Mahamudra Tantra

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Was ist Tantra?

Obwohl Tantra sehr populär ist, verstehen nicht viele Menschen seine wirkliche Bedeutung. Einige Menschen verneinen die Tantrischen Unterweisungen Buddhas, während andere sie für weltliche Erlangungen missbrauchen; zudem sind viele Menschen verwirrt in Bezug auf die Vereinigung der Praxis von Sutra und Tantra und glauben fälschlicherweise, dass sich Sutra und Tantra widersprechen. Im Zusammengefassten Wurzel-Tantra von Heruka sagt Buddha:

Du solltest nie Höchstes Yoga-Tantra aufgeben,

Sondern erkennen, dass es eine unvorstellbare Bedeutung hat

Und die eigentliche Essenz des Buddhadharmas ist.

Wenn wir die wirkliche Bedeutung von Tantra verstanden haben, wird es keine Grundlage für seinen Missbrauch geben und wir werden sehen, dass es überhaupt keine Widersprüche zwischen Sutra und Tantra gibt. Die Praxis der Sutra-Unterweisungen ist die grundlegende Basis für das Praktizieren der Tantrischen Unterweisungen, und die Praxis des Tantras ist die schnelle Methode, das endgültige Ziel der Sutra-Unterweisungen zu erreichen. Zum Beispiel ermutigt uns Buddha in seinen Sutra-Unterweisungen, Anhaftung aufzugeben, und im Tantra ermutigt er uns, unsere Anhaftung in den spirituellen Pfad umzuwandeln. Einige mögen denken, dass dies ein Widerspruch ist, aber dies ist nicht der Fall, da die Tantrischen Anleitungen darüber, wie man Anhaftung in den spirituellen Pfad umwandelt, die schnelle Methode sind, Anhaftung aufzugeben. Auf diese Weise sind sie die Methode, um die Ziele der Sutra-Unterweisungen zu erreichen.

Wie zuvor erwähnt, sind das allumfassende Mitgefühl, welches durch die Sutra-Praxis verwirklicht wird, und die Weisheit des Mahamudra-Tantras, welche durch die Praxis der Tantrischen Unterweisungen verwirklicht wird, wie die zwei Flügel eines Vogels. Genau wie beide Flügel gleichermaßen wichtig sind, damit ein Vogel fliegen kann, so sind Sutra und Tantra gleichermaßen wichtig für Praktizierende, die die Erleuchtung suchen.

Tantra ist als eine innere Realisation definiert, welche die Funktion hat, gewöhnliche Erscheinungen und Vorstellungen zu verhindern und die vier vollkommenen Reinheiten zu verwirklichen. Obwohl die Tantrischen Schriften Buddhas manchmal „Tantra“ genannt werden, weil sie die Tantrischen Übungen enthüllen, ist das eigentliche Tantra notwendigerweise eine innere Realisation, welche die Lebewesen vor gewöhnlichen Erscheinungen und Vorstellungen beschützt, die der Ursprung der Leiden Samsaras sind. Tantra, Geheimes Mantra und Vajrayana sind synonym. Die vier vollständigen Reinheiten sind die reine Umgebung, der reine Körper, die reinen Vergnügen und reinen Aktivitäten eines Buddhas.

Für Lebewesen ist die Erfahrung weltlicher Vergnügen die Hauptursache für die Zunahme ihrer Anhaftung und deshalb die Hauptursache für die Zunahme ihrer Probleme. Um zu verhindern, dass Anhaftung durch die Erfahrung weltlicher Vergnügen entsteht, lehrte Buddha Tantra als eine Methode, die weltliche Vergnügen in den Pfad zur Erleuchtung umwandelt. Entsprechend den verschiedenen Ebenen der Umwandlung weltlicher Vergnügen in den spirituellen Pfad lehrte Buddha vier Ebenen oder Klassen von Tantra: Handlungs-Tantra, Ausführungs-Tantra, Yoga-Tantra und Höchstes Yoga-Tantra. Die ersten drei werden die „niederen Tantras“ genannt. Im Höchsten Yoga-Tantra lehrte Buddha die tiefgründigsten Anleitungen, um sexuelle Glückseligkeit in den schnellen Pfad zur Erleuchtung umzuwandeln. Da die Effektivität dieser Praxis von der Kraft der Meditation über das Sammeln und Auflösen der inneren Winde in den Zentralkanal abhängt, wurden diese Methoden nicht in den niederen Tantras erklärt. In den niederen Tantras gab Buddha Anleitungen darüber, wie wir weltliche Vergnügen – außer die der sexuellen Glückseligkeit – durch die Kraft der Vorstellung in den Pfad zur Erleuchtung umwandeln können, was eine einfachere Praxis des Tantras ist.

