Бесплатно

Die Piccolomini

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Personen

Wallenstein, Herzog zu Friedland, kaiserlicher Generalissimus

im Dreißigjährigen Kriege

Octavio Piccolomini, Generalleutnant

Max Piccolomini, sein Sohn, Oberst bei einem Kürassierregiment

Graf Terzky, Wallensteins Schwager,Chef mehrerer Regimenter

Illo Feldmarschall, Wallensteins Vertrauter

Isolani, General der Kroaten

Buttler, Chef eines Dragonerregiments

Tiefenbach, Chef eines Dragonerregiments

Don Maradas, General unter Wallenstein

Götz, General unter Wallenstein

Colalto, General unter Wallenstein

Rittmeister Neumann, Terzkys Adjutant

Kriegsrat von Questenberg vom Kaiser gesendet

Baptista Seni, Astrolog

Herzogin von Friedland, Wallensteins Gemahlin

Thekla, Prinzessin von Friedland, ihre Tochter

Gräfin Terzky, der Herzogin Schwester

Ein Kornet

Kellermeister des Grafen Terzky

Ein Kornet

Friedländische Pagen und Bediente und Hoboisten

Mehrere Obersten und Generale

Erster Aufzug

Ein alter gotischer Saal auf dem Rathause zu Pilsen, mit Fahnen und anderm Kriegsgeräte dekoriert.

Erster Auftritt

Illo mit Buttler, und Isolani.

Illo
 
     Spät kommt Ihr – Doch Ihr kommt! Der weite Weg,
     Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen.
 
Isolani
 
     Wir kommen auch mit leeren Händen nicht!
     Es ward uns angesagt bei Donauwerth,
     Ein schwedischer Transport sei unterwegs
     Mit Proviant, an die sechshundert Wagen. -
     Den griffen die Kroaten mir noch auf,
     Wir bringen ihn.
 
Illo
 
     Er kommt uns grad zupaß,
     Die stattliche Versammlung hier zu speisen.
 
Buttler
 
     Es ist schon lebhaft hier, ich seh's.
 
Isolani
 
     Ja, ja,
     Die Kirchen selber liegen voll Soldaten,
 

(sich umschauend)

 
     Auch auf dem Rathaus, seh ich, habt ichr euch
     Schon ziemlich eingerichtet – Nun! nun! der Soldat
     Behilft und schickt sich, wie er kann!
 
Illo
 
     Von dreißig Regimentern haben sich
     Die Obersten zusammen schon gefunden,
     Colalto, Götz, Maradas, Hinnersam,
     Auch Sohn und Vater Piccolomini —
     Ihr werdet manchen alten Freund begrüßen.
     Nur Gallas fehlt uns noch und Altringer.
 
Buttler
 
     Auf Gallas wartet nicht.
 
Illo. (stutzt)
 
     Wieso? Wißt Ihr —
 
Isolani. (unterbricht ihn)
 
     Max Piccolomini hier? Oh! führt mich zu ihm.
     Ich seh ihn noch – es sind jetzt zehen Jahr —
     Als wir bei Dessau mit dem Mansfeld schlugen,
     Den Rappen sprengen von der Brücke herab
     Und zu dem Vater, der in Nöten war,
     Sich durch der Elbe reißend Wasser schlagen.
     Da sproßt' ihm kaum der erste Flaum ums Kinn,
     Jetzt, hör ich, soll der Kriegsheld fertig sein.
 
Illo
 
     Ihr sollt ihn heut noch sehn. Er führt aus Kärnten
     Die Fürstin Friedland her und die Prinzessin,
     Sie treffen diesen Vormittag noch ein.
 
Buttler
 
     Auch Frau und Tochter ruft der Fürst hieher?
     Er ruft hier viel zusammen.
 
Isolani
 
     Desto besser.
     Erwartet' ich doch schon von nichts als Märschen
     Und Batterien zu hören und Attacken;
     Und siehe da! der Herzog sorgt dafür,
     Daß auch was Holdes uns das Aug' ergötze.
 
