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Visionen und andere phantastische Erzählungen

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Plötzlich richtete sie sich auf, sah ins andere Zimmer und erhob sich.

»Geben Sie mir den Arm,« sagte sie mir, »kommen Sie schnell…«

Wir kehrten in den Saal zurück. Sie ging so schnell, daß ich ihr nur mit Mühe folgen konnte. Vor einer Säule blieb sie stehen.

»Warten wir hier eine Weile,« flüsterte sie mir zu.

»Suchen Sie jemand?..«

Sie achtete aber nicht mehr auf mich und richtete ihren starren Blick mitten in die Menge. Ihre großen schwarzen Augen blickten verträumt und zugleich drohend durch die Schlitze im schwarzen Samt.

Auch ich blickte in der gleichen Richtung, und sofort wurde mir alles klar. Im schmalen Gange zwischen den Säulen und der Wand ging er, der Mann, den ich mit ihr im Walde gesehen hatte. Ich erkannte ihn sofort: er hatte sich gar nicht verändert. Sein blonder Schnurrbart war noch ebenso schön, und in seinen braunen Augen leuchtete noch immer die gleiche selbstbewußte und ruhige Heiterkeit. Er ging nicht schnell, wiegte sich in den Hüften und erzählte etwas einer Dame im Domino, die er am Arme führte. Als er an uns vorüberging, hob er plötzlich den Kopf und blickte zuerst auf mich und dann auf sie, mit der ich stand; offenbar erkannte er sofort ihre Augen, denn plötzlich zuckten seine Brauen; er kniff seine Augen zusammen, und über seine Lippen huschte ein kaum wahrnehmbares, doch ungemein freches Lächeln. Er neigte sich zu seiner Dame und flüsterte ihr etwas ins Ohr; sie wandte sich sofort um, und ihre blauen Augen streiften uns mit einem schnellen Blick; dann kicherte sie leise und drohte ihrem Begleiter mit ihrem kleinen Händchen. Er zuckte leicht die Achseln, und sie schmiegte sich kokett an ihn…

Ich wandte mich zu meiner Unbekannten. Sie blickte dem sich entfernenden Paare nach; plötzlich riß sie ihren Arm aus dem meinen los und stürzte zur Türe. Ich wollte ihr nacheilen, sie drehte sich aber um und warf mir einen solchen Blick zu, daß ich stehen blieb und mich tief vor ihr verbeugte. Ich begriff, daß es roh und dumm gewesen wäre, sie weiter zu verfolgen.

»Sag' mir doch, mein Lieber,« fragte ich nach einer Viertelstunde einen meiner Bekannten, ein lebendiges Adreßbuch von Petersburg, »wer ist jener schlanke, hübsche Herr mit dem blonden Schnurrbart?«

»Dieser?.. Irgend ein Ausländer, ein ziemlich rätselhaftes Individuum, das sich sehr selten an unserem Horizont zeigt. Warum interessiert er dich?«

»Ich habe nur so gefragt…«

Ich kehrte nach Hause zurück. Seitdem sah ich sie nie wieder. Wenn ich den Namen des Mannes, den sie geliebt hatte, wüßte, so könnte ich wohl auch leicht herausbringen, wer sie war; ich wollte es aber nicht tun. Ich habe vorhin gesagt, daß diese Frau mir wie ein Traumbild erschienen war; so zog sie auch wie ein Traumbild vorüber und verschwand auf Nimmerwiedersehn.

Visionen
(Eine Phantasie)

 
Und der Zauber ist im Nu zerronnen,
Und das Wirkliche erfüllt die Seele.
 
A. Feth

I

Ich konnte lange nicht einschlafen und wälzte mich unaufhörlich von der einen Seite auf die andere. »Hole doch der Teufel das blöde Tischrücken,« dachte ich, »das greift nur die Nerven an…« Endlich begann der Schlummer mich zu überwältigen…

Plötzlich war es mir, als ob irgendwo im Zimmer schwach und klagend eine Saite erklänge.

Ich hob den Kopf. Der Mond stand niedrig am Himmel und blickte mir gerade in die Augen. Sein Licht lag weiß wie Kreide auf dem Fußboden… Und wieder ließ sich der seltsame Klang vernehmen…

Ich stützte mich auf einen Ellenbogen. Eine leise Furcht regte sich in meinem Herzen. – Es verging eine Minute, und noch eine… Irgendwo in der Ferne krähte ein Hahn; in noch weiterer Ferne antwortete ihm ein anderer.

