Die Helden auf Helgeland

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LUNATA

Die Helden auf Helgeland

Die Helden auf Helgeland

(Nordische Heerfahrt)

Schauspiel in vier Akten

© 1858 Henrik Ibsen

Originaltitel Hærmændene paa Helgeland

Aus dem Norwegischen von Emma Klingenfeld

Umschlagbild Julius Rose

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe

Indem ich von einer meiner älteren dramatischen Arbeiten hier eine deutsche Ausgabe erscheinen lasse, dürfte es vielleicht nicht überflüssig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß ich den Stoff zu diesem Schauspiele nicht dem Nibelungenliede, sondern der damit verwandten nordischen Wölsungasage entnommen habe. Doch auch dies nur zum Teil. Die hauptsächliche Grundlage meiner Dichtung beruht vielmehr auf den verschiedenen, noch vorhandenen isländischen Familiensagen, in denen die aus dem Nibelungenliede und der Wölsungasage bekannten riesenhaften Verhältnisse und Vorgänge sehr oft nur auf menschliche Dimensionen zurückgeführt erscheinen. Ich glaube daraus schließen zu dürfen, daß die in den zwei eben erwähnten Dichtungen geschilderten Situationen und Begebenheiten für unser gesamtgermanisches Leben in den ältesten historischen Zeiten typisch gewesen sind. Hält man an dieser Annahme fest, so fällt wohl auch der Vorwurf weg, durch das vorliegende Schauspiel sei unsere nationale Sagenwelt in eine Sphäre herabgezogen, in die sie nicht gehört. Für die Darstellung auf der Bühne eignen sich die idealisierten und gewissermaßen unpersönlichen Sagengestalten heutzutage weniger als je; doch hiervon ganz abgesehen, hatte ich überhaupt nur die Absicht, unser Leben in der alten Zeit, nicht unsere Sagenwelt darzustellen.

Was diese deutsche Ausgabe betrifft, so sei es mir erlaubt, der hochgeehrten Übersetzerin meinen verbindlichsten Dank abzustatten für den Eifer und die Liebe zur Sache, womit sie die keineswegs leichte Aufgabe unternommen und gelöst hat. Ebenso bezeuge ich meinem hochgeschätzten Freunde, dem hiesigen königl. Opernregisseur Herrn Dr. Grandaur, meinen Dank. Es ist dies nicht das erste Mal, daß er skandinavischen Schriftstellern bereitwillig seine Hand gereicht hat, und ohne seinen einsichtsvollen Beistand hätte auch diese Unternehmung schwerlich so schnell bewerkstelligt werden noch so gut gelingen können.

HENRIK IBSEN

Personen

Oernulf von den Fjorden, Landsasse auf Island

Sigurd der Starke, Seekönig

Gunnar Herse, ein reicher Lehnsmann auf Helgeland

Thorolf, Oernulfs jüngster Sohn

Dagny, Oernulfs Tochter

Hjördis, Oernulfs Pflegetochter

Kåre, ein helgeländer Bauer

Egil, Gunnars Sohn, vier Jahre alt

Die sechs älteren Söhne Oernulfs

Oernulfs und Sigurds Mannen

Gäste, Knechte, Mägde, Geächtete usw.

Das Stück spielt in des Erik Blutaxt Tagen zu Helgeland im nördlichen Norwegen, auf Gunnars Hof und nahe dabei.

Erster Akt

Hoher Strand, der im Hintergrunde schroff zum Meer abfällt. Links eine Bretterhütte, rechts Felsen und Nadelwaldung. Die Masten zweier Kriegsschiffe sieht man unten in der Bucht. Rechts weit draußen Klippen und hohe kleine Inseln. Die See ist in wildem Aufruhr. Es ist Winter; Schneegestöber und Sturm.

