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Die Jungfrau von Orleans

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ERSTER AUFZUG

Sechster Auftritt

Karl. Sorel. Du Chatel

 
KARL. Ist denn die Krone ein so einzig Gut?
Ist es so bitter schwer, davon zu scheiden?
Ich kenne was noch schwerer sich erträgt.
Von diesen trotzig herrischen Gemütern
Sich meistern lassen, von der Gnade leben
Hochsinnig eigenwilliger Vasallen,
Das ist das Harte für ein edles Herz,
Und bittrer als dem Schicksal unterliegen!
(Zu Du Chatel, der noch zaudert) Tu was ich dir befohlen!
 
 
DU CHATEL (wirft sich zu seinen Füßen).
O mein König!
 
 
KARL. Es ist beschlossen. Keine Worte weiter!
 
 
DU CHATEL. Mach Frieden mit dem Herzog von Burgund,
Sonst seh ich keine Rettung mehr für dich.
 
 
KARL. Du rätst mir dieses, und dein Blut ist es,
Womit ich diesen Frieden soll versiegeln?
 
 
DU CHATEL. Hier ist mein Haupt. Ich hab es oft für dich
Gewagt in Schlachten und ich leg es jetzt
Für dich mit Freuden auf das Blutgerüste.
Befriedige den Herzog. Überliefre mich
Der ganzen Strenge seines Zorns und laß
Mein fließend Blut den alten Haß versöhnen!
 
 
KARL (blickt ihn eine Zeitlang gerührt und schweigend an).
Ist es denn wahr? Steht es so schlimm mit mir,
Daß meine Freunde, die mein Herz durchschauen,
Den Weg der Schande mir zur Rettung zeigen?
Ja, jetzt erkenn ich meinen tiefen Fall,
Denn das Vertraun ist hin auf meine Ehre.
 
 
DU CHATEL. Bedenk —
 
 
KARL. Kein Wort mehr! Bringe mich nicht auf!
Müßt ich zehn Reiche mit dem Rücken schauen,
Ich rette mich nicht mit des Freundes Leben.
– Tu was ich dir befohlen. Geh und laß
Mein Heergerät einschiffen.
 
 
DU CHATEL. Es wird schnell
Getan sein.
 
 
(Steht auf und geht, Agnes Sorel weint heftig)
 

ERSTER AUFZUG

Siebenter Auftritt

Karl und Agnes Sorel

 
KARL (ihre Hand fassend). Sei nicht traurig, meine Agnes.
Auch jenseits der Loire liegt noch ein Frankreich,
Wir gehen in ein glücklicheres Land.
Da lacht ein milder niebewölkter Himmel
Und leichtre Lüfte wehn, und sanftre Sitten
Empfangen uns, da wohnen die Gesänge
Und schöner blüht das Leben und die Liebe.
 
 
SOREL. O muß ich diesen Tag des Jammers schauen!
Der König muß in die Verbannung gehn,
Der Sohn auswandern aus des Vaters Hause
Und seine Wiege mit dem Rücken schauen.
O angenehmes Land, das wir verlassen,
Nie werden wir dich freudig mehr betreten.
 

ERSTER AUFZUG

Achter Auftritt

La Hire kommt zurück. Karl und Sorel

 
SOREL. Ihr kommt allein. Ihr bringt ihn nicht zurück?
(Indem sie ihn näher ansieht)
La Hire! Was gibts? Was sagt mir Euer Blick?
Ein neues Unglück ist geschehn!
 
 
LA HIRE. Das Unglück
Hat sich erschöpft und Sonnenschein ist wieder!
 
 
SOREL. Was ists? Ich bitt Euch.
 
 
LA HIRE (zum König).Ruf die Abgesandten
Von Orleans zurück!
 
 
KARL. Warum? Was gibts?
 
 
LA HIRE. Ruf sie zurück. Dein Glück hat sich gewendet,
Ein Treffen ist geschehn, du hast gesiegt.
 
 
SOREL. Gesiegt! O himmlische Musik des Wortes!
 
 
KARL. La Hire! Dich täuscht ein fabelhaft Gerücht.
Gesiegt! Ich glaub an keine Siege mehr.
 
