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Aus dem Matrosenleben

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Alle drei hatten aber schon in ihrem Leben weit schlimmere Dinge mitgemacht, und bewegten sich in diesem Chaos wie in ihrem Element. In der That gingen auch all diese äußeren Eindrücke spurlos an ihnen vorüber, denn die männlichen Gäste bestanden fast einzig und allein aus Matrosen von all den verschiedenen Schiffen in der Bay, und die Dirnen, die sich zwischen ihnen herumtrieben, gehörten der verworfensten Classe an. – Auch lag der Platz weiter zurück und mehr getrennt von der Hauptstraße, und mehrere der Leute vom Boreas sollten in dieser Woche, und seit sie das Schiff verlassen, hier gesehen worden sein.

Charles rief den Barkeeper bei Seite und sprach eine kurze Zeit lang heimlich mit ihm. – Es war sehr wahrscheinlich, daß sich die Leute des Boreas nicht alle an Einem Ort aufhielten, besonders da sie von verschiedenen Nationen waren, und leicht möglich wäre es gewesen einen oder den anderen hier aufzutreiben. Der Barkeeper wußte aber von nichts; er schüttelte wenigstens höchst entschieden mit dem Kopf, und machte dabei fortwährend eine Bewegung mit seinem Körper, als ob ihn hinten jemand am Hosengurt gefaßt habe, denn eine Jacke trug er nicht, und aus Leibeskräften daran zöge. Nur der Respect vor dem Polizeidiener, den er, wenn auch in Civil, doch jedenfalls kannte, hielt ihn noch zurück.

»Ich bin sicher, daß hier Einer oder ein paar von den Burschen gewesen sind«, sagte Charles, als er zu den Steuerleuten zurückkam. – »Der Schuft erschrack, als ich es ihm auf den Kopf zusagte, und war gar so ängstlich bemüht, wieder von mir abzukommen. – Wir wollen fortgehen und nachher noch einmal einsprechen, dann aber gleich hinten in die kleine Kammer gehen, ehe sie uns vermuthen können.«

Zwei Häuser weiter war eine andere solche Kneipe – dort standen einige zehn oder zwölf Mädchen vor der Thür, und zankten sich und schimpften einander. Von der anderen Seite der Straße kamen mehrere Constabler herüber, und die Dirnen, die nicht arretirt sein wollten, traten rasch ins Haus, setzten aber hier den Streit in einer der Nebenstuben unerbittlich fort. Es waren meist noch junge Dinger von sechszehn bis achtzehn Jahren. Mehrere hatten aber schon blaugeschlagene Augen – die Folgen eines früheren Gefechts, vielleicht vom letzten Sonnabend Abend – viele trugen brennende Cigarren im Mund. Natürlich drängte sich dabei Alles um sie her, den fast stets in Thätlichkeiten ausartenden Scandal zu Ende zu sehen, und was nur von Matrosen in der ganzen Straße war, schien sich hier auf einmal concentrirt zu haben.

»Jetzt ist unsere Zeit« flüsterte Charles den beiden Steuerleuten zu. – »Stellen Sie sich beide an verschiedenen Seiten der Stube auf und betrachten sie sich vor allen Dingen die Gesichter der Hereinkommenden. – Die wieder hinaus wollen, müssen nachher immer bei mir vorbeidefiliren. Sehen Sie einen der Burschen, dann geben Sie mir nur ein Zeichen, und für das andere werde ich sorgen.« Er schlug dabei bedeutungsvoll auf seine Tasche, in welcher er ein paar, von der Regierung bezeichnete Handschellen, für ihn zugleich der eiserne Ausweis seiner Function, trug.

Der Streit im Innern nahm indessen einen immer bedenklicheren Character an. Die beiden Feindinnen hatten die Arme in die Seite gestemmt, und bliesen den Rauch ihrer Manillas in dicken Wolken von sich. – Es war das ein Zeichen sehr heftiger Gemüthsstimmung, und Beide gehörten jedenfalls dem verworfensten Theil der menschlichen Gesellschaft an.

