Catilina

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Catilina
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LUNATA

Catilina

Catilina

Drama in drei Akten

© 1842 Henrik Ibsen

Aus dem Norwegischen von Christian Morgenstern

Umschlagbild Cesare Maccari

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Vorwort zur zweiten Ausgabe

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vorwort zur zweiten Ausgabe

Ich lebte damals in Grimstad und war darauf angewiesen, mir das, was ich zum Lebensunterhalt wie zur Vorbereitung auf das akademische Examen nötig hatte, selbst zu erwerben. Die Zeit war voll Sturm und Drang. Die Februarrevolution, die Aufstände in Ungarn und anderswo, der Schleswiger Krieg, – all das griff mächtig und fördernd in meine Entwicklung ein, wie unfertig sie auch lange danach noch bleiben mochte. Ich schrieb volltönende Gedichte an die Magyaren, worin ich sie ermunterte, der Freiheit und Menschheit zum Frommen in dem gerechten Kampfe wider die »Tyrannen« auszuharren; ich schrieb eine ganze Reihe Sonette an König Oskar, die, soweit ich mich entsinne, die Aufforderung enthielten, er sollte alle kleinlichen Rücksichten beiseite setzen und unverzüglich, an der Spitze seines Heeres, den Brüdern an Schleswigs äußersten Grenzen zu Hilfe eilen. Da ich heut, im Gegensatz zu damals, bezweifle, daß meine schwungvollen Anreden der Sache der Magyaren oder Skandinaven irgend einen wesentlichen Nutzen gebracht hätten, so halte ich es für ein Glück, daß sie im halbprivaten Bereich des Manuskripts verblieben sind. Enthalten konnte ich mich indessen doch nicht, mich bei erhebenderen Anlässen in einem mit meinen Dichtungen übereinstimmenden, leidenschaftlichen Sinn auszusprechen, was mir aber – bei Freunden wie bei Gegnern – nur den zweifelhaften Gewinn eintrug, von den Freunden als veranlagt zu unfreiwilligem Humor begrüßt zu werden, während die Gegner es im höchsten Grade auffallend fanden, daß ein junger Mann in meiner untergeordneten Stellung sich mit der Erörterung von Dingen befassen konnte, über die sie selbst nicht einmal eine Meinung zu haben wagten. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß ich hinzufügen, daß mein Auftreten in verschiedenen Beziehungen die Gesellschaft auch wirklich nicht gerade zu der Hoffnung berechtigte, die Bürgertugenden würden durch mich einen Zuwachs erhalten, – wie ich mich denn auch durch Epigramme und Karikaturen mit mehreren Leuten überwarf, die Besseres um mich verdient hatten, und auf deren Freundschaft ich im Grunde Wert legte. Überhaupt, – während da draußen eine große Zeit brauste, lebte ich auf Kriegsfuß mit der kleinen Gesellschaft, in die der Zwang der Lebensbedingungen und der Umstände mich sperrte.

So lagen die Dinge, als ich während der Vorbereitungen zum Examen Sallusts »Catilina« samt Ciceros Rede gegen diesen Mann vornahm. Ich verschlang diese Schriften, und wenige Monate später war mein Drama fertig. Wie aus meinem Buch zu ersehen ist, teilte ich damals die Auffassung der beiden alten römischen Autoren von Catilinas Charakter und Art zu handeln nicht, und ich neige noch immer der Ansicht zu, daß doch wohl irgend etwas Großes oder Bedeutendes an einem Manne gewesen sein muß, mit dem sich der unverdrossene Anwalt der Majoritäten, Cicero, nicht eher einzulassen für geraten fand, als bis die Dinge eine solche Wendung genommen hatten, daß mit dem Angriff keine Gefahr mehr verbunden war. Man darf auch daran erinnern, daß es wenige historische Persönlichkeiten gibt, deren Ruf ausschließlicher in den Händen der Gegner gelegen hätte als der Catilinas.

