er sie bei­na­he beim Fuß er­wi­scht hät­te, wenn sie nicht von ei­nem Baum auf einen an­de­ren weit da­v­on­ste­hen­den ge­sprun­gen wäre, — ein Wa­g­nis, das Af­fen nur in der größ­ten Ge­fahr, in der es kei­nen an­de­ren Aus­weg mehr gibt, un­ter­neh­men. Der Sprung ge­lang ihr, aber als sie den Ast des Bau­mes er­fass­te, lo­cker­te sich durch die plötz­li­che Er­schüt­te­rung der Halt des klei­nen Säug­lings, und sie sah, wie die­ser drei­ßig Fuß tief hin­un­ter­fiel.

Mit lau­tem Brül­len klet­ter­te Kala schleu­nigst hin­un­ter, der Ge­fahr, die ihr von Ker­schak droh­te, jetzt nicht mehr ach­tend, aber als sie das win­zi­ge ver­stüm­mel­te Ding auf­hob, war es schon tot.

Stöh­nend leg­te sie den Leich­nam ne­ben sich. Ker­schak be­läs­tig­te sie nicht mehr. Mit dem Tode des Klei­nen war der An­fall von teuf­li­scher Wut so schnell ver­raucht, wie er über ihn ge­kom­men war.

Ker­schak war ein rie­si­ger Kö­nig un­ter den Af­fen; er wog wohl an die drei­hun­dert­und­fünf­zig Pfund. Sei­ne Stirn war au­ßer­or­dent­lich nied­rig und zu­rück­tre­tend, sei­ne Au­gen wa­ren blut­un­ter­lau­fen, schmal und nahe über sei­ner gro­ben fla­chen Nase lie­gend; sei­ne Ohren wa­ren groß und dünn, aber schmä­ler als die sei­ner Art.

Sein schreck­li­cher Zorn und sei­ne ge­wal­ti­gen Kräf­te hat­ten ihm die Herr­schaft über sei­nen Stamm ver­schafft, dem er vor etwa zwan­zig Jah­ren ent­spros­sen war.

Da er jetzt im bes­ten Al­ter stand, hät­te kei­ner sei­nes­glei­chen im großen Wal­de, den er durch­streif­te, es ge­wagt, ihm sein Herr­scher­recht strei­tig zu ma­chen. Er wur­de nicht ein­mal von den an­de­ren grö­ße­ren Tie­ren be­läs­tigt.

Nur der alte Tan­tor, der Ele­fant, fürch­te­te ihn nicht, und vor ihm al­lein hat­te Ker­schak Re­spekt. Wenn Tan­tor trom­pe­te­te, floh der große Affe mit sei­nen Ka­me­ra­den auf die höchs­ten Bäu­me.

Der Stamm der Men­schen­af­fen, über den Ker­schak mit ei­ser­nen Hän­den herrsch­te, zähl­te sechs bis acht Fa­mi­li­en, von de­nen jede aus ei­nem er­wach­se­nen Männ­chen mit sei­nen Frau­en und Jun­gen be­stand. Es wa­ren im Gan­zen sech­zig bis sieb­zig Af­fen.

Kala war das jüngs­te Weib ei­nes Männ­chens na­mens Tu­blat, das heißt »ge­bro­che­ne Nase«, und das Kind, das durch den Ab­sturz zer­schmet­tert wor­den war, war ihr ers­tes, denn sie war erst neun oder zehn Jah­re alt.

Trotz ih­rer Ju­gend war sie groß und stark, ein präch­ti­ges, wohl­ge­bau­tes Tier mit ei­ner run­den, ho­hen Stir­ne, die auf mehr In­tel­li­genz schlie­ßen ließ, als sie die meis­ten ih­rer Art be­sa­ßen. Sie war denn auch ei­ner grö­ße­ren Mut­ter­lie­be fä­hig.

Aber sie war im­mer­hin ein Affe, ein rie­si­ges, wil­des, schreck­li­ches Tier, das den Go­ril­las nahe ver­wandt war, wenn auch klü­ger als die­se.

Als die ein­zel­nen Mit­glie­der des Stam­mes sa­hen, dass Ker­schaks Ra­se­rei nach­ge­las­sen hat­te, ka­men sie lang­sam aus ih­ren Zuf­luchtsor­ten in den Bäu­men her­bei und gin­gen wie­der ih­rer Be­schäf­ti­gung nach.

Die Jun­gen spiel­ten und scherz­ten zwi­schen den Bäu­men und Sträu­chern um­her. Von den Er­wach­se­nen la­gen ei­ni­ge auf der wei­chen Mat­te ab­ge­stor­be­ner Pflan­zen hin­ge­streckt, wäh­rend an­de­re über her­ab­ge­fal­le­ne Äste und über Erd­schol­len turn­ten, um nach klei­nen Kä­fern und Rep­ti­li­en zu su­chen, die einen Teil ih­rer Nah­rung bil­de­ten. An­de­re wie­der such­ten in der Um­ge­bung die Bäu­me nach Obst, Nüs­sen, klei­nen Vö­geln und Ei­ern ab.

