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Drei Portraits

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Iwan Andreewitsch’s Kinder hatten große Furcht vor ihrem Vater. Sie waren auf dem Gute ausgewachsen und Zeugen des sonderbaren Betragens Iwan Andreewitsch‘s gegen seine Frau. Sie hatten Alle Anna Pawlowna außerordentlich lieb, durften jedoch nicht ihre Liebe zu ihr blicken lassen. Sie selbst schien gewissermaßen Scheu vor ihnen zu haben . . . Sie erinnern sich noch meines Großvaters, meine Herren! Bis an sein Ende pflegte er auf den Zehen einherzugehen und flüsternd zu sprechen . . . was doch Gewohnheit macht! Er und sein Bruder, Iwan Iwanowitsch, waren einfache Leute, gute, ruhige und gemüthliche Menschen; meine grand tante Natalia hatte einen rohen und dummen Menschen geheirathet und bewahrte ihm bis an’s Ende eine stille, knechtische Liebe. – Ein anderer Charakter war der Bruder Wassili. Ich erzählte Ihnen, wenn ich nicht irre, daß Iwan Andreewitsch ihn in Petersburg gelassen hatte. Damals war er zwölf Jahre alt. Der Vater hatte ihn der Obhut eines entfernten Verwandten, der nicht mehr jung, unverheirathet und eingefleischter Voltairianer war, anvertraut. Wassili wuchs heran und trat in den Dienst. Er war nicht hoch von Wuchse, aber gut gebaut und ungewöhnlich gewandt; er sprach vortrefflich französisch und stand in dem Rufe eines geschickten Fechters. Er galt für einen der elegantesten jungen Männer im Anfange der Regierung Katharina‘s. Mein Vater erzählte mir oft, er habe mehr als eine alte Dame getroffen, die nicht ohne herzliche Rührung an Wassili Iwanowitsch Lutschinow zu denken vermochte. Stellen Sie sich einen Menschen vor, mit ungewöhnlicher Kraft des Willens begabt, leidenschaftlich und berechnend, ausdauernd und kühn, verschlossen bis auf‘s Aeußerste und – nach Aussage Aller, die ihn gekannt haben – von bezaubernder, verführerischer Liebenswürdigkeit. Gewissenhaftigkeit, Gutherzigkeit, Rechtsgefühl gingen ihm gänzlich ab und doch hätte Niemand ihn einen durchaus bösen Menschen nennen können. Er war ehrgeizig – verstand aber seinen Ehrgeiz zu bemänteln und liebte Unabhängigkeit über Alles. Wenn Wassili Iwanowitsch gelegentlich ein Lächeln zeigte, freundlich die schwarzen Augen zusammendrückte, Jemand »um den Finger wickeln« wollte, war es, wie man sagt, unmöglich, ihm zu widerstehen – und selbst Leute, die von seiner Herzlosigkeit und Kälte überzeugt waren, ließen sich oft von der Wunderkraft seines Einflusses hinreißen. Er war eifrig auf seinen Vortheil bedacht und zwang Andere, demselben dienstbar zu werden; es glückte ihm in Allem, weil er niemals den Kopf verlor, vor Schmeichelei keinen Abscheu fühlte, wenn ihm dieselbe als Mittel dienen konnte und sich auf das Schmeicheln »verstand«.

Zehn Jahre nach Iwan Andreewitsch’s Uebersiedelung auf‘s Land kam er auf vier Monate als brillanter Gardeoffizier nach Lutschinowka – und es gelang ihm in dieser Zeit sogar seinen Vater, diesen finsteren Alten, zu bezaubern! Sonderbar! Der herbe, trockene Iwan Andreewitsch hörte mit einer Art schadenfrohen Entzückens die Erzählungen seines Sohnes von dessen Eroberungen an. Die Brüder mußten den Mund ausreißen und ihn anstaunen wie ein höheres Wesen. Und selbst Anna Pawlowna schien ihn mehr als die anderen Kinder, die ihr doch so sehr zugethan waren zu lieben . . .

