Mahamudra Tantra

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DER UNZERSTÖRBARE TROPFEN

Es gibt zwei Arten von Tropfen im Körper: weiße Tropfen und rote Tropfen. Die erstgenannten sind die reine Essenz der weißen Samenflüssigkeit oder des Spermas und die letzteren sind die reine Essenz des Blutes. Beide haben sowohl grobe wie subtile Formen. Die weißen und roten Tropfen, die außerhalb des zentralen Kanals fließen, sind grobe Tropfen. Der zentrale Kanal beinhaltet sowohl grobe wie auch subtile Tropfen.

Der hauptsächliche Sitz des weißen Tropfens, der auch als „weißer Bodhichitta“ bekannt ist, ist das Scheitel-Kanalrad. Von hier nimmt die weiße Samenflüssigkeit ihren Ursprung. Der hauptsächliche Sitz des roten Tropfens, der auch als „roter Bodhichitta“ bekannt ist, ist das Nabel-Kanalrad. Von hier nimmt das Blut seinen Ursprung. Der rote Tropfen beim Nabel ist auch die Grundlage für die Wärme des Körpers und die Grundlage für die Erlangung der Realisationen des inneren Feuers oder Tummo. Wenn die Tropfen schmelzen und durch die Kanäle fließen, lassen sie eine Erfahrung der Glückseligkeit entstehen.

Wie zuvor erklärt gibt es beim Herz-Chakra einen sechsfachen Knoten, der durch drei Windungen des rechten und linken Kanals gebildet wird und den Zentralkanal zusammenschnürt. Dieser Knoten ist am schwierigsten zu lösen, aber wenn er gelöst wird, erlangen wir große Kraft. Da der Zentralkanal beim Herzen durch diesen sechsfachen Knoten zusammengeschnürt wird, ist er blockiert wie das Innere eines Bambusrohres. Mitten in diesem Knoten innerhalb des Zentralkanals gibt es einen kleinen Hohlraum, und innerhalb dieses Hohlraumes gibt es einen Tropfen, welcher der «unzerstörbare Tropfen» genannt wird. Er hat etwa die Größe einer kleinen Erbse, deren obere Hälfte weiß und deren untere Hälfte rot ist. Die Substanz der weißen Hälfte ist die sehr klare Essenz von Sperma und die Substanz der roten Hälfte ist die sehr klare Essenz von Blut. Dieser Tropfen, der sehr rein und subtil ist, ist die eigentliche Essenz aller Tropfen. Alle anderen gewöhnlichen weißen und roten Tropfen, die sich in unserem ganzen Körper befinden, stammen ursprünglich von diesem Tropfen.

Der unzerstörbare Tropfen ist wie eine kleine Erbse, die in zwei Hälften geteilt, leicht ausgehöhlt und dann wieder zusammengefügt wurde. Er wird der „unzerstörbare Tropfen“ genannt, weil seine zwei Hälften sich bis zum Tod nie trennen. Wenn wir sterben, lösen sich alle inneren Winde in den unzerstörbaren Tropfen auf und dies verursacht die Öffnung des Tropfens. So wie sich die zwei Hälften trennen, verlässt unser Bewusstsein sofort unseren Körper und geht zum nächsten Leben weiter.


DER UNZERSTÖRBARE WIND UND GEIST

Die Natur des unzerstörbaren Windes ist ein sehr subtiler „innerer Wind“. Innere Winde sind Energie-Winde, die durch die Kanäle des Körpers fließen. Sie sind viel subtiler als äußere Winde. Sie sind assoziiert mit und dienen als Träger für verschiedene Geistesarten. Ohne diese Winde könnte sich unser Geist nicht von einem Objekt zu einem anderen bewegen. Es heißt, dass innere Winde wie jemand sind, der blind ist, aber Beine besitzt, da sie nichts wahrnehmen können, aber sich dennoch von einem Ort zum anderen fortbewegen können. Geistesarten sind wie jemand, der Augen, aber keine Beine hat, weil Geistesarten sehen können, sich aber ohne ihre Träger, die inneren Winde, nicht bewegen können. Weil Geistesarten immer von den mit ihnen assoziierten Winden getragen werden, können sie sowohl sehen als auch sich bewegen.

Die inneren Winde, die durch die linken und rechten Kanäle fließen, sind unrein und schädlich, weil sie als Träger für die Geistesarten des Festhaltens am Selbst, der Selbst-Wertschätzung und anderer Verblendungen dienen. Wir müssen große Anstrengungen unternehmen, um diese inneren Winde in den zentralen Kanal zu bringen und sie dort aufzulösen, damit wir die Entstehung dieser Verblendungen verhindern können.

