Das neue Herz der Weisheit

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Das neue Herz der Weisheit
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Das neue Herz der Weisheit

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Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen

Sinnvoll leben, freudvoll sterben

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Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra

Dieses Buch wurde unter der Schirmherrschaft des

Internationalen Tempelprojekts der NKT-IKBU veröffentlicht und der Erlös aus seinem Verkauf ist durch diesen Fonds für das Wohl der Allgemeinheit

bestimmt. Eingetragen unter VR 33517 B.

Mehr dazu unter

www.tharpa.com/de/allen-helfen-weltfrieden

EHRWÜRDIGER GESHE KELSANG GYATSO RINPOCHE

Das neue Herz der Weisheit

TIEFGRÜNDIGE LEHREN AUS BUDDHAS HERZEN


Tharpa Verlag

Deutschland • Schweiz

Originaltitel: The New Heart of Wisdom

(Erstveröffentlichung als Heart of Wisdom 1986, 2012 vollständig überarbeitet und als The New Heart of Wisdom neu veröffentlicht.)

Erstveröffentlichung deutsche Übersetzung als Herz der Weisheit 1997, zweite Auflage 2013, vollständig überarbeitet und als Das neue Herz der Weisheit neu veröffentlicht.

Alle Rechte vorhalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Reproduktion ist unzulässig, außer zur Verwendung kurzer Passagen für privates Studium, Forschung und Buchbesprechungen.

Herausgeber:

Tharpa Verlag Deutschland, ein Teil des

Dipankara Kadampa Meditationszentrum e.V. (VR 33517 B)

Chausseestraße 108

10115 Berlin

Der Tharpa Verlag hat überall auf der Welt Niederlassungen und Tharpa Bücher werden in den gängigsten Sprachen veröffentlicht.

Kontaktadressen siehe hier

© Geshe Kelsang Gyatso und

Neue Kadampa Tradition –

Internationale Union des Kadampa Buddhismus 2016

Satz: Tharpa Verlag Deutschland

ISBN (Buch) 978-3-908543-54-1

ISBN (E-Book ePub) 978-3-908543-96-1

ISBN (E-Book Kindle) 978-3-908543-97-8

Inhalt

Abbildungen

Einleitung

Kommentar zum Herz Sutra -Teil Eins: Die Erklärung der direkten Bedeutung des Sutras

Titel und Ehrerbietung

Die Hintergründe und Shariputras Frage

Die Pfade der Ansammlung und der Vorbereitung (1)

Die Pfade der Ansammlung und der Vorbereitung (2)

Die Pfade des Sehens, der Meditation und des Nicht-mehr-Lernens

Schlussfolgerung

Buddhas Billigung und das Versprechen zu praktizieren

Kommentar zum Herz Sutra -Teil Zwei: Die Erklärung der verborgenen Bedeutung des Sutras

Vorbereitende Erklärung und das Leben von Beschützer Nagarjuna und Arya Asanga

Der Pfad einer Person anfänglicher Ausrichtung

Die Kostbarkeit unseres menschlichen Lebens

Was bedeutet unser Tod?

Die Gefahren niederer Wiedergeburt

Zuflucht nehmen

Was ist Karma?

Der Pfad einer Person mittlerer Ausrichtung

Was wir wissen sollten

Was wir aufgeben sollten

Was wir praktizieren sollten

Was wir erlangen sollten

Der Pfad einer Person großer Ausrichtung

Das höchste gute Herz - Bodhichitta

Schulung in zuneigungsvoller Liebe

Schulung in wertschätzender Liebe

Schulung in wünschender Liebe

Schulung in allumfassendem Mitgefühl

Schulung in eigentlichem Bodhichitta

Schulung im Pfad des Bodhichittas

Schulung in den sechs Vollkommenheiten

Schulung im Nehmen in Verbindung mit der Praxis der sechs Vollkommenheiten

Schulung im Geben in Verbindung mit der Praxis der sechs Vollkommenheiten

Widmung

Anhang I - Der Urtext: Das Sutra der Essenz der Weisheit (das Herz Sutra)

