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Salvator

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»»Nun, bin ich denn nicht da?«« fragte die Barbette.

»»Wahrhaftig?«« sagte die Andere, »»Sie würden mir einen solchen Dienst thun?««

»»Oh! wie einfältig! muß man sich nicht auf dieser Welt einander beistehen ?««

»Und auf diese Versicherung ging die Stühlevermietherin von Saint-Sulpice, um ihren Geschäften obzuliegen.««

»Ja, ich begreife,« sagte Gibassier, »und die Barbette, als sie allein war, ließ den Brief ebenfalls klaffen.«

»Ah! sie hielt ihn über den Dampf des Siedekessels, öffnete ihn und schrieb ihn ab, so daß wir zehn Minuten nachher den ganzen Brief hatten.«

»Und der Brief sagte?««

»Was die Portiere von Nr. 28 schon gesagt hatte. Uebrigens ist hier der Text,« erwiderte Carmagnole.

Und er zog ein Papier aus seiner Tasche und las laut, während Gibassier leise las:

»Mein lieber Sohn, ich bin seit heute Abend unter dem Namen Dubreuil in Paris: mein erster Besuch hat Dir gegolten. Man sagt mir, Du seist nicht zurückgekehrt, man habe Dir aber meinen ersten Brief zugeschickt, und Du kannst folglich nicht säumen. Kommst Du heute Nacht oder morgen früh an, so findest Du mich um Mittag in der Himmelfahrts-Kirche: ich werde an den dritten Pfeiler, vom Eingange links, angelehnt sein.«

»Ah!« sagte Gibassier, »sehr gut!«

Und da sie so von ihren Angelegenheiten und von denen Anderer plaudernd zur letzten Stufe der Vorhalle der Himmelfahrts-Kirche gelangt waren, so traten sie in die Kirche ein, als es eben Mittag schlug.

Am dritten Pfeiler links stand Herr Sarranti angelehnt, während bei ihm knieend Dominique, ohne von Jemand gesehen zu werden, ihm die Hand küßte.

Wir täuschen uns, er war von Gibassier und von Carmagnole gesehen worden.

VII
Wie man einen Aufstand macht

Ein Blick genügte den zwei Männern; sie drehten sich sogleich auf den Absätzen und wandten sich nach der entgegengesetzten Seite, das heißt gegen den Chor.

Als sie sich aber wieder umdrehten und zurückkamen, kniete Dominique immer noch auf derselben Stelle, doch Herr Sarranti war nicht mehr da.

Es hätte, wie man sieht, wenig gebraucht, daß die Unfehlbarkeit von Herrn Jackal von Gibassier in Zweifel gezogen werden konnte, nichtsdestoweniger war seine Bewunderung für den Polizeichef nur größer; die Scene, die er bezeichnet, das Gemälde, das er beschrieben, hatten nur die Dauer des Blitzes gehabt, doch Scene und Gemälde hatten existiert.

»Ei! Ei!« sagte Carmagnole« »ich sehe immer noch den Mönch, doch ich sehe unseren Mann nicht mehr.«

Gibassier erhob sich auf den Fußspitzen, schoß seinen geübten Blick in die Tiefen der Kirche, und lächelte.

»Ich sehe ihn,« legte er.

»Wo denn?«

»Zu unserer Rechten, in schräger Linie.«

»Ich folge.«

»Schauen Sie.«

»Ich schaue.«

»Was sehen Sie?«

»Einen Academisten, der schnupft.«

»Das ist, um sich wach zu erhalten; er glaubt, er sei in einer Sitzung . . . Und was sehen Sie hinter dem Academiker?«

»Einen Schlingel, der eine Uhr stiehlt.«

»Das ist, um seinem alten Vater die Stunde zu sagen, Carmagnole . . . Und hinter dem Schlingel?«

»«Einen jungen Mann« der ein Billet in das Gebetbuch eines Mädchens steckt.«

»Seien Sie überzeugt« daß dies kein Beerdigungsbillet ist. Und hinter diesem glücklichen Paare?«

»Einem guten Mann« der so traurig aussieht, als ob er begraben würde. Ich habe diesen Mann bei allen Beerdigungen gesehen.«

»Mein lieber Carmagnole, ohne Zweifel hat er im Grunde seines Herzens den melancholischen Gedanken, er werde der seinigen nicht beiwohnen . . . Nun sind Sie aber bald dabei, mein Busenfreund. Was sehen Sie hinter dem traurigen Greise?«

»Ah! es ist wahr, unsern Mann. Er spricht mit Herrn von Lafayette.«

»Wahrhaftig! das ist Herr von Lafayette?« sagte Gibassier mit jener Ehrfurcht, welche die gemeinsten und elendsten Leute für den edlen Greis hegten.

