DIE RIESEN VOM BERGE

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DIE RIESEN VOM BERGE
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© 2013 Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

Schweinfurthstraße 60, 14195 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Sämtliche Rechte der öffentlichen Wiedergabe (u. a. Aufführungsrecht, Vortragsrecht, Recht der öffentlichen Zugänglichmachung und Senderecht) können ausschließlich von der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH erworben werden und bedürfen der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung. Nicht genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

ISBN 978-3-8442-7815-6

PERSONEN

DIE TRUPPE DER GRÄFIN:

ILSE, noch immer DIE GRÄFIN genannt

DER GRAF, ihr Mann

DIAMANTE, Zweite Schauspielerin

CROMO, Charakterdarsteller

SPIZZI, Jugendlicher Liebhaber

BATTAGLIA, Chargen- und Frauendarsteller

SACERDOTE

LUMACHI mit dem Karren

COTRONE, genannt DER ZAUBERER

DIE PECHVÖGEL:

DER ZWERG QUAQUEO

DUCCIO DOCCIA

DIE SGRICIA

MILORDINO

MARA-MARA mit dem Sonnenschirmchen, auch DIE SCHOTTIN genannt MADDALENA

PUPPEN - ERSCHEINUNGEN - DER ENGEL HUNDERTEINS UND SEINE SCHAR

Zeit und Ort: Unbestimmt, an der Grenze zwischen Märchen und Wirklichkeit

Uraufführung: 5. Juni 1937, Florenz

I.

Ein Landhaus, »Villa Pechvogel« genannt, wo COTRONE mit seinen PECHVÖGELN wohnt. Etwas erhöht, etwa in Bühnenmitte, eine vom Alter ziemlich mitgenommene Zypresse, deren Stamm einer Bohnenstange und deren Wipfel einer Lampenbürste ähneln.

Der ehemals rötliche Außenanstrich der Villa ist verblichen. Auf der Bühne sichtbar nur rechts der Eingang mit vier Vorstufen zwischen zwei vorspringenden, ins Freie sich öffnenden Rundloggien mit Pfeilerbrüstungen und von Säulen getragenen Dachkuppeln. Die Tür ist alt und bewahrt noch Farbspuren ihres einstmals grünen Anstrichs. Auf gleicher Höhe mit ihr rechts und links zwei Fenstertüren, die auf die Loggien hinausführen.

Dieses einstmals herrschaftliche Landhaus ist jetzt verwahrlost, verfallen und seinem Schicksal überlassen. Es steht einsam in einem Talgrund. Davor ein Rasenstück. Ein abschüssiger Fußpfad führt an der Zypresse vorbei über eine kleine Brücke, die einen nicht sichtbaren Gebirgsbach überquert, zu einem Rasenbänkchen auf der linken Bühnenseite.

Diese kleine Brücke mit ihren beiden Geländern soll in der linken Bühnenhälfte gut sichtbar und begehbar sein. Im Hintergrund ahnt man die bewaldeten Hänge des Berges.

Es ist fast Abend. Wenn der Vorhang aufgeht, hört man aus dem Innern der Villa, von seltsamen Instrumenten begleitet, einen »hüpfenden« Gesang, der bald in schrille Töne ausbricht, bald sich gewagten Glissandi hingibt, um sich schließlich in einem Wirbel von Tönen zu verlieren, von dem er sich aber jäh wieder losreißt und davongaloppiert wie ein durchgehendes Pferd. Dieser Gesang soll den Eindruck vermitteln, man sei im Begriff, einer Gefahr Herr zu werden, die endlich aufhören soll, damit wieder Ruhe ist und jedes Ding an seinen Platz zurückkehrt – wie nach gewissen Augenblicken, in denen uns zuweilen – wer weiß warum – der Irrsinn überfällt.

Durch die Fenstertüren der beiden Loggien dringt ein Schimmer, der vermuten lässt, dass sonderbare farbige Lampen im Innern des Hauses leuchten. Dadurch erhalten die SGRICIA, die friedlich und reglos in der Loggia rechts, sowie DOCCIA und QUAQUEO, die in der Loggia links der Eingangstür sitzen, den Charakter geheimnisvoller Erscheinungen.

DUCCIO DOCCIA stützt die Ellenbogen auf das Geländer, den Kopf in die Hände. QUAQUEO sitzt auf dem Geländer, den Rücken an die Mauer gelehnt. Er ist ein dicker, rothaariger Zwerg in Kinderkleidern mit der lachenden Fratze einer Terrakottafigur. Um den Mund herum wirkt das Lachen dümmlich, aber in den Augen ist es maliziös.

