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Drei Portraits

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Denselben Tag fuhr Wassili zu Rogatschèw’s. Er erschien auf einmal strahlend von Heiterkeit. Wassili hatte sich nicht in Olga verliebt, nein! – mit dem Worte »lieben« darf man nicht scherzen . . . Er hatte einen Zeitvertreib gefunden, hatte sich ein Ziel gesteckt und freute sich seiner neuen Thätigkeit. Es fiel ihm gar nicht ein, daß sie – das Pflegekind seiner Mutter, die Braut eines Anderen sei; nicht einen Augenblick täuschte er sich über seine Absicht, er wußte recht wohl, daß sie seine Frau nicht werden könne . . . Vielleicht mochte Leidenschaft – freilich keine erhabene, keine edele, aber dennoch eine ziemlich heftige und quälende Leidenschaft, ihm als Entschuldigung dienen. Er hatte sich natürlich nicht gleich einem Knaben verliebt, sich von keinen unbestimmten Regungen hinreißen lassen; er wußte vollkommen, wonach ihn verlangte und wonach er strebte.

Wir wissen bereits, daß Wassili Iwanowitsch in vollem Maße das Talent besaß, in sehr kurzer Zeit sich Jedermann, selbst Menschen, die gegen ihn eingenommen waren oder sich vor ihm scheuten, geneigt zu machen. Olga hörte bald auf, Scheu vor ihm zu empfinden. Wassili Iwanowitsch erschloß vor ihr eine neue Welt. Er ließ ein Klavier für sie kommen, gab ihr Unterricht in der Musik (er selbst blies ganz nett die Flöte), las ihr aus Büchern vor, unterhielt sich lange mit ihr . . . Der Kopf begann dein armen Landfräulein in die Runde zu gehen. Wassili hatte sie gänzlich umstrickt. Er verstand es, mit ihr über Dinge zu reden, die ihr bis dahin unbekannt gewesen waren, und er sprach in einer für sie verständlichen Sprache. Allmählich wurde Olga vertraulicher und theilte ihm ihre Gefühle mit; er half ihr dabei, legte ihr die Worte in den Mund, die sie nicht finden konnte, schüchterte sie nicht ein und übte bald einen besänftigenden, bald einen aufreizenden Einfluß auf ihr Gemüth aus. Wassili hatte ihre Ausbildung nicht aus dem uneigennützigen Triebe, ihre Fähigkeiten zu wecken und zu entwickeln, unternommen; er wollte sie sich einfach etwas näher rücken, und wußte nur zu gut, daß ein unerfahrenes, schüchternes, aber ehrgeiziges junges Mädchen sich leichter durch Verstand als durch Herz erobern läßt. Selbst wenn Olga ein außergewöhnliches Wesen gewesen wäre, so würde Wassili dies doch nicht haben entdecken können, denn er behandelte sie wie ein Kind. Sie wissen aber bereits, meine Herren, daß Olga besonders hervorragende geistige Fähigkeiten nicht besaß. Wassili suchte nach Kräften auf ihre Einbildung einzuwirken, und sie schied oftmals Abends von ihm mit einem solchen Chaos neuer Vorstellungen, Worte und Begriffe im Kopfe, daß sie bis zum Anbruche des Tages nicht einschlafen konnte und mit sehnsuchtsvollem Seufzen beständig die glühenden Wangen in ihre Kissen drückte oder aufstand, an‘s Fenster trat und angstvoll und forschend den Blick in die dunkele Ferne richtete. Jeder Augenblick ihres Lebens war dein Gedanken an Wassili geweiht, sie konnte an Niemand außer an ihn denken. Bald hörte sie sogar auf, Rogatschèw ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Wassili, als gewandter und schlauer Kopf, sprach in dessen Gegenwart nicht mit Olga; sondern machte ihn durch Späße herzlich lachen, oder ersann irgend einen lärmenden Zeitvertreib, einen Ausflug zu Pferde, eine nächtliche Bootfahrt auf dem Flusse bei Fackelschein und Musik – mit einem Worte, er ließ Pawel Afanasjewitsch nicht zur Besinnung kommen. Trotz aller Schlauheit von Seiten Wassili Iwanowitsch’s, fühlte Rogatschèw wohl, daß er, der Bräutigam und künftige Gatte Olga’s, derselben einigermaßen entfremdet wurde . . . doch, aus grenzenloser Güte des Herzens, fürchtete er, sie durch Vorwürfe zu betrüben, obgleich er sie wirklich liebte und großen Werth auf ihre Gegenliebe legte. War er mit ihr allein, so wußte er nicht, wovon er mit ihr sprechen sollte, und bemühte sich, seine Verlegenheit hinter Gefälligkeiten, die er ihr erwies, zu verbergen.