Mein Drama wurde nächtlicherweise niedergeschrieben. Meinem guten und ehrenwerten, aber von seinem Geschäft ganz und gar in Anspruch genommenen Prinzipal mußte ich Freistunden zum Studium geradezu abstehlen, und von diesen gestohlenen Stunden des Studiums stahl ich wiederum Augenblicke für das Dichten. So blieb mir im wesentlichen keine andere Zuflucht als die Nacht. Ich glaube, hier ist der unbewußte Grund davon zu suchen, daß die Handlung beinahe des ganzen Stückes sich zur Nachtzeit abspielt.

Eine für meine Umgebung so wenig verständliche Tatsache wie das Geschäft, ein Schauspiel zu schreiben, mußte natürlicherweise geheim gehalten werden; aber da ein zwanzigjähriger Dichter es ganz ohne Mitwisser doch nicht gut aushält, so vertraute ich zwei gleichaltrigen Freunden an, mit was ich mich im stillen befaßte.

Wir drei knüpften große Erwartungen an den »Catilina«, als er fertig war. Zunächst und vor allen Dingen sollte er nun ins Reine geschrieben werden, um mit einem erdichteten Autornamen beim Theater in Christiania eingereicht und zugleich durch den Druck veröffentlicht zu werden. Der eine meiner gläubigen Getreuen unterzog sich der Mühe, eine schöne und deutliche Abschrift meines formlos-rohen Entwurfs herzustellen, eine Aufgabe, die er mit so peinlicher Gewissenhaftigkeit löste, daß er auch nicht einen einzigen der unzähligen Gedankenstriche vergaß, die ich in der Hitze des Schaffens überall da angebracht hatte, wo mir der richtige Ausdruck im Augenblick nicht einfallen wollte. Der andere Freund, dessen Namen ich hier nenne, da er nicht mehr unter den Lebenden weilt, der damalige Studiosus und spätere Rechtsanwalt Ole C. Schulerud, fuhr mit der Abschrift nach Christiania. Ich entsinne mich noch eines seiner Briefe, worin er mir meldet, daß »Catilina« nun beim Theater eingereicht sei; daß das Stück bald zur Aufführung gelangen würde, darüber konnte natürlicherweise kein Zweifel obwalten, sintemalen die Direktion aus sehr urteilsfähigen Männern bestand; und ebensowenig war zu bezweifeln, daß sämtliche Buchhändler der Stadt für die erste Auflage mit Freuden ein erkleckliches Honorar zahlen würden; worauf es ankäme, meinte er, wäre nur, den herauszufinden, der das höchste Angebot machen würde.

Nach einer langen, spannungsvollen Wartezeit tauchten indessen allmählich einige Schwierigkeiten auf. Von der Direktion des Theaters bekam mein Freund das Stück mit einer ebenso höflichen wie bestimmten Ablehnung zurück. Er wanderte nun mit dem Manuskript von Buchhändler zu Buchhändler: aber sie sprachen sich, einer wie der andere, im selben Sinn aus wie die Theaterdirektion. Der Höchstbietende verlangte so und so viel, um das Stück honorarlos zu drucken.

Dies alles aber drückte die Siegeshoffnung meines Freundes noch lange nicht nieder. Im Gegenteil, er schrieb mir, es wäre gerade gut so –; ich sollte mein Drama in Selbstverlag nehmen; das nötige Geld wollte er mir vorstrecken; den Gewinn wollten wir teilen, wogegen er alles Geschäftliche der Sache übernehmen würde – mit Ausnahme des Korrekturlesens, was er für überflüssig hielt, da man ja ein so schönes, deutliches Druckmanuskript hätte. In einem späteren Briefe äußerte er, im Hinblick auf diese verheißungsvollen Aussichten für die Zukunft gedenke er seine Studien aufzugeben, um sich ganz und gar der Herausgabe meiner Werke widmen zu können; zwei oder drei Schauspiele das Jahr, meinte er, müßte ich mit Leichtigkeit schreiben können, und mittels einer Wahrscheinlichkeitsrechnung, die er angestellt, hatte er herausgefunden, daß wir mit dem Überschuß in nicht zu ferner Zeit schon die untereinander des öfteren verabredete oder wenigstens besprochene Reise durch Europa und den Orient antreten könnten.

