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Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen

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„Aber die Andern?“ sagte Jonas, schon halb unschlüssig mit der verführerischen Aussicht vor sich, dem traurigen Leben an Bord eines Wallfischfängers auf so leichte Art plötzlich enthoben zu werden.



„Würden uns auch nicht verrathen,“ meinte der Schotte, „brauchen aber auch gar Nichts davon zu erfahren; Muth haben sie doch nicht genug, dafür einzustehen, und ein Paar von ihnen trau' ich nicht eine Schiffslänge aus Sicht; Pfeife besonders, der Hallunke, ist mir ein Dorn im Auge, und bleiben wir länger hier, spiel' ich dem auch noch einmal einen Possen.“



„Und meinst du wirklich?“



„Meinen, Jonas?“ rief Mac Kringo unwillig, „was ist da noch zu meinen dabei? Etwas Einfacheres gibts auf der Welt nicht, und wenn du nur den zehnten Theil so viel Courage hast, wie ich dir früher zugetraut, so verlieren wir kein Wort weiter über die Sache, und schlafen morgen Abend hier in einem Bambushaus am Strand in – besserer Gesellschaft als dem dumpfigen Blubberloch von einem Logiskasten. – Nun, was sagst du, ja oder nein?“



„Und wann soll das geschehen?“ frug Jonas leise.



„Sobald wir die Gelegenheit dazu finden; wahrscheinlich heute Abend mit Dunkelwerden, wenn der Koch sein Schaffen

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  Essen.



 fertig hat. Sie sitzen dann Alle oben an Deck, die Officiere, die an Bord sind, kriechen auch nicht draußen herum, und Einer kann unten Alles besorgen, während der Andere nur oben Wache hält, daß er ein paar Minuten ungestört bleibt; du magst Wache stehen, ich will selber das Übrige in Ordnung bringen. Bist du damit zufrieden?“



„Hol's der Teufel, ja!“ sagte Jonas, sich im Voraus bei dem Gedanken an den Erfolg die Hände reibend, „stecken wir den alten Blubberkasten vor seinem Anker an. Wetter noch einmal, was der für eine famose Fackel machen wird!“



„Aber ruhig und keine Silbe zu –“



„Unsinn!“ brummte Jonas; „werde mich hüten – wenn wir aber nur unsere Sachen retten könnten.“



„Nimm dich in Acht!“ warnte ihn der Schotte, „damit hat sich schon Mancher verrathen; wenns einmal brennt, ja, dann so schnell wie möglich, und für ein Canoe in der Nähe will ich schon sorgen; aber vorher keine Hand angerührt. Wenn die klug sind, da wollen wir nicht dumm sein.“



„Gut denn, heute Abend –“



Ein gellender Pfiff von der Gegend her, in welcher ihr Boot lag, unterbrach ihr Gespräch, und Mac Kringo dem Andern zuwinkend, daß er sich wieder dorthin begebe, wo er hergekommen, damit sie nicht zusammen zum Strand zurückkehrten, lief rasch durch eine kleine Lichtung hin, die freie Corallenbank weiter oben zu erreichen.



„Hallo, hier Douglas, Seelöwen und Haifische, wo steckt Ihr?“ rief ihm der Capitain, der in seinem Boot stand und ungeduldig nach ihm ausgeschaut zu haben schien, schon von Weitem entgegen; „was habt ihr im Busch zu thun, wenn ihr auf Bootswacht seid? – Wo ist Jonas?“



„Ich wollte nur –“



„Ach, da kommt er; herein mit euch, – Wetter noch einmal, das faule Leben hier an Land scheint euch zu behagen; wartet, ich will euch Beine machen, wenn ich euch wieder draußen in See habe, daß die Glieder gelenk werden. Auf euere Sitze da vorn – sind wir flott?“



„Alles in Ordnung, Sir –“



„Stoßt ab denn, und legt euch in die Riemen

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  Ruder.



, meine Jungen. Ist schon Holz heut von Land an Bord geschafft?“



„Nein, Sir!“ sagte Jonas, der gleich hinten im Boot vor dem Capitain saß, während die rasch eingesetzten Riemen das scharfgebaute Boot pfeilschnell durch den glatten Wasserspiegel trieben; „haben nichts gesehen.“



„Schon gut – macht nichts!“ lautete die kurze Antwort, und wenige Minuten später lief das Boot unter die niederhängende Fallreepstreppe. Der Capitain sprang an Bord und die Leute wollten damit unter ihre Krahnen gehn, es wie gewöhnlich aufzuheben, die Ordre aber lautete: es im Wasser zu lassen, da es wahrscheinlich gleich wieder gebraucht würde.