Anhang II - Die zusammengefasste Bedeutung des Kommentars

Anhang III - Befreiendes Gebet und Gebete für die Meditation

Anhang IV - Eine Erklärung der zwölf Quellen, der achtzehn Elemente und der zwölf in abhängiger Beziehung stehenden Glieder

Anhang V - Die Große Mutter: Eine Methode um Hindernisse und Behinderungen zu überwinden durch Rezitation des Sutras der Essenz der Weisheit (Herz Sutra)

Anhang VI - Ein kurzer Kommentar zur Praxis Die Große Mutter

Anhang VII - Der Yoga der Großen Mutter Prajnaparamita: Sadhana der Selbsterzeugung

Anhang VIII - Ein kurzer Kommentar zu Der Yoga der Großen Mutter Prajnaparamita: Sadhana der Selbsterzeugung

Glossar

Bibliografie

Studienprogramme des Kadampa Buddhismus

Tharpa Niederlassungen weltweit

Abbildungen

Buddha Shakyamuni

Große Mutter Prajnaparamita

Avalokiteshvara

Manjushri

Vajrapani

Maitreya

 

Samantabhadra

Ksitigarbha

Sarvanivaranaviskambini

Akashagarbha

Shariputra

Ananda

Nagarjuna

Asanga

Atisha

Je Tsongkhapa

Je Phabongkhapa

Kyabje Trijang Dorjechang

Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche (eingefügt auf Bitte seiner vertrauensvollen Schüler)

Das Mantra der Vollkommenheit der Weisheit

Große Mutter Prajnaparamita


Buddha Shakyamuni

Einleitung

Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit habe, diesen Kommentar zum Sutra der Essenz der Weisheit oder Herz Sutra zu geben. Ebenso können sich auch diejenigen äußerst glücklich schätzen, die die Gelegenheit haben, die Bedeutung dieses Sutras, das die Essenz der Lehre Buddhas ist, zu studieren. Aufgrund der tiefgründigen Natur des Sutras fällt es manchen Menschen vielleicht schwer, bestimmte Teile dieses Kommentars zu verstehen. Ich werde versuchen, diese Lehren so klar wie möglich und so gut es meine Fähigkeiten zulassen zu erläutern. Weil dieses Sutra aber Buddhas endgültige Sichtweise und Absicht enthüllt, müssen wir darauf gefasst sein, einigen Schwierigkeiten zu begegnen. Bitte lassen Sie sich nicht entmutigen: Wenn wir uns in unserem Studium geduldig bemühen, werden wir ein vollständiges Verständnis des ganzen Sutras erlangen. So wie unsere Vertrautheit mit diesen Lehren wächst, so wird auch unser Verständnis zunehmen.

Alle Lehren Buddhas sind entweder Sutra (die allgemeinen Lehren) oder Tantra (die außergewöhnlichen Lehren). Es gibt keine einzige Schrift Buddhas, die nicht einer dieser beiden Kategorien zuzuordnen ist. Die Lehren des Sutra werden in zwei Gruppen eingeteilt: Sutras des Hinayana und des Mahayana. Das Sutra der Essenz der Weisheit gehört zu den Mahayana Sutras. Die Mahayana Sutras ihrerseits enthalten viele verschiedene Arten von Unterweisungen, doch die kostbarsten und höchsten sind die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit (Skrt. Prajnaparamitasutra). Buddhas endgültige Absicht ist es, jedes einzelne Lebewesen zum höchsten Glück der Erleuchtung zu führen, indem er allen den Mahayanapfad zeigt. Deshalb lehrte er die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit.

Es gibt mehrere, unterschiedlich lange Sutras der Vollkommenheit der Weisheit. Das umfangreichste ist das Sutra der Vollkommenheit der Weisheit in einhunderttausend Zeilen, das in der tibetischen Übersetzung zwölf Bände umfasst. Es gibt auch ein Sutra von mittlerer Länge mit fünfundzwanzigtausend Zeilen in drei Bänden und ein kurzes, einbändiges Sutra mit achttausend Zeilen. Dazu gibt es ein noch kürzeres Sutra mit acht Kapiteln in Versen, das Zusammengefasste Sutra der Vollkommenheit der Weisheit. Die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit erläutern alle Stufen der Pfade von Weisheit und Methode. «Weisheit» bezieht sich auf eine Verwirklichung, die unsere Buddha Natur von Behinderungen befreit. «Methode» bezieht sich auf eine Verwirklichung, die unsere Buddha Natur reifen lässt. Insbesondere enthüllt Buddha in diesen Sutras seine endgültige Sichtweise und Absicht und deshalb werden die Sutras der Vollkommenheit der Weisheit als die höchsten unter den Sutras angesehen.