Die SGRICIA ist ein altes Weiblein mit einem Häubchen, dessen Bänder ungeschickt unter dem Kinn geknotet sind; sie trägt ein schwarz-weiß-kariertes, mit zahllosen Plissees besetztes Kleid; ein veilchenfarbenes Cape und halbfingerlange Handschu­he aus Garn. Wenn sie spricht, ist sie immer ein wenig befangen und klappert unaufhörlich mit den Lidern über den schlauen, unruhigen Äuglein. Hin und wieder wischt sie sich unwillkürlich mit dem Finger unter ihrer krausgezogenen Nase.

DUCCIO DOCCIA ist klein, ganz kahl, von unbestimmbarem Alter. Er hat ernste, ovalgeschnittene Augen und eine wulstige hängende Unterlippe in dem länglichen, bleichen, totenkopfähnlichen Gesicht, langfingrige, weiche Hände und eingeknickte Beine, als versuche er, wenn er geht, sich andauernd zu setzen.

Sobald der Gesang zu Ende ist, blickt MILORDINO hinter der Zypresse hervor. MILORDINO ist ein abgezehrter junger Mann um die dreißig mit dem Drei-Tage-Bart eines Kranken. Zu einer grünlich verfärbten Weste, auf die er nicht verzichten will, um seine kultivierte Erscheinung nicht aufzugeben, trägt er eine Melone. Panisch erschrocken ruft er:

MILORDINO Heheee! Menschen kommen! Menschen kommen! Schnell, Blitze, Donnergrollen und die grüne Flamme! Die grüne Flamme aufs Dach!

DIE SGRICIA springt auf, reißt das Fenster auf und ruft ins Haus Hilfe! Hilfe! Menschen kommen! beugt sich über das Geländer Was für Menschen, Milordino, was für Menschen?

QUAQUEO Am Abend? Wäre es Tag, würde ich sagen, da hat sich einer verirrt. Pass auf, gleich kehrt er um.

MILORDINO Nein! Nein! Sie kommen immer näher! Sie sind schon unten! Viele! Mehr als zehn!

QUAQUEO Zu so vielen lässt sich leicht mutig sein. Er springt vom Geländer auf die Eingangstreppe, läuft zur Zypresse und hält gemeinsam mit Milordino Ausschau.

DIE SGRICIA kreucht ins Haus Die Blitze! Die Blitze!

DOCCIA Heh, die Blitze sind teuer, immer sachte!

MILORDINO Sie haben auch einen Karren. Sie ziehen ihn selber. Einer an der Deichsel und zwei hinten.

DOCCIA Das werden Leute sein, die auf den Berg wollen.

QUAQUEO Ach was. Die sehen ganz so aus, als wollten sie zu uns. Oho, sie haben eine Frau auf dem Karren. Schau doch, schau! Der Karren ist voll Heu und die Frau liegt obendrauf.

MILORDINO Ruft doch wenigstens die Mara! Auf die Brücke, mit ihrem Schirmchen! Aus der Haustür kommt schreiend Mara-Mara gerannt.

MARA-MARA Hier bin ich, hier bin ich! Vor der Schottin werden sie Angst haben!

Mara-Mara ist ein kleines Frauchen, das man sich wie aufgeblasen vorstellen kann, rundum mit Stoff bepackt und beladen wie ein einziger Stoffballen. Sie trägt ein mehr als kurzes Schottenröckchen, die Knie nackt, wollene Wadenstrümpfe mit umgeschlagenem Rand, ein grünes Wachstuchhütchen mit steifer Krempe und einer Hahnenfeder an der Seite, in der Hand einen kleinen Sonnenschirm, einen Brotbeutel und eine Feldflasche umgehängt.

MARA-MARA Heh, aber macht mir Licht auf dem Dach! Ich will mir doch nicht den Hals brechen!

Sie rennt zur Brücke, steigt auf das Geländer und stolziert dort auf und ab, vom Dach aus von einem grünen Scheinwerfer, der sie in gespenstisches Licht taucht, angestrahlt, um den Eindruck einer Geistererscheinung zu erwecken. Von Zeit zu Zeit schießen hinter der Rückwand des Hauses breite Lichtgarben wie Sommerblitze hervor, begleitet von Kettengerassel.

