Einführung in das Geschichtsstudium

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Einführung in das Geschichtsstudium
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Stefan Jordan

Einführung in das Geschichtsstudium

Reclam

Durchgesehene und aktualisierte Ausgabe 2021

2019 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2019

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961518-9

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019495-9

www.reclam.de

Inhalt

  Vorbemerkung zur überarbeiteten und erweiterten Ausgabe 2019

  1. Einleitung

  2. Die Universität als Arbeitsplatz und Lebensraum 2.1. Die Struktur der Universität Exkurs: Die Finanzierung des Studiums 2.2. Die Struktur der Fakultäten 2.3. Die Struktur des Studiums 2.4. Der Studienabschluss

 3. Geschichte als Wissenschaft3.1. Geschichte der Geschichtswissenschaft3.2. Teilbereiche der Geschichtswissenschaft3.2.1. Epochal strukturierte Teilbereiche der Geschichtswissenschaft3.2.2. Sektoral strukturierte Teilbereiche der Geschichtswissenschaft3.2.3. Regional (geographisch) strukturierte Teilbereiche der Geschichtswissenschaft3.2.4. Weitere Teilbereiche der Geschichtswissenschaft3.3. Geschichte als Gegenstand der Geschichtswissenschaft3.3.1. Was ist ›Geschichte‹?3.3.2. Geschichte und Beruf

 4. Das historische MaterialExkurs: Umgang mit historischem Material: Lesen – Exzerpieren – Vervielfältigen4.1. Quellen4.1.1. Primärquellen4.1.2. Regesten4.1.3. Sekundäre Quellen4.2. Sekundärliteratur4.2.1. Monographien4.2.2. Periodika und Sammelbände4.2.3. Lexika und Nachschlagewerke4.2.4. Rezensionsorgane4.2.5. Historische Atlanten, Tabellen und Statistiken4.2.6. Bibliographien

 5. Literaturrecherche im Internet und vor Ort5.1. Bibliographische Recherche5.2. Recherchieren im Internet5.3. Benutzung von Bibliotheken5.3.1. Bibliothekstypen5.3.2. Struktur wissenschaftlicher Bibliotheken5.4. Benutzung von Archiven5.4.1. Typen des Archivs5.4.2. Anmeldung und Anfrage5.4.3. Suche nach Archivalien5.4.4. Praktische Arbeit im Archiv

 6. Wissenschaftliche Forschung und DarstellungExkurs: Das Plagiat6.1. Methodische Schritte historischer Forschung6.1.1. Die Frage nach der Relevanz6.1.2. Fragestellung und Literatursuche (Heuristik)6.1.3. Quellenkritik6.1.4. Interpretation6.2. Die Konzeption wissenschaftlicher Darstellungen6.2.1. Die Einleitung6.2.2. Der Hauptteil6.2.3. Der Schluss6.3. Formen wissenschaftlicher Darstellung6.3.1. Der Vortrag, das Referat6.3.2. Das Thesenpapier, die mediale Präsentation6.3.3. Das Protokoll6.3.4. Klausuren und mündliche Prüfungsvorträge6.3.5. Der Aufsatz, die wissenschaftliche Hausarbeit, der Essay6.3.6. Die Monographie, die Bachelor-, Master- bzw. Examensarbeit6.4. Der formale Aufbau wissenschaftlicher Darstellungen6.4.1. Allgemeine Formatierung6.4.2. Das Titelblatt6.4.3. Das Inhaltsverzeichnis6.4.4. Zitierweisen6.4.5. Das Quellen- und Literaturverzeichnis6.4.6. Das Abkürzungsverzeichnis

 AnhangBeispiel für ein InhaltsverzeichnisBeispiel für das Titelblatt einer wissenschaftlichen HausarbeitBeispiel für das Titelblatt einer ExamensarbeitBibliographische Hinweise zu weiteren Einführungen in das GeschichtsstudiumZum Autor

