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Die Flucht über die Kordilleren

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Die kleine Hütte war im Augenblick ein Bild der Verwirrung, und das Verderben der Unglücklichen wäre besiegelt gewesen, hätten die Henker nicht auf das Zeichen des ausgesandten Spions gewartet. Aber die Furcht vor Feuerwaffen, die der Gaucho nicht leicht überwindet, besonders wenn er sie in den Händen von Europäern weiß, hielt sie zurück, und so gern sie das Blutgeld ihres Herrn verdienen mochten, so wenig dachten sie daran, ihre eigene Haut unnötig dabei zu Markte zu tragen.

Ellington und Don José aber waren in dem Augenblicke so bestürzt und erschreckt, daß der Spanier schon in der Tat das Messer zum zweitenmal gezückt hatte, den eigenen Schwager, den er ebenfalls für einen der Angreifer hielt, niederzustoßen, als ein zufälliger Ausruf desselben noch sein Leben rettete.

Ellington besetzte jetzt vor allen Dingen die Tür, und während Don José die Leiche aus dem Weg und in die eine Ecke zog, eilte auch der alte Herr herbei, um den Platz, der, wie er natürlich glauben mußte, schon vom Feind angegriffen wurde, verteidigen zu helfen.

Der Führer der Mashorqueros stampfte indessen den Schnee in toller Ungeduld.

»Carajo!« rief er, dem alten Peon dabei einen grimmigen Seitenblick zuschleudernd, »ich glaube wahrhaftig, der Schuft von Vaqueano hat uns betrogen und die vermaledeiten Cringos gewarnt, anstatt ihre Waffen in unsere Hände zu liefern — Gift und Messer, wenn ich das gewiß wüßte.«

Die Anrede war halb an den Alten gerichtet, und dieser, der sich unter dem boshaften, tückischen Blick des Henkers nicht gerade wohlfühlte, erwiderte ruhig:

»Pedro wird sich hüten und uns verraten, er weiß gut genug, daß uns die Burschen nicht entgehen können; aber es ist auch möglich, er hat die Sache dumm angefangen — und dann freilich wär‘s böse.«

»Böse für dich, Compañero«, knurrte der andere, »wenn uns die Schufte entgehen, so freu dich, denn ein Kopf ist mir sicher, und wenn er auch keine zwölf Unzen trägt, ist er doch des Mitnehmens wert.«

»Paciencia, amigo«, sagte der Alte trocken und mit unzerstörbarem Gleichmut, »wenn der Tag dämmert, werden wir‘s sehen.«

»Und glaubst du, daß ich helles Tageslicht abwarten soll, mich von den Schuften nachher wie einen Hund totschießen zu lassen, wenn ich mich nur in Kugelnähe auf dem Schnee blicken lasse?« tobte der Henker. »Jetzt, augenblicklich müssen wir den Angriff wagen, oder sie ziehen morgen früh aus und ab vor unseren Augen, ohne daß wir es hindern können. Die Punta del Vaca ist außerdem noch die einzige Hütte, an die ein Anschleichen möglich wäre, wenn ich überhaupt Lust hätte, mich weiter in die Schneeregion hineinzuwagen.«

»Aber, Amigo«, sagte der Alte, »du wirst dir selber -«

»Fuego!« unterbrach ihn, ingrimmig den Boden stampfend, der Henker, »du wirst reden, wenn ich dich frage, und nun voran! Wohl verstanden, du bleibst dicht an meiner Seite — es könnte sein, daß ich dich brauchte.«

Der Henker wandte sich von ihm ab, der alte Peon aber murmelte leise vor sich hin:

»Glaub‘s wohl, um irgendwo zur Scheibe zu dienen, während die übrigen von der andern Seite anschleichen — aber Paciencia!« Und ruhig seinen Poncho etwas fester um sich ziehend, erwartete er den Entschluß des Anführers, dem er sich, wie er recht gut wußte, offen doch nicht widersetzen durfte.

Der Mashorquero rief jetzt seine Schar rasch zusammen, und mit der Gegend hier, ja mit jedem Stein und Felsenvorsprung seit langen Jahren vertraut, bedurfte es auch weiter keiner Beratung. Klar und deutlich wies er jedem den von ihm bestimmten Platz an, um im entscheidenden Moment hervorzubrechen, und zu diesem bestimmte er den Augenblick, wo die Flüchtigen die Hütte selber wieder verlassen würden, um ihren Weg fortzusetzen.