 
LA HIRE. O du wirst bald noch größre Wunder glauben.
– Da kommt der Erzbischof. Er führt den Bastard
In deinen Arm zurück —
 
 
SOREL. O schöne Blume des Siegs, die gleich die edeln Himmelsfrüchte, Fried und Versöhnung trägt!
 

ERSTER AUFZUG

Neunter Auftritt

Erzbischof von Reims. Dunois. Du Chatel mit Raoul, einem geharnischten Ritter, zu den Vorigen

 
ERZBISCHOF (führt den Bastard zu dem König und legt ihre
Hände ineinander). Umarmt euch, Prinzen!
Laßt allen Groll und Hader jetzo schwinden,
Da sich der Himmel selbst für uns erklärt.
(Dunois umarmt den König)
 
 
KARL. Reißt mich aus meinem Zweifel und Erstaunen.
Was kündigt dieser feierliche Ernst mir an?
Was wirkte diesen schnellen Wechsel?
 
 
ERZBISCHOF (führt den Ritter hervor und stellt ihn vor den König). Redet!
 
 
RAOUL: Wir hatten sechzehn Fähnlein aufgebracht
Lothringisch Volk, zu deinem Heer zu stoßen,
Und Ritter Baudricour aus Vaucouleurs
War unser Führer. Als wir nun die Höhen
Bei Vermanton erreicht und in das Tal,
Das die Yonne durchströmt, herunterstiegen,
Da stand in weiter Ebene vor uns der Feind,
Und Waffen blitzten, da wir rückwärts sahn.
Umrungen sahn wir uns von beiden Heeren.
Nicht Hoffnung war zu siegen noch zu fliehn,
Da sank dem Tapfersten das Herz und alles,
Verzweiflungsvoll, will schon die Waffen strecken.
Als nun die Führer miteinander noch
Rat suchten und nicht fanden – sich da stellte sich
Ein seltsam Wunder unsern Augen dar!
Denn aus der Tiefe des Gehölzes plötzlich
Trat eine Jungfrau, mit behelmtem Haupt
Wie eine Kriegesgöttin, schön zugleich
Und schrecklich anzusehn, um ihren Nacken
In dunkeln Ringen fiel das Haar, ein Glanz
Vom Himmel schien die Hohe zu umleuchten,
Als sie die Stimm erhub und also sprach:
"Was zagt ihr, tapfre Franken! Auf den Feind!
Und wären sein mehr denn des Sands im Meere,
Gott und die heilge Jungfrau führt euch an!"
Und schnell dem Fahnenträger aus der Hand
Riß sie die Fahn und vor dem Zuge her
Mit kühnem Anstand schritt die Mächtige.
Wir, stumm vor Staunen, selbst nicht wollend, folgen
Der hohen Fahn und ihrer Trägerin,
Und auf den Feind gerad an stürmen wir.
Der, hochbetroffen, steht bewegungslos
Mit weitgeöffnet starrem Blick das Wunder
Anstaunend, das sich seinen Augen zeigt —
Doch schnell, als hätten Gottes Schrecken ihn
Ergriffen, wendet er sich um
Zur Flucht, und Wehr und Waben von sich werdend
Entschart das ganze Heer sich im Gefilde,
Da hilft kein Machtwort, keines Führers Ruf,
Vor Schrecken sinnlos, ohne rückzuschaun,
Stürzt Mann und Roß sich in des Flusses Bette,
Und läßt sich würgen ohne Widerstand,
Ein Schlachten wars, nicht eine Schlacht zu nennen!
Zweitausend Feinde deckten das Gefild,
Die nicht gerechnet, die der Fluß verschlang,
Und von den Unsern ward kein Mann vermißt.
 
 
KARL. Seltsam bei Gott! höchst wunderbar und seltsam!
 
 
SOREL. Und eine Jungfrau wirkte dieses Wunder?
Wo kam sie her? Wer ist sie?
 
 
RAOUL. Wer sie sei,
Will sie allein dem König offenbaren.
Sie nennt sich eine Seherin und Gotts
Gesendete Prophetin, und verspricht
Orleans zu retten, eh der Mond noch wechselt.
Ihr glaubt das Volk und dürstet nach Gefechten.
Sie folgt dem Heer, gleich wird sie selbst hiersein.
(Man hört Glocken und Geklirr von Waffen, die aneinandergeschlagen
werden)
Hört ihr den Auflauf? Das Geläut der Glocken?
Sie ists, das Volk begrüßt die Gottgesandte.
 
