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Аудиокнига
Читает Richard Williams
99 
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Ein anderes Mal, als er bemerkt hatte, daß Klimof Tatiana den Hof zu machen schien, gab er dem galanten Schuster ein Zeichen, ihm zu folgen, führte ihn in die Remise, und eine ziemlich große Deichsel aus der Ecke nehmend, schwang er dieselbe wie einen einfachen Stock, um ihm damit einen bedeutsamen Wink zu geben.

Von diesem Tage an erlaubte sich die Dienerschaft nicht den geringsten Uebermuth gegen Tatiana. Die Haushofmeisterin verfehlte übrigens nicht, ihrer Herrin zu erzählen, welchen Akt der Rohheit dieser abscheuliche Pförtner an ihr begangen und welche Gemüthsbewegung er ihr dadurch eingejagt, eine solche Erschütterung, daß sie, in ihr Zimmer zurückgekehrt, ohnmächtig geworden sei. Aber die phantastische Barynja brach nach dieser Erzählung in lautes Lachen aus, und bat die Klägerin, ihr noch einmal die Einzelheiten dieses köstlichen Auftritts vorzutragen. Am anderen Tag ließ sie Garassim als Zeichen der Anerkennung einen Rubel Silber einhändigen, mit dem Bemerken, daß er ein treuer kräftiger Haushüter sei.

Durch dieses Zeichen von Wohlwollen aufgemuntert, beschloß Garassim, die gefürchtete Herrin zu bitten, Tatiana heirathen zu dürfen. Er wartete nur, um sich seiner Gebieterin vorzustellen, den ihm vom Haushofmeister versprochenen neuen Kaftan ab. Mittlerweile dachte die Barynja daran, die Wäscherin mit Klimof zu verheirathen.

Der Leser wird jetzt verstehen, warum sich Gawrilo so beunruhigt fühlte wegen der Befehle, die ihm seine Herrin gegeben. »Sie hat Rücksichten für diesen Mann« sagte er sich. (Gawrilo wußte es nur zu gut und behandelte Garassim darnach;) indeß er ist ein sprachloses Geschöpf; ich kann der Herrin nicht sagen, daß er Absichten auf Tatiana hat. Und endlich – das ist auch richtig – was wäre das für ein Ehemann! Anderseits aber braucht dieser Waldteufel (Gott verzeih mir die Sünde!) nur zu erfahren, daß man Tatiana dem Klimof gibt, so ist er imstande, Alles im Hause zu zerschlagen, bei Gott! Man weiß ja dieses Satans (ich versündige mich schon wieder) nicht Herr zu werden oder ihn zu beschwichtigen . . . Wahrhaftig. « . . .

Der Haushofmeister wurde in seinen Betrachtungen durch Klimof's Erscheinen unterbrochen. Der leichtsinnige Schuster trat mit einer ungezwungenen Miene, die Hände auf dem Rücken, ein und lehnte sich, das rechte über das linke Bein kreuzend und den Kopf schüttelnd, an die Wand.

»Da bin ich,« sagte er, »was habt Ihr zu befehlen?«

Gawrilo warf einen Blick auf ihn und fing an, am Fenster herumzutrommeln. Klimof blinzelte ihn an mit seinen bleiernen Augen, ohne sie niederzuschlagen, er lächelte sogar und fuhr mit der Hand in seine struppigen Flachshaare.

»Nun hier bin ich, warum stierst Du mich so an?«

»Ein schöner Kerl!« sagte der Haushofmeister und hielt inne . . . »Ein schöner Kerl, wahrhaftig!«

Klimof zuckte die Achseln, bei sich sagend: »Und Du, bist Du besser als ich?«

»Aber betrachte Dich doch einmal,« rief Gawrilo,« wie Du aussiehst.«

Klimof betrachtete ruhig seinen abgeschabten Rock, sein geflicktes Beinkleid und untersuchte dann mit besonderer Aufmerksamkeit seine zerlöcherten Stiefeln, vorzüglich den, auf dessen Spitze sein rechter Fuß so kokett ruhte; dann sich von Neuem dem Aufseher zuwendend, sagte er: »Nun wie denn?«

»Wie?« rief Gawrilo »Du fragst noch? Aber Du siehst aus wie der wahrhaftige Satan; verstehst Du mich?«

»Schimpf nur zu, schimpf nur zu!« murmelte der Schuster, wieder mit den Augen blinzelnd.

»Du hast Dich schon wieder betrunken,« begann von Neuem Gawrilo.