Das Sutra der Essenz der Weisheit ist viel kürzer als die anderen Sutras der Vollkommenheit der Weisheit, aber es enthält explizit oder implizit die ganze Bedeutung der längeren Sutras. Weil es die eigentliche Essenz der Unterweisungen über die Vollkommenheit der Weisheit enthält, wird es das Sutra der Essenz der Weisheit genannt. Durch Studium und Kontemplation dieses Sutras und indem wir darüber meditieren, können wir ein vollkommenes Verständnis der Natur der Wirklichkeit erlangen. Wir können Behinderungen und Schwierigkeiten in unserem täglichen Leben meistern. Schließlich können wir die Hindernisse, die unser volles Erwachen verhindern, überwinden. Auf diese Weise erreichen wir den vollkommenen Zustand der Buddhaschaft. Wir sollten uns wirklich glücklich schätzen, dass wir diesen essenziellen Lehren Buddhas begegnet sind.

In diesen Lehren geht es um die Schulung in der Vollkommenheit der Weisheit. Weisheit ist ein tugendhafter, intelligenter Geist, dessen Funktion es ist, die innere Dunkelheit der Unwissenheit zu vertreiben. Mit Weisheit können wir erkennen, wie die Dinge wirklich sind. Normalerweise verstehen wir weder die wirkliche Natur der Dinge; noch verstehen wir, dass Leiden aus nichttugendhaften und Glück aus tugendhaften Handlungen entsteht. All dies ist Unwissenheit. Aufgrund dieses Mangels an Verständnis erschaffen wir, obschon wir nicht leiden möchten, durch nichttugendhaftes Handeln unser eigenes Leiden. Und obwohl wir immer glücklich sein wollen, zerstören wir unser eigenes Glück, indem wir Wut, negative Sichtweisen und falsche Absichten entwickeln. Wir sollten wissen, dass dies unsere ganz normale Lebenssituation ist.

Alle unsere Leiden und Probleme stammen aus unserer Unwissenheit. Aufgrund von Unwissenheit haben wir Leben für Leben, seit anfangsloser Zeit bis jetzt, Leiden und Probleme erfahren. Jetzt aber, während wir die kostbare Gelegenheit haben den Buddhadharma zu hören und zu praktizieren, ist die Zeit gekommen, Unwissenheit endgültig aufzugeben. Die einzige Möglichkeit, dies zu tun und das höchste Glück der Erleuchtung zu erlangen besteht darin, die Vollkommenheit der Weisheit im Allgemeinen und die höhere Vollkommenheit der Weisheit im Besonderen zu vollenden.

Die Vollkommenheit der Weisheit ist die Weisheit, die mit dem Geist des Mitgefühls für alle Lebewesen verbunden ist. Sie befähigt uns Maras – äußere und innere Dämonen, die uns behindern – zu besiegen und ein voll erleuchtetes Wesen wie Buddha Shakyamuni zu werden. Wie wunderbar!

Kommentar zum Herz Sutra

TEIL EINS:

DIE ERKLÄRUNG DER DIREKTEN BEDEUTUNG DES SUTRAS


Große Mutter Prajnaparamita

Titel und Ehrerbietung

Die Erklärung der direkten Bedeutung des Sutras wird unter den folgenden drei Hauptüberschriften dargelegt:

1. Die Bedeutung des Titels

2. Die Ehrerbietung der Übersetzer

3. Die Erklärung zum Hauptteil des Sutras

DIE BEDEUTUNG DES TITELS

Die Essenz der Vollkommenheit der Weisheit, die gesegnete Mutter

Das ist eine Übersetzung des Titels des Sutras ins Deutsche. Im tibetischen Text steht der Titel zuerst in Sanskrit und dann in tibetisch:

