Бесплатно

Das Wirthshaus an der Heerstrasse

Текст
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

III

So war denn Akim wieder verheirathet und er führte seine junge Frau in sein Haus ein, wo sie nun zusammen leben sollten.

Es stellte sich bald heraus, daß Dunascha eine schlechte Haushälterin war und Akim keine rechte Stütze in ihr fand. Sie kümmerte sich um Nichts, sah grämlich aus und langweilte sich, wenn nicht irgend ein durchreisender Offizier ihr Aufmerksamkeiten erwies und Artigkeiten sagte, während sie hinter dem großen Ssamoware den Thee bereitete. Sie fuhr häufig aus, bald in die Stadt, um Einkäufe zu machen, bald in das Herrschaftshaus, welches von dem ihrigen wohl fünfviertel Stunden entfernt lag. Im Herrschaftshause fühlte sie sich am behaglichsten. Dort war sie unter alten Bekannten. Die Mädchen bewunderten ihren Putz; Kirillowna bewirthete sie mit Thee; selbst Lisaweta Prochorowna unterhielt sich mit ihr.

Aber auch diese Besuche waren nicht ohne bittere Gefühle für Dunascha. Sie durfte jetzt z. B. da sie nicht mehr zu den Hofbediensteten gehörte, auch keine – Haube und keinen Hut mehr tragen wie diese, sondern mußte ihren Kopf mit einem Tuche umwinden, »wir eine Kaufmannsfrau« bemerkte ihr Kirillowna – wie eine Bäuerin, sagte sie sich selbst.

Mehr als einmal kamen Akim die Worte in den Sinn, welche ihm ein alter Oheim, ein blutarmer Bauer und eingerosteter Hagestolz gesagt hatte, als er ihm vor der Hochzeit auf der Straße begegnete: »Nun« Bruder Akimuschka, ich höre, du willst dich wieder verheirathen.«

»Jawohl. Was weiter?«

»Ach, Akim, Akim! Du bist nun uns, den Bauern, kein Bruder mehr, gehörst nicht mehr zu unseres Gleichen – aber auch sie ist nicht Deines Gleichen!

»Warum ist sie nicht meines Gleichen?«

»Wär’ es auch nur darum,« rief er, auf Akim’s Bart zeigend, den dieser aus Gefälligkeit für Dunascha beschnitten hatte; ihn ganz abzurasiren konnte er nicht übers Herz bringen.

Akim senkte das Haupt, während der Greis sich wandte und die Schöße seines an den Schultern zerrissenen Pelzes übereinanderschlagend, mit Kopfschütteln davonging.

Ja, mehr als einmal gedachte Akim ächzend und seufzend dieser Worte, aber seine Liebe zu dem hübschen Weibe blieb dieselbe. Er war stolz auf seine Frau, wenn er sie verglich – nicht mit gewöhnlichen Bäuerinnen, oder mit seiner ersten Frau, die ihm angeheirathet wurde, als er kaum sechzehn Jahre zählte, – mit den andern Zofen im herrschaftlichen Hause.

»Wir haben doch ein allerliebstes Vögelchen im Käfig!« sagte er sich zum Troste. Die geringste Freundlichkeit Dunascha’s machte ihn überglücklich. Mit der Zeit wird sie sich schon gewöhnen und gut einleben, dachte er. Dazu kam, daß sie sich eines guten Wandels befleißigte und Niemand ihr ein schlimmes Wort nachsagen konnte.

So vergingen einige Jahre. Dunascha hatte sich mit der Zeit wirklich an ihr neues Leben gewöhnt. Akim’s Liebe und Vertrauen zu ihr nahm mit den Jahren nur zu. Ihre frühern Dienstgenossinnen, welche sich verheirathet hatten, aber zu stolz gewesen waren einen Bauern zu nehmen, hatten alle Unglück in der Ehe: theils waren sie gänzlich verarmt, theils in schlechte Hände gefallen. Akim’s Wohlstand dagegen nahm fortwährend zu. Alles glückte ihm, er mochte unternehmen was er wollte. Nur ein Glück blieb ihm versagt: Gott schenkte ihm keine Kinder.