Es vergingen zwei Monate. Olga hatte zuletzt jede Selbstständigkeit und Willenskraft verloren; der schwache und wortkarge Rogatschèw konnte ihr keine Stütze sein; ja, sie wollte ihren Sinnenrausch nicht bekämpfen und gab sich bebenden Herzens Wassili ganz hin . . . Ohne Zweifel wurde Olga Iwanowna damals mit den Freuden der Liebe bekannt; das währte jedoch nicht lange. Obgleich Wassili – in Ermangelung eines anderen Zeitvertreibes – ihr nicht bloß nicht entsagt hatte, sondern sich zu ihr hingezogen fühlte und zärtliche Sorge um sie trug, so war doch Olga selbst vorn Taumel dermaßen ergriffen, daß sie sogar in der Liebe kein Glück fand – und doch von Wassili nicht lassen konnte. Sie fing an, sich vor Allem zu fürchten, keine Gedanken aufkommen zu lassen, wagte nicht den Mund aufzuthun, ließ sich in keine Gespräche ein und hörte sogar ans zu lesen; Gram zehrte an ihr. Zuweilen gelang es Wassili, sie mit sich fortzureißen und sie dahin zu bringen, daß sie Alles um sich vergaß; doch schon am folgenden Tage fand er sie bleich, verschlossen, mit kalten Händen und sinnlosem Lächeln auf den Lippen . . . Es trat eine ziemlich schwere Zeit für Wassili ein; ihn konnten jedoch keinerlei Schwierigkeiten zurückschrecken. Gleich einem erfahrenen Spieler, war er ganz bei der Sache. Er konnte sich unmöglich auf Olga Iwanowna verlassen; sie wurde beständig Verrätherin an sich selbst, wurde bald bleich, bald roth, weinte . . . die neue Rolle zu übernehmen, besaß sie nicht hinreichende Kraft. Wassili mußte seine Thätigkeit verdoppeln; nur ein feiner Beobachter würde in seiner ungestümen und lärmenden Heiterkeit eine fieberhafte Spannung haben erkennen können; er spielte mit seinen Brüdern, Schwestern, mit Rogatschèw‘s mit Nachbarn und Nachbarinnen – gleich wie mit Figuren des Schachspiels; er war beständig auf der Lauer, ihm entging kein Blick, keine Bewegung, und dabei schien er der sorgloseste Mensch; jeden Morgen betrat er den Kampfplatz und jeden Abend ging er als Sieger aus dem Kampfe hervor. Eine so außergewöhnliche Thätigkeit ermüdete ihn nicht im Geringsten; er schlief vier Stunden täglich, aß sehr wenig und war gesund, frisch und heiter. Unterdessen rückte der Hochzeitstag heran; es war Wassili gelungen, Pawel Afanasjewitsch zu überzeugen, daß ein, Aufschub nothwendig sei; dann schickte er ihn nach Moskau, um Einkäufe zu machen und fertigte selbst Briefe an Petersburger Freunde ab. Er machte sich soviel zu schaffen, nicht sowohl aus Mitleid mit Olga Iwanowna, als ans Gefallen und Liebe an allerhand Händel und Geschäftigkeit. . . Und dann – begann er bereits Olga Iwanowna‘s überdrüssig zu werden, und mehr als ein Mal hatte er sie schon nach Ausbrüchen exaltirter Leidenschaft mit denselben Blicken betrachtet, mit welchen er früher Rogatschèw anzusehen pflegte. Lutschinow war von jeher ein Räthsel für Jedermann; unter der starren Eisdecke seiner Seele glaubte man bisweilen Anzeichen eines eigenthümlichen, fast südlichen Feuers zu bemerken, und in dem heftigsten Ausbruche der Leidenschaft zeigte sich bei diesem Menschen dennoch eisige Kälte. – In Gegenwart Anderer war sein Benehmen gegen Olga Iwanowna unverändert; unter vier Augen aber spielte er mit ihr wie die Katze mit der Maus, schreckte sie bald durch Sophismen, bald legte er eine drückende und schneidende Verstimmung an den Tag, oder warf sich ihr plötzlich zu Füßen und riß sie mit sich fort, wie der Wirbelwind einen Holzspahn . . . und es war dieses verliebte Spiel in solchen Augenblicken keine Verstellung von seiner Seite . . . er erlag wirklich seinem Gefühlsergusse.