Für gewöhnliche Wesen treten die inneren Winde nur während des Todesprozesses und des Schlafens in den Zentralkanal ein, verweilen dort und lösen sich auf. Zu diesen Zeiten manifestiert sich der unzerstörbare Wind und Geist, aber gewöhnliche Wesen können dies nicht erkennen, weil ihr Gedächtnis und ihre Achtsamkeit zu dieser Zeit nicht funktionieren können. Tantrische Praktizierende der Vollendungsstufe können zu jeder Zeit durch die Meditation über die Kanäle, Winde und Tropfen bewirken, dass ihre inneren Winde in den Zentralkanal eintreten, dort verweilen und sich auflösen. Sie können deshalb die fünf Stufen des Tantras der Vollendungsstufe erreichen: (1) die anfängliche Realisation der spontanen großen Glückseligkeit (isolierter Körper und isolierte Rede der Vollendungsstufe), (2) endgültiges beispiel-klares Licht, (3) illusorischer Körper, (4) sinn-klares Licht, (5) die Vereinigung von sinnklarem Licht und dem reinen illusorischen Körper. Nach der fünften Stufe werden Praktizierende die eigentliche Erleuchtung innerhalb weniger Monate erlangen.

Es gibt fünf Ursprungs- und fünf Zweigwinde. Die Ursprungswinde sind:

1. Der lebenserhaltende Wind

2. Der abwärts-entleerende Wind

3. Der aufwärts-strömende Wind

4. Der gleichmäßig-verweilende Wind

5. Der durchdringende Wind

Die fünf Zweigwinde sind:

1. Der sich bewegende Wind

2. Der sich intensiv-bewegende Wind

3. Der sich vollkommen-bewegende Wind

4. Der sich stark-bewegende Wind

5. Der sich definitiv-bewegende Wind

Eine ausführliche Erklärung der inneren Winde kann in Anhang III gefunden werden.

Der unzerstörbare Wind ist der sehr subtile Wind, der mit dem sehr subtilen Geist assoziiert ist und als dessen Träger dient. Er wird der „ständig verweilende Körper“ genannt, weil wir diesen Körper beständig Leben für Leben gehabt haben. Obwohl unser Geist der Selbst-Wertschätzung glaubt, dass unser gegenwärtiger Körper unser eigener Körper sei und diesen Körper schätzt, ist unser gegenwärtiger Körper in Wirklichkeit ein Teil der Körper anderer, weil er ein Teil der Körper unserer Eltern ist. Unser Ich oder Selbst, welches unserem gegenwärtigen Körper zugeschrieben wird, wird am Ende des Todesprozesses sterben, während das Ich, welches dem ständig verweilenden Körper und Geist zugeschrieben wird, nie aufhören wird, sondern von einem Leben zum nächsten geht. Es ist diese Person oder dieses Ich, die schließlich ein erleuchtetes Wesen werden wird. Dadurch können wir verstehen, dass es gemäß Höchstem Yoga-Tantra im Geisteskontinuum eines jeden Lebewesens eine unsterbliche Person oder ein Ich gibt, das einen unsterblichen Körper besitzt. Ohne uns auf die tiefgründige Unterweisungen des Höchsten Yoga-Tantras zu verlassen, können wir jedoch unseren eigenen unsterblichen Körper und unsterbliches Ich, unser eigentliches Selbst, nicht erkennen. Ein Yogi sagte einmal:

Zuerst rannte ich aus Furcht vor dem Tod zum Dharma.

Dann schulte ich mich im Zustand der Todlosigkeit.

Schließlich realisierte ich, dass es keinen Tod gibt, und ich entspannte mich!