Ich ließ den Kopf auf das Kissen sinken. »So weit kann es mit einem kommen,« sagte ich mir wieder, »daß es in den Ohren zu klingen anfängt.«

Einige Minuten darauf schlief ich ein, oder kam es mir nur so vor, als ob ich einschliefe?.. Ich hatte einen ungewöhnlichen Traum. Mir träumte, daß ich in meinem Schlafzimmer auf einem Bette läge, nicht schliefe, nicht einmal die Augen schließen könne. Und nun höre ich wieder den Klang… Ich wende mich um… Der Mondfleck am Boden richtet sich allmählich auf, rundet sich oben ab… Vor mir, durchsichtig wie ein Nebel, steht unbeweglich eine weiße Frau.

»Wer bist du?« frage ich sie mit großer Anstrengung.

Eine Stimme, ähnlich dem Säuseln der Blätter, antwortet mir: »Das bin ich… ich… ich… Ich bin dich abholen gekommen.«

»Mich abholen? Wer bist du?«

»Komm nachts zur alten Eiche, die an der Ecke des Waldes steht. Dort werde ich dich erwarten.«

Ich will mir das Antlitz der geheimnisvollen Frau näher ansehen, muß aber plötzlich zusammenschaudern… ein kalter Odem weht mich an. Und ich liege nicht mehr, ich sitze auf meinem Bett, und dort, wo die Vision erschienen war, liegt ein langer, weißer Mondlichtstreifen auf dem Boden.

II

Wie ich den folgenden Tag verbracht habe, weiß ich nicht mehr. Ich versuchte, glaube ich, etwas zu lesen, zu arbeiten… nichts wollte mir gelingen. Die Nacht brach an. Das Herz schlug mir voller Erwartung. Ich legte mich nieder und kehrte das Gesicht zur Wand.

»Warum bist du nicht gekommen?« ließ sich ein deutliches Flüstern vernehmen.

Ich wandte mich rasch um.

Es war wieder sie… wieder die geheimnisvolle Vision; die unbeweglichen Augen in dem unbeweglichen Gesicht blickten regungslos, und der Blick war von Trauer erfüllt.

»Komm!« flüsterte sie wieder.

»Ich werde kommen,« antworte ich mit unwillkürlichem Schaudern. Die Vision schwebte leicht nach vorn und verschwamm und verzog sich wie Rauch, – und das weiße Mondlicht lag wieder friedlich auf dem glatten Boden.

III

Ich verbrachte den Tag in Aufregung. Beim Nachtmahl trank ich fast eine ganze Flasche Wein, trat auf den Flur hinaus, kehrte jedoch gleich zurück und warf mich aufs Bett. Das Blut wogte schwer in meinen Adern.

Und wieder ließ sich der Laut vernehmen… Ich fuhr zusammen, wandte mich aber nicht um. Plötzlich fühlte ich, daß mich jemand von hinten fest umschlang und mir ins Ohr flüsterte: »Komm, komm, komm…« Ich zitterte vor Schreck und stöhnte:

»Ja, ich werde kommen!«

Und mit diesen Worten richtete ich mich auf.

Die Frau stand, über das Kopfende meines Bettes gebeugt. Sie lächelte mir leise zu und verschwand. Es gelang mir aber noch, ihr Gesicht zu sehen. Es war mir, als hätte ich es schon früher einmal gesehen; doch wo und wann? Ich stand spät auf und irrte den ganzen folgenden Tag in den Feldern und Wiesen umher, kam einige Male zur alten Eiche am Waldsaum und sah mich aufmerksam um.

Gegen abend saß ich am geöffneten Fenster in meinem Arbeitszimmer. Meine alte Haushälterin stellte eine Tasse Tee vor mich hin, ich rührte sie aber nicht an… Ich war ganz verwirrt und fragte mich sogar: »Ob ich nicht den Verstand verliere?« Die Sonne war eben untergegangen, und nicht nur der Himmel glühte – auch die ganze Luft füllte sich plötzlich mit einem fast übernatürlichen Purpurglanz; das Laub und die Gräser schimmerten wie mit frischem Lack überzogen und rührten sich nicht; in ihrer starren Unbeweglichkeit, in der grellen Deutlichkeit ihrer Umrisse, in dieser Verbindung hellen Glanzes mit toter Stille lag etwas Seltsames und Rätselhaftes. Ein ziemlich großer grauer Vogel flog plötzlich lautlos herbei und setzte sich auf den Rand des Fensterbrettes… Ich betrachtete ihn, und auch er betrachtete mich von der Seite mit seinem runden, dunklen Auge. – »Hat man dich etwa hergeschickt, um mich zu erinnern?« dachte ich.