Illo

(der nachdenkend gestanden, zu Buttlern, den er ein wenig auf die Seite führt)

 
Wie wißt Ihr, daß Graf Gallas außen bleibt?
 
Buttler. (mit Bedeutung)
 
     Weil er auch mich gesucht zurückzuhalten.
 
Illo. (warm)
 
     Und Ihr seid fest geblieben?
 

(Drückt ihm die Hand.)

 
Wackrer Buttler!
 
Buttler
 
     Nach der Verbindlichkeit, die mir der Fürst
     Noch kürzlich aufgelegt —
 
Illo
 
     Ja, Generalmajor! Ich gratuliere!
 
Isolani
 
     Zum Regiment, nicht wahr, das ihm der Fürst
     Geschenkt? Und noch dazu dasselbe, hör ich,
     Wo er vom Reiter hat heraufgedient?
     Nun, das ist wahr! dem ganzen Korps gereicht's
     Zum Sporn, zum Beispiel, macht einmal ein alter
     Verdienter Kriegsmann seinen Weg.
 
Buttler
 
     Ich bin verlegen,
     Ob ich den Glückwunsch schon empfangen darf,
     – Noch fehlt vom Kaiser die Bestätigung.
 
Isolani
 
     Greif zu! greif zu! Die Hand, die ihn dahin
     Gestellt, ist stark genug, Ihn zu erhalten,
     Trotz Kaisern und Ministern.
 
Illo
 
     Wenn wir alle
     So gar bedenklich sein wollten!
     Der Kaiser gibt uns nichts – vom Herzog
     Kommt alles, was wir hoffen, was wir haben.
 
Isolani. (zu Illo)
 
     Herr Bruder! Hab ich's schon erzählt? Der Fürst
     Will meine Kreditoren kontenieren.
     Will selber mein Kaiser sein künftighin,
     Zu einem ordentlichen Mann mich machen.
     Und das ist nun das dritte Mal, bedenk' Er!
     Daß mich der Königlichgesinnte vom
     Verderben rettet und zu Ehren bringt.
 
Illo
 
     Könnt' er nur immer, wie er gerne wollte!
     Er schenkte Land und Leut an die Soldaten.
     Doch wie verkürzen sie in Wien ihm nicht den Arm,
     Beschneiden, wo sie können, ihm die Flügel! —
     Da! diese neuen, saubern Forderungen,
     Die dieser Questenberger bringt!
 
Buttler
 
     Ich habe mir
     Von diesen kaiserlichen Forderungen auch
     Erzählen lassen – doch ich hoffe,
     Der Herzog wird in keinem Stücke weichen.
 
Illo
 
     Von seinem Recht gewißlich nicht, wenn nur nicht
     – Vom Platze!
 
Buttler. (betroffen)
 
     Wißt Ihr etwas? Ihr erschreckt mich.
 
Isolani. (zugleich)
 
     Wir wären alle ruiniert!
 
Illo
 
     Brecht ab!
     Ich sehe unsern Mann dort eben kommen
     Mit Gen'ralleutnant Piccolomini.
 
Buttler. (den Kopf bedenklich schüttelnd)
 
     Ich fürchte,
     Wir gehn nicht von hier, wie wir kamen.
 

Zweiter Auftritt

Vorige. Octavio Piccolomini. Questenberg.

Octavio. (noch in der Entfernung)
 
     Wie? Noch der Gäste mehr? Gestehn Sie, Freund!
     Es brauchte diesen tränenvollen Krieg,
     So vieler Helden ruhmgekrönter Häupter
     In eines Lagers Umkreis zu versammeln.
 
Questenberg
 
     In kein Friedländisch Heereslager komme,
     Wer von dem Kriege Böses denken will.
     Beinah vergessen hätt' ich seine Plagen,
     Da mir der Ordnung hoher Geist erschienen,
     Durch die er, weltzerstörend, selbst besteht,
     Das Große mir erschienen, das er bildet.
 