Sigurd kommt von den Schiffen herauf. Er trägt ein weißes Wams mit Silbergürtel, einen blauen Mantel, gewirkte Beinkleider, Pelzschuhe und eine Stahlhaube, an der Seite ein kurzes Schwert. Gleich danach erscheint Oernulf auf dem Felsen. Er trägt ein Wams von dunklem Schafsfell mit Brustplatte und Beinschienen, gewirkte Beinkleider und Pelzschuhe; über der Schulter hat er einen braunen groben Wollmantel, dessen Kapuze über die Stahlhaube gezogen ist, so daß ein Teil des Gesichtes verborgen bleibt. Er ist hoch und hünenhaft gewachsen, hat einen langen weißen Bart und ist vom Alter nur leicht gebeugt; bewaffnet ist er mit rundem Schild, Schwert und Spieß.

Sigurd tritt zuerst auf, blickt um sich, gewahrt die Bretterhütte, geht rasch darauf zu und versucht, die Tür zu erbrechen.

Oernulf wird auf dem Felsen sichtbar, stutzt, da er Sigurd sieht, scheint ihn zu erkennen, steigt hernieder und ruft: Gib Raum, Krieger!

Sigurd wendet sich um, legt die Hand ans Schwert und antwortet: Ich weichen? Es wär' das erste Mal!

Oernulf. Du sollst und mußt! Ich brauche die Hütte zum Nachtlager für meine steifgefrornen Mannen.

Sigurd. Und ich für ein müdes Weib.

Oernulf. Meine Mannen sind mehr wert als Deine Weiber!

Sigurd. Dann müssen auf Helgeland Geächtete hoch im Preise stehen.

Oernulf legt den Spieß ein. Teuer sollst Du das Wort mir zahlen!

Sigurd zieht sein Schwert. Nun wird es Dir schlimm ergehen, Greis!

Oernulf dringt auf ihn ein, Sigurd verteidigt sich.

Dagny und mehrere Mannen Sigurds kommen vom Strand, Oernulfs sechs Söhne rechts vom Berge.

Dagny, einige Schritte voraus, trägt ein rotes Gewand, einen blauen Mantel mit zurückgeschlagener Pelzmütze. Sie ruft zu den Schiffen hinunter: Auf, Sigurds Mannen! Mein Herr streitet mit einem Fremdling!

Oernulfs Söhne. Zu Hilfe dem Greis! Sie steigen herab.

Sigurd zu seinen Leuten. Bleibt, wo Ihr seid! Ich zwing' ihn wohl allein.

Oernulf zu den Söhnen. Laßt mich! Er dringt auf Sigurd ein. Dein Blut will ich sehen!

Sigurd. Doch erst sieh Deines! Er verwundet ihn am Arm, so daß der Spieß zur Erde fällt.

Oernulf.Ein guter Hieb, Kriegsmann!

Schwingst das Schwert gewaltig,

Schlägst mit scharfen Streichen;

Sigurd selbst, der Starke,

Müßte vor Dir weichen.

Sigurd lächelnd. So wird ihm die Schande zur Ehre.

Oernulfs Söhne mit einem Ausruf des Erstaunens. Sigurd selbst! Sigurd, der Starke!

Oernulf. Doch härter trafst Du traun in jener Nacht, da Du mir Dagny, die Tochter, raubtest. Schlägt die Kapuze zurück.

Sigurd und seine Mannen. Oernulf von den Fjorden!

Dagny, freudig, doch mit einem Anflug von Unruhe. Mein Vater! Meine Brüder!

Sigurd zu Dagny. Tritt hinter mich!

Oernulf. Das ist nicht nötig. Nähert sich Sigurd. Ich erkannte Dich sogleich, als ich Dich erschaute. Darum fing ich Fehde an. Prüfen wollt' ich, ob das Gerücht wahr ist, das Dich Norwegens kühnsten Kämpen nennt. So sei denn Fried' und Freundschaft zwischen uns!

Sigurd. Das beste wär's, fügte es sich so.

Oernulf. Hier meine Hand! Du bist ein wackerer Kämpe. So scharfe Hiebe hat noch keiner getauscht mit dem alten Oernulf!

Sigurd schüttelt die dargebotene Hand. Es seien die letzten Schwerthiebe, so wir tauschten! Und nun sollst Du selbst in unsrer Sache richten; bist Du bereit, zu stellen die Bedingungen?