Meine Reise beschränkte sich jedoch vorläufig auf Christiania. Ich traf dort zu Beginn des Frühlings 1850 ein, kurz nachdem »Catilina« im Buchhandel erschienen war. Das Stück erregte in Studentenkreisen Aufsehen und Interesse; die Kritik aber verweilte hauptsächlich bei den fehlerhaften Versen und fand das Buch im übrigen unreif. Ein mehr zustimmendes Urteil wurde nur von einer Seite aus gefällt; dieses Urteil aber kam von einem Manne, dessen Anerkennung mir immer lieb und wert gewesen ist, und dem ich hiermit meinen erneuten Dank ausspreche. Verkauft wurde nicht gerade viel von der kleinen Auflage; mein Freund hatte einen Teil der Exemplare in seiner Verwahrung, und ich erinnere mich, daß eines Abends, als unsere gemeinsame Haushaltung vor unüberwindlichen Schwierigkeiten stand, dieser Stoß Drucksachen zur Makulatur gemacht und auch glücklich an einen Höker abgesetzt wurde. In den nächstfolgenden Tagen litten wir an keinem der notwendigsten Lebensbedürfnisse Mangel.

Verwichenen Sommer, während meines Aufenthalts in der Heimat, und namentlich nach unserer Rückkehr in diese Stadt sind mir die wechselnden Bilder meines Schriftstellerlebens klarer und schärfer vors Auge getreten als je zuvor. Unter anderem nahm ich mir auch den »Catilina« wieder vor. Im einzelnen hatte ich den Inhalt des Buches fast vergessen; aber als ich es von neuem durchlas, fand ich, daß es doch nicht weniges enthielt, wozu ich mich auch heute noch bekennen dürfte, namentlich wenn man in Betracht zieht, daß es meine Erstlingsarbeit war. So mancherlei, wovon meine spätere Dichtung gehandelt hat, – der Widerspruch zwischen Kraft und Streben, zwischen Wille und Möglichkeit, die Tragödie und zugleich Komödie der Menschheit und des Individuums – tritt schon hier in nebelhaften Andeutungen hervor, und ich faßte daher den Entschluß, eine neue Ausgabe zu veranstalten – als eine Art Jubiläumsschrift: ein Entschluß, dem mein Verleger mit gewohnter Bereitwilligkeit seine Billigung gab.

Es ging aber natürlich nicht an, die alte Originalausgabe ohne weiteres wieder abzudrucken; denn sie ist, wie gezeigt wurde, nur der Abdruck meines unfertigen und formlosen Konzepts oder des allerersten rohen Entwurfes. Bei abermaligem Durchlesen entsann ich mich deutlich dessen, was mir ursprünglich vorgeschwebt hatte, und ich sah zugleich, daß die Form so gut wie an keiner Stelle einen befriedigenden Ausdruck für das gab, was ich gewollt hatte.

 

Ich entschloß mich daher, diese meine Jugenddichtung so durchzuarbeiten, wie ich es meiner Ansicht nach schon damals hätte tun können, sofern mir die nötige Zeit zur Verfügung gestanden hätte und die Verhältnisse mir günstiger gewesen wären. Die Ideen, die Vorstellungen und die Entwicklung des Ganzen dagegen habe ich nicht angetastet. Das Buch ist geblieben, was es ursprünglich war, nur daß es jetzt in vollendeter Gestalt erscheint.

Ich bitte meine Freunde in Skandinavien und anderswo, sich die obigen Bemerkungen gegenwärtig zu halten, wenn sie das Buch in die Hand nehmen; ich bitte sie, es anzunehmen als einen Gruß von mir beim Abschluß eines Zeitraumes, der für mich wechselvoll und reich an Gegensätzen gewesen ist. Viel von dem, was ich mir vor fünfundzwanzig Jahren erträumte, ist in Erfüllung gegangen, wenn auch nicht gerade so oder so schnell, wie ich gehofft hatte. Heut aber glaube ich doch, es war wohl so besser für mich; ich wünschte nicht, es wäre von dem, was dazwischen liegt, irgend etwas unversucht geblieben. Und blicke ich auf das Erlebte wie auf ein Ganzes zurück, so tue ich es mit einem Dank für alles und mit einem Dank an alle.