Innerhalb des unzerstörbaren Tropfens befindet sich der unzerstörbare Wind und Geist, die Vereinigung unseres sehr subtilen Windes und sehr subtilen Geistes. Der sehr subtile Wind ist unser eigener Körper oder ständig verweilender Körper. Der sehr subtile Geist, oder unzerstörbare Geist, ist unser eigener Geist oder ständig verweilender Geist und wird vom sehr subtilen Wind getragen. Die Vereinigung unseres sehr subtilen Windes und sehr subtilen Geistes hört nie auf und deshalb wird sie „der unzerstörbare Wind und Geist“ genannt. Unser unzerstörbarer Wind und Geist haben sich seit anfangsloser Zeit nie getrennt und sie werden sich auch in Zukunft nie trennen. Das Potenzial der Kommunikation, welches die Verbindung von unserem sehr subtilen Körper und Geist besitzt, ist unsere sehr subtile Rede oder ständig verweilende Rede. Diese wird in Zukunft die Rede eines Buddhas werden. Kurzgesagt befindet sich innerhalb unseres unzerstörbaren Tropfens unser eigener Körper, unsere eigene Rede und unser eigener Geist, die in der Zukunft der erleuchtete Körper, die erleuchtete Rede und der erleuchtete Geist eines Buddhas werden.

Nachdem wir etwas Erfahrung im Erzeugungsstufen-Tantra gewonnen haben, das wie das Zeichnen des Grundrisses eines Bildes ist, müssen wir die Meditationen des Vollendungsstufen-Tantras ausüben, um das Bild zu vollenden. Dies sind die Meditationen über den Zentralkanal, den unzerstörbaren Tropfen und den unzerstörbaren Wind und Geist, die als die „Yogas des Kanals, Tropfen und Windes“ bekannt sind. Wir sollten diese Meditationen kontinuierlich in Verbindung mit der Praxis des Vorbereitenden Führers ausüben, die in Teil 2 erklärt wird.

WIE MAN ÜBER DEN ZENTRALKANAL MEDITIERT

Zuerst sollten wir lernen wahrzunehmen, wie unser zentraler Kanal aussieht. Wir denken wie folgt:

Mein Zentralkanal befindet sich genau zwischen meiner linken und rechten Körperhälfte, allerdings etwas näher beim Rücken als der Vorderseite. Unmittelbar vor der Wirbelsäule liegt der ziemlich dicke Lebenskanal und direkt vor diesem befindet sich der Zentralkanal. Er beginnt an der Stelle zwischen den Augenbrauen, geht von hier in einem Bogen zum Scheitel meines Kopfes hinauf und geht danach in einer geraden Linie zur Spitze meines Geschlechtsorgans hinunter. Er ist außen von hellblauer Farbe und innen ölig-rot. Er ist klar und durchscheinend, sehr weich und biegsam.

 

Ganz zu Anfang können wir, wenn wir es möchten, den Zentralkanal als ziemlich breit visualisieren und ihn dann allmählich als dünner und dünner visualisieren, bis wir ihn schließlich einen Strohhalm breit visualisieren können. Wir denken wiederholt auf diese Art nach, bis wir ein allgemeines Bild unseres Zentralkanals wahrnehmen. Im Glauben, dass unser Geist innerhalb des Zentralkanals bei unserem Herzen ist, richten wir uns einsgerichtet auf den Zentralkanal bei unserem Herzen und meditieren darüber. Wir sollten uns beständig auf diese Art und Weise schulen, bis wir eine tiefe Erfahrung in dieser Meditation gewinnen.


WIE MAN ÜBER DEN UNZERSTÖRBAREN TROPFEN MEDITIERT

Um unseren unzerstörbaren Tropfen wahrzunehmen, denken wir wie folgt nach:

Innerhalb meines Zentralkanals auf der Höhe meines Herzens gibt es einen kleinen Hohlraum. Darin befindet sich mein unzerstörbarer Tropfen. Er hat die Größe einer kleinen Erbse, wobei die obere Hälfte weiß und die untere Hälfte von roter Farbe ist. Dieser unzerstörbare Tropfen gleicht einer Erbse, die in zwei Hälften geteilt, leicht ausgehöhlt und dann wieder zusammengefügt wurde. Er ist die eigentliche Essenz aller Tropfen und ist sehr rein und subtil. Obwohl er in seiner Substanz die Essenz von Blut und Sperma ist, hat er eine sehr klare Natur, wie eine winzige Kristallkugel, die fünffarbige Lichtstrahlen ausstrahlt.

Wir denken wiederholt darüber nach, bis wir ein klares allgemeines Bild unseres unzerstörbaren Tropfens bei unserem Herzen innerhalb des Zentralkanals wahrnehmen. Mit dem Gefühl, dass unser Geist innerhalb unseres unzerstörbaren Tropfens bei unserem Herzen ist, meditieren wir über diesen Tropfen einsgerichtet ohne Ablenkung.

