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Mumu

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Mumu
Mumu
Аудиокнига
Читает Richard Williams
99 
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Garassim hatte einen tiefen Abscheu vor Trunkenbolden; wenn er vor der Thüre des Hotels saß, wandte er jedesmal den Kopf mit lebhafter Entrüstung ab, wenn ein Betrunkener, die Kappe auf einem Ohr, vorbeistolperte. Nach dieser Beobachtung ließ die erfindungsreiche Versammlung Tatianen durch den Haushofmeister auffordern, vor Garassim Gang und Haltung einer Betrunkenen anzunehmen. Das arme Mädchen weigerte sich lange, dieses grausame Spiel zu spielen, endlich aber fügte sie sich, da sie einsah, daß es kein anderes Mittel gebe, sich von ihrem Anbeter zu befreien. Sie ging aus, um ihr Unternehmen durchzuführen, und man befreite Klimof aus seiner Haft, den die Sache doch auch einigermaßen anging. Alle Blicke waren auf Garassim geheftet, aus allen Winkeln, hinter allen Fenstervorhängen spähte man nach ihm, der auf einen Pfosten an der Hausthüre saß, mit seiner Schaufel vor sich. Die List gelang vollständig.

Als er Tatjana bemerkte, nickte er freundlich und ließ sein gewöhnliches Glucksen vernehmen; dann warf er seine Schaufel bei Seite, näherte sich dem Mädchen, sah ihr scharf in die Augen, daß sie erschreckt noch mehr wankte und die Augen schloß. Darauf nahm er sie beim Arm, zog sie mit sich über den Hof in das Zimmer, wo die Gesellschaft versammelt war, und warf sie an Klimof's Seite. Die arme Tatjana war halb todt vor Angst. Garassim beobachtete sie eine Weile still, machte ein Zeichen des Abschieds mit der Hand, als wollte er sagen: Alles ist verloren, grinste und ging mit schweren Schritten zurück in seine Zelle. Dort blieb er über vier und zwanzig Stunden eingeschlossen. Der Kutscher erzählte, daß er an der Thüre gewesen sei, um ihn durch eine Spalte zu beobachten; er habe ihn, die Hände vor dem Gesicht, auf seinem Bett sitzen und den Kopf zurückgebeugt sich hin- und herschaukeln sehen, wie es die Fuhrleute und Schiffsleute thun, wenn sie eine ihrer schwermüthigen Volksweisen anstimmen.

Bei diesem Anblick war der Kutscher, von Schauder erfaßt, weggegangen.

Andern Tags, als Garassim aus seiner Kammer kam, konnte man keine Veränderung an ihm bemerken , als daß sein Gesicht noch finsterer schien. Allein er schenkte weder Klimof noch Tatiana die geringste Aufmerksamkeit.

Abends stellten sich die beiden Verlobten ihrer Herrin vor, ihr der Sitte gemäß zwei Gänse, welche sie unter dem Arm trugen, überreichend. In der darauf folgenden Woche wurde die Hochzeit gefeiert. Am Heichzeitstage selbst ändert sich Garassim's Benehmen in nichts; nur kam er vom Fluß zurück, ohne einen Tropfen Wasser mitzubringen, da er auf dem Wege sein Faß zerschlagen hatte. Bei einbrechender Nacht ging er in den Stall und rieb und striegelte sein Pferd mit solcher Gewalt, daß das elende Thier, von dieser eisernen Hand so arg geschüttelt, sich kaum auf den Beinen halten konnte.

Das geschah im Frühjahr. Ein Jahr noch verfloß, ein Jahr, während welchem die Leidenschaft des unverbesserlichen Klimof zu geistigen Getränken dergestalt zunahm, daß er verurtheilt wurde, das Haus zu verlassen und mit seiner Frau in eine der entferntesten Besitzungen der Barynja zu ziehen. Zuerst machte er viel Prahlereien und sprach in sehr ausgelassenem Ton über seine Verbannung. Er versicherte, daß, wenn man ihn selbst in jene fernen Gegenden schickte, wo die Bäuerinnen, nachdem sie ihre Wäsche gewaschen, diese an der Schneelinie aufhängen und die Waschschlägel auf die Wolken legen, so würde er doch nicht den Kopf verlieren; bald aber wurde er doch sehr kleinmüthig und klagte besonders darüber, künftig in einem Dorfe zwischen lauter ungehobelten Bauern leben zu sollen, er, der sich als etwas ganz Besonders betrachtete. Er verfiel am Ende in einen solchen Zustand von Hinfälligkeit, daß er nicht mehr die Kraft hatte, seine Mütze aufzusetzen, welche ihm eine mitleidige Seele bis über die Augen zog.