Dresden, im Februar 1875

HENRIK IBSEN

Personen

Lucius Catilina, ein adliger Römer

Aurelia, seine Gattin

Furia, eine Vestalin

Curius, ein Catilina verwandter Jüngling

Manlius, ein alter Krieger

Lentulus,

Coeparius,

Gabinius,

Statilius,

Cethegus, junge adlige Römer

Ambiorix,

Ollovico, Gesandte der Allobroger

Ein Alter

Priesterinnen und Diener im Tempel der Vesta

Gladiatoren und Krieger

Begleiter der Allobroger

Sullas Geist

Erster Akt

(An der Flaminischen Straße vor den Toren Roms. Eine mit Bäumen bestandene Anhöhe am Wege. Im Hintergrund ragen die Hügel und Mauern der Stadt empor. Es ist Abend.)

(Catilina steht auf der Anhöhe zwischen Gebüsch, an einen Baumstamm gelehnt.)

Catilina.

Du mußt! Du mußt! so drängt mich eine Stimme

Im Innersten, und ich, ich zaudre noch!

Ein Mann, dem Kraft und Mut zu wirken eigen,

Ein Mann, dem jedes hohe Ziel bestimmt,

Verliert sein Herz an zügellose Freuden

Und meint, sie täten ihm genug! Und doch!

Du willst dich nur betäuben, nur vergessen.

Zu spät! Vorbei! Dein Tag ist ohne Ziel

(Nach einer Pause.)

Wo bliebt ihr, meiner Jugend reiche Träume?

Wie sommerlich Gewölk entschwandet ihr

Und ließt ein tiefenttäuscht Gemüt zurück,

Dem nicht einmal ein Hoffnungsschein mehr lachte!

(Schlägt sich vor die Stirn.)

Verachte Dich, Du stolzer Catilina,

Verachte Dich, Du nicht gemeiner Mensch,

Den doch trotz aller Gaben eins nur lockt:

Genuß, Genuß und abermals Genuß.

(Ruhiger.)

Zwar bläst wohl eine Stunde noch wie diese

Die Aschenglut geheimer Sehnsucht auf.

Ah, schau' ich diese Stadt, das stolze, reiche,

Berühmte Rom, und seine Laster treten

Und sein Verfall, in den es längst versunken,

In übergroßer Klarheit vor mein Auge, –

Dann ruft's in meinem Innern laut und mahnend:

Auf, Catilina! Auf, und sei ein Mann!

(Abbrechend.)

Ach, ihr Gespinste schwärmerischer Schwermut,

Gebilde nur der Nacht und Einsamkeit, –

Die ihr beim ersten Laut des Lebens wieder

Hinabflieht in der Seele stummen Schacht!

(Die Gesandten der Allobroger, Ambiorix und Ollovico, kommen mit ihren Begleitern die Straße daher, ohne Catilina zu bemerken.)

Ambiorix.

Wir sind am Ziele! Seht die Mauern Roms!

Und drüber hoch und klar das Kapitol!

Ollovico.

Dies also dort ist Rom? Italiens Herrin,

Germaniens bald, – vielleicht auch Galliens einst.

Ambiorix.

Ja, nur zu wahr; so dürft' es einmal kommen;

Und ohne Schonung ist die Herrschaft Roms;

Den Unterworfnen beugt sie bis zu Boden. –

Nun, laßt uns sehn, was unser Volk erwartet:

Ob den Allobrogern ihr Recht wird, oder

Ob Übermut sie weiter kränken darf.

Ollovico.

Man wird uns Schutz gewähren.

Ambiorix. Hoffen wir's;

Denn noch ist alles ungewiß und dunkel.

Ollovico.

Du scheinst in Sorgen?

Ambiorix. Und mit gutem Grund.

Voll Eifersucht ist Rom auf seine Macht.

Und wisse wohl, daß diesem stolzen Weltreich

Nicht Häuptlinge gebieten, wie bei uns.

