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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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»Der Herzog von Larochefoucault. Haus des Königs, Stadt Paris. (Thouret mit ihm )

»Der Graf von der Mark, Marine. (Er kann das Kriegsdepartement nicht haben, das man Herrn von Liancourt geben muß. Herr von der Mark hat Treue, Charakter, Ausführung.)

»Der Bischof von Autun, Minister der Finanzen. (Seine Motion in Betreff der Geistlichkeit hat ihm diese Stelle erworben. Laborde mit ihm.)

»Der Graf von Mirabeau im Conseil des Königs. Ohne Departement. (Die kleinen Bedenklichkeiten rücksichtlich des Urtheils der Menschen sind nicht mehr an der Zeit; die Regierung muß ganz laut versichern und erklären, ihre ersten Hilfsgenossen werden fortan der Charakter und das Talent sein)

»Target, Maire von Paris. (Die Basoche wird ihn immer leiten.)

»Lafayette im Conseil; Marschall von Frankreich, Generalissimus aus Termin, um die Armee neu zu bilden.

»Herr von Montmorin, Gouverneur, Herzog und Pair. (Seine Schulden bezahlt.)

»Herr von Segur (von Rußland), auswärtige Angelegenheiten.

«Herr von Mounier, die Bibliothek des Königs,

»Herr Charpellter, die Gebäude.

Unter diese erste Note war folgende zweite geschrieben:

Theil von Lafayette

»Minister der Justiz, der Herzog von Larochefoucault.

»Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Bischof von Autun.

«Minister der Finanzen, Lambert, Haller oder Clavières.

»Minister der Marine  . . .«

Theil der Königin

»Minister des Kriegs oder der Marine, von der Mark.

»Chef des Bildungs – und Erziehungsrathes, der Abbé Sieyès.

»Geheimer Siegelbewahrer des Königs  . . .

Die zweite Note deutete offenbar die Veränderungen und Modificationen an, welche sich an der von Mirabeau vorgeschlagenen Combination machen ließen, ohne Hindernisse seinen Absichten entgegenzusetzen, ohne Verwirrung in seine Pläne zu bringen.9

Alles war mit einer leicht zitternden Hand geschrieben, was bewies, daß Mirabeau, gleichgültig auf der Oberfläche, doch in seinem Innern von einer gewissen Bewegung ergriffen war.

Gilbert las rasch, riß ein neues Blatt Papier aus seinen Tabletten und schrieb darauf folgende Zeilen, welche er, nachdem er sie geschrieben, dem Huissier übergab, den er sich nicht zu entfernen gebeten hatte.

»Ich kehre zu der Herrin der Wohnung zurück, die wir miethen wollen, und bringe ihr die Bedingungen, unter denen Sie das Haus zu nehmen und wiederherzustellen einwilligen.

»Thun Sie mir in mein Haus, Rue Saint-Honoré, über der Assomption, der Bude eines Tischlers Namens Duplay gegenüber, das Resultat der Sitzung zu wissen, so bald sie beendigt ist.«

Immer gierig nach Bewegung und Aufregung, angestachelt durch die Hoffnung, sie werde durch die politischen Intriguen die Leidenschaften ihres Herzens zu bekämpfen vermögen, wartete die Königin voll Ungeduld aus die Rückkehr von Gilbert, während sie die neue Erzählung von Weber anhörte.

Diese Erzählung betraf die Entwickelung der gräßlichen Scene, deren Anfang und nun auch Ende Weber gesehen hatte.

Von der Königin zurückgeschickt, um Erkundigungen einzuziehen, war er auf ein Ende des Pont Notre-Dame gelangt, während aus dem andern Ende dieser Brücke der blutige Cortége erschien, als Mordstandarte den Kopf des Bäcker François tragend, den in einer Volksverhöhnung, ähnlich der, welche die Köpfe der Gardes du corps beim Pont de Sèvres hatte rasiren und frisiren lassen, einer der Mörder, der drolliger als die Andern, mit einer baumwollenen Mütze, die er einem von seinen Zunftgenossen genommen, geschmückt hatte.

Ungefähr auf dem Drittel der Brücke blieb eine bleiche, bestürzte, von Schweiß triefende junge Frau, welche trotz eines schon sichtbaren Anfangs von Schwangerschaft so rasch als möglich nach dem Stadthause lief, plötzlich stehen.