Octavio
 
     Und siehe da! ein tapfres Paar, das würdig
     Den Heldenreihen schließt: Graf Isolan
     Und Obrist Buttler. – Nun, da haben wir
     Vor Augen gleich das ganze Kriegeshandwerk.
 

(Buttlern und Isolani präsentierend.)

 
Es ist die Stärke, Freund, und Schnelligkeit.
 
Questenberg. (zu Octavio)
 
     Und zwischen beiden der erfahrne Rat.
 
Octavio. (zu Questenbergen an jene vorstellend)
 
     Den Kammerherrn und Kriegsrat Questenberg,
     Den Überbringer kaiserlicher Befehle,
     Der Soldaten großen Gönner und Patron
     Verehren wir in diesem würdigen Gaste.
 

(Allgemeines Stillschweigen.)

 
Illo. (nähert sich Questenbergen)
 
     Es ist das erste Mal nicht, Herr Minister,
     Daß Sie im Lager uns die Ehr' erweisen.
 
Questenberg
 
     Schon einmal sah ich mich vor diesen Fahnen.
 
Illo
 
     Und wissen Sie, wo das gewesen ist?
     Zu Znaym war's, in Mähren, wo Sie sich
     Von Kaisers wegen eingestellt, den Herzog
     Um Übernahm' des Regiments zu flehen.
 
Questenberg
 
     Zu flehn, Herr General? So weit ging weder
     Mein Auftrag, daß ich wüßte, noch mein Eifer.
 
Illo
 
     Nun! Ihn zu zwingen, wenn Sie wollen. Ich
     Erinnre mich's recht gut – Graf Tilly war
     Am Lech aufs Haupt geschlagen – offen stand
     Das Bayerland dem Feind – nichts hielt ihn auf,
     Bis in das Herz von Östreich vorzudringen.
     Damals erschienen Sie und Werdenberg
     Vor unserm Herrn, mit Bitten in ihn stürmend
     Und mit der kaiserlichen Ungnad' drohend,
     Wenn sich der Fürst des Jammers nicht erbarme.
 
Isolani. (tritt dazu)
 
     Ja, ja! 's ist zu begreifen, Herr Minister,
     Warum Sie sich bei Ihrem heut'gen Auftrag
     An jenen alten just nicht gern erinnern.
 
Questenberg
 
     Wie sollt' ich nicht! Ist zwischen beiden doch
     Kein Widerspruch! Damalen galt es, Böhmen
     Aus Feindes Hand zu reißen, heute soll ich's
     Befrein von seinen Freunden und Beschützern.
 
Illo
 
     Ein schönes Amt! Nachdem wir dieses Böhmen,
     Mit unserm Blut, dem Sachsen abgefochten,
     Will man zum Dank uns aus dem Lande werfen.
 
Questenberg
 
     Wenn es nicht bloß ein Elend mit dem andern
     Vertauscht soll haben, muß das arme Land
     Von Freund und Feindes Geißel gleich befreit sein.
 
Illo
 
     Ei was! Es war ein gutes Jahr, der Bauer kann
     Schon wieder geben.
 
Questenberg
 
     Ja, wenn Sie von Herden
     Und Weideplätzen reden, Herr Feldmarschall —
 
Isolani
 
     Der Krieg ernährt den Krieg. Gehn Bauern drauf,
     Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.
 
Questenberg
 
     Und wird um so viel Untertanen ärmer!
 
Isolani
 
     Pah! Seine Untertanen sind wir alle!
 
Questenberg
 
     Mit Unterschied, Herr Graf! Die einen füllen
     Mit nützlicher Geschäftigkeit den Beutel,
     Und andre wissen nur ihn brav zu leeren.
     Der Degen hat den Kaiser arm gemacht;
     Der Pflug ist's, der ihn wieder stärken muß.
 
Buttler
 
     Der Kaiser wär' nicht arm, wenn nicht so viel
     – Blutigel saugten an dem Mark des Landes.
 