Das Tor, durch das wir das Tantra betreten, ist das Empfangen der Tantrischen Ermächtigung. Eine Ermächtigung gewährt uns besondere Segnungen, die unser geistiges Kontinuum heilen und unsere Buddha-Natur erwachen lassen. Wenn wir eine Tantrische Ermächtigung empfangen, säen wir die besonderen Samen der vier Körper eines Buddhas in unser Geisteskontinuum. Diese vier Körper sind der Natur-Wahrheitskörper, der Weisheits-Wahrheitskörper, der Freudenkörper und der Ausstrahlungskörper. Gewöhnliche Wesen besitzen nicht mehr als einen Körper, während Buddhas vier Körper gleichzeitig besitzen. Ein Ausstrahlungskörper ist ihr grober Körper, der von gewöhnlichen Wesen gesehen werden kann. Der Freudenkörper ist ihr subtiler Körper, der nur von Praktizierenden gesehen werden kann, die höhere Realisationen erlangt haben. Die Natur- und Weisheits-Wahrheitskörper sind ihre sehr subtilen Körper, die nur von den Buddhas selbst gesehen werden können.

Im Tantra sind gewöhnliche Vorstellungen und Erscheinungen die hauptsächlichen Objekte, die aufzugeben sind. Die Begriffe „gewöhnliche Vorstellungen“ und „gewöhnliche Erscheinungen“ werden am besten durch das folgende Beispiel erklärt. Nehmen wir an, es gibt einen Heruka-Praktizierenden namens John. Normalerweise sieht er sich selbst als John und seine Umgebung und Vergnügen sowie seinen Körper und Geist als die von John. Diese Erscheinungen sind gewöhnliche Erscheinungen. Der Geist, der diesen Erscheinungen zustimmt, indem er sie für wahrhaft existierend hält, ist gewöhnliche Vorstellung. Die Erscheinungen, die wir von einem inhärent existierenden „Ich“, „Mein“ und anderen Phänomene haben, sind ebenfalls gewöhnliche Erscheinungen; Festhalten am Selbst und alle andere Verblendungen sind gewöhnliche Vorstellungen. Gewöhnliche Vorstellungen sind Behinderungen zur Befreiung und gewöhnliche Erscheinungen sind Behinderungen zur Allwissenheit. Im Allgemeinen haben alle fühlenden Wesen außer Bodhisattvas, die die vajra-gleiche Konzentration auf dem Pfad der Meditation erlangt haben, gewöhnliche Erscheinungen.

Wenn John nun über die Erzeugungsstufe von Heruka meditieren, sich intensiv als Heruka betrachten und glauben würde, dass seine Umgebung, seine Erfahrungen, sein Körper und sein Geist diejenigen Herukas sind, dann würde er zu jenem Zeitpunkt den göttlichen Stolz besitzen, der gewöhnliche Vorstellungen verhindert. Wenn er zudem die klare Erscheinung von sich selbst als Heruka mit der Umgebung, den Vergnügen, dem Körper und dem Geist Herukas erlangt, wird er zu jenem Zeitpunkt die klare Erscheinung besitzen, die seine Wahrnehmung der gewöhnlichen Erscheinungen verhindert.

Am Anfang sind gewöhnliche Vorstellungen schädlicher als gewöhnliche Erscheinungen. Warum das so ist, wird durch die folgende Analogie veranschaulicht. Nehmen wir an, ein Magier beschwört vor seinem Publikum die Illusion eines Tigers herauf. Der Tiger erscheint sowohl dem Publikum als auch dem Magier, aber während das Publikum glaubt, dass der Tiger tatsächlich existiert und sich in der Folge ängstigt, stimmt der Magier der Erscheinung des Tigers nicht zu und bleibt daher ruhig. Das Problem des Publikums ist nicht so sehr die Erscheinung des Tigers, vielmehr ist es seine Vorstellung, dass der Tiger tatsächlich existiert. Es ist nicht so sehr die bloße Erscheinung, sondern diese Vorstellung, die die Erfahrung von Angst bewirkt. Wenn es wie der Magier nicht die Vorstellung hätte, dass der Tiger existiert, dann würde es sich nicht ängstigen, auch wenn ihm immer noch ein Tiger erscheint. Wenn wir auf gleiche Weise in unserer Vorstellung nicht an den Dingen als gewöhnlich festhalten, auch wenn sie uns als gewöhnlich erscheinen, dann ist das nicht so schädlich für uns. Ebenso ist es weniger schädlich für unsere spirituelle Entwicklung, wenn wir unseren Spirituellen Meister als gewöhnlich sehen, ihn oder sie aber in seiner oder ihrer Essenz für einen Buddha halten, als wenn wir unseren Spirituellen Meister als gewöhnlich sehen und glauben, dass er oder sie gewöhnlich ist. Die Überzeugung, dass unser Spiritueller Meister ein Buddha ist, obwohl er oder sie uns als gewöhnliche Person erscheint, bewirkt rapiden Fortschritt in unserer spirituellen Praxis.