Die Casucha der Punta del Vaca besteht aus einer Doppelhütte von Steinen, und nur wenige Schritte von ihr entfernt läuft die Bank des Tucunjado in steilem Hang schräg nieder zu dem unten vorbeischäumenden Strom, den selbst der eisige Winter hier oben nicht unter der starren Decke fesseln konnte. Diesen Weg schlug er selber mit dem alten Peon und noch einem von den Seinen ein, bis sie sich dahin durch den Schnee arbeiteten, wo sie durch den Ausbau der Hütte selber geschützt waren und leicht bis dicht hinankommen konnten. Der Mashorquero hatte dabei außer zwei kleinen Terzerolen auch noch einen leichten Lasso, ohne den ein Gaucho selten auf einen Kriegszug ausgeht, an seinem Gürtel hängen, und den übrigen noch einmal einprägend, so nahe als möglich an die Hütte hinanzurücken, begann er selber seinen weniger gefährlichen als mühseligen Pfad zu verfolgen.

Dem alten Peon war indessen die ganze Jagd von Grund aus verleidet worden. Weiteren Mühseligkeiten und Gefahren zu entgehen, hatte er sich den Treubruch gegen die Fremden zuschulden kommen lassen, und jetzt mußte er in stockdunkler Nacht, zitternd vor Frost, dem nämlichen Ort durch den tiefen, eisigen Schnee wieder entgegenkriechen, eine Kugel sein Lohn, wenn er von dort gesehen wurde, während der Mashorquero hinter ihm wenig Umstände gemacht haben würde, ihn sein Messer fühlen zu lassen, so er sich nur im mindesten dessen Befehlen widersetzte. Er wäre auch mit dem größten Vergnügen zum zweitenmal desertiert, aber wie erst hier fortkommen? Und gelang ihm das wirklich, hatten die Fremden dann nicht volle Ursache, seinen guten Absichten jetzt nicht zu glauben und ihn als einen Feind zu behandeln? — Was war überhaupt aus seinem Kameraden geworden?

Nur unendlich langsam rückten sie indessen vorwärts, denn der Schnee gab oft nach unter ihren Füßen, und wenn auch der Abhang im ganzen nicht so steil war, daß er unpassierbar gewesen wäre, kamen doch hier und da einzelne Stellen, an denen es schroff und tief hinabging und die sie zur äußersten Vorsicht zwangen, der dünnen Schneeschicht nicht zu viel zu vertrauen. Endlich erreichten sie den Teil des Ufers, der von dem Eingang der Hütte aus nicht mehr gesehen werden konnte, und der Peon mußte dem Anführer der Bande jetzt genau beschreiben, in welcher der beiden Hütten die Flüchtlinge ihr Lager aufgeschlagen, wieviel Gewehre und Pistolen sie bei sich hätten und von welchem Körperbau die beiden jüngeren Männer wären.

Felipe hatte bis jetzt gehofft, daß er selber zum Rekognoszieren ausgesandt werden würde, und schon allerlei Pläne darauf gebaut. Der Mashorquero schien ihm aber keineswegs zu trauen, und dem mitgenommenen jungen Burschen eins seiner Terzerole und die nötigen Befehle gebend, sandte er diesen nach dem Rücken der Hütte hinauf, um dort das Terzerol auf den ersten der Männer, der sich zeigen würde, aus seinem Versteck heraus abzufeuern und sich nachher auf seine Beine zu verlassen, um wieder zu entkommen.

Der Peon verlangte jetzt von seinem Begleiter wenigstens sein Messer zurück, um sich, im Fall es zu einem Handgemenge käme, verteidigen zu können; der Mashorquero verweigerte ihm dasselbe aber mit einem kräftigen Fluch und schwur, die einzige Art, wie er je wieder ein Messer von ihm bekommen solle, sei zwischen die Rippen oder in die Kehle.

Die Nacht war indessen mehr und mehr vorgerückt, und hinter ihnen stieg schon der Morgenstern über die schroffen Kuppen des mächtigen Gebirges. — Der Tag konnte nicht mehr fern sein, aber noch immer ließ sich nicht das mindeste Zeichen irgendeines lebenden Wesens von der Hütte heraus hören oder erkennen. Der Henker wurde ungeduldig. — So lagen sie wohl noch eine halbe Stunde, die Glieder fast zu Eis erstarrt, und über dem Schnee dämmerte indessen der junge Tag. Während die Schlucht unter ihnen noch in tiefem Dunkel lag, schoß über die schneeigen Kuppen, die schroff und starr in den sternbesäten Nachthimmel hinaufragten, ein lichter bläulicher Schein; die Hänge und Kanten gewannen Ausdruck in Form und Farbe, und es war fast, als ob weiße gigantische Körper aus dämmernden Nebelschleiern emporstiegen und höher wüchsen, indes das steigende Licht ihnen Kraft gab und ihre Glieder reckte.