Diese Meditation ist eine kraftvolle Methode, um das Eintreten, Verweilen und Auflösen unserer inneren Winde innerhalb des Zentralkanals zu bewirken. Meister Ghantapa sagte:

Wir sollten einsgerichtet

Über den unzerstörbaren Tropfen, der immer bei unserem Herzen verweilt, meditieren.

Diejenigen, die mit dieser Meditation vertraut sind,

Werden mit Sicherheit erhabene Weisheit entwickeln.

Hier bedeutet „erhabene Weisheit“ die Weisheit des klaren Lichts der Glückseligkeit, das erfahren wird, wenn die Knoten beim Herz-Kanalrad gelöst sind. Von allen Knoten im Zentralkanal sind diese am schwierigsten zu lösen; wenn wir uns aber von Anfang an in unserer Vollendungsstufen-Praxis auf unser Herz-Kanalrad konzentrieren, wird uns dies helfen, diese Knoten zu lösen. Diese Meditation ist daher eine kraftvolle Methode, um qualifizierte Vollendungsstufen-Realisationen zu gewinnen.


WIE MAN ÜBER DEN UNZERSTÖRBAREN WIND UND GEIST MEDITIERT

Wir üben die Meditation über den unzerstörbaren Wind und Geist aus, um eine tiefere Erfahrung der Weisheit des klaren Lichts zu gewinnen. Zuerst finden wir das Objekt der Meditation, das heißt die klare Wahrnehmung unseres unzerstörbaren Windes und Geistes, indem wir wie folgt nachdenken:

Innerhalb meines unzerstörbaren Tropfens ist die Vereinigung meines unzerstörbaren Windes und Geistes im Aspekt eines winzigen Nada, das Herukas Geist des klaren Lichts symbolisiert. Es ist von rötlich-weißer Farbe und strahlt fünffarbige Lichtstrahlen aus. Mein unzerstörbarer Tropfen, der sich innerhalb meines Zentralkanals bei meinem Herzen befindet, ist wie ein Haus; und die Vereinigung meines unzerstörbaren Windes und Geistes ist wie jemand, der in diesem Haus lebt.

Wir üben diese Kontemplation wiederholt aus, bis wir das Nada wahrnehmen, welches von der Natur der Vereinigung unseres unzerstörbaren Windes und Geistes ist. Mit der starken Erkenntnis, dass das Nada die Vereinigung unseres sehr subtilen Windes und Geistes ist, meditieren wir über das Nada in einsgerichteter Konzentration, ohne es zu vergessen.

Indem wir tiefe Erfahrung in den Meditationen über den zentralen Kanal, den unzerstörbaren Tropfen und die Vereinigung von unzerstörbarem Wind und Geist gewinnen, werden unsere inneren Winde in den zentralen Kanal eintreten, dort verweilen und sich auflösen. Wir werden dann besondere Zeichen erfahren. Wir können feststellen, ob unsere Winde in den zentralen Kanal eingetreten sind, indem wir unseren Atem überprüfen. Normalerweise gibt es ein Ungleichgewicht in unserer Atmung – mehr Luft wird aus dem einen als aus dem anderen Nasenloch ausgeatmet und die Luft beginnt früher aus dem einen Nasenloch als aus dem anderen auszutreten. Wenn aber die inneren Winde aufgrund der zuvor erwähnten Meditationen in den zentralen Kanal eintreten, wird der Druck und die Zeitdauer des Atmens für beide Nasenlöcher während des Ein- und Ausatmens gleich sein. Daher ist gleichmäßige Atmung durch beide Nasenlöcher das erste Zeichen, das wir wahrnehmen können. Ein anderes wahrnehmbares Ungleichgewicht im normalen Atem ist, dass die Einatmung stärker als die Ausatmung ist oder umgekehrt. Das zweite Zeichen für das Eintreten der Winde in den zentralen Kanal ist, dass der Druck der Einatmung dem der Ausatmung genau gleich sein wird.

Es gibt ebenfalls zwei Zeichen, die darauf hinweisen, dass die inneren Winde im zentralen Kanal verweilen: (1) unsere Atmung wird schwächer und schwächer und hört schließlich vollständig auf; und (2) jede Bewegung des Bauches, die normalerweise mit der Atmung verbunden ist, hört auf. Im normalen Gang der Dinge wären wir von Panik erfüllt, wenn unsere Atmung aufhören würde, und würden denken, dass wir dem Tode nahe sind. Sind wir aber fähig, durch die Kraft der Meditation unsere Atmung zu stoppen, wird unser Geist, statt in Panik zu geraten, noch zuversichtlicher, angenehm und flexibel werden.