»Und was thust Du überhaupt hier, Du gotteslästerliches Ding Du mit deinen großen Glotzaugen?« rief die eine jetzt, die Unterhaltung wie es schien auf ein anderes Feld überführend. – »Was hast Du hier zu suchen, als Dich unnütz machen und Scandal anfangen Du – Preisverderber Du –«

»Was ich hier thue?« schrie die andere aber, und schleuderte mit einem entsetzlichen Fluche ihre brennende Cigarre zur Erde nieder, während sie sich zu gleicher Zeit die Aermel in die Höhe streifte und zum nicht mehr zu vermeidenden Kampfe vorbereitete; sie hatte die Geduld verloren. – »Ich gehe meinem Broderwerb nach so gut wie Du – und wenn Dir das nicht genügende Auskunft ist, so will ich Dir meine andere mit rother Dinte in die Fratze zeichnen.«

»Go it Nellygo it ye cripples – Hurrah für Sally – fünf Schilling auf Nelly« – schrieen mit einem wilden Gejauchze die umstehenden Matrosen, die einen festen Kreis um die beiden gebildet hatten.

»Vier Brandy hot«, schrie in diesem Augenblick der rothhaarige Kellner, und versuchte mit einem Präsentirteller und vier halb gefüllten Gläsern in das Zimmer zu dringen. Es wäre für ihn aber viel vortheilhafter gewesen, hätte er statt dem bestellten heißen Brandy, kalten gebracht, denn irgend einer von den fünfzig Ellbogen, die ihm in seiner nächsten Nähe entgegenstarrten, fuhr ihm – ob absichtlich oder unabsichtlich, wer kann das sagen – unter den Teller und sandte dem armen Teufel die ganze Ladung im wahren Sinne des Worts »über den Hals« und in das Vorhemdchen.

Sally war übrigens zu viel »game«, auf solche Ausforderung auch nur noch weiter ein anderes Wort, als höchstens einen Fluch zu erwiedern. – In demselben Moment schleuderte sie ebenfalls ihre Cigarre mitten zwischen die sie umdrängende Schaar, die lachend das Feuer von sich abschlug, und fiel in richtiger Boxerstellung auf ihre Gegnerin aus.

Das Schreien und Hurrahen hatte in diesem Augenblick seinen höchsten Grad erreicht, und die Stube drängte so voll von Menschen wie sie nur Kopf an Kopf neben einander stehen konnten. Alles was in der Nachbarschaft gewesen war, preßte herzu.

Der Mate vom Boreas, der sich im Anfang ziemlich nahe der Thür postirt hatte, um im Fall der Noth gleich bei der Hand zu sein, war durch das Zuströmen immer neu Hinzukommender viel weiter zurückgeschoben worden als ihm selber lieb sein mochte. Hinaus konnte er aber nicht wieder, bis sich wenigstens ein Theil der Menge verlaufen hatte, und er that deshalb nur sein Möglichstes einen Platz auf dem Fensterbrett zu gewinnen. Nicht aber um dem Kampfe zuzusehen, denn der interessirte ihn sehr wenig, sondern die stets wechselnden Gesichter zu beobachten, die sich theils immer noch in das Zimmer drängten, theils die Thüre in einem dicht geschlossenen Ring von Köpfen umstanden.

An der Thür hatte Charles noch immer, trotz jedem Andrang von außen, seinen Posten behauptet, nur war er ein klein wenig nach innen geschoben worden, und blickte abwechselnd nach den beiden Mates hinüber, ob nicht Einer von ihnen seine Thätigkeit für irgend ein noch näher zu bezeichnendes Individuum in Anspruch nehmen wollte. Da sah er, wie sich plötzlich der Steuermann vom Boreas so hoch aufrichtete, wie er sich nur immer auf seine Zehen heben konnte und, ein Bild der gespanntesten Aufmerksamkeit in die Masse von Menschen starrte. Ein Gesicht war vor ihm aufgetaucht, das er nur noch nicht recht erkennen konnte, weil die Lampe darüberhing, die ihren Schatten hinunter warf.