Um gewöhnliche Erscheinungen und Vorstellungen zu vermindern, lehrte Buddha das Tantra der Erzeugungsstufe; und um diese zwei Behinderungen vollständig aufzugeben, lehrte er das Tantra der Vollendungsstufe, insbesondere Mahamudra-Tantra. Indem wir die Schulung in diesen Tantras vollenden, werden wir ein Tantrisches erleuchtetes Wesen wie Heruka werden, mit den vollständigen Reinheiten des Körpers, der Umgebung, Vergnügen und Aktivitäten eines Buddhas.


Das Tantra der Erzeugungsstufe

In der Praxis der Erzeugungsstufe erzeugen sich Tantrisch Praktizierende, durch die Kraft der aus Weisheit entstandenen korrekten Vorstellung, als Tantrisch erleuchtetes Wesen wie Heruka und ihren Körper, ihre Umgebung, Vergnügen und Aktivitäten als diejenigen Herukas. Diese vorgestellte neue Welt Herukas ist ihr Objekt der Meditation und sie meditieren über diese neue Erzeugung mit einsgerichteter Konzentration. Durch fortwährende Schulung in dieser Meditation werden Tantrisch Praktizierende tiefe Realisationen von sich selber als Heruka gewinnen und ihr Körper, ihre Umgebung, Vergnügen und Aktivitäten werden wie diejenigen von Heruka werden.

Erzeugungsstufen-Tantra ist als eine innere Realisation eines kreativen Yogas definiert, die durch die Schulung in den drei Bringungen erlangt wird. Es wird ein „kreativer Yoga“ genannt, weil das Objekt der Meditation durch Vorstellungskraft und Weisheit erschaffen wird. Die drei Bringungen sind: das Bringen des Todes in den Pfad des Wahrheitskörpers, das Bringen des Zwischenzustandes in den Pfad des Freudenkörpers und das Bringen der Wiedergeburt in den Pfad des Ausstrahlungskörpers. Die hauptsächliche Funktion des Tantras der Erzeugungsstufe besteht darin, den gewöhnlichen Tod, den gewöhnlichen Zwischenzustand und die gewöhnliche Wiedergeburt zu reinigen sowie den Wahrheitskörper, den Freudenkörper und den Ausstrahlungskörper eines Buddhas zu verwirklichen. Ausführliche Erklärungen über die Schulung in den drei Bringungen können in anderen Tantrischen Büchern wie Essenz des Vajrayana und Führer ins Dakiniland gefunden werden.

 

Im Tantra der Erzeugungsstufe betonen Praktizierende die Schulung in göttlichem Stolz und die Schulung in klarer Erscheinung. Vor der Schulung in göttlichem Stolz müssen die Praktizierenden lernen, ihren Körper und Geist als Herukas Körper und Geist wahrzunehmen. Haben sie dies erreicht, benutzen sie dann Herukas Körper und Geist als Basis der Zuschreibung für ihr „Ich“ und entwickeln den Gedanken „Ich bin Buddha Heruka“. Dann meditieren sie über diesen göttlichen Stolz in einsgerichteter Konzentration. Durch die Schulung in dieser Meditation werden sie eine tiefe Realisation des göttlichen Stolzes gewinnen, welcher spontan glaubt, dass sie Heruka sind. Zu jenem Zeitpunkt haben sie die Basis für die Zuschreibung ihres Ichs verändert.