Sanskrit: Bhagavatiprajnaparamitahrdaya

Tibetisch: Chom dän dä ma she rab kyi pa röl tu jin pai nying po

Die Essenz der Vollkommenheit der Weisheit ist eine Weisheit, die Leerheit direkt verwirklicht und mit dem mitfühlenden Bodhichittageist verbunden ist. Mit dieser Weisheit können wir in einer einzigen Konzentration eine große Ansammlung von Verdiensten und eine große Ansammlung von Weisheit anhäufen. Diese beiden sind die Hauptursachen von Buddhas Formkörper bzw. Buddhas Wahrheitskörper. Diese Weisheit wird uns sehr schnell zur Erlangung der vollen Erleuchtung führen. Sie wird «die gesegnete Mutter» genannt, weil alle Buddhas der zehn Richtungen aus dieser Weisheit geboren werden. Die eigentliche Essenz der Vollkommenheit der Weisheit, die gesegnete Mutter, ist also die Weisheit, die Leerheit direkt verwirklicht, verbunden mit dem mitfühlenden Geist des Bodhichittas. Sie wird «endgültiger Bodhichitta» genannt.

Weil uns das Sutra lehrt, wie diese Weisheit vollendet wird, wird es die Essenz der Vollkommenheit der Weisheit, die gesegnete Mutter, genannt. Das zeigt, dass wir die Essenz der Vollkommenheit der Weisheit, die gesegnete Mutter, durch Studium und Praxis dieses Sutras vollenden können. Das ist so ähnlich wie bei Nagarjunas Text Grundlegende Weisheit, der Mittlerer Weg genannt wird (tib. Uma): Obwohl der eigentliche mittlere Weg Leerheit ist, wird der Text Mittlerer Weg genannt, weil er uns lehrt, wie wir uns in Leerheit schulen.

Wie zuvor erwähnt, ist Weisheit im Allgemeinen ein tugendhafter, intelligenter Geist, dessen Funktion es ist, die innere Dunkelheit der Unwissenheit zu vertreiben. Mit Weisheit können wir tiefgründige Objekte verstehen: wie Dinge wirklich existieren, subtile in abhängiger Beziehung stehende Phänomene und Karma. Karma ist die Beziehung zwischen den Handlungen unserer früheren Leben und den Erfahrungen des jetzigen Lebens, sowie zwischen den Handlungen unseres jetzigen Lebens und den Erfahrungen unserer zukünftigen Leben. Dieses Wissen befreit uns endgültig von Leiden und gibt unserem menschlichen Leben große Bedeutung.

Viele Menschen sind sehr intelligent im Erreichen ihrer weltlichen Ziele. Diese Intelligenz ist keine Weisheit, denn weltliche Ziele wie hoher Status, guter Ruf, Reichtum und geschäftlicher Erfolg sind täuschend. Sterben wir morgen, so verschwinden sie morgen und wir nehmen nichts davon mit. Weisheit jedoch täuscht uns nie. Sie ist unser innerer spiritueller Meister, der uns zum korrekten Pfad führt. Sie ist das göttliche Auge, mit dem wir erkennen, was wir wissen, was wir aufgeben, was wir praktizieren und was wir erlangen sollten. Wir sollten zum Beispiel wissen, dass wir aufgrund fehlender Weisheit unsere zahllosen früheren Leben ohne jeden Sinn verschwendet haben. Werden wir in dieser Welt als Mensch geboren, so bringen wir nichts mit aus unseren früheren Leben, außer Leiden und Verblendungen. Aus seinem Mitgefühl heraus und um alle Lebewesen von Leiden zu befreien, lehrte Buddha die Vollkommenheit der Weisheit. Von allen Weisheiten ist die Vollkommenheit der Weisheit des endgültigen Bodhichittas die höchste. Wir können diese Weisheit durch aufrichtiges Studium und die Praxis dieses Sutras vollenden.

DIE EHRERBIETUNG DER ÜBERSETZER

Ehrerbietung an die Vollkommenheit der Weisheit, die gesegnete Mutter.