»Wie!« rief Carmagnole mit Erstaunen, »Sie kennen Herrn von Lafayette nicht?«

»Ich habe Paris am Abend vor dem Tage verlassen, wo ich ihm als peruanischer Kazike, der herbei gekommen, um die französische Constitution zu studieren, vorgestellt werden sollte.«

In diesem Augenblicke, und als die zwei Gefährten, die Hände auf dem Rücken und mit sehr harmloser Miene, langsam gegen die Gruppe zugingen, – welche in der That aus dem General Lafayette, Herrn von Marande, dem General Pajol Dupont (del’ Eure), und Einigen von den Männern bestand, welche ihre Opposition der allgemeinen Popularität bemerkbar machte, – in diesem Augenblicke, sagen wir, waren sie von Salvator seinen Freunden bezeichnet worden.

Gibassier hatte nichts von dem verloren, was in der Gruppe der jungen Leute vorgegangen war. Gibassier schien mit einer besonderen Fähigkeit in Betreff des dritten Sinnes begabt; ersah zugleich rechts und links wie die Schieler, und vorne und hinten wie die Kamäleone.

»Mein lieber Carmagnole,« sagte Gibassier, indem er ihm mit einem Augenwinkel die Gruppe der fünf jungen Leute bezeichnete, »ich glaube, diese Herren erkennen uns: es wäre gut, wenn wir uns trennen würden, wohlverstanden auf einen Moment. Überdies würden wir unsern Mann nur um so besser belauern, und es gibt einen Ort, wo wir uns mit Sicherheit immer wiederfinden.«

»Sie haben Recht,« erwiderte Carmagnole, »man vermöchte nicht vorsichtig genug zu Werke zu gehen. Die Verschwörer sind schlauer, als man glaubt.«

»Sie sprechen da eine sehr gewagte Ansicht aus, Carmagnole; doch gleichviel, es ist nichts Schlimmes dabei, glauben zu lassen, was Sie sagen.«

»Sie wissen, daß wir nur Einen zu verhaften haben?«

»Allerdings; was würden wir mit dem Mönche thun? Er brächte uns die ganze Geistlichkeit auf den Nacken.«

»Und zu verhaften unter seinem Namen Dubreuil, wegen des in der Kirche verursachten Aergernisses.«

»Wegen keiner andern Sache.«

»Gut!« sagte Carmagnole« indem er sich gegen rechts wandte, während sich sein Gefährte gegen links wandte.

Dann stellte sich Jeder, eine krumme Linie beschreibend, Carmagnole auf die Rechte des Vaters und Gibassier auf die Linie des Sohnes.

Die Messe begann in diesem Augenblicke.

Sie wurde mit Salbung gelesen, mit Sammlung gehört.

Nach Beendigung der Messe traten die jungen Leute der Schule von Chalons, welche den Sarg bis in die Kirche getragen hatten, hinzu, um ihn wieder aufzunehmen und bis auf den Friedhof zu tragen.

Aber in dem Augenblicke, wo sie sich bückten, um ihre Anstrengungen zu vereinigen und die Last mit einer gleichzeitigen Bewegung aufzuheben, schien eine Person von hoher Gestalt, schwarz gekleidet, doch ohne Auszeichnung, aus der Erde hervorzukommen, und rief mit dem Tone eines Mannes, der das Recht hat, zu befehlen:

»Rühren Sie diesen Sarg nicht an, meine Herren!«

»Und warum nicht?« fragten erstaunt die jungen Leute.«

»Ich habe Ihnen keine Rechenschaft zu geben,« antwortete der schwarze Mann; »rühren Sie den Sarg nicht an.«

Hierauf wandte er sich an den Todtencommissär und fragte:

»Wo sind Ihre Träger,« mein Herr ?«

Der Todtencommissär trat vor und erwiderte:

»Ei! ich glaubte, diese Herren sollten den Leichnam tragen . . . «

»Ich kenne diese Herren nicht,« unterbrach heftig der schwarze Mann. »Ich frage Sie, wo Ihre Träger seien: lassen Sie dieselben auf der Stelle kommen.«

Man begreift, welchen Aufruhr in der Kirche dieser seltsame Zwischenfall hervorbrachte Ein ungeheures Getöse ähnlich dem, welches von den Wellen während der unheilschwängern Minuten, die dem Sturme vorhergehen, aufsteigt, erhob sich auf allen Seiten; ein furchtbares Gebrülle drang aus der Brust der Menge hervor.

Der Unbekannte fühlte sich ohne Zweifel durch eine unwiderstehliche Macht unterstützt, denn er empfing diesen Lärmen mit einem Lächeln der Verachtung.

»Träger!« wiederholte er.

»Nein, nein, nein, keine Träger!« riefen die Zöglinge.

»Keine Träger!« wiederholte die Menge.

»Mit welchem Rechte,« fuhren die Zöglinge fort, »mit welchem Rechte wollen Sie uns verhindern, die sterblichen Ueberreste unseres Wohlthäters zu tragen, während wir von der Familie die Erlaubnis erhalten haben?«

»Das ist falsch,« erwiderte der Unbekannte, »die Familie widersetzt sich im Gegentheile förmlich, daß der Körper anders als auf die gewöhnliche Art getragen werde.«

»Ist das wahr, meine Herren?« fragten die jungen Leute, sich an die Grafen Gaëtan und Alexandre de la Rochefoucauld wendend, welche in diesem Augenblicke herbeikamen, um ihren Platz hinter dem Leichname ihres Vaters zu nehmen; »ist das wahr, meine Herren, verbieten Sie uns, die Ueberreste unseres Wohlthäters und Ihres Vaters, der auch der unsere war, zu tragen?«

Alles dies ging unter einem unbeschreiblichen, erschrecklichen Tumulte vor.

Als man aber diese Frage hörte, als man sah, daß der Graf Gaëtan zu antworten sich anschickte, rief man von allen Seiten:

»Stille! Stille! Stille!«

Die Stille trat wie durch einen Zauber ein, und man hörte den Grafen Gaëtan mit zugleich ernstem, sanftem und dankbaren Tone antworten:

»Weit entfernt, sich zu widersetzen, hat Sie die Familie hierzu ermächtigt, und sie ermächtigt Sie abermals.«

Auf diese Worte erfolgte ein Freudengeschrei, das von der Firste bis zur Basis der Kirche erscholl.

Der Todtencommissär hatte indessen die Träger herbeikommen lassen, und diese hatten schon die Tragbahre ergriffen; als sie aber die Worte des Grafen Gaëtan hörten, übergaben sie den Sarg wieder den jungen Leuten, und diese setzten ihn auf ihre Schultern und gingen mit frommem Wesen aus der Kirche ab.

Man durchschritt ziemlich ruhig den Hof, dann trat man in die Rue Saint- Honoré ein.

Der Mann, der das Aergerniß verursacht hatte, war wie durch Zauber verschwunden. Man mochte sich immerhin in allen Gruppen fragen, Niemand hatte ihn weggehen sehen, Niemand hatte ihn vorüberkommen sehen.

 

Sobald man in der Rue Saint-Honoré war, bildete sich der Zug wieder: zuerst die Söhne des Herzogs de la Rochefoucauld, sodann hinter ihnen nahmen in großer Anzahl Pairs von Frankreich, Abgeordnete, Personen ausgezeichnet durch ihr persönliches Verdienst oder hervorragend durch ihre Stellung, Freunde oder Verwandte des Herzogs, nach und nach ihren Platz.

Der Herzog de la Rochefoucauld war Generallieutenant. Eine Ehrenescorte war ihm gegeben worden.

Alles schien also beschwichtigt, als in dem Augenblicke, wo man es am wenigsten erwartete, derselbe Mann, der schon das Aergerniß in der Kirche verursacht hatte, plötzlich wiedererschien, als ob er zum zweiten Male unter der Erde hervorkäme.

Die Menge, sobald sie ihn erkannte, stieß einen Schrei der Entrüstung aus.