Seit anfangsloser Zeit, Leben für Leben, ist die Basis für die Zuschreibung unseres Ichs immer nur ein verunreinigter Körper und Geist gewesen. Weil unser Ich auf einen verunreinigten Körper und Geist zugeschrieben wird, erfahren wir jedes Mal, wenn wir den Gedanken „Ich“ entwickeln, gleichzeitig die Unwissenheit des Festhaltens am Selbst, welches ein Geist ist, der an einem inhärent existierenden „Ich“ und „Mein“ festhält und der die Wurzel aller unserer Leiden ist. Für qualifizierte Tantrische Praktizierende verhindert jedoch die tiefe Erfahrung von göttlichem Stolz die Entstehung der Unwissenheit des Festhaltens am Selbst, so dass es keine Basis für die Erfahrung von Leiden gibt; sie werden ihre reine Umgebung, ihre reinen Körper, Vergnügen und Geist von Heruka genießen.

Wir mögen uns fragen, wie diese Praktizierenden glauben können, Buddha Heruka zu sein, wenn sie es doch eigentlich noch nicht sind. Wie ist es möglich für sie, die Realisation von göttlichem Stolz zu gewinnen, wenn ihre Sicht, selbst Heruka zu sein, fehlerhaft ist? Obwohl diese Praktizierenden nicht der wirkliche Buddha Heruka sind, können sie nichtsdestoweniger glauben, dass sie es sind, da sie ihre Basis der Zuschreibung verändert haben. Sie haben ihre verunreinigten Anhäufungen aufgegeben und die nichtverunreinigten Anhäufungen Herukas angenommen. Der Glaube, Buddha Heruka zu sein, ist keine fehlerhafte Sicht, weil sie nicht-täuschend ist und aus der Weisheit entstanden ist, die die Nichtexistenz eines inhärent existierenden „Ichs“ und „Mein“ erkennt. Ihre Realisation von göttlichem Stolz, der spontan glaubt, Buddha Heruka zu sein, besitzt daher die Kraft, die Entstehung der Unwissenheit des Festhaltens am Selbst, die Wurzel Samsaras, zu verhindern.

Dinge existieren nicht von ihrer eigenen Seite aus. Es gibt kein inhärent existierendes „Ich“, „Mein“ und andere Phänomene; alle Phänomene existieren als bloße Zuschreibungen. Dinge werden durch Gedanken auf ihre Basis der Zuschreibung zugeschrieben. Was bedeutet „Basis der Zuschreibung“? Zum Beispiel sind die Teile eines Autos die Basis der Zuschreibung für ein Auto. Die Teile des Autos sind nicht das Auto, aber es gibt kein Auto getrennt von den Teilen. Das Auto wird seinen Teilen zugeschrieben. Wie? Durch das Wahrnehmen eines der Teile des Autos entwickeln wir ganz natürlich den Gedanken „Dies ist das Auto“. Auf ähnliche Weise sind unser Körper und Geist nicht unser Ich oder Selbst, sondern sind die Basis der Zuschreibung für unser Ich oder Selbst. Unser Ich wird durch Gedanken auf den Körper oder Geist zugeschrieben. Durch das Wahrnehmen unseres Körpers oder Geistes entwickeln wir ganz natürlich den Gedanken „Ich“ oder „Mein“. Ohne eine Basis der Zuschreibung könnten die Dinge nicht existieren; alles hängt von seiner Basis der Zuschreibung ab.

Weshalb ist es notwendig, die Basis der Zuschreibung für unser Ich zu verändern? Wie zuvor erwähnt sind seit anfangsloser Zeit, Leben für Leben, bis jetzt nur verunreinigte Anhäufungen von Körper und Geist die Basis für die Zuschreibung unseres Ichs gewesen. Wir erfahren den endlosen Kreislauf des Leidens, weil die Basis der Zuschreibung unseres Ichs durch das Gift der am Selbst festhaltenden Unwissenheit verunreinigt ist. Um uns daher dauerhaft von Leiden zu befreien, müssen wir die Basis der Zuschreibung unseres Ichs verändern, von verunreinigten Anhäufungen hin zu nichtverunreinigten Anhäufungen.