Wenn die Winde innerhalb des zentralen Kanals verweilen, müssen wir uns nicht länger auf grobe Winde verlassen, um zu überleben. Normalerweise hört unsere Atmung nur beim Tode auf. Während des Schlafens wird unsere Atmung viel subtiler, aber sie hört nie vollständig auf. Während der Vollendungsstufen-Meditationen kann unsere Atmung aber zu einem vollständigen Stillstand kommen, ohne dass wir bewusstlos werden. Es ist möglich, dass die Winde wieder in die linken und rechten Kanäle entfleuchen, nachdem sie im zentralen Kanal für fünf oder zehn Minuten verweilten. Wenn dies geschieht, werden wir wieder anfangen zu atmen. Das Fließen von Luft durch die Nasenlöcher ist ein Hinweis, dass die Winde nicht im zentralen Kanal verweilen.

Was sind die Zeichen, dass sich die Winde im Zentralkanal aufgelöst haben? Es gibt sieben Winde, die sich auflösen müssen, und jeder dieser Winde hat ein besonderes Zeichen, das darauf hinweist, dass seine Auflösung abgeschlossen ist. Die sieben Winde sind:

1. Der Erdelementwind

2. Der Wasserelementwind

3. Der Feuerelementwind

4. Der Windelementwind

5. Der Wind, der den Geist der weißen Erscheinung trägt

6. Der Wind, der den Geist der roten Vermehrung trägt

7. Der Wind, der den Geist der schwarzen Naherlangung trägt

Die ersten vier dieser Winde sind grob und die letzten drei sind subtil. Diese sieben Winde lösen sich allmählich der Reihe nach auf und zu jeder Auflösung gehört eine bestimmte Erscheinung.

Der Erdelementwind unterstützt und vermehrt alles, was mit dem Erdelement in unserem Körper verbunden ist, wie zum Beispiel unsere Knochen, Knorpel und Fingernägel. Wenn sich dieser Wind im Zentralkanal auflöst, nehmen wir eine Erscheinung wahr, die als «luftspiegelungsähnliche Erscheinung» bekannt ist. Diese Erscheinung gleicht schimmerndem Wasser, das man manchmal auf dem Wüstenboden sieht. Es gibt drei Ebenen, auf denen diese luftspiegelungsähnliche Erscheinung wahrgenommen wird, abhängig davon, wie stark sich der Erdelementwind im Zentralkanal aufgelöst hat. Wenn die Auflösung nur leicht ist, wird die Erscheinung vage sein, am undeutlichsten und sehr schwierig zu erkennen; wenn die Auflösung fast vollständig ist, wird die Erscheinung deutlicher und lebendiger sein; und wenn der Wind sich vollständig auflöst, wird die Erscheinung unverwechselbar deutlich und lebendig und unmöglich zu übersehen sein. Wenn der Erdelementwind sich aufgelöst hat und die luftspiegelungsähnliche Erscheinung wahrgenommen wurde, wird sich der nächste Wind auflösen und eine andere Erscheinung wird sich manifestieren. Je vollständiger sich der erste Wind auflöst, um so lebendiger wird unsere Wahrnehmung dieser nächsten Erscheinung sein.

Der zweite Wind, der sich auflöst, ist der Wasserelementwind, der die flüssigen Elemente des Körpers, wie zum Beispiel das Blut, unterstützt und vermehrt. Die mit dieser Auflösung verbundene Erscheinung wird «rauchähnliche Erscheinung» genannt. Einige Schriften behaupten, dass diese Erscheinung wie Rauch ist, der aus einem Kamin quillt. Dies ist aber nicht die wirkliche Erscheinung. Es gibt eine Erscheinung wie quellender Rauch, aber diese ereignet sich kurz vor der eigentlichen Auflösung des Wasserelementwindes. Erst wenn diese anfängliche Erscheinung abgeklungen ist, wird die eigentliche rauchähnliche Erscheinung wahrgenommen. Diese gleicht dünnen Rauchfähnchen von blauen Rauchschwaden, die in der Luft in Form langsam kreisenden Dunstes schweben. Wie zuvor gibt es drei Ebenen, auf denen diese Erscheinung wahrgenommen wird, abhängig davon, wie stark sich das Wasserelement aufgelöst hat.