 
KARL (zu Du Chatel). Führt sie herein —
(zum Erzbischof) Was soll ich davon denken!
Ein Mädchen bringt mir Sieg und eben jetzt,
Da nur ein Götterarm mich retten kann!
Das ist nicht in dem Laufe der Natur,
Und darf ich – Bischof, darf ich Wunder glauben?
 
 
VIELE STIMMEN (hinter der Szene).
Heil, Heil der Jungfrau, der Erretterin!
 
 
KARL. Sie kommt!
(Zu Dunois) Nehmt meinen Platz ein, Dunois!
Wir wollen dieses Wundermädchen prüfen,
Ist sie begeistert und von Gott gesandt,
Wird sie den König zu entdecken wissen.
 
 
(Dunois setzt sich, der König steht zu seiner Rechten, neben ihm Agnes Sorel, der Erzbischof mit den übrigen gegenüber, daß der mittlere Raum leer bleibt)
 

ERSTER AUFZUG

Zehnter Auftritt

Die Vorigen. Johanna begleitet von den Ratsherren und vielen

Rittern, welche den Hintergrund der Szene anfüllen; mit edelm

Anstand tritt sie vorwärts, und schaut die Umstehenden der

Reihe nach an

 
DUNOIS (nach einer tiefen feierlichen Stille).
Bist du es, wunderbares Mädchen —
 
 
JOHANNA (unterbricht ihn, mit Klarheit und Hoheit ihn anschauend).
Bastard von Orleans! Du willst Gott versuchen!
Steh auf von diesem Platz, der dir nicht ziemt,
An diesen Größeren bin ich gesendet.
(Sie geht mit entschiedenem Schritt auf den König zu, beugt ein
Knie vor ihm und steht sogleich wieder auf, zurücktretend. Alle
Anwesenden drücken ihr Erstaunen aus. Dunois verläßt seinen Sitz
und es wird Raum vor dem König)
 
 
KARL. Du siehst mein Antlitz heut zum erstenmal,
Von wannen kommt dir diese Wissenschaft?
 
 
JOHANNA. Ich sah dich, wo dich niemand sah als Gott.
(Sie nähert sich dem König und spricht geheimnisvoll)
In jüngst verwichner Nacht, besinne dich!
Als alles um dich her in tiefem Schlaf
Begraben lag, da standst du auf von deinem Lager,
Und tatst ein brünstiges Gebet zu Gott.
Laß die hinausgehn und ich nenne dir
Den Inhalt des Gebets.
 
 
KARL. Was ich dem Himmel
Vertraut, brauch ich vor Menschen nicht zu bergen.
Entdecke mir den Inhalt meines Flehns,
So zweifl ich nicht mehr, daß dich Gott begeistert.
 
 
JOHANNA. Es waren drei Gebete, die du tatst,
Gib wohl acht, Dauphin, ob ich dir sie nenne!
Zum ersten flehtest du den Himmel an,
Wenn unrecht Gut an dieser Krone hafte,
Wenn eine andre schwere Schuld, noch nicht
Gebüßt, von deiner Väter Zeiten her,
Diesen tränenvollen Krieg herbeigerufen,
Dich zum Opfer anzunehmen für dein Volk,
Und auszugießen auf dein einzig Haupt
Die ganze Schale seines Zorns.
 
 
KARL (tritt mit Schrecken zurück).
Wer bist du, mächtig Wesen?
Woher kommst du?
(Alle zeigen ihr Erstaunen)
 
 
JOHANNA. Du tatst dem Himmel diese zweite Bitte.
Wenn es sein hoher Schluß und Wille sei,
Das Szepter deinem Stamme zu entwinden,
Dir alles zu entziehn, was deine Väter,
Die Könige in diesem Reich besaßen,
Drei einzge Güter flehtest du ihn an
Dir zu bewahren, die zufriedne Brust,
Des Freundes Herz und deiner Agnes Liebe.
(König verbirgt das Gesicht heftig weinend, große Bewegung des
Erstaunens unter den Anwesenden. Nach einer Pause)
Soll ich dein dritt Gebet dir nun noch nennen?
 
 
KARL. Genug! Ich glaube dir! Soviel vermag
Kein Mensch! Dich hat der höchste Gott gesendet.
 