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Einer der Ungeduldigsten an Bord war der erste Harpunier, ein junger, kräftiger Irländer aus Galvay-Bai und dort erst kurz vor seiner Abreise verheirathet. Ihm brannte natürlich der Boden unter den Füßen, und er wollte das Schiff wieder in See haben, Beute zu machen und nach Hause zurückzukehren. Was half ihm das müßige Leben hier an Land.



Mit diesem hatte der Capitain, als er an Bord zurückkehrte, eine längere Unterredung, die den Wünschen des jungen Iren auch vollständig entsprochen haben mußte, denn er kam bald nachher mit fröhlichem Gesicht gleich hinter dem Capitain an Deck und beorderte seine Bootsmannschaft, sich fertig zu halten, kurz vor Sonnenuntergang an Land zu rudern, etwas dort abzuholen. Die vier Matrosen mit dem Bootsteurer, die er befehligte, waren ebenfalls seine Landsleute, und die Schiffsmannschaft hatte deshalb das Boot auch das Irische getauft.



An Bord der „

Lucy Walker

“ herrschte indessen rege Geschäftigkeit; ein paar zum Ausbessern niedergeholte Segel wurden wieder angeschlagen, Taue gespließt, Pardunen angespannt, das Deck klar gemacht und überhaupt Manches vorgenommen, das auf einen baldigen Aufbruch schließen ließ. Als zwei der Leute deshalb, Legs und Pfeife, dem Capitain selber, der mit raschen Schritten auf seinem Quarterdeck auf- und abging, um kurzen Urlaub an Land baten, der ihnen, in einzelnen Abtheilungen natürlich, fast noch gar nicht verweigert worden war, schlug es ihnen dieser rund ab und schickte sie wieder nach vorn an ihre Arbeit.



„Siehst du,“ flüsterte da der Schotte seinem Kameraden Jonas, mit dem er oben in den Marsen etwas nachzusehen hatte, zu, „siehst du, mein Junge, daß ich eine gute Nase habe? Es ist die höchste Zeit für uns, unser kleines Geschäft in Ordnung zu bringen, denn ich möchte jetzt kein Maul voll Tabak gegen eine monatliche Löhnung wetten, daß wir nicht morgen Früh mit Tagesanbruch Anker auf und Segel gesetzt hätten. Der Alte dahinten zeigt wenigstens den besten Willen, aber wir Beide, denk' ich, sollen ihm noch einen Strich durch die Rechnung machen. Das wär' ein schöner Spaß, so auf einmal, ohne nur Abschied von unsern Freunden und Mädchen am Land zu nehmen, wieder auf und davon und draußen herumrackern;

nai my bonny child

, hier sind auch noch Leute, die ihre Stimme dabei abzugeben wünschen, wenn sie auch nur eben den hundertzwanzigsten Theil bekommen von dem Fang und das Ganze mit ihrem Schweiß und Mark bezahlen sollen.“



„Am Ende will er gar noch heut Abend fort,“ sagte Jonas leise; „nachher wären wir aber die Angeführten.“



„Nein, das nicht,“ beruhigte ihn der Schotte; „ich habe gehört, daß er sich das Irische Boot bestellt hat, gegen Sonnenuntergang mit an Land zu fahren, und dann kommt er immer vor vier Glasen

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  Die Zeiteintheilung an Bord eines Schiffes geschieht nach Glasen, von den früheren Sandgläsern so genannt. Jede Wacht von vier Stunden hat acht Glasen; diese zu bezeichnen, wird jede halbe Stunde, bis die Wacht aus ist, einmal mehr mit dem Klöppel an die Glocke geschlagen, so daß, von zwölf Uhr z. B. an gerechnet, halb ein Uhr einmal angeschlagen wird, um ein Uhr zweimal, halb zwei Uhr dreimal, um zwei Uhr viermal u. s. f. bis vier Uhr, was man durch acht Schläge oder Glasen angiebt. Ein viertel auf Fünf beginnt dann wieder mit einem Schlag, daß vier Glasen Abends also zehn Uhr bedeuten würde.



 nicht wieder zurück; aber auf morgen Früh hat er's abgesehen. Er frug uns ja auch, als wir von Land zurückkamen, ob sie Holz an Bord gebracht hätten. Bah, so viel für deine Berechnungen,“ – und er schnalzte höchst selbstzufrieden mit den Fingern.