Nach­dem sie auf die­se Wei­se eine Stun­de ver­bracht hat­ten, rief Ker­schak sie alle zu­sam­men und be­fahl ih­nen, ihm zu fol­gen.

Jetzt hieß es: Fort zur See hin­un­ter!

Sie gin­gen zu­meist aus der Erde, und folg­ten dem Weg, den die großen Ele­fan­ten durch das Dickicht der Bäu­me, Sträu­cher und Sch­ling­pflan­zen ge­bro­chen hat­ten. Ihr Ge­hen war eine rol­len­de, un­be­hol­fe­ne Be­we­gung, in­dem sie die Knö­chel ih­rer ge­schlos­se­nen Hän­de auf den Bo­den setz­ten und ih­ren plum­pen Kör­per vor­wärts schwan­gen. Wenn aber der Weg zwi­schen nie­de­ren Bäu­men hin­durch­führ­te, be­weg­ten sie sich schnel­ler, in­dem sie sich von Ast zu Ast mit der Ge­wandt­heit ih­rer Vet­tern, der klei­nen Klet­teraf­fen, schwan­gen.

Auch Kala war bei der Trup­pe, und sie trug den gan­zen Weg ihr klei­nes, to­tes Kind fest an ihre Brust ge­drückt.

Es war kurz nach Mit­tag, als sie eine An­hö­he er­reich­ten, von wo sie den Strand über­se­hen konn­ten, an dem die Hüt­te lag.

Dor­thin führ­te sie Ker­schak!

Er woll­te das Ge­heim­nis er­grün­den, das die­se Woh­nung barg. Mehr als ein­mal hat­te er ge­se­hen, dass ei­ner sei­nes Stam­mes dort ge­tö­tet wur­de. Da drin­nen war näm­lich ein merk­wür­di­ger wei­ßer Affe; der hat­te einen selt­sa­men schwar­zen Stock, und wenn er die­sen in die Hand nahm, gab es einen lau­ten Knall und dann blieb ei­ner tot lie­gen. Ker­schak woll­te sich die­ses tod­brin­gen­de Werk­zeug an­eig­nen und das In­ne­re die­ses ge­heim­nis­vol­len Bau­es er­for­schen. Das muss­te ein wun­der­li­ches Tier sein, das da drin­nen haus­te. Er hass­te es und hät­te es gern in den Hals ge­bis­sen. Aber er fürch­te­te es auch, und des­halb kam er oft mit sei­nem Stam­me dort­hin auf Kund­schaft. Er woll­te eine Zeit ab­war­ten, wo der Wei­ße nicht auf sei­ner Hut wäre.

Aber noch je­des Mal hat­te er Pech ge­habt. So­bald er sich mit sei­nen An­ge­hö­ri­gen zeig­te, er­schi­en auch der Wei­ße mit sei­nem Stock und tö­te­te ir­gend­ei­nen von ih­nen.

 

So hat­te Ker­schak es all­mäh­lich auf­ge­ge­ben, einen An­griff zu wa­gen oder auch nur sich zu zei­gen.

Nun war er ge­spannt, wie es heu­te ge­hen wür­de.

Der Wei­ße war nir­gends zu er­bli­cken. Ker­schak wan­der­te mit sei­nen An­ge­hö­ri­gen um die Hüt­te.

Als sie sa­hen, dass die Tür of­fen stand, kro­chen sie lang­sam, vor­sich­tig und ge­räusch­los her­an. Da gab es kein Knur­ren und kei­ne Wut­schreie, denn sie durf­ten den schwar­zen Stock nicht we­cken.

Sie ka­men nä­her und nä­her, bis Ker­schak selbst an der Tür war und heim­lich hin­ein­guck­te. Hin­ter ihm wa­ren zwei Männ­chen und dann Kala, die ihr to­tes Klei­nes noch im­mer fest an ihre Brust drück­te.

In der Hüt­te sa­hen sie den selt­sa­men wei­ßen Af­fen halb über dem Tisch lie­gen, die Arme um den Kopf ge­streckt, und auf dem Bet­te lag eine mit ei­nem Se­gel­tuch be­deck­te Ge­stalt, wäh­rend von ei­ner klei­nen, ein­fa­chen Wie­ge das Weh­kla­gen ei­nes Säug­lings her­kam.

Ker­schak war ge­räusch­los ein­ge­tre­ten und hielt sich zum An­griff be­reit.

Da er­hob sich John Clay­ton plötz­lich und sah ihn an.

