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Aus zwei Welttheilen. Zweiter Band.

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Dritter Brief

Lüber Ludewig

Sondern nach Teksas haben se mich jezt kujenirt un nich mehr in Kendukki Hurrjeh is das vor ein Land das Ameriga wenn ich nur erscht wieder raus were gesund Die Leite hengen se hür wie gar nix un se bigen man blos einen Baum krum und hengen se dran wie bei uns de Maulwirfe. Vor das eine Ferd konnt ich gar nix un wenn ich mir aus Fersehn drauf sezte un fort ritt so war es nur Unglick das ich den Eigendimer gleich in die Straße begegnen musste un die Haue, hurrjeh wenn man einmal fort is soll man aug fort sein die vertammten Intianer suchen einem Menschen seine Fußtappen nach wer weis wie weit un alles wegen lausiche 20 Dollars und ein baar Stiebeln. Un mit di Mormonen na di sollen mich wider kommen na aber hür kommen se nich her – was kans Du denn davor wenn se dir sagen das is mein Land hol mich einmal 1 Arm voll Korn un mach 1 Schwein dot? Un denn vor en 1 faches Fersehen will mann Einen nich gleich ufhengen wie en Maulwurf un wie ich here soll es bei eich in Deitschland jezt regd hibsch sein o wenn ich doch Geld hette un hiniber kennte hir felts keinen ein das teilen un doch sagen se alle Menschen weren gleich die sin aug grade so wie bei uns de Arisdograden hole si alle der Deibel. Was ich habe das gehert aug mein Nagbar dass is mein Grundsaz un danag handel ich aber hir lasse se kein Menschen seine Grundseze ungeschoren, wenn alles was ich habe mein Nagbar gehert so gehert alles was mein Nachbar gehert aug mein dass is doch klar aber gottbeware aufbacken bünden un vor Gerücht schleppen is hür eins un in Anfang wollte se kurtsen Brozess mit mür machen un alle fassden mit an. Was hülft mich denn dass das keine Bolizeidiner un Schandarmen nich da sin wenn jeder en Bolizeidiner spilen will es war ein Glick dass se mich noch den Scherif hir lißen – denn Scherif nennen se di Oberschandarmen wo ich nur erst geglaubt habe es weren keine da weil se nich 3eckige Hite aufhaben wi bei uns; nimand hatte mich nich gesehn un da lißen se mich schweren hurrjeh war das en Glick un aug freie Pasasche haben se mich auf en Damfbot gegeben nach Teksas – so, mich kriegen se nich wider nach Kendukki. Lüber Ludewig wenn Du in Deitschland wo es jezt regd hibsch sein soll was eribrigsd un wenn ihr ans teilen komd so thu mich doch den gefallen un schicke mein teil heriber das ich auch nach Deitschland kann wo es jezt so hibsch sein soll un meine Frau sage sie megde mir doch 5 Daler schicken oder noch mer wenn sie kennte denn es ginge mir hir söhr schlegd un ich hette sie söhr lieb must du ihr sagen aber ich muss nu schlüßen. so lebe regd wol un gesund un besser wie ich denn ich habe das Füber un das schitteld mich söhr un dieses winscht dein getreier Bruder vergis ja nich mir mein teil zu schiken womit du mir ein großen gefallen duhn wirst es soll dein schaden nich sein wenn ich nach Deitschland wider komme un meine Frau die 5 Daler.

Eregott Bomaier

Vierter Brief

Theuerer Scharffenstein.

Nur mit wenig Worten möchte ich eine Bitte an Dich richten. Du weißt, daß ich außer Dir in ganz Deutschland nur einen einzigen Menschen habe, von dem ich hoffen könnte, eine Gefälligkeit erzeigt zu erhalten – es ist dies mein Oheim in Sondershausen – gehe zu ihm und gieb ihm die einliegende Zeichnung – so sieht der Nachkomme jenes hochgräflichen Hauses, dessen Vorväter zu den stolzesten Geschlechtern des deutschen Kaiserreiches gehörten, aus – er wird mich nicht lange in dem Zustand lassen wollen.

Ich bin Feuermann auf einem Dampfboot – Du staunst? ja wahrlich, Du hast Ursache dazu, doch laß mich Dir nicht lange mein ganzes Elend vorerzählen – ich müßte es noch einmal durchleben und, Gott weiß es, ich habe keine Freude an der Erinnerung.