[11]Vorbemerkung zur überarbeiteten und erweiterten Ausgabe 2019

Die erste Auflage dieser Einführung erschien im Jahr 2005 und damit in einer Zeit, in der der grundlegende Umstrukturierungsprozess deutscher wie europäischer Universitäten und Studiengänge noch nicht abgeschlossen war. Inzwischen sind ›Bachelor‹ und ›Master‹ allseits etablierte Studienabschlüsse in einer Fächerlandschaft, die sich seit 2005 weiter differenziert hat. Die von Kritikern als ›Verschulung‹ empfundene Neuorganisation des Studiensystems hatte auch Auswirkungen auf den Literaturmarkt. Das ›Lehrbuch‹ erhielt als Publikationsform starken Aufwind; zahlreiche Einführungen und Handbücher in Teilbereiche der Geschichtswissenschaft, deren Theorien und Methoden sowie die Praxis des Studierens kamen in kurzer Zeit auf den Buchmarkt. Schließlich hat die Digitalisierung des Wissens und des Wissenschaftsbetriebs seit dem Jahr 2005 starke Fortschritte gemacht. Nicht nur stehen seitdem vielmehr Quellen und Literaturtitel im Internet bereit, auch hat sich der Großteil des Formalteils, der zum Studium gehört – von der Studienplatzbewerbung über die Anmeldung für Seminare, das Bestellen von Büchern bis hin zur Anmeldung zur Abschlussprüfung –, in das Internet verlagert.

Die Neuausgabe dieser Einführung in das Geschichtsstudium soll diesen drei Entwicklungen Rechnung tragen. Sie soll zeigen, wie ein Geschichtsstudium in heutigen Studiengängen anzulegen und praktisch durchzuführen ist; sie soll auf wichtige neue, weiterführende Literatur zur [12]Einführung in die Geschichtswissenschaft aufmerksam machen; und sie soll zum Studium der Geschichte im Zeitalter digitaler Ressourcen anleiten. Darüber hinaus bleiben bekannte Elemente erhalten: Auch in der Neuausgabe stehen die Konzeption und der Aufbau von Qualifikationsarbeiten, die Techniken des Bibliographierens und Zitierens sowie weitere formale Hilfestellungen ebenso im Zentrum der Betrachtung wie die Einführung in die Benutzung von Bibliotheken, Archiven und Internetangeboten.

München, 1. Juni 2019 Stefan Jordan

[13]1. Einleitung

Student, Studenten, oder Studirende, Lat. Studentes oder Studiosi, Frantz. Etudians, werden diejenigen Personen genennet, so sich einige Jahre auf Universitäten aufhalten, um eine oder die andere von denen so genannten vier Facultäten zu begreifen, damit sie hernach der Kirchen, Schulen, oder dem gemeinen Wesen, nützliche Dienste leisten mögen.

Diese Definition stammt aus Johann Heinrich Zedlers Grossem vollständigen Universal-Lexicon (Leipzig/Halle 1744, Bd. 40, Sp. 1185). Mit kleinen Modifikationen kann sie auch heute noch gelten: So müsste die Zahl der Fakultäten erweitert werden, zu denen in Zedlers Zeit nur Theologie, Philosophie, Jura und Medizin zählten. War das Geschichtsstudium im 18. Jahrhundert noch Teil des philosophischen Studiums, so hat sich die Geschichtswissenschaft inzwischen ›emanzipiert‹, ist eigenständige Fakultät, Fachbereich oder Department geworden und kann als Fach an Universitäten gelehrt und gelernt werden. Damit erweiterte sich auch das Berufsspektrum, das Zedler auf den Dienst für den Staat, in Kirchen und in (damals noch nicht staatlichen) Schulen einschränkte. Heute stehen Historikern und Historikerinnen zusätzlich viele Arbeitsbereiche in der ›freien Wirtschaft‹ offen, auf die das Studium ebenfalls vorbereiten soll. Und wenn Zedler von ›einigen Jahren‹ spricht, die Studierende auf Universitäten verbringen, so zeigt dies deutlich, dass sein Artikel lange vor den um das Jahr 2000 herum durchgeführten Reformen geschrieben worden [14]sein muss, die mit neuen Studienordnungen, Studiengebühren und der Androhung von Zwangsexmatrikulation das Studium ›effektiv‹ machen sollten. Hieraus ergibt sich für Studierende häufig ein Spagat zwischen einem geforderten schnellen und praxisorientierten Studium und dem Wunsch nach Bildung und Hingabe an ein Studienfach, das sich nicht auf eine Berufsvorbereitung reduzieren lässt.