Im Augenblick, wo der Wagen, welcher diesen verkannten Künstler fortbringen sollte, zum Abfahren bereitstand, wo der Kutscher seine Zügel faßte und nur auf die letzten üblichen Worten: »Gott schütze euch!« wartete, um auf seine Pferde loszupeitschen, kam Garassim aus seiner Kammer, näherte sich Tatiana und übergab ihr ein dunkelrothbaumwollenes Tuch, welches er ein Jahr vorher für sie gekauft hatte. Tatiana, die bis dahin alle Widerwärtigkeiten des Lebens mit großem Gleichmuth ertragen hätte, wurde dergestalt gerührt von diesem letzten Beweis der Zuneigung, daß sie in Thränen zerfloß und dreimal den großmüthigen Thürhüter küßte. Er wollte sie bis zum Schlagbaum geleiten und ging neben ihrer Telega her, indeß plötzlich blieb er stehen, machte derjenigen, welche er geliebt, mit der Hand ein Zeichen des Lebewohls und wandte sich dem Flusse zu.

Es war Abend, er ging mit langsamen Schritten vorwärts, den Blick auf die Fluten der Moskwa geheftet . . . plötzlich bemerkte er in der Dunkelheit etwas wie ein lebendes Wesen, welches sich aus dem Schlamm des Ufers herauszuarbeiten suchte.

Er ging darauf zu und nahm einen kleinen, weißen, schwarzgefleckten Hund wahr, welcher, an all seinen armen Gliederchen zitternd, sich herauszukrabbeln suchte, ausglitt und trotz seiner Anstrengungen nicht aus dem Wasser kommen konnte. Garassim streckte die Hand aus, nahm ihn, barg ihn an seiner Brust, und eilte rasch zurück in seine Wohnung. In seinem Zimmer angekommen, legte er das leidende Thier auf sein Bett, wickelte es in seine schwere Decke, lief dann in den Stall, um ein Bündel Stroh, und in die Küche, um eine Tasse Milch zu holen. Als er zurückkam, breitete er das Stroh unter seinem Bette aus, dann bot er die Milch dem armen, von ihm geretteten Thier an. Es war eine nicht mehr als drei Wochen alte Hündin, deren Augen sich kaum geöffnet hatten, und die vor Schwäche nicht im Stande war, eine Bewegung zu machen, um das neben ihr stehende Getränk zu lecken. Garassim nahm sie sachte beim Kopf, tauchte ihre Schnauze m die Milch, worauf sie mit solcher Begier trank, daß sie in einem fortschnaubte und sich verschluckte. Der wackere Thürhüter beobachtete sie auf's aufmerksamste und sein Gesicht erheiterte sich; die ganze Nacht war er mit ihr beschäftigt; er wischte sie sorgfältig ab, wickelte sie wieder ein, dann endlich verfiel er neben ihr in einen friedlichen Schlummer.

Keine Mutter kann mehr Sorgfalt für ihre Kinder haben, als Garassim für dies arme Geschöpf hatte. Einige Zeit sah die Hündin sehr schlecht aus, sie war nicht allein kraftlos, sondern auch sehr häßlich. Nach und nach, Dank der aufmerksamen Sorge ihres Retters, entwickelte sie sich und gewann ein ganz anderes Aussehen. Es war eine Hündin von spanischer Race mit langen Ohren, buschigem Schweif, welcher sich trompetenartig hob, und ausdrucksvollen Augen. Sie hing ihrem Wohlthäter mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit an und folgte ihm wedelnd auf Schritt und Tritt. Er wollte ihr einen Namen geben und er wußte, wie alle Stummen daß er die Aufmerksamkeit durch die unartikulirten Laute, welche seinen Lippen entfuhren, auf sich zog, und so lallte er die beiden Silben »Mumu.«

Die Hündin begriff, daß dieser Name ihr galt; die Leute des Hauses nannten sie »Mumu.« Sie zeigte sich Allen folgsam und zärtlich, doch liebte sie nur Garassim, und dieser seinerseits liebte sie ganz außerordentlich. Er liebte sie so sehr, daß er es nicht ohne Widerspruch sehen konnte, wenn sich die andern Dienstboten mit ihr beschäftigten, sei es nun, daß er fürchtete, man thäte ihr ein Leid, oder daß er eifersüchtig auf ihre Zuneigung war.

Jeden Morgen weckte ihn Mumu, an dem Saume seines Schafpelzes ziehend, führte ihm das alte Zugpferd, mit dem sie in gutem Einvernehmen lebte, nach, dann begab sie sich mit ihm an den Fluß, bewachte ihm Besen und Schaufel und erlaubte nicht, daß man sich seinem Zimmer nähere.

Er hatte ihr eine Oeffnung in der Thür seines Verschlags angebracht; sobald Mumu hier durchgeschlüpft war, sprang sie lustig auf das Bett, als ob sie begriffe, daß sie die wahre Herrin der Wohnung sei.