Als nächstes kommt die Auflösung des Feuerelementwindes. Dieser Wind unterstützt und vermehrt das Feuerelement im Körper und ist verantwortlich für die Körperwärme usw. Das Zeichen, dass sich dieser Wind aufgelöst hat, ist die «funkelnde-Leuchtkäfer-ähnliche Erscheinung». Diese Erscheinung wird manchmal mit einem offenen, knackenden Feuer in der Nacht verglichen, wobei die aufsteigenden Funken, die über dem Feuer tanzen, der funkelnden-Leuchtkäferähnlichen Erscheinung gleichen. Einmal mehr gibt es drei Ebenen, auf denen diese Erscheinung wahrgenommen wird, abhängig vom Grad der Auflösung.

Darauf folgend löst sich der Windelementwind auf. Dies ist der Wind, der grobes begriffliches Denken trägt. Er speist grobe dualistische Erscheinungen und die groben begrifflichen Gedanken, die aus dem Für-wahr-Halten dieser Erscheinungen resultieren. Das Zeichen, dass der vierte der groben Winde begonnen hat sich aufzulösen, ist die «kerzenflammenähnliche Erscheinung». Diese Erscheinung gleicht der ruhigen, aufrechten Flamme einer ausgehenden Butterlampe oder einer Kerze in einem Raum ohne Zugluft. Einmal mehr gibt es drei Ebenen, auf denen diese Erscheinung wahrgenommen wird.

Wenn sich der Erdelementwind innerhalb des Zentralkanals aufgelöst und die Kraft des Erdelementes sich dadurch vermindert hat, mag es scheinen, als ob sich das Wasserelement verstärkt hat, weil das Wasserelement deutlicher wahrgenommen wird, wenn die Kraft des Erdelementes abnimmt. Aus diesem Grund wird die Auflösung des Erdelementwindes im Zentralkanal oft als «das Erdelement, das sich in das Wasserelement auflöst» beschrieben. Aus ähnlichen Gründen werden die nachfolgenden Auflösungen als «das Wasserelement, das sich in das Feuerelement auflöst», «das Feuerelement, das sich in das Windelement auflöst» und «das Windelement, das sich in Bewusstsein auflöst» bezeichnet.

Nach der kerzenflammenähnlichen Erscheinung haben alle groben begrifflichen Geistesarten zu funktionieren aufgehört, weil die Winde, die sie tragen, sich aufgelöst haben und verschwunden sind. Wenn der oder die Meditierende die Auflösung des vierten Windes vollendet hat, entsteht der erste subtile Geist, der Geist der weißen Erscheinung. Mit diesem Geist nimmt der oder die Meditierende eine Erscheinung von weiß wahr wie von einem leeren, vom hellen Licht des Mondes durchdrungenen Himmel in einer klaren Herbstnacht. Wie zuvor gibt es drei Ebenen der Klarheit für diese Erscheinung, abhängig von der Fähigkeit des oder der Meditierenden.

Zu diesem Zeitpunkt ist der Geist völlig frei von groben Vorstellungen, wie die in Das Klare Licht der Glückseligkeit aufgelisteten achtzig hinweisenden Vorstellungen, und die einzige Wahrnehmung ist die Wahrnehmung von weißem, leerem Raum. Auch gewöhnliche Wesen nehmen diese Erscheinung wahr, zum Beispiel wenn sie sterben. Sie sind jedoch nicht fähig, sie zu erkennen oder zu verlängern, weil auf dieser Stufe die gewöhnliche grobe Ebene von Achtsamkeit aufgehört hat zu funktionieren. Obwohl es auf dieser Stufe keine grobe Achtsamkeit gibt, sind diejenigen, die sich gemäß dem Vollendungsstufen-Tantra richtig geschult haben, in der Lage, die subtile Achtsamkeit, die sie während der Meditation entwickelt haben, zu verwenden, um die weiße Erscheinung zu erkennen und zu verlängern; etwas, wozu gewöhnliche Wesen unfähig sind.

 

Wenn der subtile Wind, der den Geist der weißen Erscheinung trägt, sich auflöst, entsteht der Geist der roten Vermehrung. Dieser Geist und sein Wind sind subtiler als der Geist und Wind der weißen Erscheinung. Das Zeichen, das auftritt, wenn dieser Geist entsteht, ist eine Erscheinung wie von einem leeren, von rotem Sonnenlicht durchdrungenen Himmel. Einmal mehr gibt es drei Ebenen der Klarheit für diese Erscheinung.