Jonas hatte indessen seine Arbeit oben beendet und mußte hinunter, wohin ihm der Schotte bald nachher folgte; als sich aber die Sonne mehr und mehr dem Horizonte näherte, wurde auch das Boot des ersten Harpuniers, der vorher einen seiner Mannschaft nach oben zum Ausschauen geschickt hatte, niedergelassen, und Legs, der in den Besahnwanten etwas auszubessern hatte, sah mit Erstaunen, daß unter einer Matte, auf dem Boden des Bootes, als sie durch die Einsteigenden zurückgeschoben wurde, Waffen versteckt waren. Er hatte – beschwören hätt' er's wollen, – ein paar Gewehrläufe darunter vorblitzen sehen? was zum Teufel war da wieder im Wind?



Der Koch, die Abendmahlzeit noch vor Dunkelwerden am Deck beenden zu können, und nicht gezwungen zu sein, in das dumpfige Logis hinabzusteigen, war indeß in der Cambüse emsig beschäftigt gewesen Thee zu kochen und Bananen und Brotfrucht zu braten, die mit dem kalten Fleisch von Mittag her keine üble Schiffskost abgaben. Nachdem er vorher bei dem jetzt commandirenden zweiten Harpunier die Erlaubniß eingeholt, rief sein gellender, wohlbekannter Ruf bald darauf die Leute sämmtlich nach vorn unter die Back, wo auf der Steuerbordseite des Schiffes die riesige kupferne Theekanne qualmte und der sonst in breiter hölzerner Mulde präsentirte harte Schiffszwieback jetzt fast vollkommen durch die nahrhafte, in Scheiben geschnittene und geröstete Brotfrucht verdrängt war.



Der Schotte setzte sich auch mit hin auf Deck und schenkte sich seinen Thee in den breiten, niederen Blechbecher, der den Inhalt einer gewöhnlichen Theekanne hätte mit Bequemlichkeit fassen können, vermißte dann aber sein Messer und stieg in den Raum hinunter, wo er es heute Morgen gebraucht und wahrscheinlich vergessen. Jonas indessen saß noch nicht und hatte ein kleines Faß mit seiner Wäsche zu der großen Luke gezogen, nahm die Hemden einzeln heraus, rang sie aus und legte sie auf das um den Vormast gehende Nagelbret.

 



„Komm her, Jonas,“ rief ihn Legs an, „hat den ganzen Tag nichts gethan und jetzt, nun der Thee an Deck steht, fällt's ihm auf einmal ein, daß er Hemden in der Brüh hat. Die Bananen werden kalt und schmecken nachher schlecht.“



„Sie werden nachher gar nicht schmecken,“ lachte Pfeife mit seiner höchsten Stimme, „denn ich glaube wir werden damit eher fertig, wie er mit seinen Hemden.“



„Glaub's, wenn man sie euch vorstellte,“ brummte Jonas, mit einem halb verschluckten Fluch; „aber der Koch hat noch mehr.“



„Hallo!“ rief Pfeife aufspringend, „da will ich mir gleich noch eine holen!“ und er kam mit seinem Blechteller zur Cambüse, den Versuch wenigstens zu machen.



„Sieh einmal das Wetter, das herauf kommt,“ rief ihm hier der Koch zu, der in der niederen Thür stand und mit dem Arm nach Osten hinüber deutete; „zum Teufel das sieht schwarz aus, und sollte mich gar nicht wundern, wenn da eine tüchtige Mütze Wind drein stäke. Jedenfalls gibts Regen und wir thun besser die Luken zuzulegen; macht, daß ihr mit eurem Essen da vorn fertig werdet.“



Der zweite Harpunier hatte indessen mit dem Fernrohr auf dem Quarterdeck gestanden, und unverwandt nach der niedrig auslaufenden Landspitze geschaut, hinter der das Boot vorher verschwunden war.



