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Gabriele

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Einer seiner abwesenden Freunde war der Besitzer desselben und wollte es verkaufen; Yves war oft dort gewesen, und die Leute, die das Haus verwalteten, kannten ihn.

Gabriele erfuhr von ihnen, als sie ankam, daß er seil dem frühen Morgen da sei, und zwar mit einer jungen Dame, die sie so genau beschrieben, daß darüber, daß es Elénore war, kein Zweifel blieb. Als nun Gabriele sich bemüht hatte, ihrem Kommen eine scheinbar sehr einfache Ursache unterzuschieben, stieg sie traurig wieder in ihren Wagen und dachte, daß ihre so geliebte Freundin wohl aus andern Gründen, als den sie so sehr beängstigenden, die sie bei dem Empfange befürchtete, ihren Ring zurückgeschickt haben müsse.

Ganz ihren traurigen Betrachtungen hingegeben, bemerkte sie kaum die Gegenstände, an denen sie vorüberkam; nur schien es ihr einmal, als habe ein tiefer, durchdringender Blick aus einem von Paris kommenden und sich mit dem ihrigen kreuzenden Cabriolet sie getroffen, als habe ein leichter Schrei der Ueberraschung diesen Blick begleitet. Da aber die Wagen mit Blitzesschnelle an einander vorübereilten, so war sie sehr ungewiß, ob sie sich nicht geirrt habe, als sie in dem Vorüberfahrenden Herrn Simon zu erkennen glaubte.

Als sie zurückkehrend überlegte, wie sie, von Frau von Fontenoy-Mareuil befragt, derselben ihre frühe Spazierfahrt erklären könne, wurde ihr gesagt, daß ihre Mutter, seit einer Stunde von ihrer Reise zurückgekehrt, sie bitten lasse, sogleich zu ihr zu kommen. Nachdem sie eine Kammerfrau beauftragt hatte, die Marquise hiervon in Kenntniß zu setzen, begab Gabriele sich zu ihrer Mutter, bei der sie Georg Rémond fand.

Die gute Madame Rémond war im Anfange so entzückt, ihre Tochter wiederzusehen, daß sie derselben ihre Freude nur durch lebhafte Liebkosungen zu erkennen gab.

»Aber,« rief sie dann, »wie viel mußt Du mir zu sagen haben! . . . und laß doch sehen, wie Dir der Ehestand bekommt. . .!«

Ihre Tochter zum Fenster führend, betrachtete sie dieselbe aufmerksam.

»Es muß wohl von der Kalte des Morgens kommen,« fuhr sie fort; »Du hast in diesem Augenblicke nicht die schönen Farben, die Du bis zu meiner Abreise hattest. Es ist wahr, die Kälte ist eisig, ich fühle mich selbst ganz krank davon nach meiner Reise; und sieh, Deine Augen sind davon ganz roth, als hättest Du geweint. . .!« Das Herz der guten Mutter beunruhigte sich. »Kind, Du hast doch keinen Kummer?«

Gabriele zwang sich, lächelnd zu sagen: »Nein, Mütterchen!« Georgs Augen blickten ungläubig.

»Nun, wirklich!« fuhr Madame Rémond fort, »gibt man dem Schwiegersohne darum zwei Millionen, daß die Tochter weinen soll? Erzähle mir Alles, ich will Alles wissen! Ist dieser schöne Ehemann auch recht verliebt?«

Gabriele näherte sich lebhaft dem Feuer und brachte mit so großer Sorgfalt das etwas in Unordnung gekommene Holz in Ordnung, daß sie die Frage ihrer Mutter nicht gehört zu haben schien.

Madame Rémond ließ es sich indessen nicht verdrießen, ihre Frage zu wiederholen.

Gabriele wendete sich zu ihrer Mutter, das Feuer hatte ihre Wangen geröthet.

Madame Rémond sagte lachend: »Nun, da bist Du ja roth wie eine Kirsche – So sind nun die jungen Frauen, Alles verschüchtert sie, ich kann Dir indessen nichts Unschickliches sagen. Ist es vielleicht, weil Dein Cousin Georg da ist? . . . aber ein Verwandter, ein Cousin, in dessen Gegenwart kann man über Alles reden, kann man, dächte ich, sehr wohl seine Tochter fragen: ob der Mann, den man für sie gewählt hat, sie so liebt, wie er sie wenigstens im Anfange lieben muß und hoffentlich bis zu Ende lieben wird.«

Gabriele lächelte ihrer Mutter zu, ohne zu antworten.