Er aber ging auf den Officier zu, der die Ehrenescorte kommandierte, und sagte ihm ein paar Worte ins Ohr, die Niemand hörte.

Sodann ermahnte er ihn laut, den Agenten Beistand zu leisten, um die jungen Leute zu verhindern, den Sarg zu tragen, und ihn auf den Leichenwagen niedersetzen zu machen, der bestimmt sei, den Herzog aus Paris zu führen.

Bei dieser mit Anrufung der bewaffneten Macht zum zweiten Male erneuerten Prätension erhob sich auf allen Seiten drohendes Geschrei.

Unter diesem Geschrei unterschied man deutlich die Worte:

»Nein, nein, willigen Sie nicht ein . . . Es lebe die Garde! Nieder mit den Monchards! Nieder mit dem Polizeicommissär! An die Laterne mit dem Polizeicommissär!«

Und als natürliches Accompagnement dieses Geschreies entstand vom Schweife bis zum Kopfe dieser Menge eine Bewegung ähnlich der der Wellen der Fluth.

Die letzte Woge drang so nahe zum Commissär, daß sie ihn nöthigte, zurückzuweichen.

Er wandte sich nach der Seite,« woher das Geschrei kam, warf dieser ganzen Menge einen drohenden Blick zu, und sagte zum Officier:

»Mein Herr, ich fordere Sie zum zweiten Male auf, mir Beistand zu leisten!«

Der Officier warf einen Blick auf seine Leute: er sah sie fest und düster. Sie würden gehorchen, welcher Befehl auch gegeben werden sollte.

Neues Geschrei erhob sich:

»Es lebe die Garde! Nieder mit den Mouchards!«

»Mein Herr,« sagte heftig der schwarze Mann zum Officier, »zum dritten und letzten Male fordere ich Sie auf, mir Beistand zu leisten. Ich habe förmliche Befehle erhalten, und wehe Ihnen, wenn Sie mich verhindern, sie zu vollziehen!«

Besiegt durch den gebieterischen Ton des Commissärs und durch die drohende Form der Aufforderung, gab der Officier einen Befehl mit halber Stimme, und in einem Augenblicke strahlten die Bajonnete am Ende der Flinten.

Unheil weissagendes Geschrei, Rache- und Todesgeschrei erscholl von allen Seiten.

»Nieder mit der Garde! Tod dem Commissär! Nieder mit dem Ministerium! Tod Herrn von Corbière! An die Laterne mit den Jesuiten! Es lebe die Preßfreiheit!«

Will nun der Leser vom Ganzen auf die Einzelheiten und von der Menge aus Einige der Individuen übergehen, die sie bildetest, so wird er, von uns geführt, einen Blick auf die Haltung der Personen unseres Buches werfen, in dem Momente, wo der Sarg, getragen von den Zöglingen der Schule von Chalons, die Stufen der Himmelfahrts-Kirche hinabkam und sich nach der Rue Saint-Honoré wandte.

Herr Sarranti und der Abbé Dominique, der Eine gefolgt den Gibassier, der Andere den Carmagnole, hatten sich beim Ausgange aus der Kirche einander genähert, ohne daß es absichtlich zu geschehen schien, und ohne daß sie sich auch nur entfernt zu kennen schienen, und hatten einen Platz am Ende der Rue de Mondovi, das heißt, bei der Place de Orangerie und gegenüber dem Tuilerien-Garten eingenommen.

Herr von Marande und seine Freunde waren in der Rue du Mont-Thabor gruppiert, und warteten, daß sich der Zug in Marsch setze.

Salvator und unsere vier jungen Leute waren in der Rue Saint-Honoré, an der Ecke der Rue Neuve-du-Luxembourg, stehen geblieben.

Bei der Bewegung, welche den der Menge bewerkstelligt worden war, hatten sich die Reihen enger angeschlossen, und die jungen Leute befanden sich zwanzig Schritte von dem Gitter, das die Umfriedung der Himmelfahrts-Kirche bildete.

Sie wandten sich um, als sie das Geschrei ausstoßen hörten, mit dem die entrüstete Bevölkerung, mitten unter einem Leichenbegängnisse, die Intervention der bewaffneten Macht empfing.