Mac Kringo stieg in diesem Augenblick die Luke herauf und als der Koch auch gerade zusprang, nahmen sie die beiden genau passenden und schließenden Lukendeckel, an den in den gegenüberliegenden Ecken angebrachten eisernen Ringen und hoben sie in die Falze.



„Koch!“ rief des Harpuniers Stimme in diesem Augenblicke von dem Quarterdeck aus.



„Ay, ay, Sir!“



„Rasch dein Essen wieder fort und in die Cambüse –

all hands on deck

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  Die ganze Mannschaft an Deck.



 – große und Vormarsraae auf – rasch mit euch, meine Jungen, werft die Falle los! – Nun, was steht ihr da, wie verhagelt? die Marsraaen auf, und schnell, oder ich mache euch Beine!“



„Halloh, was ist nun los?“ rief aber Legs, der eben einen Teller voll glücklich erbeuteter heißer Bananen in Sicherheit bringen wollte und jetzt nicht wußte, wohin damit, „was soll das heißen?“ Es blieb ihm aber nicht lange Zeit zur Besinnung, die Befehle folgten zu rasch nacheinander, und während unter dem Singen und Schreien der Mannschaft die schweren Raaen an ihren Ketten in die Höhe klirrten, schob und schleppte der Koch rasch das Abendbrot der Leute bei Seite und jetzt vorn in das Logis hinunter, damit er die Sachen nur einmal vor der Hand aus dem Wege bekäme.



„An die Winde mit euch, rasch da vorn und ein Bischen lebhaft!“ rief jetzt der Officier, der nach vorn und mitten zwischen die Leute gekommen war, von denen sich die meisten noch gar nicht von ihrer ersten Überraschung erholen konnten, denn es fing ihnen jetzt wirklich an klar zu werden, daß sie ohne Weiteres in See hinaus und die Insel verlassen sollten; „munter, meine Jungen, munter!“ rief der Harpunier, dabei auf die Back springend, die Leute besser übersehen zu können, „her mit eurem Pumpgeschirr, und nun laßt uns einmal sehn, wie rasch ihr den Anker herauf bekommen könnt. Wetter, Jungen, es sind nur fünfundzwanzig Faden Kette aus, mit denen müßt ihr ja nur so weglaufen können.“



„Den Teufel, Douglas!“ flüsterte Jonas, in Todesangst an den Schotten hintretend, diesem in's Ohr, „hast du's gethan? – und jetzt sollen wir in See, das wäre eine schöne Geschichte.“



„Hallo, da ihr Beiden!“ rief in diesem Augenblick, und ehe noch der Schotte etwas erwidern konnte, der Officier, dessen Adlerblick die beiden Müßiggänger dort schon entdeckt hatte. „Hier Douglas – herauf mit dir, mein Mann, und löse das große Marssegel, und du, Jonas, auf die Vormarsraae; marsch mit euch, und nachher die Bramsegel auch frei, und du Bill, hinaus mit dir, und mach den großen Clüver los. Auf mit dem Anker, auf meine Jungen! –

Oh joli men hoy!



Widerspruch gegen die gegebenen Befehle war nicht möglich, obgleich fast alle Matrosen erstaunt mit den Köpfen schüttelten und sich diese bald abdrehten, um zu sehen, ob ihr Capitain noch nicht bald an Bord käme, ohne den sie doch unmöglich in See gehen konnten. Einmal war es fast, als ob Mac Kringo zögere, und er machte sogar eine Bewegung nach dem Harpunier zu, aber er besann sich in demselben Momente, als dieser ihm ein paar Kernflüche über seine Säumigkeit entgegendonnerte, und lief jetzt rasch die Wanten hinauf nach oben, den gegebenen Befehl zu erfüllen und die Segel zu lösen, die sie vielleicht bald Alle dem Verderben entgegenführen würden. Gestehen durfte er ja nicht was er gethan, er wäre gebrandmarkt gewesen auf Lebenszeit, wenn man ihm wirklich das Leben geschenkt hätte, und die Kameraden –



„Ei, zum Teufel!“ zischte er dabei zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch; „kröche ich jetzt zu Kreuz, die Schufte ließen keinen guten Faden an mir, so lang sie mich hätten. Ich hab's nicht meinethalben allein gethan, so mögen's die Anderen auch mit ausbaden.“



Die Ankerkette rasselte indessen, mit den raschen Schlägen des eisernen Pumpgeschirrs, schnell an Deck, der Anker hing schon und das Schiff trieb mit der ausgehenden Ebbe der Mündung der Bai zu.