 
ERZBISCHOF. Wer bist du heilig wunderbares Mädchen!
Welch glücklich Land gebar dich? Sprich! Wer sind
Die gottgeliebten Eltern, die dich zeugten?
 
 
JOHANNA. Ehrwürdger Herr, Johanna nennt man mich,
Ich bin nur eines Hirten niedre Tochter
Aus meines Königs Flecken Dom Remi,
Der in dem Kirchensprengel liegt von Tour
Und hütete die Schafe meines Vaters
Von Kind auf – Und ich hörte viel und oft
Erzählen von dem fremden Inselvolk,
Das über Meer gekommen, uns zu Knechten
Zu machen, und den fremdgebornen Herrn
Uns aufzuzwingen, der das Volk nicht liebt,
Und daß sie schon die große Stadt Paris
Innhätten und des Reiches sich ermächtigt.
Da rief ich flehend Gottes Mutter an,
Von uns zu wenden fremder Ketten Schmach,
Uns den einheimschen König zu bewahren.
Und vor dem Dorf, wo ich geboren, steht
Ein uralt Muttergottesbild, zu dem
Der frommen Pilgerfahrten viel geschahn,
Und eine heilge Eiche steht darneben,
Durch vieler Wunder Segenskraft berühmt.
Und in der Eiche Schatten saß ich gern,
Die Herde weidend, denn mich zog das Herz.
Und ging ein Lamm mir in den wüsten Bergen
Verloren, immer zeigte mirs der Traum,
Wenn ich im Schatten dieser Eiche schlief.
– Und einsmals als ich eine lange Nacht
In frommer Andacht unter diesem Baum
Gesessen und dem Schlafe widerstand,
Da trat die Heilige zu mir, ein Schwert
Und Fahne tragend, aber sonst wie ich
Als Schäferin gekleidet, und sie sprach zu mir:
"Ich bins. Steh auf, Johanna. Laß die Herde.
Dich ruft der Herr zu einem anderen Geschäft!
Nimm diese Fahne! Dieses Schwert umgürte dir!
Damit vertilge meines Volkes Feinde,
Und führe deines Herren Sohn nach Reims,
Und krön ihn mit der königlichen Krone!"
Ich aber sprach: "Wie kann ich solcher Tat
Mich unterwinden, eine zarte Magd,
Unkundig des verderblichen Gefechts!"
Und sie versetzte: "Eine reine Jungfrau
Vollbringt jedwedes Herrliche auf Erden,
Wenn sie der irdschen Liebe widersteht.
Sich mich an! Eine keusche Magd wie du
Hab ich den Herrn, den göttlichen, geboren,
Und göttlich bin ich selbst!" – Und sie berührte
Mein Augenlid, und als ich aufwärts sah,
Da war der Himmel voll von Engelknaben,
Die trugen weiße Lilien in der Hand,
Und süßer Ton verschwebte in den Lüften.
– Und so drei Nächte nacheinander ließ
Die Heilige sich sehn, und rief: "Steh auf, Johanna,
Dich ruft der Herr zu einem anderen Geschäft."
Und als sie in der dritten Nacht erschien,
Da zürnte sie und scheltend sprach sie dieses Wort:
Gehorsam ist des Weibes Pflicht auf Erden,
Das harte Dulden ist ihr schweres Los,
Durch strengen Dienst muß sie geläutert werden,
Die hier gedienet, ist dort oben groß."
Und also sprechend ließ sie das Gewand
Der Hirtin fallen und als Königin
Der Himmel stand sie da im Glanz der Sonnen,
Und goldne Wolken trugen sie hinauf
Langsam verschwindend in das Land der Wonnen.
(Alle sind gerührt. Agnes Sorel heftig weinend verbirgt ihr
Gesicht an des Königs Brust)
 
 
ERZBISCHOF (nach einem langen Stillschweigen).
Vor solcher göttlicher Beglaubigung
Muß jeder Zweifel irdscher Klugheit schweigen.
Die Tat bewährt es, daß sie Wahrheit spricht,
Nur Gott allein kann solche Wunder wirken.
 
 
DUNOIS. Nicht ihren Wundern, ihrem Auge glaub ich,
Der reinen Unschuld ihres Angesichts.
 
 
KARL. Und bin ich Sündger solcher Gnade wert!
Untrüglich allerforschend Aug, du siehst
Mein Innerstes und kennest meine Demut!
 