Dieser Kopf, dessen Züge sie noch nicht zu unterscheiden im Stande gewesen war, halte jedoch schon in der Entfernung die Wirkung des Schildes im Alterthum auf sie hervorgebracht.

Und wie der Kopf immer näher kam, ließ sich leicht an der sichtbaren Verwandlung der Gesichtszüge der Armen wahrnehmen, daß sie nicht in Stein verwandelt war.

Als die gräßliche Trophäe nur noch zwanzig Schritte von ihr entfernt, gab sie einen Schrei von sich, streckte die Arme mit einer verzweifelten Bewegung aus und fiel, als hätten sich ihre Füße von der Erde gelöst, ohnmächtig aus die Brücke nieder.

Das war die im fünften Monat schwangere Frau von François.

Man trug sie bewußtlos vom Platze.

»Oh! mein Gott!« murmelte die Königin, »Du schickst hier Deiner Magd die entsetzliche Lehre, daß es, so unglücklich man auch sein mag, immer noch Unglücklichere gibt!«

In diesem Augenblick erschien Gilbert, eingeführt durch Madame Campan, welche Weber in der Bewachung der königlichen Thüre ersetzt hatte.

Er fand nicht mehr die Königin, sondern die Frau, das heißt die Gattin, das heißt die Mutter, niedergebeugt unter der Erzählung, die sie zweimal in’s Herz getroffen.

Die Stimmung war um so besser, da Gilbert, wenigstens seiner Meinung nach, das Mittel bot, um allen diesen Morden ein Ziel zu setzen.

Die Königin nahm, während sie Ihre Augen, denen Thränen entrollten, und ihre Stirne, auf der der Schweiß perlte, abwischte, aus den Händen von Gilbert die Liste, die er brachte.

Doch ehe sie einen Blick aus dieses Papier warf, so wichtig es war, sagte sie:

»Weber, wenn diese arme Frau nicht todt ist, so werde ich sie morgen empfangen, und ist sie wirklich in anderen Umständen, so werde ich die Pathe ihres Kindes sein.«

»Oh! Majestät!« rief Gilbert, »warum können nicht alle Franzosen die Thränen sehen, die Ihren Augen entfließen, die Worte hören, die aus Ihrem Munde kommen!«

Die Königin bebte. Das waren ungefähr dieselben Worte, welche bei einem nicht minder kritischen Umstande Charny ihr gesagt hatte.

Sie warf einen Blick aus die Note von Mirabeau; doch in diesem Moment zu sehr erschüttert, um eine entsprechende Antwort zu geben, sagte sie:

»Es ist gut, Doctor; lagen Sie mir diese Note. Ich werde es mir überlegen und Ihnen morgen antworten.«

Dann streckte sie, vielleicht ohne zu wissen, was sie that, gegen Gilbert eine Hand aus, welche dieser, ganz erstaunt, nur mit dem Ende der Finger und der Lippen berührte.

Man wird zugestehen, es war schon eine furchtbare Verwandlung für die stolze Marie Antoinette, daß sie Erörterungen über ein Ministerium pflog, bei welchem Mirabeau und Lafayette betheiligt waren, und ihre Hand zum Kusse dem Doctor Gilbert reichte.

Um sieben Uhr Abends übergab ein Bedienter ohne Livree Gilbert folgendes Billet:

»Die Sitzung ist heiß gewesen.

»Das Martialgesetz ist votirt.

»Buzot und Robespierre wollten die Schöpfung eines höchsten Gerichtshofes für politische Verbrecher.

»Ich habe decretiren lassen, daß die Verbrechen der beleidigten Nation (das ist ein neues Wort, welches wir erfunden haben) durch das königliche Tribunal abgeurtheilt werden sollen.

»Ich habe, ohne Umschweife, das Heil Frankreichs in die Macht des Königthums gesetzt, und drei Viertel der Versammlung klatschten Beifall.

»Es ist heute der 21. October. Ich hoffe, das Königthum hat einen guten Weg seit dem 6. October gemacht.

»Vale et me ama.«

Das Billet war nicht unterzeichnet, aber es war von derselben Handschrift wie die ministerielle Note und das Billet vom Morgen; was ganz aus eins herauskam, da diese Schrift die von Mirabeau war.