»Nun, es scheint ja, daß Du zufrieden bist . . .« fuhr Madame Rémond fort. »Aber hast Du schon die Manieren dieser Prinzessinnen des Foubourg St. Germain angenommen, die nur mit kaum geöffneten Lippen reden und sich keine freie, ungezwungene Bewegung erlauben? Sieh, ich weiß nicht, ob diese Manieren das sind, was man feine Lebensart nennt, aber ich finde sie sehr komisch . . . wirklich! Deine Verheirathung glich mehr einer Beerdigung, als einer Hochzeit; nicht ein einziges Späßchen! und als ich mir einen Scherz erlaubte, der doch durchaus nicht unanständig war, schnitt Dein Herr Gemahl ein Gesicht! . . . Geh mir – ich Habe es wohl gesehen! . . . und daß ich Paris in dieser schlechten Jahreszeit verließ, daß ich auf's Land ging, wo ich mich, glaube ich, erkältet habe, geschah, die Wahrheit zu sagen, um nicht bei diesen ersten Tagen, die mir das Herz zernagt haben würden, gegenwärtig zu sein, um nicht zu dieser Marquise, Deiner Schwiegermutter, gehen zu müssen, denn Deine Schwiegermutter ist sie, meine Tochter, so vornehm sie auch ist; ich wollte nicht in diesem traurigen Hause sein, wo bei einem Besuche Einer sich vor dem Andern zu fürchten scheint, wo man leise spricht, als läge ein Sterbender im Hause, wo man in dem Bemühen, seine Stimme zu dämpfen, seine Bewegungen zu mäßigen, seine Worte zurückzuhalten, nicht zu lachen, nicht empfindlich zu sein, nicht zu gestikulieren, den Automaten, den Wachsfiguren oder Strohpuppen gleicht.«

Gabriele sah ihre Mutter befremdet an, diese rauhen ungebildeten Manieren waren ihr schon fremd geworden. Dieses zog indessen, indem es sie anderweitig beschäftigte, die arme junge Frau etwas von den trüben Gedanken ab, die sie fast zu Boden drückten; aber ohne es zu wollen, führte Madame Rémond sie nur zu bald wieder zurück.

»Diese Reise, mein Kind,« sagte sie, »ist für Dich nicht verloren gewesen, ich habe Alles besorgt, wovon wir in der letzten Zeit vor Deiner Heirath gesprochen. Ich habe die Arbeiten in Gang gebracht und Madame Rémond, die sehr erfreut ist, daß Du ihr eine Pension und in Arnouville, das ihre Welt ist, einen Wohnsitz gesichert Hast, wird bei ihrer Tapezierarbeit, mit der sie sich ausschließlich beschäftigt, die Arbeiter beaufsichtigen. Die gute Frau! Sie hat Alles, was Du hinsichtlich der dort zu treffenden Einrichtungen schriebst, sehr gut verstanden und wenn Du im Frühjahr mit Deinem Manne hinkommst, werdet Ihr, um Eurer Liebe in der Einsamkeit zu leben, den köstlichsten Ort von der Welt in Arnouville finden.«

Georg bedeckte seine Stirn mit der Hand.

»Die Gallerie wird neu gemalt, vergoldet und die Gemälde werden aufgefrischt! Denke Dir, unter den Portraits sind Viele, die Deinem Manne gleichen: eben das stolze Gesicht, denn stolz sieht er aus, obgleich sehr liebenswürdig, wenn er Dir zulächelt. Ach! er ist ein Mann, Kind, der allen Frauen die Köpfe verdrehen könnte! . . . Hüte Dich! ich sage Dir das, ich, die das Leben kennt! . . . und ich rathe Dir, wohl darauf zu achten, daß er Dir nicht geraubt wird . . . denn unter uns gesagt, (es ist meine Pflicht, daß ich als Mutter Dich mit den Gefahren bekannt mache, die Dir Dein Glück bedrohen könnten); unter denen, die zur sogenannten großen Welt gehören, ist es eben nicht erforderlich, daß die Männer sich der Treue in der Ehe befleißigen. Es ist nicht wie bei unseres Gleichen; wenn ich sage, unseres Gleichen, so bezieht sich das auf unsere früheren Verhältnisse. Jetzt gehören wir nicht mehr zu der Klasse, wo die Männer den ganzen Tag arbeiten und ihr einziges Vergnügen darin finden, Abends zu ihren Frauen zurückzukehren und ihre Kinder zu küssen; so ist es nicht mehr mit uns! . . . Uebrigens, mein Kind, kommt in dieser Hinsicht viel auf Dich an; im Anfange sind die Männer immer liebenswürdig: hierbei muß man sie zu erhalten suchen, hierauf beruht Alles! Der Anfang entscheidet über die Zukunft. Frage nur Deinen Cousin!«

Georg blieb unbeweglich, Gabriele beobachtend, die feine Blicke zu vermeiden suchte.