Dunascha war nun fünfundzwanzig Jahr alt – geworden und hatte es dahin gebracht; daß man sie allgemein Afdotja Arefjewna2 nannte. Eine musterhafte Wirthin war sie gerade nicht zu nennen, aber sie liebte ihr Haus, wachte über Speisekammer, Küche und Keller und beaufsichtigte die Arbeiterinnen, d. h. sie that wenigstens so. In Wahrheit ließ sie Alles gehen wie es ging, so daß im Hause weder besondere Sauberkeit noch Ordnung herrschte. Dagegen hing im Hauptzimmer neben dem Bilde Allwo auch ihr Bild, in Oel von dem im väterlichen Hause zum Künstler aufgewachsenen Sohne des Küsters gemalt. Sie war dargestellt in weißem Kleide, mit gelbem Shawle darüber, einer sechsfach um den Hals geschlungenen Perlenschnur, langen Ohrgehängen und Ringen an jedem Finger. Man konnte sie erkennen, obgleich der Künstler sie zu fett und zu roth gehalten und ihre grauen Augen in schwarze – noch dazu schielende – verwandelt hatte.

Akim’s Porträt war weniger gelungen; der Künstler hatte ihn sehr dunkel – à la Rembrandt – aufgefaßt.

In ihrer Kleidung fing Afdotja an sich sehr zu vernachlässigen; sie warf ein großes Tuch über die Schulter und ließ das Kleid darunter sitzen wie es sitzen wollte; sie war angesteckt von jener einschläfernden, seufzenden Trägheit, welcher sich die Russen im Allgemeinen gar zu leicht hingeben, sobald sie nicht mehr um des Tages Nothdurft zu ringen haben.

Bei alledem gedieh das Hauswesen wie das Geschäft ihres Mannes; Akim und seine Frau lebten so gut miteinander, daß ihre Ehe als ein wahres Muster galt in der Nachbarschaft. Aber wie das Eichhörnchen, welches sich das Näschen putzt in demselben Augenblicke wo der Jäger darauf zielt, so fühlt der Mensch sein Unglück nicht vorher – wie unsicheres Eis bricht das Glück plötzlich unter seinen Füßen zusammen.

IV

An einem Herbstabend stieg in Akim’s Wirthshause ein Kaufmann ab, der allerlei Kurz- und Putzwaaren mit sich führte. Auf verschiedenen Umwegen fuhr er mit zwei wohlbeladenen Kibitken von Moskau nach Charkow. Er war einer der durch’s Land ziehenden Hausirer, welche die Gutsherren und besonders deren Frauen und Töchter oft mit so großer Ungeduld erwarten.

Mit diesem Kaufmann, der schon in vorgerückten Jahren stand, reisten zwei Gehilfen, wovon der eine bleich, mager und bucklig, der andere ein ansehnlicher, hübscher Bursche von etwa zwanzig Jahren war.

Sie aßen zu Abend und bestellten sich dann Thee. Der Kaufmann lud den Wirth und seine Frau ein, eine Tasse mit ihnen zu trinken, und so geschah es.

Zwischen den beiden alten Männern (Akim stand in seinem fünfzigsten Jahre) knüpfte sich bald eine Unterhaltung an. Der Kaufmann erkundigte sich nach den Gutsherrschaften in der Umgegend und Niemand konnte ihm bessere Auskunft darüber geben als Akim. Der bucklige Gehilfe verließ alle Augenblicke das Zimmer um nach den Pferden zu sehen und zog sich endlich ganz zurück, um sein Bett aufzusuchen. Afdotja hatte sich mit dem andern Gehilfen zu unterhalten. Sie saß neben ihm, weniger selbst sprechend als anhörend, was er ihr erzählte, aber dieß schien ihr sehr zu gefallen; ihr Antlitz belebte sich, eine ihr ungewöhnliche Röthe umspielte ihre Wangen und sie lachte oft und herzlich. Der junge Mann saß neben ihr fast ohne sich zu rühren, seinen lockigen Kopf auf den Tisch neigend. Er sprach leise, ohne die Stimme zu erheben und die Worte zu beschleunigen. Dagegen waren seine kleinen, aber unternehmenden blauen Augen unverwandt auf Afdotja gerichtet. Sie suchte erst seinen durchbohrenden Blicken auszuweichen, dann aber sah sie ihm selbst in’s Gesicht . . . Das Gesicht dieses kecken Burschen war frisch und glatt wie ein Borsdorfer Apfel. Er lächelte oft beim Sprechen und spielte sich mit seinen weißen Fingern am Kinn herum, woran sich schon ein leichter dunkler Flaum zeigte. Er drückte sich in der gezierten Redeweise der russischen Kaufleute aus, sprach aber sehr geläufig und mit einer gewissen nachlässigen Zuversicht, und hielt dabei immer auf sie seinen starren, kecken Blick gerichtet. Plötzlich rückte er ihr ein wenig näher und sagte, ohne eine Miene dabei zu verziehen: »Afdotja Arefjewna« eine schönere Frau als Sie giebt’s in der ganzen Welt nicht; ich glaube, für Sie könnte ich das Leben lassen.«

Afdotja lachte laut auf.