DIE SGRICIA zu Milordino und Quaqueo, die Ausschau halten Machen sie Halt? Kehren sie um?

QUAQUEO Ruft Cotrone!

DOCCIA Cotrone! Cotrone!

DIE SGRICIA Der hat die Gicht!

Die Sgricia und Doccia sind aus ihren Loggien heruntergekommen und stehen fassungslos vor dem Haus auf dem Rasen. In der Tür erscheint Cotrone. Ein großer bärtiger Mann mit einem schönen, offenen Gesicht, lachenden, leuchtenden klaren Augen, einem frischen Mund, in dem gesunde Zähne glänzen, von einem wild wachsenden blonden Schnauz- und Backenbart umrahmt. Er hat einen etwas weichen Gang und ist nachlässig gekleidet: eine schwarze Jacke, die breite Falten wirft, und eine weite, helle Hose. Auf dem Kopf trägt er einen alten Türkenfez. Sein bläuliches Hemd steht auf der Brust ein wenig offen.

COTRONE Was ist? Ja schämt ihr euch nicht? Habt selber Angst und wollt sie anderen einjagen.

MILORDINO Sie kommen in Scharen! Es sind mehr als zehn!

QUAQUEO Nein, es sind acht, es sind acht: ich habe sie gezählt! Mit der Frau.

 

COTRONE Na, prachtvoll! Eine Frau ist auch dabei? Das wird eine entthronte Königin sein. Ist sie nackt?

QUAQUEO verwirrt Nackt? Nein, nackt schien sie mir nicht.

COTRONE Nackt, du Dummkopf! Auf einem Heuwagen – eine nackte Frau, die Brüste in die Luft gereckt, das rote Haar um sie gegossen wie das Blut einer Tragödie! Ihre verbannten Minister ziehen sie, in Hemdsärmeln, um nicht so zu schwitzen. Auf, erwache, Phantasie! Ihr werdet mir doch nicht vernünftig werden! Denkt daran, für uns gibt es keine Gefahr. Ein Feigling, wer sich an die Vernunft hält! Allmächtiger Gott, jetzt, wo der Abend anbricht, unser Reich!

MILORDINO Schon – aber wenn sie an nichts glauben...

COTRONE Hast du es denn nötig, dass andere dir glauben, damit du dir selber glaubst?

DIE SGRICIA Kommen sie immer noch näher?

MILORDINO Die Blitze halten sie nicht auf! Die Mara hält sie nicht auf!

DOCCIA Na, wenn sie nichts nützen, ist es Verschwendung. Dann löscht sie aus!

COTRONE Aber ja, löscht aus da oben! Schluss mit den Blitzen! Du, Mara, komm her! Wenn sie nicht erschrecken, dann heißt das, sie gehören zu uns, und wir werden uns leicht mit ihnen verständigen. Die Villa ist groß. Plötzlich kommt ihm ein Gedanke. Oh, wartet mal! zu Quaqueo Hast du gesagt, es sind acht?

QUAQUEO Acht, ja, mir schien es so...

DOCCIA Du hast sie doch gezählt? Was soll das?

QUAQUEO Acht, acht.

COTRONE Dann sind es zu wenig.

QUAQUEO Acht und ein Karren. Das nennst du wenig?

COTRONE Es sei denn, die andern wären davongelaufen.

DIE SGRICIA Räuber?

COTRONE Ach was, Räuber. Red doch nicht. Wenn man verrückt ist, ist alles möglich. Vielleicht sind sie es.

DOCCIA Wer, sie?

QUAQUEO Da sind sie!

Nachdem die Blitze und der Scheinwerfer, der Mara-Mara auf dem Brückengeländer beleuchtet hat, erloschen sind, ist die Brücke in einem zarten Dämmerlicht, aus dem nach und nach Mondschein wird. Auf dem Weg hinter der Zypresse erscheinen der Graf, Diamante, Cromo und der Chargenspieler und Frauendarsteller Battaglia von der Schauspielertruppe der Gräfin.

Der Graf ist ein blonder, blasser junger Mann, der einen abwesenden und sehr müden Eindruck macht. Obwohl jetzt völlig verarmt, wie seine Kleidung verrät - ein kichererbsenfarbener, ziemlich abgetragener, stellenweise auch zerrissener Cutaway, weiße Weste und ein alter Strohhut – bewahrt er in seinen Gesichtszügen und in seinem Verhalten die enttäuschte Blässe einer großen Vornehmheit.

