Бесплатно

Mumu

Текст
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Mumu
Mumu
Аудиокнига
Читает Richard Williams
99 
Подробнее
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

»Mumu, Mumu, komm doch her zu mir, komm zur Barynja,« sagte die Gnädige; »komm, dummes Thierchen, fürchte dich nicht.«

»Geh doch, Mumu, geh zur Barynja,« wiederholten die Gesellschaftsdamen.

Aber Mumu schaute bekümmert um sich und rührte sich nicht vom Flecke.

»Holt ihr etwas zu essen,« sagte die Gebieterin. – »Was für ein dummes Thierchen! Will nicht zu mir kommen. Was es nur fürchtet?«

»Es ist noch nicht gewöhnt,« bemerkte eine der Gesellschafterinnen mit ängstlicher und gerührter Stimme.

Stephan brachte ein Schälchen Milch und stellte es vor Mumu hin; Mumu aber beroch nicht einmal die Milch, und fuhr fort zu zittern und ängstlich umherzublicken.

»Ach, was Du nur hast!« sagte die Barynja, näherte sich ihr und bückte sich, um sie zu streicheln; Mumu wandte ihr den Kopf mit einer krampfhaften Bewegung zu und knirschte mit den Zähnen. Die Barynja zog schnell ihre Hand zurück.

Ein kurzes Schweigen trat ein. Mumu winselte leise, als wollte sie klagen und sich entschuldigen. Die Barynja trat mit finsterer Miene zurück. Die plötzliche Bewegung des Hundes hatte sie erschreckt.

»Ach! ach!« riefen alle Gesellschafterinnen zugleich: »Sie sind doch nicht gebissen worden? (Mumu hatte in ihrem Leben noch Niemand gebissen.) – »Um Gotteswillen.« . . .

»Schafft ihn fort, den abscheulichen Hund!« sagte die Alte mit verändertem Tone. »Was das für ein bösartiges Thier ist!« Und sich langsam umwendend, schritt sie ihrem Kabinet zu. Die Gesellschafterinnen wechselten ängstliche Blicke mit einander und wollten ihr nach; sie aber blieb stehen, sah sie kalt an, mit den Worten: »Wohin? Ich habe ja keine von Ihnen gerufen,« und zog sich zurück.

Die Gesellschafterinnen, außer sich, winkten Stephan mit den Händen; dieser ergriff Mumu und warf sie hinter die Thür, Garassim gerade vor die Füße. Eine halbe Stunde später herrschte schon tiefe Stille im Hause, und die alte Dame saß auf ihrem Divan, finsterer als eine Gewitterwolke.

Es ist unglaublich wie oft Kleinigkeiten den Menschen so tief verstimmen können.

Bis zum Abend war die Herrin übler Laune, sprach mit Niemandem, rührte keine Karte an und brachte die Nacht schlecht zu. Es kam ihr vor, als habe man ihr nicht dasselbe kölnische Wasser gegeben, wie sonst, als rieche ihr Kopfkissen nach Seife, und die Wirthschafterin mußte ihre Nase in die ganze Wasche stecken; mit einem Wort, sie war aufgeregt und ärgerte sich sehr. Am folgenden Morgen ließ sie Gawrilo eine Stunde früher als gewöhnlich rufen.

»Bitte, sag mir,« hub sie an, als dieser leise allerlei in sich hineinbrummend kaum die Schwelle ihres Kabinets überschritten hatte: »was ist das für ein Hund, der die ganze Nacht bei uns auf dem Hof gebellt hat? Er hat mich nicht schlafen lassen!«

»Was für ein Hund? Vielleicht des Taubstummen Hund,« sagte er mit nicht ganz sicherer Stimme.

»Ich weiß nicht, ob er dem Taubstummen oder sonst Jemand gehört, aber er hat mich nicht schlafen lassen. Ich begreife auch gar nicht, wozu diese Masse von Hunden? Das möcht' ich gerne wissen? Wir haben ja einen Hofhund?«

»Freilich haben wir einen, den Woltschok.«

»Nun, was brauchen wir mehr? Wozu denn noch ein Hund? Es kommt Alles in Unordnung. Es gibt keinen Vorgesetzten im Hause, das ist's. Und wozu braucht der Taubstumme einen Hund? Wer hat ihm erlaubt, auf meinem Hof Hunde zu halten? Wie ich gestern an's Fenster trete, liegt das Thier da im Gärtchen, hat was Ekelhaftes herbeigeschleppt, nagt daran – und ich habe dort Rosen pflanzen lassen.«

Die Barynja schwieg einen Augenblick.

»Daß mir der Hund noch heute aus dem Hause kommt! hörst Du?«

»Zu Befehl.«

»Noch heute. Und jetzt geh'! Zum Tagesbericht werd' ich dich später rufen lassen.«

Gawrilo ging.