Daheim befiehlt der Weise oder Krieger;

Im Rat den obersten, im Streit den größten,

Ihn kiesen wir zum Führer unsres Stamms,

Zum Richter und zum Herrscher unsres Volks.

Doch hier –

Catilina (ruft ihnen von oben zu:)

– hier herrscht Gewalt und Eigennutz;

Durch List und Ränke wird man Herrscher hier!

Ollovico.

O weh uns, Brüder, er behorchte uns!

Ambiorix (zu Catilina.)

Ist dies bei wohlgebornen Römern Brauch?

In unsern Tälern würd' ein Mann sich schämen –

Catilina (steigt auf die Straße hinab.)

Seid ruhig; Spähen ist nicht mein Beruf;

Nur Zufall ließ mich Euer Wort vernehmen.

Ihr kommt vom Lande der Allobroger?

Ihr meint, in Rom werd' Euer Recht Euch werden?

Kehrt um! Zieht heim! Hier sind Tyrannen Herr

Und Schurken mehr denn irgendwo auf Erden.

Von »Freiheit« schallt es, »Republik« und »Recht«;

Und doch, kein Bürger, der nicht rechtlos wäre,

Verschuldet tief, ein willenloser Knecht

Von Senatoren, feil um Geld und Ehre!

Längst schwand der Geist des alten Römerstaats,

Der Freisinn, den der Vorzeit Dichter singen;

Sein Leben gilt's der Willkür des Senats

Mit schwerem Gold als Gnade abzudingen.

Hier spricht der Macht und nicht des Rechtes Mund;

Der Edle sieht nur Haß auf sich gerichtet –

Ambiorix.

Doch sprich, wer bist dann Du, der uns den Grund,

Drauf unser ganzes Hoffen stand, vernichtet?

Catilina.

Ein Mann, in dem es warm für Freiheit pocht,

Ein Feind von unbefugtem Rechtsverkürzen;

Ein Freund von jedem, den man unterjocht;

Voll Lust und Mut, die Mächtigen zu stürzen.

Ambiorix.

Das stolze Römervolk –? Wie? Rede klar!

Du willst gewiß nur eitlen Argwohn wecken, –

Ist es nicht mehr, was es vor Zeiten war:

Der Schwachen Schutz und der Tyrannen Schrecken?

Catilina (zeigt auf die Stadt und sagt:)

Sehr auf dem Hügel dort, ihr Männer, drohen

Voll Herrschertrotz das große Kapitol,

Seht es im roten Abendglanze lohen

Vom Blitz des letzten Sonnenstrahls! Nun wohl!

So bricht auch Rom in Sterbeglut zusammen;

So sinkt Roms Freiheit in der Knechtschaft Nacht.

Doch bald soll eine neue Sonne flammen,

Vor deren Glut das Düster jäh erwacht.

(Ab.)

(Ein Säulengang in Rom.)

(Lentulus, Statilius, Coeparius und Cethegus treten in eifrigem Gespräch auf.)

Coeparius.

Ja, Du hast recht; es wird nur immer ärger.

Wer weiß, wie das noch alles enden mag.

Cethegus.

Wie's enden mag? Was kümmert das Cethegus!

Ich will den Augenblick genießen, will

Den Becher leeren jeder Lust – und lasse

Die Welt gehn, wie's ihr selbst am besten paßt.

Lentulus.

Wohl dem, der's kann. Mir ist es nicht gegeben,

Den Tag so ruhig nahn zu seh, an dem

Wir keiner Fordrung mehr genügen können,

Weil unser Säckel leer ward wie ein Sieb.

Statilius.

Und keine Hoffnung, daß es besser werde!

Zwar, eine Lebensweise wie die unsre –

Cethegus.

Hör' auf, hör' auf!

Lentulus. Mein letztes Erbstück ward

Mir heute Schulden halber abgepfändet.

Cethegus.

Genug der eitlen Klagen! Folgt mir, Freunde!

Wir zechen sie in Grund und Boden, kommt!

Coeparius.