Diamante ist an die Vierzig; über einem üppigen, ja geradezu ausladenden Busen hält sie ihren harten Schädel mit einer gewissen Dreistigkeit hochgereckt. Sie ist übertrieben geschminkt: über zwei tiefen, ernsten Augen, die von einer unumstößlichen, hochmütigen Nase getrennt werden, wölben sich tragische Augenbrauen. An den Mundwinkeln hat sie zwei kleine Kommastriche aus kohlschwarzem Haar, und ein paar andere borstige Härchen kräuseln sich unter ihrem Kinn. Sie scheint andauernd im Begriff, vor liebevoller Fürsorge um den armen, unglücklichen jungen Grafen zu platzen und vor Empörung über seine Gattin Ilse, für deren Opfer sie ihn hält.

Cromo hat eine sonderbare Stirn- und Hinterkopfglatze; die karottenfarbenen Haare, die ihm noch geblieben sind, stoßen in Form zweier Dreiecke mit ihren Spitzen oben auf dem Kopf zusammen. Er ist blass, hat Sommersprossen und klare grüne Augen. Er spricht mit Grabesstimme, im Tonfall und mit dem Gehabe von jemandem, dem gewöhnlich beim geringsten Anlass die Galle überläuft.

Battaglia hat, obschon ein Mann, das Pferdegesicht einer lasterhaften alten Jungfer, die sich wie ein kranker Affe ziert. Er spielt Männer- und Frauenrollen, mit Perücke selbstverständlich, und betätigt sich auch als Souffleur. Aber unter all den Zeichen des Lasters hat er zwei sanfte, flehende Augen.

CROMO Vielen Dank, Freunde! Wirklich fabelhaft! Wir konnten schon nicht mehr!

DOCCIA verblüfft Dank? Wofür?

CROMO Wofür wohl? Für die Zeichen, die ihr uns gegeben habt, damit wir wissen, dass wir endlich am Ziel sind.

COTRONE Ah, also doch! Sie sind es wirklich!

BATTAGLIA zeigt auf Mara-Mara Welch ein Mut! Sie ist wirklich bewundernswert, diese Dame!

CROMO Ja, auf diesem Brückengeländer da! Wunderbar! Mit einem Schirmchen!

DIAMANTE Und die herrlichen Blitze! Und diese grüne Flamme auf dem Dach!

QUAQUEO Na, sieh mal an! Sie haben das für Theater gehalten! Wir machen hier die Geistererscheinungen...

MILORDINO Und sie haben sich amüsiert dabei!

DIAMANTE Geister? Was für Geister?

QUAQUEO Ja doch, Erscheinungen, um die Leute zu erschrecken und sie von uns fernzuhalten!

COTRONE Haltet den Mund! zu Cromo Sie sind die Truppe der Gräfin? Gerade sagte ich...

CROMO Da sind wir!

DOCCIA Die Truppe?

BATTAGLIA ... die letzten Reste...

DIAMANTE Keine Spur! Die Stützen des Ensembles! Sag lieber: glücklicherweise die Stützen des Ensembles... und vor allen anderen: hier, der Herr Graf. Sie nimmt ihn bei der Hand und fasst ihn mit der anderen um die Schulter wie einen kleinen Jungen. Tritt vor, bitte!

COTRONE reicht ihm die Hand Willkommen, Herr Graf!

CROMO deklamiert ... wenn auch ohne Graf- und Barschaft.

DIAMANTE entrüstet Wann hört ihr endlich auf, euch selbst herabzusetzen, indem ihr ihn demütigt!

GRAF gequält Aber nein, Liebste, sie demütigen mich nicht...

CROMO Von mir aus sagen wir »Graf«, aber glaub mir, in unserer Lage sollten wir das Maul lieber nicht so voll nehmen.

BATTAGLIA ... mit den »letzten Resten« habe ich auch nur mich gemeint...

CROMO weist ihn zurecht Ja, du bist bescheiden, das wissen wir.

BATTAGLIA Nein, eher etwas durcheinander, würde ich sagen. Vor Müdigkeit und vor Hunger.

COTRONE Aber ihr werdet hier einen Platz zum Ausruhen finden, und... ja... ich denke, auch etwas, um euch zu stärken...

DIE SGRICIA sofort kühl und kategorisch In der Küche ist der Ofen aus!