 
JOHANNA. Der Hohen Demut leuchtet hell dort oben,
Du beugtest dich, drum hat er dich erhoben.
 
 
KARL. So werd ich meinen Feinden widerstehn?
 
 
JOHANNA. Bezwungen leg ich Frankreich dir zu Füßen!
 
 
KARL. Und Orleans sagst du, wird nicht übergehn?
 
 
JOHANNA. Eh siehest du die Loire zurückefließen.
 
 
KARL. Werd ich nach Reims als Überwinder ziehn?
 
 
JOHANNA. Durch tausend Feinde führ ich dich dahin.
(Alle anwesende Ritter erregen ein Getöse mit ihren Lanzen und
Schilden, und geben Zeichen des Muts)
 
 
DUNOIS. Stell uns die Jungfrau an des Heeres Spitze,
Wir folgen blind, wohin die Göttliche
Uns führt! Ihr Seherauge soll uns leiten,
Und schützen soll sie dieses tapfre Schwert!
 
 
LA HIRE. Nicht eine Welt in Waffen fürchten wir,
Wenn sie einher vor unsern Scharen zieht.
Der Gott des Sieges wandelt ihr zur Seite,
Sie führ uns an, die Mächtige, im Streite!
(Die Ritter erregen ein großes Waffengetös und treten vorwärts)
 
 
KARL. Ja heilig Mädchen, führe du mein Heer,
Und seine Fürsten sollen. dir gehorchen.
Dies Schwert der höchsten Kriegsgewalt, das uns
Der Kronfeldherr im Zorn zurückgesendet,
Hat eine würdigere Hand gefunden.
Empfange du es, heilige Prophetin,
Und sei fortan —
 
 
JOHANNA. Nicht also, edler Dauphin!
Nicht durch dies Werkzeug irdischer Gewalt
Ist meinem Herrn der Sieg verliehn. Ich weiß
Ein ander Schwert, durch das ich siegen werde.
Ich will es dir bezeichnen, wie's der Geist
Mich lehrte, sende hin und laß es holen.
 
 
KARL. Nenn es, Johanna.
 
 
JOHANNA. Sende nach der alten Stadt
Fierboys, dort, auf Sankt Kathrinens Kirchhof
Ist ein Gewölb, wo vieles Eisen liegt,
Von alter Siegesbeute aufgehäuft.
Das Schwert ist drunter, das mir dienen soll.
An dreien goldnen Lilien ists zu kennen,
Die auf der Klinge eingeschlagen sind,
Dies Schwert laß holen, denn durch dieses wirst du siegen.
 
 
KARL. Man sende hin und tue, wie sie sagt.
 
 
JOHANNA. Und eine weiße Fahne laß mich tragen,
Mit einem Saum von Purpur eingefaßt.
Auf dieser Fahne sei die Himmelskönigin
Zu sehen mit dem schönen Jesusknaben,
Die über einer Erdenkugel schwebt,
Denn also zeigte mirs die heilge Mutter.
 
 
KARL. Es sei so, wie du sagst.
 
 
JOHANNA (zum Erzbischof). Ehrwürdger Bischof,
Legt Eure priesterliche Hand auf mich,
Und sprecht den Segen über Eure Tochter!
(Kniet nieder)
 
 
ERZBISCHOF. Du bist gekommen, Segen auszuteilen,
Nicht zu empfangen – Geh mit Gottes Kraft!
Wir aber sind Unwürdige und Sünder!
(Sie steht auf)
 
 
EDELKNECHT. Ein Herold kommt vom engelländschen Feldherrn.
 
 
JOHANNA. Laß ihn eintreten, denn ihn sendet Gott!
(Der König winkt den Edelknecht, der hinausgeht)
 

ERSTER AUFZUG

Eilfter Auftritt

 

Der Herold zu den Vorigen

 
KARL. Was bringst du, Herold? Sage deinen Auftrag.
 
 
HEROLD. Wer ist es, der für Karin von Valois,
Den Grafen von Ponthieu das Wort hier führt?
 
 
DUNOIS. Nichtswürdger Herold! Niederträchtger Bube!
Erfrechst du dich, den König der Franzosen
Auf seinem eignen Boden zu verleugnen.
Dich schützt dein Wappenrock, sonst solltest du —
 
 
HEROLD. Frankreich erkennt nur einen einzgen König,
Und dieser lebt im engelländischen Lager.
 