In meinem letzten Briefe schrieb ich Dir, daß ich selbst gesonnen sei ein großes Fest in New-York zu geben, um damit die vielen empfangenen Freundlichkeiten zu erwiedern. Ich besaß noch eine Summe die, wie ich Grund hatte zu hoffen, nicht allein vollkommen hierzu ausreichen, sondern mir auch noch ein kleines Capital zurücklassen würde, mit dem ich – aber was nützt es, Dir die Pläne zu erzählen die ich hatte. – Während dem Feste selbst brach irgend ein Schuft – wahrscheinlich Einer meiner sogenannten Freunde – bei mir ein, stahl mir Alles, selbst das letzte was ich an baarem Gelde in meiner Börse auf dem Tisch vergessen hatte, und als ich am nächsten Morgen – Tod und Pest, ich will den Gedanken nicht noch einmal zurückdenken, vielweniger schreiben.

Irgend ein boshafter Mensch, vielleicht der Dieb selber, hatte indessen das wahnsinnige Gerücht zu verbreiten gewußt, ich sei nicht allein gar nicht von Adel, sondern auch noch von unehrlicher Geburt, kurz es traf Alles zusammen mich förmlich in den Staub zu treten. Meine Erzählung des Raubes wurde mir jetzt nicht einmal geglaubt und Mr. Broadfoot, der reich gewordene Krämers- oder Schneiderssohn, kam am zweiten Morgen zu mir, that entsetzlich vornehm und bot mir zwanzig Dollar an, damit ich nur – ich wollte Du könntest die Zornesthräne sehn, die mir jetzt zwischen den Wimpern hängt – recht bald New-York verlassen könnte. Ich warf ihn die Treppe hinunter.

Ich überließ den Anordnern meines Festes meine sämmtliche Garderobe und Wäsche und Alles was ich mein nannte und behielt nur die vier goldenen Spielmarken, die ich zufällig an dem Morgen in meine Westentasche gesteckt.

Verlange nicht das demüthigende meiner Reise ins Innere zu hören – der Amerikaner des Westens staunt wohl, wenn er einen wirklichen lebendigen Grafen zu sehen bekommt, aber – er staunt eben nur und kümmert sich nicht weiter um ihn – das Volk ist selbst noch zu neu, zu erst erschaffen, um auch nur möglicher Weise Sinn für das Alterthum, und die Vorrechte desselben zu haben. Das wird später wohl auch kommen, aber was nützt das mir – ich erlebe es nicht.

Ich will Dich nicht mit den Einzelnheiten meines Geschicks oder besser gesagt meines Mißgeschicks langweilen, es trieb mich zuletzt auf ein Dampfschiff und drückte mir die Schürstange in die Hand – ja wäre noch Krieg gewesen – aber nein, ein ehrlicher Soldatentod wird mir versagt und ich muß jetzt hier, um wenigstens noch auf ehrliche Weise mein Brod zu verdienen, die elendesten Sklavendienste thun.

Mein Oheim wird Dir eine kleine Summe für mich einhändigen, die wenigstens ausreicht mich anständig zu equipiren und meine Reise nach Mexico zu bestreiten; ich will dort in mexicanische Dienste treten, möchte das aber nicht eher, als ich dort meinem Range angemessen erscheinen kann.

Wären Euere Verhältnisse jetzt nicht so traurig in Deutschland, so kehrte ich augenblicklich zurück, was aber ist gegenwärtig dort für einen Mann von meinem Stande zu hoffen? – nein, da lieber noch hier die Schürstange, wo mich Niemand kennt.

Schreibe mir recht bald, ich erwarte in heißer Sehnsucht die Rettung aus diesem traurigen Zustand.

Dein
Hugo.

P. S. Meine Adresse ist – Mr. Hugo – care of Bridle & Smith Nro. 8 Tchapitoulas street New Orleans. U. S.

Einen Leidensgefährten habe ich auf unserem Boot getroffen – ebenfalls einen deutschen Edelmann Namens v. Horneck, doch verschweige ich ihm meinen Namen und halte mich überhaupt von ihm entfernt – ich theile seine Ansichten nicht.

Fünfter Brief

Staat Indiana am 1. August 1848.