Oernulf. Ich bin's; und so sei der Streit geschlichtet! Zu den andern. Hiermit tu' ich Euch allen kund, um was es sich handelt. Fünf Winter ist's her, da lagen Sigurd und Gunnar als Wikinger auf Island. Ganz nahe bei meinem Hofe nahmen sie den Winter über Aufenthalt und Obdach. Da raubte Gunnar mit Gewalt und List meine Pflegetochter Hjördis; doch Du, Sigurd, nahmst Dagny, mein eigen Kind, und zogst mit ihr von dannen. Für diesen Raub wirst Du verurteilt, dreihundert Mark in Silber zu entrichten, und damit soll Dein Friedensbruch gesühnt sein.

Sigurd. Billige Buße dünkt mich, was Du da forderst. Die dreihundert Mark werd' ich entrichten, und dazu will ich noch einen verbrämten Seidenmantel legen; es ist eine Königsgabe von Aedhelstan in England und so gut, wie je ein Mann auf Island einen trug.

Dagny. Recht so, mein kühner Eheherr, und Dank Dir, mein Vater! Nun erst bin ich frohen Mutes. Sie drückt dem Vater und den Brüdern die Hand und spricht leise mit ihnen.

Oernulf. So trete denn unser Vergleich in Kraft, und Dagny soll von Stund an so ehrenvoll gehalten werden, als wäre sie Dir gesetzlich angetraut mit ihrer Sippe Zustimmung.

Sigurd. Und auf mich kannst Du von nun an bauen wie auf Dein eigen Geschlecht.

Oernulf. Das hoff' ich fürwahr; und gleich will ich erproben, wie Du mir gesonnen.

Sigurd. Ich bin bereit. Sprich, was begehrst Du?

Oernulf. Deine Hilfe, mit Rat und mit Tat. Hierher fuhr ich gen Helgeland, um Gunnar zu suchen und Sühne zu fordern für Hjördis' Raub.

Sigurd überrascht. Gunnar!

 

Dagny ebenso. Und Hjördis! Wo sind sie zu finden?

Oernulf. Daheim, denk' ich, auf Gunnars Hof.

Sigurd. Und der liegt –?

Oernulf. Wenig Pfeilschüsse von hier. Das hast Du nicht gewußt?

Sigurd mit unterdrückter Bewegung. Gewiß nicht! Spärlich hab' ich nach Gunnar geforscht, seit wir zusammen von Island segelten. Weite Wikingsfahrten macht' ich und manchem fremden König dient' ich, indessen Gunnar zu Hause saß. Hier bin ich heut gelandet, im Dämmerlicht, vom Unwetter verschlagen. Wohl war es mir kund, daß Gunnar den Hof seiner Väter hier im Norden habe, doch –

Dagny zu Oernulf. Und darum verließest Du die Heimat?

Oernulf. So ist's. Zu Sigurd. Daß wir beide uns trafen, ist ein Werk der Gewaltigen dort oben. Sie wollten es so. Hätt' ich Dich suchen wollen, ich hätte nicht gewußt, wo Du zu finden bist.

Sigurd gedankenvoll. Wohl wahr! Wohl wahr! Doch Dein Handel mit Gunnar! – Sag', Oernulf, denkst Du ihn hart anzupacken und alle Mittel anzuwenden, gute wie böse?

Oernulf. Das muß ich. Höre, Sigurd, was ich Dir sage. Im Sommer ritt ich zum Thing, und viel ehrenreiche Männer waren zur Stelle. Als der Thing zu Ende war, saß ich in der Halle und zechte mit meinen Stammgenossen, und es kam auf den Weiberraub die Rede. Höhnische Worte mußt' ich da hören, daß ich den Schimpf so lange ungerächt auf mir sitzen lassen. Da faßte mich der Zorn; ich schwor, gen Norwegen zu ziehen, um Gunnar zu suchen, und Buße für den Raub zu fordern oder ihn zu rächen und nicht eher nach Island heimzukehren, als bis ich meine Sache gefördert.

Sigurd. Steht es so, dann gilt es, wenn es not tut, mit Strenge zu verfahren.