Der Vogel schwang sogleich seine weichen Flügel und flog so lautlos davon, wie er gekommen. Ich saß noch lange am Fenster, fühlte mich aber nicht mehr so verwirrt: ich war gleichsam in einen Zauberkreis hineingeraten, und eine sanfte, doch unwiderstehliche Macht zog mich fort, ebenso wie das Boot noch lange vor dem Wasserfall von der Strömung fortgezogen wird. Endlich raffte ich mich auf. Der Purpurglanz in der Luft war längst verschwunden, die Farben waren trüber geworden, und der Zauber der Stille war gebrochen. Ein leiser Windhauch bewegte die Luft, der Himmel wurde immer dunkler und der Mond immer heller, und bald funkelte das Laub der Bäume in seinem kalten Lichte wie Silber und schwarzes Email. Meine Alte kam zu mir ins Zimmer mit einer Kerze in der Hand, doch ein Windhauch aus dem Fenster blies die Flamme aus. Ich konnte es nicht länger aushalten; ich sprang auf, drückte mir die Mütze in die Stirne und begab mich zur alten Eiche am Waldsaume.

IV

In diese Eiche hatte einmal vor vielen Jahren der Blitz eingeschlagen; die Spitze war gebrochen und verdorrt, doch im Baume war noch Lebenskraft für mehrere Jahrhunderte erhalten. Als ich mich der Eiche näherte, zog eine leichte Wolke über den Mond, und unter den breiten Ästen des Baumes lag tiefes Dunkel. Zunächst merkte ich nichts Besonderes; als ich aber zur Seite trat, erbebte in mir das Herz: neben einem hohen Strauch, zwischen der Eiche und dem Walde, stand eine weiße Gestalt. Das Haar sträubte sich mir leicht auf dem Kopfe, ich faßte mir jedoch ein Herz und ging auf den Wald zu.

Ja, das war sie, mein nächtlicher Gast. Als ich mich ihr näherte, leuchtete der Mond wieder auf. Sie schien ganz aus einem halbdurchsichtigen milchweißen Nebel gewebt – durch ihr Gesicht hindurch konnte ich einen leise vom Winde bewegten Zweig sehen – nur ihr Haar und ihre Augen hoben sich etwas dunkler ab, und an einem Finger ihrer gefalteten Hände glänzte ein schmaler mattgoldener Reif. Ich blieb vor ihr stehen und wollte sie ansprechen; doch meine Stimme erstarb mir in der Kehle, obwohl ich eigentlich keine Furcht mehr hatte. Sie richtete ihre Augen auf mich: ihr Blick drückte weder Leid noch Freude, sondern eine eigentümliche leblose Aufmerksamkeit aus. Ich wartete, ob sie nicht etwas sagen werde, sie stand aber stumm und unbeweglich, den leblosen Blick unverwandt auf mich gerichtet. Mir wurde es wieder unheimlich zumute.

 

»Ich bin gekommen!« brachte ich endlich hervor.

Meine Stimme klang seltsam hohl.

»Ich liebe dich!« flüsterte sie.

»Du liebst mich?« wiederholte ich erstaunt ihre Worte.

»Gib dich mir hin!« flüsterte sie wieder.

»Mich dir hingeben! Du bist ja eine Vision, hast ja auch gar keinen Körper.« Eine seltsame Erregung bemächtigte sich meiner. »Was bist du denn, Rauch, Luft, Dunst? Mich dir hingeben? Antworte mir zuerst, wer bist du? Hast du je auf Erden gelebt? Woher bist du gekommen?«

»Gib dich mir hin. Ich werde dir nichts zuleide tun. Sag' mir bloß die drei Worte: Nimm mich hin.«

Ich blickte sie an. »Was spricht sie da?« fragte ich mich. »Was soll dies alles bedeuten? Und wie will sie mich hinnehmen? Oder soll ich es doch versuchen?«

»Nun, gut,« sagte ich so unerwartet laut, als ob mich jemand von hinten stieße. »Nimm mich hin!«

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, als die geheimnisvolle Gestalt mit einem inneren Lachen, welches ihr Gesicht für einen Augenblick erzittern machte, sich leicht vornüber neigte und mir ihre Arme langsam entgegenstreckte… Ich wollte zurückprallen, war aber bereits in ihrer Gewalt. Sie umschlang mich, mein Körper hob sich etwa eine halbe Elle hoch vom Boden, und schon schwebten wir beide leicht und nicht zu rasch über das regungslose, taufeuchte Gras dahin.

V

Anfangs schwindelte mir der Kopf, und ich schloß unwillkürlich die Augen… Eine Minute später schlug ich sie wieder auf. Wir schwebten noch immer durch die Luft. Doch der Wald war nicht mehr zu sehen: unter uns breitete sich eine mit dunklen Flecken besäte Ebene aus. Ich merkte mit Entsetzen, daß wir uns in einer fürchterlichen Höhe befanden.

– Ich bin verloren, ich bin in der Gewalt des Satans, – ging es mir blitzartig durch den Kopf. Bis dahin war mir der Gedanke an teuflisches Blendwerk, an die Möglichkeit eines bösen Endes nicht gekommen. Wir flogen immer weiter und weiter und stiegen, wie es mir schien, immer höher und höher.