XXVIII
Das Chatelet

Damit man den ganzen Umfang des Sieges, den Mirabeau und durch den Rückprall das Königthum, zu dessen Mandatar er sich gemacht, davon getragen, begreift, müssen wir unsern Lesern sagen, was das Chatelet war.

Uebrigens wird bald eines seiner ersten Urtheile Stoff zu einer der gräßlichsten Scenen geben, welche auf der Grève im Verlaufe des Jahres 1790 vorgefallen sind, eine Scene, die, da sie unserem Gegenstande nicht fremd ist, nothwendig einen Platz in der Folge dieser Erzählung finden wird.

Das Chatelet, welches seit dem 13. Jahrhundert eine große historische Wichtigkeit, als Gericht und als Gefängniß, hatte, empfing die Allmacht, die es fünf Jahrhunderte hindurch übte, vom guten Ludwig IX.

Ein anderer König, Philipp August, war ein Liebhaber vom Bauen, wie es nur je einen gegeben hat.

Er baute Notre-Dame wenigstens zum Theil.

Er gründete die Hospitäler de la Trinité, de Saint-Catherine und de Saint-Nicolas du Louvre.

Er pflasterte die Straßen von Paris, welche, mit Koth und Schlamm bedeckt, ihn, wie die Chronik sagt, durch ihren Gestank verhinderten, an seinem Fenster zu bleiben.

Er hatte in Wahrheit eine große Quelle für alle diese Ausgaben, – eine Quelle, welche seine Nachfolger leider erschöpften: das waren die Juden.

Im Jahre 1189 wurde er von der Narrheit der Zeit befallen.

Die Narrheit der Zeit bestand darin, daß man Jerusalem den Sultanen Asiens nehmen wollte. Er verband sich mit Richard Löwenherz und ging nach den heiligen Orten ab.

Doch bei seinem Abgang ließ er seinen guten Parisern, damit sie ihre Zeit nicht verlören und in ihren verlorenen Augenblicken nicht auf den Gedanken kämen, sich gegen ihn zu empören, wie sich auf seine Anstiftung mehr als einmal die Unterthanen und sogar die Söhne von Heinrich II. von England empört hatten, er ließ ihnen einen Plan zurück und befahl ihnen, unmittelbar nach seiner Abreise zur Ausführung desselben zu schreiten.

 

Dieser Plan betraf eine ihrer Stadt neu zu erbauende Einschließung, von welcher er, wie wir erwähnt, selbst das Programm gab, und die aus einer soliden Mauer, einer wahren Mauer des 12. Jahrhunderts, mit Thürmchen und Thoren versehen, bestehen sollte.

Diese Mauer war die dritte, welche Paris umgab.

Die mit der Arbeit beauftragten Ingenieurs nahmen, wie man leicht begreift, nicht ganz genau das Maaß von ihrer Hauptstadt; sie hatte sehr schnell seit Hugo Capet zugenommen, und sie versprach ihren dritten Gürtel krachen zu machen, wie sie die zwei ersten krachen gemacht hatte.

Man hielt also ihren Gürtel schlaff, und in diesen Gürtel schloß man, aus Vorsicht für die Zukunft, eine Menge von armen Dörfchen ein, welche bestimmt waren, später Theile vom großen Ganzen zu werden.

Diese Dörfer und Flecken hatten, so arm sie sein mochten, jedes seine herrschaftliche Gerichtsbarkeit.

Alle diese herrschaftlichen Gerichte, welche sich meistens einander widersprachen, machten nun, in eine und dieselbe Ringmauer eingeschlossen, die Opposition noch fühlbarer und stießen sich am Ende so sonderbar, daß sie eine große Verwirrung in die seltsame Hauptstadt brachten.

Es gab zu dieser Zeit einen Oberherrn von Vincennes, der, da er sich, wie es scheint, mehr als irgend ein Anderer über diesen Conflict zu beklagen hatte, demselben ein Ende zu machen beschloß.

Dieser Oberherr war Ludwig IX.

Denn es ist gut, die kleinen Kinder und auch die großen Personen darüber zu belehren, daß Ludwig IX., wenn er unter der berühmten, sprichwörtlich gewordenen Elche zu Gericht saß, dies als Obergerichtsherr und nicht als König that.