Nachts schlief sie nicht gerade in einem fort, aber sie bellte nicht, wie die abgeschmackten Hunde, welche sich auf ihre Hinterpfoten setzend und die Schnauze in die Luft streckend dreimal hintereinander aus Langeweile die Sterne anbellen. Nein, Mumu erhob ihre feine Stimme nur, wenn sich ein Fremder der Thüre des Hotels näherte, oder wenn sie irgend ein ungewöhnliches Geräusch vernahm. Mit einem Wort, sie war eine verständige Wächterin. Im Hof war ein anderer Hund, ein altes Thier mit gelbem Haar und falben Flecken. Allein da er die ganze Nacht angekettet war, blieb er gleichgültig im Hundehaus liegen, und wenn er sich dann und wann bewegte und bellte, so schwieg er doch bald wieder, die Ohnmacht und Nutzlosigkeit seines Bellens einsehend.

Als demüthiger Schützling eines Dieners untersten Ranges drang Mumu niemals in das Innere des Herrenhauses. Wenn Garassim Holz in die Gemächer trug, so wartete sie an der Thür mit gespitzten Ohren, den Kopf bald rechts, bald links drehend und bei dem geringsten Geräusch auffahrend.

So verging ein Jahr. Garassim erfüllte regelmäßig seine Pflichten und schien sehr zufrieden mit seinem Schicksal, als ihm plötzlich etwas ganz Unerwartetes begegnete.

Eines schönen Morgens ging die Barynja mit den Gesellschafterinnen in ihrem Salon auf und ab. Sie war an diesem Tage in glücklicher Gemüthsstimmung, lachte und scherzte, und ihre unterwürfigen Begleiterinnen lachten ebenfalls, aber nicht ohne Furcht. Sie sahen ihre launenhafte Gebieterin nicht gern in diesem Zustande von Fröhlichkeit; denn wenn sie ein so guter Humor überkam, so wollte sie, daß Jeder, der um sie war, lachenden Gesichts und heiteren Geistes sei. Dann waren diese Anfälle von Frohsinn niemals von langer Dauer, sondern sie verwandelten sich bald wieder in tiefe Traurigkeit. Allein in diesem Augenblick lachte, wie schon gesagt, Alles. Morgens hatte sie ihrer Gewohnheit gemäß die Karten gelegt und gleich' auf den ersten Schlag in ihrem Spiel vier Buben gezogen; vortreffliche Wahrsager. Ihr Thee war ihr darnach sehr schmackhaft erschienen, so schmackhaft, daß sie die Magd, welche ihn bereitet, durch ein mündliches Lob und zehn Kopeken Silber belohnte.

 

So erging sie sich auf's heiterste in ihrem Salon, ein Lächeln des Glücks auf ihren welken Lippen. Sie näherte sich dem Fenster, welches nach einem kleinen Garten hinging, in welchem Mumu, unter einem Rosenbusch liegend, zierlich einen Knochen zernagte. Die Barynja bemerkte sie und rief:

»Wem gehört dieser Hund?«

Die Gesellschafterin, an welche sie sich gewendet, war verlegen, wie ein Untergebener, der seinen Vorgesetzten nicht recht versteht.

»Ich weiß nicht,« murmelte sie, . . »ich glaube, daß er dem Taubstummen gehört.«

»Aber wahrhaftig,« begann von Neuem die Barynja, »das ist ja ein reizendes Thierchen! . . . Lassen Sie es mir hereinbringen! Besitzt er es denn schon lange? Wie kommt es, daß ich es noch gar nicht bemerkt habe? Ich will es sehen!«

Die Gesellschafterin schoß in das Vorzimmer.

»Stephan,« sagte sie zu einem Lakaien, »Stephan, bring schnell Mumu her, sie ist im Garten.«

»Ah, man nennt ihn »Mumu,«« sagte die alte Wittwe. »Das ist ein hübscher Name.«

»Ja sehr hübsch,« erwiderte die gefällige Gesellschaftsdame, »Stephan, schnell, schnell!« Stephan eilte in den Garten und griff nach Mumu; indeß die behende Hündin entwischte ihm und flüchtete zu ihrem Herrn, welcher im Augenblick damit beschäftigt war, seine Tonne auszuleeren, welche er umdrehte, als wäre es eine Kindertrommel. Stephan folgte der Hündin und versuchte von Neuem, sie zu fassen, aber wieder entglitt sie seinen Händen.

Garassim sah lächelnd dem Manöver zu; der Lakai, seiner vergeblichen Bemühungen überdrüssig, machte ihm durch Zeichen begreiflich, daß seine Herrin das behende Thier zu sehen wünsche.

Dieses Begehren schien Garassim zu beunruhigen. Indeß er konnte nichts dagegen einwenden. Er nahm Mumu und übergab sie Stephan, welcher sich beeilte, sie auf den Fußboden des Salons niederzusetzen. Die Barynja lockte sie mit einschmeichelnder Stimme zu sich; aber das arme Thier, welches niemals den Fuß in so schimmernde Gemächer gesetzt hatte, fühlte sich abgeschreckt und versuchte davon zu schleichen. Durch den unterwürfigen Stephan zurückgestoßen, taumelte es zitternd gegen die Wand.

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