MARA-MARA Der ließe sich ja wohl wieder anmachen. Aber willst du uns nicht wenigstens sagen...

DOCCIA ... Ja, wer die Herrschaften sind...

COTRONE Ja, gleich. zum Grafen Und die Frau Gräfin?

GRAF Ist da, aber auch sie ist so müde.

BATTAGLIA Sie kann sich nicht auf den Beinen halten.

QUAQUEO Die auf dem Karren? Eine Gräfin? streckt die Hände flach aus wie Tellerchen und hebt einen Fuß Alles klar! Du hast uns als Überraschung eine Theatervorstellung arrangiert!

COTRONE Aber nein, meine Freunde, ich werde euch gleich erklären...

QUAQUEO Aber ja... was wir gemacht haben, haben sie ja auch für Theater gehalten!

COTRONE Weil sie fast von derselben Familie sind wie wir. Du wirst gleich hören! zum Grafen Kann man der Gräfin behilflich sein?

DIAMANTE Wenn sie sich Mühe geben wollte, könnte sie selber zu Fuß heraufkommen.

GRAF herrscht sie plötzlich wütend an Nein, das kann sie eben nicht!

CROMO Lumachi nimmt alle Kraft zusammen...

BATTAGLIA ... seine allerletzten Kräfte...

CROMO ... für diesen letzten Aufstieg.

COTRONE zuvorkommend Ich könnte auch mit Hand anlegen …

GRAF Nein, da unten bei Lumachi sind noch zwei... Mir wäre lieber, Sie sagten uns ... Hier sind wir blickt verwirrt um sich ... soviel ich sehe, in einem Tal, am Fuß eines Berges...

CROMO Und wo sind die Hotels?

BATTAGLIA ... und die Wirtshäuser?

DIAMANTE Das Theater, wo wir spielen sollen?

COTRONE Also, wenn Sie mich zu Wort kommen lassen, erkläre ich es Ihnen und meinen Leuten dazu. Wir befinden uns alle im Irrtum, meine Herrschaften, aber wir wollen uns von einer solchen Kleinigkeit nicht aus der Ruhe bringen lassen.

An dieser Stelle hört man aus dem Hintergrund Stimmen: die des jugendlichen Liebhabers sowie die von Sacerdote und Lumachi, die den Heukarren schieben, auf dem die Gräfin liegt.

– Los! Hau-ruck! Hau-ruck!

– Wir sind da!

– Sachte, sachte! Schiebt nicht so doll!

Alle wenden sich um. Der Karren erscheint.

CROMO Da ist ja die Gräfin!

GRAF Achtung, die Zypresse! Achtung, die Zypresse!

Zusammen mit Cotrone eilt er ihnen zu Hilfe. Lumachi lässt, als er den Karren vorgefahren hat, die beiden Stützen, die längs der Deichselstange angebracht sind, herunter, so dass der Karren darauf und auf seinen Rädern ohne weiteres stehen bleibt, und tritt zwischen den Deichseln hervor. Alle schauen bestürzt auf die Gräfin, die auf dem Grün des Heus liegt, umflossen von ihrem Haar von sattem Kupferblond. Sie trägt ein erbärmlich wirkendes angeschmuddeltes, stellenweise verschlissenes dekolletiertes Kleid von veilchenblauer Farbe; die langen, weitgeschnittenen Ärmel sind leicht hochgerutscht und lassen ihre nackten Arme frei.

MILORDINO Oh Gott, wie blass sie ist...

MARA-MARA Wie tot sieht sie aus...

SPIZZI Ruhe!

ILSE richtet sich nach einer Weile im Karren auf und spricht tiefbewegt

Wenn ihr es hören wollt

dieses neue Märchen

dann glaubt an dies Kleid

einer armen Frau.

Doch glaubt vor allem

an diese Tränen einer Mutter,

der ein Unglück geschah,

der ein Unglück geschah...

Hier brechen, wie auf ein verabredetes Zeichen, der Graf, Cromo und schließlich alle Mitglieder der Truppe der Gräfin im Chor in verschiedenartiges, jedoch immer ungläubiges Gelächter aus; sie hören damit plötzlich zusammen wieder auf, und Ilse fährt fort

ILSE So lachen sie alle

die gebildeten Leute.

Wo sie doch sehen

wie sehr ich weine.

Doch es rührt sie nicht...

COTRONE erholt sich von seiner Verwunderung Ach so, ihr spielt Theater!

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