Sie hatte sich gegen das Licht gesetzt, so daß ihr Gesicht im Schatten war, dann hatte sie auch alle Augenblicke etwas von einem kleinen Tische zu nehmen, der hinter ihr stand, und auf diese Weise konnten sowohl Madame Rémond als Georg nie ihr ganzes Gesicht sehen. Die junge Frau fühlte, daß die Worte ihrer Mutter gerade die schmerzlichsten Wunden ihres Herzens berührten und fürchtete, daß ihrer Anstrengung ungeachtet die Wirkung dieser verletzenden Berührungen auf ihrem Gesichte sich zeigen mochten. Aber sie sah ein, daß sie sich entschließen müsse, entweder ihre Lage freimüthig zu gestehen, oder ihre Mutter vollständig zu betrügen; und ihr richtiges schnelles Urteil sagte ihr, welche traurige Folgen ein so unumschränktes Vertrauen haben müsse. Sie glaubte sich durch die Bewegungsgründe entschuldigt, die sie vermochten, ihrer Mutter eine für sie Alle so traurige Wahrheit vorzuenthalten.

Als Madame Rémond hinzufügte:

»Was ist Dir. . . daß Du so still und traurig auf einer Stelle sitzen kannst, Du, die sich nicht fünf Minuten ruhig erhalten konnte?«

Gabriele stand lebhaft auf und sich auf ihre früheren, noch vor Kurzem ihr ganz eigenthümlichen Kindereien besinnend, um ihre Mutter zu beruhigen, hüpfte sie derselben leicht auf die Kniee, und lachend und liebkosend, brachte sie, nach und nach sich wieder daran erinnernd, alle die unschuldigen Spielereien und die Worte ohne Zusammenhang, die sie sonst, ohne etwas dabei zu denken, gesagt hatte, wieder zum Vorschein.

»So ist es Recht!« sagte endlich Madame Rémond voll Freude, »so bist Du, wie ich Dich gern habe! Du bist zufrieden, nicht wahr? Dein Mann ist liebenswürdig und gut gegen Dich?«

»Ja, Mama.«

»Deine Schwiegermutter langweilt Dich nicht zu sehr?«

»Nein, Mütterchen.«

»Du hast Alles, was Du Dir wünschest?«

Sie umarmte ihre Mutter und ihr Kuß erstickte etwas die beiden Worte:

»Ja, Mama.«

»Nun wohl! dann sei auch fröhlich wie sonst! Ich fing schon an mich zu beunruhigen; ich fühle mich ganz krank davon . . . und dann die Kälte unterwegens. . .«

Nun war die Reihe, sich zu beunruhigen, an Gabrielen; Madame Rémond schien sich sehr unwohl zu befinden, sie ging sogar in ihr Zimmer und ließ ihre Tochter und Georg allein im Salon.

 

Die junge Frau athmete leichter, und den lebhaften Schmerz, der sie folterte, nicht mehr beherrschend, ließ sie den lange zurückgehaltenen, brennenden Thränen freien Lauf, die ihr Gesicht überströmten; sie vergaß, daß sie nicht allein war. . .

»Gabriele!« sagte Georg mit welcher Stimme.

Sie erhob sich, wie mitten aus einem Traume erwachend, sah ihren Cousin an und sagte: .

»Georg . . . sagen Sie nie und Niemand, daß Sie mich haben weinen sehen.«

»Ich wußte schon,« erwiederte er, »daß Sie nicht glücklich waren.«

Sie schien überrascht durch diese Worte.

»Diese unglückliche Heirath!« fuhr er fort. »Ach! warum höhlte das Vermögen eine traurige Kluft zwischen uns aus? Warum gewann . . . ein Anderer. . . ein Anderer ein solches Glück; dessen er nicht würdig ist . . .«

»Georg!« sagte die junge Frau mit ruhiger Würde . . . »Sie täuschen sich vielleicht übel die Ursache meiner Thränen, ich klage Niemand an! . . . ich habe Niemand Vorwürfe zu machen! und. . . ohne Zweifel. . . ist das Leben anders, wie ich es mir gedacht hatte! . . . Es ist oft schwer und zuweilen grausam. . . aber Einer kann unglücklich sein, ohne daß der Andere schuldig ist.«

»Ach!« rief Georg, »es wird Ihnen nicht gelingen, mich zu täuschen; aber ich werde Ihre Geheimnisse ehren, wie ich auch . . . diese Tugend ehre . . . die ich bewundere . . . Gabriele, sehen Sie immer nur einen Bruder, einen Freund in mir! . . . Wenn auch andere Empfindungen im Grunde meines Herzens sind . . . ich werde sie verschweigen, Ihnen nur eine heilige Freundschaft zeigen . . . die Sie vielleicht trösten wird . . . oder wenigstens werde ich mit Ihnen weinen! Das Herz bedarf Liebe, der Geist Mittheilung, und Sie sind allein! . . . Sie haben es gesagt und ich sehe es, Sie verschließen Alles in Ihr Herz! . . . Wenn Ihnen ein Wort entschlüpft, das Sie schnell zurücknehmen, so ist das nur ein Ueberfließen des zurückgehaltenen Schmerzes! . . . Gabriele! um Ihretwillen, die Sie Niemand lieben, um meinetwillen, der ich nur Sie liebe . . . nehmen Sie meine Freundschaft an!«