Oernulf. Gewiß. Doch unbillig werd' ich nicht sein, und Gunnar steht im Ruf eines ehrenwerten Mannes. Auch freu' ich mich auf einen Kampf; es ward mir zuletzt die Zeit zu lang auf Island. Draußen auf den blauen Wassern bin ich alt und grau geworden; es war mir, als müßt' ich noch einmal hinaus, eh' ich – nun! Bergthora, mein gutes Weib, ist ja längst gestorben, meine ältesten Söhne gingen Sommer um Sommer auf die Wikingsfahrt, und als nun Thorolf heranwuchs –

Dagny freudig. Thorolf ist mit? Wo ist er?

Oernulf. Unten im Schiffe. Deutet rechts nach dem Hintergrunde. Da wirst Du einen Burschen sehen! Groß und stark und schön ist er geworden, seit Du die Heimat verlassen. Er wird ein herrlicher Recke werden, Sigurd – gleich Dir!

Dagny lächelnd. Ich merke schon – Thorolf steht Deinem Herzen noch immer am nächsten.

Oernulf. Gewiß! Ist er doch der Jüngste und seiner Mutter ähnlich.

Sigurd. Aber so sag' mir, – Dein Handel mit Gunnar – willst Du schon heut –

Oernulf. Heut lieber als morgen. Mit billiger Buße geb' ich mich zufrieden; verweigert Gunnar solchen Vergleich, dann mag er die Folgen tragen!

Der Bauer Kåre kommt eilig von rechts; er trägt ein grobes Bauerngewand und den Filzhut tief im Gesicht; in der Hand hält er einen Zaunpfahl, den er abgebrochen hat.

Kåre. Glück zur Begegnung, Krieger!

Oernulf. Kriegers Begegnung bringt selten Glück.

Kåre. Seid Ihr Männer von Ehre, so gewährt mir Frieden in Eurer Mitte! Gunnars Leute trachten mir nach dem Leben.

Oernulf. Gunnar!

Sigurd. So hast Du Böses gegen ihn verübt!

Kåre. Mein Recht hab' ich behauptet. Wir trieben Vieh auf derselben Weide, einer Insel hart am Festland. Gunnars Leute nahmen meine besten Ochsen weg, und einer der Männer schalt mich einen Hörigen. Da griff ich zur Waffe und erschlug ihn.

Oernulf. Das war gerechte Tat!

Kåre. Doch heut morgen fahndeten seine Mannen nach mir. Das Glück war mir günstig, denn ich wurde beizeiten gewarnt und konnte entschlüpfen. Doch kurze Frist nur bleibt mir, und meine Feinde suchen mich aufs neue.

Sigurd zu Kåre. Kaum trau' ich Deinen Worten, Bauer! In frühern Tagen kannt' ich Gunnar so gut wie mich selbst, und so viel weiß ich: niemals übte er Unbill gegen den Friedfertigen.

Kåre. Gunnar hat auch nicht teil an all dem Ungemach, er ist südwärts gefahren. Doch Hjördis, sein Weib –

Dagny. Hjördis!

Oernulf murmelt. O ja, das gleicht ihr!

Kåre. Ich bot Sühne für den Knecht, und Gunnar war gewillt, sie zu nehmen; da aber kam Hjördis hinzu; sie stachelte ihren Eheherrn auf mit höhnischen Worten und hinderte die Aussöhnung; bald darauf fuhr Gunnar südwärts, und morgen –

Sigurd blickt nach links. Dort ziehen riesige Mannen nordwärts; ist das nicht –?

Kåre. Gunnar selbst.

Oernulf. Sei getrost! Ich hoff', Euch zu versöhnen.

Gunnar mit mehreren Männern kommt von links. Er trägt ein Hausgewand, braunen Kittel, gewirkte Beinkleider, blauen Mantel und breiten Hut; als Waffe hat er nur eine kleine Handaxt.

Gunnar bleibt überrascht und unsicher stehen, da er die Versammlung erblickt. Oernulf von den Fjorden! Wahrhaftig –!