»Ich halt‘s nicht mehr aus«, flüsterte der Peon endlich, der, von dem scharfen Südostwind abgekehrt, vergebens die letzte Stunde schon gesucht hatte, seine Glieder zu erwärmen, »mir ist das Blut in den Adern geronnen.«

»Daß ich‘s nicht flüssig mache!« drohte der Mashorquero, »aber, beim Teufel! mir wird die Zeit hier auch lang, und ich begreife nicht, was die Kanaillen so lange im Baue hält. — Dein Kamerad, der Schuft von Unitarier, hat jedenfalls geplaudert, und mir zuckt‘s ordentlich in den Armen, mein Messer da an ihm — und an dir zu versuchen. — Ruhe! was helfen mir deine Beteuerungen, mach dich fertig, wir wollen den Spuren unseres vorangegangenen Spions folgen und der Bande zu Leibe rücken, die übrigen werden jetzt auf ihren Posten sein. — Ich will, beim Teufel! nicht wochenlang im Sattel gehangen haben, um jetzt unverrichteter Sache wieder abzuziehen. Da, Compañero — krieche einmal zurück bis zu jenem kleinen Vorsprung — von da mußt du die Tür der Hütte in Sicht haben — und versuch, ob du nichts von dort erkennen kannst.«

Felipe ließ sich das nicht zweimal sagen — irgendein Grund, aus der Nähe des blutdürstigen Mashorquero zu kommen, schien ihm erwünscht, noch dazu, da es ihm zugleich Gelegenheit bot, seine Glieder wieder zu gebrauchen. Rasch deshalb in seiner eigenen Fährte zurückspringend, erreichte er bald den bezeichneten Platz und hob leise und vorsichtig den Kopf. — Ein einziger Blick verriet dem Peon den ganzen Stand der Dinge, und wie ihm die Gedanken das Hirn durchkreuzten, welchen Weg er jetzt, da ihm ein günstiger Zufall auf kurze Zeit freie Bahn gegeben, am besten verfolgen könne, hatte sich im Nu sein Plan gebildet.

Rasch überzeugte er sich nämlich, daß die Flüchtlinge die Gefahr kannten, in der sie sich befanden, und ihre Annäherung ruhig erwarteten. Er konnte die beiden Gestalten der jungen Männer erkennen, die mit ihren Gewehren in der Tür, aber noch weit genug im Innern standen, um von einem auswärts lauernden Feinde nicht gefährdet zu sein. Der abgesandte Mashorquero dagegen lehnte an der einen Ecke der Hütte wie der Tiger, der auf die Beute lauert, während die übrigen Feinde in kleinen Abteilungen, teilweise schon in Schußnähe, aber immer noch durch schneebedeckte Felsstücke den Feinden verborgen, im Hinterhalt lagen. Hätten sie Feuerwaffen gehabt, die kleine Besatzung wäre der ersten Salve erlegen.

 

Nahm er jetzt einen Anlauf, so konnte er sicher die Casucha erreichen, ehe die Mashorqueros imstande waren, ihn daran zu verhindern; aber wie dann, wenn ihn die Belagerten nicht hinanließen, vielleicht gar auf ihn feuerten? — »Pest und Tod!« murmelte er vor sich hin, »ich glaube, die Bestien schössen auf ihren eigenen Bruder.« — Im offenen Kampf mit ihnen war er der Gefahr aber noch weit mehr ausgesetzt, während seine Kehle juckte, wenn er nur an das Messer des blutdürstigen Mashorquero-Führers dachte. Er sah sich nach diesem um, und die ungeduldige drohende Gebärde desselben machte im Augenblick all seinen Zweifeln ein Ende. Noch einmal das Terrain überschauend und mit den Augen messend, blieb ihm ein Raum von zirka hundertundzwanzig Fuß Breite, um zwischen der nächsten Abteilung der Feinde zur Rechten und seinem jetzigen Tyrannen zur Linken durchzubrechen; die Entfernung bis zur Casucha betrug überdies kaum mehr als dreihundert Schritt, und wenn ihn auch der Schnee im raschen Laufen hinderte, rechnete er doch im Anfang auf die Überraschung der im Hinterhalt Liegenden und später auf den Schutz, den ihm die Gewehre der Europäer bieten mußten. So also sich rasch und entschlossen auf den Kamm der Bank schwingend, hinter der hervor er bis dahin rekognosziert hatte, floh er, hier von dem hartgefrorenen Schnee begünstigt, rasch über die Fläche hin. Wohl sah er, daß sich die Gewehre der Fremden, sowie er sich aus dem Schnee emporhob, gegen ihn wandten; aber nur ein flüchtiger Blick war es, den er dorthin warf, denn links von ihm sprang der Mashorquero, jetzt ebenfalls jeden Versteck verschmähend, auf die Bank und suchte augenscheinlich ihm den Weg abzuschneiden. Was half auch jetzt noch hinter dem Berg halten — ihr Hinterhalt war verraten, und der Mashorquero hätte in diesem Augenblick der Wut und Rache sicherlich gern die Europäer entfliehen lassen, wäre ihm nur dadurch die Wiederergreifung des verräterischen Peons gesichert gewesen.

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