Damit dieser Spagat gelingt, ist es notwendig, sich möglichst frühzeitig mit den Rahmenbedingungen des Studiums vertraut zu machen, einen persönlichen Studienplan zu entwickeln und das Rüstzeug – die formalen Grundkenntnisse und Tricks – des Historikers zu erwerben. Je weniger der formale Rahmen das Geschichtsstudium belastet, desto mehr Zeit bleibt für dessen Inhalte übrig. Hinweise, Hilfestellungen, Einleitungen und (kommentierte) Literaturtipps hierzu zu geben, ist das Ziel dieses Bandes. Er versteht sich als praxisnahes ›Propädeutikum‹ (= Einführung in die wissenschaftlichen Vorkenntnisse) für alle Bereiche der Geschichtswissenschaft und richtet sich damit an alle Geschichtsstudierenden, solche, die es werden wollen, oder jene, die Geschichtswissenschaft als Hobby betreiben. Die Einführung in das Geschichtsstudium bietet nicht nur Einstiege in die Geschichte und Struktur des Fachs Geschichtswissenschaft; sie zeigt darüber hinaus Wege und Motive auf, wie und warum Geschichte studiert werden kann. Da dieses Studium im universitären Rahmen stattfindet, beschreibt sie auch in kurzen Zügen die Universität als Institution wie als Arbeits- und Lebensraum. Ein weiterer Schwerpunkt der Einführung liegt auf der Übersicht über die verschiedenen Arten historischer Quellen und Literatur sowie dem Umgang mit ihnen: Die [15]historischen Materialien werden vorgestellt, Recherchemöglichkeiten genannt und praktische Hilfestellungen für die Arbeit der Geschichtsstudierenden im Internet, in der Bibliothek und im Archiv gegeben. Zur Praxis des Historikers zählt ganz zentral die Gliederung seines Stoffs, der Aufbau seiner Beweisführung und das Verfassen von Texten: Präsentationen müssen vorbereitet, Referate gehalten, Haus- und Abschlussarbeiten verfasst, Essays und Thesenpapiere geschrieben werden. Diese Leistungen werden in einem auf ›Effektivität‹ bedachten Studienbetrieb oft nur noch oberflächlich vermittelt; sie müssen von Studierenden in Eigeninitiative erworben werden. Diese Einführung will solche Eigeninitiative unterstützen und einen Überblick verschaffen über etwas, das jedem Geschichtsstudierenden zunächst als bedrohlicher Formaldschungel gegenübertritt: das Zitieren.

 

Nicht zuletzt soll bei alledem die Anwendbarkeit historischen Wissens im Auge behalten werden; Geschichtswissenschaft zu studieren ist keineswegs eine so brotlose Kunst, wie es vielfach in der Öffentlichkeit behauptet wird. Wird das Geschichtsstudium in Hinsicht auf eine Anwendbarkeit des erworbenen Wissens betrieben, dann eröffnen sich Horizonte: für einen Beruf, für die eigene Persönlichkeit und für die Menschen um den Historiker herum – denn Geschichtswissenschaft ist eine Wissenschaft für Menschen, für die Gesellschaft. Die »nützlichen Dienste«, von denen Zedler schon sprach, sind darum auch heute noch höchstes Ziel und zugleich höchste Auszeichnung für jeden, der historischen Wissenschaften nachgeht.