»Wohin trägst du mich?« stöhnte ich endlich.

»Wohin du willst,« antwortete meine Gefährtin. Sie schmiegte sich fest an mich; ihr Gesicht berührte beinahe das meinige. Ich spürte übrigens diese Berührung kaum.

»Bringe mich wieder auf die Erde; es schwindelt mir in solcher Höhe.«

»Gut; schließe nur die Augen und atme nicht.«

Ich folgte diesem Rat und fühlte im gleichen Augenblick, daß ich wie ein Stein fiel… der Wind pfiff durch meine Haare. Als ich wieder zu mir kam, schwebten wir fast dicht am Erdboden, so daß wir die Spitzen der hohen Grashalme streiften.

»Stell mich auf meine Beine,« sagte ich. »Ist denn das Fliegen eine Lust? Ich bin ja kein Vogel.«

»Ich dachte, es würde dich freuen. Wir tun ja nichts anderes als fliegen.«

»Ihr? Wer seid ihr denn?«

Sie gab keine Antwort.

»Du darfst es mir nicht sagen?«

Ein klagender Ton, gleich dem, der mich in der ersten Nacht aufgeschreckt hatte, klang mir in den Ohren. Indessen schwebten wir unmerklich durch die feuchte Nachtluft dahin.

»Laß mich doch!« sagte ich. Meine Gefährtin schwebte leise zur Seite, und ich stand wieder auf meinen Beinen. Sie blieb vor mir stehen und faltete wieder die Hände. Ich beruhigte mich und blickte ihr ins Gesicht: es drückte wie früher Demut und Trauer aus.

»Wo sind wir jetzt?« fragte ich, denn die Gegend kam mir unbekannt vor.

»Weit von deinem Hause, du kannst aber in einem Augenblick wieder dort sein.«

»Auf welche Weise? Soll ich mich dir wieder anvertrauen?«

»Ich habe dir ja nichts zuleide getan und werde dir auch nichts zuleide tun. Wollen wir bis zur Morgenröte fliegen, das ist alles. Ich kann dich tragen, wohin du willst, in alle Länder der Welt. Gib dich mir hin! Sag mir wieder: Nimm mich hin!«

»Nun… nimm mich hin!«

Sie schmiegte sich wieder an mich, meine Füße lösten sich vom Erdboden, und wir flogen wieder durch die Nacht.

VI

»Wohin?« fragte sie mich.

»Geradeaus, immer geradeaus.«

»Hier ist aber ein Wald.«

»Hebe dich über den Wald, doch nicht zu schnell.«

Wir schossen in die Höhe wie eine Waldschnepfe, die auf eine Birke gestoßen ist, – und flogen wieder in gerader Richtung. Die Gipfel der Bäume schwebten jetzt unter unseren Füßen wie früher die Spitzen der Grashalme. Einen seltsamen Anblick gewährte der Wald von oben herab, so eigentümlich sah sein stachliger Rücken im Mondlicht aus. Er glich einem ungeheueren, schlafenden Tier und begleitete uns mit ununterbrochenem, weit gedehnten Rauschen, das sich wie dumpfes Brummen anhörte. Ab und zu flogen wir über eine kleine Waldwiese, die schön von gezackten Schatten eingesäumt war. Zuweilen schrie unten ein Hase auf; oben pfiff ebenso klagend eine Eule; es roch nach Pilzen, Knospen und Sumpfgräsern; das Mondlicht ergoß sich kalt und hart nach allen Seiten; hoch oben über uns strahlte der große Wagen. Nun hatten wir schon den Wald hinter uns; über der Ebene schwebte ein Nebelstreif; das war ein Fluß. Wir flogen längs einem seiner Ufer, über den Büschen, die von Feuchtigkeit schwer und regungslos waren. Die Wellen auf dem Flusse schimmerten bald in blauem Glanz, bald rollten sie dunkel und gleichsam erbost dahin. Stellenweise bewegte sich über dem Wasser leichter Nebel in seltsamen Formen, – und die Kelche der Wasserlilien entfalteten ihre Blumenblätter und strahlten in ihrem jungfräulichen Weiß, als ob sie wüßten, daß sie niemand erreichen kann. Es kam mir der Wunsch, eine der Blumen zu brechen – und schon war ich dicht über der Wasserfläche… Die Feuchtigkeit schlug mir feindselig ins Gesicht, als ich den festen Stengel einer großen Blume abriß. Wir begannen über dem Flusse zu kreuzen, gleich den Rohrschnepfen, die wir im Fluge immerwährend aufscheuchten und verfolgten. Einige Male stießen wir auf kleine Familien von Wildenten, die im Kreise an einem freien Plätzchen zwischen Binsen ruhten; sie rührten sich nicht; höchstens zog eine von ihnen hastig den Hals unter den Flügeln hervor, blickte sich um und beeilte sich dann wieder den Schnabel in den weichen Flaum zu stecken, während die andere leise aufschrie und kaum wahrnehmbar am ganzen Körper erzitterte. Einmal scheuchten wir einen Reiher auf; mit den Beinen baumelnd und etwas unbeholfen die Flügel schlagend, flog er aus einem Weidenbusche auf. Nirgends regten sich Fische, – sie schliefen wohl alle. Ich begann mich an die Empfindung des Fliegens zu gewöhnen und darin sogar ein gewisses Vergnügen zu finden: jedermann, der schon im Traume geflogen ist, wird mich verstehen. Ich betrachtete mit größerer Aufmerksamkeit das geheimnisvolle Wesen, dem ich die unglaublichen Erlebnisse zu verdanken hatte.

