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Mumu

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Mumu
Mumu
Аудиокнига
Читает Richard Williams
99 
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Garassim wandte sich um und sah die an den Fenstern vorüberhuschenden Lichter und Schatten; sein Herz ahnte Unglück, er nahm Mumu unter den Arm, lief in sein Stübchen und schloß sich ein. Einige Augenblicke später rüttelten fünf Leute an seiner Thür, ließen aber davon ab, als sie den Widerstand des Riegels spürten. Gawrilo rannte über Hals und Kopf herbei, befahl Allen bis zum Morgen da zu bleiben und zu wachen, und eilte dann selbst in das Mägdezimmer, um durch die älteste Gesellschafterin Lubow Lubimowna, mit welcher er gemeinschaftlich Thee, Zucker und sonstige Lebensmittel stahl und verrechnete, der Herrin melden zu lassen: der Hund sei unglücklicher Weise, der Himmel wisse von wo, wieder gekommen, morgen aber solle er nicht mehr am Leben sein; die Herrin möchte die Gnade haben, den Aerger fahren zu lassen, und sich zu beruhigen. Die Herrin wäre aber wahrscheinlich nicht so bald zur Ruhe gekommen, hätte der Arzt ihr nicht in der Eile, statt zwölf, ganze vierzig Tropfen eingegeben; der Kirschlorbeer bewährte seine Kraft – in einer Viertelstunde schlief sie tief und friedlich ein. Garassim aber lag bleich auf seinem Lager und drückte Mumu fest die Schnauze zu.

Am folgenden Morgen erwachte die Barynja ziemlich spät. Gawrilo wartete ihr Erwachen ab, ehe er den Befehl zu einem entscheidenden Angriff auf Garassim's Zufluchtsort gab; für sich selbst bereitete er sich auf ein heftiges Gewitter vor. Aber das Gewitter blieb aus. Im Bette liegend ließ die gnädige Frau ihre älteste Gesellschafterin zu sich rufen.

»Lubow Lubimowna,« begann sie mit leiser und schwacher Stimme – sie nahm bisweilen gern die Miene einer verfolgten und verwaisten Dulderin an, wobei denn natürlich allen Leuten im Hause unheimlich zu Muthe wurde – »Lubow Lubimowna, Sie sehen meine Lage; gehen Sie zu Gawrilo Andréitsch, mein Herzchen, und sprechen Sie mit ihm; sollte wirklich ein elender Hund ihm theurer sein als die Ruhe, ja als das Leben seiner Gebieterin? Es wäre mir unlieb, das zu glauben, fügte sie mit einem Ausdruck tiefen Gefühls hinzu; gehen Sie, mein Herzchen, sein Sie so gut, gehen Sie zu Gawrilo.«

Lubow Lubimowna eilte in Gawrilo's Zimmer. Wovon sie miteinander gesprochen, ist unbekannt; aber kurze Zeit darauf bewegte sich ein ganzer Haufen Leute über den Hof, in der Richtung nach Garassim's Stübchen. Voraus schritt Gawrilo, die Hand an der Mütze haltend, obgleich es nicht windig war; neben ihm gingen Diener und Köche; Onkel Chwost sah aus dem Fenster und leitete das Ganze, d.h. er machte verschiedene Bewegungen mit den Händen; hinter allen her sprangen und lärmten Buben, von denen die Hälfte fremd herzugelaufen war. Auf der schmalen Treppe, die zu dem Stübchen führte, saß ein Wächter; an der Thür standen zwei andere mit Stöcken. Man stieg die Treppe hinauf und nahm die ganze Länge derselben ein. Gawrilo trat an die Thür, pochte mit der Faust daran und rief:

»Oeffne!«

Ein ersticktes Bellen ließ sich hören; aber es erfolgte keine Antwort.

»Hörst Du, Du sollst öffnen!« wiederholte er.

»Aber, Gawrilo Andréitsch,« bemerkte von unten Stephan, »er ist ja taub, er hört nicht.«

Alle lachten.

»Was ist da zu thun?« entgegnete von oben Gawrilo.

»Er hat da ein Loch in der Thüre,« rief Stephan. – »Bohrt mit dem Stocke darin herum.«

Gawrilo bückte sich.

»Er hat es mit einem Kittel verstopft, das Loch.«

»Nun, so stoßt den Kittel hinein.«

Wieder ertönte ein dumpfes Bellen.

»Hört, hört, sie verräth sich selbst,« bemerkten Einige in der Menge und ein neues Gelächter erhob sich.

Gawrilo kraute sich hinter dem Ohr.

»Nein, Bruder«, sagte er endlich; »stoße du selbst den Kittel hinein, wenn du willst.«

»Ei gewiß! Recht gern.«

Und Stephan kletterte hinauf, ergriff einen Stock, stieß diesen nach innen und stach in der Oeffnung herum mit dem Rufe:

»Komm heraus! komm heraus!« Er bohrte noch mit dem Stock, als die Thüre des Stübchens plötzlich aufsprang. Der ganze Troß stob sogleich über Hals und Kopf die Treppe hinunter, Gawrilo Allen voran. Onkel Chwost machte sein Fenster zu.

