Allumfassendes Mitgefühl

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Konventioneller Bodhichitta
DIE VORBEREITENDEN ÜBUNGEN DER GEISTESSCHULUNG

Lerne als erstes die Vorbereitungen.

Bevor wir die Hauptpraxis der Geistesschulung ausüben können, müssen wir unseren Geist durch die vorbereitenden Übungen rüsten. Die außergewöhnlichen Realisationen der Geistesschulung sind von der Ansammlung von Verdiensten, der Reinigung von Negativität und dem Empfangen der Segnungen der Buddhas und Bodhisattvas sowie von der Schulung in den allgemeinen Übungen der Stufen des Pfades (tib. Lamrim) abhängig: von «Sich auf einen Spirituellen Meister verlassen» bis «höheres Sehen». Innerhalb dieser Übungen ist es besonders wichtig, einige Erfahrung in den Meditationen über dieses wertvolle menschliche Leben, Tod und Unbeständigkeit, Karma und die Gefahren Samsaras zu gewinnen.

Die erhabene Methode, Verdienste anzusammeln, Negativität zu reinigen und Segnungen der Buddhas und Bodhisattvas zu empfangen, besteht aus den sechs vorbereitenden Übungen. Diese sind:

1. Die Reinigung des Meditationsraumes und das Errichten eines Altars mit Darstellungen von Buddhas Körper, Rede und Geist

2. Das Aufstellen geeigneter Darbringungen

3. Das Sitzen in der korrekten Meditationshaltung, die Zufluchtnahme und das Erzeugen und Verstärken von Bodhichitta

4. Das Feld für die Ansammlung von Verdiensten visualisieren

5. Das Ansammeln von Verdiensten und die Reinigung der Negativität durch das Darbringen des siebengliedrigen Gebetes und des Mandalas

6. Die Bitte an das Feld zur Ansammlung von Verdiensten im allgemeinen und an die Gurus der Lamrim-Überlieferungslinie im besonderen, ihre Segnungen zu gewähren

Die sechs Vorbereitungen werden ausführlich in Lamrim-Texten wie Freudvoller Weg erklärt. Die Essenz dieser vorbereitenden Übungen und aller allgemeinen Meditationen über die Stufen des Pfades ist in Essenz des Glücks und in einer kürzeren Praxis namens Gebete für die Meditation enthalten, die beide in Anhang III zu finden sind. Wir sollten diese vorbereitenden Übungen in jeder Meditationssitzung über die Geistesschulung ausführen. Jede Meditationssitzung beginnen wir mit der Rezitation der Gebete bis zum Ende des Gebetes über die Stufen des Pfades und führen dann unsere Meditation über die Geistesschulung aus. Nach der Meditation rezitieren wir das Mantra und die Widmungsgebete.


DIE HAUPTPRAXIS: SCHULUNG IN DEN ZWEI BODHICHITTAS

Die Hauptpraxis der Geistesschulung hat zwei Teile:

1. Schulung in konventionellem Bodhichitta

2. Schulung in endgültigem Bodhichitta

Es gibt zwei Arten von Bodhichitta: konventionellen Bodhichitta und endgültigen Bodhichitta. Üblicherweise bezieht sich der Begriff «Bodhichitta» oder «Erleuchtungsgeist» auf den konventionellen Bodhichitta. Konventioneller Bodhichitta ist als ein primärer Geist definiert, der durch großes Mitgefühl motiviert ist und spontan zum Wohle aller Lebewesen die Erleuchtung anstrebt. Er ist eine Methode für das Heranreifen unseres Buddha-Samens und eine Ansammlung von Verdiensten, die die Hauptursache für das Vollenden des Formkörpers eines Buddhas ist.

Endgültiger Bodhichitta ist als eine Weisheit definiert, die durch konventionellen Bodhichitta motiviert ist und Leerheit, die endgültige Natur der Phänomene, direkt realisiert. Er dient der Beseitigung der zwei Hindernisse – der Hindernisse zur Befreiung und der Hindernisse zur Allwissenheit – und ist eine Ansammlung von Weisheit, die die Hauptursache für das Vollenden des Wahrheitskörpers eines Buddhas ist. Wenn wir diese zwei Bodhichittas praktizieren, befinden wir uns auf der Hauptstraße, die zum Zustand der vollen Erleuchtung führt.