Dies Gesicht gehörte aber niemand anderem als unserem alten Bekannten Bill, der, die Hände in den Taschen und eine Cigarre im Munde, eben am Haus vorbeigeschlendert war, als der Lärm innen sich erhob, und nun blos einmal sehen wollte was hier vorging. Fast ohne daß er es merkte, war er aber weiter und weiter in das Zimmer hineingeschoben, und der Kampf selber hatte im ersten Augenblick seine Neugierde so erregt, daß er wirklich an gar keine weitere Gefahr für seine eigene Person dachte. Endlich, aber nur zufällig und nicht etwa aus irgend einer Ahnung ihm drohenden Unheils, warf er den Blick einmal höher, senkte ihn aber nicht wieder, denn er begegnete gerade in diesem Momente dem seines eigenen Steuermanns, von dem er, sobald der nur einmal sein Auge sehen konnte, ebenfalls erkannt wurde. Der Steuermann stieß halb in Ueberraschung, halb in Freude einen lauten Schrei aus.

Den Schrei würde nun freilich der an der Thür postirte Charles in all dem wilden Lärmen nicht gehört haben, aber die damit begleitete Bewegung entging ihm nicht, und fast unwillkürlich griff er schon in die Tasche, die eisernen »darbies« herauszuholen.

Bill war übrigens viel zu klug, nicht mit einem einzigen Blicke seine ganze Gefahr zu übersehen, denn er wußte recht gut daß der Steuermann hier in dies Local nicht allein hereinkommen würde, ohne jedenfalls noch Hülfe, am Ende gar Polizei, bei sich zu haben. Dabei hatte das Zimmer nur eine Thür, und war die – und wie konnte es anders sein, besetzt, so befand er sich hier allerdings in einer Falle die ihn umsomehr ärgerte, da ihn sein eigener fabelhafter Leichtsinn hineingeführt. – Für den Augenblick ließ sich noch dazu gar nichts thun, seine Lage auch nur im Geringsten zu verbessern. – Er konnte seine Hände nicht einmal aus der Tasche bekommen, so drängte das Volk um ihn her, denn der Kampf nahte sich seinem Ende: Nelly hatte schon ein, Sally zwei blaue Augen und die letztere empfing gerade unter dem beifälligen Hurrahschrei der Masse einen letzten entscheidenden Schlag, der sie wie todt zu Boden warf. Nelly war ein sehr nervöses Mädchen, d. h. sie hatte ausgezeichnete Nerven und Muskeln.

Bill interessirte sich aber nicht im mindesten mehr für den Kampf; seine eigene Lage nahm seine Aufmerksamkeit viel zu sehr in Anspruch, und rasch warf er den Blick umher, jede nur irgend günstige Gelegenheit zu seinem Vortheil zu benutzen.

Der Mate hatte indessen mit Charles eine Art telegraphischer Depesche unterhalten, worin er ihm bemerkbar machte, daß Einer der gesuchten Leute hier in der Mitte des Zimmers sei. Zugleich gab er ihm dabei zu verstehen, daß er einen großen Bart habe. Bill sah das alles selbst mit an. So gern er aber auch seinen Feind mit eigenen Augen kennen gelernt hätte, wagte er doch nicht den Blick dorthin zu wenden, und wäre am liebsten in dem Meer von Köpfen, das ihn umgab, untergetaucht, wenn er sich auch nur einen Zoll hätte bewegen können. Aber fest eingekeilt stand er da, und der Mate warf dem Polizeidiener einen triumphirenden Blick zu. Bill war ihm sicher.

 

Gerade in diesem Augenblick machte Nelly noch einen Ausfall auf die schon gefällte Feindin. Das aber war zu unritterlich, als daß es die Umstehenden hätten zugeben sollen, und sie warfen sich zwischen sie. Dadurch bekam Bill wenigstens so viel Luft, die Hände aus den Taschen zu ziehen und sich selber niederzuducken. Zu gleicher Zeit nahm er einen verzweifelten Anlauf gegen die Beine der ihn Umdrängenden – es blieb ihm kein anderer Ausweg mehr als mit Gewalt durchzukommen, wußte er doch recht gut, daß jeder versäumte Augenblick seine Gefahr nur immer noch vergrößern mußte. Wie ein unter Wasser Fortschwimmender hielt er dabei geraden Cours auf die Thür zu, obgleich er das Schlimmste von den draußen stationirten Constablern fürchtete. Er konnte aber nicht anders und vertraute jetzt nur seinem guten Glück.