Er befahl dem zu Folge, daß alle durch diese kleinen herrschaftlichen Gerichte entschiedenen Sachen aus dem Wege der Appellation vor sein Chatelet in Paris gebracht werden sollen.

Die Gerichtsbarkeit des Chatelet fand sich so allmächtig, da sie beauftragt war, in letzter Instanz das Urtheil zu fällen.

Das Chatelet war also oberstes Tribunal geblieben bis zu dem Augenblick, wo das Parlament, nun ebenfalls in die königliche Justiz eingreifend, erklärte, es werde auf dem Wege der Appellation in den im Chatelet entschiedenen Sachen erkennen.

Doch die Nationalversammlung hatte die Parlamente aufgehoben.

»Wir haben sie lebendig begraben,« sagte Lameth, als er die Sitzung verließ.

Und an der Stelle der Parlamente hatte sie, auf das Zudringen von Mirabeau, dem Chatelet seine alle Gewalt, vermehrt mit neuen Gewalten, zurückgegeben.

Es war also ein großer Triumph für das Königthum, daß die dem Martialgesetze unterliegenden Verbrechen der beleidigten Nation vor ein ihm gehöriges Tribunal gebracht wurden.

Das erste Verbrechen, über welches das Chatelet zu erkennen hatte, war das, welches wir durch Erzählung mitgetheilt haben.

Am Tage der Verkündigung des Gesetzes wurden zwei von den Mördern des unglücklichen François, ohne ein anderes Prozeßverfahren, als die öffentliche Anklage und die Autorität des Verbrechens, gehenkt.

Ein Dritter, der Werber Fleur d’Epine, dessen Namen wir ausgesprochen haben, wurde regelmäßig gerichtet und folgte, degradirt und vom Chatelet zum Tode verurtheilt, auf demselben Wege, den sie genommen, seinen zwei Gefährten in die Ewigkeit nach.

In zwei Sachen hatte es noch sein Urtheil zu fällen:

In der des Generalpächters Augeard.

In der des General-Inspectors der Schweizer, Pierre Victor von Besenval.

Das waren zwei dem Hofe ergebene Männer; man hatte sich auch beeilt, ihre Sache vor das Chatelet zu bringen.

Augeard war angeklagt, die Fonds geliefert zu haben, mit welcher die Camarilla der Königin im Juli die auf dem Marsfelde versammelten Truppen bezahlte; da Augeard wenig bekannt war, so hatte seine Verhaftung kein großes Aussehen gemacht; der Pöbel hegte auch keinen Haß gegen ihn.

Das Chatelet sprach ihn ohne zu großes Aergerniß frei.

Es blieb Besenval.

Besenval, das war etwas Anderes: sein Name war äußerst populär auf der schlimmen Seite des Wortes.

Er hatte die Schweizer bei Réveillon, an der Bastille und auf dem Marsfeld commandirt. Das Volk erinnerte sich, daß er es bei diesen Veranlassungen angegriffen hatte, und es freute sich, seine Genugthuung zu nehmen.

Die entschiedensten Befehle waren dem Chatelet gegeben worden; der König und die Königin wollten, daß Herr von Besenval unter keinem Vorwande verurtheilt werden sollte.

Es bedurfte nicht weniger, als diese doppelte Protection, um ihn zu retten.

Er selbst hatte sich als schuldig anerkannt, da er nach der Einnahme der Bastille entflohen war; man hatte ihn aus dem halben Wege zur Grenze festgenommen und nach Paris zurückgeführt.

Als er in den Saal eintrat, begrüßte ihn auch fast einstimmig Todesgeschrei.

»Besenval an den Galgen! Besenval an die Laterne!« brüllte man von allen Seiten.

»Stille!« riefen die Huissiers.

Nur mit großer Mühe erlangte man Stillschweigen.

Einer von den Anwesenden benützte dieses und rief mit einer herrlichen tiefen Tenorstimme:

»Ich verlange, daß man ihn in dreizehn Stücke zerschneide und jedem Canton eines davon schicke.«

Aber trotz der Belastungen der Anklage, trotz der Animosität der ganzen Zuhörerschaft, wurde Besenval freigesprochen.

Entrüstet über diese doppelte Freisprechung, schrieb einer von den Zuhörern vier Verse aus ein Stück Papier, das er in ein Kügelchen zusammenrollte und dem Präsidenten zuwarf.