–– Was hast Du? fragte Akim.

– O, er erzählt mir so drollige Geschichten – erwiderte sie, ohne besondere Bewegung zu verrathen.

Der alte Kaufmann lächelte: – Ja« ja, mein Naoum ist ein Spaßvogel; Sie dürfen ihn aber nicht hören.

– Das fehlte noch! sagte sie kopfschüttelnd; ich habe an andere Dinge zu denken.

– He, he, natürlich, sagte der Alte. Es ist übrigens Zeit – fuhr er mit gedehnter Stimme fort – daß wir uns zur Ruhe begeben. Wir sind sehr erfreut gewesen über Ihre Gesellschaft, sehr erfreut, aber erlauben Sie uns, Ihnen eine gute Nacht zu wünschen.

Bei diesen Worten erhob er sich.

– Auch wir sind sehr erfreut gewesen, entgegnete Akim, ebenfalls sich erhebend, das heißt, wir danken für gütige Gesellschaft und Bewirthung und wünschen Ihnen, recht wohl zu ruhen. Afdotja, steh auf.

Afdotja folgte der Aufforderung gleichsam mit innerem Widerstreben; desgleichen Naoum . . . und Alle zogen sich zurück.

Die Wirthsleute stiegen zu dem Verschlage hin auf, der ihnen als Schlafzimmer diente. Akim fing alsbald an zu schnarchen; Afdotja hingegen konnte lange nicht einschlafen. Erst lag sie ganz ruhig, das Gesicht der Wand zugekehrt; dann fing sie an sich hin- und herzuwälzen im Bette und den Kopf bald auf diese, bald auf jene Seite des heißen Federkissens zu legen; dann zog sie die Bettdecke über sich und fiel in einen leisen Schlummer.

Plötzlich erschallte vom Hofe herauf eine kräftige Männerstimme, die in gedehnten, aber nicht gerade klagenden Tönen ein Lied sang, dessen Worte nicht zu verstehen waren.

Afdotja öffnete die Augen, stützte den Kopf auf die Hand und lauschte. Der Gesang währte fort und tönte kräftigen Klangs durch die Herbstluft empor.

Akim erhob den Kopf.

– Wer singt da? fragte er.

– Ich weiß nicht – antwortete sie.

– Er singt gut – hub er nach kurzem Schweigen wieder an. Er singt gut. Welche kräftige Stimme! Ich habe auch zu meiner Zeit gesungen, fuhr er fort – und ich habe gut gesungen; aber meine Stimme hat sich verdorben. Diese klingt gut. Das ist gewiß der junge Bursche, der da singt; Naoum, glaub ich, heißt er. – Und er legte sich auf die andere Seite, seufzte tief auf und schlief wieder ein.

 

Die Stimme im Hofe ließ sich noch lange vernehmen. Afdotja horchte mit wachsender Aufmerksamkeit. Endlich schien der Gesang plötzlich abzubrechen; noch einmal erhob er sich hell und starb dann in immer leiseren Tönen hin.

Afdotja bekreuzigte sich und legte den Kopf wieder aufs Kissen. Eine halbe Stunde verging so; dann erhob sich die junge Frau leise und glitt vorsichtig ans dem Bette.

– Wohin willst Du, Frau? fragte Akim durch den Schlaf.

Sie blieb stehen.

– Ich wollte das Lämpchen vor dem Heiligenbilde etwas aufmuntern, sagte sie, ich kann nicht einschlafen.

– Bete Du, murmelte er, wieder einschlafend.

Afdotja ging zum Heiligenbilde und machte sich mit dem Lämpchen zu schaffen, welches plötzlich erlosch. Sie legte sich wieder in’s Bett. Alles wurde still.