Gabriele nahm seine ihr dargebotene Hand, und sagte, eine Thräne trocknend, innig bewegt:

»Georg . . . Sie sind mein Verwandter . . . mein Freund . . . und wenn Sie immer um mich sein könnten, würde Ihr gutes Herz, Ihr vortrefflicher Geist, Ihre Kenntniß meines Lebens, das ich kaum zu begreifen anfange . . . das Bedürfniß, mich anzuschließen, das ich sehr wohl empfinde, mir Ihre Freundschaft zu einem unschätzbaren Gute machen, . . . aber .. .Georg . . . Sie sind jung und ich . . . bin siebzehn Jahre alt! . . . ich kenne die Ansichten der Welt, welche, die Wahrheit zu sagen, auch die der einfachen Dorfbewohner sind, hinreichend, um zu wissen, daß eine junge Frau und ein junger Mann sehr streng beurtheilt werden würden, wenn man sie viel zusammen – einander oft aufsuchen sähe. Es gibt Freuden, die ganz unschuldig sind, die man sich aber dennoch nicht erlauben darf, weil sie leicht für nicht unschuldig gehalten werden könnten! Georg! es ist traurig, aber. . . so lange ich allein hier bin . . . kommen sie selten; es, muß sein! Künftig, wenn die Umstände sich geändert haben, wenn die Vernunft uns leitet und die Gerechtigkeit uns beurtheilt, dann finden Sie mich als Ihre Freundin, als Ihre Schwester wieder! Leben Sie wohl!«

Nachdem sie diese Worte mit einer Stimme gesagt hatte, deren Beben bewirkt, daß sie ihr selbst Schmerz machten, verließ Georg den Salon und ging zu ihrer Mutter. Das züchtige Mädchen erfüllte alle Pflichten einer Frau, ohne je das Glück derselben genossen zu haben und ohne sich diese Pflichterfüllung als Tugend oder Opfer anzurechnen.

Madame Rémond befand sich so unwohl, daß sie sich zu Bett legen mußte. Gabriele schrieb der Marquise, daß sie bei ihrer kranken Mutter bleiben, werde. So verging der noch übrige Tag und die Nacht.

Ein heftiges Fieber hatte Madame Rémond befallen; ihre Tochter pflegte sie und wachse bei ihr. Gegen zwei Uhr Morgens sank die Kranke in einen tiefen Schlummer und da Gabriele das Mädchen, welches mit ihr wachte, sich hatte schlafen legen lassen, befand sie sich endlich mit ihren Gedanken allein.

Allein, wie sie es immer bleiben sollte! Die Freundschaft, die über alle Leiden tröstet, die Liebe, die dem Leben Reiz gibt, Alles fehlte ihr! Gabriele nahm eine kleine in blauen Sammet gebundene Schreibtafel (ein Hochzeitsgeschenk der Marquise), in welcher Yves Portrait sich befand, sie sah lange die edlen Züge dieses schönen Gesichts an und schluchzte dann:

»Bei einer Andern! Alles ist aus! . . .« und ihre Hand zeichnete die Worte, die sie dachte, auf das Pergament der Schreibtafel: »Ach! wenn er mich geliebt hättet! Der Himmel hat, mich also dieses Glücks nicht gewürdigt . . und dennoch! . . .«

Unwillkürlich verfolgten ihre Gedanken sie nach dem einsamen Häuschen, wo Elénore Yves wiedergefunden hatte, wo diese Beiden, ihr Gatte und ihre einzige Freundin, zusammen sie vergaßen . . . Sie stand auf, ging rasch umher, nahm ein Buch . . . versuchte zu lesen und fiel in denselben Ideegang zurück: Yves bei Elénore! Der armen jungen Frau wurde keine Qual geschenkt; sie litt jetzt die schrecklichste von allen, die der Eifersucht.

Die ganze Nacht verging, ohne daß sie eine Ruhe suchte, die sie floh. Als der Tag anbrach, hatten die Anstrengungen, der Schmerz, die Unruhe und Aufregung sie in eine Art Taumel versetzt. Sie erhielt ein Billet von der Marquise, die um Nachricht von ihrem und ihrer Mutter Befinden bat und sie fragte, ob Yves bei ihr sei, weil er den Abend nicht nach Hause gekommen sei und die beiden letzten Nächte nicht im Hotel geschlafen habe.