Oernulf. Du siehst recht.

Gunnar. Nun wohl – Heil und Glück auf meiner Scholle, so Du in Frieden kommst!

Oernulf. Willst Du wie ich, dann soll kein Unfriede verübt werden.

Sigurd nähert sich. Gruß und Heil, Gunnar!

Gunnar freudig. Sigurd – Waffenbruder! Er schüttelt ihm die Hand. Ja, bist Du mit, dann weiß ich gewiß, daß Oernulf in Frieden kommt. Zu Oernulf. Reich' mir Deine Hand, Greis! Nicht schwer ist zu erraten, was Dich nach dem Norden führt: es gilt Hjördis, Deiner Pflegetochter.

Oernulf. So ist es. Große Schmach widerfuhr mir, als Du sie von Island entführtest, ohne meine Zustimmung nachzusuchen.

Gunnar. Du kommst mit Fug und Recht. Was der Knabe gesündigt, muß der Mann sühnen. Lang' schon habe ich Dich erwartet um dieser Sache willen, Oernulf; und forderst Du Sühne, so sind wir bald einig.

Sigurd. So denk' auch ich. Oernulf wird billig sein.

Gunnar mit Wärme. Das mußt Du, Greis! Wolltest Du Hjördis schätzen nach Gebühr, dann würde all mein Hab und Gut nicht reichen.

Oernulf. Nach Gesetz und Brauch werd' ich mich richten, darauf verlaß Dich! – Doch nun zu etwas anderm! Deutet auf Kåre. Kennst Du diesen Mann?

Gunnar. Kåre! Zu Oernulf. So weißt Du, daß zwischen uns Streit ist?

Oernulf. Deine Leute haben sein Vieh geraubt, und für Raub gebührt Buße.

Gunnar. Auch für Mord! Zu Kåre. Er hat meinen Knecht erschlagen!

Kåre. Weil er mich verhöhnte.

Gunnar. Ich habe mich bereit erklärt zum Vergleich.

Kåre. Aber das war nicht nach Hjördis Sinn; sie überfiel mich diesen Morgen, während Du fern warst, und trachtet mir nach dem Leben.

Gunnar aufgebracht. Sprichst Du die Wahrheit? Hjördis hätte –?

Kåre. Jedes Wort ist wahr.

Oernulf. Deshalb hat der Bauer um meinen Beistand gebeten, und der ist ihm sicher.

Gunnar nach einem Augenblick der Überlegung. Rühmlich hast Du an mir gehandelt, Oernulf, und es ist billig, daß ich mich Deiner Forderung füge. Höre mich, Kåre! Ich will des Knechtes Tod für aufgewogen halten durch die Unbill, die Dir widerfuhr.

Kåre reicht Gunnar die Hand. Ein guter Spruch ist das; dem füg' ich mich.

Oernulf. Und soll der Bauer Friede haben vor Dir und den Deinen?

Gunnar. Friede zu Hause und allerwegen!

Sigurd deutet nach rechts. Seht!

Gunnar mißvergnügt. Das ist Hjördis!

Oernulf. Mit bewaffneten Knechten.

Kåre. Sie sucht mich.

Hjördis mit einem Troß Knechte. Sie trägt ein schwarzes Gewand, Mantel und Hut. Die Knechte sind mit Schwert und Axt bewaffnet; sie selbst hat einen leichten Spieß in der Hand.

Hjördis bleibt am Eingang stehen. Ei seht, zahlreiche Mannen treffen wir hier!

Dagny eilt ihr entgegen. Gruß und Heil, Hjördis!

Hjördis kalt. Dank! Ich habe schon vernommen, daß Du nicht ferne seist. Tritt näher, indem sie einen scharfen Blick über die Versammlung gleiten läßt. Gunnar und – Kåre, mein Widersacher – Oernulf und seine Söhne und – Indem sie Sigurd gewahrt, fährt sie kaum merklich zusammen, verstummt, faßt sich aber sogleich und sagt: Viele seh' ich, die ich kenne – doch weiß ich nicht, wer mir am meisten zugetan ist.