Isolani
 
     So arg kann's auch nicht sein. Ich sehe ja,
 

(indem er sich vor ihm hinstellt und seinen Anzug mustert)

 
Es ist noch lang nicht alles Gold gemünzt.
 
Questenberg
 
     Gottlob! Noch etwas weniges hat man
     Geflüchtet – vor den Fingern der Kroaten.
 
Illo
 
     Da! der Slawata und der Martinitz,
     Auf die der Kaiser, allen guten Böhmen
     Zum Ärgernisse, Gnadengaben häuft —
     Die sich vom Raube der vertriebnen Bürger mästen —
     Die von der allgemeinen Fäulnis wachsen,
     Allein im öffentlichen Unglück ernten —
     Mit königlichem Prunk dem Schmerz des Landes
     Hohnsprechen – die und ihresgleichen laßt
     Den Krieg bezahlen, den verderblichen,
     Den sie allein doch angezündet haben.
 
Buttler
 
     Und diese Ladenschmarutzer, die die Füße
     Beständig unterm Tisch des Kaisers haben,
     Nach allen Benefizen hungrig schnappen,
     Die wollen dem Soldaten, der vorm Feind liegt,
     Das Brot vorschneiden und die Rechnung streichen.
 
Isolani
 
     Mein Lebtag denk ich dran, wie ich nach Wien
     Vor sieben Jahren kam, um die Remonte
     Für unsre Regimenter zu betreiben,
     Wie sie von einer Antecamera
     Zur andern mich herumgeschleppt, mich unter
     Den Schranzen stehen lassen, stundenlang,
     Als wär' ich da, ums Gnadenbrot zu betteln.
     Zuletzt – da schickten sie mir einen Kapuziner,
     Ich dacht', es wär' um meiner Sünden willen!
     Nein doch, das war der Mann, mit dem
     Ich um die Reiterpferde sollte handeln.
     Ich mußt' auch abziehn unverrichteter Ding'.
     Der Fürst nachher verschaffte mir in drei Tagen,
     Was ich zu Wien in dreißig nicht erlangte.
 
Questenberg
 
     Ja, ja! Der Posten fand sich in der Rechnung,
     Ich weiß, wir haben noch daran zu zahlen.
 
Illo
 
     Es ist der Krieg ein roh, gewaltsam Handwerk.
     Man kommt nicht aus mit sanften Mitteln, alles
     Läßt sich nicht schonen. Wollte man's erpassen,
     Bis sie zu Wien aus vierundzwanzig Übeln
     Das kleinste ausgewählt, man paßte lange!
     – Frisch mitten durchgegriffen, das ist besser!
     Reiß' dann, was mag! – Die Menschen, in der Regel,
     Verstehen sich aufs Flicken und aufs Stückeln
     Und finden sich in ein verhaßtes Müssen
     Weit besser als in eine bittre Wahl.
 
Questenberg
 
     Ja, das ist wahr! Die Wahl spart uns der Fürst.
 
Illo
 
     Der Fürst trägt Vatersorge für die Truppen,
     Wir sehen, wie's der Kaiser mit uns meint.
 
Questenberg
 
     Für jeden Stand hat er ein gleiches Herz
     Und kann den einen nicht dem andern opfern.
 
Isolani
 
     Drum stößt er uns zum Raubtier in die Wüste,
     Um seine teuren Schafe zu behüten.
 
Questenberg. (mit Hohn)
 
     Herr Graf! Dies Gleichnis machen Sie – nicht ich.
 
Illo
 
     Doch wären wir, wofür der Hof uns nimmmt,
     Gefährlich war's, die Freiheit uns zu geben.
 
Questenberg. (mit Ernst)
 
     Genommen ist die Freiheit, nicht gegeben,
     Drum tut es not, den Zaum ihr anzulegen.
 
Illo
 
     Ein wildes Pferd erwarte man zu finden.
 