Gabriele nahm alle ihre Geistesgegenwart und all ihren Muth zusammen, um folgende wenige Worte zu antworten:

»Beunruhigen Sie sich nicht, gnädige Frau, dem Herrn von Mauléon ist nichts Unangenehmes zugestoßen. Ich weiß, daß er auf dem Lande sehr nahe bei Paris ist, Sie werden ihn gewiß bald wiedersehen. Die Gesundheit meiner Mutter beunruhigt mich so sehr, daß ich nicht wage, sie zu verlassen; verzeihen Sie also, daß ich Sie allein lasse, und seien Sie der innigsten Verehrung derer versichert, die stolz ist sich nennen zu dürfen

»Ihre Tochter

»Gabriele.«

Aber als dies Bittet abgeschickt war, vergrößerte und nährte die Abwesenheit Yves, sein Vergessen alles Anderen um Elénore's willen, ihre Seelenangst und Eifersucht. Ihre Gedanken wichen nicht mehr von dem wohlbekannten Hause; sie versetzte sich in den Salon, in dem sie einst mit ihm und der Marquise gewesen war; sie suchte ihn darin, fand ihn an Elénorens Seite. Sie erfand Worte der Liebe, die sie niemals gehört hatte; sie legte sie ihm in den Mund; sie hörte seine wehklagende Stimme, deren sanfte Gewalt hinreißend entzückte, und diese Stimme sagte Worte der Liebe zu einer Anderen! . . . Yves Gesicht stellte sich ihr dar mit dem so schönen, ernsten und aufrichtigen Ausdrucke, den ein Lächeln so anmuthig machen, der so zärtlich blicken konnte. Die Eifersucht, diese Leidenschaft, die Wahnsinn, ja selbst Verbrechen veranlassen kann, nahm in dem unschuldigen Herzen der jungen Frau einen zärtlichen, nicht heftigen Charakter an; sie empfand mehr Schmerz als Zorn. Es war ihr Herz, was litt, nicht ihr Stolz; aber was sie litt – wie tief betrübt sie war, allein, am Lager einer Kranken, deren Tod sie in noch größere Verzweiflung stürzen konnte, das ging über allen Ausdruck. Und was that er? wie lebte er unterdessen?

Viertes Kapitel
Herr Simon

Yves war bei Elénore, Hingerissen von dieser Leidenschaft des jungen Mädchens, die sich bis dahin nur schweigend geäußert hatte. Er sah dieses leidende Wesen, das den Tod gewählt hatte, um Vorwürfen, die er verschuldet hatte, zu entgehen und er überließ sich den Eingebungen des Augenblicks, die Vergangenheit vergessend und an die Zukunft nicht denkend.

Elénore sagte:

»Ja, ich wollte sterben, ich, die ich Niemandem angehöre, die ich Niemanden auf der Welt habe, der mich liebt und um mich weinen würde. Aber ich war wahnsinnig und mit dem Glücke kehrt meine Vernunft zurück. Meine Verlassenheit ist ja Freiheit; seit ich nicht mehr die feindseligen Blicke sehe, die mich verfolgten, seit ich hier bin, wo mir ist. als könne die Welt hier nicht eindringen, um meinen Frieden zu stören, als könne mich Niemand dieser Einsamkeit entreißen, fühle ich mich stark und glücklich. Ja, ich bin unabhängig, durch keine Verhältnisse, durch keine Rücksichten gebunden. Dieses Häuschen ist einsam, es ist zu verkaufen, mein Vermögen ist dazu mehr als hinreichend, ich werde hier bleiben, werde die schwachen Bande lösen, die weder Freundschaft noch Verwandtschaft um mich geschlungen haben. Ich werde allein hier leben, werde Niemand bei mir sehen; nur Sie werden kommen, Sie, Sie allein! . . . Ihre Stimme allein werde ich hören. Immer nur Sie allein, nur Ihr Gesicht werden meine Augen künftig erblicken, es wird kein neues Leben für mich sein; denn so lebte ich, seit ich Sie kenne.«

Welcher junge Mann würde solche Reden anders als mit Liebkosungen und zärtlichen Worten beantwortet haben? Und war er nicht erzürnt gegen Gabriele? Wollte er sie nicht vergessen? Sich rächen? Yves theilte und billigte also die Pläne Elénorens . . .er bewachte mit beinahe väterlicher Zärtlichkeit dieses hilflose Wesen, das seine ganze Zukunft in seine Hände gab. Er liebte Gabriele, wie eine Gewalt, die er unterwerfen wollte, Elénore wie eine Sclavin, die sich, ihm unterworfen hatte.

Er hatte Alles für sie besorgt, woran das träumerische Kind nicht gedacht hatte, ein tüchtiges Feuer erwärmte das, von der Kälte des Wintermorgens erstarrte Mädchen und hielt eine Kälte, die sie nicht fühlte, von ihr ab . . . mit jeder Minute wurde Elénore interessanter, und Yves, wahren Gefühlen gegenüber der Lüge nicht fähig, Yves, der dem Vertrauen nie etwas versprochen hatte, was er nicht zu halten Willens war, sagte zu Elénoren:

»Sie also, Elénore, werden mein so trübes Dasein erhellen, denn auch mir fehlt Alles; meine Hoffnungen sind eine nach der andern verschwunden, ohne je zu gewähren, was sie versprochen hatten! Hier, bei Ihnen, werde ich all mein Glück, alle meine Freude suchen!«

Und Elénore, die kaum an die Wirklichkeit eines solchen Glückes glauben konnte, dachte nicht ein Mal daran, daß ihr dasselbe ihren Ruf und ohne Zweifel noch mehr als den rauben konnte. Ein unbeschreibliches Entzücken strahlte in ihren Augen und theilte sich dem mit, den sie liebte und für den sie Himmel und Erde vergaß.