Wassili Iwanowitsch war aufs Land gekommen, einmal, um seine Familie zu besuchen, vor Allem aber, sich soviel Geld wie möglich von seinem Vater zu verschaffen. In Petersburg hatte er verschwenderisch und flott gelebt und beträchtliche Schulden hinterlassen. Bei dem Geize des Vaters hatte er kein leichtes Spiel und obgleich Iwan Andreewitsch dem Sohne bei dessen einmaligem Besuche, aller Wahrscheinlichkeit nach, weit mehr Geld gegeben hatte, als allen übrigen Kindern im Verlaufe der zwanzig Jahre, die sie im elterlichen Hause verbracht hatten, so hielt sich Wassili doch an den bekannten russischen Grundsatz: »nimmt man, so nehme man mit vollen Händen!« Iwan Andreewitsch hatte einen Diener, Namens Juditsch, einen ebenso langen, mageren und schweigsamen Menschen, wie er selbst einer war. Man sagt, dieser Juditsch habe zum Theil Veranlassung zu dem sonderbaren Benehmen Iwan Andreewitsch’s gegen seine Frau gegeben: er soll nämlich die verbrecherische Verbindung meiner Urgroßmutter mit einem der intimsten Freunde meines Urgroßvaters entdeckt haben. Wahrscheinlich wird Juditsch seinen voreiligen Eifer tief bereut haben, denn es wäre schwer gewesen, einen Menschen von besserem Gemüth zu finden als ihn. Noch heute ist sein Andenken meinen Hofleuten theuer. Juditsch besaß das unbegrenzte Vertrauen meines Urgroßvaters. Zu damaliger Zeit hatten die Gutsbesitzer Geld, sie legten dasselbe jedoch nicht in Sparcassen und Leihbanken an, sondern bewahrten es bei sich in Kisten und in Räumen unter den Fußböden und anderen Orten auf. Iwan Andreewitsch verwahrte all sein Geld in einem großen, eisenbeschlagenen Kasten, der am Kopfende seines Bettes stand. Der Schlüssel zu diesem Kasten war Juditsch eingehändigt worden. Jeden Abend vor dem Schlafengehen ließ Iwan Andreewitsch in seiner Gegenwart diesen Kasten öffnen, schlug mit seinem Starke der Reihe nach an alle vollgestopften Säcke und jeden Sonnabend schnürte er mit Juditsch die Säcke eigenhändig auf und zählte sorgfältig das Geld nach. Wassili hatte von diesem geheimen Treiben Wind bekommen und war von Verlangen entbrannt, die Ruhe des verbotenen Kastens zu stören. In fünf bis sechs Tagen hatte er Juditsch kirre gemacht, das heißt, es dahin gebracht, daß der arme Alte ganz von ihm eingenommen wurde. Nachdem nun Wassili ihn gebührenderweise vorbereitet hatte, stellte er sich besorgt und düster, wollte auf Juditsch’s Fragen lange keine Antwort geben und erklärte ihm endlich, er habe all sein Geld verspielt und werde – falls er nicht irgendwo das nöthige auftreibe, Hand an sich legen. Juditsch brach in Thränen aus, warf sich vor ihm auf die Kniee nieder, bat ihn, er möge Gottes eingedenk sein und seine Seele nicht zu Grunde richten. Wassili, ohne ein Wort zu sagen, verschloß sich auf seinem Zimmer. Einige Minuten später hörte er, daß Jemand leise an seine Thür klopfte, er öffnete und erblickte an der Schwelle Juditsch, bleich, zitternd, mit einem Schlüssel in der Hand. In einem Augenblicke hatte Wassili Alles begriffen. Er wollte anfangs lange nicht einwilligen. Juditsch wiederholte unter Thränen: »nehmen Sie ihn« gnädiger Herr, nehmen Sie ihn,« . . . Endlich willigte Wassili ein. Es war an einem Montage. Wassili verfiel auf den Gedanken, das herausgenommene Geld durch zerschlagene Scherben zu ersetzen. Er rechnete darauf, daß Iwan Andreewitsch beim Anklopfen der Säcke mit dem Stocke, der kaum merkbare Unterschied des Klanges nicht auffallen werde – und bis zum Sonnabend hoffte er Geld aufzutreiben und es in den Kasten zurückzulegen. Gedacht – gethan. Der Vater wurde allerdings nichts gewahr. Doch der Sonnabend war nahe und Wassili hatte kein Geld; mit der entwendeten Summe hatte er gehofft, einem reichen Nachbarn ein Erkleckliches im Spiel abzugewinnen – hatte aber selbst Alles verspielt. Unterdessen war der Sonnabend gekommen; es kamen die mit Scherben gefüllten Säcke an die Reihe. Stellen Sie sich nun, meine Herren, das Erstaunen und den Unwillen Iwan Andreewitsch’s vor!