Questenberg
 
     Ein beßrer Reiter wird's besänftigen.
 
Illo
 
     Es trägt den einen nur, der es gezähmt.
 
Questenberg
 
     Ist es gezähmt, so folgt es einem Kinde.
 
Illo
 
     Das Kind, ich weiß, hat man ihm schon gefunden.
 
Questenberg
 
     Sie kümmre nur die Pflicht und nicht der Name.
 
Buttler. (der sich bisher mit Piccolomini seitwärts gehalten, doch mit
sichtbarem Anteil an dem Gespräch, tritt näher)
 
Herr Präsident! Dem Kaiser steht in Deutschland
     Ein stattlich Kriegsvolk da, es kantonieren
     In diesem Königreich wohl dreißigtausend ,
     Wohl sechzehntausend Mann in Schlesien;
     Zehn Regimenter stehn am Weserstrom,
     Am Rhein und Main; in Schwaben bieten sechs,
     In Bayern zwölf den Schwedischen die Spitze.
     Nicht zu gedenken der Besatzungen,
     Die an der Grenz' die festen Plätze schirmen.
     All dieses Volk gehorcht Friedländischen
     Hauptleuten. Die's befehligen, sind alle
     In eine Schul' gegangen, eine Milch
     Hat sie ernährt, ein Herz belebt sie alle.
     Fremdlinge stehn sie da auf diesem Boden,
     Der Dienst allein ist ihnen Haus und Heimat.
     Sie treibt der Eifer nicht fürs Vaterland,
     Denn Tausende, wie mich, gebar die Fremde.
     Nicht für den Kaiser, wohl die Hälfte kam
     Aus fremdem Dienst feldflüchtig uns herüber,
     Gleichgültig, unterm Doppeladler fechtend
     Wie unterm Löwen und den Lilien.
     Doch alle führt an gleich gewalt'gem Zügel
     Ein einziger, durch gleiche Lieb' und Furcht
     Zu einem Volke sie zusammenbindend.
     Und wie des Blitzes Funke sicher, schnell,
     Geleitet an der Wetterstange, läuft,
     Herrscht sein Befehl vom letzten fernen Posten,
     Der an die Dünen branden hört den Belt,
     Der in der Etsch fruchtbare Täler sieht,
     Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus
     Hat aufgerichtet an der Kaiserburg.
 
Questenberg
 
     Was ist der langen Rede kurzer Sinn?
 
Buttler
 
     Daß der Respekt, die Neigung, das Vertraun,
     Das uns dem Friedland unterwürfig macht,
     Nicht auf den ersten besten sich verpflanzt,
     Den uns der Hof aus Wien herübersendet.
     Und ist in treuem Angedenken noch,
     Wie das Kommando kam in Friedlands Hände.
     War's etwa kaiserliche Majestät,
     Die ein gemachtes Heer ihm übergab,
     Den Führer nur gesucht zu ihren Truppen?
     – Noch gar nicht war das Heer. Erschaffen erst
     Mußt' es der Friedland, er empfing es nicht,
     Er gab's dem Kaiser! Von dem Kaiser nicht
     Erhielten wir den Wallenstein zum Feldherrn.
     So ist es nicht, so nicht! Vom Wallenstein
     Erhielten wir den Kaiser erst zum Herrn,
     Er knüpft uns, er allein, an diese Fahnen.
 
Octavio. (tritt dazwischen)
 
     Es ist nur zur Erinnerung, Herr Kriegsrat,
     Daß Sie im Lager sind und unter Kriegern. -
     Die Kühnheit macht, die Freiheit den Soldaten. -
     Vermöcht' er keck zu handeln, dürft' er nicht
     Keck reden auch? – Eins geht ins andre drein. -
     Die Kühnheit dieses würd'gen Offiziers,
 

(auf Buttlern zeigend)

 
     Die jetzt in ihrem Ziel sich nur vergriff,
     Erhielt, wo nichts als Kühnheit retten konnte,
     Bei einem furchtbarn Aufstand der Besatzung
     Dem Kaiser seine Hauptstadt Prag.
 