Einmal, ziemlich spät am Abend, saß Wassili allein in seinem Zimmer und las mit Aufmerksamkeit die letzten Briefe, die er aus Petersburg erhalten hatte, nochmals durch – als plötzlich die Thür leise knurrte und Palaschka, Olga Iwanowna‘s Stubenmädchen, hereintrat.

– Was willst Du? fuhr Wassili sie ziemlich barsch an.

– Das Fräulein läßt Sie zu sich bitten.

– Jetzt kann ich nicht. Geh’ . . . Nun, was stehst Du noch dort? fuhr er fort, als er sah, daß Palaschka im Zimmer blieb.

– Das Fräulein läßt sagen, es wäre durchaus nöthig.

– Was ist denn dort vorgefallen?

– Belieben es selbst zu sehen . . .

Wassili erhob sich, warf ärgerlich die Briefe in einen Schubkasten und begab sich zu Olga Iwanowna. Sie saß in einem Winkel, allein – bleich und regungslos.

– Was wünschen Sie? fragte er sie in nicht allzu freundlichem Tone.

Olga warf einen Blick auf ihn und schloß bebend die Augen.

– Was fehlt Ihnen? . . . was fehlt Dir, Olga?

Er faßte ihre Hand . . . sie war kalt wie Eis . . . Sie wollte sprechen . . . die Stimme versagte ihr. Das arme Weib konnte über den Zustand, in welchem es sich befand, nicht mehr in Zweifel schweben.