„Boot ahoy!“ rief da Einer der Leute an der Winde aus, der eben über die Monkeyrailing das rasch anrudernde Boot erkennen konnte, und der Harpunier drehte sich, das Teleskop, das er noch in der Hand hielt, darauf richtend, schnell danach um.



„Flink, meine Jungen, flink!“ rief er dabei; „hier hat's Eile – Larbord Seite da, Einer von euch, werft die Brassen los – Koch! rasch dahinten, die Brassen von den Nägeln – Starbordseite große und Fockbrassen –

belay that anchor

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  Haltet mit dem Anker.



 – so, genug! – Marsbrassen – so, genug! und nun die Bramsegelschoten aus – so, genug! So, nun auf mit dem Anker, unter die Klüsen mit ihm, so rasch ihr laufen könnt. –

Oh, joly men hoy!



Der Schotte, der die Bramsegel gelöst hatte, kam jetzt rasch an den Wanten herunter, als ihn der Harpunier sah.



„Hallo, da oben, Sir – da du einmal gerade unterwegs bist, wirf den Royal

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  Royal oder Oberbramsegel, das oberste leichte Segel.



 los – heda – hast du's gehört, Bursche? hinauf mit dir, oder ich werde dir Beine machen. Wenn ich keinen von den Jungen gleich bei der Hand habe, wird es deinen faulen Knochen wohl auch nichts schaden, einmal nach oben zu gehen. – Alle Wetter, da sind sie – das war Zeit, daß wir fortkommen,“ unterbrach er sich rasch, als plötzlich eine förmliche kleine Flotte von Canoes um die Landspitze bog. Die Aufmerksamkeit der Leute wurde aber rasch von dieser ab an Bord ihres eigenen Schiffes gelenkt, wo jetzt das vom Land zurückkehrende Boot, um das sie sich bis daher gar nicht hatten kümmern können, langseit legte, und im nächsten Augenblick, seinen Leuten voran, Capitain Silwitch an Bord sprang.



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Toanonga hatte an dem Nachmittag noch recht herzlich über den wilden, tollköpfigen Papalangi gelacht, der da, aus irgend einem Land hergeregnet, gleich geglaubt, er könne so ohne weiteres die Tochter eines ersten Häuptlings, aus dem Blut der Hau's oder ersten Könige auf seine Arme packen und in die weite See damit hinein fahren, wohin es ihm gerade beliebe.



„Guter Bursch,“ sagt er dabei auf seine gemüthliche Weise hin, „sehr guter Bursch; hat mir die ganze Tasche voll Sachen gebracht, und blieb' er hier bei uns, und

Tai manavachi

 wäre nicht da, und Hua wollte ihn – und er hätte noch mehr solche Sachen, und brächte alles Das, was er versprochen, wer weiß, ob nicht dann der Pagalangi und Hua doch Mann und Frau geworden wären.“



Der alte Häuptling, still vor sich hinschmunzelnd, erging sich noch in einer Menge anderer Möglichkeiten, indeß er sich zugleich auf sehr angenehme Weise mit dem Sortiren der verschiedenen Arten Knöpfe und Nägel beschäftigte, als ein Bote, einer seiner jungen Leute, von einem anderen Theil der Küste herüberkam und die Ankunft vieler Kriegscanoes, wahrscheinlich den jungen Häuptling

Tai manavachi

 führend, meldete, der jetzt komme, seine Braut heimzuführen. „Kommt gerade recht,“ murmelte der alte Mann zufrieden vor sich hin; „tollköpfiger Pagalangi hätte am Ende noch dumme Streiche gemacht, und Hua ist nirgends besser aufgehoben, wie bei ihrem Mann – aber was ist das?“ unterbrach er sich dann selbst, als ein Boot von dem draußen in der Bai liegenden Schiff ab nach der nächsten Landspitze, wo gar keine Wohnungen lagen, hinüber hielt. „Was wollen die Fremden da drüben, wo Hua nur Abends mit ihren Frauen hinübergeht? – Hm, hm, hm, wird sie noch einmal sprechen und fragen und gewinnen wollen – ja, zu spät,