 
KARL. Seid ruhig, Vetter! Deinen Auftrag, Herold!
 
 
HEROLD. Mein edler Feldherr, den des Blutes jammert,
Das schon genossen und noch Lieben soll,
Hält seiner Krieger Schwert noch in der Scheide,
Und ehe Orleans im Sturme fällt,
Läßt er noch gütlichen Vergleich dir bieten.
 
 
KARL. Laß hören!
 
 
JOHANNA (tritt hervor). Sire! Laß mich an deiner Statt
Mit diesem Herold reden.
 
 
KARL. Tu das, Mädchen!
Entscheide du, ob Krieg sei oder Friede.
 
 
JOHANNA (zum Herold).
Wer sendet dich und spricht durch deinen Mund?
 
 
HEROLD. Der Briten Feldherr, Graf von Salisbury.
 
 
JOHANNA. Herold, du lügst! Der Lord spricht nicht durch dich.
Nur die Lebendgen sprechen, nicht die Toten.
 
 
HEROLD. Mein Feldherr lebt in Fülle der Gesundheit
Und Kraft, und lebt euch allen zum Verderben.
 
 
JOHANNA. Er lebte, da du abgingst. Diesen Morgen
Streckt' ihn ein Schuß aus Orleans zu Boden,
Als er von Turm La Tournelle niedersaß.
– Du lachst, weil ich Entferntes dir verkünde?
Nicht meiner Rede, deinen Augen glaube!
Begegnen wird dir seiner Leiche Zug,
Wenn deine Füße dich zurücketragen!
Jetzt Herold, sprich und sage deinen Auftrag.
 
 
HEROLD. Wenn du Verborgnes zu enthüllen weißt,
So kennst du ihn, noch eh ich dir ihn sage.
 
 
JOHANNA. Ich brauch ihn nicht zu wissen, aber du
Vernimm den meinen jetzt! und diese Worte
Verkündige den Fürsten, die dich sandten!
– König von England, und ihr, Herzoge
Bedford und Gloster, die das Reich verwesen!
Gebt Rechenschaft dem Könige des Himmels
Von wegen des vergoßnen Blutes! Gebt
Heraus die Schlüssel alle von den Städten,
Die ihr bezwungen wider göttlich Recht,
Die Jungfrau kommt vom Könige des Himmels,
Euch Frieden zu bieten oder blutgen Krieg.
Wählt! Denn das sag ich euch, damit ihre wisset,
Euch ist das schöne Frankreich nicht beschieden
Vom Sohne der Maria – sondern Karl
Mein Herr und Dauphin, dem es Gott gegeben,
Wird königlich einziehen zu Paris,
Von allen Großen seines Reichs begleitet.
– Jetzt Herold, geh und mach dich eilends fort,
Denn eh du noch das Lager magst erreichen,
Und Botschaft bringen, ist die Jungfrau dort,
Und pflanzt in Orleans das Siegeszeichen.
 
 
(Sie geht, alles setzt sich in Bewegung, der Vorhang fällt)
 

ZWEITER AUFZUG

Gegend von Felsen begrenzt

Erster Auftritt

Talbot und Lionel, englische Heerführer. Philipp Herzog von

Burgund. Ritter Fastolf und Chatillon mit Soldaten und Fahnen

 
TALBOT. Hier unter diesen Felsen lasset uns
Haltmachen und ein festes Lager schlagen,
Ob wir vielleicht die tüchtgen Völker wieder sammeln,
Die in dem ersten Schrecken sich zerstreut.
Stellt gute Wachen aus, besetzt die Höhn!
Zwar sichert uns die Nacht vor der Verfolgung,
Und wenn der Gegner nicht auch Flügel hat,
So fürcht ich keinen Überfall. – Dennoch
Bedarfs der Vorsicht, denn wir haben es
Mit einem kecken Feind und sind geschlagen.
(Ritter Fastolf geht ab mit den Soldaten)
 
 
LIONEL. Geschlagen! Feldherr, nennt das Wort nicht mehr.
Ich darf es mir nicht denken, daß der Franke
Des Engelländers Rücken heut gesehn.
– O Orleans! Orleans! Grab unsers Ruhms!
Auf deinen Feldern liegt die Ehre Englands.
Beschimpfend lächerliche Niederlage!
Wer wird es glauben in der künftgen Zeit!
Die Sieger bei Poitiers, Crequi
Und Azincourt gejagt von einem Weibe!
 