Wenn der subtile Wind, der den Geist der roten Vermehrung trägt, sich auflöst, entsteht der Geist der schwarzen Naherlangung. Dieser Geist und der ihn tragende Wind sind sogar noch subtiler als der Geist und Wind der roten Vermehrung. Der Geist der schwarzen Naherlangung hat zwei Ebenen: der obere Teil und der untere Teil. Der obere Teil des Geistes der schwarzen Naherlangung besitzt noch subtile Achtsamkeit, aber der untere Teil hat überhaupt keine Achtsamkeit. Er wird als eine überwältigende Bewusstlosigkeit erfahren, wie die einer sehr tiefen Ohnmacht. Zu diesem Zeitpunkt würden wir anderen als tot erscheinen.

Das Zeichen, das auftritt, wenn der Geist der schwarzen Naherlangung entsteht, ist eine Erscheinung wie von einem sehr schwarzen, leeren Himmel. Diese Erscheinung kommt mit dem oberen Teil des Geistes der schwarzen Naherlangung, unmittelbar nach der Beendigung des Geistes der roten Vermehrung. Während die Erfahrung der schwarzen Naherlangung fortschreitet und wir uns der vollständigen Bewusstlosigkeit nähern, endet unsere subtile Achtsamkeit. Je stärker sich der Wind im Zentralkanal auflöst, um so tiefer bewusstlos werden wir während dem Geist der schwarzen Naherlangung; und je tiefer bewusstlos wir zu diesem Zeitpunkt werden, um so lebhafter werden wir die nachfolgende Erscheinung des klaren Lichts wahrnehmen. Dies gleicht der Erfahrung, die man hat, wenn man lange Zeit in einem dunklen Raum bleibt; je länger man dort bleibt, um so heller wird die äußere Welt erscheinen, wenn man schließlich wieder herauskommt. Somit hängt die Stärke der erfahrenen Helligkeit von der Tiefe und Dauer der vorangegangenen Dunkelheit ab.

Wenn der subtile Wind, der den Geist der schwarzen Naherlangung trägt, sich auflöst, entsteht der Geist des klaren Lichts. Dieser Geist und der Wind, der ihn trägt, sind die subtilsten von allen. Das Zeichen, das sich zeigt, wenn dieser Geist entsteht, ist eine Erscheinung wie von einem Herbsthimmel im Morgengrauen – vollkommen klar und leer.

Wenn der Geist des klaren Lichts entsteht, wird eine sehr subtile Achtsamkeit wiederhergestellt, abhängig von der Entwicklungsstufe des oder der Meditierenden. Der sehr subtile Wind und sehr subtile Geist, der von diesem getragen wird, befinden sich im unzerstörbaren Tropfen im Zentrum des Herz-Kanalrades. Normalerweise arbeitet der sehr subtile Geist nicht, aber zur Zeit des klaren Lichts manifestiert er sich und wird aktiv. Wenn wir uns in den Techniken des Vollendungsstufen-Tantras geschult und Gewandtheit erreicht haben, werden wir fähig sein, die Erscheinung des klaren Lichts wahrzunehmen und aufrechtzuerhalten. Indem wir lernen, die auf dieser Stufe entwickelte sehr subtile Achtsamkeit zu benutzen, werden wir schließlich in der Lage sein, unseren sehr subtilen Geist auf Leerheit zu richten und auf diese Weise den Geist des klaren Lichts als Mittel verwenden, den Wahrheitskörper eines Buddhas zu erlangen.

Unser Geist kann nicht subtiler werden als der Geist des klaren Lichts. Während der ersten vier Erscheinungen (luftspiegelungsähnlich, rauchähnlich, funkelnde-Leuchtkäfer-ähnlich und kerzenflammenähnlich) lösen sich die groben Winde auf; und während der nächsten drei (weiße Erscheinung, rote Vermehrung und schwarze Naherlangung) lösen sich die subtilen Winde auf. Dann, mit der Erscheinung des klaren Lichts, manifestieren sich der sehr subtile Geist und der ihn tragende Wind und werden aktiv. Diese können sich nicht auflösen, weil sie unzerstörbar sind. Nach dem Tod gehen sie einfach zum nächsten Leben weiter.

Von den drei subtilen Winden, die die drei subtilen Geistesarten tragen, ist der am wenigsten subtilste derjenige, der den Geist der weißen Erscheinung trägt. Dieser Geist wird «weiße Erscheinung» genannt, weil alles, was wahrgenommen wird, eine Erscheinung von weißem, leerem Raum ist. Er wird auch «leer» genannt, weil der Geist der weißen Erscheinung diesen weißen Raum als leer wahrnimmt. Auf dieser Stufe sind die Erscheinung von weiß und die Erscheinung von leer von gleicher Stärke.