SCHULUNG IN KONVENTIONELLEM BODHICHITTA

Die Schulung in konventionellem Bodhichitta hat zwei Teile:

1. Praxis in der Meditationssitzung

2. Praxis in der Meditationspause

PRAXIS IN DER MEDITATIONSSITZUNG

Die Praxis in der Meditationssitzung hat sechs Teile:

1. Meditation über das Gleichstellen vom Selbst und anderen

2. Über die Gefahren der Selbst-Wertschätzung nachdenken

3. Über die Vorteile nachdenken, andere zu schätzen

4. Meditation über das Austauschen vom Selbst mit anderen

5. Meditation über Nehmen und Geben

6. Meditation über Bodhichitta

MEDITATION ÜBER DAS GLEICHSTELLEN VOM SELBST UND ANDEREN

Auch wenn diese Meditation im Urtext der Geistesschulung in sieben Punkten nicht ausdrücklich erwähnt wird, ist sie doch implizit enthalten. Eine vollständige Erklärung dieser Praxis ist in Shantidevas Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas zu finden, wo er sagt:

Zuerst sollte ich mich der Meditation

Über das Gleichstellen vom Selbst und anderen widmen.

Weil wir alle insofern gleich sind, als wir Glück erfahren und Leiden vermeiden wollen,

Sollte ich alle Wesen schätzen wie mich selbst.

Die Meditation über das Gleichstellen vom Selbst und anderen ist eine der besten Methoden, zuneigungsvolle Liebe zu entwickeln, das Herz der Praxis der Geistesschulung. Sie ist eine äußerst wichtige Praxis für uns, da wir ohne die Erfahrung des Gleichstellens vom Selbst und anderen nicht die Realisation des Austauschens vom Selbst mit anderen erlangen können.

Was müssen wir in dieser Meditation gleichstellen? Wir müssen unsere Liebe für uns selbst und unsere Liebe für andere gleichstellen – d.h. uns selbst und andere gleichermaßen wertschätzen. Das ist nicht möglich, solange wir nicht hinreichend mit dem Dharma vertraut sind. Zur Zeit ist es so, dass wir bei dem Gedanken «ich» das Gefühl haben, dass das Objekt dieses Gedankens von größter Wichtigkeit ist; wenn wir aber «sie» denken, erachten wir dieses Objekt als weit weniger wichtig. Dies zeigt deutlich, dass wir andere nicht gleich wertschätzen wie uns selbst. Wenn wir mit Schwierigkeiten und harten Zeiten konfrontiert sind, werden wir leicht deprimiert, aber von den Schwierigkeiten anderer fühlen wir uns selten oder überhaupt nicht betroffen. In der Tat freut es uns vielleicht sogar, von den Missgeschicken gewisser Menschen zu hören. Das zeigt, dass wir unsere Liebe für uns selbst und unsere Liebe für andere noch nicht gleichgestellt haben.

Wir fragen uns vielleicht, warum das Gleichstellen von uns selbst und anderen so wichtig ist. Was wird passieren, wenn wir es nicht tun? Es werden zwei große Fehler entstehen. Erstens werden wir in diesem Leben Probleme haben. Wenn wir es beispielsweise versäumen, andere genauso zu schätzen wie uns selbst, werden wir unter Umständen wütend auf sie und handeln dann in einer selbstsüchtigen und negativen Weise, die unerfreuliche Folgen für uns haben wird. Zweitens werden wir keinen Bodhichitta entwickeln, und ohne Bodhichitta können wir keine Realisationen des Mahayana-Pfades erreichen, ganz zu schweigen von Buddhaschaft. Frühere buddhistische Praktizierende in Indien und Tibet erkannten, dass zuneigungsvolle Liebe eine besondere Ursache für Bodhichitta ist.