 
BURGUND. Das muß uns trösten. Wir sind nicht von Menschen
Besiegt, wir sind vom Teufel überwunden.
 
 
TALBOT. Vom Teufel unsrer Narrheit – Wie, Burgund?
Schreckt dies Gespenst des Pöbels auch die Fürsten?
Der Aberglaube ist ein schlechter Mantel
Für Eure Feigheit – Eure Völker Hohn zuerst.
 
 
BURGUND. Niemand hielt stand. Das Fliehn war allgemein.
 
 
TALBOT. Nein, Herr! Auf Eurem Flügel fing es an.
Ihr stürztet Euch in unser Lager, schreiend:
"Die Höll ist los, der Satan kämpft für Frankreich!"
Und brachtet so die Unsern in Verwirrung.
 
 
LIONEL. Ihr könnts nicht leugnen. Euer Flügel wich zuerst.
 
 
BURGUND. Weil dort der erste Angriff war.
 
 
TALBOT. Das Mädchen kannte unsers Lagers Blöße,
Sie wußte, wo die Furcht zu finden war.
 
 
BURGUND. Wie? Soll Burgund die Schuld des Unglücks tragen?
 
 
LIONEL. Wir Engelländer, waren wir allein,
Bei Gott! Wir hätten Orleans nicht verloren!
 
 
BURGUND. Nein – denn ihr hättet Orleans nie gesehn!
Wer bahnte euch den Weg in dieses Reich,
Reicht' euch die treue Freundeshand, als ihr
An diese feindlich fremde Küste stieget?
Wer krönte euren Heinrich zu Paris,
Und unterwarf ihm der Franzosen Herzen?
Bei Gott! Wenn dieser starke Arm euch nicht
Hereingeführt, ihr sahet nie den Rauch
Von einem Fränkischen Kamine steigen!
 
 
LIONEL. Wenn es die großen Worte täten, Herzog,
So hättet Ihr allein Frankreich erobert.
 
 
BURGUND. Ihr seid unlustig, weil euch Orleans
Entging, und laßt nun eures Zornes Galle
An mir, dem Bundsfreund, aus. Warum entging
Uns Orleans, als eurer Habsucht wegen?
Es war bereit, sich mir zu übergeben,
Ihr, euer Neid allein hat es verhindert.
 
 
TALBOT. Nicht Eurentwegen haben wirs belagert.
 
 
BURGUND. Wie stünds um euch, zög ich mein Heer zurück?
Lionel. Nicht schlimmer, glaubt mir, als bei Azincourt,
Wo wir mit Euch und mit ganz Frankreich fertig wurden.
 
 
BURGUND. Doch tats euch sehr um unsre Freundschaft not,
Und teuer kaufte sie der Reichsverweser.
 
 
TALBOT. Ja teuer, teuer haben wir sie heut
Vor Orleans bezahlt mit unsrer Ehre.
 
 
BURGUND. Treibt es nicht weiter, Lord, es könnt Euch reuen!
Verließ ich meines Herrn gerechte Fahnen,
Lud auf mein Haupt den Namen des Verräters,
Um von dem Fremdling solches zu ertragen?
Was tu ich hier und fechte gegen Frankreich?
Wenn ich dem Undankbaren dienen soll,
So will ichs meinem angebornen König.
 
 
TALBOT. Ihr steht in Unterhandlung mit dem Dauphin,
Wir Wissens, doch wir werden Mittel finden,
Uns vor Verrat zu schützen.
 
 
BURGUND. Tod und Hölle!
Begegnet man mir so? – Chatillon!
Laß meine Völker sich zum Aufbruch rüsten,
Wir gehn in unser Land zurück.
(Chatillon geht ab)
 
 
LIONEL. Glück auf den Weg!
Nie war der Ruhm des Briten glänzender,
Als da er seinem guten Schwert allein
Vertrauend ohne Helfershelfer focht.
Es kämpfe jeder seine Schlacht allein,
Denn ewig bleibt es wahr! Französisch Blut
Und englisch kann sich redlich nie vermischen.
 
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