(Man hört von fern eine Kriegsmusik)

 
Illo
 
     Das sind sie!
     Die Wachen salutieren – Dies Signal
     Bedeutet uns, die Fürstin sei herein.
 
Octavio. (zu Questenberg)
 
     So ist auch mein Sohn Max zurück. Er hat sie
     Aus Kärnten abgeholt und hergeleitet.
 
Isolani. (zu Illo)
 
     Gehn wir zusammen hin, sie zu begrüßen?
 
Illo
 
     Wohl! Laßt uns gehen. Oberst Buttler, kommt!
 

(zum Octavio.)

 
Erinnert Euch, daß wir vor Mittag noch
     Mit diesem Herrn beim Fürsten uns begegnen.
 

Dritter Auftritt

Octavio und Questenberg, die zurückbleiben.

Questenberg. (mit Zeichen des Erstaunens)
 
     Was hab ich hören müssen, Gen'ralleutnant!
     Welch zügelloser Trotz! Was für Begriffe!
     – Wenn dieser Geist der allgemeine ist —
 
Octavio
 
     Drei Viertel der Armee vernahmen Sie.
 
Questenberg
 
     Weh uns! Wo dann ein zweites Heer gleich finden,
     Um dieses zu bewachen! – Dieser Illo, fürcht ich,
     Denkt noch viel schlimmer, als er spricht. Auch dieser Buttler
     Kann seine böse Meinung nicht verbergen.
 
Octavio
 
     Empfindlichkeit – gereizter Stolz – nichts weiter! -
     Diesen Buttler geb ich noch nicht auf; ich weiß,
     Wie dieser böse Geist zu bannen ist.
 
Questenberg. (voll Unruh' auf und ab gehend)
 
     Nein! das ist schlimmer, oh! viel schlimmer, Freund!
     Als wir's in Wien uns hatten träumen lassen.
     Wie sahen's nur mit Höflingsaugen an,
     Die von dem Glanz des Throns geblendet waren;
     Den Feldherrn hatten wir noch nicht gesehn,
     Den allvermögenden, in seinem Lager.
     Hier ist's ganz anders!
     Hier ist kein Kaiser mehr. Der Fürst ist Kaiser!
     Der Gang, den ich an Ihrer Seite jetzt
     Durchs Lager tat, schlägt meine Hoffnung nieder.
 
Octavio
 
     Sie sehn nun selbst, welch ein gefährlich Amt
     Es ist, das Sie vom Hof mir überbrachten —
     Wie mißlich die Person, die ich hier spiele.
     Der leiseste Verdacht des Generals,
     Er würde Freiheit mir und Leben kosten
     Und sein verwegenes Beginnen nur
     Beschleunigen.
 
Questenberg
 
     Wo war die Überlegung,
     Als wir dem Rasenden das Schwert vertraut
     Und solche Macht gelegt in solche Hand!
     Zu stark für dieses schlimmverwahrte Herz
     War die Versuchung! Hätte sie doch selbst
     Dem bessern Mann gefährlich werden müssen!
     Er wird sich weigern, sag ich Ihnen,
     Der kaiserlichen Ordre zu gehorchen. —
     Er kann's und wird's. – Sein unbestrafter Trotz
     Wird unsre Ohnmacht schimpflich offenbaren.
 
Octavio
 
     Und glauben Sie, daß er Gemahlin, Tochter
     Umsonst hieher ins Lager kommen ließ,
     Gerade jetzt, da wir zum Krieg uns rüsten?
     Daß er die letzte Pfänder seine Treu'
     Aus Kaisers Landen führt, das deutet uns
     Auf einen nahen Ausbruch der Empörung.
 