Wie können wir unsere Basis der Zuschreibung verändern? Im Allgemeinen haben wir unsere Basis der Zuschreibung unzählige Male verändert. In unseren früheren Leben haben wir unzählige Wiedergeburten angenommen und jedes Mal war die Basis der Zuschreibung unseres Ichs eine andere. Als wir eine menschliche Wiedergeburt annahmen, war unsere Basis der Zuschreibung ein menschlicher Körper und Geist; als wir eine Wiedergeburt als Tier annahmen, war unsere Basis der Zuschreibung der Körper und Geist eines Tieres. Auch in diesem Leben, als wir ein Baby waren, war unsere Basis der Zuschreibung der Körper und Geist eines Babys; als Jugendlicher war unsere Basis der Zuschreibung der Körper und Geist eines Jugendlichen und wenn wir älter werden, wird unsere Basis der Zuschreibung der Körper und Geist einer alten Person sein. Alle diese unzähligen Basen der Zuschreibung sind verunreinigte Anhäufungen. Wir haben nie unsere Basis der Zuschreibung von einer verunreinigten hin zu einer nichtverunreinigten Basis verändert. Nur indem wir uns auf die Tantrischen Unterweisungen Buddhas verlassen, können wir dies erreichen.

Wir verändern unsere Basis der Zuschreibung von einer verunreinigten Basis in eine nichtverunreinigte, indem wir uns in klarer Erscheinung und göttlichem Stolz schulen. Wie Buddha in seinen Tantrischen Unterweisungen erklärte, lernen wir zuerst, durch Meditation über die Leerheit von Körper, Geist und allen anderen Phänomenen unseren Körper und Geist zu reinigen. Nur Leerheit wahrnehmend, erzeugen wir uns dann als ein erleuchtetes Wesen wie Heruka. Wir lernen dann, unseren Körper und Geist als Herukas Körper und Geist zu sehen, unsere Welt als Herukas Reines Land und alle um uns herum als erleuchtete Helden und Heldinnen. Dies wird als „Schulung in klarer Erscheinung“ bezeichnet. Unseren Körper und Geist als nichtverunreinigte Anhäufungen von Herukas Körper und Geist wahrnehmend, entwickeln wir den Gedanken „Ich bin Buddha Heruka“. Anschließend meditieren wir kontinuierlich mit einsgerichteter Konzentration über diesen göttlichen Stolz, bis wir eine tiefe Realisation des göttlichen Stolzes gewinnen, der spontan glaubt, Buddha Heruka zu sein. Zu dieser Zeit haben wir unsere Basis der Zuschreibung von verunreinigten Anhäufungen hin zu nichtverunreinigten verändert.

Wenn wir beispielsweise John heißen, sollten wir nie glauben, dass John Buddha Heruka sei, sondern das Gefühl haben, dass John sich in Leerheit aufgelöst hat, bevor wir uns als Buddha Heruka erzeugten. Wir glauben dann, dass unser Ich, welches dem Körper und Geist Herukas zugeschrieben wird, Buddha Heruka ist. Dieser Glaube ist keine fehlerhafte Sicht, weil er aus Weisheit entstanden ist; und fehlerhafte Sichtweisen entstehen notwendigerweise aus Unwissenheit. Die Realisation von göttlichem Stolz entsteht aus Weisheit und ist eine kraftvolle Methode, um große Verdienste und Weisheit anzusammeln.

Auch wenn wir die Realisation haben, die der spontane Glaube ist, Buddha Heruka zu sein, sollten wir dies anderen gegenüber nie erwähnen oder zeigen, weil ein solches Verhalten in der gewöhnlichen Gesellschaft unangemessen ist. Die Menschen werden uns als John sehen und nicht als Heruka und wir wissen auch, dass John nicht Heruka ist. Die Realisationen von göttlichem Stolz und reine Erscheinung sind innere Erfahrungen, welche die Kraft besitzen, unsere Verblendungen zu kontrollieren, und aus welchen reine Handlungen ganz natürlich entstehen. Es gibt deshalb keine Basis für uns, um unangemessenes Verhalten zu zeigen; wir sollten weiterhin unsere alltäglichen Aktivitäten ausüben und mit anderen auf normale Art und Weise kommunizieren.

Wir können das Tantra der Erzeugungsstufe in Verbindung mit dem Selbsterzeugung-Sadhana von Buddha Heruka praktizieren. Dies ist ein rituelles Gebet, um die Erlangung von Buddha Heruka zu vollenden. Ein kurzes Sadhana für die Selbsterzeugung als Heruka mit dem Namen Vajra-Held-Yoga, kann in Anhang IV gefunden werden. Eine ausführliche Erklärung der Selbsterzeugung als Heruka kann in Essenz des Vajrayana gefunden werden.