– Was ist denn das? platzte er heraus.

Juditsch schwieg.

– Du hast das Geld gestohlen?

– Nein, das habe ich nicht.

– Dann hat Jemand den Schlüssel von Dir bekommen?

– Ich habe Niemandem den Schlüssel gegeben.

– Niemandem? Hast Du ihn Niemandem gegeben – so bist Du der Dieb, Gestehe!

– Ich bin kein Dieb. Iwan Andreewitsch.

– Wo« zum Teufel, sind denn die Scherben hergekommen? So also betrügst Du mich? Zum letzten Male sage ich Dir‘s – gestehe!

Juditsch senkte den Kopf und kreuzte die Hände auf dem Rücken.

– Heda, Leute her! schrie Iwan Andreewitsch mit wüthender Stimme. – Ruthen her!

– Wie? mich wollen Sie bestrafen lassen? stammelte Juditsch.

– Seht mir den an! glaubst Du Dich besser als die Andern? Du bist ein Dieb! Nein, Juditsch! von Dir hätte ich ein solches Bubenstück nicht erwartet.

– Ich bin in Ihrem Dienste grau geworden, Iwan Andreewitsch, brachte Juditsch mit Mühe heraus.

– Was schiert mich Dein graues Haar! Hole Dich der Teufel sammt Deinem Dienste!

Das Hausgesinde trat in‘s Zimmer.

– Nehmt ihn, und gebt ihm tüchtig!

Iwan Andreewitsch’s Lippen wurden bleich und zuckten.

Er ging im Zimmer auf und ab, wie ein wildes Thier in einem engen Käfig. Die Leute wagten es nicht, den Befehl zu vollstrecken.

– Was steht Ihr da, Hallunken? Wollt Ihr etwa, daß ich selbst Hand an ihn lege, wie?

Juditsch legte sich schweigend auf die Diele, und erwartete die Strafvollstreckung.

– Halt! rief Iwan Andreewitsch.

– Juditsch, zum allerletzten Male sage ich Dir, bitte ich Dich, Juditsch, gestehe!

Ich kann nicht! stöhnte Juditsch.

– So packt ihn, den alten Heuchler! . . . Schlagt ihn todt! Ich nehme es auf mich! donnerte der wüthende Alte. Die Strafe begann . . .

Plötzlich ging die Thür auf und Wassili trat herein. Er war fast noch bleicher als sein Vater, seine Hände zitterten die Oberlippe war hinaufgezogen und ließ einst Reihe weißer und regelmäßiger Zähne sehen.

– Ich bin der Schuldige, sagte er mit dumpfer aber fester Stimme.

– Ich habe das Geld genommen.

Die Leute hielten inne.

– Du! wie? Du, Waßka! ohne Juditsch‘s Einwilligung?

– Nein! sagte Juditsch : – mit meiner Einwilligung. Ich selbst habe Wassili Iwanowitsch den Schlüssel gegeben.

– Ach, Wassili Iwanowitsch, mein gnädiger, junger Herr, warum sind Sie dazwischen gekommen?

– Der ist also der Dieb! schrie Iwan Andreewitsch.

– Danke Dir, Wassili, danke Dir! Dir aber, Juditsch, schenke ich es doch nicht. Warum hast Du mir nicht sogleich Alles gestanden? Heda, Ihr! was steht Ihr da? oder wollt auch Ihr meine Macht nicht anerkennen? Mit Dir aber, Freundchen, werde ich noch sprechen! setzte er zu Wassili gewendet hinzu.

 

Die Leute wollten Juditsch wieder ergreifen.

– Rührt ihn nicht an! sagte Wassili durch die Zähne.

– Das Gesinde gab nicht darauf Acht. – Zurück! schrie er und stürzte auf sie los . . . Sie wichen zurück.