VII

Es war eine Frau mit kleinem Kopf und einem nicht russischen Gesicht. Grauweiß, halbdurchsichtig, mit kaum wahrnehmbaren Schatten erinnerte sie mich an eine von innen erleuchtete Alabastervase, – und wieder kam sie mir so bekannt vor.

»Darf ich mit dir sprechen?« fragte ich.

»Sprich.«

»Ich sehe einen Ring an deinem Finger; du hast also einst auf der Erde gelebt, – bist wohl verheiratet gewesen?« Ich stockte… Sie gab keine Antwort.

»Sag mir wenigstens wie du heißt, oder wie du gehießen hast?«

»Nenne mich Ellis.«

»Ellis! Das klingt wie ein englischer Name! Bist du Engländerin? Hast du mich früher gekannt?«

»Nein.«

»Warum bist du denn gerade mir erschienen?«

»Ich liebe dich.«

»Bist du nun zufrieden?«

»Ja. Wir schweben und kreisen beide durch die reine Luft.«

»Ellis!« sagte ich plötzlich. »Bist du vielleicht die verdammte Seele einer Sünderin?«

Meine Gefährtin neigte den Kopf. »Ich verstehe dich nicht,« flüsterte sie.

»Ich beschwöre dich bei dem Namen Gottes…« fing ich wieder an.

»Was sprichst du da?« sagte sie verwundert. »Ich verstehe das nicht.« Es war mir, als ob der Arm, der wie ein kühler Gürtel meine Hüften umschlang, leise erzitterte…

»Fürchte dich nicht,« sagte Ellis. »Fürchte dich nicht, Geliebter!« Sie wandte sich zu mir und näherte ihr Gesicht dem meinigen… Ich fühlte auf meinen Lippen eine eigentümliche Berührung wie von einem feinen und weichen Stachel… So berührt einen ein nicht allzu blutdürstiger Blutegel.

VIII

Ich sah hinab. Wir hatten uns inzwischen wieder zu einer beträchtlichen Höhe erhoben. Wir flogen gerade über eine mir unbekannte Provinzstadt, die am Abhang eines breiten Hügels lag. Aus der dunklen Masse der Schindeldächer und Obstgärten ragten Kirchtürme empor; eine lange Brücke dunkelte an einer Biegung des Flusses; alles lag in tiefem Schlummer. Selbst die Kuppeln und Kreuze schimmerten so eigentümlich stumm und träge; stumm ragten die hohen Stangen der Ziehbrunnen neben den runden Kuppen der Weidenbüsche; eine weiße Landstraße schoß wie ein feiner Pfeil in die Stadt hinein und kam am anderen Ende in der dämmernden Ferne wieder heraus.

»Was ist das für eine Stadt?« fragte ich.

»Es ist N.«

»N. im N–schen Gouvernement?«

»Ja.«

»So weit bin ich also von meinem Hause?«

»Für uns gibt es keine Entfernung.«

»Wirklich?« Eine plötzliche Kühnheit erwachte in mir. »So bringe mich nach Südamerika!«

»Nach Amerika kann ich nicht. Dort ist jetzt Tag.«

»Wir sind also Nachtvögel. Nun trage mich irgendwohin, nur recht weit von hier.«

»Schließe die Augen und atme nicht,« sagte Ellis, und wir flogen dahin schnell wie der Sturm. Die Luft drang mir mit erschütterndem Rauschen in die Ohren.

Wir hielten an, das Rauschen hörte aber nicht auf. Im Gegenteil: es verwandelte sich in ein drohendes Brüllen und Donnergetöse…

»Jetzt kannst du die Augen öffnen,« sagte Ellis.

IX

Ich gehorchte… Mein Gott, wo bin ich?