Auch für diejenigen, die keine spirituell Praktizierenden sind, ist es wichtig, das Gleichstellen vom Selbst und anderen in einem gewissen Grad zu praktizieren, denn falls sie es nicht tun, werden sie mit Sicherheit Probleme erfahren. Wenn wir beispielsweise eine Beziehung haben und den anderen lieben und für ihn sorgen, werden wir beide glücklich sein. Sind wir aber nur um uns selbst besorgt, wird unser Partner bald unglücklich werden, und unsere Freundschaft wird nicht lange dauern. Wenn wir nicht lernen, andere zu lieben und zu schätzen, werden wir keine stabile Liebe finden, unsere Beziehungen werden schwierig sein und wir werden keine echte, andauernde Erfüllung finden. Deshalb sollten wir stets versuchen, andere als etwas Kostbares zu betrachten und Liebe und Zuneigung für sie zu empfinden.

Wenn wir in einer Gemeinschaft leben und eine fürsorgliche Einstellung füreinander haben, werden wir ganz natürlich zuneigungsvolle Liebe entwickeln. Dadurch werden alle Frieden und Glück finden. Wir sollten denken: «Genauso wie ich selbst glücklich sein möchte, wollen es alle anderen auch. Deshalb muss ich für ihr Glück genauso hart arbeiten wie für mein eigenes.» Jemand, der sich in dieser Weise um andere sorgt, stellt sich selbst und andere gleich. Wenn wir diese Absicht gegenüber anderen Wesen beibehalten, werden auch sie gütige Gefühle für uns entwickeln. Als erstes sollten wir versuchen, dies mit unseren Freunden und den Menschen zu praktizieren, mit denen wir regelmäßig zu tun haben. Wenn wir einige Erfahrung gesammelt haben, können wir unsere Praxis erweitern, bis wir schließlich alle anderen Wesen einbeziehen können.

Bei unseren ersten Versuchen mit dieser Meditation könnten Zweifel entstehen. Vielleicht bezweifeln wir den Wert der Bestrebungen, die Leiden anderer zu beseitigen, und denken: «Das Leiden von anderen betrifft mich nicht direkt. Jeder von uns muss sein eigenes Leiden ertragen, warum soll ich also versuchen, die Leiden anderer zu beseitigen?» Obwohl es wahr ist, dass wir die Leiden anderer Wesen nicht direkt erfahren müssen, heißt das nicht, dass wir nicht versuchen sollten, ihnen zu helfen. Wenn wir einen Dorn in unserem Fuß haben, wird unsere Hand den Dorn herausziehen, auch wenn sie nicht direkt betroffen ist. Wenn wir uns alle Lebewesen als einen einzigen Körper vorstellen, vereint in dem Wunsch, frei von Leiden zu sein, werden wir genauso wenig zögern zu versuchen, ihr Leiden zu lindern. Wir sollten denken:

 

«Genau wie ich beständiges Glück haben möchte, so wollen es auch alle anderen Wesen. In dieser Hinsicht sind wir alle genau gleich. Ist es nicht unvernünftig, mein eigenes Glück zu suchen, aber das Glück anderer zu vernachlässigen?»

Das Gleichstellen vom Selbst und anderen ist die Grundlage für alle nachfolgenden Übungen, die zur Erleuchtung führen. Deshalb sollten wir uns durch die folgende Überlegung ermutigen:

«Ich habe jetzt ein seltenes und kostbares menschliches Leben erlangt. Es wäre eine tragische Verschwendung dieser goldenen Gelegenheit, sie nicht für das Erlangen der Buddhaschaft zu gebrauchen. Um Erleuchtung zu erlangen, muss ich mich selbst mit anderen gleichstellen. Danach werde ich mich in den Übungen des Nehmens und Gebens schulen, die kostbaren Geisteshaltungen von Mitgefühl und Bodhichitta entwickeln und schließlich Erleuchtung erlangen können.»

Um die eigentliche Meditation des Gleichstellens von uns selbst und anderen auszuführen, denken wir zunächst sorgfältig über die oben genannten Punkte nach, bis wir davon überzeugt sind, dass das Wohl anderer Wesen genauso wichtig ist wie unser eigenes. Das wird ein Gefühl von Gleichheit zwischen uns selbst und anderen hervorrufen. Wir konzentrieren uns für eine Weile auf dieses Gefühl und fassen dann den Entschluss: «Ich werde andere genauso schätzen wie mich selbst.» Wir meditieren über diesen Entschluss so lange wie möglich.