– Ha!i Aufruhr! ächzte Iwan Andreewitsch und schritt mit erhobenem Stock auf seinen Sohn los.

Wassili that einen Schritt zurück, faßte den Griff seines Degens und entblößte ihn zur Hälfte, Alle erbebten. Anna Pawlowna, durch den Lärm herbeigerufen, erschien erschreckt und bleich an der Thür.

Furchtbar veränderte sich Iwan Andreewitsch‘s Gesicht. Er schwankte, der Stock entglitt seiner Hand, er sank schwer aus einen Sessel nieder und bedeckte mit beiden Händen die Augen. Niemand rührte sich, Alle standen wie versteinert, Wassili nicht ausgenommen. Krampfhaft hielt er den stählernen Griff seines Degens umklammert, seine Augen sprühten düstere, boshafte Blitze . . .

– Geht Alle . . . Alle hinaus, sagte Iwan Andreewitsch mit leiser Stimme, ohne die Hände vom Gesichte zu nehmen.

Alle entfernten sich. Wassili blieb an der Schwelle stehen, schüttelte dann den Kopf, umarmte Juditsch, küßte seiner Mutter die Hand . . . und zwei Stunden später war er nicht mehr auf dem Gute. Er war nach Petersburg gefahren.

Abends an demselben Tage saß Juditsch auf den Aufgangsstufen des Gesindehauses. Die Dienerschaft stand um ihn herum, bezeigte ihm ihr Beileid und überschüttete den Gutsherrn mit Vorwürfen.

– Laßt doch, Kinder, sagte er zu ihnen nach einer Pause: – laßt das. . . scheltet ihn nichts. Der liebe Herr mag seiner großen Heftigkeit auch nicht froh sein . . .

Die Folge dieses Vorfalles war, daß Wassili seinen Vater nicht wiedersah. Iwan Andreewitsch starb während des Sohnes Abwesenheit, und es wurde ihm vermuthlich das Sterben so schwer, daß Gott einen Jeden von uns vor ähnlichem Hinscheiden bewahren möge. Wassili Iwanowitsch führte unterdessen ein freies, lustiges Leben nach seiner Weise und warf mit Geld um sich. Wie er zu Geld kam, könnte ich mit Bestimmtheit nicht sagen. Er hatte einen Franzosen, einen gewandten und schlauen Burschen, Namens Boursier, als Diener angenommen. Dieser Mensch wurde ihm leidenschaftlich zugethan und half ihm bei allen seinen zahlreichen Abenteuern. Es ist nicht meine Absicht, Ihnen die Streiche meines grand oncle ausführlich zu erzählen; er zeichnete sich durch eine so waghalsige Dreistigkeit, eine solch’ schlangenartige Gewandtheit, eine so unbegreifliche Kaltblütigkeit, einen so geschmeidigen und scharfen Geist aus, daß ich, die Wahrheit zu sagen, die unumschränkte Macht, welche dieser unmoralische Mensch über Leute von edelster Sinnesart ausübte, begreife . . .

Bald nach dem Tode des Vaters wurde Wassili Iwanowitsch, trotz seiner Vorsicht, von einem beleidigten Ehemann gefordert. Das Duell fand Statt, er verwundete schwer seinen Gegner und ward gezwungen, die Hauptstadt zu verlassen; es wurde ihm befohlen, sich nicht von seinem Gute zu entfernen. Wassili Iwanowitsch war 30 Jahr alt. Sie können sich leicht einen Begriff machen, meine Herren, mit welchen Gefühlen dieser, an das glänzende Leben der Hauptstadt gewöhnte Mensch, in seine Heimath fuhr. Man sagt, er sei unterweges oftmals aus der Kibitka gestiegen, habe sich mit dem Gesichte auf den Schnee geworfen und geweint. In Lutschinowka erkannte Niemand den früheren, heiteren, liebenswürdigen Wassili Iwanowitsch wieder. Er sprach mit Niemandem, war vom Morgen bis zum Abend auf der Jagd, ertrug mit sichtbarer Ungeduld die schüchternen Liebkosungen seiner Mutter und spöttelte unbarmherzig über seine Brüder und deren Frauen (sie hatten Beide bereits geheirathet) . . .

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