Oernulf. Wir alle sind Dir zugetan.

Hjördis. Wenn dem so ist, wirst Du Dich nicht widersetzen, Kåre in meines Gatten Gewalt zu geben.

Oernulf. Dessen bedarf es nicht mehr.

Gunnar. Es ist jetzt Fried' und Eintracht zwischen uns.

Hjördis mit unterdrücktem Spott. Eintracht? Nun ja, ich weiß, Du bist ein kluger Mann, Gunnar! Kåre hat zahlreiche Freunde hier gefunden, und so dünkt es Dich denn das Sicherste –

Gunnar. Es nützt Dir wenig, mich mit Hohnreden zu reizen. Mit Nachdruck. Kåre hat Frieden vor uns!

Hjördis bezwingt sich. Gut! Hast Du ihm Frieden zugesagt, so muß die Zusage gehalten werden.

Gunnar streng, doch ohne Heftigkeit. Das muß es und das soll es!

Oernulf zu Hjördis. Und noch, ein Vergleich ward halb und halb geschlossen, ehe Du erschienst.

Hjördis scharf. Zwischen Dir und Gunnar?

Oernulf nickt. Es galt Dir.

Hjördis. Ich ahne, wem es galt. Doch wisse, mein Pflegevater: nie soll es heißen, Gunnar habe sich schrecken lassen, weil Du mit bewaffneter Macht ins Land gekommen. Wärst Du als ein Wandersmann allein in unser Haus getreten – der Zwist wäre leichter beigelegt worden.

Gunnar. Oernulf und seine Söhne kommen in Frieden!

Hjördis. Mag sein. Doch anders wird es im Volksmund lauten; und Du selbst, Gunnar, trautest gestern dem Frieden noch so wenig, daß Du Egil, unsern Sohn, südwärts schicktest, sobald es hieß, Oernulf liege mit Heerschiffen in der Bucht.

Sigurd zu Gunnar. Du hast Deinen Sohn südwärts geschickt?

Hjördis. Jawohl – daß er geborgen wäre, wenn Oernulf uns überfallen sollte.

Oernulf. Darüber solltest Du nicht spotten, Hjördis! Was Gunnar getan, war klugen Mannes Tat, – falls Du die Aussöhnung hindern solltest.

Hjördis. Das Glück schaltet über das Leben – laß geschehen, was da will! Doch lieber untergehen, als das Leben fristen durch feigen Vergleich!

Dagny. Sigurd zahlt Buße und wird darum nicht angesehen als ein geringerer Mann.

Hjördis. Sigurd muß selbst am besten wissen, was sich mit seiner Ehre verträgt.

Sigurd. Daran braucht keiner mich zu mahnen.

Hjördis. Sigurd ist ein vielgepriesener Held; und doch vollbrachte Gunnar eine kühnere Tat, als er den Eisbären vor meiner Kammer tötete.

Gunnar mit einem verlegenen Blick auf Sigurd. Laß das, Hjördis!

Oernulf. Fürwahr! Es ist die kühnste Tat, die je ein Mann auf Island vollführte, und darum –

Sigurd. Und darum auch kann Gunnar sich leichter fügen, ohne feig genannt zu werden.

Hjördis. Wird Sühne gegeben, so wird auch Sühne gefordert – Gunnar, gedenke dessen, was Du mir einst gelobt!

Gunnar. Unbedacht war das Gelöbnis. Verlangst Du, daß ich es halte?

Hjördis. Gehalten muß es werden, wofern wir beide fortan noch unter einem Dache leben sollen. Wisse denn, Oernulf: willst Du Sühne für Deiner Pflegetochter Raub, so sollst auch Du büßen, weil Du Jökul, meinen Vater, getötet und all sein Hab und Gut genommen hast.

Oernulf. Jökul fiel in ehrlichem Zweikampf. Und böseren Schimpf tat Deine Sippe mir an, als sie Dich ungekannt mir nach Island schickte, damit ich Dich an Kindesstatt annähme.

Hjördis. Ehre und nicht Schimpf hattest Du davon, daß Du Jökuls Tochter erzogst.

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