cowtangata

, zu spät – wenn sie dich möchte, hätte sie lange Ja gesagt.“



Eine Zeitlang blieb er so sinnend stehen und schien gewissermaßen zu erwarten, daß das Boot, wie jedes anderemal nach seinem gewöhnlichen und ihm eigentlich auch vorgezeichneten Landungsplatz herüber halte, von wo der Capitain des Wallfischfängers dann gewöhnlich allein nach der andern kleinen Bai hinüber gegangen war. Da das aber heute Abend augenscheinlich nicht in der Absicht der Fremden lag, und Toanonga sich dadurch gewissermaßen, er wußte selber eigentlich nicht recht warum, beunruhigt fühlte, beschloß er selber dort hinüber zu gehen, und zu gleicher Zeit seiner Tochter die Ankunft ihres Bräutigams zu melden.



Mit einiger Beschwerde erhob er sich von seiner Matte, auf der er vorher jedoch sorgfältig seine Schätze in ein Stück braungefärbtes und gedrucktes Gnatu

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  Eine zu Zeug verarbeitete und von der Rinde des chinesischen Maulbeerbaumes bereitete und gedruckte Masse. Ungedruckt hat sie den Namen Tapa.



 eingeschlagen hatte, die er nun vor allen Dingen in seiner Hütte in Sicherheit brachte. Dann winkte er den beiden Burschen, ihm zu folgen, und mit diesen langsam ein kleines Dickicht von Fruchtbäumen durchschreitend, das den Hang des Hügels nach dieser Seite zu bedeckte, stieg er die leise Abdachung hinan, die von ihrem Gipfel aus einen Überblick nach der Nachbarbai, mit ihrem stillen Wasser und wehenden Palmen gewährte.



Hierher kam Hua jeden Abend mit mehreren ihrer Gespielinnen sich zu baden und auf der klaren Fluth, über den aufzweigenden Corallen hin in ihrem Canoe zu schaukeln. Silwitch hatte ihr da oft Gesellschaft geleistet und selige Stunden mit ihr verträumt, während das Mädchen mit ihm plauderte und lachte, ihm die Legenden und Märchen ihres Volkes erzählte und ihn neckte und seiner spottete, ihm aber nie eine Freiheit gegen sich selber gestattete. Nie durfte er auch nur den Arm um sie legen, oder sie gar küssen, und zehnmal war er in bitterem, verzehrendem Unmuth fest entschlossen gewesen, nie wiederzukehren und die gefährliche Nähe der so schönen wie spröden Maid auf immer zu fliehen, aber das herzliche, lächelnde „

chio do fa

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  Der Gruß und Abschied der Tonga-Inseln.



!“ mit dem sie ihm beim Abschied jedesmal die Hand unaufgefordert reichte, zwang ihn auch wieder zurück in ihre Nähe, bis er zuletzt nicht einmal mehr den Gedanken fassen konnte, sie zu fliehen.

 



Auch heute hatte sie sich, noch nicht von der Ankunft des Geliebten benachrichtigt, hierher zurückgezogen, und sein Canoe mußte auch in der That diese Bai passiren, wenn er Toanonga's Wohnort erreichen wollte, da auf der andern Seite der Insel ein breiter Corallendamm das Umschiffen derselben im Binnenwasser unmöglich machte. Die Mädchen saßen zusammen im Schatten eines breitästigen Toabaumes, dem einzigen auf dem kleinen, hier absichtlich von Unterholz befreiten Raum, ihr Haar mit wohlriechendem Cocosnußöl zu salben, als das Wallfischboot des Fremden um die Spitze der Bai schoß und die Mädchen erschreckt aufspringen machte; nur Hua blieb ruhig sitzen und sagte lachend:



„Was fürchtet ihr euch, tolle Dirnen, habt ihr den Pagalangi noch nie gesehen mit seinem Boot, und sieht er zu windwärts von der Landspitze da draußen anders aus als zu leewärts? Er wird uns sein Lebewohl sagen wollen, denn die fremden Männer sind alle auf das Schiff zurückgefahren, und den ganzen Tag schon in den Seilen herumgeklettert. Er hat unsere besten Wünsche für sein Wohl – wir fürchten ihn nicht!