Er wur­de starr vor Schre­cken bei dem An­blick, der sich ihm bot: in­ner­halb der Tür stan­den drei große Af­fen, und hin­ter ih­nen ka­men de­ren noch mehr zum Vor­schein, — wie vie­le, wuss­te er nicht.

Clay­ton sah, dass er ver­lo­ren sei, denn sei­ne Re­vol­ver und sei­ne Ge­weh­re hin­gen weit hin­ten an der Wand, und Ker­schak ging zum An­griff vor.

Der rie­si­ge Affe stürz­te sich auf den Wehr­lo­sen, um­fass­te ihn und er­drück­te ihn. Es war das Werk ei­ner Mi­nu­te.

Als er den schlaf­fen Kör­per des Leb­lo­sen losließ, wand­te er sei­ne Auf­merk­sam­keit der klei­nen Wie­ge zu. Da­bei kam Kala ihm aber zu­vor. Das Wim­mern des Säug­lings hat­te in ih­rer Brust die Ge­füh­le der Mut­ter­schaft ge­weckt, und da sie die­se an ih­rem to­ten Kin­de nicht mehr stil­len konn­te, ließ sie die­ses in die Wie­ge fal­len und nahm da­für den le­ben­den Säug­ling der Ali­ce Clay­ton.

Als Ker­schak das Kind er­grei­fen woll­te, hat­te sie es ihm schon weg­ge­schnappt, und ehe er da­zwi­schen fah­ren konn­te, war sie zur Tür hin­aus­ge­rannt und auf einen ho­hen Baum ge­flüch­tet.

Hier lieb­kos­te sie das schrei­en­de Kind an ih­rem Bu­sen, und der In­stinkt, der in die­sem wil­den Weib­chen eben­so vor­herrsch­te, wie in der Brust der zar­ten, schö­nen Mut­ter, der In­stinkt der Mut­ter­lie­be, er­streck­te sich auch auf das klei­ne Men­schen­kind.

Der Hun­ger hob al­len Un­ter­schied auf, und so wur­de der Sohn ei­nes eng­li­schen Lords und ei­ner eng­li­schen Lady an der Brust von Kala, der großen Äf­fin, ge­nährt.

In­zwi­schen un­ter­such­ten die Af­fen vor­sich­tig den In­halt des Hau­ses, in das sie ein­ge­drun­gen wa­ren.

Als Ker­schak sich von dem Tod Clay­tons über­zeugt hat­te, wand­te er sei­ne Auf­merk­sam­keit der Ge­stalt zu, die auf dem Bet­te lag und mit ei­nem Stück Se­gel­tuch be­deckt war. Be­däch­tig hob er einen Zip­fel des Lei­chen­tu­ches auf, aber als er den Kör­per der Frau dar­un­ter sah, riss er das Tuch mit ei­nem Ruck von ihr weg und pack­te den stil­len wei­ßen Hals mit sei­nen rie­si­gen be­haar­ten Hän­den an.

Ei­nen Au­gen­blick drück­te er sei­ne Fin­ger tief in ihr kal­tes Fleisch ein, aber als er er­kann­te, dass sie schon tot sei, ließ er von ihr ab, um den In­halt des Zim­mers zu mus­tern.

Das Ge­wehr an der Wand zog zu­erst sei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich. Das war je­ner selt­sa­me, tod­brin­gen­de Don­ner­stock, den er nun schon seit Mo­na­ten in der Hand des wei­ßen Af­fen ge­se­hen hat­te und des­sen er sich so gern be­mäch­tigt hät­te, und nun, da er ihn er­grei­fen konn­te, hat­te er nicht den Mut, ihn an­zu­fas­sen.

Vor­sich­tig nä­her­te er sich dem Ding, je­den Au­gen­blick be­reit, zu flie­hen, so­bald das Mord­werk­zeug los­ge­hen wür­de. Er er­in­ner­te sich noch sehr wohl, welch lau­ten Knall es von sich gab, wenn der wun­der­ba­re wei­ße Affe sich sei­ner be­dien­te, so­bald er an­ge­grif­fen wur­de, und wie dann je­des Mal ei­ner sei­nes Stam­mes tot zu­rück­b­lieb.

Ein dunkles Be­wusst­sein sag­te ihm al­ler­dings, dass der Don­ner­stock nicht von selbst los­ge­he und dass er nur ge­fähr­lich wur­de, wenn ei­ner ihn in die Hand nahm.