Am andern Morgen früh machte sich der Kaufmann auf den Weg mit seinen Gehilfen. Afdotja schlief noch. Akim gab den Reisenden eine gute Strecke das Geleite; er mußte nach der Mühle gehen. Als er nach Hause zurückkehrte, fand er seine Frau schon angekleidet und nicht mehr allein. Der junge Bursche vom vergangenen Abend, Naoum, war bei ihr. Sie standen am Tische beim Fenster und unterhielten sich. Wie sie Akim erblickte, verließ Afdotja schweigend das Zimmer. Naoum sagte, er sei zurückgekommen um die Handschuhe seines Herrn zu holen, welche auf der Bank liegen geblieben wären, und entfernte sich dann ebenfalls . . .

Wir wollen jetzt dem Leser sagen, was er wahrscheinlich schon errathen haben wird, daß Afdotja sich leidenschaftlich in Naoum verliebt hatte. Wie das so schnell geschehen konnte, ist schwer zu erklären, um so schwerer, als sie bis dahin tadellos in ihrer Aufführung gewesen war, trotz der vielen Gelegenheiten und lockenden Versuchungen, welche sich ihr geboten, die ehrliche Treue zu brechen. Später, als ihr Verhältniß mit Naoum offenkundig geworden, galt es in der ganzen Nachbarschaft für eine ausgemachte Sache, daß Naoum ihr gleich am ersten Abend einen Zaubertrank in den Thee geschüttet habe (das russische Volk glaubt noch fest an die Wirksamkeit solcher Mittel), dessen Erfolg auch bald an Afdotja sich offenbarte, indem sie von dem Tage an abzehrte und traurig, wurde.

Wie dem nun immer sein mochte, Naoum ließ es an Besuchen in Akim’s Hause nicht fehlen. Zuerst kam er wieder in Begleitung des alten Prinzipals; nach drei Monaten aber erschien er allein und mit eigenen Waaren. Dann ging das Gerücht, er habe sieh in einer benachbarten Stadt niedergelassen, und von der Zeit an verfloß keine Woche, ohne daß man ihn auf der großen Verkehrsstraße sah mit seiner buntbemalten Telega, von ein paar runden kleinen Pferden gezogen, die er selbst lenkte. Zwischen ihm und Akim bestand gerade keine große Freundschaft, aber auch von Feindseligkeit war nichts zu merken. Akim schenkte ihm nur geringe Aufmerksamkeit und betrachtete ihn als einen unternehmenden jungen Mann, dem es nicht fehlen könne, seinen Weg zu machen. Von Afdotja’s Gefühlen für ihn hatte er keine Ahnung und vertraute ihr nach wie vor.

So verflossen abermals zwei Jahre.

V

An einem Sommertage, vor Tisch, um ein Uhr Nachmittags, ging Lisaweta Prochorowna, deren Gesicht in den beiden letzten Jahren, trotz allen Schönheitsmitteln, die sie anwandte, trotz aller rothen und weißen Schminke, die sie auflegte, auffallend gelb und faltig geworden war, mit ihrem Hündchen und einem zierlichen Sonnenschirm in ihrem nach deutscher Art sauber hergerichteten Garten spazieren. Leise mit ihrem gestärkten Kleide rauschend, ging sie kurzen Schritts den blanken Sandweg hinab, der zwischen zwei Reihen sich weit von den Stengeln ausstreckender Georginen hinführte, als sie plötzlich von unserer alten Bekannten Kirillowna eingeholt wurde, welche ihr respectvoll mittheilte, daß eben ein Kaufmann aus B. angekommen sei, der sie in einer höchst wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünsche.

Kirillowna erfreute sich der Gunst ihrer Gebieterin noch ganz in früherer Weise (in Wirklichkeit war sie es, welche die Gitter der Frau v. Kuntze verwaltete) und hatte sogar seit Kurzem die Erlaubniß eine weiße Haube zu tragen, was den scharfen Zügen ihres dunklen Gesichts einen noch stärkeren Ausdruck gab.

– Ein Kaufmann? fragte die Dame. Was will er von mir?

– Ich weiß nicht, gnädige Frau, erwiderte Kirillowna mit süßlicher Stimme: – er scheint die Absicht zu haben, etwas von Ihnen zu kaufen.