Questenberg
 
     Weh uns! und wie dem Ungewitter stehn,
     Das drohend uns umzieht von allen Enden?
     Der Reichsfeind an den Grenzen, Meister schon
     Vom Donaustrom, stets weiter um sich greifend —
     Im innern Land des Aufruhrs Feuerglocke —
     Der Bauer in Waffen – alle Stände schwürig —
     Und die Armee, von der wir Hilf' erwarten,
     Verführt, verwildert, aller Zucht entwohnt —
     Vom Staat, von ihrem Kaiser losgerissen,
     Vom Schwindelnden die schwindelnde geführt,
     Ein furchtbar Werkzeug, dem verwegensten
     Der Menschen blind gehorchend hingegeben —
 
Octavio
 
     Verzagen wir auch nicht zu früh, mein Freund!
     Stets ist die Sprache kecker als die Tat,
     Und mancher, der in blindem Eifer jetzt
     Zu jedem Äußersten entschlossen scheint,
     Findet unerwartet in der Brust ein Herz,
     Spricht man des Frevels wahren Namen aus.
     Zudem – ganz unverteidigt sind wir nicht.
     Graf Altringer und Gallas, wissen Sie ,
     Erhalten in der Pflicht ihr kleines Heer —
     Verstärken es noch täglich. – Überraschen
     Kann er uns nicht, Sie wissen, daß ich ihn
     Mit meinen Horchern rings umgeben habe;
     Vom kleinsten Schritt erhalt ich Wissenschaft
     Sogleich – Ja, mir entdeckt's sein eigner Mund.
 
Questenberg
 
     Ganz unbegreiflich ist's, daß er den Feind nicht merkt
     An seiner Seite.
 
Octavio
 
     Denken Sie nicht etwa,
     Daß ich durch Lügenkünste, gleisnerische
     Gefälligkeit in seine Gunst mich stahl,
     Durch Heuchelworte sein Vertrauen nähre.
     Befiehlt mir gleich die Klugheit und die Pflicht,
     Die ich dem Reich, dem Kaiser schuldig bin,
     Daß ich mein wahres Herz vor ihm verberge,
     Ein falsches hab ich niemals ihm geheuchelt!
 
Questenberg
 
     Es ist des Himmels sichtbarliche Fügung.
 
Octavio
 
     Ich weiß nicht, was es ist-was ihn an mich
     Und meinen Sohn so mächtig zieht und kettet.
     Wir waren immer Freunde, Waffenbrüder;
     Gewohnheit, gleichgeteilte Abenteuer
     Verbanden uns schon frühe-doch ich weiß
     Den Tag zu nennen, wo mit einemmal
     Sein Herz mir aufging, sein Vertrauen wuchs.
     Es war der Morgen vor der Lützner Schlacht —
     Mich trieb ein böser Traum, ihn aufzusuchen,
     Ein ander Pferd zur Schlacht ihm anzubieten.
     Fern von den Zelten, unter einem Baum
     Fand ich ihn eingeschlafen. Als ich ihn
     Erweckte, mein Bedenken ihm erzählte,
     Sah er mich lange staunend an; drauf fiel er
     Mir um den Hals und zeigte eine Rührung,
     Wie jener kleine Dienst sie gar nicht wert war.
     Seit jenem Tag verfolgt mich sein Vertrauen
     In gleichem Maß, als ihn das meine flieht.
 
Questenberg
 
     Sie ziehen Ihren Sohn doch ins Geheimnis?
 
Octavio
 
     Nein!
 
Questenberg
 
     Wie? auch warnen wollen Sie ihn nicht,
     In welcher schlimmen Hand er sich befinde?
 
Octavio
 
     Ich muß ihn seiner Unschuld anvertrauen.
     Verstellung ist der offnen Seele fremd,
     Unwissenheit allein kann ihm die Geistesfreiheit
     Bewahren, die den Herzog sicher macht.
 
Questenberg. (besorglich)
 
     Mein würd'ger Freund! Ich hab die beste Meinung
     Vom Oberst Piccolomini – doch – wenn —
     Bedenken Sie —
 
Octavio
 
     Ich muß es darauf wagen – Still! Da kommt er.
 
Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»