Den Salon durchschreitend stellte der Haushofmeister, der Ordnung wegen, die Schelle von einem Tisch auf den andern, putzte im Speisesaal geräuschlos seinen Entenschnabel und trat in das Vorzimmer. Hier schlief auf einer Kastenbank Stephan, in der Lage eines erschlagenen Kriegers auf einem Schlachtbilde, die nackten Füße wie krampfhaft unter dem Oberrocke hervorgestreckt, der ihm als Decke diente. Der Haushofmeister schüttelte ihn wach und ertheilte ihm halblaut einen Befehl, worauf Stephan in Lauten antwortete, die halb wie ein Gähnen, halb wie ein Lachen klangen. Der Haushofmeister entfernte sich, Stephan aber sprang auf, zog Rock und Stiefeln an, ging hinaus und blieb auf der Freitreppe stehen. Kaum fünf Minuten waren vergangen, als Garassim mit einem gewaltigen Holzbündel auf dem Rücken und in Begleitung, der von ihm unzertrennlichen Mumu erschien. (Die Barynja ließ ihr Schlafzimmer und Kabinet sogar im Sommer etwas heizen.)

Garassim wandte die eine Seite der Thüre zu, stieß sie mit der Schulter auf und stürzte mit seiner Last in's Haus, während Mumu, ihrer Gewohnheit gemäß, draußen auf ihn wartete. Stephan benützte den günstigen Augenblick, warf sich plötzlich auf sie, wie der Habicht auf ein Hühnchen, drückte sie mit der Brust zur Erde, packte die Beute mit beiden Händen, lief mit ihr hinaus, ohne seine Mütze aufgesetzt zu haben, bestieg die erste vorüberfahrende Droschke und fuhr eilig auf den Trödelmarkt. Dort fand er bald einen Käufer, dem er die Hündin für einen halben Silberrubel überließ – unter der Bedingung, daß sie wenigstens acht Tage angebunden bliebe. Darauf kehrte er augenblicklich zurück, verließ aber die Droschke, ehe er das Haus erreichte, umging den Hof und sprang aus einem Hintergäßchen über die Planke; den vorderen Eingang für Fußgänger vermied er aus Furcht, Garassim zu begegnen. Seine Furcht war übrigens ganz unnütz: Garassim war schon nicht mehr auf dem Hofe. Aus dem Hause tretend vermißte er Mumu sogleich; er konnte sich nicht erinnern, daß sie je seine Rückkehr nicht abgewartet hätte, lief überall herum, um sie zu suchen, rief sie auf seine Weise, eilte in sein Kämmerchen, auf den Heuboden, sprang hinaus auf die Straße – hierhin, dorthin . . . Umsonst! . . . Mumu war verloren. Er wandte sich an das Hausgesinde, erkundigte sich durch wahrhaft verzweifelte Zeichen nach seinem Hündchen, hielt die Hand eine halbe Elle von der Erde und zeichnete die Umrisse in die Luft . . . Einige wußten wirklich nicht, was aus Mumu geworden und schüttelten den Kopf. Andere wußten es und lächelten statt aller Antwort; der Haushofmeister aber nahm eine äußerst würdevolle Miene an und fing an die Kutscher zu schelten. Da lief Garassim zum Thor hinaus . . .

Es dämmerte schon, als er zurückkam. Nach seinem erschöpften Aussehen, dem unsicheren Gang, der bestaubten Kleidung zu urtheilen, konnte er halb Moskau durchlaufen sein. Vor den herrschaftlichen Fenstern blieb er stehen, warf einen Blick auf die Freitreppe, wo sieben Leute beisammen standen, wandte sich ab und brüllte noch ein Mal: »Mumu!« – Mumu antwortete nicht. Er ging. Die Leute sahen ihm nach, aber Niemand lächelte, Niemand sagte ein Wort . . . Der neugierige Vorreiter Antipka erzählte am folgenden Morgen in der Küche, der Taubstumme habe die ganze Nacht hindurch gestöhnt.