[16]2. Die Universität als Arbeitsplatz und Lebensraum

Wenn jemand sagt: »Ich gehe zur Universität«, kann er damit ganz Unterschiedliches meinen. Am häufigsten wird dieser Satz wohl verwendet, um darauf hinzuweisen, dass man dieses oder jenes Fach studiert. ›Universität‹ wird dann als Ort verstanden, an dem Forschung und Lehre stattfinden. In weiterer Bedeutung kann aber auch die Universität als zusammenhängendes Gefüge öffentlicher Einrichtungen gemeint sein. Sie besteht nicht nur aus Hörsälen, Laboren und Sekretariaten. Zu ihr gehören auch Verwaltungen, Bibliotheken, Kultureinrichtungen, Cafeterien, die Mensa (als Kantine für Studierende und Lehrende), mitunter ein Botanischer Garten, Schwimmbad und Sportanlagen. Die Universität ist nicht allein Stätte der Arbeit, Ort von Bildung und Ausbildung. Sie ist darüber hinaus Lebensraum. ›Zur-Universität-gehen‹ heißt auch: sich mit Menschen zu treffen, in Cafeterien zu sitzen und (nicht nur) über Studium und Wissenschaft zu sprechen, zusammen zu Mittag zu essen, einen Kino- oder Theaterabend einzulegen oder einen Tanzkurs zu besuchen.

Besonders dieser letzte Aspekt wird von vielen Studierenden zu wenig beachtet. Ein durchschnittliches Studium dauert trotz aller Bemühungen der Länder, der Universitäten und der Studierenden selbst, die Studienzeiten zu verkürzen, im Schnitt immer noch vier bis fünf Jahre oder mehr. Wer in dieser langen Zeit einen ›Alleingang‹ versucht, die Universität also als Ausbildungsinstitution begreift, in die man ausschließlich geht, um Wissen zu [17]erwerben und Leistungen zu erbringen, kann sein Umfeld als anonyme Massenabfertigung, als Nebeneinander und nicht als Miteinander von Menschen erleben. Nicht nur für Geisteswissenschaftler, in deren Studium auf das Gespräch besonderer Wert gelegt wird, ist der Kommunikationsraum Universität notwendiger Bestandteil des Bildungsgangs. Der Umgang mit Kommilitonen und Lehrenden regt dazu an, neue Interessen zu wecken, sich mit anderen Meinungen und Sichtweisen auseinanderzusetzen. Das Gespräch mit Leuten, die vor vergleichbaren Anforderungen stehen, hilft zudem in Phasen des Zweifels, ob der gewählte Studiengang der richtige sei – die bei fast jedem Studierenden auftauchen –, und der Angst vor Prüfungen, die ebenfalls jeder teilt (ob er sie zugibt oder nicht). Nutzt man diese Möglichkeiten, so ist es fast unvermeidbar, dass man neue Freundschaften schließt. Und wer meint, dass er seine Freunde trifft, indem er sagt, er gehe zur Universität, hat einen weiteren Grund hierfür gewonnen, wenn die Veranstaltung, die ihn erwartet, das Buch, das gelesen werden muss oder der trockene Vortrag eines Lehrenden nur wenig dazu reizen.

Eine Einführung in das Leben an der Universität gibt es nicht und kann es nicht geben, so wichtig sie wäre. Hier ist jeder Studierende auf sein eigenes Engagement, seinen eigenen Willen und seine Fähigkeiten angewiesen, sich in neue Zusammenhänge zu bringen. Als Institution und als Ort von Lehre und Forschung ist die Universität dagegen beschreibbar. Ihren Aufbau und ihre Funktionsweisen zu kennen, bedeutet, sich besser orientieren und Zusammenhänge besser verstehen zu können.

[18]Anders, Freia: Studienfachberatung im Fach Geschichte. Schwalbach a. Ts. 2017.

Augustin, Eduard [u. a.]: Studieren. Eine Gebrauchsanweisung. München 2012.

Redder, Angelika (Hrsg.): Effektiv studieren. Osnabrück 2002.