Na, na, na, na, schrie Gawrilo unten im Hof; warte nur! Ich will dich . . .

Garassim stand regungslos auf der Schwelle. Das Gesinde versammelte sich unten an der Treppe. Garassim sah von oben auf all diese kleinen Leutchen in Röcken herab, und stemmte die Hände leicht in die Seiten; in seinem rothen Bauernhemde erschien er wie ein Riese ihnen gegenüber. Gawrilo that einen Schritt vorwärts.

»Hör, Bruder,« sagte er, untersteh Dich nicht« . . . Und er fing an, ihm durch Zeichen verständlich zu machen, daß die Herrin unwiderruflich ihm seinen Hund abverlange: auf der Stelle sollst Du ihn herausgeben, sonst geht es Dir schlecht.

Garassim sah ihn an, zeigte auf den Hund, machte an seinem eigenen Halse das Zeichen des Anziehens einer Schlinge, und sah dem Haushofmeister mit forschender Miene in's Gesicht.

»Jawohl,« antwortete dieser, mit dem Kopfe nickend: »ja, unbedingt.«

Garassim schlug die Augen nieder, dann plötzlich raffte er sich auf, zeigte wieder auf Mumu, welche die ganze Zeit unschuldig mit dem Schwänze wedelnd und neugierig die Ohren hin und her bewegend, neben ihm gestanden, wiederholte das Zeichen des Erdrosselns an seinem eigenen Halse, und schlug sich bedeutungsvoll an die Brust, als wollte er betheuern, daß er es selbst übernehme, Mumu aus der Welt zu schaffen.

»Aber du wirst mich hintergehen,« sagten als Antwort Gawrilo's Winke und Mienen.

Garassim blickte ihn an, lächelte verächtlich, schlug sich noch ein Mal auf die Brust und warf die Thür zu.

Die Leute sahen einander schweigend an.

»Was soll das bedeuten?« begann Gawrilo. »Er hat sich eingeschlossen?«

»Laßt ihn, Gawrilo Andréitsch,« entgegnete Stephan: »was der versprochen hat, geschieht gewiß. Er ist einmal so – was er verspricht, ist sicher. Darin ist er nicht wie unser einer. Was wahr ist, bleibt wahr. So ist's.

»Jawohl, wiederholten Alle und schüttelten die Köpfe. So ist es. Ja!«

Onkel Chwost öffnete sein Fenster und sagte auch: »Ja!«

»Nun, meinethalben, wir wollen sehen,« erwiderte Gawrilo; »aber die Wache darf nicht fort. Heda, Jeroschka!« fügte er hinzu und wandte sich an einen bleichen Burschen in einer gelben Nankinjacke, der für den Gärtner galt: »Du hast nichts zu thun. Nimm einen Stock und sitze hier – und sowie etwas vorfällt, eilst Du gleich zu mir!«

Jeroschka nahm einen Stock und setzte sich auf die unterste Stufe der Treppe. Die Menge verlief sich, einige Neugierige und die Buben ausgenommen, Gawrilo aber ging in seine Wohnung und ließ durch Lubow Lubimowna der Gebieterin berichten, alles sei vollstreckt; seinerseits schickte er für alle Fälle den Vorreiter zu dem Gerichtsboten. Die Barynja schlang einen Knoten in ihr Taschentuch, goß darauf kölnisches Wasser, roch daran, rieb sich die Schläfe, nahm ihren Thee zu sich und schlief, noch unter dem Einfluß der Kirschlorbeertropfen, wieder ein.

Eine Stunde nach all diesem Tumult öffnete sich die Thür des Stäbchens und Garassim erschien. Er trug seinen Sonntagsrock und führte Mumu an einer Schnur. Jeroschka machte ihm Platz und ließ ihn vorbei. Garassim ging dem Hofthore zu. Die Buben und Alle, die auf dem Hofe waren, folgten ihm schweigend mit den Blicken. Er wandte sich nicht einmal um, und erst auf der Straße setzte er seine Mütze auf. Gawrilo schickte ihm den mehrerwähnten Jeroschka als Beobachter nach. Jeroschka sah von Weitem, daß er mit dem Hunde in ein Wirthshaus trat, und wartete bis er wieder herauskam.