Über mir hängen schwere graue Wolken; sie drängen sich zusammen und rennen wie eine Herde böser Ungeheuer… doch dort, tief unten tobt ein anderes Ungeheuer: das wütende, wirklich wütende Meer… Der weiße Schaum zuckt und blitzt und kocht und häuft sich zu Hügeln, und das Meer wirft ungeheure Wellen empor, die mit rohem Getöse gegen einen riesigen, pechschwarzen Felsen schlagen. Im Heulen des Sturmes, im eisigen Hauch des gähnenden Abgrundes, im schweren Brausen der Brandung, aus welcher ich bald klagendes Heulen, bald fernen Kanonendonner und bald Glockenläuten höre, im lauten Knirschen der am Ufer angehäuften Kieselsteine, im plötzlichen Aufschrei einer unsichtbaren Möwe, im schwankenden Gerippe eines Schiffes, das sich schwach am grauen Horizont abhebt, – in allen Dingen ist der Tod, Tod und Grauen… Der Kopf schwindelt mir, und ich schließe wieder bebend die Augen…

»Was ist das? Wo sind wir?«

»Am Südufer der Insel Wight, vor dem Felsen Blackgany, wo so oft die Schiffe zerschellen,« sagte Ellis, diesmal besonders laut und deutlich und, wie mir schien, nicht ohne Schadenfreude…

»Trage mich fort von hier… nach Hause! Nach Hause!«

Ich krümmte mich ganz zusammen und preßte mein Gesicht in die Hände… Ich fühlte, daß wir noch rascher flogen; der Wind heulte und pfiff nicht mehr, – er winselte förmlich in meinem Haar und in meiner Kleidung… Mir verging der Atem…

»Stell dich doch auf die Füße,« rief ihre Stimme.

Ich gab mir Mühe, mich zu beherrschen, meine Besinnung wieder zu gewinnen… Ich spürte unter meinen Sohlen die Erde und hörte nichts, als ob rund umher alles erstorben wäre… nur in den Schläfen pochte mir noch das Blut, und in meinem Kopfe sauste es… mir schwindelte. Ich richtete mich auf und sah mich um.

X

Wir befanden uns auf dem Damme meines Teiches. Ich sah gerade vor mir, durch die spitzigen Blätter der Weidenbüsche hindurch, die breite Wasserfläche, auf der hie und da noch einzelne flaumige Nebelfetzen lagen. Rechts lag im matten Glanz das Kornfeld; links erhoben sich die schlanken, unbeweglichen und noch feuchten Bäume meines Gartens… Der Morgen hatte sie bereits mit seinem Atem berührt. Am reinen grauen Himmel zogen sich gleich Rauchstreifen einige schräge Wölkchen hin; im ersten schwachen Widerscheine des Morgenrots, der Gott weiß von wo auf sie fiel, schienen sie gelblich: das Auge konnte am weißen Horizonte noch nirgends die Stelle entdecken, wo die Sonne aufgehen sollte. Die Sterne erloschen einer nach dem andern; nichts regte sich noch, obgleich in der zauberhaften Stille des Morgens alles Leben zu erwachen begann.

»Der Morgen! Es ist der Morgen!« rief mir Ellis dicht ins Ohr. »Lebe wohl! Bis morgen!«

 

Ich wandte mich um… Sie hob sich leicht von der Erde empor, schwebte an mir vorüber – und plötzlich hob sie beide Arme über den Kopf. Dieser Kopf, diese Arme und Schultern nahmen augenblicklich einen warmen rosigen Ton an; in den dunklen Augen sprühten lebendige Funken; ein Lächeln geheimer Wonne bewegte die rot gewordenen Lippen… Vor mir war plötzlich ein reizendes Weib erstanden… Doch im gleichen Augenblick sank sie, wie in Ohnmacht fallend, zurück und zerfloß wie Dunst.

Ich stand regungslos da.

Als ich zur Besinnung kam und um mich blickte, war es mir, als ob der rosige Ton, in dem soeben das Gesicht meiner Vision erglühte, noch immer nicht verschwunden sei, sondern die ganze Luft erfülle und mich von allen Seiten umgebe… Das war das Morgenrot. Plötzlich fühlte ich mich ungewöhnlich matt; ich begab mich nach Hause. Als ich am Geflügelhof vorbeiging, hörte ich das erste Morgengeschnatter der jungen Gänse (sie werden vor jedem anderen Geflügel wach); längs des Daches saßen viele Dohlen, die sich geschäftig und stumm putzten; sie hoben sich scharf vom milchweißen Himmel ab. Zuweilen flogen sie alle zugleich auf und setzten sich nach kurzem Fluge wieder eine neben der anderen ohne Geschrei auf das Dach… Aus dem nahen Wäldchen ließ sich zweimal der erste heisere Morgenschrei des Auerhahnes vernehmen, der eben in das taufeuchte, von Beeren durchwachsene Gras herabgeflogen war… Mit leisem Beben in allen Gliedern erreichte ich mein Bett und versank sofort in tiefen Schlaf.