Rein, Sylvia (Konzept und Redaktion): Einfach studieren. Tipps und Tricks rund ums Studium und Studentenleben. München 2012.

Voss, Rödiger: Studi-Coach. Studieren für Anfänger. Konstanz/München 22016.

2.1. Die Struktur der Universität

Universitäten sind eigenständige Rechtskörper mit einer Selbstverwaltung. An der Spitze ihrer Verwaltung steht der Rektor bzw. Präsident, ein aus dem Kreis der Professoren gewähltes Mitglied, dem die Repräsentation der Hochschule nach außen obliegt. Unterstützt wird dieser vom Kanzler, einem Verwaltungsbeamten, der der Universitätsverwaltung dienstrechtlich vorsteht. Von besonderem Interesse für Studierende sind neben der Universitätsbibliothek (s. Kap. 5.3.) das Rechenzentrum und das Universitätssekretariat.

Im Universitätssekretariat werden alle Angelegenheiten der Studienwahl erledigt. Hier erfolgt die erste Immatrikulation (Einschreibung), in der Studiengang (Art des Studiums wie Lehramt- oder Bachelor-[BA-]Studium), Studienfächer und Studienart (ordentlicher Student, Zweithörer mit gleichzeitiger Immatrikulation an einer anderen Universität, Gasthörer) festgelegt werden. Für die nach jedem Semester erforderliche Rückmeldung ist das Universitätssekretariat ebenso zuständig wie für den Wechsel von [19]Studiengang oder -fach, die Beantragung eines Freisemesters und die Exmatrikulation im Fall von Studienende, -abbruch oder Wechsel des Studienorts. Das Rechenzentrum ist verantwortlich für die EDV der Universität. Es verwaltet die E-Mail-Accounts aller Studierenden und bietet an fast allen Universitäten die Möglichkeit zum Aufbau einer eigenen Homepage.

Eine eigene Verwaltung besitzt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA), dessen von allen Studierenden gewählte Mitglieder die Interessen der Studierenden vertreten und der auch Mitbestimmungsrecht in der Universitätspolitik hat, z. B. bei der Besetzung neuer Stellen. Ebenfalls nicht zur Universitätsverwaltung gehörig, aber in deren Räumen häufig zu finden, ist das Studentenwerk, das u. a. für die Verwaltung landeseigener Studierendenwohnheime zuständig ist und kulturelle Veranstaltungen unterstützt. In der Nähe der Universitätsverwaltung befinden sich auch meist das Amt für Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG-Amt) und eine Außenstelle der Agentur für Arbeit. Beide Stellen sind besonders wichtig für die Finanzierung des Studiums, die nun kurz betrachtet werden soll.

Exkurs: Die Finanzierung des Studiums

Das BAföG-Amt ist die erste Anlaufstelle für alle Studierenden, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und finanzielle staatliche Unterstützung beantragen wollen, die zur Zeit bei nachweisbarer Berechtigung zu 50 % als zinsloses Darlehen und zu 50 % als rückzahlungsfreies [20]Stipendium gewährt wird (2020: bis zu 861 € monatlich). Die Bewilligung einer Studienförderung gemäß BAföG muss jedes Semester neu erteilt werden; die hierfür sowie für den Erstantrag notwendigen Formulare sollten so frühzeitig wie möglich korrekt ausgefüllt eingereicht werden, da sonst Finanzierungslücken entstehen können. Die Förderung durch BAföG ist auf die Regelstudienzeit begrenzt; für bestimmte Fachrichtungen und für bestimmte Leistungen (z. B. notwendiger Erwerb einer Fremdsprache) gibt es aber ebenso Ausnahmen wie für persönliche Handicaps (z. B. Behinderung). Die Rückzahlung des als Darlehen gewährten Förderungsteils beginnt etwa fünf Jahre nach Ablauf der Förderungshöchstdauer, sofern der Rückzahlungspflichtige zu diesem Zeitpunkt über ein bestimmtes Mindesteinkommen verfügt (Rückzahlungsrate vierteljährlich 2020: 390 €). Das Darlehen kann auch mit einer einmaligen Zahlung vor Beginn des Rückzahlungszeitraums getilgt werden; in diesem Fall wird dem Darlehensnehmer eine Teilschuld erlassen (bis zu 25 % der Rückzahlungssumme). Ebenfalls eine Minderung des Rückzahlungsbetrags beantragen kann, wer innerhalb von zwölf Monaten nach Ende der Förderungshöchstdauer nach dem Ergebnis der Abschlussprüfung zu den besten 30 % aller Prüfungsabsolventen zählt, die diese Prüfung in demselben Kalenderjahr abgeschlossen haben. Weitere Teilerlasse sind möglich für Studierende, die ihren Abschluss vor dem Ende der Förderungshöchstdauer erreicht haben (bis zu 25 % der Rückzahlungssumme). Wichtig zu beachten ist, dass alle Formen von Erlassen nicht automatisch zur Anwendung kommen, wenn die Bedingungen dafür erfüllt sind, sondern eigens beantragt werden müssen.