Den­noch wag­te er nicht, ihn zu be­rüh­ren. Er ging viel­mehr auf und ab, dreh­te da­bei den Kopf, aber so, dass er den Ge­gen­stand sei­ner Wün­sche nicht aus dem Auge ver­lor. Der große Kö­nig der Af­fen ge­brauch­te sei­ne lan­gen Arme, wie ein Mensch sich der Krücken be­dient; bei je­dem Schritt roll­te er sei­nen schwe­ren Rumpf wei­ter, knurr­te oder stieß auch einen je­ner oh­ren­be­täu­ben­den Schreie aus, die das Schre­cken­er­re­gends­te im gan­zen Dschun­gel wa­ren.

So ging er auf und ab.

Auf ein­mal mach­te er Halt vor dem Ge­wehr. Lang­sam streck­te er die Hand da­nach aus, bis er den glän­zen­den Lauf bei­na­he be­rühr­te, zog sie aber­mals zu­rück und setz­te sei­ne ei­li­gen Schrit­te im Zim­mer fort.

Und doch schi­en es, als ob das große Tier zei­gen woll­te, dass es kei­ne Furcht ken­ne und durch sein wil­des Brül­len sei­ne Wut bis zu dem Punk­te stei­gern wol­le, dass es das Ge­wehr in die Hand zu neh­men wag­te.

Aber­mals blieb Ker­schak ste­hen, und dies­mal ge­lang es ihm, sei­ne wi­der­stre­ben­de Hand an den kal­ten Stahl zu füh­ren, um sie aber au­gen­blick­lich wie­der zu­rück­zu­zie­hen.

Von Zeit zu Zeit wie­der­hol­te er die­sen selt­sa­men Griff, aber je­des Mal mit wach­sen­dem Ver­trau­en, bis er schließ­lich das Ge­wehr vom Na­gel her­un­ter­riss.

Da er sah, dass ihm kein Leid ge­sch­ah, un­ter­such­te er es ge­nau­er und be­fühl­te es von ei­nem Ende zum an­de­ren, schau­te in die schwar­ze Mün­dung hin­ein, be­tas­te­te das Vi­sier, den un­te­ren Teil, den Schaft und schließ­lich den Hahn.

Wäh­rend er so mit der Waf­fe han­tier­te, sa­ßen die an­de­ren Af­fen, die mit ihm her­ein­ge­kom­men wa­ren, in der Nähe der Tür zu­sam­men­ge­drängt und be­ob­ach­te­ten ih­ren Herrn, wäh­rend die da drau­ßen sich drück­ten und dräng­ten, um we­nigs­tens et­was von dem zu er­bli­cken, was da drin­nen vor­ging. Plötz­lich be­weg­te Ker­schak den Hahn. Da gab es einen fürch­ter­li­chen Knall in dem klei­nen Raum, und die Af­fen, die in­ner­halb und au­ßer­halb der Tür wa­ren, stol­per­ten ei­ner über den an­de­ren in wil­der Angst da­von.

Ker­schak war eben­falls er­schro­cken und zwar so sehr, dass er ganz ver­gaß, die­ses merk­wür­di­ge Ding, das den schreck­li­chen Knall von sich ge­ge­ben hat­te, bei­sei­te zu wer­fen, und dass er, es fest in der Hand hal­tend, zur Tür hin­aus­pol­ter­te.

Beim Hin­aus­stür­men stieß er mit dem Ge­wehr an die of­fe­ne Tür, so­dass sie hin­ter ihm zu­flog.

Als Ker­schak in kur­z­er Ent­fer­nung von der Hüt­te Halt mach­te, ließ er das Ge­wehr fal­len, als ob es ein Stück hei­ßen Ei­sens wäre. Er ver­such­te auch nicht mehr, es auf­zu­he­ben. Der Knall war für die Ner­ven des wil­den Tie­res zu fürch­ter­lich ge­we­sen. Aber er war nun über­zeugt, dass der schreck­li­che Stock ganz harm­los sei, wenn man ihn in Ruhe ließ.

Es ver­ging eine Stun­de, bis die Af­fen es wag­ten, sich wie­der der Hüt­te zu nä­hern, um ihre Nach­for­schun­gen fort­zu­set­zen, aber zu ih­rem Leid­we­sen fan­den sie, dass die Tür ge­schlos­sen war und dass sie nicht im­stan­de wa­ren, sie zu öff­nen.

Die ge­schickt ge­ar­bei­te­te Klin­ke, die Clay­ton an der Tür an­ge­bracht hat­te, war näm­lich zu­ge­klappt, als Ker­schak hin­aus­stürz­te. Die Af­fen wuss­ten auch nicht, wie sie sich durch die stark ver­git­ter­ten Fens­ter Zu­tritt ver­schaf­fen könn­ten. Nach­dem sie eine Wei­le um die Hüt­te her­um­ge­streift wa­ren, zo­gen sie sich in das Dickicht zu­rück, um wie­der zum hö­her ge­le­ge­nen Land zu wan­dern, von wo sie her­ge­kom­men wa­ren.

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