»Um meine Gesundheit zu stärken, bin ich genöthigt, geistige Getränke zu mir zu nehmen.«

»Um die Gesundheit zu stärken – ah, Du verdienst exemplarisch gezüchtigt zu werden . . . Und er hat in Petersberg gelebt und rühmte sich, dort eine hohe Bildung erhalten zu haben. Allein Du verdienst nicht das Brod, welches Du issest.«

»Gawrilo Andréitsch,« erwiderte Klimof,« ich erkenne nur Einen Richter in dieser Frage an, . . . Gott allein und keinen Andern. Gott allein weiß, was ich werth bin, und ob ich nicht das Brod verdiene, welches er mir gibt. Was den Vorwurf, daß ich betrunken gewesen sei, anbelangt, den Ihr mir macht, so bin ich bei dieser Gelegenheit nicht der Hauptschuldige. Einer meiner Kameraden hat mich verführt, und sich dann heimlich aus dem Staube gemacht.«

»Und Du, Du hast Dich leiten lassen, wie eine Gans, unwürdiger Wüstling, der Du bist. Aber es handelt sich jetzt nicht darum; es handelt sich um einen Plan . . . die Barynja . . . die Barynja hat Lust, Dich zu verheirathen. Sie denkt, daß die Ehe Dich zu einer geordneten Lebensweise bringen werde. . . Verstehst Du mich?«

»Gewiß; also?«

»Ich, ich denke, daß es bester wäre, Dir eine tüchtige Strafe zu ertheilen. Aber unsere Herrin hat andere Gedanken. Gehst Du darauf ein?

»Sich verheirathen, erwiderte lächelnd der Schuster, ist etwas sehr Angenehmes für einen Mann, und ich für meine eigene Rechnung bin mit dem, größten Vergnügen bereit) eine Gattin zu nehmen.«

»Gut,« erwiderte Gawrilo, . . . und bei sich selbst dachte er: Ich muß gestehen, dieser Mann drückt sich geläufig aus. »Aber,« begann er wieder mit lauter Stimme, »ich weiß nicht, ob das Weib, welches man Dir zugedacht, die rechte sein wird?«

»Wer ist's denn, wenn ich fragen darf?«

»Tatiana.«

»Tatiana?« wiederholte Klimof die Augen weit aufreißend und sich von der Wand entfernend.

»Warum geräthst Du so außer Dich? Gefällt Dir das Mädchen nicht?«

»Ich habe nichts gegen das junge Mädchen. Sie ist sanft, bescheiden, geschickt . . . Aber Ihr wißt, Gawrilo Andréitsch . . . Ihr wißt . . . Dieser abscheuliche Pförtner, dieser Waldteufel, dieses Steppengespenst läuft ihr nach . . .«

»Ja,« antwortete der Haushofmeister mit verdrießlichem Ausdruck, »indeß da die Barynja . . .«

»Seht, Gawrilo Andréitsch! er wird mich tödten, das ist sicher, wie eine Fliege wird er mich zermalmen. Welche Arme! Welche Hände! Er hat Hände, wie die Statue von Minin und Posharsky; er ist taub und hört nicht die Schläge, die er austheilt. Sah man jemals solche Glieder? Er schlägt wie ein Mensch, welcher seine Fäuste im Schlaf bewegt. Es ist unmöglich, ihn zu beruhigen; denn außer, daß er taub ist, ist er auch dumm wie ein Stiefelabsatz. Ein Thier! ein Götze! schlimmer als ein Götze, ein Stück Holz! . . . Ach, Herr Gott! warum muß ich so viel leiden? Freilich ist mir jetzt Alles gleich; Erfahrungen und Leiden haben mich abgestumpft. Ach ja! ich bin nicht mehr, was ich früher war; ich bin heruntergekommen wie eine alte Pfanne; und bei alledem bin ich ein menschliches Wesen und nicht ein verächtliches Geräth.«

»Laß es gut sein! nicht so viel schöne Redensarten.«

»Herr, mein Gott!« rief Klimof, »welch unglückliches Dasein ist das meinige! wird denn mein Elend nicht enden? Geschlagen in meiner Jugend von meinem deutschen Herrn, geschlagen in der Blüthe meiner Jahre von meinen Kameraden, und nun in meinen reifen Jahren, was steht mir noch Alles bevor!. . .«

»Ach, Du Schuhflickerseele —« unterbrach ihn Gawrilo – was nützt es, alles dessen zu gedenken?«

»Zu was es nützt? Ich muß Euch sagen, daß ich mich nicht sehr vor dem Schlagen fürchte. Wenn die Barynja mir unter vier Augen eine Strafe auferlegen läßt und dann vor ihren Leuten mich ordentlich behandelt, so ist das gut; aber angesichts dieses Thieres. . . «

»Pack Dich« sagte Gawrilo ungeduldig.

Klimof zog sich zurück.

»Und vorausgesetzt,« fuhr, der Haushofmeister fort, »daß er nicht da wäre, gehst Du auf die Heirath ein?«

»Ich erkläre feierlich, das ich einwillige,« erwiderte der Schuhmacher, dem daß große Wort in den kritischsten Fällen nicht fehlte.

Der Haushofmeister ging einige Augenblicke in seinem Zimmer auf und ab, dann ließ er Tatiana rufen.

Die Wäscherin erschien und blieb schüchtern auf der Schwelle stehen.

»Was wünschen Sie?« fragte sie mit leiser Stimme.