Lisaweta Prochorowna kehrte in ihr Empfangszimmer zurück und nachdem sie dort ihren gewöhnlichen Paradeplatz eingenommen hatte in einem hohen Sessel, der oben wie mit einem Thronhimmel überwölbt war, zierlich von Epheu umschlungen, befahl sie den Kaufmann aus B. zu ihr zu führen.

Alsobald trat Naoum ein, verbeugte sieh und blieb bei der Thüre stehen.

– Ich höre, daß Sie etwas von mir zu kaufen wünschten, hub sie an, indem sie bei sich dachte: was ist dieser Kaufmann für ein schöner junger Mann! —

– Ganz richtig, gnädige Frau.

– Und was wäre das?

– Würden Sie sich nicht entschließen können, Ihr Wirthshaus zu verkaufen?

– Welches Wirthshaus?

– Nun das Wirthshaus an der Heerstraße, nicht weit von hier.

– Aber das Wirthshaus gehört ja nicht mir, es ist Akim’s Eigenthum.

– Wie sollt es nicht Ihnen gehören? Es liegt doch aus Ihrem Grund und Boden.

– Das ist richtig; der Grund und Boden gehört mir, aber das Wirthshaus ist Akim’s Eigenthum.

– Ganz richtig. So würden Sie sich nicht entschließen, es mir zu verkaufen?

– Wie könnt ich’s verkaufen?

– Ganz richtig. Aber ich würde einen hübschen Preis dafür geben.

Lisaweta Prochorowna schwieg einen Augenblick. Dann hub sie wieder an:

– Sie reden sehr seltsam mit mir . . . Nun, was bieten Sie denn? Das heißt, ich frage nicht für mich, sondern für Akim.

– Für alle Gebäude und Pertinenzien, natürlich mit dem dazu gehörigen Grund und Boden, würd’ ich zweitausend Rubel geben.

– Zweitausend Rubel, das ist sehr wenig, entgegnete Lisaweta Prochorowna.

– Der richtige Preis.

– Haben Sie mit Akim gesprochen?

– Wozu« gnädige Frau? Das Gehöft gehört Ihnen und ich habe mir die Ehre erbeten mit Ihnen darüber zu sprechen.

– Aber ich habe Ihnen schon erklärt . . . Es ist wirklich sonderbar, daß Sie mich nicht verstehen.

– Warum sollt ich Sie nicht verstehen, gnädige Frau? Wir verstehen schon.

Lisaweta Prochorowna sah Naoum an und Naoum sah Lisaweta Prochorowna an.

Dann nahm er wieder das Wort:

– Nun, gnädige Frau, welche Vorschläge würden Sie denn wohl belieben, das heißt Ihrerseits, zu machen?

– Meinerseits . . . Lisaweta Prochorowna rückte auf ihrem Sitze hin und her. – Erstens hab’ ich

Ihnen schon gesagt, daß zweitausend Rubel zu wenig sind, und Zweitens . . .

– Werden wir, wenn gnädige Frau belieben, hundert Rubelchen zulegen.

Lisaweta Prochorowna erhob sich.

–– Ich sehe, daß Sie mich immer noch mißverstehen. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich dieses Gehöft nicht verkaufen kann und nicht verkaufen werde. Akim würde wegen dieses Handels einen Prozeß gegen mich anhängig machen.

Naoum lächelte und schwieg.

– Nun, gnädige Frau, wie Sie belieben – hub er dann achselzuckend wieder an . . . Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich gestört habe. Er verneigte sich und legte die Hand an die Thürklinke.

– Warten Sie noch einen Augenblick – sagte Lisaweta Prochorowna, sich nach einigem Zögern wieder zu ihm wendend.

– Sie schellte, und aus dem Kabinete erschien Kirillowna: – »Kirillowna« laß für den Herrn Kaufmann Thee bereiten. Ich werde Sie noch sehen,« setzte sie mit leichtem Kopfnicken hinzu.

Naoum verneigte sich noch einmal tief vor ihr und verließ dann mit Kirillowna das Zimmer.

Lisaweta Prochorowna schritt ein paarmal im Gemache auf und ab und schellte auf’s Neue. Diesmal erschien ein Bursche in Kosakentracht. Sie befahl ihm Kirillowna zu rufen, welche nach einigen Augenblicken eintrat, leisen Schrittes und behutsam, um ihre neuen ziegenledernen Schuhe so wenig als möglich knarren zu lassen.