Doch unter Allen denjenigen, die so ihre Entrüstung kundgaben, waren die am meisten Entrüsteten die Menschen mit gemeinen Gesichtern und mit scheelen Blicken, welche mit einer geschickten Verschwendung in der Menge ausgestreut zu sein schienen.

Jean Robert und Petrus wandten sich mit Ekel ab. Ihr Wunsch in diesem Augenblicke wäre gewesen sich aus diesem Gedränge zu ziehen, über dem man etwas Unheil Verkündendes, Drohendes schweben fühlte; doch sie sahen sich fest gefaßt; es war unmöglich, sich zu rühren, und alle ihre dem Gefühle der Selbsterhaltung zugewandten Anstrengungen mußten sich darauf beschränken, daß sie nicht erdrückt würden.

Salvator, der sonderbare Mann, der eben so vertraut mit den Mysterien der Aristokratie als mit den Arcanen der Polizei zu sein schien, Salvator kannte übrigens die Mehrzahl von diesen Menschen, nicht nur von Gesichte, sondern seltsamer Weise auch den Namen nach; und diese Namen waren für Jean Robert, den Dichter mit dem erhabenen Instincte, Absteckpfähle eingepflanzt auf einem unbekannten, zu den, von Dante besuchten, höllischen Kreisen hinabgehenden Wege.

Diese Menschen, es waren Longue-Avoine, Maldaplomb, Brin-d’Acier, Maillochen, kurz die ganze Schaar, die unsere Leserin der Rue des Postes das kleine Haus haben belagern sehen, in welchem Einer von ihnen, der arme Vol-au-Vent, einen so gefährlichen und so sehr mißglückten Sprung gemacht hatte; es waren, auf verschiedene Weise gruppiert und mit dem Auge und der Geberde mit Salvator korrespondierend, der ihnen durch diese zwei mimischen Mittel die größte Vorsicht empfahl, es waren Croc-en-Jambe und sein Gevatter la Gibelotte, völlig ausgesöhnt, der Letztere beständig seine Gegenwart durch den scharfen Baldriangeruch offenbarend, der so unangenehm den Geruchssinn von Ludovic in der Schenke an der Ecke der Rue Aubry-le-Boucher berührte, wo diese lange Geschichte beginnt, die wir unsern Lesern zu erzählen im Zuge sind; es waren Fasiou und der göttliche Copernic, mehr noch verbunden durch das Interesse, das Copernic hatte, sich nicht mit Fasiou zu entzweien, als durch das, welches Fasiou hatte, sich nicht mit Copernic zu veruneinigen.

Copernic hatte also Fasiou die unbedachtsame Geberde vergeben, welche der Pitre auf Rechnung einer Nervenzuckung setzte, die er nicht habe bemeistern können; nur ließ Copernic Fasiou schwören, die Sache werde ihm nicht mehr begegnen, ein Eid, den Fasiou mit dem stillschweigenden Vorbehalte leistete, mit dessen Hilfe man nach der Behauptung der Jesuiten schwören kann, ohne verbunden zu sein, etwas zu halten.

Zehn Schritte von den zwei Künstlern, und glücklicher Weise durch eine compacte Masse von ihnen getrennt, waren Jean Taureau, unter seinem Arme haltend, – wie ein Gendarme seinen Gefangenen hält, wie Gibassier seinen Agenten hielt, – unter seinem Arme haltend das große blonde Mädchen, die Venus der Hallen, mit dem schlangenartig wogenden Leibe, die man Fisine nannte.

Wir sagen glücklicher Weise, denn Jean Taureau hatte Fasiou gerochen, wie Ludovic la Gibelotte gerochen hatte, obgleich wir den armen Jungen durchaus nicht beschuldigen, er habe denselben Geruch ausgedünstet, – und man weiß, welchen tiefen Haß, welchen eingewurzelten Widerwillen der robuste Zimmermann gegen seinen schwächlichen Nebenbuhler hegte.