„Aber was suchen die Fremden hier?“ rief eines der Mädchen, schüchtern zu ihrem Sitz zurückkehrend; „komm, Hua, wir wollen in den Wald gehen, bis sie vorbeigerudert sind – siehst du, sie wollen landen.“



„Laß sie, Mädchen,“ sagte des Häuptlings Tochter verächtlich; „wenn wir sie hier nicht länger dulden wollen, schickt sie Hua wieder in See.“



Chio do fa, Hua, chio do fa!

“ rief in dem Augenblick die lachende Stimme des jungen Capitains zu ihnen herüber; „wartest du hier auf mich, Maid, zur rechten Stunde? ich komme, ich komme.“



„Nicht auf dich, Pagalangi,“ sagte das Mädchen ruhig, sich halb von ihm abwendend; „dieser Platz ist mein Eigenthum, und wer ihn betritt, kommt zu mir.“



„Und sollen wir hier unser Haus bauen in späterer Zeit?“ flüsterte der junge Mann, näher zu ihr hintretend und die Hand ausstreckend, die ihrige zu ergreifen.



„Wir?“ wiederholte die Jungfrau erstaunt.



„Zögert nicht länger wie nöthig ist,

Captain dear

!“ rief aber in diesem Augenblick der Mate oder Harpunier warnend, „ich habe da oben auf dem Hügel eine Gestalt gesehen und die Canoes, die wir von Deck aus sahen, könnten auch bald hier sein, wenn sie beabsichtigt hätten, hier herzulaufen.“



„Es ist wahr, George,“ rief der Capitain zurück, „ich habe überdies schon zuviel Zeit verloren,“ und sich rasch zu der Geliebten drehend, sagte er schmeichelnd:



„Komm mit mir, Hua – da draußen liegt mein Schiff, in wenigen Minuten setzen wir die Segel und frisch und fröhlich ziehen wir hinaus in die freie, offene See – meine Seele hängt an dir, Mädchen, und ich kann nicht ohne dich leben.



„Zurück, Pagalangi,“ rief aber Hua, zum erstenmal vielleicht erschreckt, als er dreister auf sie zutrat und seinen Arm um sie zu legen suchte; „zurück,

taima tangata

 – eines Häuptlings Tochter ist für dich zu gut; such' dir ein Weib unter den Dirnen des Landes.“



„Meinest du, Herz?“ rief der junge Mann jetzt, dem Zorn und beleidigte Eitelkeit das Blut in die Wangen jagte, „dann will ich doch sehen, ob du an Bord dieselbe Sprache hast!“ und mit raschem Sprung die Sträubende umfassend, ehe sie selbst im Stande war um Hilfe zu rufen, hob er sie vom Boden auf, und floh mit ihr dem vielleicht hundert Schritte davon entfernten Boote zu.



„Hilfe! Hilfe!“ schrie jetzt das arme Mädchen, die erst in dem Entsetzen der Gefahr, als sie das Boot vor sich sah und ihr Schicksal ahnte, die Sprache wieder fand. „Hilfe, Toanonga, zu Hilfe – zu Hilfe deinem Kinde!“



„Sie hören dich nicht, Liebchen,“ lachte aber der junge kecke Seemann, seine süße Last nur schneller dem Ziele zuführend; „dein Ruf dringt zu spät an ihr Ohr.“



„Habt Acht, Capitain!“ rief aber in dem Augenblick der Harpunier, der mit dem Steuerriemen in der Hand hinten im Boot gestanden, den Befehl zum Abstoßen zu geben, so rasch ihre Beute geborgen sei, und der jetzt zwei junge Burschen aus den nächsten Büschen herausbrechen und dem Mädchenräuber folgen sah; „habt Acht, sie sind hinter euch!“ Silwitch hatte aber, an keine Verfolgung denkend, nur Auge und Ohr für sein erobertes Glück, und der junge, riesige Ire, die Gefahr von dem Haupt des Capitains abzuwenden, flog unbewaffnet wie er war, mit einem Satz so nahe er konnte, an Land, in die klare und hier seichte Fluth hinein, unbekümmert, ob sie hier einem ungleichen Kampf entgegengingen, warfen sich auch die beiden jungen Indianer auf den Capitain, ihres Häuptlings Tochter aus seinem Griff zu retten. Der Ire aber zwischen den Capitain und seine Verfolger springend, ergriff den ersten beim Arm und schleuderte ihn wie ein Kind zur Seite, während er den Zweiten, stärkeren der einen Schlag nach ihm führen wollte, mit sicher gezieltem und geübtem Stoß so derb zwischen die Augen traf, daß er betäubt und regungslos zu Boden schlug.