Nach der Meditationssitzung sollten wir uns während des restlichen Tages immer wieder die Gefühle und Entschlüsse vergegenwärtigen, die wir während der Meditation entwickelt haben. Wann immer wir andere Wesen sehen, die Schmerzen oder Schwierigkeiten erleiden, sollten wir versuchen ihnen zu helfen. Können wir keine praktische Unterstützung geben, versuchen wir wenigsten mit unseren Gedanken und Gebeten zu helfen. Auch wenn wir zum Beispiel nicht persönlich den Frieden herbeiführen können, wenn zwei Nationen Krieg führen, können wir trotzdem um alle Beteiligten besorgt sein und dafür beten, dass bald wieder Frieden herrscht. Zudem können wir unsere tugendhaften Handlungen ihrem Wohle widmen und denken: «Möge ihr Konflikt durch die tugendhafte Kraft meiner Handlungen enden.» Im allgemeinen können wir die Verdienste unserer tugendhaften Handlungen auf jeden guten Zweck richten und das wird indirekt dabei helfen, viele Probleme zu lösen.

Wenn wir jederzeit den Wunsch bewahren, anderen helfen zu wollen, werden wir immer Möglichkeiten finden, ihnen direkt oder indirekt zu helfen. Wie Nagarjuna in seinem Kommentar über Bodhichitta sagt:

Auch wenn wir anderen nicht direkt helfen können,

Sollten wir doch versuchen, eine wohlwollende Absicht zu entwickeln.

Wenn wir diese Absicht stärker und stärker entwickeln,

Werden wir ganz natürlich Wege finden, anderen zu helfen.

Wir können anderen nur helfen, wenn wir den Wunsch dazu haben. Deshalb sollten wir immer wieder eine wohlwollende Absicht entwickeln. Wenn wir diesen nützlichen Gedanken während unserer gesamten täglichen Aktivitäten in Erinnerung behalten, werden wir sehen, dass sich immer öfter die Gelegenheit bietet, anderen zu helfen.

Es ist auch wichtig, wiederholt Bitten an alle Buddhas, Bodhisattvas und anderen heiligen Wesen zu richten. Wir bitten sie, uns ihre Segnungen zu gewähren, damit wir die Realisation erlangen, uns selbst und andere gleichermaßen zu schätzen. Wir können dazu das folgende Gebet aus Darbringung an den Spirituellen Meister rezitieren:

Da niemand auch nur das kleinste Leiden wünscht

Oder jemals zufrieden ist mit dem eigenen Glück

Gibt es keinen Unterschied zwischen mir und anderen,

Dies erkennend, erbitte ich Deine Segnungen, um voller Freude andere glücklich zu machen.

In diesem Kapitel werden mehrere aufeinander folgende Meditationen vorgestellt, die mit der Meditation über das Gleichstellen vom Selbst und anderen beginnen. Wir können für jede Meditation soviel Zeit verwenden, wie wir wollen. Wenn wir möchten, können wir uns für einige Tage, Monate oder sogar Jahre nur auf diese Meditation konzentrieren.

ÜBER DIE GEFAHREN DER SELBST-WERTSCHÄTZUNG NACHDENKEN

Fasse alle Schuld zusammen.

Diese Zeile veranschaulicht, dass alles Leiden und jede Schwierigkeit auf eine einzige Quelle, den Geist der Selbst-Wertschätzung, zurückgeführt werden kann und dass es allein dieser Geist ist, dem wir die Schuld für alle unsere Probleme geben sollten. Da wir uns selbst schätzen, wollen wir ganz selbstverständlich alles haben, was gut und schön im Leben ist, und um es zu bekommen, üben wir selbstsüchtige Handlungen aus. Auf diese Weise bringt uns unsere Selbst-Wertschätzung dazu, Handlungen zu begehen, die uns immer wieder in samsarische Wiedergeburten werfen; und jedes Mal, wenn wir in Samsara wiedergeboren werden, müssen wir erneut all sein Elend erfahren. Wenn wir diese Selbst-Wertschätzung nicht hätten, würden wir überhaupt keine solch ungeschickten Handlungen begehen und müssten dann auch nicht deren unerfreuliche Auswirkungen ertragen.