Gawrilo sah sie eine Weile starr an, dann sagte er: »Tatiana, Deine Gebieterin wünscht Dich zu verheirathen; ist es Dir recht?«

»Zu Befehl, Gawrilo Andréitsch. Und mit wem will sie mich verheirathen?«

»Mit Klimof.«

»Zu Befehl.«

»Er ist ein Mensch von etwas leichtfertiger Aufführung; aber die Barynja hofft, daß Du ihm andere Gewohnheiten beibringen wirst.«

»Zu Befehl.«

»Das Unglück ist nur, daß dieser Flegel von Garassim in dich verliebt zu sein scheint. Wie hast Du nur diesen Bären behext? Siehst Du, er ist imstande, Dich todt zu schlagen.«

»Er bringt mich sicherlich um.«

»Er bringt Dich um! wie ruhig Du das sagst! hat er denn das Recht Dich zu tödten? Urtheile selbst!«

»Ich weiß nicht.«

»Wie so? hast Du ihm irgend ein Versprechen gegeben?«

»Wie verstehen Sie das?«

»Unschuldiges Geschöpf,« murmelte der Aufseher. »Es ist gut,« begann er wieder, »wir werden über die Sache weiter reden. Jetzt geh wieder, ich sehe, Du bist ein gutes Mädchen.«

Tatiana verbeugte sich stillschweigend, berührte leise die Thürklinke und entfernte sich.

»Bah,« sagte der Haushofmeister bei sich, »vielleicht hat die Barynja bis morgen diesen Heirathsplan vergessen. Warum mich deshalb beunruhigen. . . und kann man im schlimmsten Falle, um diesen Garassim zu bändigen, nicht Hilfe von der Polizei holen?« – Ustinia Fedorowna! rief er laut seiner Frau zu – sorg für Thee, meine Hochgeschätzte! —

Tatiana ging nach ihrer Unterredung mit dem Aufseher zurück in die Waschküche und kam den ganzen Tag nicht wieder hervor. Erst weinte sie, dann trocknete sie ihre Thränen und begab sich an ihre Arbeit.

Klimof saß bis tief in die Nacht im Wirthshause mit einem finster blickenden Kameraden, dem er erzählte, wie er in Petersburg einem Herrn gedient, welcher die Perle der Männer gewesen, aber seine Leute scharf überwacht und nicht den kleinsten Fehler verziehen habe. Dieser nämliche Herr habe maßlos getrunken und eine eben so große Leidenschaft für die Frauen gehabt. Der Kamerad hörte dieser Erzählung Klimof's sehr gleichgültig zu, als aber Klimof hinzufügte, daß er in Folge eines verhängnißvollen Zwischenfalls daran denke, sich anderen Tags zu entleiben, machte ihn sein finsterer Freund aufmerksam, daß es Zeit sei, sich schlafen zu legen, und beide schieden stillschweigend und mürrisch voneinander.

 

Unterdeß erfüllte sich Gawrilo's Hoffnung nicht; die Barynja hatte sich dergestalt den Gedanken, Klimof und Tatiana zu vermählen, zu Herzen genommen, daß sie die ganze Nacht durch einer ihrer Gesellschafts-Damen davon vorsprach, deren Geschäft es war, sie während ihrer schlaflosen Stunden zu zerstreuen, und welche, wie die Nachtkutscher Moskau's, am Tag dafür schlief. Am anderen Morgen, sobald sie den Haushofmeister sah, rief sie: »Nun, wie steht es mit unserer Heirath?«

Er antwortete natürlich, daß Alles auf's Beste gehe und daß Klimof ihr an dem Tage noch sich als Bräutigam vorstellen werde.

Die Wittwe war etwas schlechter Laune und hielt ihren Haushofmeister nicht lange zurück.

Gawrilo beschied die Leute des Hauses zu sich, um sich mit ihnen zu berathen. Die Sache bedurfte in That reiflicher Ueberlegung.

Tatiana machte keine Einwendung, aber Klimof brachte zur allgemeinen Kenntniß, daß er nur Einen Kopf zu verlieren habe, nicht zwei oder drei. Garassim beobachtete, auf der Schwelle der Gesindestube stehend, die Vorübergehenden, mit finstern, durchdringenden Blicken und schien zu errathen, daß hier eine böse Verschwörung gegen ihn angesponnen werde.

Diesem Rath wohnte auch ein alter Schaffner bei, Onkel Chwost genannt, dessen Meinung man stets mit besonderer Rücksicht begehrte und aus dem man doch nie etwas herausbrachte als nichtssagende Laute wie: »ja, so steht die Sache! Ja, ja, ja!«

Nach der ersten Berathung beschloß man, Klimof der Sicherheit wegen in eine Kammer einzusperren, wo die Wasserfiltrirmaschine stand; dann vertiefte man sich in ernsteres Nachdenken. Zuerst kam man überein, daß durch Anwendung von Gewaltmitteln alle Schwierigkeiten leicht zu beseitigen wären; aber durch Lärm und Aufruhr die Barynja in Unruhe versetzen und peinigen, nein, daran durfte nicht gedacht werden! Endlich, nach langem Hin- und Herreden ersann man ein Mittel, die Angelegenheit auf geschickte und friedliche Art beizulegen.

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