Der Präsident hob das Kügelchen auf, entrollte das Papier und las folgende Strophe:

 
Magistrats qui lavez Augeard
Qui Lavez Besenval, qui laveriez la peste,
Vous êtes le papier brouillard:
Vous enlevez la tache, et la tache vous reste!.10
 

Die Strophe war unterzeichnet. Das ist nicht Alles: der Präsident drehte sich, um den Verfasser derselben zu suchen.

Der Verfasser stand auf einer Bank und verlangte durch seine Geberden nach dem Blicke des Präsidenten.

Doch der Blick des Präsidenten senkte sich vor ihm.

Man wagte es nicht, ihn verhaften zu lassen.

Allerdings war der Verfasser Camille Desmoulins, der Antragsteller des Palais-Royal, der Mann mit dem Stuhle, mit der Pistole und den Kastanienblättern.

Einer von denjenigen, welche in gedrängter Menge hinausgingen, ein Mann, den man nach seiner Kleidung für einen einfachen Bürger des Marais halten konnte, wandte sich auch an einen von seinen Nachbarn, legte ihm die Hand auf die Schulter, obgleich dieser einer höheren Classe der Gesellschaft anzugehören schien, und sagte zu ihm:

»Nun, Herr Doctor Gilbert, was denken Sie von diesen zwei Freisprechungen?«

Derjenige, an welchen er sich wandte, bebte, schaute den Sprechenden an, erkannte sein Gesicht, wie er seine Stimme erkannt hatte, und erwiederte:

»Sie und nicht mich muß man dies fragen, Meister; Sie, der Sie Alles wissen, die Gegenwart, die Vergangenheit, die Zukunft!«

»Wohl denn, ich denke, nachdem diese zwei Schuldigen freigesprochen sind, muß man sagen: »»Wehe dem Unschuldigen, der als Dritter kommen wird!««

»Und worum glauben Sie, es werde ihnen ein Unschuldiger folgen, und derjenige, welcher folge, werde bestraft werden?« versetzte Gilbert.

»Aus einem einfachen Grunde,« erwiederte der Andere mit jener ihm natürlichen Ironie:«es ist ziemlich Gewohnheit in dieser Welt, daß die Guten für die Schlechten leiden.«

»Gott befohlen, Meister,« sagte Gilbert, indem er Cagliostro die Hand reichte, denn an den paar Worten, die er gesprochen, hat man ohne Zweifel schon den furchtbaren Skeptiker erkannt.

»Und warum Gott besohlen?«

»Weil ich zu thun habe,« erwiederte lächelnd Gilbert.

»Ein Rendezvous?«

»Ja.«

»Mit wem? mit Mirabeau, mit Lafayette oder mit der Königin?«

Gilbert blieb stehen und schaute Cagliostro mit einer unruhigen Miene an.

»Wissen Sie, daß Sie mich zuweilen erschrecken?« sagte er.

»Im Gegentheil, ich müßte Sie beruhigen,« versetzte Cagliostro.

»Wie so?«

»Gehöre ich nicht zu Ihren Freunden?«

»Ich glaube es.«

»Selen Sie davon überzeugt, und wenn Sie einen Beweis wollen. . .«

»Nun?«

»Kommen Sie mit mir, und ich gebe Ihnen über diese ganze Unterhandlung, welche Sie für sehr geheim halten, Details so geheimer Art, daß Sie, der Sie die Sache zu führen glauben, dieselben nicht kennen.«

»Hören Sie!« erwiederte Gilbert, »Sie spotten vielleicht meiner, mit Hilfe von einigen jener Blendwerke, mit denen Sie vertraut sind! doch gleichviel, die Umstände, unter denen wir fortschreiten, sind so ernst, daß ich eine Aufklärung, und wäre sie mir vom Satan geboten, annehmen würde. Ich folge Ihnen also, wohin Sie mich führen wollen.«

»Oh! seien Sie unbesorgt, das wird nicht sehr weit sein, und besonders werde ich Sie an einen Ort führen, der Ihnen nicht unbekannt ist; nur erlauben Sie, daß ich den leeren Fiacre rufe, der gerade vorüberkommt; die Tracht, in der ich ausgegangen bin, hat mir nicht erlaubt, meinen Wagen und meine Pferde zu bestellen.«

Und er winkte einem Fiacre, der aus der andern Seite der Straße fuhr.