– Hast Du gehört, begann Lisaweta Prochorowna mit erzwungenem Lächeln, hast Du gehört, was mir dieser Kaufmann vorschlägt? Das ist wirklich ein seltsamer Kauz!

– Ich weiß von Nichts, gnädige Frau. Um was handelt es sich? – Und Kirillowna kniff leicht ihre schwarzen Kalmükenaugen zusammen.

– Er will von mir Akim’s Wirthshaus kaufen.

– Nun, und warum nicht?

– Welche Frage! Was würde Akim dazu sagen? Ich hab’ es ihm abgetreten.

– Aber, gnädige Frau, wie belieben Sie nur zu reden! Gehört der Hof nicht Ihnen?

– Kirillowna, ich bitte Dich, wie kannst Du nur so reden! – Lisaweta Prochorowna zog ihr Baitisttuch hervor und schnäuzte sich krampfhaft darin aus . . . Wie würde Akim . . . Er hat das Wirthshaus mit seinem eigenen Gelde gebaut und mir den Platz dafür bezahlt.

– Akim? Der hat doch wahrhaftig lange genug den Nießnutz davon gehabt . . . und Alles durch Ihre Gnade. Sind wir doch mit Allem, was wir haben, Ihr Eigenthum! Und Sie glauben, gnädige Frau, daß er sich nicht ein hübsches Sümmchen zurückgelegt haben sollte? Ich kann Ihnen schwören, daß er reicher ist als wir Alle. Und warum soll er besser sein als Ihre übrigen Leibeigenen? Wodurch hat er sein Geld erworben? Dadurch, daß Sie ihm erlaubt haben, Fuhrwesen zu treiben. Er hat sich ein schönes Vermögen damit gemacht.

– Das will ich gerne zugeben; aber trotzdem kann ich nicht . . . Wie dürfte ich seinen Hof verkaufen.

– Weßhalb denn dürfen Sie ihn nicht verkaufen? fuhr Kirillowna fort. – Es scheint sich ein guter Käufer gefunden zu haben. Erlauben Sie zu fragen was er bietet?

– Zweitausend Rubel und etwas darüber, antwortete Lisaweta Prochorowna leise.

– Er wird mehr geben, gnädige Frau, wenn er gleich von vorneherein zweitausend geboten hat. Und mit Akim finden Sie sich schon ab . . . Er wird Ihnen noch dankbar sein.

– Natürlich muß ich mich mit ihm abfinden. Doch nein, Kirillowna, ich kann den Hof nicht verkaufen . . . Und Lisaweta Prochorowna ging im Zimmer auf und nieder . . . Nein, es ist unmöglich . . . es geht auf keinen Fall. Ich bitte Dich, rede mir nicht mehr davon . . . Du würdest mich erzürnen.

Allein trotz des Verbotes der bewegten Gebieterin fuhr Kirillowna fort über die Angelegenheit zu reden und nach einer halben Stunde kehrte sie zu Naoum zurück, der inzwischen bei seinem Thee sitzen geblieben war.

– Was haben Sie mir zu sagen, meine Verehrungswürdigste, sprach Naoum zu der Eintretenden, indem er zierlich seine geleerte Tasse umkehrte und auf die Unterschale setzte.

– Ich habe Ihnen zu sagen, entgegnete Kirillowna, daß die gnädige Frau Sie erwartet.

– Ich gehorche, erwiderte Naoum. Er stand auf und folgte Kirillowna in das Empfangszimmer.

Die Thüre schloß sich hinter ihnen . . . Als sie sich endlich wieder öffnete und Naoum unter tiefen Verbeugungen rückwärts heraustrat, war der Kauf schon abgeschlossen. Akims Hof gehörte Naoum, der ihn für 2800 Rubel Papier erworben. Man war übereingekommen, den Kaufkontrakt so schnell als möglich zu unterzeichnen und die Sache bis zu einem gelegenen Augenblick geheim zu halten. Lisaweta Prochorowna erhielt hundert Rubel Handgeld und zweihundert Rubel fielen für Kirillowna ab.

· »Das war ein guter Handel – dachte Naoum, als er sieh in seine Telega schwang – das Glück ist mir immer günstig gewesen.

2Dunascha ist das Diminutivum von Afdotja. Dem Taufnamen das Patronymicum folgen zu lassen, ist ein Beweis von Achtung.
Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»