Liebe Eltern und lieber Bruder.

Es freut mich recht herzlich Euch dießmal einen besseren Brief schreiben zu können, denn es geht mir lange nicht mehr so schlecht als damals, wie ich den letzten Brief an Euch schrieb. Soviel habe ich allerdings eingesehen, daß die vielen gewaltig schönen Beschreibungen von Amerika, die uns zu Hause das Maul wässrig gemacht haben nach all den guten Sachen, meistens nicht wahr, oder doch wenigstens so gestellt sind, daß man sich nicht recht hineinfindet, wenn man mit der Sache nicht recht vertraut ist, und sich nachher bei allem Schönen noch immer das Schönste dazu denkt. Und die Leute thun sehr Unrecht, die solche schönen Beschreibungen hinaus schreiben, aber ich weiß auch warum es geschieht, entweder schämen sie sich offen einzugestehn wie schlecht es ihnen geht, wo sie doch früher so geprahlt haben, oder sie sitzen auch, wie es mir hier die Leute gesagt haben, an so einsamen Plätzen und so in Noth, daß sie nur dadurch ihre Lage verbessern können, wenn sie noch recht viel andere Menschen auch dort hin ziehn.

Daß ich nun im Anfang um alles betrogen bin was ich hatte, das geht vielen Deutschen so und ich kann mich da mit vielen trösten, wer aber hier gesund ist und Lust hat zu schaffen, der kommt auch fort und wenn er eben so wenig hätte wie mir geblieben war. Aber zu keine Deutschen sollten die deutschen Handwerker gehn, wenn sie auswanderten, sondern immer zu Amerikaner. Die Deutschen sind erstlich auch nur herübergekommen um ihr Glück zu machen, und reich zu werden und die geben am wenigsten her, wenn sie's wirklich haben, und besonders an Deutsche, wo sie schon wissen daß die's zu Hause schlecht gewohnt sind. Und dann lernt man auch bei Deutschen nie im Leben die englische Sprache, die man doch als Handwerker so zu seinem Fortkommen braucht, und in deutsche Colonien muß man gewöhnlich was einzahlen, oder Land vorauskaufen wodurch man sich an die Stelle bindet, und nachher bleibt man gewöhnlich lieber sitzen, ehe man sein Bischen Eingezahltes im Stich läßt. Und die Deutschen sind auch nicht immer die besten; die bei denen ich arbeitete haben mich recht betrogen und sich viel Geld an mir verdient.

Endlich und nach und nach hab ichs aber gemerkt, und da bin ich zu Amerikanern gegangen und da hab ich viel besseren Lohn gekriegt und viel bessere Kost, und habe in kurzer Zeit englisch gelernt, so daß ich mich schon recht gut verständlich machen kann. Das klingt einmal komisch, liebe Eltern, das englisch, und im Anfang kams mir vor als ob die Leute die kauderwelschen Worte nur so Hals über Kopf heraussprudelten, daß kein Mensch einen Sinn hinein finden konnte, aber wie man sich ein Bischen dran gewöhnt, klingts ganz natürlich, und hat alles seinen Sinn, wie das Deutsche.

 

Was nun das betrifft, daß viele Menschen hier brodlos herumlaufen, und worüber Du Dich besonders in Deinem letzten Briefe wunderst lieber Vater, so hat das auch wohl seinen Grund. Es ist hier in Amerika gar keine Schande wenn einer umsattelt, und was anderes wird als was er draußen gelernt hat – hier arbeitet jeder was er gelernt hat, und wenn ein Schuster Kleider oder ein Schneider Schränke macht, so schadet das gar nichts, wenn er sie nur gut macht und Geld für seine Arbeit kriegen kann. Man muß sich auch nicht allein auf das setzen wozu man in Deutschland aufgezogen ist, und sonst gar nichts thun wollen, sonst kann man leicht brodlos werden. Ein armer Mann hat aber hier rechte Gelegenheit es zu was zu bringen und sein Auskommen zu haben, viel eher wie in Deutschland, denn wenn er nur ein klein Bischen fleißig ist, so kann er sich leicht was zurück legen, und wenn er nur einen ganz kleinen Anfang hat, so kann er es nachher leicht zu was bringen, denn die Amerikaner unterstützen recht gern arme Leute und die Nachbarn helfen ihnen wo das nur immer angeht. Und ein armer Mann, der in Deutschland recht viele Kinder hat, der kommt immer mehr in's Unglück, aber hier in Amerika, da ists gerade umgekehrt. Hier sind die Kinder ein Segen und helfen den Eltern auf, wenn sie alt und schwach werden. Ein armer Mann ist hier auch geachtet und es kommt nicht auf den Rock an den ich trage.