Wenn der Wind, der den Geist der weißen Erscheinung trägt, sich auflöst, entsteht der zweite der drei subtilen Geistesarten, der Geist der roten Vermehrung. Der Wind, der diesen Geist trägt, ist subtiler als derjenige, der den Geist der weißen Erscheinung trägt. Dieser Geist wird «rote Vermehrung» genannt, weil sich die Erscheinung von rotem Raum vermehrt. Er wird auch «sehr leer» genannt, weil die Erscheinung von leer stärker ist als beim vorherigen Geist. Auf dieser Stufe ist die Erscheinung von leer stärker als die Erscheinung von rot.

Wenn der Wind des Geistes der roten Vermehrung sich auflöst, entsteht der dritte subtile Geist, der Geist der schwarzen Naherlangung. Dieser Geist wird «Naherlangung» genannt, weil die Erfahrung des klaren Lichts jetzt greifbar nah ist. Er wird auch «groß leer» genannt, weil die Erscheinung von leer noch größer ist als beim vorherigen Geist.

Wenn der dritte subtile Wind, derjenige, der den Geist der schwarzen Naherlangung trägt, sich auflöst, entsteht der Geist des klaren Lichts. Dieser Geist wird «klares Licht» genannt, weil seine Natur sehr luzid und klar ist und weil er eine Erscheinung wie das Licht der Morgendämmerung im Herbst wahrnimmt. Er wird auch «ganz leer» genannt, weil er leer von allen groben und subtilen Winden ist und nur eine leere Erscheinung wahrnimmt. Das Objekt des Geistes des klaren Lichts ist in seiner Erscheinung sehr ähnlich dem Objekt, das ein Höheres Wesen in meditativem Gleichgewicht über Leerheit wahrnimmt. Zusammen werden die vier Geistesarten – der Geist der weißen Erscheinung, der Geist der roten Vermehrung, der Geist der schwarzen Naherlangung und der Geist des klaren Lichts – als die «vier Leeren» bezeichnet.

Wenn ein Meditierender der Vollendungsstufe hoch realisiert ist, wird er oder sie eine sehr lebhafte Erfahrung des klaren Lichts haben und fähig sein, diese Erfahrung für eine lange Zeit aufrechtzuerhalten. Wie lebhaft unsere Erfahrung des klaren Lichts ist, hängt davon ab, wie lebhaft die vorangegangenen sieben Erscheinungen waren, und dies hängt wiederum davon ab, wie kräftig sich die Winde im Zentralkanal aufgelöst haben. Wenn die Winde sich sehr stark auflösen, wird der oder die Meditierende eine lebhafte Erfahrung aller Erscheinungen haben und in der Lage sein, die Erfahrung jeder einzelnen zu verlängern. Je länger wir fähig sind, jede Erscheinung zu erfahren, desto länger werden wir fähig sein, das klare Licht selbst zu erfahren.

Wenn eine Person eines gewaltsamen Todes stirbt, geht sie sehr schnell durch diese Erscheinungen hindurch. Wenn der Tod aber langsam oder natürlich ist, werden die Erscheinungen nach und nach und für längere Zeit erfahren. Wenn wir die Realisation des endgültigen beispiel-klaren Lichts entwickeln, werden wir in der Lage sein, während wir in tiefer Konzentration sind, die genau gleiche Erfahrung dieser Erscheinungen zu haben, als ob wir tatsächlich sterben. Desweiteren werden wir, wenn wir uns gut in dieser Meditation geschult haben, fähig sein, durch alle «vier Leeren» hindurch über Leerheit zu meditieren, außer in der Zeit, die wir in der Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit des Geistes der schwarzen Naherlangung verbringen.

Um die «vier Leeren» deutlich, genau wie während des Todesprozesses, wahrnehmen zu können, müssen wir alle Winde in den unzerstörbaren Tropfen im Zentrum des Herz-Kanalrades auflösen können. Wenn sie sich in ein anderes Kanalrad auflösen, werden wir ähnliche Erscheinungen erfahren, aber sie werden künstlich sein, nicht die wahren Erscheinungen, die sich zeigen, wenn sich die Winde in den unzerstörbaren Tropfen auflösen, wie sie es zur Todeszeit tun.

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