Der Fiacre näherte sich, Beide stiegen ein.

»Wohin soll ich Sie führen, Bürger?« fragte der Kutscher Cagliostro, als hätte er begriffen, daß, obgleich einfacher gekleidet, derjenige, an welchen er sich wandte, den Andern führte, wohin seinem Willen ihn zu führen beliebte,

»Wohin Du weißt,« erwiederte Cagliostro, indem er diesem Menschen eine Art von Freimaurerzeichen machte.

Der Kutscher schaute Balsamo mit Erstaunen an.

»Verzeihen Sie, Monseigneur,« sagte er, während er dieses Zeichen durch ein anderes erwiederte, »ich hatte Sie nicht erkannt.«

»Das war bei mir nicht so,« sprach Cagliostro mit festem, stolzem Tone, »denn so zahlreich sie auch sind, ich kenne vom ersten bis zum letzten alle meine Unterthanen.«

Der Kutscher schloß den Schlag, stieg aus seinen Bock und führte im Galopp seiner Pferde den Wagen durch diesen Irrsaal von Straßen, das sich vom Chatelet bis zum Boulevard des Filles du Calvaire hinzog, und von da die Fahrt bis zur Bastille fortsetzend, hielt er erst bei der Ecke der Rue Saint-Claude an.

Als der Wagen stille stand, war der Schlag mit einer Geschwindigkeit geöffnet, welche vom ehrfurchtsvollen Eifer des Kutschers zeugte.

Cagliostro winkte Gilbert, zuerst auszusteigen, stieg dann ebenfalls aus und fragte den Kutscher:

»Hast Du mir nichts zu sagen?«

»Doch, Monseigneur,« antwortete der Kutscher, »und ich würde Ihnen meinen Bericht diesen Abend gemacht haben, hätte ich nicht das Glück gehabt, Sie zu treffen.«

»Sprich also.«

»Das, was ich Monseigneur zu sagen habe, soll nicht von profanen Ohren gehört werden,«

»Oh!« versetzte Cagliostro lächelnd, »derjenige, welcher uns hört, ist nicht ganz ein Profaner.«

Gilbert entfernte sich nun aus Discretion, Er konnte sich indessen nicht enthalten, mit einem Auge zu schauen und mit einem Ohre zu hören.

Er sah, bei der Erzählung des Kutschers, ein Lächeln über das Gesicht von Balsamo schweben.

Er hörte die zwei Namen, Monsieur und Favras; als der Bericht beendigt war, zog Cagliostro zwei Louis d’or aus der Tasche und wollte sie dem Kutscher geben.

Aber dieser schüttelte den Kopf.

»Monseigneur,« sprach er, »weiß wohl, daß es uns von der obersten Venta verboten ist, uns unsere Berichte bezahlen zu lassen.«

»Ich bezahle Dir auch nicht Deinen Bericht, sondern Deine Fahrt,« erwiederte Balsamo.

»Unter diesem Titel nehme ich es an,« sagte der Kutscher.

Und er nahm die zwei Louis d’or und fügte bei:

»Ich danke, Monseigneur, das ist mein Tagelohn.«

Dann sprang er leicht aus seinen Bock, fuhr im Trab weg, klatschte mit seiner Peitsche und ließ Gilbert ganz erstaunt über das, was er gesehen und gehört, zurück.

»Nun!« sagte Cagliostro, der die Thüre seit einigen Secunden offen hielt, ohne daß Gilbert eintrat, »kommen Sie, mein lieber Doctor?«

 

»Hier bin ich,« erwiederte Gilbert, »entschuldigen Sie.«

Und er trat über die Schwelle, so betäubt, daß er schwankte wie ein Trunkener.

9Diese Noten, welche man in den Papieren von Mirabeau wieder aufgefunden, sind seitdem, in dem von Herrn von Bacourt veröffentlichten Werke gesammelt worden, das ein scharfes Licht aus die zwei letzten Lebensjahre von Mirabeau wirft.
10Richter, die Ihr Augeard weiß wascht, Besenval weiß wascht und die Pest weiß waschen würdet, Ihr seid das Fließpapier! Ihr nehmt den Flecken weg und der Fleck bleibt Euch.
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