XI

Als ich mich in der nächsten Nacht der alten Eiche näherte, schwebte mir Ellis wie einem Bekannten entgegen. Ich fürchtete sie nicht mehr, war über ihr Erscheinen beinahe erfreut; ich versuchte nicht einmal darüber nachzudenken, was mit mir vorging; ich hatte nur den einen Wunsch, irgendwohin, recht weit, nach merkwürdigen Orten, zu fliegen.

Ellis umschlang mich wieder mit ihrem Arm, und wir flogen wieder dahin…

»Wollen wir doch nach Italien fliegen,« flüsterte ich ihr ins Ohr.

»Wohin du willst, Geliebter,« antwortete sie feierlich und ruhig; ruhig und feierlich wandte sie mir ihr Gesicht zu. Es erschien mir etwas weniger durchsichtig als gestern, frauenhafter und ernster; es erinnerte mich an jenes herrliche Wesen, das mir beim Morgenrot entschwebt war.

»Diese Nacht ist eine große Nacht,« sagte Ellis. »Sie kommt sehr selten, nur wenn siebenmal dreizehn…«

Hier entgingen mir einige Worte.

»In dieser Nacht kann man Dinge sehen, die in den anderen Nächten verborgen sind.«

»Ellis!« flehte ich sie an, »wer bist du denn? Sage es mir endlich!«

Sie hob schweigend ihren schlanken weißen Arm.

Am dunklen Himmel, dort, wohin ihr Finger wies, strahlte zwischen kleineren Sternen ein Komet mit rötlichem Schweif.

»Wie soll ich dich verstehen?« begann ich. »Oder ziehst du – wie dieser Komet zwischen den Planeten und Sonnen zieht, zwischen den Menschen… und wem?«

Doch sogleich legte sich Ellis' Hand auf meine Augen… Es war mir, als ob mich ein weißer Nebel aus feuchtem Tal umfinge…

»Nach Italien! Nach Italien!« flüsterte sie. »Diese Nacht ist eine große Nacht!«

XII

Der Nebel vor meinen Augen verzog sich, und ich erblickte tief unter mir eine unendliche Ebene. Schon an der warmen und milden Luft, die meine Wangen streifte, konnte ich erkennen, daß ich mich nicht in Rußland befand; auch glich die Ebene gar nicht unseren russischen Ebenen. Es war eine große dunkle Fläche, so viel ich erkennen konnte, vollkommen nackt und öde; hie und da glänzten wie kleine Spiegelscherben stehende Gewässer; in der Ferne konnte ich schwach die Umrisse eines unhörbaren und unbeweglichen Meeres sehen. Zwischen breiten schöngeformten Wolken strahlten große Sterne; ein tausendstimmiges, unaufhörliches und dabei doch nicht lautes Trillern erscholl von allen Richtungen – wunderbar war dieses durchdringende und zugleich verschlafene Singen, diese nächtliche Stimme der Wüste…

»Die Pontinischen Sümpfe,« sagte Ellis. »Hörst du die Frösche? Spürst du den Schwefelgeruch?«

»Die Pontinischen Sümpfe…« wiederholte ich, und sofort war ich im Banne dieser majestätischen und schwermütigen Stimmung. »Doch warum hast du mich in dieses traurige verlassene Land gebracht? Bringe mich lieber nach Rom.«

»Rom ist nahe,« antwortete Ellis, »mache dich bereit!«

Wir ließen uns etwas tiefer herab und flogen die alte Römerstraße entlang. Ein Büffel erhob langsam seinen großen zottigen Kopf mit den kurzen Borsten zwischen den zurückgebogenen Hörnern aus dem Morast. Er schielte mit seinen stumpfsinnig bösen Augen und schnaubte schwer mit den feuchten Nüstern, als ob er uns witterte.

»Rom ist nahe,« flüsterte Ellis. »Schau vorwärts, vorwärts…«

Ich erhob die Augen.

Was ist das Schwarze dort am nächtlichen Horizonte? Sind das die hohen Bogen einer kolossalen Brücke? Über welchen Strom wölbt sie sich? Warum ist sie stellenweise durchbrochen? Nein, es ist keine Brücke, es ist ein alter Aquädukt. Rings ist der geheiligte Boden der Campagna, und dort in der Ferne ragen die Berge von Albano, und ihre Gipfel und der graue Rücken des alten Aquädukts schimmern schwach in den Strahlen des aufgehenden Mondes…

Wir schossen plötzlich in die Höhe und hielten in der Luft über einer einsamen Ruine. Niemand hätte sagen können, was sie früher einmal gewesen war: ein Grabmal, ein Palast, ein Turm… Dunkler Efeu umrankte sie von allen Seiten mit seiner erstickenden Gewalt, und unten gähnte wie ein gigantischer Rachen ein halbeingestürztes Gewölbe. Schwerer Kellergeruch wehte mir aus diesem Haufen kleiner, dicht aneinander gefügter Steine entgegen, von denen schon längst die Granitbekleidung abgefallen war.