In dem Wirthshaus kannte man Garassim und verstand seine Zeichen. Er verlangte eine Kohlsuppe mit Fleisch und setzte sich, die Arme auf den Tisch gestützt. Mumu stand neben seinem Stuhl und sah ihn ruhig mit ihren klugen Äuglein an. Ihr Fell glänzte nur so; man sah, daß sie vor Kurzem gekämmt worden war. Garassim's Suppe wurde gebracht. Er bröckelte Brod hinein, schnitt das Fleisch in kleine Stücke, und stellte den Teller auf den Fußboden. Mumu machte sich an die Mahlzeit mit gewohnter Zierlichkeit: die feine Schnauze berührte das Essen kaum. Garassim sah ihr lange zu; zwei schwere Thränen entrollten plötzlich seinen Augen: die eine fiel auf die ebene Stirn des Hündchens, die andere in die Suppe. Er bedeckte sein Gesicht mit der Hand. Mumu leerte den Teller zur Hälfte und entfernte sich dann, indem sie sich beleckte. Garassim stand auf, bezahlte die Suppe und ging hinaus, während der Kellner, der nicht recht wußte, was er von alledem denken sollte, ihm nachblickte. Als Jeroschka Garassim sah, sprang er hinter eine Ecke, ließ ihn vorüber, und folgte ihm dann wieder.

Garassim ging, ohne sich zu beeilen und ließ Mumu nicht von der Leine. An einer Straßenecke blieb er wie unschlüssig stehen, und schlug dann den Weg nach der sogenannten Krimmschen Furth ein. Unterwegs betrat er den Hof eines Hauses, an welches ein Flügel angebaut wurde, und trug von da zwei Backsteine unter dem Arm heraus. Von der Krimmschen Furth wandte er sich nach dem Ufer des Flusses, kam an einen Ort, wo an Pflöcke gebunden, zwei Boote mit ihren Rudern standen – er hatte sie schon früher bemerkt – und sprang mit Mumu in eins derselben. Ein hinkender Greis kam aus einer in der Ecke eines Gemüsegartens stehenden Hütte und schrie hinter ihm her. Garassim aber nickte nur mit dem Kopfe und ruderte mit solcher Kraft, daß er, obgleich es gegen die Strömung ging, in einem Augenblick schon mehrere hundert Schritt entfernt war. Der Greis stand eine Weile da, rieb sich den Rücken erst mit der linken, dann mit der rechten Hand, und hinkte in seine Hütte zurück.

Garassim aber ruderte fort und fort. Schon lag Moskau hinter ihm. Schon zogen sich, die Ufer entlang, Wiesen, Gärten, Ackerfelder, Gehölze hin; es zeigten sich Bauernhäuser. Landluft wehte ihn an. Er warf die Ruder bei Seite, senkte den Kopf zu Mumu hinab, die auf einem trockenen Querbrettchen vor ihm saß – der Boden stand unter Wasser – und blieb regungslos, die mächtigen Hände auf dem Rücken des Thieres gekreuzt, während die Strömung das Boot langsam zur Stadt zurücktrug. Endlich richtete Garassim sich auf, schlang mit krankhafter Eile, den Ausdruck tiefen Schmerzes im Gesicht, die Schnur um die mitgebrachten Steine, machte eine Schlinge hinein, warf sie Mumu um den Hals, erhob diese über das Wasser und blickte sie zum letzten Mal an. – Furchtlos und vertrauend sah sie zu ihm auf und wedelte leise. Er wandte sich ab, schloß die Augen und ließ sie los . . . Garassim hörte nichts, weder das jähe Winseln der fallenden Mumu, noch das schwere Aufschlagen des Wassers; für ihn war der geräuschvollste Tag laut und klanglos, wie es für uns auch nicht die stillste Nacht ist, und als er die Augen wieder öffnete, eilten wie zuvor, einander gleichsam jagend, kleine Wellen über den Fluß und umplätscherten wie zuvor beide Seiten des Bootes; nur fern hinten zogen weitgeschwungene Kreise noch dem Ufer zu.

 

Kaum hatte Jeroschka Garassim aus den Augen verloren, als er nach Hause zurückkehrte und Bericht erstattete über Alles, was er gesehen.

»Nun ja,« bemerkte Stephan: »er ertränkt sie. Auf d e n kann man sich verlassen, wenn er etwas verspricht.« . . .

Niemand sah Garassim im Laufe des Tages. Er kam zum Mittagstisch nicht nach Hause. Der Abend brach ein; alle waren zum Abendessen versammelt, nur er fehlte.

»Ein wunderlicher Kerl, dieser Garassim!« kreischte die dicke Wäscherin: »wie kann man mit einem Hunde so viel Wesens machen – Wahrhaftig!«

»Garassim ist ja hier gewesen,« rief plötzlich Stephan, indem er sich einen Löffel Grütze schöpfte.

»Wie? Wann?«

»Vor ein paar Stunden. Gewiß. Ich begegnete ihm an der Pforte; er ging wieder fort, zum Hof hinaus. Ich hatte Lust, ihn des Hundes wegen zu befragen, aber er schien übler Laune zu sein. Er stieß mich von sich; wollte mich wohl nur loswerden – versetzte mir aber einen so ungewöhnlichen Puff in's Rückgrat, daß mir noch graust, wahrhaftig!« Und unwillkürlich lächelnd krümmte sich Stephan zusammen und rieb sich den Rücken. »Ja,« fügte er hinzu, »eine gesegnete Faust hat er, da ist nichts zu sagen.

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