Das Geräusch einer sich hastig öffnenden Thür und einer vor Rührung zitternden Stimme erschreckten und betäubten sie Beide zu gleicher Zeit, und sie sahen Herrn Simon in den Salon eintreten.

»So war es denn wahr,« rief der Greis, »so war es wahr! Ach! dieser schreckliche Schmerz noch, zu meinen vielen anderen Schmerzen!«

»Herr Simon!« sagte Yves mit stolzem Tone, der ihm den unbescheidenen Eintritt vorwarf, »was wollen Sie hier?«

»Was ich will?« sagte er, sich rechtfertigend, als wäre er durch diese Frage mehr betrübt als beleidigt, »was ich hier will in dem Augenblicke, wo Sie im Begriff stehen, meine Tochter zu verderben und zu entehren?«

Alle Drei blieben erstarrt und unbeweglich.

Indessen mischte sich ein Gefühl von Freude in die Ueberraschung Mauléons und er begriff selbst kaum, warum er über das, was ihn von Elénoren trennte, nicht mehr Kummer empfand.

Elénore war ganz erstarrt vor Verwunderung.

Mein Gott!« rief der trostlose alte Mann, »so war es denn umsonst, daß ich mich meines Kindes beraubte, umsonst, daß ich ihr den Namen ihres Vaters vorenthielt, um sie vor Schande und Unglück zu bewahren? So soll sie nicht der Strafe des Himmels entgehen, die ich von ihrem unschuldigen Haupte abzulenken dachte, und die Vergehen der Väter fallen also mitleidslos auf die Kinder zurück?«

Elénore, durch diese Worte belehrt und gerührt, fühlte Alles, was ihr Vater fürchtete und Alles, was sie gewagt hatte; aber sie wollte den Greis diesem tiefen Schmerze entreißen.

Mein Vater,« sagte sie, »Ihre Tochter ist ohne Zweifel sehr unglücklich; aber vielleicht nicht so sehr, als Sie zu fürchten scheinen!«

»Und wie geht es zu,« rief Yves von Mauléon, durch die Ueberraschung unwillkürlich hingerissen, »wie geht es zu, daß jeder wichtige Augenblick meines Lebens durch Ihre Gegenwart bezeichnet wird? Daß ich, den kein Band mit Ihnen vereinigt, der Gegenstand Ihrer unausgesetzten Wachsamkeit bin? Ach! ich muß endlich ein Geheimniß kennen lernen, das zu erstaunlich ist, um nicht eine ganz beispiellose Begebenheit voraussetzen zu lassen.«

»Dieses unglückliche Geheimniß,« entgegnete Simon traurig, aber etwas gefaßter, »ist das Geheimniß meines Lebens . . . und ich will es Ihnen mittheilen. Sie werden sehen, daß, wenn alle Leidenschaften Zeiten des Wahnsinns haben, ihnen auch immer Gewissensqualen folgen. Die, welche mich beherrschte, war die schrecklichste von allen, sie war ohne Genuß, ohne Freuden, sie hatte immer nur bittere Schmerzen und unsägliche Qualen. Welche Reue hat sie mir gebracht, wie viel Thränen habe ich nicht vergossen; denn so unzahlbar sie waren, sie haben mein Vergehen nicht aus meiner Erinnerung gelöscht, das noch durch das Unglück meiner Tochter gerächt werden soll.«

 

Yves war von diesem tiefen Schmerze gerührt; er wollte den Greis trösten, aber dieser sah ihn verwirrt an und fuhr fort:,

»Ach! Sie sind es also! Sie, dem ich das Leben gerettet, dessen Untergang ich verhindert, dem ich eine schöne und tugendhafte Gattin gegeben habe, den ich mit Aufopferung meines Lebens vertheidigen würde. Alles Das hat Sie nicht entwaffnen, das Vergangene nicht erlöschen können. Gott und Menschen werden also niemals verzeihen. . . Und doch, wenn Sie wüßten, was ich gelitten habe und wer Jahre hindurch eine unvernünftige Wuth in meinem Herzen angefacht hatte, ach! Sie würden vielleicht verzeihen!«

»Reden Sie doch,« rief Yves ungeduldig, »reden Sie! Ich lasse Sie nicht von hinnen, bis ich endlich weiß, was Sie mir schon so lange verheimlichten und was ich so oft schon zu wissen begehrte.«