Die Lebewesen begehen negative Handlungen, wie zum Beispiel Töten, aus Sorge um ihr eigenes Wohlergehen. Die meisten Tiere beispielsweise jagen und töten andere Tiere der Nahrung wegen, da sie auf ihr eigenes Überleben bedacht sind. Ganz ähnlich werden Menschen oft wütend, wenn andere sie verletzen oder bedrohen. Wenn wir uns rächen wollen, dann nur deshalb, weil wir uns selbst als derart kostbar betrachten. Wenn ein Dieb gefangen und ins Gefängnis gesteckt wird, sagen wir, dass er wegen eines Verbrechens ins Gefängnis geworfen wurde. In Wirklichkeit aber ist der Hauptgrund für seine Gefangenschaft sein Geist der Selbst-Wertschätzung. Wenn wir unglücklich werden, weil wir etwas haben wollen und nicht bekommen können, liegt das daran, dass unsere Selbst-Wertschätzung andere in der Vergangenheit daran gehindert hat zu bekommen, was sie wollten. In vergangenen Leben haben wir anderen aus Selbstsucht körperliche und geistige Schmerzen zugefügt und sie daran gehindert, ihre Wünsche zu erfüllen. Deshalb haben wir jetzt Schwierigkeiten, unsere eigenen Wünsche zu erfüllen, sind mit einem ungesunden Körper und Geist belastet und begegnen vielen anderen Hindernissen. Alle diese Probleme werden durch unsere Selbst-Wertschätzung verursacht.

Wenn wir gründlich darüber nachdenken, werden wir sehen, dass es nicht einen einzigen Fehler gibt, der nicht durch Selbst-Wertschätzung verursacht wird. Deshalb sollten wir den festen Entschluss fassen, die Selbst-Wertschätzung auszumerzen. Buddha sagte:

Schau dir Samsara an. Es besitzt keine guten Qualitäten.

Durch den Feind, die Selbst-Wertschätzung,

Wird eine hungrige Tigermutter

Sogar ihre eigenen Kinder verschlingen.

Shantideva sagt im Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattvas:

Wenn alle Qualen in dieser Welt –

Alle geistigen Ängste und körperlichen Schmerzen –

Aus der Selbst-Wertschätzung entstehen,

Welchen Nutzen hat dieser schreckliche Dämon für uns?

Shantideva bezieht sich manchmal auf den Geist der Selbst-Wertschätzung und manchmal auf den Geist des Festhaltens am Selbst. Was ist der Unterschied? Der Geist des Festhaltens am Selbst betrachtet das «Ich» als inhärent existierend oder hält an diesem als inhärent existierend fest. Der Geist der Selbst-Wertschätzung schätzt dieses «Ich», es ist ihm lieb und teuer. Diese zwei Geistesarten sind der Ursprung all unserer Schwierigkeiten.

Da wir uns selbst immer sehr geschätzt haben, ist es schwierig für uns, auch nur das kleinste Problem zu ertragen, und deshalb leiden wir ständig unter Ängsten, Sorgen und Unzufriedenheit. Der gesamte geistige Schmerz, der durch unerfüllte Wünsche und das Zusammentreffen mit unerwünschten Objekten hervorgerufen wird, ist durch Selbst-Wertschätzung verursacht. Höhere Bodhisattvas haben keine Selbst-Wertschätzung und deshalb vor nichts Angst. Sie könnten dem grimmigsten Tiger ohne Angst begegnen. Da sie alle Wesen als ihre Mütter betrachten, empfinden sie für wilde Tiere nur Mitgefühl und haben keinerlei Furcht, wenn sie ihnen begegnen. Natürlich bedeutet dies nicht, dass sie sich nicht vor unnötigen Verletzungen schützen. Eine der Qualitäten hoher Bodhisattvas ist, dass sie ihren Körper oder Teile ihres Körpers freudig anderen geben können, aber bevor sie dies tun, prüfen sie die Situation sehr sorgfältig. Sie bringen das Opfer nur, wenn sie der Meinung sind, dass die Handlung nützlich ist. Genauso sollten auch wir darauf achten, uns nicht unnötigen Risiken und Gefahren auszusetzen. Wenn es niemandem einen Nutzen bringt, hat es keinen Sinn, Verletzungen oder Tod zu riskieren. Wir sollten nicht denken, dass uns selbst zu schützen notwendigerweise ein Zeichen von Selbst-Wertschätzung ist.