Wassili wurde etwas verwirrt. Olga Iwanowna’s Zimmer lag dicht neben dem Schlafkabinete Anna Pawlowna‘s. Wassili ließ sich stille neben Olga nieder, küßte und wärmte ihr die Hände und sprach ihr leise Muth zu. Sie hörte ihn schweigend an und zitterte leicht. An der Thür war Palaschka stehen geblieben und wischte sich verstohlen die Augen. Im Nebenzimmer hörte man die trägen und ruhigen Schwingungen des Pendels und das Athemholen eines Schlafenden. Olga Iwanowna’s Erstarrung löste sich zuletzt in Thränen und leises Schluchzen auf. Thränen und Gewitter: nach Beiden fühlt sich der Mensch ruhiger. Als Olga Iwanowna sich etwas beruhigt hatte und nur noch von Zeit zu Zeit, gleich einem Kinde, krampfhaft aufschluchzte, fiel Wassili vor ihr auf die Kniee und beschwichtigte sie durch Liebkosungen und zärtliche Versprechungen vollständig, er gab ihr zu trinken, machte ihr‘s bequem und ging dann fort. Er blieb die ganze Nacht angekleidet, schrieb ein paar Briefe, verbrannte einige Papiere, holte ein goldenes Medaillon mit dem Portrait eines schwarzgelockten und schwarzäugigen Frauenzimmers mit wollüstigem und frechem Gesichte hervor, betrachtete lange die Züge desselben und ging, in Gedanken versunken, im Zimmer auf und ab. Am nächsten Morgen beim Thee wurde er mit tiefem Unwillen die rothgeweinten, geschwollenen Augen und das bleiche, besorgte Gesicht der armen Olga gewahr. Nach dem Frühstück schlug er ihr einen Gang durch den Garten vor. Olga folgte ihm wie ein gehorsames Schäfchen. Als sie aber zwei Stunden später ans dem Garten zurückkam – war ihr Gesicht kaum wieder zu erkennen; sie sagte Anna Pawlowna, ihr sei nicht wohl und legte sich zu Bett. Während des Spazierganges hatte ihr Wassili mit heuchlerischer Reue gestanden, daß er heimlich verheirathet sei – er war ledig wie ich. Olga Iwanowna war nicht in Ohnmacht gefallen – Ohnmachten kommen nur auf der Bühne vor; sie war aber plötzlich wie zu Stein geworden, obgleich sie selbst nicht nur keine Hoffnung gehegt hatte, Wassili Iwanowitsch‘s Frau werden, sondern den Gedanken an eine solche Verbindung ängstlich von sich fern gehalten hatte. Wassili hatte ihr die Nothwendigkeit einer Trennung von ihm und einer ehelichen Verbindung mit Rogatschèw auseinanderzusetzen versucht. Olga Iwanowna hatte ihn mit stummem Entsetzen betrachtet. Wassili’s Rede war kalt, bündig, entschlossen, er klagte sich selbst an, zeigte Reue – und schloß mit den Worten: »Geschehenes läßt sich nicht ungeschehen machen; jetzt heißt es handeln!« Olga war gänzlich verwirrt und muthlos; das Gefühl von Angst und Scham und Verzweiflung erdrückte sie fast; sie wünschte sich den Tod – und harrte dennoch auf Wassili’s Ausspruch.

 

– Es muß Alles der Mutter eröffnet werden, sagte er zuletzt.

Olga wurde leichenblaß; die Kniee brachen ihr zusammen.

– Sei ohne Furcht, sei ohne Furcht, redete Wassili ihr zu: – verlaß Dich auf mich, ich werde Dich nicht im Stich lassen . . . werde Alles in Ordnung bringen . . . hoffe auf mich.

Das arme Weib blickte ihn mit Liebe an . . . ja, mit Liebe, mit tiefer, wenn auch nunmehr hoffnungsloser Liebe und Ergebung.

– Alles, Alles, werde ich in Ordnung bringen, hatte ihr Wassili beim Scheiden gesagt . . . und er küßte zum letzten Male ihre Hände . . .

Am nächsten Morgen hatte Olga Iwanowna kaum ihr Lager verlassen – als die Thür ihres Zimmers aufging . . . und Anna Pawlowna an der Schwelle sichtbar wurde. Sie stützte sich auf Wassili‘s Arm. Ohne ein Wort zu sagen näherte sie sich einem Sessel und ließ sich schweigend nieder. Wassili blieb neben ihr stehen. Er schien ruhig; seine Brauen waren zusammengezogen und die Lippen etwas geöffnet. Anna Pawlowna; bleich, entrüstet, von Zorn erfüllt, wollte sprechen – doch die Stimme versagte ihr. Olga Iwanowna blickte mit Entsetzen ihre Wohlthäterin – ihren Geliebten an: furchtbar bebte ihr das Herz . . . mit einem Schrei fiel sie mitten m Zimmer auf die Kniee und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen . . . Es ist also wahr . . . wahr? . . .« flüsterte Anna Pawlowna und beugte sich zu ihr . . . »So antworte doch!« setzte sie hinzu und faßte Olga unsanft bei der Hand.

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