Den ganzen nächsten Tag ließ Garassim sich nicht sehen, so daß statt seiner der Kutscher Potap nach Wasser fahren mußte, womit der Kutscher Potap höchst unzufrieden war. Die Barynja fragte Gawrilo, ob ihr Befehl vollführt sei. Gawrilo entgegnete, er sei vollführt. Am andern Morgen verließ Garassim sein Stübchen und machte sich an die Arbeit. Er stellte sich zum Mittagessen ein, aß und ging, ohne Jemand zu grüßen. Seine Züge, ohnehin schon ohne Leben, wie bei allen Taubstummen, sahen aus wie versteinert. Nach dem Essen ging er wieder von Hause fort, blieb aber nicht lange aus und stieg dann auf den Heuboden. Eine klare, mondhelle Nacht brach herein. Schwer seufzend und sich unaufhörlich hin- und herwerfend lag Garassim da. Plötzlich war es ihm, als zupfe ihn Jemand am Rock; sein ganzer Körper erbebte, doch erhob er den Kopf nicht und kniff sogar die Augen zu. Aber es zupfte ihn wieder, stärker als das erste Mal; er sprang auf – vor ihm sprang Mumu herum mit einem abgerissenen Strick am Halse. Ein lang gedehnter Freudenschrei entrang sich seiner stimmlosen Brust; er ergriff Mumu, drückte sie in seine Arme; mit Blitzesschnelle beleckte sie ihm Nase, Augen und Bart. Eine Weile stand er sinnend da, kletterte dann vorsichtig von dem Heuboden herunter, spähete um sich und kam glücklich in sein Stübchen, nachdem er sich überzeugt, daß Niemand ihn sehen konnte. Garassim hatte wohl gemerkt, daß die Hündin nicht durch eigenes Verirren, sondern auf Befehl der Gebieterin fortgekommen war; das Gesinde hatte ihm durch Zeichen zu verstehen gegeben, wie unfreundlich seine Mumu gegen sie gewesen, und er beschloß danach seine Maßregeln zu nehmen. Zuerst gab er Mumu ein Brödchen, streichelte sie, machte ihr Lager zurecht, und fing dann zu grübeln an und grübelte die ganze lange Nacht, wie er sie am besten verbergen könnte. Die Oeffnung in der Thür verstopfte er mit seinem alten Kittel und war mit Tagesanbruch schon auf dem Hof, als sei nichts vorgefallen; sogar den kummervollen Ausdruck seines Gesichtes behielt er bei. Unschuldige List! – Dem armen Taubstummen konnte es nicht in den Sinn kommen, daß Mumu sich durch ihr Winseln verrathen würde. In der That wußte bald jeder im Hause, des Stummen Hund sei wieder da und sitze eingesperrt in seinem Stübchen, aber aus Mitleid mit dem Menschen und dem Thiere, theilweise vielleicht auch aus Furcht vor dem Manne, ließ man ihn nicht merken, daß sein Geheimniß entdeckt sei. Der Haushofmeister allein kraute sich hinter den Ohren, ließ aber die Sache gehen. »Nun, in Gottes Namen, vielleicht erfährt die Barynja nichts davon.« Dafür war aber auch der Taubstumme nie so fleißig, als an jenem Tage: er putzte und kratzte den ganzen Hof, ließ kein Grashälmchen stehen, riß alle Pfähle aus dem Zaun des Gärtchens, um sich von ihrer Festigkeit zu überzeugen und schlug sie eigenhändig wieder ein – kurz, er war so eifrig und geschäftig, daß es sogar der Herrin auffiel. Im Laufe des Tages schlich sich Garassim ein paar Mal zu seiner Gefangenen; mit Anbruch der Nacht aber legte er sich zu ihr in sein Stübchen, nicht auf den Heuboden, und erst eine Stunde nach Mitternacht führte er sie hinaus in die frische Luft. Nach einem ziemlich langen Spaziergange auf dem Hofe schickte er sich eben zur Rückkehr an, als hinter der Planke, nach dem Quergäßchen zu, sich ein Geräusch hören ließ. Mumu spitzte die Ohren, knurrte, näherte sich der Planke, schnupperte und brach in ein helles durchdringendes Bellen aus. Ein Betrunkener war auf den Gedanken gekommen, sich dort für die Nacht einzunisten.

 

Zu derselben Zeit war die Barynja eben erst nach einer anhaltenden »nervösen Aufregung« eingeschlummert; diese Aufregungen stellten sich bei ihr immer nach einem allzu reichlichen Abendessen ein. Das plötzliche Bellen weckte sie aus dem Schlafe; sie bekam Herzklopfen und der Athem ging ihr aus. »Mädchen! Mädchen!« stöhnte sie; »Mädchen!« Die erschrockenen Mädchen stürzten zu ihr in das Schlafzimmer. »Ach, ach! ich sterbe!« stammelte sie, indem sie schwermüthig mit den Händen herumfuhr. – »Schon wieder dieser Hund . . . dieser Hund! Schickt zum Arzt! man will mich umbringen . . . Dieser Hund, und immer dieser Hund! Ach!« – Und sie warf den Kopf zurück, was eine Ohnmacht bedeuten sollte. Man eilte nach dem Doktor, das heißt nach dem Hausarzt Chariton. Dieser Arzt, dessen ganze Kunst darin bestand, daß er Stiefel mit weichen Sohlen trug, sehr zart den Puls zu befühlen wußte, von vierundzwanzig Stunden vierzehn verschlief und die übrige Zeit immer seufzte und der Barynja fortwährend Kirschlorbeertropfen eingab – dieser Arzt erschien augenblicklich, räucherte mit gebrannten Federn, und als die Herrin die Augen aufschlug, reichte er ihr auf einem silbernen Teller ein Gläschen mit den bewährten Tropfen. Sie nahm davon ein, fing aber gleich wieder mit weinerlicher Stimme anzuklagen – über den Hund, über Gawrilo, über ihr Schicksal, daß sie , die arme alte Frau von aller Welt verlassen sei, Niemand Mitleid mit ihr habe, Jeder ihren Tod wolle. Unterdeß fuhr die unglückliche Mumu fort zu bellen, und Garassim suchte vergebens sie von der Planke wegzulocken. »Da . . . da. . . schon wieder« . . . stammelte sie und verdrehte von neuem die Augen. Der Arzt flüsterte einem Mädchen etwas zu, dieses stürzte in's Vorzimmer und rüttelte Stephan wach; der lief hinaus, um Gawrilo zu wecken, und Gawrilo brachte in der ersten Hitze das ganze Haus auf die Beine.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»