»Ach!« sagte der Greis, »Sie wollen es? . . . dieses Geheimniß . . . das ich umsonst zu vergessen strebte, dieses Verbrechen, das zu strafen der Himmel nicht müde wird, das die Menschen unaufhörlich rächen. Vielleicht erleichtere ich, indem ich es Ihnen bekenne, mein Herz etwas von dem Drucke, unter dem es erliegt. Sie werden mich Verfluchen, werden mich vielleicht tödten. Aber mein Leben ist mir schon lange verhaßt und wer es mir nimmt, befreit mich von einer Last.«

Er hielt einige Augenblicke inne, Niemand wagte das Schweigen zu brechen, dem die Entdeckung eines so wichtigen Geheimnisses etwas Feierliches gab.

»Der Marquis von Fontenoy-Mareuil . . .« sagte endlich Simon; dann hielt er nochmals inne.

»Mein Großvater!« rief Yves, »ich weiß schon, daß Sie ihn kannten.«

»Vierzehn Jahre lang,« sagte Simon, »sind wir unzertrennlich gewesen.«

»Sein schrecklicher Tod richtete unsere Familie zu Grunde und stürzte meine arme Großmutter in Verzweiflung.«

»Für einen Andern war er ein noch größeres Unglück!«

»Was sagen Sie?«

»Ja. ein schreckliches Unglück, und mehr als das, eine ewige Reue!«

»O Himmel!«

»Hören Sie mich! Urtheilen und verurtheilen Sie nicht zu schnell! Aber damit Sie mich ganz verstehen, muß ich sehr weit in meinen Erinnerungen zurückgehen . . . mein ganzes Leben, von Kindheit an, muß ich vor Ihnen aufrollen!«

»Reden Sie doch! . . . nichts müsse mir mehr fremd sein in Ihren Handlungen, über die ich erstaune, wie in Ihren Reden, die mich erschrecken, ich will Alles wissen und auch Ihre Tochter muß erfahren, warum Sie ihr den Vater verbargen? . . .«

»Ja, auch sie wird . . . all mein Unglück . . . erfahren . . . auch sie . . . wird . . . ohne Zweifel . . . mich verdammen! . . .«

»O!« sagte Elénore und ihre Hand ergriff die ihres Vaters, um sie zärtlich zu drücken; »selbst das Unrecht eines Vaters . . . kann der Tochter nur Thränen entlocken.«

Mit trauriger, stockender Stimme begann Simon:

»Simon ist mein Taufname, den nur die kannten, die mich als glückliches Kind sahen und dann die . . . welche mich später . . . sehr unglücklich sahen . . . In meiner Jugend, in meinen Tagen der Hoffnung, hatte ich einen anderen, den meiner Familie, den ich aufgab, aus Achtung für sie, aus Furcht für mich, ich heiße Simon Randal!«

»Randal!« rief Yves barsch aufstehend und erschrocken zurücktaumelnd, »der Lehrer, der Freund meines Großvaters . . . der . . . welcher . . .«

»Halten Sie ein!« rief Simon; . . . »ehe Sie diese schrecklichen Worte aussprechen, ehe meine Tochter erfährt, wie schuldig ich bin! Ach! lassen Sie mich Ihnen sagen . . . und ihr auch . . . wie viel ich gelitten habe . . . Ach! ich beschwöre Sie, hören Sie mich!«

»Fahren Sie also fort!«

»Ich weiß wenig mehr von der Zeit, ehe ich nach Schloß Arnouville kam, ich war ein Kind, in einer Meierei aufgewachsen, die mein Vater bewirthschaftete und die dem alten Marquis von Fontenoy-Mareuil gehörte. Ich war sechs Jahre alt, als es diesem einfiel, mich zum Spiel- und Schulgefährten des jungen Fernand, seines Sohnes, zu erwählen, der ungefähr von meinem Alter und mein Milchbruder war. Unsere Spiele waren wie die aller Kinder; Gleichheit und Fröhlichkeit regierte dieselben. Meine Mutter hatte mich umarmt und zu mir gesagt: Simon, vergiß nie, nachgebend gegen den »kleinen Marquis« zu sein! So nannten Diener, wie auch Gärtner und Pächter, unter sich den jungen Fernand. Aber wo blieb bei den Vergnügungen, bei den Spielen, die wir mit einander theilten, die Erinnerung an diese flüchtige Ermahnung? Es lag eine Art Zärtlichkeit in der Sorgfalt, die ich, als der körperlich stärkere, meinem schwächeren jungen Freunde widmete. Er war ein hübscher blonder Knabe, zart und schwächlich. Diese Zartheit war Folge der zu ängstlichen Pflege, die ihm gewidmet wurde und der zu großen Fürsorge für die Gesundheit dieses einzigen, geliebten Erben. Mein Eintritt in das Schloß war der Anfang einer neuen Erziehungsmethode, die Rousseau durch seine Werke und Vicq-d'Agyr durch seine Verordnungen hervorgerufen hatten und die die Eltern meines jungen Freundes auch befolgen wollten. Nach dieser Methode erzogen, war der Knabe sich selbst überlassen in dem Park des Schlosses und rohen lärmenden Uebungen hingegeben, wegen deren hauptsächlich ich ihm zugesellt war.