Wenn wir die Gefahren der Selbst-Wertschätzung überdenken, kommen uns möglicherweise Zweifel und wir meinen vielleicht, dass wir ohne Selbst-Wertschätzung keinen Grund zum Arbeiten hätten, dass wir ohne Arbeit kein Geld hätten und dass wir ohne Geld nicht überleben könnten. Daraus könnten wir schließen, dass es nur die Güte des Geistes der Selbst-Wertschätzung ist, die uns überhaupt überleben lässt. In Wirklichkeit hängt der Wunsch zu arbeiten nicht notwendigerweise von Selbst-Wertschätzung ab. Es gibt viele uneigennützige Menschen in der Welt, die in erster Linie für andere arbeiten. Aufrichtige Dharma-Praktizierende arbeiten, damit sie sich die grundsätzlichen Lebensnotwendigkeiten leisten können und so die Energie haben, Dharma zu praktizieren. Ihr endgültiges Ziel ist die Erlangung der Erleuchtung zum Wohle aller Lebewesen.

Manchmal denken wir vielleicht, dass die scheinbar erfolgreichsten Leute alles im Leben durch die Kraft der Selbst-Wertschätzung erreicht haben: durch Ehrgeiz und Selbst-Wertschätzung vorangetrieben, arbeiteten sie hart und genießen jetzt ihren Lohn. Wenn wir mit dieser Ansicht übereinstimmen, haben wir die Beziehung zwischen Handlungen und ihren Wirkungen nicht richtig verstanden. Wir müssen genau wissen, welche Wirkung aus welcher Handlung folgt. Ein bankrotter Geschäftsmann kann genauso große Selbst-Wertschätzung haben wie ein erfolgreicher. Wenn Selbst-Wertschätzung der Schlüssel zum Erfolg wäre, wie könnte der eine bankrott sein und der andere reich? Buddha lehrte, dass die Ursache von Reichtum Freigebigkeit ist. Der Unterschied zwischen dem erfolgreichen und dem gescheiterten Geschäftsmann ist somit der, dass der erstere in früheren Leben Freigebigkeit ausübte, während der letztere es nicht tat. Wann immer Zweifel über diesen Umstand auftauchen, sollten wir sie sorgfältig prüfen. Wenn wir gültige logische Folgerungen anwenden, werden wir alle unsere Zweifel auflösen können.

Um die Meditation auszuführen, sollten wir versuchen uns das volle Ausmaß der Gefahren der Selbst-Wertschätzung bewusst zu machen und mit dem Entschluss abzuschließen, sie vollständig aufgeben zu wollen. Dann sollten wir über diesen Entschluss ohne Ablenkung mit einsgerichteter Konzentration meditieren.

In der Meditationspause sollten wir achtsam unseren Entschluss bewahren. Auch wenn wir unsere Selbst-Wertschätzung nicht durch den alleinigen Entschluss, sie aufgeben zu wollen, beseitigen können, wird uns das fortwährende Bestreben doch außerordentlich helfen. Zusätzlich sollten wir wiederholt Bitten an alle Buddhas, Bodhisattvas und anderen heiligen Wesen richten, dass sie uns ihre Segnungen gewähren, damit wir die Selbst-Wertschätzung überwinden können. Dazu können wir das folgende Gebet aus Darbringung an den Spirituellen Meister rezitieren:

Da ich sehe, dass diese chronische Krankheit, mich selbst zu schätzen,

Die Ursache ist, dass unerwünschtes Leiden entsteht,

Erbitte ich Deine Segnungen, um diesen großen Dämon der Selbstsucht zu zerstören,

Indem ich ihn als Schuldigen anprangere.

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