Das Land und Vieh ist hier alles sehr billig und gut und man kann mit ein weniges eine rechte hübsche Farm kaufen, denn Farm nennen sie hier ein Landgut, aber ein Deutscher, der hierherkommt, und der die Sitten und Gebräuche noch nicht kennt, der sollte sich doch ja nicht gleich ankaufen, denn dann muß er gewöhnlich aus eigener Tasche Lehrgeld zahlen und verliert vielleicht alles, was er mitgebracht hat. Am besten ists, er arbeitet erst eine ganze Zeit bei Amerikanern und lernt die Axt gebrauchen und den Amerikanischen Feldbau, denn der ist ganz verschieden von dem deutschen, und wenn er nachher ein oder zwei Jahre im Lande ist, dann kann er sich leicht ankaufen, und dann thun ihm 100 Dollar so gut, wie sonst vielleicht nicht 500, ehe er Lehrgeld bezahlt hatte. Ich arbeite noch immer bei den Amerikanern und ich befinde mich recht wohl, wenn ich aber erst ein kleines Gut habe, was gar nicht mehr so lange dauern kann, denn der Amerikaner hat mir versprochen, daß er mir helfen will, dann müßt ihr zu mir herüber kommen, liebe Eltern und lieber Bruder, und dann wollen wir hier recht vergnügt leben auf meinem eigenen Land.

Mit nächstem Jahr kann das vielleicht schon gehn aber ich will noch nichts vorher bestimmen, denn es thut einen nachher leid wenn so eine Freude zu Wasser wird. Und bis dahin grüßt Euch, liebe Eltern und lieber Bruder herzlich und von ganzer Seele

Euer Traugott Erdmann.

Den Brief für mich schickt nur nach der Stadt Vincennes in Indiana, da hol ich ihn mir schon ab, ihr müßt aber meinen Namen englisch darauf schreiben, liebe Eltern, wie sies hier machen. Der Amerikaner wird mirs hier drunter schreiben wie es sein soll.

Mr. Traugott Erdmannto
be left at Vincennes post office
I–a U. S

Sechster Brief

Indiana den 15. August 1848.

Mein herzlieber Carl.

Ich hatte geglaubt Dir um diese Zeit, und wenn auch nur wenige Monat verflossen waren, schon einen Bogenlangen Brief, mit lauter Jagdabenteuern gefüllt, schreiben zu können, aber Du lieber Gott, wie hab' ich mich hier in der Amerikanischen Jagd geirrt. Fast schäm' ich mich auch, Dir in allen Stücken, besonders was meine eigenen Erlebnisse betrifft, die volle Wahrheit zu schreiben, aber – es kann doch nichts helfen, es muß heraus, am Ende kämst Du sonst selber, von meinen früheren Schilderungen verlockt, und mit den Hoffnungen müßtest Du Dich in einem Paradiese enttäuscht finden.

Um also das Fatalste gleich von vorn herein los zu werden, will ich auch ohne Weiteres mit dem beginnen. Denke Dir, dieser einfache ehrliche Farmer, den ich für so unschuldig hielt, daß ich mich fürchtete den Handel mit ihm abzuschließen, weil ich mich der Sünde scheute ihn zu übervortheilen – dieser gutmüthige Bursche, dem ich noch, um ihn ja in jeder Hinsicht zufriedenzustellen, eine wundervolle, – Esel ich – Büchse für 60 Dollar kaufte, war – ein abgefeimter Hallunke, ein ächter Yankee und Betrüger. Der Lump hat mich mit einem erbärmlichen Improvement für 250 Dollar angeschmiert, das ich hier mit größter Bequemlichkeit an jedem Tage für 50 Dollar kaufen könnte. Doch das ist das wenigste, das verzieh ich ihm gern, es wäre ein kleines Lehrgeld, wenn all seine sonstigen Aussagen nur auf Wahrheit begründet gewesen wären, aber beim Himmel, der Kerl hat kein wahres Wort über die Zunge gebracht, und ich glaube meiner Seele, er lügt sogar im Traume.