In diesem Zusammenhang bezieht sich die Vollkommenheit der Weisheit, die gesegnete Mutter, auf das weibliche erleuchtete Wesen Große Mutter Prajnaparamita. Sie ist die Manifestation der Vollkommenheit der Weisheit aller Buddhas der zehn Richtungen. Als das Sutra vom Sanskrit ins Tibetische übersetzt wurde, richteten die Übersetzer ein besonderes Gebet an die Große Mutter Prajnaparamita, um Hindernisse zu befrieden und die Lehren dieses kostbaren Sutras zu verbreiten. Wir sollten uns an den ausgezeichneten Taten dieser Übersetzer zutiefst erfreuen und die große Güte, die sie uns erwiesen haben, würdigen. Ohne ihre Anstrengungen, das Sutra zu übersetzen, hätten weder die Tibeter noch wir im Westen die Möglichkeit, dieses kostbare Sutra zu hören, geschweige denn es zu studieren und zu praktizieren. So groß ist für uns die Güte jener Übersetzer! Vielleicht sind sie Emanationen von Buddha selbst. Es liegt nun an uns, ihre Güte zu erwidern, indem wir diesen kostbaren, heiligen Dharma aufrichtig studieren und praktizieren. So können wir sowohl unsere als auch die Wünsche anderer erfüllen.


Avalokiteshvara

 

Die Hintergründe und Shariputras Frage

DIE ERKLÄRUNG ZUM HAUPTTEIL DES SUTRAS

Die Erklärung hat drei hauptsächliche Überschriften:

1. Die allgemeine Erklärung der Hintergründe des Sutras

2. Die außergewöhnliche Erklärung der Hintergründe des Sutras

3. Die Erklärung des eigentlichen Sutras

DIE ALLGEMEINE ERKLÄRUNG DER HINTERGRÜNDE DES SUTRAS

So habe ich gehört. Einst weilte der Gesegnete zusammen mit einer großen Versammlung von Mönchen und Nonnen und einer großen Versammlung von Bodhisattvas in Rajagriha auf dem Berg der versammelten Geier.

Dieser Teil der Erklärung der Hintergründe des Sutras wird die «allgemeine Erklärung» genannt, weil es sich um Aspekte der Umstände handelt, die einfach zu verstehen sind und den Anwesenden allgemein bekannt waren.

«So habe ich gehört» weist darauf hin, dass dieser Teil des Textes explizit von Ananda, einem engen Schüler Buddhas, gesprochen wurde. Nach dem Ableben Buddhas war es im Wesentlichen Ananda, der Buddhas Worte sammelte und dessen Lehre an andere weitergab. Die Erklärung der Hintergründe wurde nicht von Buddha selbst gesprochen. Dennoch werden diese Worte als Buddhas Worte angesehen, weil Buddha Anandas Geisteskontinuum segnete und ihm die Erlaubnis gab so zu sprechen.

Es ist allgemeiner Brauch, zu Beginn der umfassenderen Sutras eine ausführliche Erklärung der Hintergründe des Sutras zu geben. Im vorliegenden Fall ist diese sehr kurz, beinhaltet aber dennoch die folgenden vier Punkte:

1. Der Sprecher des Sutras

2. Der Zeitpunkt, zu dem das Sutra verkündet wurde

3. Der Ort, wo das Sutra verkündet wurde

4. An wen das Sutra gerichtet wurde

DER SPRECHER DES SUTRAS

«Der Gesegnete» bezieht sich hier auf Buddha Shakyamuni. Er war es, der dieses Sutra tatsächlich verkündete. Dies wird später erklärt.

Es ist sehr inspirierend, über die Lebensgeschichte Buddhas und seine ausgezeichneten Taten nachzudenken. Im Allgemeinen bedeutet «Buddha» «der Erwachte». Er ist aus dem Schlaf der Unwissenheit erwacht und sieht die Dinge so, wie sie wirklich sind. Ein Buddha ist jemand, der von allen Fehlern und geistigen Behinderungen völlig befreit ist. Es gibt viele Menschen, die in der Vergangenheit Buddhas geworden sind, und in Zukunft werden alle Lebewesen Buddhas werden.