„Nun fort!“ rief er jetzt und stieß, in das Wasser springend, das Boot, in das der Capitain seine Beute schon hineingehoben, ab von den Corallen, und sich nachschwingend, während zwei der Leute das Mädchen hielten, und die andern den Capitain zu sich herein zogen, setzte er rasch und dringend hinzu: „an eure Riemen, meine Bursche, an eure Riemen, für euer Leben, denn beim Teufel, dort kommt die ganze Canoeflotte hinter der Landspitze vor – an eure Plätze und vorwärts! der Capitain wird die Dirne schon festhalten und du, Patrick, kannst ihr indessen ein wenig die Füße zusammenbinden, daß sie nicht doch noch über Bord springt; erst aber ein Tuch über den Mund, daß sie das verdammte Schreien läßt. Und nun ein mit euren Rudern, und brecht sie, wenn ihr könnt!“



Das elastische Holz bog sich unter den kräftigen Zügen der, ein jubelndes Hurrah ausstoßenden Matrosen, denn die kecke Entführung hatte ihre ganze Sympathie, und das scharfgebaute Boot schoß schäumend durch die Wellen, dem nicht so gar weit davon ankernden Schiff zu. Die Fahrzeuge der Eingebornen dagegen, sieben vollbemannte und wunderlich geschmückte Kriegscanoes, die allerdings noch zu weit entfernt waren, den Hilferuf zu hören, konnten doch schon auf dem Corallensand des Strandes die hin und her laufenden dunklen Gestalten erkennen. Wenn sie deshalb auch vielleicht anfänglich die Absicht gehabt hätten, näher am Land zu bleiben, wo die ihnen hier günstige Strömung auch die stärkste war, so schien das fremde Boot diesen Plan geändert zu haben. Sie hielten nun vor allen Dingen gerade auf die ziemlich in ihrem Cours, aber ihnen gegenüber liegende Landspitze zu, wo sie die dunkle Gestalt eines Eingebornen entdecken konnten, von welcher sie jedenfalls Auskunft über das etwas verdächtige Benehmen des Bootes zu erhalten hofften.



Die Gestalt am Ufer war aber Niemand anderer als Toanonga selber, und nach einigen rasch gewechselten Worten mit dem ersten, festlich geschmückten, aber mit wohl zwanzig Kriegern bemannten stattlichen Canoe gab dieser den ihm folgenden Fahrzeugen durch schrill gerufene Laute irgend einen Befehl, und quer hinüber schneidend über die Bai, wo ihnen jetzt das die Segel setzende Schiff der Papalangis in Sicht kam, suchten sie augenscheinlich diesem die Bahn abzugewinnen.



„Anker klar, da vorn!“ rief die helle, fröhliche Stimme des Capitains über Deck, als er kaum die Wanten seines Fahrzeugs erfaßte und die Railing übersprungen hatte.



„Alles klar, Sir!“ lautete der bestimmte Ruf des Harpuniers zurück.



„Her zu mir denn, mein Herz!“ jubelte er, als er die Arme ausstreckte, das ihm heraufgereichte und sich wild sträubende Mädchen in Empfang zu nehmen; „her zu mir, mein Herz, und nun hab' ich und halt' ich dich, und

Tai manavachi

 muß rasche Canoes und tapfere Krieger haben, wenn er dich wiederholen und aus meinen Armen reißen will.“



„Bind mich los,

tangata foi

!“ rief aber das schöne Mädchen, als ihr das Tuch abgenommen war, das bis dahin ihren Mund bedeckt, in wildem Zorn: „bind' mich los und gib mich frei, falscher, verrätherischer Pagalangi, der du, wie der Dieb in der Nacht, dich in meines Vaters Haus geschlichen. Hotuas Fluch über dich und dein Schiff! Bind' mich los!“



„Daß du mir über Bord sprängst und den ganzen Spaß verdürbest,“ lachte der junge Mann. „Nein Herz, du bist jetzt vielleicht bös auf mich, aber das wird sich scho

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