Daß er Bären aus seinem Küchenfenster schießt, ist aus zwei Gründen unmöglich – erstlich hat er in dem Haus gar keine Küche, denn das was die Leute hier Küche nennen, ist nur ein Schuppen und hat wieder gar kein Fenster, und dann – wenn wirklich Küche und Fenster da wären, – giebts keine Bären. Keine Bären? – rufst Du erstaunt, das ist aber noch nicht Alles – auch keine Hirsche, Panther, Truthühner und wie das Zeug sonst alles heißen sollte, was hier, des alten Jägers Aussage nach (soll mich der Böse holen wenn ich jetzt glaube, daß der Kerl überhaupt ein Jäger war) den Wald förmlich durchwimmelte. Opossums oder Beutelratzen schießen sie hier manchmal – ekelhaftes Zeug, das hauptsächlich vom Aas lebt, und das man auch oft mit dem Stocke todt schlagen kann, also gar kein jagdbares Wild. – Truthühner lassen sich in der That manchmal blicken, auch kommt zu Zeiten ein Hirsch in die Nähe der Farm, doch, Du lieber Gott, da kann sich Einer die Beine ablaufen, ehe er von denen nur etwas zu Gesicht bekommt.

Du kannst Dir übrigens einen Begriff machen wie die Jagd hier bestellt ist, wenn ich Dir einen kleinen Auszug aus meinem, wie Du sehn wirst, sehr hoffnungsvoll angelegten Beuteregister mittheile; ich thue das übrigens auch mehr mir zur eigenen Strafe, als Dir zur Erbauung, denn ich habe mich im vorigen Monat, trotz all der gemachten Erfahrung, doch einmal wieder nach Canada hinauf zur Bärenjagd sprengen lassen, und natürlich weder etwas geschossen, noch überhaupt gesehen:


Den einen Hirsch schoß ich am Wabasch und den einen Truthahn Morgens dicht bei der Ansiedlung, wohin er sich, Gott weiß wie, verirrt hatte. In Illinois war ich einmal drüben und schoß eine hübsche Parthie Prairiehühner – Dinger so groß wie unsere Haushühner, aber an größeres Wild, wie Bären, Panther und Büffel ist gar nicht zu denken. Büffel sind nun vollends in die Möglichkeit weit gen Westen getrieben; ein alter Bär kommt dagegen manchmal hier durchgeschlendert, und ist auch im vorigen Jahr einer in der Gegend geschossen worden – das wird aber als Merkwürdigkeit erzählt.

In der Nachbarschaft des Ortes, wo ich auf der Farm des alten Mannes meinen Wohnsitz aufgeschlagen habe, ist die Jagd nur höchst mittelmäßig und was der Strick, der wahrscheinlich gewittert hatte ich sei ein leidenschaftlicher Jäger, von der Gefahr erzählte, in welcher der ganze Viehstand durch die Masse der wilden Thiere schwebe, ist eine nichtswürdige Fabel. Wölfe giebt es allerdings hier viel, und die Regierung hat eine Belohnung auf jeden Wolfsscalp gesetzt, so scheu aber sind sie und so schlau, daß ich, der ich in der ersten Zeit besonders den Wald von Morgens bis Abends nach allen Richtungen durchstreifte, noch nicht einen einzigen Wolf zu Gesicht bekommen, vielweniger erlegt habe.

»Hirsche für die Hunde erlegen,« ei so lüg du und der Teufel, und ich dankte jetzt Gott, wenn ich selbst ein Stück Wildpret hätte, aber Gott bewahre, trocknes Rindfleisch muß ich kauen oder Speck essen und will ich denn nun einmal Wild haben, so sind's Eichhörnchen, die man hier verzehrt, und die auch wirklich ausgezeichnet schmecken. Du lieber Gott, wer mir in New-York gesagt hätte, daß ich in Indiana, viele hundert Meilen im Westen drin, auf die Eichhörnchenjagd gehn würde. Muß der Schuft über mich gelacht haben, wie ich ihm die Büchse kaufte, – nun weiß ich auch weßhalb er gepfiffen hat.