Der Buddha, der die buddhistische Religion gegründet hat, ist Buddha Shakyamuni. «Shakya» ist der Name der königlichen Familie, in die er geboren wurde; «muni» bedeutet «der Fähige». Buddha Shakyamuni wurde als königlicher Prinz 624 v. Chr. in Lumbini geboren, einem Ort, der ursprünglich im Norden Indiens lag, heute aber zu Nepal gehört. Der Name seiner Mutter war Königin Mayadevi und der seines Vaters König Shuddhodana.

Eines Nachts träumte Königin Mayadevi, dass ein weißer Elefant vom Himmel herabstieg und in ihren Schoß eintrat. Der weiße Elefant, der in ihren Schoß eingetreten war, war ein Zeichen dafür, dass sie in eben dieser Nacht ein Kind empfangen hatte, das ein reines und mächtiges Wesen war. Dass der Elefant vom Himmel herabgestiegen war, bedeutete dass das Kind vom Tushita Himmel kam, dem Reinen Land Buddha Maitreyas. Als die Königin später das Kind gebar, empfand sie keine Schmerzen, sondern erlebte stattdessen eine besondere, reine Vision. Während sie aufrecht stand und mit der rechten Hand den Ast eines Baumes hielt, nahmen die Götter Brahma und Indra das Kind ohne Schmerzen aus ihrer Seite. Anschließend ehrten sie es mit rituellen Waschungen.

Als der König das Kind sah, glaubte er, alle seine Wünsche seien in Erfüllung gegangen. Er nannte den jungen Prinzen «Siddhartha». Dann lud er einen brahmanischen Seher ein, der Vorhersagen über die Zukunft des Prinzen machen sollte. Mit seiner Hellsicht untersuchte der Seher das Kind und sagte zum König: «Es gibt Zeichen, dass der Knabe entweder ein Chakravatin König, ein Herrscher über die gesamte Welt oder ein voll erleuchteter Buddha wird. Da jedoch die Zeit der Chakravatin Könige vorüber ist, wird er sicherlich ein Buddha werden und sein wohltuender Einfluss wird die tausend Millionen Welten durchdringen wie die Strahlen der Sonne.»

Als der junge Prinz heranwuchs meisterte er mühelos, ohne dass man es ihm beibringen musste, alle traditionellen Künste und Wissenschaften. Er beherrschte vierundsechzig Sprachen und das jeweils dazu gehörige Alphabet. Auch in Mathematik war er sehr gewandt. Einmal teilte er seinem Vater mit, er könne alle Atome der Welt innerhalb eines Atemzuges zählen. Obwohl er nicht lernen musste, tat er es seinem Vater zuliebe und um anderen von Nutzen zu sein. Dem Wunsch seines Vaters folgend, besuchte er eine Schule, widmete sich dem Studium verschiedener akademischer Fächer und erlangte Gewandtheit in den Kampfkünsten und dem Bogenschießen. Der Prinz äußerte bei jeder sich bietenden Gelegenheit spirituelle Gedanken und ermutigte andere, spirituelle Pfade einzuschlagen. Als er einmal an einem Wettkampf der Bogenschützen teilnahm, rief er aus: «Mit dem Bogen der meditativen Konzentration werde ich den Pfeil der Weisheit abschießen und den Tiger der Unwissenheit in den Lebewesen töten.» Daraufhin ließ er den Pfeil losschnellen, der geradewegs fünf eiserne Tiger und sieben Bäume durchbohrte, ehe er in der Erde verschwand! Tausende von Menschen entwickelten aufgrund solcher Demonstrationen Vertrauen in den Prinzen.