Das wollen wir! Wohlauf, Ihr frohen Brüder!

Lentulus.

Verzeiht; dort naht der alte Manlius;

Er wird uns suchen. Hören wir ihn an!

Manlius (tritt heftig ein.)

O über diese geilen Lumpenhunde!

Gerechtigkeit – sie kennen sie nicht mehr.

Lentulus.

Was ist geschehn? Weswegen so erbittert?

Statilius.

Sind Wucherer auch Dir aufs Fell gerückt?

Manlius.

Mitnichten. Hört! Wie Ihr wohl alle wißt,

Hab' ruhmvoll ich gedient in Sullas Heer.

Ein Stücklein Acker ward mir zur Belohnung;

Und als der Krieg zu Ende, lebt' ich denn

Von diesem Feld, das kümmerlich mich nährte.

Jetzt hat man mir's geraubt! Man sagt, es soll

Des Staates Eigen eingezogen werden

Zur gleichen Teilung unter alles Volk.

Dies ist gemeiner Raub und nichts darüber!

Den eignen Wanst nur wollen sie sich mästen.

Coeparius.

So geht's mit unseren Gerechtsamen!

Was schiert sich solch ein Mächtiger um Recht!

Cethegus (munter.)

Der arme Manlius! Doch Schlimmeres

Hat mich, wie ich Euch melden will, betroffen.

Erwägt den Schaden! Meine süße Buhle,

Die Livia, gab treulos mir Valet,

Und das just, als ich meinen letzten Heller

Um ihretwillen los geworden war.

Statilius.

Du hältst kein Maß. Da darf's Dich denn nicht wundern!

Cethegus.

Maß oder nicht. Ich lass' nun einmal nicht

Von meinen Wünschen ab; sie will ich stillen

Trotz alledem, solang' ich es vermag.

Manlius.

Und ich, der tapfer stritt für jene Ehre,

Für jene Macht, womit sie nun sich blähn!

Ich werd' –! Ah, wären wir die kühne Schar

Von Waffenbrüdern noch, so wollt' ich Euch –

Doch, ach, der größte Teil von uns ist tot,

Und was noch lebt, zerstreut in allen Landen.

O, was seid Ihr, die Jungen, gegen jene!

Demütig liegt Ihr vor der Macht im Staub;

Ihr wagt nicht, Eure Ketten zu zerbrechen,

Ihr tragt geduldig dieses Sklavenjoch!

Lentulus.

Bei allen Göttern! Klingt sein Wort auch kränkend, –

Er ist nicht ganz im Unrecht, wenn er schilt.

Cethegus.

Nein, nein; gewiß; ich stimme völlig zu.

Doch wie zu Werke gehn? Das ist die Sache.

Lentulus.

Ja, wahrlich! Allzulang' ertragen wir

Die Unterdrückung. An der Zeit ist's, Bande

Zu brechen, drein uns Ungerechtigkeit

Und Herrschaft hat verwirrt wie in ein Netz.

Statilius.

O, ich versteh' Dich, Lentulus! Doch siehe,

Dazu bedarf es eines starken Führers

Voll Mut und Einsicht. Und wo wäre der?

Lentulus.

Ich kenne einen, der uns führen könnte.

Manlius.

Du denkst an Catilina?

Lentulus. Just an ihn.

 

Cethegus.

Ja, Catilina wär' vielleicht der Mann.

Manlius.

Ich kenn' ihn wohl, war seines Vaters Freund,

Mit dem ich manche Schlacht zusammen kämpfte.

Sein Kleiner mußte in den Krieg ihm folgen.

Schon damals war der Knabe nicht zu halten;

Doch seltne Gaben regten sich in ihm;

Sein Sinn war hoch, sein Mut unwandelbar.

Lentulus.

Wir dürfen hoffen, ihn bereit zu finden.

Ich traf ihn heute Abend tief verstimmt.

Er brütet über einem dunklen Anschlag;

Er hatte längst ein tollkühn Ziel vor Augen.

Statilius.

Er strebt seit langem nach dem Konsulat.

Lentulus.

Wiewohl umsonst; denn seine Feinde haben

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