»Ich erfuhr dies später. In diesem Augenblicke hatte meine Mutter in dem Anerbieten, auf immer für mich zu sorgen, nur Dankbarkeit für ihre Pflege des kleinen Fernand gesehen und, einfache Pächterin und Mutter einer zahlreichen Familie, ergriff sie freudig die Möglichkeit, einen ihrer Söhne in eine Lage versetzt zu sehen, wo derselbe höher als sie steigen und gewiß recht glücklich werden würde. Arme Mutter! . . . Sie lebte lange genug, um zu sehen, wie ihr in dem Schlosse erzogenes Kind in ihre Hütte zurückkehrte, um sein Schicksal zu beweinen und zu bedauern, daß es die Hütte je verlassen hatte.

»Aber ich klag« sie nicht an. Wenn ihr Wille nicht, als ich es noch nicht verstand, über meine Zukunft entschieden hätte, so würde mein Wille, sobald ich es verstand, eben so entschieden haben. Die Neigung zu einem andern Leben als meines Gleichen es führten, zu einem Leben voll Belehrung und geistiger Ausbildung, würde mich sicher bei meinen ländlichen Beschäftigungen gestört und mir dieselben verhaßt gemacht haben. Nur würde sich mein Streben auf den Wirkungskreis des verehrten Ortsvorstehers, des friedlichen Pfarrers beschränkt haben, gewiß würde das bescheidene Pfarrhaus, in welchem der Letztere studierte, träumte und betete, der einzige Zweck und das Ziel meiner ehrgeizigen Hoffnungen und Bestrebungen geworden sein, wenn der Aufenthalt auf dem Schlosse ihnen nicht eine unbegrenzte Laufbahn eröffnet hätte. —

Noch jetzt, als Greis, der mit einem Fuße im Grabe steht, noch jetzt sehe ich das Erstaunen des Abbé Düval, des Hofmeisters des jungen Fernand, als er zum ersten Male entdeckte, daß mein Verstand den des hochgeborenen Kindes, dessen Bildung ihm anvertraut war, übertraf! . . . Er betrachtete mich neugierig. Wie! das weißt Du? sagte er mit verachtender Verwunderung, als ich Fernands Aufgabe hersagte. Die Kindheit hat dieselben Empfindungen des Stolzes, wie das reifere Alter; und indem ich mich seiner Ueberraschung freute, fühlte ich auch über seine Verachtung einen bitteren Schmerz, dessen ich mich noch heute erinnere.

Schon war ich drei Jahre auf dem Schlosse; aber immer fingen dieselben Studien für uns Beide von Neuem an . . . und damals wurde jeder meiner Tage durch strenge unfreundliche Worte des Abbé bezeichnet, während er sanft und demüthig zu dem Erben einer hohen Familie redete. Tägliche, ja stündliche Streitigkeiten ließen mich erkennen, was unsere gemeinschaftlichen Spiele mich nicht gelehrt hatten, den unermeßlichen Abstand, der mich von dem Kinde trennte, welches bis dahin nur mein Gefährte bei Spielen und Hebungen gewesen war, in denen es von mir übertroffen wurde. Die Diener, die während unserer Spiele die Aufsicht über uns führten, sahen in mir den Sohn eines guten Pächters, den sie kannten; denn der Herr von Fontenoy-Mareuil nahm alle seine Leute aus den Bewohnern der Dörfer, die sein Schloß umgaben und deren Herr er war; und diese armen Bauern betrachteten, wenn sie Bedienten geworden waren, meinen Vater als über ihnen stehend. Er war einer ihres Gleichen, der sein Glück gemacht hatte, und sie betrachteten auch mich als höher stehend. Aber der Abbé dachte anders. Es war die dritte Hofmeisterstelle, die er bekleidete; sie sollte endlich seine Zukunft sichern; sein Geist war sehr beschrankt, sein Unterricht sehr mangelhaft und er hatte in den vornehmen Häusern, wo er schon gewesen war, zu viel Demuth gegen die Großen, zu viel Hochmuth gegen Untergeordnete angenommen. Es gehört Seelengröße dazu, um würdig neben den Mächtigen zu leben. Seine Verachtung verletzte mich, als ich noch nicht einmal wußte, was Verachtung war. Ich mußte mein Betragen gegen Fernand verändern, mußte »Herr Graf« zu ihm sagen und ehrfurchtsvoll mit dem Kinde reden, welches früher mit mir als mit seines Gleichen spielte, und welches fortfuhr, mich, den armen Simon, Du zu nennen.

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