Gelegentlich begab sich Prinz Siddhartha in die Hauptstadt des Königreiches seines Vaters, um zu sehen, wie die Menschen lebten. Während dieser Besuche begegnete er vielen Alten und Kranken und einmal sah er eine Leiche. Diese Begegnungen hinterließen einen tiefen Eindruck in seinem Geist und führten ihn zu der Einsicht, dass alle Lebewesen, ohne Ausnahme, die Leiden von Geburt, Altern, Krankheit und Tod erdulden müssen. Weil er die Gesetze der Reinkarnation verstand, erkannte er auch, dass sie diese Leiden nicht nur einmal, sondern immer wieder, Leben für Leben, endlos erfahren müssen. Er sah, dass alle Lebewesen in diesem schrecklichen Kreislauf des Leidens gefangen sind, empfand tiefes Mitgefühl und entwickelte den aufrichtigen Wunsch, sie alle von ihrem Leiden zu befreien. Er erkannte, dass nur ein voll erleuchteter Buddha die Weisheit und die Kraft hat, allen Lebewesen zu helfen. So entschloss er sich, den Palast zu verlassen und sich in die Einsamkeit des Waldes zurückzuziehen, um dort bis zur Erlangung der Erleuchtung in tiefer Meditation zu verweilen.

Als die Bewohner des Königreiches Shakya merkten, dass der Prinz den Palast verlassen wollte, baten sie den König, eine Hochzeit für ihn zu arrangieren. Sie hofften, dadurch den Prinzen von seinem Entschluss abzubringen. Der König war einverstanden und hatte bald eine passende Braut gefunden. Sie hieß Yasodhara und stammte aus einer angesehenen Shakya Familie. Prinz Siddhartha hatte jedoch keine Anhaftung an weltliche Vergnügen, weil er sah, dass Objekte der Anhaftung wie giftige Blumen sind. Anfänglich sehr anziehend, verursachen sie mit der Zeit großes Leid. Sein Entschluss, den Palast zu verlassen und Erleuchtung zu erlangen, blieb unverändert stark. Um aber die Wünsche seines Vaters zu erfüllen und dem Volk von Shakya zeitweilig von Nutzen zu sein, willigte er in die Hochzeit mit Yasodhara ein. Er blieb zwar als königlicher Prinz im Palast, widmete aber dennoch seine ganze Zeit und Energie dem Volk von Shakya, um ihm auf jede erdenkliche Weise zu dienen.

Als er neunundzwanzig Jahre alt war, hatte der Prinz eine Vision. Ihm erschienen alle Buddhas der zehn Richtungen und sprachen im Chor: «Du hast dich einstmals entschlossen, ein Eroberer Buddha zu werden, damit du allen Lebewesen, die im Kreislauf des Leidens gefangen sind, helfen kannst. Jetzt ist für dich die Zeit gekommen, dies zu vollenden.» Der Prinz ging sofort zu seinen Eltern und teilte ihnen seine Absicht mit: «Ich möchte mich an einen friedlichen Ort im Wald zurückziehen. Dort will ich in tiefer Meditation verweilen und rasch volle Erleuchtung erlangen. Wenn ich Erleuchtung erlangt habe, kann ich die Güte aller Lebewesen und besonders die große Güte, die ihr mir erwiesen habt, vergelten. Ich bitte euch deshalb um Erlaubnis, den Palast zu verlassen.» Als seine Eltern dies hörten, waren sie entsetzt und der König weigerte sich, seine Erlaubnis zu geben. Prinz Siddhartha sprach zu seinem Vater: «Vater, wenn du mir dauerhafte Freiheit von den Leiden der Geburt, der Krankheit, des Alterns und des Todes geben kannst, dann werde ich den Palast nicht verlassen. Wenn du das aber nicht kannst, dann muss ich fortgehen und meinem menschlichen Leben wirkliche Bedeutung geben.»

Der König versuchte nun mit allen Mitteln zu verhindern, dass sein Sohn den Palast verließ. In der Hoffnung, dass der Prinz seine Absicht ändern würde, umgab er ihn mit einem Gefolge von schönen Frauen, Tänzern, Sängern und Musikern, die Tag und Nacht ihre Kunst darboten, um ihm Freude zu bereiten. Für den Fall, dass der Prinz eine heimliche Flucht versuchen würde, umstellte der König die Palastmauern mit Wächtern. Doch die Entschlossenheit des Prinzen, den Palast zu verlassen und ein Leben der Meditation zu beginnen, konnte nicht erschüttert werden. Eines Nachts nutzte er seine Wunderkräfte, versetzte die Wächter und Höflinge in einen tiefen Schlaf und floh mit der Unterstützung eines vertrauten Dieners. Nach einem Ritt von ungefähr zehn Kilometern stieg der Prinz vom Pferd und nahm Abschied von seinem Helfer. Er schnitt seine Haare ab und warf sie zum Himmel empor, wo sie von den Göttern des Landes der dreiunddreißig Himmel aufgefangen wurden. Einer der Götter bot ihm die Safranroben eines religiösen Bettelmönches an. Der Prinz nahm sie an und tauschte sie gegen seine königlichen Gewänder. Auf diese Weise ordinierte er sich selbst als Mönch.