Unfern von da waren die zwei Kameraden, welche den jungen Leuten in der Schenke eine Schlacht geliefert halten. Sac-à-Plâtre, dieser Maurer der bei einem Brande vom zweiten Stocke sein Kind und seine Frau in die Arme des farnesischen Hercules, genant Jean Taureau, geworfen und dann sich selbst hinabgestürzt hatte; Sac-à-Plâtre weiß wie die Substanz, die er anzurühren pflegte, und die ihm diesen Spitznamen eingetragen hatte, Sac-à-Plâtre hing am Arme eines Riesen, der so schwarz war, als er, Sac-à-Plâtre, weiß: dieser Riese, welcher der Titan, der Gemahl der Nacht zu sein schien, war der übermäßig große Kohlenbrenner, den Jean Taureau, an einem Tage der Schulfuchserei, Toussaint-Louverture genannt hatte.

Es waren überdies alle die in Trauer gekleideten Personen, die wir im Hofe der Präfectur, die letzten Befehle von Herrn Jackal und das Signal zum Abgange erwartend, gesehen haben.

In dem Augenblicke, wo sich die Soldaten mit gefälltem Bajonnet dem Sarge näherten, warfen sich etliche und zwanzig Personen, einer ersten Bewegung des Edelmuths nachgebend, zwischen sie und die Zöglinge der Schule von Chalons, die den Leichnam trugen.

Der Officier, aufgerufen, ob er den Muth hätte, sich der Bajonnete seiner Soldaten gegen junge Leute zu bedienen, deren einziges Verbrechen es sei, daß sie ihrem Wohlthäter ihre Ehrfurcht bezeigen, der Officier antwortete, der Befehl sei förmlich, und er wolle nicht seiner Stelle entsetzt werden.

Nun forderte er seinerseits und ein letztes Mal diejenigen, welche ihn an der Erfüllung seiner Pflicht verhindern wollten, auf, sich zurückzuziehen, und sich an die durch diese lebendige Mauer beschützten Träger wendend, befahl er diesen, den Sarg auf die Erde niederzusetzen.

»Thut es nicht! gehorcht nicht!« rief man von allen Seiten. »Wir sind da, um Euch zu unterstützen!«

Und die jungen Leute schienen wirklich durch ihre festen Worte und ihre kräftige Haltung entschlossen, eher Alles zu wagen, als zu gehorchen.

Der Officier gab seinen Leuten den Befehl, die Bewegung fortzusetzen. Die Bajonnete, die sich wieder einen Augenblick erhoben hatten, senkten sich aufs Neue.

»Tod dem Commissär! Tod dem Officier!« brüllte die Menge.

Der schwarze Mann hob den Arm empor: das Pfeifen eines Casse-tête wurde hörbar, und an den Schlaf getroffen, stürzte ein Mann, in seinem Blute gebadet, zu Boden.

Wir hatten zu jener Zeit noch nicht die furchtbaren Aufstände vom 5. und 6. Juni, vom 13. und 14. April durchgemacht, und ein erschlagener Mann war noch Etwas.

»Mord! Mord!« rief die Menge.

Als hätten sie nur auf diesen Ruf gewartet, zogen zwei- bis dreihundert Agenten unter ihren Ueberröcken ihre Casse-têtes hervor, welche dem ähnlich, dessen Wirkung man so eben gesehen hat.

Der Krieg war erklärt.

Diejenigen, welche Stöcke hatten, hoben sie auf, diejenigen, welche Messer hatten, zogen sie aus ihren Taschen.

Gut geschürt, wie man mit dem Kunstausdrucke sagt, kam der Aufstand zum Ausbruche.

Jean Taureau, der Mann mit dem sanguinischen Muthe, das heißt der Mann der ersten Bewegung, Jean Taureau vergaß die stummen Ermahnungen von Salvator.

»Ah! Ah!« sagte er, indem er den Arm von Fisine losließ und in seine Hände spuckte, »ich glaube, wir werden uns messen.«

Und, als wollte er seine Kräfte versuchen, nahm er bei den Flanken den ersten den besten Agenten, der sich in seinem Bereiche fand, und schickte sich an, ihn gleichviel wohin zu werfen.

»Herbei! zu Hilfe!l zu Hilfe, Freunde!« rief der Agent mit einer Stimme, welche immer mehr unter dem Drucke der eisernen Hände von Jean Taureau erlosch.