So wie aber der Mate diese Bewegung des Flüchtlings bemerkte, von der er augenblicklich den richtigen Grund errieth, schrie er dieses dem Polizeidiener zu, und da er wohl merkte, daß der in dem Heidenlärm kein Wort verstehen konnte, suchte er ihm die Absicht ihres Opfers pantomimisch begreiflich zu machen. Aber auch dies hatte seine Schwierigkeiten, denn er mußte sich mit einer Hand am Fenster festhalten, und durfte sich auch nicht tief bücken, sonst konnte ihn Charles nicht sehen. Durch diese unbequeme Stellung wurde er gezwungen die wunderlichsten und entsetzlichsten Bewegungen zu machen, so daß Charles ganz erstaunt zu ihm hinübersah, und gar nicht begreifen konnte – oder wollte, was das alles eigentlich zu bedeuten habe.

Das rettete Bill – gerade in diesem Augenblick glitt er wie eine Schlange, obgleich unbewußt, an den Beinen seines gefährlichsten Gegners vorbei, der schon die Handschellen für ihn gefaßt hielt, und war im nächsten Moment auf der Straße – in Kingstreet, Kingstreet hinauf in alle kleinen Quergassen die er auftreiben konnte, und spornstreichs nach seinem Versteck zurück; fest entschlossen, dieses von jetzt an mit keinem Schritt wieder zu verlassen.

Der Steuermann vom Boreas wollte erst gar nicht glauben, daß ihnen der Matrose entgangen sein konnte; es war aber doch so, und er tröstete sich zuletzt damit, er habe sich am Ende gar getäuscht, und Bill sei das gar nicht gewesen. Es war auch nicht wahrscheinlich, daß sich dieser so öffentlich und allein herauswagen sollte – und doch hatte er ihm erstaunlich ähnlich gesehen.

Von hier aus gingen sie noch einmal in das Shakespeare Haus zurück. Hier schien indessen alles in vollem Gang; das Theater war gerade aus, und zu den jetzt vereinigten Tönen des Claviers und der Violine – die wunderbarerweise zusammenstimmten – drehten sich die flüchtigen und mitunter auch sehr graciösen Paare in Quadrillen und Contratänzen. Alle Sophas waren besetzt, alle Stühle und Tische von Menschen beiderlei Geschlechts in Beschlag genommen, und eine ungeheure Quantität von Brandy und Portwein wurde verzehrt. Shakespeare sah dabei noch mit demselben nichtssagenden Gesicht auf die bunten Gruppen nieder, und Hamlet war noch immer am Schub.

Für ihren Zweck fanden sie aber nichts, weder hier noch nebenan, und verließen bald darauf Pittstreet, um zuerst einmal ein Stück in Georgestreet hinaufzugehen, wo sie ein besonderes Haus an der Ecke von George- und Kingstreet im Auge hatten.

Es war dies ebenfalls ein Schenkhaus, aber zugleich mit einer Art Abendunterhaltung. Sie gingen durch die Schenkstube und ein paar Stufen hinauf in ein anderes saalartiges Zimmer, sehr einfach mit hölzernen Bänken und Tischen meublirt, und im Hintergrund mit einer Art schmaler Bühne, in dessen einer Ecke ein Clavier traurig auf drei Beinen stand und von einem jungen Virtuosen in einem abgetragenen blauen Frack »beschlagen« wurde. Diese musikalische Abendunterhaltung war aber nicht zum Tanz eingerichtet, sondern hatte einen höheren, geistigen Zweck, der sich ihnen bald offenbaren sollte.