[21]Eine weitere Möglichkeit der Studienfinanzierung oder -teilfinanzierung ist das Jobben. Speziell auf Studierende zugeschnittene Teilzeitjobs vermitteln die Agenturen für Arbeit oder (privatwirtschaftliche) Jobbörsen an den Universitäten. Erfolgreicher ist aber meist eine gezielte Eigeninitiative, zumal sie sich auf Tätigkeiten richten kann, die zu einem möglichen späteren Berufsziel gehören. Ideal ist es nämlich, eine Arbeit zu finden, die zur Finanzierung des Lebensunterhalts beiträgt und zugleich Perspektiven eröffnet: Das kann heißen, dass aus dieser Tätigkeit eine spätere Berufsstelle unmittelbar hervorgeht. Genauso kann es aber auch bedeuten, dass sich ein Aushilfsjob ›gut im Lebenslauf macht‹ –, man also nachweisen kann, in bestimmten Berufen bereits während des Studiums Erfahrungen gesammelt zu haben (s. Kap. 3.3.2.). Die Möglichkeit des ausbildungsbegleitenden ›Dualen Studiums‹ ist beim Geschichtsstudium eher selten.

Noch eine weitere Möglichkeit der Studienfinanzierung bieten Studienstipendien. Darunter versteht man Unterstützungen von Einrichtungen öffentlichen Rechts (Stiftungen, Bundesländer, Kommunen) und Vereinen (z. B. Rotary Club). Voraussetzung für den Erhalt eines Stipendiums sind besondere Leistungen und Lebensumstände (z. B. soziale Notlage). Hinzu kommen besondere Profile, die von den Zielsetzungen der Stipendiengeber abhängen: So finanzieren die Stiftungen der großen politischen Parteien, der Gewerkschaften und Kirchen vorzugsweise Personen, die ihrem Denken und Handeln in besonderer Weise (z. B. durch Mitgliedschaft) verbunden sind. Um ein Stipendium zu erhalten, muss man i. d. R. von einem bzw. zwei Gutachtern bei einem Stipendiengeber vorgeschlagen [22]werden. Die Förderungshöchstdauer eines Stipendiums ist normalerweise wie beim BAföG-Stipendium auf die Regelstudienzeit begrenzt. Eine besondere Form des Stipendiums stellt das Auslandsstipendium dar, das zur Finanzierung von einzelnen Semestern oder Studiengängen im Ausland dient.

Groß, Sina: Clever studieren mit der richtigen Finanzierung. Düsseldorf 52014.

 

Schachmann, Martin: Studenten-Jobs: Nebenverdienst-Tipps für Studium, Semesterferien, Praktikum, Werkstudenten, HIWIS mit vielen Jobideen. Wiesbaden 22015. [E-Book.]

Bundesministerium für Bildung und Forschung: www.bafög.de

Studis online: www.bafoeg-rechner.de

Deutscher Akademischer Austauschdienst: https://www.daad.de/ausland/studieren/de

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