»Hier,« sagte Ellis und erhob die Hand. »Hier! Sprich laut, dreimal hintereinander den Namen eines großen Römers aus.«

»Und was wird geschehen?«

»Du wirst es sehen.«

Ich dachte nach. »Divus Cajus Julius Caesar!« rief ich plötzlich. »Divus Cajus Julius Caesar!« wiederholte ich gedehnt: – »Caesar!«

XIII

Der letzte Widerhall meiner Worte war noch nicht verstummt, als ich plötzlich hörte…

Es fällt mir schwer zu sagen, was ich hörte. Anfangs war es ein undeutliches, kaum wahrnehmbares, doch unaufhörlich sich wiederholendes Trompetengeschmetter und Händeklatschen. Es war, als ob irgendwo in weiter Ferne, in einem Abgrund eine zahllose Menschenmenge wogte – sie war in Aufruhr, sie wuchs an, und ihre Rufe klangen kaum hörbar, wie im Traume, wie aus tiefem, bedrückendem, tausendjährigem Schlafe. Die Luft über der Ruine begann sich zu regen und dunkler zu werden… Ich glaubte Schatten zu sehen, Myriaden Schatten, Millionen Umrisse, hier abgerundet wie Helme, dort zugespitzt wie Speere; auf allen diesen Helmen und Speeren sprühten im Mondlichte blaue Funken, – und die ganze Armee, die ganze Masse rückte immer näher und näher heran, immer anwachsend und wie ein Meer tobend… Eine unsagbare Spannung, eine Spannung, stark genug, um die ganze Welt aus den Fugen zu heben, schien diese Menge vorwärts zu treiben, und keine einzige Gestalt trat einzeln hervor… Und plötzlich war es mir, als ob durch die Menge ein Beben ginge, als ob ungeheuere Wogen zurückprallten und sich zerteilten… »Caesar, Caesar venit!« rauschten die Stimmen, gleich den Blättern des Waldes, in den ein plötzlicher Sturm gefahren ist… Ein dumpfer Donnerschlag, – und ein bleiches, ernstes lorbeerbekränztes Haupt mit gesenkten Lidern, das Haupt des Imperators kam langsam hinter der Ruine zum Vorschein…

In der Sprache des Menschen gibt es keine Worte, mit denen ich mein Entsetzen ausdrücken könnte. Es war mir, als ob ich auf der Stelle sterben müßte, wenn dieses Haupt die Augen aufschlüge und die Lippen öffnete. – »Ellis!« stöhnte ich, »ich will nicht, ich kann nicht, ich mag nicht dieses rohe, drohende Rom… Fort, fort von hier!«

»Kleinmütiger!« flüsterte sie, und wir flogen weg. Ich hörte hinter mir noch einen ehernen, donnernden Aufschrei der Legionen… dann wurde alles dunkel.

XIV

»Sieh dich um,« sagte Ellis, »und beruhige dich.«

Ich gehorchte. Der erste Eindruck war, wie ich mich noch gut erinnere, so süß und angenehm, daß ich nur aufseufzen konnte. Etwas Durchsichtig-Blaues, etwas Silbriges – es war kein Licht und auch kein Nebel – umfloß mich von allen Seiten. Zuerst konnte ich nichts unterscheiden: mich blendete dieses blaue Glänzen; – aber allmählich traten die Umrisse schöner Berge und Wälder hervor; vor mir lag ein See, in seiner Tiefe zitterten Sterne, lieblich plätscherten seine Wellen. Ein Strom von Orangenduft schlug mir entgegen, – und mit ihm zugleich kamen starke reine Töne einer jugendlichen weiblichen Stimme. Dieser Duft, diese Töne zogen mich förmlich hinab – und ich begann mich sinken zu lassen… zu einem prunkvollen Marmorpalast hinab, der mir freundlich aus einem Zypressenhain entgegenschimmerte. Die Töne kamen aus den weit geöffneten Fenstern; die Wellen des Sees, der mit Blütenstaub besät war, plätscherten an die Marmormauern – und gerade gegenüber erhob sich aus dem Schoße des Wassers eine hohe runde Insel, ganz bekleidet mit dunklen Pomeranzen und Lorbeeren, ganz übergossen mit monddurchwebtem leuchtendem Nebel, ganz übersät mit Bildwerken, schlanken Säulen und Tempelhallen…

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