Siddhartha machte sich dann auf den Weg an einen Ort in der Nähe von Bodhgaya in Indien, wo er einen geeigneten Platz zum Meditieren fand. Dort blieb er und übte eine Meditation, die «raumähnliche Konzentration über den Dharmakaya» genannt wird, in der er sich einsgerichtet auf die endgültige Natur aller Phänomene konzentrierte. Nachdem er sich sechs Jahre lang in dieser Meditation geschult hatte, erkannte er, dass er der Erleuchtung sehr nahe war und begab sich nach Bodhgaya. Dort setzte er sich am fünfzehnten Tag des vierten Monats des Mondkalenders unter einen Bodhibaum und gelobte, bis zur vollständigen Erleuchtung in der Meditation zu verweilen. Mit diesem Entschluss trat er in die raumähnliche Konzentration über den Dharmakaya ein.

In der Abenddämmerung versuchte Devaputra Mara, das Oberhaupt aller Dämonen oder Maras dieser Welt, Siddharthas Konzentration zu erschüttern, indem er viele beängstigende Erscheinungen heraufbeschwor. Er erzeugte Scharen von furchterregenden Dämonen, von denen einige Speere warfen, andere Pfeile abschossen, ihn mit Feuer bedrohten und Felsbrocken oder sogar Berge nach ihm schleuderten. Siddhartha ließ sich jedoch in keiner Weise stören. Durch die Kraft seiner Konzentration erschienen ihm die Waffen, Felsblöcke und Berge als duftender Blumenregen und die tobenden Feuer als Darbringungen von Regenbogenlicht.

Als Devaputra Mara sah, dass Siddhartha nicht erschreckt werden konnte und seine Meditation nicht abbrach, ließ er zahllose wunderschöne Frauen erscheinen, um ihn abzulenken. Siddhartha entwickelte daraufhin eine noch tiefere Konzentration. Auf diese Weise siegte er über alle Dämonen dieser Welt. Deshalb wurde er später der «Eroberer Buddha» genannt.

Siddhartha setzte seine Meditation fort und erreichte im Morgengrauen die «vajragleiche Konzentration». Durch diese Konzentration, die der letzte Geisteszustand eines begrenzten Wesens ist, befreite er seinen Geist von dem letzten Schleier der Unwissenheit und wurde im nächsten Moment ein Buddha, ein voll erleuchtetes Wesen.

Es gibt nichts, das Buddha nicht weiß. Da er aus dem Schlaf der Unwissenheit erwacht ist und alle Behinderungen aus seinem Geist entfernt hat, erkennt er alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige gleichzeitig und unmittelbar. Außerdem besitzt Buddha großes Mitgefühl, das vollständig unvoreingenommen ist und alle Lebewesen ohne Unterschied umfasst. Er hilft allen Lebewesen ohne Ausnahme, indem er im ganzen Universum verschiedene Formen ausstrahlt und ihrem Geist seine Segnungen gewährt. Alle Wesen, die Buddhas Segnungen erhalten, sogar die winzigsten Tiere, entwickeln von Zeit zu Zeit friedvolle und tugendhafte Geisteszustände. Schließlich werden alle die Gelegenheit haben, den Weg zur Befreiung und Erleuchtung zu gehen, denn sie werden eine Ausstrahlung Buddhas in Gestalt eines spirituellen Meisters treffen. Der große indische Gelehrte Nagarjuna sagt, dass es kein einziges Wesen gibt, das noch keine Hilfe von Buddha erhalten hat.

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