Auf die Bühne trat eine Gestalt in einem Charakteranzug, für die Person aber jedenfalls höchst passend gewählt. Sie war in einen zerrissenen Frack, an dem bedenklichsten Theil stark beschädigte Beinkleider und einen eingedrückten Hut nebst schiefgetretenen Schuhen gekleidet, und sang ein komisches, sehr langes und sehr unanständiges Lied, das bei dem Publicum den unbegränztesten Beifall fand. Das Letztere bestand zur einen Hälfte aus Matrosen und Handarbeitern aus der Stadt, und zur anderen aus liederlichen Dirnen, die wie in all den anderen derartigen Häusern hierherkamen ihre Cigarre zu rauchen, ihren Brandy zu trinken und Bekanntschaften anzuknüpfen. Es waren widerliche, freche, ekelerregende Geschöpfe.

Auch hier fanden sie keinen ihrer Leute. Gerade aber als sie wieder aus der Thür auf die Straße traten, rannte in ziemlicher Eile ein junger Bursch gegen den Mate des »Phönix« an und wollte eben mit einer Entschuldigung ausweichen, als dieser sein Gesicht zu sehen bekam und rasch zugriff –

»Hallo Smith«, rief er dabei aus, »ich bin höllisch froh dich hier so zufällig zu finden; habe schon einen langen Spaziergang dir zu lieb gemacht. Hr. Charles, ich möchte Sie einmal um ihre Handschellen bemühen.« Charles war rasch damit bei der Hand, der arme Teufel von Matrose aber, der hier so plötzlich dem Feind gerade in den Rachen gerannt war, wollte wenigstens noch einen letzten Versuch machen zu entwischen. Sich deshalb auf seine schnellen Beine verlassend, riß er sich rasch von dem Mate, der daran gar nicht mehr dachte, los, und sprang Kingstreet hinauf. Die Straße war aber hier hell erleuchtet und an den Ecken von King- und Kentstreet stand ein wahres Nest von Constablern. Der Alarmschrei wurde gegeben, die Straße war augenblicklich besetzt, und fünf Minuten später befand sich Smith in den Händen und Handschellen des Polizeidieners Charles von der Sidney Wasserpolizei.

Es war indessen schon ziemlich spät geworden, und Charles ging mit seinem Gefangenen zu seiner Station hinunter. Die beiden Steuerleute wollten aber erst noch einmal zu dem besprochenen Sammelplatz hinauf, wo sie weiteres von den übrigen Dienern der Gerechtigkeit und ihren eigenen Cameraden über den Verlauf und das »Glück« des Abends hören sollten.

Dicht vorher, ehe sie das in Pittstreet ihnen bezeichnete Haus erreichten, und oben zwischen Druitt und Bathurststreet, kamen die Beiden an einem kleinen niedern Schenkhaus vorbei, wo sie ebenfalls Lärm hörten. Die Thür stand offen und sie traten ein.

Es war eines der gewöhnlichen Branntweinhäuser geringerer Classe, und es schien hier an diesem Abend schon wild hergegangen zu sein. Eine Masse Gläser standen ungespült mit Löffeln und Zuckersatz auf dem Schenktisch – andere lagen zerbrochen auf der Erde. Unter einem der Tische lag ein trunkenes menschliches Wesen, das weibliche Kleidung trug, auf dem anderen Tisch lehnte mit dem Kopf ein Mann und schnarchte schwer. Hinter der Bar stand der Wirth, der auch der Flasche bös zugesprochen zu haben schien, denn er konnte die kleinen dickgeschwollenen Augen nicht mehr offen halten, und schlief im Stehen.

Die scheußlichste, aber auch interessanteste Gruppe bestand aus fünf Frauen und Mädchen, zwei noch jung, dem Anschein nach wenigstens nicht mehr als zwanzig bis einundzwanzig Jahr, und vielleicht noch jünger, denn das wüste Leben altert vor der Zeit, die anderen aber schon über die dreißig hinaus, mit widerlichen, schmutzigen, geschwollenen Gesichtszügen und alle betrunken. Den ungemischten Brandy gossen sie in die ausgebrannten Kehlen, und lachten und schrieen sich die rohsten, wüstesten Sachen zu. Es hörte aber schon keine mehr was die andere sprach.