Brin-d’Acier hörte diesen Nothschrei, und wie eine Schlange durch die Menge schlüpfend, näherte er sich von hinten und hob schon gegen Jean Taureau einen kurzen, ausgebleiten Stock auf, als sich Sac-à-Plâtre zwischen den Mouchard und den Zimmermann stürzte und den Stock packte, während der Lumpensammler, der, bei der Gruppe angelangt, wahrscheinlich seinen Namen rechtfertigen wollte, Brin-d’Acier ein Bein unterschlug und ihn rückwärts fallen machte.

Bon diesem Augenblicke an war es ein entsetzliches Gemenge, und man fing an schrille Schreie der mit der Volksmasse vermischten Weiber zu vernehmen.

Von Jean Taureau, wie Antäus von Hercules, um den Leib gepackt, ließ der Agent seinen Casse-tête los, und er rollte zu den Füßen von Fisine. Diese hob ihn auf, und, den Aermel bis an den Ellenbogen zurückgestreift, die blonden Haare im Winde flatternd, schlug sie, nach rechts und nach links, auf Alles, was sich ihr zu nähern versuchte. Zwei bis drei Schläge, männlich von der Bradamante versetzt, konzentrierten auf ihr die Aufmerksamkeit von ein paar Polizeimännern, und sie wäre unfehlbar todtgeschlagen worden, als sich Copernic und Fasiou einen Durchgang zu ihr öffneten.

Der Anblick von Fasiou, der sich Fisine näherte, machte, daß Jeau Taureau einen gewaltsamen Entschluß faßte. Er schleuderte den Agenten durch die Menge, wandte sich gegen den Pitre um und sagte:

 

»Das ist Einer.«

Und den Arm ausstreckend, packte er Fasiou beim Kragen.

Doch kaum hatte die Hand das Kleid berührt, als Jean Taureau einen Streich mit einem ausgebleiten Stocke empfing, der ihn Fasiou los lassen machte.

Er erkannte die Hand, die ihn geschlagen hatte.

»Fisine!« rief er schäumend vor Zorn, »Du willst also, daß ich Dich umbringe?«

»Du, großer Feiger!« sagte sie; »wage es doch ein wenig, Deine Hand gegen mich zu erheben!«

»Nicht gegen Dich« sondern gegen ihn.«

»Seht doch diesen Taugenichts,« sagte sie zu Sac-à-Plâtre und zu Croc-en-Jambe, »will er nicht einen Mann erwürgen, der mir das Leben gerettet hat?«

Jean Taureau stieß einen Seufzer aus, der einem Gebrülle glich; dann sprach er zu Fasiou:

»Geh! und ist Dir Dein Leben lieb, so zeige Dich so wenig als möglich auf meinem Wege!«

Während diese Dinge rechts in der Gruppe von Jean Taureau und seinen gewöhnlichen Wirthshauskameraden vorgingen, wollen wir sehen, was sich links in der Gruppe von Salvator und unseren vier jungen Leuten zutrug.

Salvator hatte, wie wir gesehen, Justin, Petrus, Jean Robert und Ludovic die strengste Neutralität empfohlen, und dennoch hatte Justin, dem Anscheine nach der Ruhigste von Allen, dieser Ermahnung zuwider gehandelt.

Sagen wir, wie sie gestellt waren.

Justin stand links von Salvator, die drei anderen jungen Leute standen hinter ihnen.

Plötzlich hörte Justin drei Schritte von sich einen schmerzlichen Schrei, sodann eine Kinderstimme, welche ihm zurief:

»Zu Hilfe, Herr Justin! Herbei!«

Bei seinem Namen angerufen, eilte Justin vorwärts, und er erblickte Babolin zu Boden geworfen und mit gewaltigen Fußtritten von einem Agenten mißhandelt.

Mit einer Bewegung rasch wie der Gedanke stieß er den Agenten heftig zurück und neigte sich, um Babolin sich wieder auf seine Füße stellen zu helfen. Doch in dem Augenblicke, wo er sich bückte, sah Salvator, wie sich der Casse-tête eines Agenten über ihm erhob. Er stürzte auch vor und streckte dabei die Hand aus, um Justin mit seinem Arme einen Wall zu machen, doch zu seinem großen Erstaunen blieb der Casse-tête aufgehoben, ohne niederzufallen, während eine Stimme freundlich zu ihm sagte:

»Ei! guten Morgen, Herr Salvator! wie freut es mich, daß ich mit Ihnen zusammentreffe!«

Diese Stimme war die von Herrn Jackal.

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