Das Tantra der Vollendungsstufe

Erzeugungsstufe ist wie den Grundriss eines Bildes zu zeichnen und Vollendungsstufe ist wie das Bild zu vollenden. Während die hauptsächlichen Objekte der Erzeugungsstufen-Meditation – das Mandala und die Gottheiten – durch korrekte Vorstellung erzeugt werden, existieren die hauptsächlichen Objekte der Vollendungsstufen-Meditation – die Kanäle, Tropfen und Winde – bereits innerhalb unseres Körpers und es besteht keine Notwendigkeit, sie durch die Kraft der Vorstellung zu erzeugen. Aus diesem Grund ist die Vollendungsstufe kein kreativer Yoga.

Das Tantra der Vollendungsstufe ist als eine innere Realisation des Lernens definiert, die in Abhängigkeit des Eintretens, Verweilens und Auflösens der inneren Winde innerhalb des zentralen Kanals durch die Kraft von Meditationen entstanden ist.

Die Objekte dieser Meditationen sind der Zentralkanal, der unzerstörbare Tropfen und der unzerstörbare Wind und Geist.

DER ZENTRALKANAL

Der Zentralkanal befindet sich genau in der Mitte zwischen der linken und rechten Körperhälfte, allerdings etwas näher beim Rücken als der Vorderseite. Unmittelbar vor der Wirbelsäule liegt der ziemlich dicke Lebenskanal und direkt vor diesem befindet sich der Zentralkanal. Er beginnt an der Stelle zwischen den Augenbrauen und geht von hier in einem Bogen zum Scheitel des Kopfes hinauf und danach in einer geraden Linie zur Spitze des Geschlechtsorgans hinunter.

Der Zentralkanal ist außen hellblau und besitzt vier Merkmale: (1) er ist sehr gerade wie der Stamm einer Platane; (2) das Innere ist von einer ölig-roten Farbe wie reines Blut; (3) er ist klar und durchscheinend wie eine Kerzenflamme; (4) er ist so weich und biegsam wie das Blütenblatt eines Lotos.

Die rechten und linken Kanäle befinden sich ohne den geringsten Zwischenraum an beiden Seiten des Zentralkanals. Der rechte Kanal ist von roter Farbe und der linke Kanal ist weiß. Der rechte Kanal beginnt an der Spitze des rechten Nasenlochs und der linke Kanal an der Spitze des linken Nasenlochs. Von hier verlaufen sie an beiden Seiten des Zentralkanals in einem Bogen hinauf zum Scheitel des Kopfes. Vom Scheitel des Kopfes bis zum Nabel sind diese drei Kanäle gerade und verlaufen dicht nebeneinander. Der Verlauf des linken Kanals unterhalb des Nabels führt in einer Biegung nach rechts und trennt sich damit leicht vom Zentralkanal. An der Spitze des Geschlechtsorgans trifft er wieder mit dem Zentralkanal zusammen. Hier dient er dazu, Sperma, Blut und Urin zu halten oder loszulassen.

Der Verlauf des rechten Kanals unterhalb des Nabels führt in einer Biegung nach links und endet an der Spitze des Darmausganges, wo er dazu dient, Kot usw. zu halten oder freizulassen.

Der rechte Kanal und der linke Kanal winden sich an verschiedenen Stellen um den Zentralkanal und bilden dadurch die so genannten Kanalknoten. Die vier Stellen, wo diese Knoten entstehen, sind von unten nach oben das Nabel-Kanalrad, das Herz-Kanalrad, das Hals-Kanalrad und das Scheitel-Kanalrad. An all diesen Stellen außer auf der Höhe des Herzens gibt es einen zweifachen Knoten, der durch eine Windung des rechten Kanals und eine Windung des linken Kanals gebildet wird. Während der linke und der rechte Kanal zu diesen Stellen aufsteigen, winden sie sich dort in einer Schlinge um den Zentralkanal, indem sie sich vorne kreuzen und sich um ihn herumwinden; von dort aus gehen sie weiter nach oben zum nächsten Knoten. Auf der Höhe des Herzens geschieht dasselbe, außer dass sich hier ein sechsfacher Knoten befindet, der durch eine dreifache überlappende Schlinge der beiden flankierenden Kanäle gebildet wird. Die Kanäle sind die Bahnen, durch die die inneren Winde und Tropfen fließen. Zu Anfang genügt es, einfach mit der Beschreibung und Visualisierung der drei Kanäle vertraut zu werden. Eine ausführlichere Erklärung der Kanäle kann in Anhang II gefunden werden.

 
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