Abgesondert von allen übrigen stand ein einzelnes Mädchen, vielleicht achtzehn Jahre alt – das Haar hing ihr wild um die Schläfe, die Schminke war ihr zum Theil von den Wangen gelaufen und die bleiche schmutzige Haut sah darunter vor. – An Stirn und Schläfen trug sie dabei Zeichen eines kürzlich bestandenen Kampfes, das geronnene Blut klebte dort noch an mehrern Stellen. Das Zeug hing ihr unordentlich und zerrissen am Körper, an der linken Seite war es ihr vollkommen aufgeschlitzt und eine volle weiße Brust quoll hindurch. Mit der linken Hand hielt sie aber ein halb mit Brandy gefülltes Glas – sie hatte schon einen Theil desselben getrunken und sang jetzt mit leiser wunderbar melodischer Stimme eines jener so zum Herzen sprechenden irischen Volkslieder – »oh no, we never mention her

Keiner hörte aber auf sie, der Wirth schlief, die anderen Weiber hatten zu viel mit sich selber zu thun, und die Singende schien ihrer auch wenig zu achten. In wilder heftiger Tonart hatte sie das Lied begonnen, wie sie aber weiter und weiter hineinkam, schienen andere, vergangene Scenen vor ihr aufzutauchen – Ihre Stimme wurde weicher und weicher, und bei den letzten Worten »if he has loved, as I have loved, he never can forget« – ließ sie auf einmal das Glas fallen, das am Boden zersplitterte, warf sich auf die ihr nächste Bank nieder, barg das Gesicht in den Händen und schluchzte laut.

»Nine pence für das Glas, sixpence für den Brandy«, sagte der Wirth noch halb im Schlaf – »macht einen Schilling drei Pence – wer war das?« fuhr er dann aber plötzlich in die Höh und blinzte unter den kurzen borstigen Augenlidern schläfrig vor.

Die beiden Männer schlugen im Ekel die Thür hinter sich zu, und erreichten bald darauf den bestimmten Versammlungsort, wo sie die übrigen schon ihrer harrend fanden.

Vom Boreas war ein Franzose unten am Wasser eingefangen, von dem Phönix noch ein anderer, und drei Matrosen von einem schon länger eingelaufenen Wallfischfänger. Man hatte aber sonst nutzlos all die Plätze durchstöbert, wo den Polizeileuten, wie sie sagten, gewisse Kunde zugegangen, daß sie heimlich versteckte Matrosen finden sollten. Wie sie meinten, war ihnen der auf den Fang gesetzte Preis noch nicht hoch genug, denn sie könnten nicht anders hinter ihre Schlupfwinkel kommen, als wenn sie die Leute, die sie versteckt hielten, bestachen, ihnen selbst den Zufluchtsort anzuzeigen. Das kostete natürlich viel Geld, und wollten die Capitäne nicht so viel anwenden, so sollten sie nur noch »ein Bißchen Geduld« haben. Mit der Zeit hofften sie schon alle wieder zu bekommen.

»Mit der Zeit« – das konnte aber noch vier bis sechs Wochen dauern, und sie wußten recht gut, daß die Schiffe dann das zehnfache an Unkosten haben würden. Sie bezweckten aber auch damit was sie wollten. Die Capitäne waren gezwungen höhere Belohnungen auf den Einfang der weggelaufenen Leute zu setzen.

Als sie auf ihre Schiffe zurückkehrten, mochte es schon ein Uhr Morgens sein, und die Straßen waren still und öde. Einzelne Constabler gingen langsam auf und ab, und ihre Schritte hallten von den hohen Gebäuden wieder. Nur nach unten, nach dem Wasser zu zeigte sich der helle Schimmer weiblicher Kleidungsstücke. Es waren zwei Frauen, die betrunken auf einem Haufen dort gebrochener Steine lagen und ihren Rausch ausschliefen. Da sie keinen Lärm mehr machten, ließen sie die Constabler ruhig liegen.

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