Und das sogenannte Improvement ist keine 20 Dollar werth; das beste Improvement das ich auf dem ganzen Besitzthum machen könnte, wäre, wenn ich die beiden wahnsinnigen Blockhütten die darauf stehn, ansteckte – thu' ichs nicht, so stürzen sie mir doch nächstens einmal auf eigene Faust über dem Kopfe zusammen; und das Land – da könnt' ich wieder von vorn anfangen und urbar machen – Alles ist mit Büschen und Bäumen wieder bewachsen und kaum ein Platz von einem halben Acker frei, wo der Schuft Kartoffeln hat stehn gehabt. Von den Kühen sind bis jetzt auch erst zwei aufzufinden gewesen und mein einziges Vergnügen hab' ich noch an den Schweinen – die sind so wild, daß ich jedesmal förmlich auf die Jagd gehen muß, wenn ich eins haben will – selten komm ich dann in gute Schußnähe heran; muß jedoch jedesmal bei solcher Gelegenheit einen Farmer bitten, mich zu begleiten, weil ich mein Zeichen oder dem Lump sein Zeichen vielmehr nicht aus dem andern heraus erkennen kann. – Die Schweine sind nämlich mit Schlitzen und Löchern im Ohr »gemarkt«. Es hat mir neulich ein Nachbar hier für Land und Vieh, wie's daliegt 50 Dollar geboten; wenn der Thor genug ist das noch einmal zu thun, hat er's, und mög's ihm wohl bekommen.

Doch nun ein Wort zu Dir über Amerikanische Jagd, denn ich sehe Du verlangst darnach. Lieber Carl, die Sache habe ich mir ganz anders gedacht. Ja Du lieber Gott, in Deutschland hat man davon ganz falsche Begriffe. Die Jagd war das in den Vereinigten Staaten, was wir jetzt noch von ihr erwarten, aber seit langen Jahren ist ja auf das Wild förmlich hineingewüthet, und da muß es wohl einmal dünn werden. Ich habe hier vor einigen Tagen einen Jäger aus Arkansas – dem besten Jagdgrund der Union gesprochen, und der hat mir ganz aufrichtig das folgende mitgetheilt.

Es giebt noch Gegenden in Arkansas und überhaupt westlich vom Mississippi, wo ein guter Schütze, und besonders einer der mit dem Wald bekannt ist und sich nicht leicht verlaufen kann, seinen Hirsch und auch manchmal einen Bär schießt; auch Truthühner soll es dort noch an gewissen Plätzen in ziemlicher Anzahl geben, aber die Zeit, wo man die Bären aus den Fenstern schoß, ist für die Vereinigten Staaten vorbei. Auch von der Jagd leben, wie ich das früher fest geglaubt, kann kein Mensch mehr dort, er verstände denn wirklich weiter Nichts als leben darunter, aber was für eine Existenz wäre das; Jahraus und ein ununterbrochen im Walde zu liegen und weiter keine Abwechslung zu haben, als die, die sich ihm zwischen frischem und getrocknetem Fleische bietet.

Was den Verkauf des erlegten Wildes betrifft, so giebt es an den Stellen, wo Wildpret überhaupt einen verkäuflichen Werth hat, weder Hirsche noch Bären mehr, und wo die noch existiren, da ist man froh, wenn man einmal ausnahmsweise für einen ganzen Hirsch acht Groschen kriegt, oder die Keulen zum Verkauf trocknen kann. Zu verdienen ist aber mit der Jagd gar Nichts und nach alle dem, was ich jetzt darüber gehört – denn die Aussage des Arkansas-Mannes wurde mir von Mehreren bestätigt, bin ich überzeugt, man kann, wenn man in noch unbesiedeltem Lande sich niederläßt, dann und wann einmal seinen Hirsch oder Truthahn schießen und in sofern, wenn man die Jagd als Erholung betrachtet, Nutzen daran haben, indem man das selbst verzehrt, was man erlegt, sonst aber als Erwerbszweig ist diese Sache Essig.

Doch genug für jetzt, mein guter Carl, ich werde wahrscheinlich weiter westlich ziehen, und sobald ich meinen neuen Wohnsitz bestimmt habe, sollst Du mehr von mir hören. Bis dahin grüßt Dich herzlich Dein

Fritz Sternberg.
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